03.04.2019 Aufrufe

Die Wirtschaft Köln - Ausgabe 01 /2019

Mehr Wissen, besser entscheiden, erfolgreich unternehmen: Die Wirtschaft Köln bietet Ihnen mit exklusiven Einblicken in Branchen, Märkte und Betriebe sechs Mal jährlich einen spannenden Mix aus aktuellen Nachrichten der Kölner Wirtschaft, Unternehmensportraits und Interviews mit Entscheidern der Region.

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| Leben & Wissen<br />

AGIL WIRD MAN NICHT<br />

VON HEUTE AUF MORGEN<br />

Coach und Fachbuchautorin Bianca Fuhrmann ist Expertin für starke Führung<br />

Seit über zehn Jahren berät Bianca Fuhrmann Unternehmen und Führungskräfte.<br />

„Mein Unternehmen ist agil.“ Das klingt modern, hip und irgendwie auch frei. Der<br />

Begriff, der für flache Hierarchien und selbstständiges Arbeiten im Team steht, wird<br />

aktuell jedoch geradezu inflationär verwendet. Agilität ist kein Allheilmittel.<br />

Wer sein Unternehmen agil umstellen will, sollte dies genauestens vorbereiten.<br />

w sprach mit der <strong>Köln</strong>er Ingenieurin, Business-Coach und Fachbuchautorin<br />

Bianca Fuhrmann über agile Unternehmen und welche Voraussetzungen dazu<br />

geschaffen werden müssen.<br />

w: Frau Fuhrmann, der<br />

Begriff Agilität kommt ursprünglich aus<br />

der Softwareentwicklung und ist gar nicht<br />

so neu, wie es den Eindruck erweckt. Was<br />

versteht man darunter eigentlich genau?<br />

Bianca Fuhrmann: In der Tat ist der Begriff<br />

der Agilität schon mehrere Jahrzehnte alt.<br />

Wenn man sich ihm in seiner eigentlichen<br />

Bedeutung nähert, so lässt er sich mit flexibel,<br />

schnell, einfach, reaktionsfähig umschreiben.<br />

All das müssen Unternehmen<br />

von jeher leisten. Sie müssen sich flexibel<br />

dem Markt anpassen, schnell auf Veränderungen<br />

reagieren, sonst haben sie unter<br />

Umständen verloren.<br />

w: Klingt so, als sei Agilität<br />

für jedes Unternehmen die richtige Strategieausrichtung.<br />

Bianca Fuhrmann: Das würde ich so nicht<br />

unterstreichen. In erster Linie kommt es<br />

auf die Branche an. Softwareunternehmen<br />

können zum Beispiel eher agil arbeiten, als<br />

es Banken oder Krankenhäuser können.<br />

Grundsätzlich lassen sich relativ autarke<br />

Abteilungen in einem Unternehmen wie<br />

Forschung und Entwicklung eher agil umstellen.<br />

Im Controlling oder in der Rechtsabteilung<br />

wäre das absurd. Dort kann man<br />

nicht experimentieren.<br />

w: Welche Voraussetzungen<br />

müssen dazu im Unternehmen geschaffen<br />

werden?<br />

Bianca Fuhrmann: Zunächst sollten sich alle<br />

darüber klar werden, welche Ziele man<br />

mit einer solchen Umstellung verfolgt. Ich<br />

stelle oft in meinen Beratungen fest, dass<br />

die Ziele von Geschäftsführung und den<br />

Teams nicht übereinstimmen. Man kann<br />

nicht einfach sagen, so ab heute arbeiten<br />

wir agil, nun machen Sie mal. Es ist ein langer<br />

Prozess von bis zu zwei Jahren. Es muss<br />

ganz klar definiert werden, was ich mit der<br />

Umstellung erreichen will und welche Vorteile<br />

mein Unternehmen dadurch am Markt<br />

hat. Und ganz klar muss ich mich als Unternehmer<br />

fragen, welche Mitarbeiter ich dafür<br />

benötige. Nicht jeder Angestellte mag das<br />

agile Arbeiten. Es gibt wesentlich mehr Mitarbeiter,<br />

die klare Regeln und feste Strukturen<br />

benötigen und vor allem wünschen.<br />

Foto: Simone Scardovelli<br />

w: Welche Rolle kommt dabei<br />

der Führungskraft zu?<br />

Bianca Fuhrmann: Dem Teamleader kommt<br />

eine starke Führungsrolle zu. Schwache Führungskräfte<br />

werden einen solchen langwierigen<br />

Prozess nämlich nicht stemmen können.<br />

Stark führen heißt auch, den Mitarbeitern<br />

Freiheiten zuzugestehen, sich auf sie verlassen<br />

zu können, zu delegieren und eine Fehlerkultur<br />

zu etablieren. <strong>Die</strong> Führungskräfte<br />

sind die wichtigsten Mitarbeiter auf dem Weg<br />

zum agilen Unternehmen. Jemand, der von<br />

oben herab immer die Fäden in der Hand halten<br />

will, ist hier ehrlich gesagt fehl am Platz.<br />

w: Oft herrscht die Meinung<br />

vor, dass in agilen Teams gar nicht<br />

mehr geführt werden muss. Wie passt das<br />

nun mit einer starken Führung zusammen?<br />

Bianca Fuhrmann: Sehr gut, das eine funktioniert<br />

ohne das andere nicht. Schwache<br />

Führungskräfte können nicht damit umgehen,<br />

ihrem Team mehr Freiheiten zu überlassen.<br />

Es bedarf einer inneren Klarheit<br />

und Konsequenz, sein Team auf diesem<br />

Weg zu begleiten. Starke Führungskräfte<br />

haben eine Vision für ihre Arbeit und ihre<br />

Abteilung. Sie bringen den Funken der eigenen<br />

Begeisterung für das selbst gesetzte<br />

Ziel zum Überspringen und ziehen so motivierte<br />

Mitarbeiter magisch an. Aus der<br />

Vision entwickeln sie Teamziele und eine<br />

Umsetzungsroadmap. So geben sie ihrer<br />

Führungsarbeit eine Richtung, an der sich<br />

die Mitarbeiter jederzeit orientieren können,<br />

minimieren die Reibung im Team und<br />

verleihen der Arbeit einen Sinn.<br />

w: Warum ist eine Vision<br />

so wichtig?<br />

Bianca Fuhrmann: Wer eine Vision hat,<br />

hat Ziele. Darauf konsequent hinzuarbeiten<br />

verleiht der Arbeit Sinn. Sinnvoll arbeiten<br />

motiviert. Eine starke Führungskraft<br />

unterstützt ihr Team dabei, schenkt<br />

Vertrauen und fördert das Annehmen der<br />

Eigenverantwortung. Nur wenn die Mitarbeiter<br />

ihre Verantwortung angenommen<br />

haben, kann auch der nächste Schritt hin<br />

zu mehr Autonomie erfolgen. W<br />

Susanne Wächter<br />

56 www.diewirtschaft-koeln.de

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