Berliner Kurier 03.04.2019

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SPORT Reinhard Grindel ist als DFB-Präsident Geschichte –und der Rücktritt seine einzig richtige Entscheidung in den vergangenen drei Jahren! Der 57-Jährige war als oberster Boss des größten Sportverbandes der Welt überfordert. Und aufgrund zahlreicher Verfehlungen einfach nicht mehr tragbar. Als Nachfolger von Wolfgang Niersbach war der ehemalige Bundestagsabgeordneteund TV-Journalist angetreten, um den DFB nach der WM-Affäre 2006 zu sanieren. Stattdessen rannte er aber von Fettnäpfchen zu Fettnäpfchen. Ihm fehlte es außerdem an Moral und Transparenz. Auch ein klarer Kommunikationsstil war bei ihm nicht zu erkennen. Grindel gab sich bei Dienstantritt im April 2016 als „Mittler zwischen Basis und Spitze“ aus. Doch weder dort noch da hatte er Freunde. Hört man sich bei Mitarbeiterndes DFB nach Grindel um, fallen Worte wie „unsympathisch“ oder „überheblich“. Übrigens: Grindel bleibt dem Fußball erhalten. In den Exekutivkomitees der Fifa (noch vier Jahre) und der Uefa (noch zwei Jahre) sitzt er weiterhin, bleibt zudem Vorsitzender der Governance- und Compliance- Kommission des europäischen Verbandes. Die ist für den Kampfgegen Korruption zuständig. Wie absurd! Nachschussverpasst? www.berliner-kurier.de/ sport/nachschuss NACH- SCHUSS Fragen? Wünsche? Tipps? E-Mail: berlin.sport@dumont.de Von Patrick Berger Grindel wareinfach nicht mehr tragbar! TV-TIPPS ARD 20.15 -23.15 DFB-Pokal, Viertelfinale: Schalke-Bremen; anschl. Zusammenf.Bayern-Heidenheim EUROSPORT 14.30 -17.00 Rad: Quer durch Flandern, Eintagesrennen Frankfurt/Main – Es hat sich ausgegrindelt! Nach nicht einmal drei Jahren ist Reinhard Grindel (57) als DFB- Präsident zurückgetreten. Gestern, 14.22 Uhr, bestätigte der Fußball-Verband in einer Pressemitteilung das, was ohnehin zu erwarten war. Der KURIER erklärt, über welche Steine der Chaos-Präsident stolperte. Özil-Affäre: Unmittelbar nach den gemeinsamen Fotos von Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem umstrittenen türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan twitterte Grindel unüberlegt, dass sich die Fußballer für ein Wahlkampfmanöver hätten „missbrauchen lassen“. Damit befeuerte Grindel die Debatte, statt sie zu entschärfen. In seiner umfassenden Rücktrittserklärung warf Özil Grindel (sagte 2004 als CDU-Politiker im Bundestag, dass Multikulti nur eine Lebenslüge sei) Rassismus vor. Später gestand Grindel: „Ich hätte mich angesichts der rassistischen Angriffe deutlicher positionieren und vor Mesut Özil stellen müssen. Da hätte ich klare Worte finden sollen.“ Foto: Getty DasDFB-Beben Ex-Boss Grindel stolpert über sein eigenes Chaos Druck zu groß! Um 14.22 Uhr trat der Peinlich-Präsident zurück Lahm und Co. Dassind die Kandidaten Frankfurt/Main –Wie geht Rauball (72) und DFB-Vize es weiter nach dem Rücktritt Rainer Koch (60) geführt werden. Das gilt bis zum DFB- von Reinhard Grindel? Die Geschäfte des Verbandes sollen zunächst kommissarisch „Unser Ziel ist es jetzt, einen Bundestag am 27. September. von Ligapräsident Reinhard gemeinsamen Kandidaten von Philipp Lahm (l.) könnte Grindel als DFB-Bossbeerben. Korruptionsvorwürfe: Der „Spiegel“ deckte auf, dass Grindel als Aufsichtsratschef der DFB-Medien Verwaltungsgesellschaft mbH in den Jahren 2016 und 2017 insgesamt Zusatzeinkünfte in Höhe von 78000 Euro einstrich –und die nicht geltend machte. Zudem kam heraus, dass Grindel vor anderthalb Jahren zum Geburtstag eine Luxus-Uhr im Wert von 6000 Euro vom dubiosen ukrainischen Fußball- Oligarchen Grigori Surkis (wollte mit Pelzmänteln einst Schiris bestechen) geschenkt bekam –ein weiterer Verstoß Fotos: AFP.Getty (3) Schwer angeschlagen: Grindel am Montag bei der Eröffnung der „Hall of Fame“ in Dortmund. gegen die Compliance-Regeln, die ihm als Vorsitzender der Compliance-Kommission der Uefa eigentlich bekannt sein sollten. Grindel räumte gestern ein: „Ich entschuldige mich dafür, dass ich durch mein wenig vorbildliches Handeln in Zusammenhang mit der Annahme einer Uhr Vorurteile gegenüber haupt- oder ehrenamtlich Tätigen im Fußball bestätigt habe. Er sei „fassungslos“, dass ihm dieser Fehler unterlaufen sei, allerdings auch „traurig, dass ich wegen eines solchen Vorgangs öffentlich so dastehe“. Kommunikationsstil: Der CDU-Politiker führte einen Zick-Zack-Kurs. So kritisierte er Bundestrainer Joachim Löw für den Umgang mit Müller, Hummels und Boateng („Er hätte eine Pressekonferenz geben sollen“), um hinterher zurückzurudern: „Das ist keine Kritik.“ Außerdem hätte er selbst ja auch auf die Idee kommen können, eine solche Pressekonferenz anzuregen. Weiteres Beispiel für seinen unsouveränen Medien-Umgang: Er brach ein laufendes Interview mit der „Deutschen Welle“ wegen ihm missfallender Fragen ab. Patrick Berger DFB und DFL außerhalb des Präsidiums zu finden, der die Anliegen des Amateurfußballs ebenso im Blick hat wie den Spitzenfußball“, sagt Koch. Der KURIER nennt Kandidaten für den Präsi-Posten. Christoph Metzelder (38): Der Ex-Nationalspieler und Profi (Schalke, Dortmund, Real) ist TV-Experte, Inhaber einer Marketingagentur und Vorsitzender seines Oberliga- Heimatklubs TuS Haltern. Oliver Bierhoff (50): Der Sportdirektor der Nationalmannschaften könnte ein Kandidat sein. Lothar Matthäus (58): Als DFB-Ehrenspielführer und *** Rekordnationalspieler mit 150 Länderspielen hätte er eine besondere Strahlkraft. Philipp Lahm (35): Der Weltmeister hat einen tadellosen Ruf. Mit seinem Münchner Heimatklub FT Gern ist er tief verwurzelt –das kommt bei den Amateuren gut an. Beim Bundestag soll er ohnehin ins DFB-Präsidium gewählt werden. Er stellte jedoch auch klar, „überhaupt keine Ambitionen“ auf das Amt zu haben. Rauball, Koch und der gehandelte Generalsekretär Friedrich Curtius (43) sind im DFB-Präsidium und fallen deshalb weg. P. Berger
*** SEITE21 BERLINER KURIER, Mittwoch, 3. April 2019 Drin! Lasogga(3.v. l.) köpft den HSV mit dem 1:0 auf die Siegerstraße. Fotos: Getty Ohne Schmu, dafür mit Lasogga Ex-Herthaner bringt HSVmit Tore-Doppelpack ins Halbfinale Özil-Affäre Korruptionsvorwürfe Kommunikationsstil Im April 2016 übernahm Grindel als DFB-Boss. Zuvor warervon Oktober 2013 bis April 2016 Schatzmeister. Paderborn – Nichts ist im Pokal zwischen Paderborn und dem HSV wie 2004 mit Skandal-Schiri Robert Hoyzer und dem Beschiss am HSV. Diesmal geht’s beim 2:0 (0:0) der Hamburger ohne Schmu, dafür mit dem doppelten Lasogga. Es wäre auch zu blöd, würde sich die Geschichte wiederholen. Einmal nur fühlt es sich so an wie damals. Als Bakery Jatta von Christian Strohdieck im SCP- Strafraum weggeräumt wird, wollen die Hamburger Elfer. Doch Schiri Tobias Welz aus Wiesbaden winkt zurecht ab. „Ach“, sagt Paderborn-Trainer Steffen Baumgart, „da- 0:2 Augsburg –Erst am Ende ist es doch Pokal, was Augsburg und RB Leipzig bieten. Und erst gaaanz zum Schluss, als alle schon hundemüde sind, gibt es mit den Bullen doch einen 2:1 (1:1, 0:0)-Sieger. Elfmeterschießen ist angesagt. Eigentlich. Da gibt es doch einen Elfer. Aber einen Handelfer. Michael Gregoritsch, der Augsburger Angreifer, springt im eigenen Strafraum hoch und spielt die Kugel tatsächlich mit der Hand. Eine Nervenkiste, die Marcel Halstenberg, der Jung-Nationalspieler, ganz cool löst: Er knallt den Ball mit Schmackes ins linke Eck (120.+1). Zuvor ist die ganze Angelegenheit zäh wie Kleister. Nichts geht, bis Timo Werner mit einem Kontertor die Bullen fast schon ins Halbfinale zirkelt (74.). Aber wer da auch immer jubelt, hat die Rechnung ohne Augsburg- Joker Alfred Finnbogason gemacht, der, die Nachspielzeit ist eigentlich schon vorbei, mals waren doch die meisten Spieler gerade in der E-Jugend.“ Tatsächlich war es mit zwölf Jahren auch Pierre-Michel Lasogga, nur spielt der Ex-Herthaner für den HSV. Mit einem Doppelpack (54., 68.) bringt er sein Team ins Halbfinale, wo es seit zehn Jahren wieder steht. Besonders Lasogga, auf dessen Konto von den elf Pokaltoren der Hamburger in dieser Saison satte sechs kommen, ist happy. „Es ist ein außergewöhnlicher Abend“, sagt er, „weil es nicht alltäglich ist, ums Halbfinale zu spielen. Ich jedenfalls stehe das erste Mal dort.“ Außerdem möchte er, Unioner aufgemerkt, den Pokalschwung für die Zweite Liga nutzen: „Wenn wir so weiterspielen, steht dem Aufstieg nichts im Weg.“ Na dann. A.F. DFB-POKAL, VIERTELFINALE Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin WeitereTermine: Halbfinale: 23./24. April. Endspiel: 25. Mai im <strong>Berliner</strong> Olympiastadion Elfer vorm Elferschießen macht Leipzig froh 1:2 n. V. Bundesligagegen Bundesliga FC Augsburg-RB Leipzig • •••••••••••• n.V. 1:2 Schalke-Werder Bremen •••••• heute, 20.45 Bundesligagegen Zweite Liga FC Bayern-Heidenheim •••••••• heute, 18.30 Zweite Ligagegen Zweite Liga SC Paderborn-Hamburger SV •••••••••••• 0:2 das 1:1 schafft (90.+4) und den FCA wieder hoffen lässt. Bis Halstenberg mit einem Elfer die Bullen vorm Elferschießen jubeln lässt. R.K. Der Moment,der den FCAins Spiel bringt: Finnbogason schafft das 1:1. Foto: dpa
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