<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 81 · 6 ./7. April 2019 – S eite 36 * ························································································································································································································································································· Panorama LEUTE NACHRICHTEN MacKenzie Bezos trat gerade erst dem Kurznachrichtendienst Twitter bei. Dortfindet sich bislang nur ein einziger Tweet, genauer gesagt ein 416 mal 326 Pixel großes Bild, das ein in serifenloser Schrift verfasstes Statement zeigt. Dasallerdings hat es in sich und ist milliardenschwer. Also,festhalten, in der Nacht zum Freitag veröffentlichte die 48-Jährige das hier:„Ichbin dankbar,dass ich den Prozess der Auflösung meiner Ehe mit Jeff [Bezos, 55; d.Red.] im gegenseitigen Einvernehmen …beendet habe und freue mich auf die nächste Phase als gemeinsame Elternund Freunde.Ich bin froh, dass ich ihm alle meine Beteiligungen an der Washington Post und an Blue Origin sowie 75 Prozent unserer Amazon-Aktien und die Stimmrechtskontrolle meiner Aktien überlassen konnte …Ich bin dankbar für die Vergangenheit und freue mich auf das,was als nächstes kommt.“ Buchstabieren wir den monetären Aspekt dieses Statements aus: Nach einer 25-jährigen Ehe mit dem Amazon-Chef und der nun erfolgten Scheidung ist MacKenzie Bezosum 36 Milliarden Dollar (rund 32 Milliarden Euro)reicher und somit die viertreichste Frau derWelt. Jeff Bezos bleibt mit einem restlichen Vermögen von110 Milliarden Dollar reichster Mensch der Welt. Ausgesorgt. Teuerste Scheidung aller Zeiten: Jeff und MacKenzie Bezos. DPA/E. AGOSTINI Hilaria Baldwin (35) berichtet auf Instagram vonihrer fünften Schwangerschaft und der Angst, ihr ungeborenes Kind zu verlieren. DieEhefrau des Hollywood-Schauspielers Alec Baldwin (61) rechnet offenbar mit dem Schlimmsten: „Ich möchte mit euch teilen, dass ich höchstwahrscheinlich eine Fehlgeburtdurchmache“, schreibt sie zu einem Selfie, auf dem sie ihreHand schützend an ein kleines Bäuchlein hält. ZurBegründung ihrer Offenheit schreibt Baldwin: „Ich möchte einen Beitrag leisten, Fehlgeburten als etwas Normales anzusehen und nicht zu stigmatisieren.“ (schl./mit dpa, AFP) TIERE Ganz dicke: das Nashornbabyan der Seite von Mutter Rihanna. DPA Sage und schreibe eineinhalb Jahre hat die Schwangerschaft gedauert. DiearmeRihanna, das muss man an dieser Stelle schon mal mitfühlend anmerken dürfen. Anderthalb Jahre keinen Alkohol, keinen Rohmilchkäse und nicht schwer heben. Aber was soll man sagen –eshat doch all die Strapazen gelohnt, wenn man sich nun den Nachwuchs betrachtet. Allerliebst trabt das neue Breitmaulnashorn-Babydurch den Safari-Zoo bei TelAviv.Das kleine Dickhäuter- Mädchen kann bereits galoppieren und erforscht auch sonst recht munter schnüffelnd die Umgebung. Alles richtig gemacht, Rihanna! (avo.) Bis heute wird das Spaghetti-Eis bei Dario Fontanella von Hand hergestellt. Wichtig: Die Spätzlepresse muss schockgefroren werden, sonst gibt’snur Matsch. DPA (3) Wir schreiben den 6. April 1969, als der 17-jährige Dario Fontanella in der Eisdiele seines Vaters in Mannheim mit einer Spätzlepresse herumexperimentiert. Es die Geburtsstunde eines Klassikers, der noch heute tausendfach über die Tresen deutscher Eisdielen wandert: das Spaghetti-Eis. Fontanella ist der Eisherstellung bis heute treu geblieben –und auch sein Erfinderherzschlägt noch hoch. Herr Fontanella, wie kommt ein 17- jähriger Junge dazu, mit einer Spätzlepresse eine italienische Flagge aus Eiszugestalten? Die Idee entstand während eines Skirennens in Italien im Februar 1969. Damals bestellte ich in einer Pasticceria in Cortina d’Ampezzo das Dessert„Mont Blanc“ –ohne zu wissen, was das überhaupt ist. Ich bekam einen Berg brauner Schnüre aus Kastanienpüree,sehr luftig, sehr lecker. Was mich interessierte, war aber die Form. Diese Schnüre sahen so schön aus.Ich fragte in der Küche nach, wo mir eine Dame mitteilte, man habe das Püree einfach durch die Kartoffelpresse gejagt. Das musste ich unbedingt in der Eisdiele meines Vaters ausprobieren. Wo es dann sofortzum Hitwurde? Nein, so schnell ging es nicht. Der erste Versuch war meilenweit weg vom Spaghetti-Eis, wie wir es heute kennen. Ich sage immer, eswar wie bei Kolumbus,der Indien suchte und Amerika fand. Die bunten Eisnudeln aus Pistazie,Zitrone und Erdbeer fielen bei meinem Vater durch: Er habe noch nie bunte Spaghetti gesehen. Also probierte ich weiter mit Vanilleeis, experimentierte mit Himbeeren für eine Bolognesesauce – das gab kein schönes Bild. Schließlich ging ich über zu Erdbeerpüree und raspelte weiße Schokolade darüber –fertig war die Kreation. Es waren viele Schritte bis zum perfekten Produkt. Wie konnten Sie Ihren Vater in den Sechzigern überzeugen, das Spaghetti-Eis auf die Karte zunehmen? Damals war man doch nicht so experimentierfreudig, was Eisanging. In der Tat, es gab Kugeleis und klassische Eisbecher, da war nicht viel Spielraum. Aber mein Vater sah natürlich meine Begeisterung, ich war ja von meiner Erfindung überzeugt. Er betrachtete es als Spielerei, aber da ich sein Lieblingskind war, erlaubte er mir, das Spaghetti-Eis handschriftlich ganz unten auf die Karte zusetzen. Ich weiß noch, wie ordentlich ich das mit Lineal notierte: Neu! Spaghetti-Eis,1,80 DM. Wieam Schnürchen Vor50Jahren erfand Dario Fontanella in Mannheim einen Klassiker aus Vanilleeis, Erdbeersoße und weißen Schokoraspeln Dario Fontanella und seine berühmte Erfindung Dario Fontanella kommt aus einer Gelatieri- und Konditorenfamilie. Sein Vater Mario zog 1931 aus den Dolomiten nach Hannover, 1933 dann nach Mannheim, wo er seine erste Eisdiele eröffnete. Interview: Anne Vorbringer ZUR PERSON In Mannheim kam Dario Fontanella 1952 zur Welt. Zunächst wuchs er bei seiner Tante in Italien auf und ging dortauch zur Schule. 1969 kam er zurück und übernahm 1985 den väterlichen Betrieb. Heute führt Fontanella, inzwischen 67 Jahre alt, zwei Cafés in Mannheim und beliefertauch Restaurants und Supermärkte. Sein Sohn (29) arbeitet inzwischen auch im Familienbetrieb mit. Wiehaben die Gäste reagiert? Skeptisch. Man muss dazu sagen, ein Eis war früher etwas Besonderes für Kinder,eine Belohnung, wenn sie sich in der Stadt ordentlich benommen hatten. Nunbekamen sie keinen Eisbecher serviert, sondern scheinbar einenTeller Nudeln mitTomatensauce.Das gab schon mal Tränen und kostete die Eltern reichlich Überzeugungsarbeit, doch mal zu probieren. Geschmeckt hat es ja dann sehr gut. Inzwischen beliefern Sie Spitzenköche mit Ihren Kreationen. Wasist das Geheimnis eines guten Speiseeises? Dass Sterneköche bei uns bestellten, liegt natürlich daran, dass unser Name bekannt ist. Schon mein Großvater betrieb eine renommierte Konditorei, meinVater setzte dieTradition mit seiner Eisdiele fort. Wir pflegen bis heute jede Sorte ganz besonders und können mit besonderen Geschmacksrichtungen auch Sterneköche begeistern. Das Geheimnis liegt in der reduzierten Rezeptur und in guten Ausgangsprodukten. Wir verzichten auf Emulgatoren, zusätzliche Pflanzenfette und Geschmacksverstärker und setzen auf reines,authentisches Eis. Sahne und Milch müssen hochwertig sein, ebenso die Bourbon-Vanille und die Erdbeeren. Und bitte,niemals Kokosraspeln statt weißer Schokolade verwenden. Die stören am Gaumen und bleiben zwischen den Zähnen hängen. Sie haben sich Ihre Kreation nie patentieren lassen. ÄrgertSie das? Damals ja, da wollte ich schon, dass die Erfindung mir gehört. Heute sehe ich das gelassener. Ich brauche keinen Beweis,dass diese Schöpfung vomOstersonntag 1969 meine ist. Es gab nie eine Reklamation oder schriftliche Einwände dagegen. Wie kam Ihre Erfindung eigentlich im Spaghetti-Mutterland Italien an? Kollegen aus Italien sagten mir, als die ersten Deutschen vor 20Jahren nach Spaghetti-Eis fragten, wussten sie nicht, was das ist. „Die Deutschen haben Einfälle, jetzt wollen sie schon kalte Nudeln“, hieß es damals. Heute ist Spaghetti-Eis aber auch in Italien weit verbreitet. WaswirdIhrenächste Kreation sein? Ach, der Fantasie sind da kaum Grenzen gesetzt. Wirarbeiten hier in Mannheim mit einem Museum zusammen und begleiten deren Ausstellungen kulinarisch. Da gab es schon Barock-Eis mit Quitte und Rosenwasser. Oder Renaissance-Eis mit Zimt, Ingwer und Kardamom. In unseren Läden können Sie aus 60 Sorten wählen. Allerdings gibt es kein Schlumpf-Eis. Warum nicht? Weil Kreativität nichts mit Farbstoffen oder künstlichen Aromen zu tun hat. Unseren Azubis –Speiseeishersteller ist ja seit 2008 ein anerkannter Ausbildungsberuf –sage ich immer,genauso wichtig wie Kreativität ist, dass man genau arbeitet. Gutes Eisist kein Zufallsprodukt, es entsteht aus dem Wissen, welche Funktion Zutaten wie Zucker oder Eier haben. Wir arbeiten wie Uhrmacher: Jedes Detail muss stimmen. In der Eisküche ist kein Platz für Improvisation. Chicago will Schauspieler Smollett verklagen DerStreit um eine angebliche Attacke auf den US-Schauspieler Jussie Smollett geht weiter.Erst wurde der „Empire“-Serienstar verklagt, weil er einen rassistischen und schwulenfeindlichen Angriff auf sich vorgetäuscht haben soll, die Anklage dann aber Ende Märznach einem „Deal“ fallengelassen. Jetzt bereitet die Stadt Chicago eine Zivilklage gegen Smollett vor. Siefordertvon dem 36-Jährigen 130 000 Dollar zurück, die wegen der Polizeiermittlungen zu der angeblichen Attacke in Form vonÜberstunden angefallen sind. (AFP) Bürgermeister in Italien stellt Dorf zum Verkauf AusProtest gegen das Aussterben kleiner Dörfer hat sich ein italienischer Bürgermeister eine besondere Aktion einfallen lassen: Er bietet symbolische Teile der Kommune zum Verkauf an. Es sei eine„Provokation“, um auf die Notder kleinen Gemeinden aufmerksam zu machen, sagte der Bürgermeister vonEsino Lario, PietroPensa, am Freitag. In dem Ort in der Lombardei wohnten nur noch knapp 750 Menschen. ZumVerkauf auf einer eigens eingerichteten Internetseite stehen nun eine Dorfbank für 280 Euro,das Ortsschild für 1250 Euro oder das gesamte Rathaus für 200000 Euro. (dpa) Mick Jagger erfolgreich am Herzen operiert Mick Jagger dankte Fans und Krankenhausmitarbeitern. Rolling-Stones-Frontmann Mick Jagger (75) ist erfolgreich am Herzen operiertworden.„Ich fühle mich jetzt viel besser“, erklärte Jagger am Freitag auf Twitter und dankte seinen Fans für ihreUnterstützung und„allen Krankenhausmitarbeiternfür ihre hervorragende Arbeit“. Zuvorhatte die Branchen-Website„Billboard“ berichtet, die Aorten-Herzklappe des Sängers sei ersetzt worden. DerEingriff in NewYorkerfolgte demnach mit einem Katheter.Mit dieser sogenannten minimalinvasiven Operation sei ein Eingriff am offenen Herzenvermieden worden. DieRolling Stones hatten vergangenen Sonnabend 17 Konzerte abgesagt, die sie im Rahmen ihrer„NoFilter“-Tournee ab dem 20. Aprilinden USA und Kanada geben wollten.(AFP) Japanische Raumsonde schießt Krater in Asteroiden Diejapanische Raumsonde „Hayabusa2“ hat den 314 Millionen Kilometer vonder Erde entfernten Asteroiden Ryugu mit einer ArtProjektil beschossen. Aufdiese Weise schuf die Sonde einen künstlichen Krater, um dortzulanden und Proben zu sammeln, wie die japanische Raumfahrtbehörde Jaxa am Freitag bekannt gab.Die Forscher wollen mit der Mission, an der sich auch das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt(DLR) beteiligt, den Ursprüngen des Sonnensystems auf die Spur kommen. (dpa) AP
MAGAZIN Warum leben Sie noch? Vorzwei Jahren verunglückte der <strong>Berliner</strong> DJ Paul van Dyk bei einem Auftritt und erlitt schwerste Gehirnverletzungen. Heute legt er wieder vor Zehntausenden Zuschauern auf. Seine Genesung gilt als Wunder.Ein Gespräch SEITEN 2/3 Meine Mutter weiß nichts von dem, was ich weiß Audienz bei Prinz Poldo Neue Live-Alben von PaulWeller und den Toten Hosen Seite 8 Trauern heißt nicht immer traurig sein DieGlobalisierung bringt Ideen vom Leben und der Liebe nach Afghanistan, die man dort noch nicht kannte. Das stürzt viele Menschen in psychische Nöte SEITEN 4/5 Wiehat es einen waschechten Habsburger nach Berlin verschlagen? Und warum arbeitet er als Krankenhausclown? Ein Treffen mit Sisis Ururenkel SEITE 6 Witwe mit 44 –dableibt nur der Galgenhumor. Oder: Wieman es schaffen kann, im Toddes Ehepartners auch einen Neuanfang zu sehen SEITE 7 BERLINER ZEITUNG/MARKUS WÄCHTER