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Berliner Kurier 10.04.2019

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LEUTE<br />

BERLINER KURIER, Mittwoch, 10. April 2019<br />

Gaby<br />

Köster<br />

Jetzt<br />

sitztsie<br />

wieder<br />

mitten<br />

imLeben<br />

Die Comedy-Ikone<br />

erlitt 2008 einen<br />

Schlaganfall –nun<br />

kommt sie mit<br />

ihrem neuen<br />

Programm nach<br />

Berlin. Und zeigt:<br />

Nicht jeder, der<br />

auf der Bühne<br />

steht, muss<br />

wirklich stehen<br />

Gaby Köster ist<br />

die „Queen of<br />

Comedy“ –und<br />

nun ist die 57-<br />

Jährige nach<br />

einer langen<br />

Auszeit auch<br />

zurück<br />

auf der<br />

Bühne.<br />

Von<br />

FLORIAN THALMANN<br />

Eine Comedy-Legende<br />

meldet sich zurück! Lange<br />

war Gaby Köster, bekannt<br />

aus der TV-Serie „Ritas<br />

Welt“, wegen eines<br />

Schlaganfalls und seinen<br />

Folgen von der Bühne verschwunden,<br />

nun feiert sie<br />

ihr Show-Comeback. Mit<br />

ihrem Programm „Sitcom“<br />

ist sie am 23. Aprilin<br />

den Wühlmäusen am Theo<br />

zu Gast. Der KURIER<br />

sprach mit ihr über die<br />

neue Show, ihre TV-Zeit<br />

und die Gesundheit.<br />

Schon der Titel des Comedy-<br />

Programms, mit dem Gaby<br />

Köster am 23. AprilinBerlin<br />

auf der Bühne stehen wird,<br />

birgt ein Augenzwinkern.<br />

„Sitcom“ heißt die Show –<br />

„aber das ist keine Anspielung<br />

auf meine Zeit im Fernsehen,<br />

sondern ein Wortspiel,<br />

weil ich im Sitzen Comedy<br />

mache“, sagte die 57-<br />

Jährige dem KURIER. „Ich<br />

kann nicht mehr wie früher<br />

In der Comedy-Show<br />

„Ritas Welt“ feierte<br />

Köster früher Erfolge –<br />

sie spielte die Hauptrolle.<br />

hin-und herrennen. Am Anfang<br />

war das gewöhnungsbedürftig,<br />

aber es kommt immer<br />

darauf an, was man aus<br />

einer Situation macht.“<br />

Dass Köster auf der Bühne<br />

sitzen muss –esist eine der<br />

späten Folgen ihres Schlaganfalls,<br />

den sie im Januar<br />

2008 erlitt und den sie im<br />

Buch „Ein Schnupfen hätte<br />

auch gereicht“ verarbeitete.<br />

„Mein linker Arm tut noch<br />

immer nichts. Wenn ich mir<br />

eine Jacke anziehen will,<br />

sieht das manchmal sehr bizarr<br />

aus, das hat schon auch<br />

eine gewisse Komik“, sagt<br />

Köster. „Und lange Strecken<br />

zu laufen ist noch schwer.<br />

Wenn ich shoppen gehe, habe<br />

ich immer den Rolli mit.“<br />

Auf viele Dinge habe sie einen<br />

anderen Blick. „Mir fällt<br />

zum Beispiel auf, dass ich,<br />

wenn ich im Rollstuhlsitze,<br />

immer lauter angesprochen<br />

werde, dabei bin ich nicht<br />

taub“, sagt sie. „Und mich<br />

nerven die Zahnarztgattinnen,<br />

die mit ihren SUVs auf<br />

Behindertenparkplätzen<br />

parken.“ Sie lacht. „Da weiß<br />

man: Die haben ’ne Behinderung,<br />

aber nicht im Geläuf.“<br />

Noch immer sei sie wütend,<br />

wenn sie in schwierigen<br />

Situationen mit den<br />

Folgen des Schlaganfalls<br />

kämpfen muss. „Aber diese<br />

Wut bringt mich auch voran.“<br />

Es sei wichtig, über<br />

sich selbst zu lachen.<br />

„Wenn ich in der Nacht um<br />

drei Uhr in der Küche eine<br />

Fanta öffnen will, den Deckel<br />

nicht abbekomme, es<br />

mit dem Nussknacker versuche<br />

und am Ende alles<br />

klebt –dakann man nur lachen.“<br />

Ihre Botschaft:<br />

Kämpfen ist wichtig. „Man<br />

darf niemals aufgeben –<br />

denn einfach kann schließlich<br />

jeder“, sagt sie.<br />

Nun wird aber nicht über<br />

Köster gelacht, sondern<br />

über andere. In ihrem Programm<br />

will sie mit vielen<br />

mehr oder weniger nervigen<br />

Alltagsphänomenenabrechnen.<br />

„Es geht um die Politik,<br />

aber auch um die ganzen<br />

jungen Hipster mit ihren<br />

riesigen Brillen, die in Straßencafés<br />

sitzen und Chai<br />

Fotos: PR,imago<br />

Latte schlürfen“, verrät sie.<br />

Köster freue sich, wieder<br />

auf der Bühne zu stehen.<br />

Solche Auftritte seien wie<br />

Autofahrten: Nach einem<br />

Urlaub müsse man sich kurz<br />

an den Wagen gewöhnen,<br />

dann gehe aber alleswie vorher.<br />

„Ich bin froh, dass die<br />

Fans nach der langen Zeit zu<br />

mir halten –und ich freue<br />

mich, wenn wir zusammen<br />

lachen können, denndas Leben<br />

ist hart genug.“<br />

Die Zeit in Berlin will<br />

Köster außerdem mit ihrem<br />

Hobby verbringen: dem<br />

„Urban Sketching“. „Ich<br />

zeichne Plätze, die ich mir<br />

vorher ausgesucht habe,<br />

das macht mir sehr viel<br />

Freude.“ Sie wolle ihre Bilder<br />

bald wieder ausstellen,<br />

zudem sei die Fortsetzung<br />

ihres Buches geplant. Nur<br />

eins kommt nicht infrage:<br />

Die Rückkehr vor die TV-<br />

Kamera. „Ritas Welt war<br />

gut, aber die Zeit war irre.<br />

Wir hatten manchmal 18-<br />

stündige Drehtage. Das war<br />

die stressigste Zeit meines<br />

Lebens.“<br />

Infos: www.wuehlmaeuse.de

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