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Berliner Kurier 17.04.2019

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MEDIZIN<br />

DIE PROFIS<br />

Wolfgang<br />

Büser,<br />

Geld- und<br />

Rechts-<br />

Experte<br />

Kein Ersatz für<br />

die Zahnprothese<br />

Kevin R.,Hohenschönhausen:<br />

Mein Opa ist leider im<br />

Krankenhaus verstorben.<br />

Wir vermissen seine<br />

wertvolle Zahnprothese.<br />

Haben wir Anspruch auf<br />

Schadenersatz?<br />

Nein, ein Patient hat in diesem<br />

Fall keinen Schadenersatzanspruch.<br />

Dies gilt auch<br />

für die Erben, nachdem er<br />

während des Aufenthaltes<br />

im Krankenhaus gestorben<br />

war. Der Grund: Einen Ersatz<br />

für eine Prothese gibt<br />

es nur, wenn dadurch die<br />

Fähigkeit zum Essen wiederhergestellt<br />

wird. Diese<br />

Fähigkeit benötigt Ihr Opa<br />

nicht mehr (LG Osnabrück,<br />

7O1610/18).<br />

Der große<br />

KURIER-Ratgeber BERLINER KURIER, Mittwoch, 17.April 2019<br />

Plötzlich<br />

verwirrt<br />

NACHRICHTEN<br />

Fit fürs Radfahren?<br />

Radfahren gilt als ideale<br />

Sportart für Senioren. Einfach<br />

aufsteigen und auf die<br />

erste große Tour gehen<br />

sollten etwas Ältere aber<br />

nicht unbedingt -vor allem,<br />

wenn sie sportlich generell<br />

aus der Übung sind. „Wer<br />

über 60 ist, sollte sich vor<br />

dem Fahrradfahren einmal<br />

vom Arzt untersuchen lassen“,<br />

sagt Prof. Herbert<br />

Löllgen, Ehrenpräsident<br />

der Deutschen Gesellschaft<br />

für Sportmedizin und Prävention<br />

(DGSP). „Da sollte<br />

man beim Ergometer-Test<br />

schon 100 bis 125 Watt<br />

schaffen“, sagt Löllgen.<br />

Männer und die Sucht<br />

Männer unterziehen sich<br />

häufiger als Frauen einer<br />

Reha-Maßnahme wegen einer<br />

Suchterkrankung. Nach<br />

einer Statistik der Rentenversicherung<br />

wurden 2018<br />

mehr als 54 000 entsprechende<br />

Rehabilitationsbehandlungen<br />

bewilligt. Etwa<br />

drei Viertel der Patienten<br />

waren demnach Männer,<br />

ein Viertel Frauen.<br />

Fragen?<br />

Wünsche?<br />

Tipps?<br />

Tel. 030/63 33 11-456<br />

(Mo.–Fr. 10–15 Uhr)<br />

E-Mail: berlin.service@dumont.de<br />

Foto: dpa<br />

SchwereKrankheiten und Operationen bleiben bei Älteren oft nicht ohne Nebenwirkung<br />

Schwere Operationen oder<br />

Infekte können vor allem bei<br />

älteren Menschen ein Delir<br />

auslösen. Die Betroffenen<br />

sind verwirrt, urplötzlich<br />

müde oder so hyperaktiv wie<br />

nie zuvor.<br />

„Die Ursachen für ein Delir<br />

können unterschiedlich sein<br />

und es kann sich relativ breit im<br />

klinischen Bild zeigen“, sagt<br />

Stefan Kreisel, ärztlicher Leiter<br />

der Abteilung für Gerontopsychiatrie<br />

an der Klinik für Psychiatrie<br />

und Psychotherapie des<br />

Evangelischen Klinikums Bethel<br />

in Bielefeld. Er leitet dort<br />

das Programm help+, das Deliren<br />

vorbeugen soll.<br />

„Es gibt mehrere essenzielle<br />

Merkmale eines Delirs“, erklärt<br />

Kreisel. „Es treten Symptome<br />

auf, die vorher nicht vorhanden<br />

waren – und zwar akut und<br />

nicht schleichend wie bei einer<br />

Demenz.“ Der Zustand des Patienten<br />

verändert sich in kurzer<br />

Zeit und fluktuiert im Laufe eines<br />

Tages: „Mal wirken die Patienten<br />

ganz klar, dann sind sie<br />

plötzlich weggetreten und kaum<br />

noch ansprechbar“, schildert<br />

Kreisel. Wichtig ist dann zunächst,<br />

dass die Symptome<br />

überhaupt jemand bemerkt.<br />

„Vor allem bei eher in sich gekehrten,<br />

apathisch wirkenden<br />

Patienten wird ein Delir oft<br />

übersehen.“<br />

Deshalbgibt es in vielen Krankenhäusern<br />

eigene Präventionsprogramme.<br />

Für ältere Patienten<br />

kann es sich lohnen, bei der<br />

Wahl des Behandlungsortes darauf<br />

zu achten. Denn ihr Delir-<br />

Risiko ist besonders hoch.<br />

Ein Delir entwickelt sich<br />

durch einen Auslöser – das<br />

kann ein operativer Eingriff<br />

sein, ein anstrengender Krankenhausaufenthalt<br />

oder auch<br />

eine Infektion. Wie oft ein Delir<br />

auftritt, ist unklar. „Die Spanne<br />

reicht über alle Krankenhauspatienten<br />

hinweg von 5bis 35<br />

Prozent“, sagt Markus Schmitz,<br />

Chefarzt der Klinik für Anästhesie,<br />

operative Intensivmedizin<br />

und Schmerztherapie am<br />

Helios Klinikum Duisburg. „In<br />

den Risikogruppen, also bei Patienten<br />

über 65 Jahren oder Patienten<br />

mit Demenz, findet sich<br />

teilweise eine Delir-Häufigkeit<br />

von bis zu 70 Prozent.“<br />

„Im Vordergrund sollte die<br />

Optimierung der Orientierungsfähigkeit<br />

stehen, damit sich die<br />

Patienten besser zurechtfinden“,<br />

sagt Schmitz. Je schneller<br />

Patienten wieder in ihr vertrautes<br />

Umfeld entlassen werden<br />

können, desto hilfreicher sei es.<br />

Ambulante Eingriffe seien deshalb<br />

oft die beste Wahl.<br />

„Nach Operationen ist das<br />

oberste Ziel, eine möglichst rasche<br />

Mobilisierung zu erreichen“,<br />

sagt Schmitz. „Hierzu<br />

müssen gerade ältere Menschen<br />

aktiv angehalten werden.“<br />

Denn die gewohnte Umgebung<br />

und eine gute Orientierung<br />

der Patienten können dazu<br />

beitragen, dass die<br />

Symptome nachlassen. In der<br />

Regel verschwinden sie spätestens<br />

nach einigen Wochen von<br />

selbst. Ein Delir kann in Ausnahmefällen<br />

aber auch zu anhaltenden<br />

kognitiven Problemen<br />

führen –vor allem, wenn<br />

es unerkannt bleibt.<br />

Auch im Franziskus-Hospital<br />

in Münster gibt es spezielle<br />

Maßnahmen, um einem Delir<br />

möglichst gut vorzubeugen und<br />

schnell auf dessen Auftreten zu<br />

Eingriffmit Nachwehen:<br />

Gerade älterePatienten<br />

haben nach einer Operation<br />

mit Narkose oft mit<br />

dem sogenannten<br />

Delir zu kämpfen<br />

reagieren: Bei Risikopatienten<br />

wird nach Eingriffen zum Beispiel<br />

ein Delir-Screening<br />

durchgeführt. „Dabei werden<br />

Patienten auf das Vorliegen kognitiver<br />

Einschränkungen untersucht“,<br />

erklärt Simone Gurlit,<br />

Oberärztin in der Abteilung<br />

für Perioperative Altersmedizin.<br />

„Außerdem ist es sehr<br />

wichtig, alle eingenommenen<br />

Medikamente zu erfassen.“<br />

Denn nur bei einem umfassenden<br />

Bild ist es möglich, besondere<br />

Maßnahmen zur Prävention<br />

zu ergreifen. „Wenn<br />

ein erhöhtes Delir-Risiko besteht,<br />

kann man das beim Narkosemanagement<br />

berücksichtigen“,<br />

sagt Gurlit. Die Maßnahmen<br />

dazu würden individuell<br />

zugeschnitten.<br />

Beruhigungsmittel bekommen<br />

die Patienten nicht. Stattdessen<br />

soll eine enge Betreuung<br />

durch eine Pflegekraft die<br />

Angst vor der Behandlung nehmen.<br />

„Es ist wichtig, den Patienten<br />

möglichst wenig zu ängstigen<br />

–denn Stress und Angst<br />

sind große Faktoren bei der<br />

Entstehung eines Delirs.“<br />

Julia Felicitas Allmann

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