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Berliner Kurier 17.04.2019

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PANORAMA<br />

SEITE33<br />

BERLINER KURIER, Mittwoch, 17.April 2019<br />

NACHRICHTEN<br />

Eigene Kinder versklavt<br />

Duisburg –Ein Vater, der<br />

seine Kinder gezwungen<br />

haben soll, auf seiner illegalen<br />

Hasch-Plantage zu arbeiten,<br />

steht in Duisburg<br />

vor Gericht. Wenn sie sich<br />

weigerten, soll der 43-Jährige<br />

sie brutal bestraft und<br />

sogar mit Schusswaffen bedroht<br />

haben.<br />

Keime in Hähnchen<br />

Berlin –Germanwatch hat<br />

bei Hähnchenfleisch aus<br />

Billig-Supermärkten in rund<br />

jeder 2. Stichprobe antibiotikaresistente<br />

Keime gefunden.<br />

Die Umweltorganisation<br />

ließ Fleischproben aus<br />

den KettenLidl, Netto, Real,<br />

Aldi und Penny prüfen –in<br />

56 Prozent fanden sich die<br />

Keime. Die könnten bei der<br />

Zubereitung des Fleisches in<br />

den menschlichen Körper<br />

gelangen. Verschriebene<br />

Antibiotika schlügen dann<br />

manchmal nicht mehr an.<br />

Teenie übernimmt Steuer<br />

Kist –Eine 41-Jährige war<br />

während der Fahrt auf der<br />

A3 in Bayern plötzlich bewusstlos<br />

am Steuer zusammengesackt.<br />

Ihre mitfahrende<br />

Tochter (14) übernahm<br />

„bei wohl rund 100<br />

km/h“ mutig die Lenkung,<br />

wie die Polizei berichtete.<br />

Sie fuhr von der Autobahn<br />

ab und konnte den Wagen<br />

im Graben auf einem Parkplatz<br />

anhalten. Dann alarmierte<br />

das Mädchen den<br />

Rettungsdienst, die Mutter<br />

kam in eine Klinik.<br />

Elfenbein sichergestellt<br />

Peking –Chinesische Behörden<br />

haben in einer der<br />

größten Razzien der vergangenen<br />

Jahre rund 7,5<br />

Tonnen Elfenbein beschlagnahmt.<br />

Insgesamt<br />

wurden bei den Durchsuchungen<br />

in sechs Provinzen<br />

2748 Elefanten-Stoßzähne<br />

sichergestellt. Laut den chinesischen<br />

Behörden wurden<br />

20 Verdächtige festgenommen.<br />

Die Stoßzähne<br />

wurden in Holzlieferungen<br />

aus Afrika geschmuggelt.<br />

KENO-ZAHLEN<br />

2, 3, 8, 17,18, 23, 24,26, 27,28, 29,<br />

40, 41, 44, 45, 48, 51, 62, 68, 70;<br />

plus-5-Gewinnzahl:<br />

43531 (ohne Gewähr)<br />

Foto: dpa<br />

Anhörung vorobersten Richtern<br />

Wie frei ist der Tod?<br />

DasBundesverfassungsgericht<br />

prüft das Sterbehilfe-Verbot.<br />

Worum genau geht es?<br />

Karlsruhe –Viele Menschen<br />

haben Angst vor unerträglichem<br />

Leiden und einen qualvollen<br />

Tod durch schwere<br />

Krankheiten. Manche wollen<br />

daher selbst in der Hand<br />

haben, wann Schluss ist. Die<br />

Möglichkeiten, dabei professionelle<br />

Hilfe in Anspruch zu<br />

nehmen, sind in Deutschland<br />

aufgrund eines Gesetzes begrenzt.<br />

Seit gestern beschäftigt<br />

sich das Bundesverfassungsgericht<br />

mit dem Fall.<br />

Der KURIER klärt die wichtigsten<br />

Fragen.<br />

Wie ist die aktuelle<br />

Rechtslage?<br />

Seit Ende 2015 stehen auf<br />

Sterbehilfe als Dienstleistung<br />

bis zu drei Jahre Haft. Strafbar<br />

macht sich, „wer in der<br />

Absicht, die Selbsttötung eines<br />

anderen zu fördern, diesem<br />

hierzu geschäftsmäßig<br />

die Gelegenheit gewährt, verschafft<br />

oder vermittelt“ (Paragraf<br />

217 StGB). Das zielt auf<br />

Menschen ab, die Suizidwilligen<br />

tödliche Medikamente<br />

Die Verfassungsrichter um den Vorsitzenden Andreas Voßkuhle (Mitte)<br />

befassen sich mit dem Recht auf Sterbehilfe in Deutschland.<br />

zur Verfügung stellen oder<br />

ihnen eine Sterbewohnung<br />

organisieren. Die sogenannte<br />

Beihilfe zum Suizid ist hingegen<br />

straffrei. Ebenso, dass<br />

Ärzte auf Wunsch der Patienten<br />

auf lebensverlängernde<br />

Maßnahmen verzichten.<br />

Warum wurde das Gesetz<br />

eingeführt?<br />

2009 gründet sich in Hamburg<br />

der Verein „Sterbehilfe<br />

Deutschland“. Nach Schweizer<br />

Vorbild bietet er zahlenden<br />

Mitgliedern den begleiteten<br />

Suizid an. 254 Menschen<br />

nehmen sich laut Vereinsstatistik<br />

zwischen 2010 und 2015<br />

Einige Menschen wollen lieber<br />

sterben als qualvoll zu leiden.<br />

Die Rechtslage in Deutschland<br />

macht es ihnen schwer.<br />

auf diese Weise das Leben.<br />

Der Gesetzgeber will nicht,<br />

dass Sterbehilfe gesellschaftsfähig<br />

wird und kranke<br />

Menschen sich zum Suizid<br />

gedrängt fühlen.<br />

Wieso ist das umstritten?<br />

„Geschäftsmäßig“ bedeutet<br />

im Juristendeutsch so viel<br />

wie „auf Wiederholung angelegt“.<br />

In Karlsruhe klagen<br />

deshalb auch Palliativmediziner,<br />

die tagtäglich mit Sterbewünschen<br />

konfrontiert sind.<br />

Sie befürchten, sich strafbar<br />

zu machen, wenn sie<br />

Schwerstkranken Opiate zur<br />

Linderung in potenziell tödlichen<br />

Dosen mit nach Hause<br />

geben.<br />

Wie wirkt sich Paragraf<br />

217 bisher aus?<br />

Bisher hat es noch keine Verurteilungen<br />

gegeben. Ein Ermittlungsverfahren,<br />

das 2018<br />

in Niedersachsen eingeleitet<br />

wurde, ist inzwischen eingestellt.<br />

„Sterbehilfe Deutschland“<br />

hat Verfassungsbeschwerde<br />

eingereicht, aber alle<br />

Aktivitäten weitgehend auf<br />

Eis gelegt. Unter den Klägern<br />

sind auch schwerkranke Mitglieder,<br />

die die Unterstützung<br />

des Vereins deshalb nicht in<br />

Anspruch nehmen können.<br />

Was passiert jetzt?<br />

In Karlsruhesind elf Verfassungsbeschwerden<br />

anhängig,<br />

hinter denen zum Teil mehrere<br />

Kläger stehen. Sechs davon<br />

hat der ZweiteSenat unter Gerichtspräsident<br />

Andreas Voßkuhle<br />

zur Verhandlung ausgewählt.<br />

Die gestern begonnene<br />

Anhörung geht heute weiter.<br />

Ein Urteil soll es erst in einigen<br />

Monaten geben.<br />

Fotos: dpa, Imago Stock &People

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