Berliner Kurier 08.05.2019
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HINTERGRUND<br />
Umstrittene<br />
Fälle vorGericht<br />
Am Donnerstag verhandelt<br />
der Verfassungsgerichtshof<br />
des Saarlands<br />
den Fall eines Lkw-Fahrers,<br />
der geblitzt wurde<br />
und sich juristisch gegen<br />
ein Bußgeld gewehrthatte.<br />
Nach Einschätzung des<br />
Gerichts habe das Bußgeldverfahren<br />
gegen juristische<br />
Grundsätze verstoßen,<br />
weil das Blitzgerät<br />
möglicherweise falsch gemessen<br />
hat. Auch in Berlin<br />
stehen baugleiche Geräte.<br />
Der <strong>Berliner</strong> Anwalt KayReese<br />
rät,Bußgelder überprüfen zu lassen.<br />
Fotos: Marcus Volk,zVg<br />
Radarfalleninder Kritik<br />
Auf Pfusch geeicht<br />
Auf Pfusch geeicht<br />
LED-Lichter und Dunkelheit können Messergebnisse verfälschen. Droht Berlin jetzt eine Klagewelle?<br />
Von<br />
P. DEBIONNE<br />
Sie gehören für viele<br />
Menschen einfach dazu.<br />
Die aktuellen Warnungen<br />
der Radiosender, wo<br />
sich die Polizei mit Radarfallen<br />
auf die Jagd nach Rasern legt.<br />
Der öffentlich-rechtliche <strong>Berliner</strong><br />
Sender Radioeins, der<br />
zum RBB gehört, macht das ab<br />
sofort nicht mehr (KURIER be-<br />
richtete). Blitzermeldungen<br />
seien „aus verschiedenen<br />
Gründen nicht mehr zeitgemäß“,<br />
so der Programmchef.<br />
Möglicherweise sind jedoch<br />
auch die Blitzer selber nicht<br />
mehr zeitgemäß. Weil unzählige<br />
der Radarfallen ungenau bis<br />
falsch messen, droht diesen<br />
Geräten der Schrottplatz. Und<br />
Berlin eine Klagewelle. Hintergrund,<br />
so zeigen Recherchen<br />
des Magazins „Der Spiegel“,<br />
sind die sogenannten Rohmessdaten.<br />
Das sind Daten, die<br />
die Sensoren des Messgerätes<br />
bei der physischen Erfassung<br />
von Fahrzeugen generieren.<br />
Aus diesen Daten errechnet<br />
das Gerät dann eine mögliche<br />
Geschwindigkeitsüberschreitung.<br />
Doch dabei kommt es immer<br />
wieder zu Fehlern, was bereits<br />
in mehreren Fällen zu mitunter<br />
langwierigen Gerichtsprozessen<br />
inklusive Freisprüchen für<br />
die zu Unrecht geblitzten, angeblichen<br />
Raser endete. So reichen<br />
teilweise schon LED-<br />
Scheinwerfer aus, um die Blitzmaschinen<br />
zu verwirren, die<br />
dann mitunter falsche Geschwindigkeiten<br />
messen. Auch<br />
Dunkelheit kann nach Angaben<br />
eines Gutachters dazu führen,<br />
dass die Messwerte<br />
schlichtweg nicht stimmen.<br />
Das Problem: Längst nicht alle<br />
Blitzer speichern besagte<br />
Rohmessdaten. Was eine genaue<br />
Überprüfung vor Gericht,<br />
ob die Anlage überhaupt richtig<br />
gemessen hat, im Nachhinein<br />
schlicht unmöglich macht.<br />
Für den Autofahrer hieß es bislang<br />
meistens: Pech gehabt –<br />
bis jetzt.<br />
Diesen Donnerstag verhandelt<br />
der Verfassungsgerichtshofs<br />
Saarland darüber, ob Betroffene<br />
ein grundsätzliches<br />
Recht auf diese Daten haben.<br />
Falls ja, könnte das bedeuten,<br />
dass unzählige Bußgeldbescheide<br />
unwirksam waren –