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Berliner Kurier 27.05.2019

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SEITE3<br />

BERLINER KURIER,Montag, 27.Mai 2019<br />

Klatsche für Bremens<br />

Genossen,CDU vorn<br />

Union erstmals nach 73 Jahren stärkste Partei an der Weser,<br />

Regierungsbildung in der Hansestadt noch völlig offen<br />

Bremen – Paukenschlag in<br />

Bremen: Erstmals seit 73<br />

Jahren ist die SPD nicht<br />

mehr stärkste Kraft inder<br />

Bürgerschaft. Die Christdemokraten<br />

wollen nun den<br />

Regierungschef stellen. Die<br />

SPD fuhr laut ARD und ZDF<br />

ihr schlechtestes Wahlergebnisseit1946<br />

ein. Zulegen<br />

konnten dagegen Grüne<br />

und Linke. Die AfD schaffte<br />

es ebenfalls insLandesparlament,<br />

die FDP wohl nur<br />

knapp. Welche Koalition<br />

künftig das kleinste deutsche<br />

Bundesland regiert,<br />

blieb zunächst offen.<br />

Die SPD von Bürgermeister<br />

Carsten Sieling erhielt<br />

laut Hochrechnungen 23,9<br />

Prozent, die CDU mit Spitzenkandidat<br />

Carsten Meyer-Heder<br />

25,2 Prozent. Zulegen<br />

konnten Grüne (17,2<br />

Prozent) und Linke (10,3<br />

Prozent), die FDP kommt<br />

auf 5,5 Prozent, die AfD auf<br />

5,7 Prozent.<br />

Schon 2015 hatten die<br />

Bremer Sozialdemokraten<br />

mit 32,8 Prozent einenhistorischen<br />

Tiefstwert erreicht,<br />

nun ging esnoch mal deutlich<br />

abwärts. Sieling sagte<br />

nach der neuen Schlappe:<br />

„Die Zahlen sind absolut<br />

enttäuschend.“ Persönliche<br />

Konsequenzen lehnte er zunächst<br />

ab. SPD-Bundeschefin<br />

Andrea Nahles sagte:<br />

„Rot-rot-grün ist in Bremen<br />

möglich.“ Die Grünen stünden<br />

nun vor einer Richtungsentscheidung.<br />

„Wollen<br />

sie eine progressive Mehrheit,<br />

ja odernein?“<br />

CDU-Spitzenkandidat<br />

Meyer-Heder erhob seinerseits<br />

Anspruch auf den Posten<br />

des Regierungschefs.<br />

„Ich will Bürgermeister<br />

werden“, sagte der 58-jährige<br />

IT-Unternehmer in der<br />

ARD. CDU-Landesgeschäftsführer<br />

Heiko Strohmann<br />

nannte eine Jamaika-<br />

Koalition aus CDU,<br />

Grünen und FDP „realistisch“.<br />

CDU-Vizelandeschef<br />

Jens Eckhoff kündigte an,<br />

seine Partei wolle Grünen<br />

und FDP schoninder anstehenden<br />

Woche Sondierungsgespräche<br />

anbieten.<br />

FD-Chef Christian Lindner<br />

sagte, das erste Mal könne<br />

die Stadt ohne die SPD regiert<br />

werden.<br />

Grünen-Spitzenkandidatin<br />

Maike Schaefer zeigte<br />

sich offen für beide denkbaren<br />

Dreier-Koalitionen.<br />

Eine große Koalition würde<br />

Stillstand bedeuten. „Deswegen<br />

wären wir bei jeder<br />

Dreier-Konstellation dabei“,<br />

sagte Schaefer. Sie ließ aber<br />

offen, welche sie bevorzuge.<br />

Der Bundesvorsitzende Robert<br />

Habecknannte das starke<br />

Ergebnis einen „RegierungsauftragohneFrage“.<br />

In Bremen waren die<br />

Grünen 1979 erstmals in ein<br />

deutsches Landesparlament<br />

gekommen.<br />

Zerknirscht:<br />

Carsten Sieling,<br />

Bremer<br />

Regierungschef<br />

und<br />

Spitzenkandidat<br />

der SPD.<br />

Hat gut<br />

Lachen: Der<br />

Bremer<br />

Spitzenkandidat<br />

der<br />

CDU,Carsten<br />

Meyer-Heder.<br />

Foto: Wolfgang Kumm/dpa<br />

Betretene Miene: SPD-Spitzenkandidatin Katarina Barley.<br />

zu werden –wenn auch mit<br />

einem Ergebnis unterhalbder<br />

20 Prozent. Ein Trend zeigte<br />

sich während der viertägigen<br />

Europawahl, die mit dem<br />

Urnengang in Deutschland<br />

und 20 weiteren Ländern am<br />

Sonntag endete, in den meisten<br />

EU-Staaten: Nach einem<br />

intensiveren Wahlkampf als in<br />

früheren Jahren lag auch die<br />

Wahlbeteiligung meist höher.<br />

Auch hierzulande konnten<br />

mit knapp 65 Millionen Wahlberechtigten<br />

mehr an der Abstimmung<br />

teilnehmen denn je,<br />

um über die 96 deutschen<br />

Sitze im EU-Parlament zu<br />

bestimmen. Zum mutmaßlich<br />

letzten Mal vor<br />

der Wiedereinführung<br />

einer Zugangshürde gab<br />

es in Deutschland keine<br />

Prozentbeschränkung<br />

für kleine Parteien.<br />

Davon profitierte<br />

etwa die Satirepartei<br />

Die Partei von Martin<br />

Sonneborn, die<br />

ihr Ergebnis erstaunlich<br />

verbessern<br />

konnte.<br />

Foto: Ole Spata/dpa<br />

ot<br />

Foto: Hauke-Christian Dittrich/<br />

dpa

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