AUTOINSIDE Ausgabe 7/8 – Juli/August 2019
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BILDUNG<br />
te für die Branche sind. Von den schweizweit<br />
rund 800 Automobil-Mechatronikern lässt<br />
sich etwa jeder Vierte zum Automobildiagnostiker<br />
weiterbilden. Aber auch Jobs wie<br />
Automobil-Verkaufsberater, Kundendienstberater,<br />
Automobil-Werkstattkoordinator,<br />
diplomierter Betriebswirt und seit kurzem<br />
Fahrzeugrestaurator mit eidgenössischem<br />
Fachausweis oder auch Strassenhelfer eröffnen<br />
den Jugendlichen attraktive Perspektiven<br />
innerhalb der Branche.<br />
Ein echtes Bedürfnis, wie die vielen Jugendlichen<br />
zeigen, die sich für den Future<br />
Day interessieren und darin mehr als bloss<br />
einen Ausflug in den Berner Jura sehen.<br />
«Ich habe schon früher immer mit Lego gespielt<br />
und mich für Technik begeistert»,<br />
erklärt Automobil-Mechatronikerin <strong>Juli</strong>a<br />
Felber. «Meine Berufswahl war perfekt, und<br />
während der Lehre sind die Aufgaben noch<br />
spannender geworden. Nun bin ich offen für<br />
Vieles.» Sie nutzt den Future Day in Vauffelin<br />
genauso wie andere Lernende, um sich über<br />
mögliche Perspektiven zu orientieren. Schon<br />
recht konkrete Vorstellungen hat dagegen Simon<br />
Flückiger: «Mich hat immer alles fasziniert,<br />
was mit Autos zu tun hatte. Ich möchte<br />
Autoingenieur werden. Ich bin nun hier, um<br />
zu schauen, was es dazu braucht und welche<br />
anderen Optionen es noch geben würde.»<br />
Über die Faszination zu grossen Fahrzeugen<br />
und zur Technik fand Matthias Hodel zur<br />
Lehre als Automobil-Mechatroniker: «Eine<br />
genaue Vorstellung, was ich nachher machen<br />
will, habe ich noch nicht. Aber der Tag hier<br />
bietet einen super Einblick. Ich könnte mir<br />
momentan vorstellen, die Ausbildung zum<br />
Automobildiagnostiker anzuhängen.»<br />
Die einzigartige Chance für einen vertieften<br />
Einblick in ihr Metier erhalten die<br />
jungen Berufsleuten in Vauffelin an den<br />
unterschiedlichsten Technikspots. Dort<br />
werden auch komplexe Themenfelder auf<br />
verständliche Weise vermittelt. Andreas<br />
Hüssy erläuterte etwa, wieso das neue<br />
WLTP-Abgasprüfverfahren so viel Aufwand<br />
bedeutet. Bruno Lauener zeigte unterschiedliche<br />
Materialbeschaffenheiten und die Vorzüge<br />
von Computersimulationen auf. Grossen<br />
Eindruck machte den angehenden Automobil-Mechatronikern<br />
vor allem der Technikspot<br />
mit dem Peugeot, der mit lediglich 10<br />
km/h gegen eine Mauer rollte. Sprüche wie<br />
«Sollen wir uns anschnallen?» verstummten<br />
spätestens nach dem Versuch mit den ersten<br />
vier Probanden. Kurzes Losrollen, heftiger<br />
Aufprall und gleichzeitiges Nicken aller vier<br />
Insassen <strong>–</strong> so unsanft hatte sich dies bei dem<br />
tiefen Tempo keiner vorgestellt! Plötzlich war<br />
sogar den Zuschauenden klar, welche Bedeutung<br />
Sicherheit und Insassenschutz im Fahrzeugbau<br />
haben. So sensibilisiert wurden die<br />
Crashvideos am nächsten Technikspot gleich<br />
aus einem ganz neuen Blickwinkel und mit<br />
viel mehr Aufmerksamkeit verfolgt.<br />
Absolutes Highlight für alle war jedoch<br />
der Live-Crashtest am Nachmittag. Ein Opel<br />
Astra donnerte mit 50 km/h auf eine feste<br />
Struktur, in diesem Fall einen Metallpfahl.<br />
Der Versuch soll unter anderem den Unterschied<br />
der Verformungen zwischen einem<br />
Fahrzeug mit quer eingebautem Motor wie<br />
beim Opel zu einem längs eingebauten Motor,<br />
der mehr Energie zu absorbieren vermag,<br />
deutlich machen. «Jetzt einfach nicht<br />
blinzeln, sonst verpasst ihr den Crash! Der<br />
dauert nämlich höchstens eine Zehntelssekunde»,<br />
mahnte DTC-Geschäftsführer<br />
Bernhard Gerster, dann setzte sich der vom<br />
Stahlseil gezogene Opel langsam in Bewegung,<br />
wurde immer schneller, bis bei 50<br />
km/h das Führungsseil ausgeklinkt wurde.<br />
Plötzlich herrschte absolute Ruhe und höchste<br />
Konzentration. Gebannt starrten alle Richtung<br />
Metallpfahl und schon knallte es! Die<br />
Front des Opels bohrte sich unter lautem<br />
Knirschen in den Pfahl, schien ihn zu umarmen,<br />
während das Heck des Astra angehoben<br />
wurde und mit lautem Rumps zu Boden<br />
kam. Der Aufprall hat gesessen und wird<br />
einen bleibenden Eindruck hinterlassen,<br />
hoffentlich genauso wie die ganzen Infos,<br />
welche die Jugendlichen am Future Day für<br />
ihre Berufszukunft sammeln durften.<br />
Eine positive Bilanz zieht Olivier Maeder<br />
von der AGVS-Geschäftsleitung: «Wir haben<br />
viele motivierte Lernende begrüssen können»,<br />
erklärt der Bildungs-Experte zufrieden.<br />
«Und sie haben viele interessante Fragen gestellt!»<br />
Ein sehr positives Zeichen für die Zukunft<br />
des Schweizer Garagengewerbes. <<br />
Sehr eindrücklich für alle Lernenden: der Live-Crash des<br />
Opel Astra, der mit 50 km/h auf einen Pfahl prallt.<br />
Den Sprung von analog zu digital geschafft<br />
Das DTC Dynamic Test Center in Vauffelin BE<br />
geht technischen Problemen zugunsten von<br />
mehr Sicherheit auf den Grund. Als es vor 25<br />
Jahren gegründet wurde, waren für mehr aktive<br />
Sicherheit in Fahrzeugen Tempomat, ABS und<br />
ESP die einzigen Fahrassistenten. Zur Unfallfolgenminderung<br />
waren damals neben Sicherheitsgurten<br />
Airbags oder Gurtstraffer für mehr<br />
passive Sicherheit vorhanden, doch unabhängige<br />
Crashtests steckten 1994 noch in den Kinderschuhen.<br />
Homologationsversuche erfolgten mit<br />
50 km/h Frontalanprallgeschwindigkeit und 100<br />
Prozent Überdeckung an die Betonmauer <strong>–</strong> nicht<br />
wirklich repräsentativ für Unfälle im Alltag. Gefilmt<br />
wurde mit 16-mm-Filmspulen und Highspeed-<br />
Kameras. In der Unfallanalyse wurden Unfallstellen<br />
häufig noch auf grossen Papierbogen<br />
aufgetragen <strong>–</strong> heute kaum noch vorstellbar.<br />
Mit zunehmender Digitalisierung und verbesserter<br />
Konnektivität hat sich die Arbeit am DTC massiv<br />
geändert. Praktisch alle Realversuche lassen<br />
sich heute auch als reine Computersimulation<br />
ausführen. Arbeits- und Rechenaufwand entscheiden,<br />
welche Variante sinnvoller ist. Die sehr<br />
präzisen Simulationsrechnungen verlangen immer<br />
noch nach einer Validation in der Realität, da<br />
deren Genauigkeit im Einzelfall zu untersuchen ist.<br />
Auf der hauseigenen Prüfstrecke testet das DTC<br />
in Realversuchen verschiedenste Systeme wie<br />
Kolonnen-, Notbrems- und Abbiegeassistenten<br />
sowie Stabilisierungssysteme. So können die<br />
Experten aufzeigen, dass die Digitalisierung und<br />
insbesondere die Automatisierung der Fahrzeuge<br />
neue Wege bei der Fahrzeugzulassungsprüfung<br />
bedingt. Nur so ist auch in Zukunft die höchstmögliche<br />
Sicherheit garantiert. www.dtc-ag.ch<br />
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