Berliner Kurier 11.07.2019
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BERLIN<br />
DER<br />
ROTE<br />
TEPPICH<br />
Ehre, wemEhregebührt!<br />
Kristina<br />
Vogel,<br />
28 Jahrealt,<br />
will zurück<br />
zur Bundespolizei<br />
...<br />
Foto: dpa<br />
Die seit über einem Jahr<br />
querschnittsgelähmte<br />
frühere Bahnradsportlerin<br />
Kristina Vogel plant eine<br />
aktive Rückkehr in den<br />
Dienst der Bundespolizei.<br />
„Ich muss mich bis Ende<br />
des Jahres entscheiden,<br />
was ich innerhalb der Behörde<br />
machen möchte“,<br />
sagte die elfmalige Weltmeisterin<br />
im Interview mit<br />
dem Deutschlandfunk Kultur.<br />
Trotz der Behinderung<br />
könne Vogel „tausend Möglichkeiten“<br />
beim Arbeitgeber<br />
angehen. Die zweimalige<br />
Olympiasiegerin ist seit<br />
dem 26. Juni 2018 nach einem<br />
Trainingsunfall auf der<br />
Cottbuser Radstadion unterhalb<br />
des siebten Brustwirbels<br />
gelähmt. <strong>Berliner</strong><br />
Ärzte versorgten die Sportlerin<br />
danach monatelang.<br />
Als mögliche neue Arbeitsgebiete<br />
bei der Bundespolizei<br />
gab die 28 Jahre alte gebürtige<br />
Kirgisin „Controlling<br />
oder Ermittlungsdienst“<br />
an. Zudem gibt es<br />
bei der Polizei einen Trainer<br />
für den Bahnradsport.<br />
„Das könnte ich mir auch<br />
gut vorstellen“, sagte Vogel,<br />
die zudem als Bahnradsport-Expertin<br />
beim ZDF<br />
fungiert. Als neu gewählte<br />
Stadträtin in Erfurt will Vogel<br />
besonders drei Schwerpunkte<br />
in den Vordergrund<br />
stellen: „Sport, Sicherheit<br />
und Inklusion, weil das<br />
mein Alltag ist.“<br />
Mord-Anschlag im Spätkauf<br />
Um Mitternacht<br />
kamen die Killer<br />
Laden-Chef Nezar M. (35)soll junge Kurden-Kämpfer in Syrien ausgebildet haben<br />
Von<br />
P. DEBIONNE<br />
und<br />
E. RICHARD<br />
Berlin – Ein brutaler Mordanschlag<br />
erschüttert die<br />
Hauptstadt! Der Inhaber eines<br />
Spätis in der Goethestraße<br />
in Charlottenburg wurde<br />
in der Nacht zu Mittwoch<br />
niedergeschossen und lebensgefährlich<br />
verletzt. Eine<br />
Raubtat ist nach KURIER-Informationen<br />
eher unwahrscheinlich,<br />
die Hintergründe<br />
könnten vielmehr mit dem<br />
Kurdenkonflikt im syrischtürkischen<br />
Grenzgebiet zusammenhängen.<br />
Schockierend:<br />
Der Mordanschlag<br />
wurde live bei Facebook<br />
übertragen.<br />
In der Nacht zu Mittwoch sitzt<br />
der 35-jährige Nezar M., ein syrischer<br />
Kurde, in seinem kleinen<br />
Späti in Charlottenburg,<br />
der Mann ist über seinen Laptop<br />
in eine live im Internet<br />
übertragene Videokonferenz<br />
eingeloggt. Dabei geht es um<br />
die Forderung der Kurden nach<br />
einem eigenen Staat sowie die<br />
damit verbundenen Konflikte.<br />
Um kurz vor Mitternacht<br />
hebt Nezar M., nachdem er<br />
mehrere Minuten eine flammende<br />
Rede gehalten hat, den<br />
Kopf und blickt verblüfft zu einigen<br />
Personen, die das Geschäft<br />
betreten. Wie viele es<br />
sind, ist nicht zu sehen. Dann<br />
geht alles ganz schnell.<br />
Die Kamera wackelt, man<br />
hört eine arabische Stimme<br />
zweimal sagen: „Drück jetzt ab,<br />
drück jetzt ab!“ Dann hört man<br />
es zweimal fürchterlich krachen,<br />
vermutlich sind es zwei<br />
Schüsse. Nezar M. brüllt in Todesangst<br />
laut um Hilfe, immer<br />
und immer wieder. Die Kamera<br />
fährt kurz über sein schmerzverzerrtes<br />
Gesicht, dann sind<br />
mehrere Blutflecken zu sehen.<br />
Wenig später bricht das Video<br />
ab. Die Polizei bestätigte am<br />
Mittwoch, „dass ein Mann in einem<br />
Spätkauf in Charlottenburg<br />
eine lebensgefährliche<br />
Schussverletzung erlitt“. Der<br />
Schwerverletzte sei noch in der<br />
Nacht notoperiert worden.<br />
Mittlerweile sei sein Zustand<br />
„stabil“, so ein Sprecher.<br />
Ein Neffe des Niedergeschossenen<br />
sagte gegenüber dieser<br />
Zeitung, dass Nezar M. am Leben,<br />
aber ins künstliche Koma<br />
versetzt worden sei. Zu den<br />
möglichen Tätern wollte der<br />
Mann nichts sagen. Aus dem<br />
weiteren Umfeld des Opfers<br />
hieß es hingegen, man vermute<br />
„eine politisch motivierte Tat“.<br />
Nach KURIER-Recherchen<br />
soll das Anschlagsopfer bis vor<br />
Türkische Artillerie<br />
schießt an der Grenze zu<br />
Syrien auf kurdische Kämpfer.<br />
zehn Jahren junge kurdische<br />
Kämpfer in Syrien militärisch<br />
ausgebildet haben. Bilder, die<br />
das belegen, gibt es bislang aber<br />
nicht. Allerdings zeigt sich Nezar<br />
M. im Internet politisch<br />
sehr aktiv, vor allem die Kurdenfrage<br />
taucht in den diversen<br />
Beiträgen des Mannes auf unterschiedlichen<br />
Seiten immer<br />
wieder auf.<br />
Zudem finden sich mehrere<br />
Bilder und Verweise auf den<br />
seit 1999 in türkischer Haft sitzenden<br />
ehemaligen PKK-Chef<br />
Abdullah Öcalan, der bis zu seiner<br />
Festnahme durch den Geheimdienst<br />
einen blutigen<br />
*<br />
Krieg gegen die türkische Regierung<br />
und das türkische Militär<br />
führte.<br />
Die <strong>Berliner</strong> Polizei sagte am<br />
Mittwoch, die Hintergründe<br />
der Tat seien „noch unklar“. Die<br />
Ermittlungen unter Federführung<br />
der fünften Mordkommission<br />
und der Staatsanwaltschaft<br />
würden derzeit „in alle<br />
Richtungen“ gehen.<br />
Fakt ist jedoch: Die bislang<br />
unbekannten Täter betraten<br />
den Laden, schossen Nezar M.<br />
ohne Vorwarnung nieder und<br />
flüchteten dann. Ohne Geld<br />
oder andere Wertgegenstände<br />
zu rauben.<br />
Fragen?<br />
Wünsche?<br />
Tipps?<br />
Redaktion: Tel. 030/63 33 11 456<br />
(Mo.–Fr. 10–18 Uhr)<br />
10969 Berlin, Alte Jakobstraße 105<br />
E-Mail: leser-bk@dumont.de<br />
Abo-Service: Tel. 030/232777<br />
Fotos: Richard, Privat,AP<br />
In diesem Spätkauf<br />
in der Goethestraße<br />
kam es in der Nacht zu<br />
Mittwoch zu dem Attentat.<br />
Die Sekunden vorden Schüssen:<br />
Nezar M. hebt den Kopf und blickt<br />
zu seinen Peinigern. Die Kamera<br />
überträgt alles liveins Internet.