21.07.2019 Aufrufe

Berliner Kurier 20.07.2019

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

*<br />

POLITIK<br />

MEINE<br />

MEINUNG<br />

Von<br />

Christian<br />

Burmeister<br />

Schlussmit dem<br />

Reisezirkus!<br />

Vielen Bürgernist es nicht<br />

bewusst–aber sechs<br />

Bundesministerien haben<br />

ihren Hauptsitznoch immer<br />

in Bonn und nicht in Berlin.<br />

2018 sind für Dienstreisen 8<br />

Millionen Euro angefallen.<br />

Auch die doppelten Mieten –<br />

jedes Ministerium hat auch<br />

einen Dienstsitz in der<br />

Hauptstadt –kommen obendrauf.<br />

Und dann sind da noch<br />

die ökologischen Kosten.Allein<br />

die Mitarbeiter der Umweltministeriums<br />

(!) sind von<br />

Januar bis Juli mehr als 1700-<br />

mal hin- und hergeflogen.<br />

Ist das noch zeitgemäß? Sorry,<br />

Bonn, nein! Die Zahl der<br />

Mitarbeiter in Bonn sinkt seit<br />

Jahren kontinuierlich. Die<br />

Politik sollte diesen Prozess<br />

beschleunigen und versuchen,<br />

innerhalb von zehn<br />

Jahren einen Komplettumzug<br />

zu bewerkstelligen. Das<br />

würde zwar wohl auch eine<br />

Stange Geld kosten, aber dafür<br />

hätte man sprichwörtlich<br />

nur noch kurze Dienstwege<br />

und eine Regierung aus<br />

einem Guss. Die GroKo hat<br />

den Status quo im Koalitionsvertrag<br />

festgeschrieben. Spätestens<br />

die nächste Regierung<br />

sollte das Projekt angehen –<br />

eine Mehrheit der Bevölkerung<br />

hätte sie laut Umfragen<br />

hinter sich. Auch an Rhein<br />

und Spree.<br />

MANN DESTAGES<br />

Justin Trudeau<br />

Justin Trudeau, Kanadas Premierminister,<br />

hat an seine<br />

Landsleute appelliert, rassistische<br />

Äußerungen gegen<br />

Menschen<br />

anderer<br />

Hautfarbe<br />

zu unterlassen.<br />

Trudeau<br />

spielte<br />

damit auf<br />

Rassismusvorwürfe<br />

gegen US-<br />

Präsident<br />

Donald<br />

Trump an. „Die Bemerkungen,<br />

die gemacht wurden, waren<br />

inakzeptabel“, sagte er in<br />

Montreal. Jedermann sollte<br />

wissen, dass solche Bemerkungen<br />

weder erlaubt noch<br />

unterstützt werden sollten.<br />

Foto: Sean Kilpatrick/dpa<br />

Foto: Omer Messinger/Getty Images<br />

Die Kanzleringehtden<br />

US-Präsidenten hartan<br />

Auf ihrer Sommer-Pressekonferenzvor den Ferien zeigtsichAngela Merkel von der harten Seite<br />

Berlin – In den vergangenen<br />

Wochen hatte Bundeskanzlerin<br />

Angela Merkel mehrere<br />

Zitteranfälle. Die CDU-Politikerin<br />

freut sich da sicherlich<br />

auf ihren Urlaub. Seit<br />

Freitagmittag ist die Regierungschefin<br />

offiziell in den<br />

Ferien. Vorher stellte sie sich<br />

allerdings noch einmal den<br />

versammelten Journalisten<br />

in der Hauptstadt –auf der<br />

traditionellen Sommerpressekonferenz.<br />

Den einen großen Moment<br />

wählt Angela Merkel selbst.<br />

Fast 90 Minuten bohrten die<br />

Hauptstadtjournalisten, es ging<br />

um Klimapolitik und Steuern,<br />

um die SPD und den Verfassungsschutz,<br />

um Brüssel, Polen<br />

und den Westbalkan, doch die<br />

Kanzlerin parierte routiniert.<br />

Aber als es „Eine letzte Frage<br />

noch!“ hieß, da bahnte er sich<br />

an, der eine große Moment der<br />

Sommerpressekonferenz.<br />

„Fühlen Sie Solidarität mit<br />

den Kongressabgeordneten, die<br />

US-Präsident Donald Trump<br />

angegriffen hat?“, fragte ein Reporter.<br />

„Ja“, sagte Merkel, kurz<br />

und klar. Und dann holte sie<br />

noch einmal aus. „Ich distanziere<br />

mich davon entschieden und<br />

fühle mich solidarisch mit den<br />

attackierten Frauen.“ Es war<br />

eine Distanzierung vom US-<br />

Präsidenten, die härter ausfiel,<br />

als sie musste. Und wer in dem<br />

Moment genau auf Merkels<br />

Sprecher Steffen Seibert achtete,<br />

der sah einen ernsten Regierungssprecher,<br />

einen, der<br />

womöglich dachte:<br />

Jetzt werden meine<br />

Telefone<br />

nicht stillstehen.<br />

Gut 90 Minuten<br />

zuvor<br />

hielten Merkels<br />

schwarze Limousinen<br />

vor dem<br />

Haus der Bundespressekonferenz.<br />

Die Kanzlerin steigt aus, einige<br />

Schritte durch das Atrium, die<br />

breite Treppe hinauf in den großen<br />

Saal. Seit 14 Jahren geht das<br />

kurz vor ihrem Urlaub so.<br />

Es hat also etwas Gewöhnliches<br />

–und doch ist immer wieder<br />

alles anders. Es gab Jahre, in<br />

denen sie auffällig schweigsam,<br />

lustlos oder gelöst war. Es gab<br />

ikonische Momente und<br />

Sätze, die blieben: Wir<br />

schaffen das! –esist<br />

der Satz der Sommerpressekonferenz<br />

des Jahres<br />

2015. In diesem<br />

Jahr war eine<br />

Kanzlerin zu beobachten,<br />

die in<br />

zwei Themen Akzente<br />

setzte: Frauen<br />

und das transatlan-<br />

Droht ein neuerDrohnenkrieg amGolf?<br />

USAschießenangeblichein unbemanntes Fluggerätdes Irans ab –Britischer Tanker entführt<br />

Washington –Eskaliert die Lage<br />

am Golf? Nach Angaben von<br />

US-Präsident Donald Trump<br />

hat das US-Kriegsschiff „USS<br />

Boxer“eineiranische Drohnein<br />

der Straßevon Hormus zerstört,<br />

einer der wichtigsten Schiffsrouten<br />

für Öltanker weltweit.<br />

„Wirhaben keine Drohne verloren“,<br />

antwortete Irans Vizeaußenminister<br />

Abbas Araghchi<br />

auf Twitter. Die Amerikaner<br />

hätten „aus Versehen eine eigene<br />

Drohne abgeschossen“.<br />

AmFreitagveröffentlichtedie<br />

Revolutionsgarde ein Drohnen-<br />

Video der „USSBoxer“, daszum<br />

Zeitpunkt des angeblichen Abschusses<br />

gemacht worden<br />

sein soll. Trump aber blieb<br />

dabei: „Kein Zweifel. Wir<br />

haben sie abgeschossen.“<br />

Im Juni hatte derIran<br />

eine US-Drohne abgeschossen<br />

und damit<br />

fasteinenKriegausgelöst.<br />

Am Freitagabend spitzte sich<br />

die Lageweiterzu: DerIranverkündete,einenbritischen<br />

Öltanker<br />

in der Straße von Hormus<br />

festgesetzt zu haben. Von „eskalierender<br />

Gewalt gegen das Königreich“<br />

sprach das Weiße<br />

tische Verhältnis. Dabei kommt<br />

nicht von ungefähr, dass Merkel<br />

sich Donald Trump und dessen<br />

rassistische Angriffe auf vier<br />

US-Kongressabgeordnete mit<br />

Migrationshintergrund besonders<br />

vornahm. Merkel kann mit<br />

Trumps Art nicht viel anfangen,<br />

beide sind die Pole der politischen<br />

Arbeit: auf der einen Seite<br />

der hyperimpulsive Trump, auf<br />

der anderen die analytische<br />

Merkel. Doch während Merkel<br />

ihre Kritik Trumps bei den gemeinsamen<br />

Auftritten mit dem<br />

US-Präsidenten lediglich durch<br />

leichtes Augenrollen zu erkennen<br />

gab, scheint in der Endphase<br />

ihrer Kanzlerschaft eine regelrechte<br />

Befreiung eingetreten<br />

zu sein. Merkel hat sich damit<br />

abgefunden, in der Zusammenarbeit<br />

mit Trump nur noch größere<br />

Schäden verhindern zu<br />

können –aber nichts wirklich<br />

Substanzielles erreichen zu<br />

können. Warum also nicht<br />

demonstrativ mit denen solidarisieren,<br />

die der US-Präsident<br />

gerade angegriffen hat? Merkel<br />

jedenfalls wirkte an diesem<br />

Freitagmittag nach ihren Worten<br />

selbstzufrieden. Sie wollte<br />

es genau so sagen.<br />

Zeigt klareKante: Angela<br />

Merkel distanziertsich<br />

vomVerhalten Donald<br />

Trumps.<br />

Haus.Und davon,dass man sich<br />

undVerbündetegegen das „bösartige<br />

Verhalten des Irans verteidigen“<br />

werde.<br />

Foto: US Air Force/dpa

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!