RegioBusiness 08.2019
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28 Politik & Wirtschaft<br />
August 2019 I Jahrgang 18 I Nr. 205<br />
Ein Ideengeber geht<br />
Südwestmetall-Geschäftsführer Rolf Blaettner wurde beim traditionellen Sommertreff<br />
in den Ruhestand verabschiedet. VON GUIDO SEYERLE<br />
Wenn die Hauptperson<br />
des Abends bei ihrer<br />
Verabschiedung bereits<br />
vorab darum gebeten<br />
hatte, dass kein Redner länger<br />
als fünf Minuten sprechen<br />
möge, dann ahnt man: Dieser<br />
Mann hat in seiner langen beruflichen<br />
Laufbahn so manche<br />
Stunde in eben solchem Rahmen<br />
zugebracht. Beim Sommertreff<br />
Mitte Juli hatte nun Rolf<br />
Blaettner seinen letzten Termin<br />
als Geschäftsführer Südwestmetall<br />
unserer Region – und<br />
wachte über die Einhaltung der<br />
Fünf-Minuten-Regel.<br />
HERAUSFORDERUNG Für<br />
die ausführliche Eröffnung des<br />
Sommertreffs Südwestmetall in<br />
Langenbrettach war Karl<br />
Schäuble zuständig. Der Vorsitzende<br />
von Südwestmetall Bezirksgruppe<br />
Heilbronn/Region<br />
Franken beschrieb in seiner<br />
Rede „die großen Herausforderungen,<br />
aber auch großen<br />
Chancen für die Zukunft der Unternehmen<br />
und Beschäftigten“.<br />
Der Strukturwandel sei nicht<br />
neu. Aber neu sei die Geschwindigkeit<br />
und Radikalität, mit denen<br />
sich die derzeitigen Veränderungsprozesse<br />
in einzelnen<br />
Branchen und Geschäftsbereichen<br />
abzeichnen beziehungsweise<br />
vollziehen. Dabei seien<br />
moderne Arbeitsformen unabdingbar.<br />
„Während bisher galt:<br />
Die Produktionsplanung bestimmt,<br />
wer wann und was arbeiten<br />
muss, ermöglichen<br />
Übergabe: Rolf Blaettner (li.) und sein Nachfolger, der neue Geschäftsführer Südwestmetall<br />
Bezirksgruppe Heilbronn/Region Franken, Jörg Ernstberger.<br />
Foto: Guido Seyerle<br />
heute die Unternehmen bereits<br />
selbstbestimmtes Arbeiten, wo<br />
die Arbeit es zulässt.“ Freiheit<br />
müsse aber auch mit Eigenverantwortung<br />
verbunden sein<br />
und daher im Rahmen der sozialen<br />
Marktwirtschaft wieder<br />
zunehmend gestärkt und vorangetrieben<br />
werden.<br />
„Der Strukturwandel kann nur<br />
mit einem zukunftssicheren Sozialstaat<br />
gelingen“, sagte<br />
Schäuble. Einerseits kämen aufgrund<br />
des demografischen Wandels<br />
höhere Beitragssätze auf<br />
die Beschäftigten zu. Andererseits<br />
seien die Lohnstückkosten<br />
alleine im Vorjahr um 4,4 Prozent<br />
gestiegen. „Dieser Trend<br />
der Kostenentwicklung gefährdet<br />
die Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Unternehmen“, so<br />
Schäuble. Die Arbeitskosten<br />
müssten daher deutlich begrenzt<br />
werden. Auch vom Staat<br />
forderte Schäuble sein Zutun,<br />
er müsse sich seiner Aufgaben<br />
wieder bewusst werden. Diese<br />
lägen zum Beispiel nicht darin,<br />
zu Lasten der Tarifautonomie<br />
verpflichtende Mindestlöhne<br />
vorzuschreiben.<br />
DANK Der in den Vorruhestand<br />
gegangene Rolf Blaettner<br />
habe mit diesen Themen in den<br />
vergangenen Monaten immer<br />
wieder zu tun gehabt. Schäuble<br />
beschrieb Blaettner: „Er war<br />
nie ein lauter Mensch, nie der<br />
Duz-Typ.“ Er habe unter anderem<br />
das Netzwerk zur Schöpfung<br />
des Bildungspotentials von<br />
Menschen mit Migrationshintergrund<br />
abgeschlossen. „Viele Tarifverträge<br />
zur Beschäftigungssicherung<br />
tragen seinen Namen.“<br />
In zahlreichen Grußworten<br />
wurde das Lebenswerk von Blaettner<br />
gewürdigt. Und wie empfindet<br />
es der Verabschiedete?<br />
„Ich habe mir überlegt, was die<br />
sinnstiftenden Elemente meiner<br />
Tätigkeit waren. Die Antwort: alles!“<br />
Blaettner mahnte: „Die Region<br />
lebt von ihrer wirtschaftlichen<br />
Stärke. Kirchturmpolitik<br />
schadet nur.“ Daran will Jörg<br />
Ernstberger, sein Nachfolger<br />
und der neue Geschäftsführer<br />
Südwestmetall der Bezirksgruppe<br />
Heilbronn/Region Franken,<br />
weiterhin arbeiten: „Die<br />
Region ist heterogen. Aber wir<br />
müssen trotzdem gemeinsam<br />
an der Zukunft arbeiten.“<br />
www.heilbronn.<br />
suedwestmetall.de<br />
Denkanstöße<br />
Es bedarf unserer Bedürfnisse...<br />
„Don’t wish for less problems, wish<br />
for more skills!“ Jim Rohn, ein gefragter<br />
Motivationstrainer plädierte<br />
immer wieder für Eigeninitiative und<br />
Verantwortungsübernahme. Wenn<br />
Sie nun innerlich aufstöhnen: „Was<br />
soll ich mir noch alles draufschaffen?“,<br />
versichere ich Ihnen an dieser<br />
Stelle, dass wesentliche Skills bereits<br />
in Ihnen schlummern. Dazu gehören<br />
das Verspüren und Kommunizieren<br />
Ihrer Bedürfnisse. Als Säuglinge<br />
haben wir unsere Bedürfnisse nach<br />
Nahrung, Sicherheit etc. in die Welt<br />
geschrien; es ging um unmittelbare<br />
Bedürfnisbefriedigung. Im Lauf der<br />
Zeit entwickeln die meisten von uns<br />
Gertraud M. Hell<br />
Psychotherapeutin, Coach,<br />
Theaterpädagogin,<br />
Humortrainerin<br />
Strategien, angepasst an unsere<br />
jeweilige Umwelt, mit unseren<br />
Bedürfnissen umzugehen. Der Klassiker:<br />
wir versorgen andere anstatt<br />
uns selbst. – Sind wir zu Beginn<br />
des Lebens tatsächlich abhängig,<br />
erhalten wir oft als Erwachsene<br />
Abhängigkeiten aufrecht: Jahrelang<br />
erhoffen wir stumm die Zuwendung<br />
der von uns Versorgten. Längst<br />
haben wir gelernt, dass es sich meist<br />
nicht ziemt, eigene Bedürfnisse<br />
anzumelden.<br />
Unsere Aufgabe als Erwachsene<br />
ist es allerdings, selbstständig und<br />
eigenverantwortlich in der Welt zu<br />
agieren. Die Fürsorge und Wertschätzung<br />
unserer Person liegt in<br />
unserer Hand. Das bedeutet, uns<br />
in aller Klarheit unserer wahren<br />
Bedürfnisse bewusst zu werden,<br />
diese anzuerkennen, uns damit<br />
zu positionieren beziehungsweise<br />
selbstständig für deren Befriedigung<br />
zu sorgen. Einmal darauf fokussiert<br />
lässt sich feststellen, wir haben andauernd<br />
Bedürfnisse. Das zeigt uns<br />
auf wunderbare Weise, wie lebendig<br />
wir sind. Sobald wir uns dann noch<br />
offen und ehrlich für die Bedürfnisse<br />
anderer interessieren, diese aktiv<br />
erfragen, wissen wir voneinander,<br />
was wir brauchen, um uns gesehen,<br />
wertgeschätzt und versorgt zu<br />
fühlen. Wir entscheiden frei, wofür<br />
wir unsere Kräfte einsetzen wollen;<br />
reichen sie nur für das eigene Wohlergehen<br />
oder ist es uns eine Freude,<br />
anderen von unseren Ressourcen<br />
etwas zuteilwerden zu lassen. Sie<br />
entscheiden, ich entscheide. Das ist<br />
der Schlüssel nicht nur zu weniger<br />
Problemen, sondern zugleich zu<br />
mehr Erfüllung und Glücksgefühl.<br />
– Und, oh Wunder, das bloße<br />
Benennen eines Bedürfnisses kann<br />
bereits die Lösung sein, oft befriedet<br />
es uns und unser Gegenüber bereits,<br />
gehört zu werden.<br />
Auch im Arbeitsleben geht es uns<br />
um Sicherheit, Wertschätzung, Wirkmächtigkeit,<br />
Verbindung. Es gibt<br />
nicht sehr viele Grundbedürfnisse<br />
der menschlichen Seele. Sobald ich<br />
mich also in einem Konflikt für das<br />
Äußern der Bedürfnisse auf beiden<br />
Seiten, sei es unter Kollegen oder<br />
mit einer Vorgesetzten, einsetze,<br />
kann die Tür einen Spalt breit<br />
aufgehen für eine Verbindung auf<br />
der Werteebene. Geist und Körper<br />
lockern sich ein wenig… und das<br />
kann der Ausgangpunkt sein für<br />
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