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asphalt 05/19

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10 Aktuell<br />

Infratest<br />

Prüftechnik „Pur“ und zum Anfassen<br />

Im Oktober finden bei Infratest in Brackenheim-Botenheim wieder die<br />

Innovationstage statt. Wir nutzen die Gelegenheit, um im Vorfeld mit Matthias<br />

Martus, Geschaftsführer der Infratest Prüftechnik, über Asphaltextraktion<br />

zu sprechen und worauf sich die Besucher auf der Hausmesse freuen<br />

können.<br />

<strong>asphalt</strong>: Wie stehen Sie zum Lösemittel<br />

Oktansäuremethylester?<br />

Martus: Da möchte ich eins zunächst einmal<br />

klarstellen. Es steht uns nicht zu, hier ein eigenes<br />

Urteil zu bilden. Die Entscheidungen über<br />

Prüfverfahren, Prüfmittel und deren Anwendung<br />

werden in den verantwortlichen Gremien<br />

diskutiert und beschlossen. Als Hersteller von<br />

Prüfgeräten versuchen wir einen Markt zu<br />

bedienen. Wie bei jedem Projekt gilt es Aufwand<br />

und Nutzen gegeneinander abzuwägen.<br />

Dies muss in unserem Fall umso vorsichtiger<br />

geschehen, da wir ja kein großes Unternehmen<br />

sind und unsere Entwicklungskapazität dadurch<br />

eingeschränkt wird. Bei der Entwicklung eines<br />

Prototyps zur Extraktion mit Oktansäuremethylester<br />

kam erschwerend hinzu, dass wir kaum<br />

belastbare Stoffdaten zur Verfügung hatten.<br />

Kennwerte über Brennbarkeit und Dampfdruckkurven<br />

mussten wir uns selber erarbeiten.<br />

Danach gab es eine weitere große Zahl von<br />

technischen Herausforderungen.<br />

Eine grundsätzliche Eignung des Lösemittels<br />

„Kokosester“ stand ja nie außer Frage. Es<br />

ging immer darum, ob unter ökonomischen<br />

Bedingungen eine Extraktion für alle Asphaltmischgüter<br />

durchgeführt werden kann.<br />

Aber eine Maschine haben Sie doch gebaut?<br />

Ja, haben wir. Wir haben einen Prototyp entwickelt,<br />

mit welchem eine Extraktion grundsätzlich<br />

möglich ist. Ein erster Schritt quasi, um<br />

damit Forschungsergebnisse zu ermitteln, die<br />

ja dann in die weitere Entwicklung hätten mit<br />

einfließen können. Letztlich haben wir vier<br />

Anlagen verkauft, Anfragen gab es immer nur<br />

sporadisch. Und auch dies war nur möglich<br />

unter großem zeitlichem und finanziellem Aufwand.<br />

Und welche Lehren haben Sie daraus ge ­<br />

zogen?<br />

Bei der Vielzahl der offenen Fragestellungen<br />

wie: Lösemittelversorgung und Logistik,<br />

Bewertungshintergrund, Geruchsbelästigung,<br />

Qualitätskontrolle war es für uns nicht mehr<br />

absehbar, wann dieses Projekt zu einem positiven<br />

Abschluss kommen konnte. Daher haben<br />

wir den Vorschlag gemacht, dass wir gerne<br />

weiterhin das Projekt unterstützen, aber wir<br />

das nur tun können, wenn man die Kosten der<br />

Entwicklungen auf eine breitere Basis stellt.<br />

Dazu konnte man sich nicht durchringen.<br />

Da raufhin beschlossen wir, dieses Projekt<br />

zugunsten anderer Konzepte zunächst nicht<br />

weiter zu verfolgen.<br />

Sie haben also für Ihre Innovationstage im<br />

Oktober ein neues Konzept entwickelt?<br />

Die Umsetzung der sogenannten Risiko-Minimierungsmaßnahmen<br />

beim Umgang mit chlorierten<br />

Lösemitteln hat zu einem höheren<br />

Sicherheitsniveau geführt. Die Betrachtung des<br />

ganzen Systems inklusive Transport und Entsorgung<br />

spielt dabei eine große Rolle. Mit unserem<br />

neuen System „Pur“ wollen wir über diese<br />

Maßnahmen hinaus auch die letzten Schritte<br />

automatisieren. So haben wir den Arbeitsschritt<br />

Analysator/Rotationsverdampfer in<br />

einer Maschine zusammengeführt. Das bedeutet,<br />

dass man eine Extraktion startet, und am<br />

Ende das Bitumen am Rotationsverdampfer<br />

entnimmt, ohne weitere manuelle Eingriffe.<br />

Entstanden ist dabei ein Modulsystem, was<br />

auch für moderne und komplexe Asphaltbaustoffe<br />

eine sichere Extraktion ermöglicht.<br />

Was bedeutet Module und welche gibt es?<br />

In der Zwischenzeit haben wir eine Reihe solcher<br />

Module entwickelt, die sich mit und untereinander<br />

kombinieren lassen. Dabei ist wichtig,<br />

dass jedes Modul die Breite einer halben gängigen<br />

Absaugkammer hat. Als Module gibt es<br />

ein normales Extraktionsmodul mit kurzer und<br />

normaler Waschkammer, ein Modul für Gummi<br />

und RC Asphalt, das Rotationsverdampfermodul,<br />

ein Wachmaschinenmodul sowie eine<br />

Wägestation.<br />

Martus: „Mit unserem neuen System ,Pur‘ wollen<br />

wir auch die letzten Schritte automatisieren.“<br />

(Quelle: Infratest)<br />

Gummi und RC?<br />

Gerade bei diesen Asphalten ist erhöhte Aufmerksamkeit<br />

bei der Extraktion notwendig,<br />

damit die Maschine nicht verstopft und zeitaufwendig<br />

gesäubert werden muss. Bei Ausbau<strong>asphalt</strong>en<br />

weiß man ja nicht hundertprozentig,<br />

was einen erwartet. Wir haben bei unseren<br />

Versuchsreihen schon Erstaunliches gefunden.<br />

Dann steht uns eine spannende Veranstaltung<br />

bei Ihnen im Haus bevor?<br />

Unbedingt. Für uns als Maschinenbauer, der ja<br />

in die tägliche Laborpraxis nicht eingebunden<br />

ist, ist es immens wichtig, dass wir einen konstruktiven<br />

und offenen Dialog führen, um<br />

unsere Produkte den tatsächlichen Erfordernissen<br />

anzupassen. Die Erfahrung und das Wissen,<br />

welches unsere Kunden mit uns teilen, ist unabdingbar<br />

dafür, gute Prüfgeräte zu bauen, mit<br />

denen man gerne und problemlos arbeitet.<br />

Termine und Aufgaben sind in den Laboren<br />

heute so eng gedrängt, da will und kann man<br />

sich nicht um Geräte kümmern, die Probleme<br />

bereiten. Dass uns das nicht immer gelingt,<br />

wissen wir, daher soll solch eine Veranstaltung<br />

auch Plattform für kritische Anmerkungen sein.<br />

Darüber hinaus gibt es gute württembergische<br />

Weine und leckeres Essen. Bei der Arbeit<br />

darf auch der Genuss nicht zu kurz kommen.<br />

Wir würden uns aber freuen, wenn möglichst<br />

viele sich die Zeit nehmen könnten, um bei uns<br />

vorbeizuschauen.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

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