asphalt 05/19
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Schwerpunkt: Bitumen<br />
<strong>19</strong><br />
suchstypen: dem einaxialen Zugversuch und dem<br />
Abkühlversuch.<br />
Die einaxialen Zugversuche werden bei konstanten<br />
Temperaturen von T = +20 °C, +5 °C, -10 °C und -25 °C<br />
durchgeführt. Dabei werden Asphaltprobekörper mit<br />
einer konstanten Verformungsgeschwindigkeit von<br />
v = 1 mm/min axial auseinandergezogen. Als Ergebnisse<br />
des einaxialen Zugversuches werden die Zugfestigkeit<br />
und die Bruchdehnung bei den jeweiligen Prüftemperaturen<br />
angegeben.<br />
Mit dem Abkühlversuch wird die Beanspruchung von<br />
Asphalten durch Temperaturänderungen simuliert. Der<br />
Probekörper wird bei konstanter Länge mit einer Temperaturrate<br />
von T = 10 K/h kontinuierlich abgekühlt. Infolge<br />
des thermischen Schrumpfes entstehen kryogene Zugspannungen,<br />
die bei Erreichen der Zugfestigkeit zum<br />
Bruch führen. Ergebnisse des Abkühlversuches sind der<br />
Verlauf der kryogenen Zugspannungen, die Bruchspannung<br />
und die Bruchtemperatur.<br />
Die Differenz zwischen den Merkmalsgrößen Zugfestigkeit<br />
und kryogene Zugspannung wird als Zugfestigkeitsreserve<br />
bezeichnet, die der Aufnahme verkehrslastbedingter<br />
Zugspannungen zur Verfügung steht. Als<br />
<strong>asphalt</strong>technologische Kenngrößen werden sowohl die<br />
maximale Zugfestigkeitsreserve als auch die korrespondierende<br />
Temperatur herangezogen.<br />
Für die Bestimmung der <strong>asphalt</strong>technologischen<br />
Kennwerte wurden mit beiden Bitumen ein Asphaltbeton<br />
AC 11 D N gleicher Rezeptur gemischt. Aus einer Teilprobe<br />
jeder Variante wurden direkt anschließend Asphaltprobeplatten<br />
mit dem Walz-Sektor-Verdichter (WSV) hergestellt,<br />
aus denen die für die Zug- und Abkühlversuche<br />
erforderlichen prismatischen Probekörper präpariert<br />
wurden.<br />
Abbildung 4 zeigt die Ergebnisse der Prüfungen zum<br />
Tieftemperaturverhalten der unmittelbar nach dem Mischprozess<br />
verdichteten Asphalte. Die Vorteilhaftigkeit der<br />
Asphaltvariante mit dem Bitumen 50/70 „Long Life“ wird<br />
LITERATUR<br />
Abbildung 6: Bruchtemperaturen und Temperaturen bei maximaler Zugfestigkeitsreserve<br />
von AC 11 D N ohne und mit BSA (Quelle: 1-6: Total)<br />
sowohl durch den kryogenen Spannungsverlauf als auch<br />
durch den Wert der maximalen Zugfestigkeit deutlich.<br />
Die verbleibende Teilprobe des Asphaltmischgutes<br />
wurde vor der Verdichtung dem BSA unterzogen. Auch<br />
die aus dem vorbeanspruchten Mischgut hergestellten<br />
Probekörper zeigen bei Verwendung von 50/70 „Long<br />
Life“ ein günstigeres Kälteverhalten (Abbildung 5).<br />
Die in Abbildung 6 grafisch zusammengestellten maßgeblichen<br />
Temperaturen zur Beschreibung des Kälteverhaltens<br />
von Asphalten, die Bruchtemperatur und die<br />
Temperatur bei maximaler Zugfestigkeitsreserve,<br />
beschreiben die unterschiedlichen Bindemitteleigenschaften.<br />
Das Materialverhalten der Probekörper mit dem<br />
Bitumen 50/70 „Long Life“ nach BSA entspricht dem<br />
unbeanspruchten Asphalt mit dem Standardbindemittel<br />
50/70.<br />
Ausblick<br />
[1] Alisov, A.: „Typisierung von Bitumen mittels instationärer<br />
Oszillationsrheometrie“; Braunschweig, 2017<br />
[2] Büchler, S.; Mollenhauer, K.; Renken, P.: „Einfluss von<br />
modifizierten Bitumen auf die Kälte- und Ermüdungseigenschaften<br />
von Asphalt und deren Veränderung während<br />
der Nutzungsdauer“, Abschlussbericht zum Forschungsprojekt<br />
FE 07.208/2004/BGB, Braunschweig, 2007<br />
[3] DIN EN 12607-1: „Bitumen und bitumenhaltige Bindemittel<br />
– Bestimmung der Beständigkeit gegen Verhärtung<br />
unter Einfluss von Wärme und Luft – Teil 1: RTFOT-Verfahren“;<br />
2015<br />
[4] DIN EN 14769: „Bitumen und bitumenhaltige Bindemittel<br />
– Beschleunigte Langzeit-Alterung mit einem Druckalterungsbehälter<br />
(PAV)“; 2012<br />
Mit der Entwicklung von „Long Life“ verfügt Total Bitumen<br />
über eine Technologie, die nachweislich die negativen<br />
Auswirkungen des Alterungsverhaltens von Straßenbaubitumen<br />
verringert. Diese Technologie kann für die<br />
Herstellung aller Sorten von Straßenbaubitumen angewendet<br />
werden, unabhängig von der Provenienz des<br />
destillierten Rohöls. Zurzeit wird bei Total Bitumen in<br />
Brunsbüttel an der Errichtung der erforderlichen Infrastruktur<br />
gearbeitet, um mit der Markteinführung eine<br />
ausreichende Produktverfügbarkeit gewährleisten zu<br />
können. Außerdem sollen in 20<strong>19</strong> Referenzstrecken<br />
errichtet werden. Die Nutzung der „Long-Life“-Technologie<br />
für Polymermodifizierte Bitumen ist ein weiteres prioritäres<br />
Ziel. Erste positive Prüfergebnisse liegen vor, die<br />
erwarten lassen, dass die Realisierung kurzfristig erfolgen<br />
kann. <br />
•<br />
AUTOREN<br />
Dr. Tobias Hagner<br />
TOTAL Bitumen Deutschland<br />
GmbH<br />
Technischer Kundenservice<br />
tobias.hagner@total.de<br />
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