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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 216 · D ienstag, 17. September 2019 – S eite 26 *<br />
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Panorama<br />
LEUTE<br />
NACHRICHTEN<br />
Andreas Gabalier (34) hat sich als der<br />
rock’n’rollende Volkssänger mit dem<br />
völkischen Appeal einen Namen gemacht.<br />
Im Prinzip also der harte Kerl<br />
mit homophober Tendenz. Nunaber<br />
haben er und seine langjährige<br />
Freundin Silvia Schneider (37) sich<br />
getrennt. DerBild-<strong>Zeitung</strong> verriet<br />
der Österreicher seine ganzeSeelenqual:„Ich<br />
habe neben all meinen unglaublichen<br />
Erfolgen das Wichtigste<br />
im Leben vergessen. Es bricht mir<br />
das Herz.“ Klingt ein bisschen nach:<br />
am Boden zerstört. Seine Ex gab sich<br />
dagegen sehr viel aufgeräumter,auf<br />
Facebook schrieb die österreichische<br />
Fernsehmoderatorin: „Wir<br />
wünschen einander als Menschen<br />
Liebe und Zufriedenheit …Als Paar<br />
wünschen wir uns,dass die neuen<br />
Wege,die jeder für sich einschlagen<br />
wird, nur einen kurzenMoment lang<br />
wehtun werden.“ Ja,und wir lernen:<br />
Männer sind einfach viel besser im<br />
(Selbstmit-)Leiden, wenn es mal<br />
wieder zu spät ist.<br />
Prinz Harry (35) hat am Sonntag erst<br />
seinen Geburtstag gefeiert, aber sich<br />
an diesem Freudentag mitnichten<br />
nur um seine Belange gekümmert.<br />
Vielmehr bedankte er sich bei dem<br />
früheren Rugby-Star Gareth Thomas<br />
(45) für den offenen Umgang mit seiner<br />
HIV-Infektion: „Gareth, du bist<br />
eine Legende! Indem du erzählst,<br />
dass du HIV-positiv bist, rettest du<br />
Leben und zerstörst Stigmata.“ Thomas,der<br />
sich 2009 als erster Rugby-<br />
Profi zu seiner Homosexualität bekannte<br />
und zwei Jahrespäter seine<br />
Karrierebeendete,hatte am Sonnabend<br />
per Video auf Twitter über<br />
seine Erkrankung berichtet.<br />
Cristiano Ronaldo (34) hat fernsehöffentlich<br />
geweint, als er auf seinenVater<br />
zu sprechen kam. SeinVater habe<br />
nie seine Erfolge gesehen und nie,<br />
dass er„die Nummer eins“ sei, sagte<br />
der portugiesischeWeltfußballer in<br />
einem Interview für den britischen<br />
Sender ITV. (schl.)<br />
Cristiano Ronaldo spricht über seinen Vater<br />
und weint.<br />
GOOD MORNING BRITAIN<br />
TIERE<br />
Den Menschen ein Vergnügen:<br />
Hunde am Limit.<br />
DPA/LI JIANGUO<br />
In San Francisco steigen die Lebenshaltungskosten<br />
so rasant, dass sich<br />
Durchschnittsverdiener immer weniger<br />
noch Kinder leisten können. Die<br />
Küstenmetropole ist die US-Großstadt<br />
mit dem niedrigsten Kinderanteil:<br />
Nur18Prozent aller Haushalte<br />
haben Nachwuchs.Inzwischen liegt<br />
hier die Zahl der Kinder und der<br />
Hunde gleichauf. Eben deswegen gibt<br />
es in SanFrancisco so viele vollbeknackte<br />
Sachen mit Hunden, wie unser<br />
Bild vomWochenende beweist: Irgend<br />
so einVerkleidungs- undWettrenntreffen.<br />
Weird! (schl.)<br />
Der<br />
Kletter-Künstler<br />
Dem Bergsteiger Reinhold Messner zum 75.<br />
Geburtstag: Eine bewundernde Abrechnung<br />
mit dem Selbst- und Felsenbezwinger<br />
VonChristian Schlüter<br />
Ein verschrobener,weltabgewandter,bergsteigender Naturbursche wollte Reinhold Messner nie sein.<br />
Der Tod klettert immer<br />
mit. Niemand weiß das<br />
besser als Reinhold<br />
Messner.SeineWeise des<br />
Bergsteigens hat er immer philosophisch<br />
verstanden, es war für ihn<br />
eine Art Vorlauf zum Tode, ein Ausgriff<br />
auf den puren Nicht-Sinn, die<br />
bare Sinnlosigkeit, der es alle Wort<br />
verschlagen hat. Auf seine unnachahmliche<br />
Weise hat Messner sein<br />
extrembergsteigerisches Tuneinmal<br />
so zusammengefasst: „Die Kehle ist<br />
geschwollen, man hat Kopfweh,<br />
man hat Angst. Glauben Sieniemandem,<br />
der in diesen Höhen von Spaß<br />
redet. Die Spitzenalpinisten fangen<br />
dortan, wo der Spaß aufhört.Waswir<br />
tun, ist unnütz, ich bin ein Eroberer<br />
des Nutzlosen.“ Es geht also um die<br />
Grenzen des Sinns.<br />
L’artpour l’artamAbgrund<br />
Als Eroberer des Nutzlosen hat Messner<br />
im Laufe seines bergsteigerischen<br />
Schaffens –das heißt: beim Verfertigen<br />
seiner selbst zu einem alpinen<br />
Gesamtkunstwerk –eine gewisse Lakonie<br />
ausgebildet. Denn wer esmit<br />
dem Nicht-Sinn aufnimmt, den kann<br />
nicht mehr viel schrecken. Als im<br />
April die Bergsteiger David Lama,<br />
Hansjörg Auer und Jess Roskelley in<br />
den Rocky Mountains tödlich verunglückten,<br />
erklärte Messner lapidar,<br />
dass in jeder Epoche des Bergsteigens<br />
etwa die Hälfte der Besten am Berg<br />
gestorben sei. DieandereHälfte habe<br />
überlebt und oft ein hohes Alter erreicht.<br />
Zu den Überlebenden zählt<br />
auch Messner. Er wird an diesem<br />
Dienstag 75 Jahrealt.<br />
Sein Überleben ist allerdings keine<br />
Erfolgsgeschichte, das sagt Messner<br />
selbst –inbeinahe jedem seiner Bücher<br />
oder Interviews. AmBerg ist es<br />
einfach „eine Frage von Glück oder<br />
Pech, bei den Lebenden oder den Toten<br />
zu sein“. Unddas wiederum heißt<br />
eigentlich: „Die Natur hat immer<br />
recht. Die Fehler machen immer nur<br />
wir.“ Allerdings kennt der Südtiroler<br />
auch eine andere Wahrheit und die<br />
klingt nicht mehr ganz so bescheiden.<br />
Denn richtig ist auch das hier: „Das<br />
Fast-Sterben und dann Überlebthaben<br />
ist das Stärkste, was wir spüren<br />
können.“ Hier triumphiert Messner<br />
als davongekommener Großsprecher.<br />
Das ist, vorsichtig gesagt, missverständlich.<br />
Denn es gib etwas, das Messner<br />
bis heute bereuen dürfte wie nichts<br />
anderes: Den Hype um das Bergsteigen<br />
als Hochleistungssporthat er entscheidend<br />
mitbefeuert. Denn er war<br />
es, der ohne Sauerstoff die Achttausender<br />
gleich reihenweise bezwang,<br />
er war es, dem kein Schwierigkeitsgrad<br />
zu hoch schien und dem noch<br />
das imposanteste Felsmassiv zur bloßen<br />
Fitnessübung schrumpfte,erwar<br />
es,der seinen Bruder Günther bei einem<br />
dieser Berglauftorturen verlor –<br />
unter bis heute ungeklärten Umständen.<br />
Wie kaum jemand sonst stand<br />
Messner in den 70er-und 80er-Jahren<br />
für den blindwütigen, demutsfreien,<br />
natur- und angstvergessenen, selbstsüchtigen<br />
Gipfelsturm. Messner, der<br />
Berg-Berserker.<br />
So wortreich und -mächtig, wie<br />
der Mann seinen alpinen Existenzialismus<br />
beschwor, hat er später vor<br />
den Gefahren des alpinen Tourismus<br />
gewarnt. Und er hat seine diesbezügliche<br />
Mitschuld bekannt. Vielleicht<br />
trieb es den Herren der Achttausender<br />
auch deswegen in die Mühen<br />
ganz anderer Ebenen, etwa als er<br />
ZUR PERSON<br />
Leben: ReinholdAndreas Messner wurde am 17.September1944 in Brixen, Südtirol, geboren.<br />
Der Italiener machte sich als Bergsteiger,Abenteurer,Buchautor und Politiker einen Namen.<br />
Werk: Messner bestieg als ersterMensch und ohne zusätzlichen Sauerstoff alle vierzehnAchttausender<br />
der Erde.Am NangaParbat imWesthimalaya starb sein Bruder Günther Messner.<br />
Familie: Messner war von1972 bis 1977 mit Uschi Demeter verheiratet –mit ihr hat er eine<br />
Tochter.Seine langjährigeLebensgefährtin Sabine Stehle, die er 2009 nach 25-jähriger „wilder<br />
Ehe“ geheiratet hatte und mit der er drei Kinder hat, verließ ihn. Er soll aktuell eine neue<br />
und, wie er der Bunten sagte, „ein paar Jahrzehnte jüngere“ Freundin haben.<br />
Mühen der Ebenen: Reinhold Messner in der Antarktis.<br />
DPA/UDO BERNHART<br />
IMAGO IMAGES<br />
mit ArvedFuchs 1989/90 die Antarktis<br />
durchquerte oder Grönland<br />
(1993) oder die Wüste Gobi (2004).<br />
Vorallem aber engagierte sich Messner<br />
seit den 80ern für den Umweltschutz,<br />
was er einst als l’art-pourl’art-haften<br />
Selbstzweck feierte, will<br />
er nun begrenzen: Rettet die Berge<br />
vor dem zerstörerischen Massenansturm,<br />
lautet sein Credo heute.<br />
Das ist durchaus elitär zu verstehen,<br />
nämlich in dem Sinne,die Berge<br />
doch, bitteschön, den Könnern zu<br />
überlassen. Messner bleibt seinem alpinen<br />
Existenzialismus also treu. Und<br />
er vermarktet ihn seit geraumer Zeit<br />
überaus erfolgreich. So verdingte er<br />
sich früh schon als Trainer bei Manager-Seminaren.<br />
Und1992 gründeten<br />
er und Herbert Henzler, der frühere<br />
Deutschland-Chef von McKinsey,<br />
eine Vereinigung für deutsche Spitzenmanager,<br />
die Similauner: Auf’m<br />
Berg mit Messner. Dass er mittlerweile<br />
90 Bücher veröffentlicht hat,<br />
vervollständigt das Bild da nur,<br />
ebenso wie seine sechs Museen in<br />
Südtirol – ein Netzwerk namens<br />
Messner Moutain Museum.<br />
Wahr ist allerdings auch, dass<br />
Messner eine neue Tradition des<br />
Bergsteigens begründet hat. Er<br />
wandte sich gegen Kameradschaftskult<br />
und heldische Phrasen, sowohl<br />
gegen das dampfend-dumpf Männerbündische<br />
wie auch gegen das<br />
folkloristisch Erbauliche à la Luis<br />
Trenker. Auch sein neues Buch „Der<br />
Eispapst“ will Messner so verstanden<br />
wissen: Es handelt vonWilhelm<br />
„Willo“ Welzenbach (1899-1934), einem<br />
der besten Bergsteiger seiner<br />
Zeit, dem die Nationalsozialisten<br />
fehlende nationale Gesinnung vorwarfen<br />
und der deswegen vomDeutschen<br />
Alpenverein ausgegrenzt<br />
wurde. Ein Bergsteiger hatte ein völkisch<br />
gesinnter, naturverbundener<br />
Übermensch zu sein.<br />
Antinationalistischer Vorbehalt<br />
Messners antinationalistischer Vorbehalt<br />
führte ihn schließlich auch in<br />
die Politik. Nein, damit sind nicht die<br />
bildschönen Spaziergänge mit Angela<br />
Merkel gemeint. Er unterstützte<br />
seit den 80er-Jahren die graswurzelrevolutionäre<br />
„Alternative Liste für<br />
das andere Südtirol“ des späteren<br />
grünen Europaparlamentariers Alexander<br />
Langer und wurde 1999 als<br />
parteiloser Kandidat der Grünen<br />
Südtirols für fünf Jahre ins Europäische<br />
Parlament gewählt. Messner ist<br />
ein früher Vertreter der Idee vomEuropa<br />
der Regionen. Seine Idee voneinem<br />
europäischen Regionalismus<br />
ohne Chauvinismus oder Nationalismus<br />
erscheint heute bedenkenswerter<br />
denn je.<br />
Mittlerweile kämpft Messner wieder<br />
aus der Position des Bergsteigers<br />
und schaut auf uns Menschen herab.<br />
So begrüßt er die Fridays-for-Future-<br />
Bewegung, meldet allerdings Zweifel<br />
an, ob ihr ein langfristiger Erfolg beschieden<br />
ist: „Wir werden in zehn<br />
Jahren sehen, ob Greta Thunbergetwas<br />
erreicht hat oder nicht.“ DieKatastrophe<br />
in ihrem ganzen Ausmaß<br />
können demonstrierende Städter<br />
ohnehin nicht ermessen, die ist erst<br />
in den Bergen offenbar: „Wenn jemand<br />
mit offenen Augen durch die<br />
Alpen fährt, sieht er die Folgen des<br />
Klimawandels ganz schnell. In der<br />
Ebene ist das nicht so leicht feststellbar.“<br />
Der Berg ist eine besondere,<br />
nicht jedem gegebene Weise der<br />
Selbst- und Welterkenntnis.<br />
Rod Stewart verkündet<br />
seinen Sieg über den Krebs<br />
RodStewarthat laut einem Pressebericht<br />
erfolgreich gegen eine Krebserkrankung<br />
gekämpft. „Vor zwei Jahrenwurde<br />
bei mir Prostatakrebs diagnostiziert“,<br />
sagte der 74-jährige britische<br />
Sänger mit der rauen Stimme<br />
laut einem Bericht der Boulevardzeitung<br />
Daily Mirror vomMontag bei<br />
einer Spendengala für den Kampf<br />
gegen Prostatakrebs in der südenglischen<br />
Grafschaft Surrey.„Niemand<br />
weiß davon, aber ich habe gedacht,<br />
dass es nun Zeit ist, dass ich es allen<br />
sage.“ Mittlerweile sei er geheilt,<br />
sagte Stewart. (AFP)<br />
Selbstgebautes Elektroauto<br />
geht in Flammen auf<br />
DerTraum vomselbstgebauten Elektroauto<br />
ist für einen Tüftler aus Baden-WürttemberginFlammen<br />
aufgegangen.<br />
Nach einer Probefahrtmit<br />
seinem in Eigenregie umgebauten<br />
Mercedes habe der Mann denWagen<br />
ans Stromnetz angeschlossen, teilte<br />
die Polizei in Tuttlingen am Montag<br />
mit. Dabei habe derWagen plötzlich<br />
im Frontbereich zu brennen begonnen.<br />
Als eigene Löschversuche erfolglos<br />
blieben, alarmierte der Mann die<br />
Feuerwehr.Die Einsatzkräfte bekamen<br />
das Feuer schließlich in den<br />
Griff. DerElektro-Mercedes MarkeEigenbau<br />
wurde allerdings zerstört–<br />
der Sachschaden beträgt rund 60000<br />
Euro. (AFP)<br />
Japanische Prinzessin zu<br />
Besuch in Österreich<br />
Prinzessin Kakound Bundespräsident<br />
Alexander Vander Bellen.<br />
Diejapanische Prinzessin Kako ist<br />
bei ihrem Österreich-Besuch von<br />
Bundespräsident Alexander Vander<br />
Bellen in der Wiener Hofburgempfangen<br />
worden. Die24-jährige Tochter<br />
vonPrinz Akishino trug zu dem<br />
Termin am Montag einen traditionellen<br />
japanischen Kimono und ließ<br />
sich gut gelaunt mit Österreichs<br />
Staatsoberhaupt ablichten. Kako,<br />
deren Namen soviel bedeutet wie<br />
„schönes Kind“, ist die zweite Tochter<br />
vonPrinz Akishino und seiner<br />
Frau Kiko.Mit ihrem Besuch erinnernWien<br />
und Tokio an die Aufnahme<br />
ihrer diplomatischen Beziehungen<br />
vor150 Jahren. (AFP)<br />
Bienenschwarmsorgt für<br />
Flugverspätung<br />
Einangriffslustiger Bienenschwarm<br />
hat in Indien für die stundenlange<br />
Verzögerung eines Fluges gesorgt.<br />
DerSchwarmlandete kurzvor dem<br />
für Sonntag geplanten Startinder<br />
ostindischen Metropole Kolkata auf<br />
der Scheibe des Cockpits,wie die Behörden<br />
mitteilten. DasBodenpersonal<br />
versuchte daraufhin, die Bienen<br />
zu verscheuchen. Doch wurde es<br />
vonden Insekten angegriffen und<br />
gestochen. Daraufhin trat„Plan B“ in<br />
Kraft, die Bienen mit einem Wasserstrahl<br />
zu entfernen. Dazu rückten eigens<br />
mehrereLöschfahrzeuge an.<br />
Nach ihrem knapp einstündigen<br />
Einsatz war die Cockpit-Scheibe<br />
endlich wieder frei. (AFP)<br />
AFP