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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 230 · F reitag, 4. Oktober 2019 13 *<br />
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Berlin<br />
1000 Rechte<br />
ziehen durch<br />
Mitte<br />
600 Menschen protestieren<br />
gegen Neonazi-Aufmarsch<br />
AmTag der Deutschen Einheit haben<br />
in Mitte Rechtsradikale demonstriert.<br />
Der Verein „Wir für<br />
Deutschland“ hatte dazu bundesweit<br />
aufgerufen. Die Polizei zählte<br />
etwa 1000 Teilnehmer,die am Nachmittag<br />
vom Hauptbahnhof aus<br />
durch das Stadtzentrum zogen. Ursprünglich<br />
hatten die Veranstalter<br />
5000 Teilnehmer erwartet.<br />
Unter den Demonstranten waren<br />
zahlreiche besorgte „Normalbürger“<br />
verschiedener Altersgruppen, aber<br />
auch Neonazi-Kameradschaften sowie<br />
rechtsextreme Hooligans und<br />
Identitäre. In der Friedrichstraße<br />
wurde „Hier marschiert der nationale<br />
Widerstand“ skandiert – eine<br />
Parole, wie sie bei Neonazi-Aufmärschen<br />
in früheren Jahren gerufen<br />
wurde.Eine größereGruppe gehörte<br />
den Aufschriften auf ihren Jacken zufolge<br />
der Bürgerwehr „Soldiers of<br />
Odin“ an, die unter anderem vom<br />
Bayerischen Verfassungsschutz als<br />
rechtsextremistische Gruppierung<br />
eingestuft ist. Uniformiert trat auch<br />
die „Bruderschaft Deutschland“ auf,<br />
eine 2017 in Düsseldorf gegründete<br />
Gruppe aus Neonazis, Rockern und<br />
Hooligans. Vertreten waren auch<br />
Mitglieder der „Kameradschaft Havelland“.<br />
Die Demonstranten riefen<br />
Sprüche wie „Merkel muss weg“,<br />
oder „Wer Deutschland nicht liebt,<br />
soll Deutschland verlassen“.<br />
Gegen den Aufmarsch protestierten<br />
nach Polizei-Zählung rund 600<br />
Menschen. Unter anderem gab es an<br />
der Friedrichstraße eine Kundgebung<br />
der „Anwohnerinitiativefür Zivilcourage<br />
–Gegen Rechts“. Dieser<br />
hatten sich der Deutsche Gewerkschaftsbund<br />
und die Evangelische<br />
Kirche angeschlossen.<br />
Entlang der Route kam es zu angemeldeten<br />
und spontanen Protestkundgebungen.<br />
DieGegendemonstranten<br />
trugen Plakate wie „Deutsche<br />
Kartoffeln einstampfen“ und riefen<br />
„Nazis raus!“ oder„Hoch die internationale<br />
Solidarität“. An der Friedrich-,<br />
Ecke Jägerstraße flogen Farbbeutel<br />
auf die Polizisten, die beide<br />
Seiten voneinander trennten. Die<br />
Polizei nahm mehrerePersonen vorübergehend<br />
fest. (kop.)<br />
Der Rapper wird zum Voll-Matrosen<br />
JASNA FRITZI BAUER<br />
saß den ganzen Abend derVerleihung<br />
des Preises für Popkultur am Mittwoch<br />
im Tempodrom neben ihrer<br />
Freundin Sophie Hunger und durfte<br />
sich nicht verquatschen. Sie wusste<br />
nämlich als Überraschungs-Laudatorin<br />
schon, dass die Nominierung<br />
der Freundin in der Kategorie „Lieblings-Solokünstlerin“<br />
im letzten Viertel<br />
der Gala eine dekorative Trophäe<br />
einbringen würde. Für Sophie Hunger<br />
war im Moment der Verkündung<br />
schlagartig klar, warum Jasna sie begleitet<br />
hatte: „Deswegen hatte sie<br />
plötzlich Zeit!“ Die Laudatorin erinnerte<br />
sich an das Konzertihrer Freundin<br />
Sophie vor einem halben Jahr im<br />
Tempodrom: „Sie stand hier auf der<br />
Bühne und ich habe draußen Merchandising<br />
verkauft.“ DerAbend und<br />
die Nacht ihres Kennenlernens sind<br />
Jasna Fritzi Bauer heute noch peinlich.<br />
Sie hatte ihre neue Bekannte<br />
acht Stunden lang ohne Punkt und<br />
Komma vollgelabert. Unddie musste<br />
am Ende sogar noch die Drinks bezahlen,<br />
weil die junge Frau mit dem<br />
übergroßen Mitteilungsdrang kein<br />
Geld dabei hatte.„Werhätte sich danach<br />
noch mal gemeldet? Niemand,<br />
außer Sophie!“<br />
DENDEMANN<br />
legte zwei bemerkenswerte Auftritte<br />
hin. Als Gewinner in der Kategorie<br />
„Lieblingsalbum“ für seine Produktion<br />
„Da nich für!“ (ein Titel, der in<br />
diesem Zusammenhang irritierend<br />
nach „Ich lehne den Preis ab!“<br />
klingt…) fand er den heiligen Gral der<br />
Dankesreden. Bei denen besteht ja<br />
immer die Gefahr,dass man als Preisträger<br />
in seiner Aufregung Menschen<br />
verärgert, indem man ihnen nicht<br />
dankt. DendemannsTrick:„Ich danke<br />
allen, die nicht sauer sind, dass ich sie<br />
vergessen habe.“ Danach wurde gefeiert.<br />
Undzwar ausgiebig. Der Rapper<br />
ging wohl davon aus, nicht noch<br />
mal auf die Bühne zu müssen. Musste<br />
er aber.Ganz am Ende des Abends als<br />
Gewinner der Kategorie „Lieblings-<br />
Solokünstler“. Der Musiker erklomm<br />
die Bühne mit einem Weinglas in der<br />
Hand, schwankte wie ein Matrose bei<br />
Windstärke 11 und fragte desorientiert:<br />
„Welche Kategorie?“ Beim Verlassen<br />
der Bühne vergaß er dann sogar<br />
seinen Preis, der ihm nachgetragen<br />
werden musste.Irgendwann wird<br />
er seine anwesenden Kumpels mal<br />
fragen: Könnt Ihr Euch noch an die<br />
Verleihung des Preises für Popkultur<br />
von Andreas Kurtz<br />
ak@andreaskurtz.net<br />
Dendemann hat Spaß beim Preis<br />
für Popkultur im Tempodrom.<br />
Und Marteria wollte offenbar<br />
keine Bilder<br />
Jasna Fritzi Bauer (rechts) hielt die Laudatio auf ihre Freundin Sophie Hunger.<br />
Deichkind gewann in der Kategorie „Lieblingsband“.<br />
IMAGO<br />
Dendemann erklomm die Bühne mit einem<br />
Weinglas in der Hand. CHRISTIAN SCHULZ (2)<br />
erinnern? –Ernsthaft, erzählt mir das,<br />
ich nämlich nicht!<br />
MARTERIA<br />
irritierte die anwesenden Fotografen<br />
durch seine Baseballmütze mit der<br />
gestickten Botschaft „No pictures“,<br />
die kaum eine Interpretationsmöglichkeit<br />
offen ließ. Aber wenn der<br />
Herr Musiker keine Bilder machen<br />
wollte, warum posierte er dann mit<br />
jedem Sicherheitsmann und auch<br />
sonst jedem Fan, der ihn auf ein gemeinsames<br />
Foto ansprach? Es kann<br />
ja keine Lösung sein, dass künftig<br />
auch die Profis,die mit dem Fotografieren<br />
ihren Lebensunterhalt verdienen,<br />
den Fan-Selfie-Trick anwenden…<br />
Bevor das passierte, begann<br />
Marteria seine Mützenaufschrift zu<br />
ignorieren und warf sich dann doch<br />
noch in die ein oder andere coole<br />
Pose. Erwar in der Kategorie „Lieblingsalbum“<br />
nominiert, in der Dendemann<br />
abräumte.Marterias Laune<br />
konnte das allerdings nicht verderben,<br />
er hatte an Tisch 3inder Tempodrom-Arena<br />
seinen Spaß mit den<br />
Jungs vonK.I.Z.<br />
JOKO&KLAAS<br />
holten sich ihren Preis in der Kategorie<br />
„Spannendste Idee/Kampagne“<br />
nicht persönlich ab, was bei dieser<br />
Preisverleihung ungewöhnlich häufig<br />
passiert. Die klassische Erpressung<br />
anderer Preisverleiher, nach der nur<br />
Anwesende gewinnen können, gibt<br />
es an dem Abend im Zeichen der Popkultur<br />
nicht. Auch Rezo, der für sein<br />
Video „Die Zerstörung der CDU“ in<br />
der Kategorie „Schönste Geschichte“<br />
gewann, entschuldigte sich mit Zeitproblemen.<br />
Lebenswerk-Preisträger<br />
Alfred Hilsberg (der Erfinder des Begriffs<br />
„Neue Deutsche Welle“, den er<br />
selbst allerdings nicht besonders<br />
mag) fehlte aus gesundheitlichen<br />
Gründen, was immer passieren kann.<br />
Aber in der Kategorie „Gelebte Popkultur“<br />
ließen die Gewinner von der<br />
Initiative„Wirsind mehr“ ausrichten,<br />
dass sie keinen Vertreter auf die<br />
Bühne schicken, weil sie niemanden<br />
aus ihrem Kreis besonders hervorheben<br />
wollen (dabei war Marteria nur<br />
wenige Schritte entfernt). Die weiterenGewinner:Deichkind<br />
(in den Kategorien<br />
„Lieblingsband“, „Lieblingslied“<br />
und „Lieblingsvideo“), K.I.Z<br />
(„Beeindruckendste Live-Performance“),<br />
KitschKrieg („Lieblingsproduzent“)<br />
und Giant Rooks („Hoffnungsvollster<br />
Newcomer).<br />
POLIZEIREPORT<br />
Verfolgungsjagd nach Flucht.<br />
EinAutofahrer ohne Führerschein<br />
und mit Drogen hat sich eine Verfolgungsjagd<br />
mit der Polizei quer durch<br />
Berlin-Marzahn und Alt-Hohenschönhausen<br />
geliefert. Der22-jährige<br />
sollte am Mittwochabend von<br />
Polizisten in der Frank-Zappa-<br />
Straße kontrolliertwerden, wie die<br />
Beamten am Donnerstag mitteilten.<br />
Er flüchtete.Mit Blaulicht und Sirene<br />
fuhren die Sicherheitskräfte hinterher.InAlt-Hohenschönhausen<br />
kam<br />
das Auto zum Stehen. Beamten stellten<br />
den Mann. Er roch starknach<br />
Cannabis und hatte 15 Drogenbeutelchen<br />
bei sich. In seiner Wohnung<br />
fand man weitereDrogen.<br />
Auto angezündet.<br />
In Mariendorfhat am Donnerstag<br />
ein VW Multivan gebrannt. Anwohner<br />
entdeckten gegen 4.30 Uhrden<br />
in Flammen stehenden Wagen im<br />
Dardanellenweg und riefen die Feuerwehr.Die<br />
Flammen beschädigten<br />
auch ein weiteres Fahrzeug.Die Polizeigeht<br />
vonBrandstiftung aus.<br />
Anzeige<br />
In Wohnung überfallen.<br />
In Kreuzbergist eine Frau in ihrer<br />
Wohnung überfallen worden. Am<br />
Mittwochnachmittag rief ein Bewohner<br />
die Polizei in die Schöneberger<br />
Straße,nachdem er aus einer<br />
Nachbarwohnung immer wieder<br />
Klopfen und Rufe gehörthatte.Die<br />
Polizisten hörten wenig später aus<br />
der Wohnung ebenfalls Rufe,auf<br />
Klingeln und Klopfen wurde jedoch<br />
nicht geöffnet. Da die Beamten von<br />
einem Notfall ausgehen mussten,<br />
öffneten sie die Tür mit Gewalt und<br />
entdeckten eine in einem Raum eingesperrte<br />
55-Jährige.Sie gab an, drei<br />
Männer hätten sich Zugang zu der<br />
Wohnung verschafft, ihr gegen den<br />
Kopf geschlagen und sie eingesperrt.<br />
Dann hätten sie die Wohnung nach<br />
Wertgegenständen durchwühlt und<br />
seien mit Bargeld geflüchtet. (kop.)<br />
BERLIN<br />
URBANE<br />
BEWEGER<br />
MOBILITÄT<br />
Lesen Sie in der Beilage am15.10.2019:<br />
Die Berlin Beweger zum Thema UrbaneMobilität, wirdankenallen Teilnehmern.<br />
Berlin macht mobil: Istdie Mobilitätswende machar?<br />
Vision Flugtaxis: Start-upssorgenfür Wirbel in der Luft?<br />
Ärgernis oder Innovation? Dieneuen E-Scooter spalten.<br />
Andree Fritsche, Dr.Gerhard Holtmeier,<br />
Dr.habil. Weert Canzler,<br />
Prof. Dr.Stephan A. Jansen<br />
Stefan Gelbhaar,Peter Neumann,<br />
Thomas Schäfer<br />
Thomas Schäfer,Bernd Quinque, Dr.Gerhard<br />
Holtmeier,Dirk Steeger,Josef Zimmerer,<br />
Andree Fritsche, Dr.habil. Weert Canzler<br />
Peter Neumann, Thomas Schäfer,<br />
Bernd Quinque, Dr.Gerhard Holtmeier<br />
Die BerlinBeweger der Urbanen Mobilität<br />
im angeregten Gespräch