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2019/41 - Unternehmen [!] 69

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18<br />

TITELTHEMA<br />

Christoph Ulrich, geschäftsführender<br />

Gesellschafter des<br />

gleichnamigen Medizintechnikunternehmens,<br />

im<br />

Gespräch mit Alexander<br />

Bögelein, Redaktionsleiter<br />

des Magazins <strong>Unternehmen</strong><br />

[!].<br />

Das Interview führte<br />

Alexander Bögelein,<br />

Redaktionsleiter<br />

<strong>Unternehmen</strong> [!]<br />

Dokumentation:<br />

Ronja Gysin<br />

Fotos:<br />

Marc Hörger<br />

War es auch in der Familie ein Thema?<br />

Natürlich, mein Vater und mein Großvater haben<br />

selbst viele Instrumente entwickelt und den Bereich<br />

vorangetrieben. Sich einzugestehen, dass wir<br />

mit dieser Sparte nicht mehr wachsen können und<br />

keine Zukunft mit ihr haben, war hochemotional.<br />

Die Konkurrenz ist sehr groß und viele Firmen stellen<br />

kostengünstig im Ausland her. Zudem war der<br />

Rahmen für Innovationen ausgeschöpft.<br />

Wie schwer ist es, Innovationen in Ihrem zweiten<br />

Produktbereich umzusetzen, der Radiologie?<br />

Wir sind hier auf Kontrastmittelinjektoren<br />

für Computertomographie<br />

und Kernspintomographie<br />

spezialisiert. Dort streben wir die<br />

Markführerschaft in Deutschland<br />

und Europa an. Innovationsträchtig<br />

sind hier vor allem das Handling<br />

und die zugehörige Software.<br />

Was heißt das konkret?<br />

Auch hier ist es das Ziel effizient zu arbeiten, also<br />

möglichst viele Patienten pro Tag zu untersuchen.<br />

Hinzu kommt der Wunsch nach Vernetzung von<br />

Scanner und Injektor sowie dem automatischen<br />

Transfer aller Untersuchungsdaten in das Krankenhausinformationssystem<br />

beziehungsweise in die<br />

Patientenakte. Das Arzneimittel selbst stellen wir<br />

nicht her. Aber unsere Software koordiniert die Injektion.<br />

Diese Daten müssen aufwändig manuell<br />

geschrieben und von einem ins andere Datensystem<br />

übertragen werden. Das heißt, es gibt viele Schnittstellen<br />

und Brüche, die wir künftig clever vernetzen<br />

werden.<br />

Meine Mutter<br />

litt lange an<br />

Rückenschmerzen,<br />

bis sie ein<br />

Implantat bekam.<br />

Welche Produkte würden Sie gern auf den Markt<br />

bringen?<br />

Ich kann Ihnen kein konkretes Produkt nennen. Ich<br />

möchte ständig im Dialog mit den Medizinern und<br />

Anwendern bleiben. Nur so können wir herausfinden,<br />

welche Fragestellungen ungelöst sind und an<br />

welchen Stellen unsere Ingenieure noch mehr optimieren<br />

können.<br />

Das hört sich etwas nach Marketing-Sprech an?<br />

Ist es aber nicht. Ich erkläre es gern anhand meiner<br />

persönlichen Erfahrung aus dem Bereich Wirbelsäule:<br />

Mit 16 Jahren habe ich ein<br />

Praktikum im Krankenhaus gemacht.<br />

Mein Vater wollte, dass ich<br />

mir anschaue, wie unsere Implantate<br />

eingesetzt werden. Da stand<br />

ich sechs Stunden lang als Zuschauer<br />

bei der Skoliose-OP einer<br />

11-Jährigen. Mir tat selbst der Rücken<br />

weh und es hat mich beeindruckt,<br />

dass Ärzte so lange am<br />

Stück so konzentriert arbeiten müssen.<br />

Was haben Sie sich mitgenommen?<br />

Nach der OP nahm mich der Arzt mit auf Station,<br />

um mir zu zeigen, wofür er das macht. Dort saß ein<br />

anderes Mädchen, vielleicht ein paar Jahre jünger.<br />

Sie saß aufrecht und sagte: „Danke, Herr Doktor,<br />

jetzt bin ich endlich ein richtiges Mädchen.“ Das hat<br />

mich gerührt. Die Medizintechnik ist eine so sinnvolle<br />

Branche, in der die Produkte Menschen so viel<br />

Leid nehmen können. Auch meine Mutter litt lang<br />

unter Rückenschmerzen und hat schließlich ein Implantat<br />

von uns bekommen. Seither geht es ihr gut.<br />

Das macht mich stolz.

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