2019/41 - Unternehmen [!] 69
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MACHEN unternehmen [!]<br />
se brachte. Heute gehört Kässbohrer<br />
Geländefahrzeug dem Unternehmer<br />
Ludwig Merckle. Er stockte die<br />
Anteile weiter auf und fand die<br />
Kleinaktionäre 2015 ab. Diese erhielten<br />
eine Barabfindung von 55,13 Euro<br />
pro Aktie, was einem <strong>Unternehmen</strong>swert<br />
von 276 Millionen Euro<br />
entsprach. Wenig später nahm er das<br />
<strong>Unternehmen</strong> von der Börse.<br />
Eine<br />
emissionsfreie<br />
E-Pistenraupe<br />
und eine neue<br />
Logistikhalle.<br />
FOTOS: KÄSSBOHRER, ANDRIANO.CZ/SHUTTERSTOCK.COM, LARS SCHWERDFEGER<br />
Evolution einer Pistenraupe, von oben nach unten: Der allerste Pistenbully, eines der Nachfolgermodelle<br />
und der elektrische PB 100 E, dessen Batterie in fünf Stunden zu 75 Prozent geladen ist.<br />
Wechselvolle Geschichte<br />
Die Kässbohrer Fahrzeugwerke<br />
wurden 1893 gegründet.<br />
Nach wirtschaftlichen<br />
Schwierigkeiten wurde das<br />
profitable Geschäft mit Pistenbullys<br />
in Form eines Management-Buy-Outs<br />
herausgelöst<br />
und verkauft. Es folgt<br />
der Gang an die Börse. Die<br />
Muttergesellschaft wurde<br />
1995 zerschlagen. Der Daimler-Konzern<br />
übernahm die<br />
Marke Setra und schmiedete<br />
daraus mit seinem Busgeschäft<br />
einen der führenden<br />
Hersteller: Evobus.<br />
Die Pistenbully-Produktion<br />
zog erst nach Senden (Kreis<br />
Neu-Ulm), aufgrund des starken<br />
Wachstums baute das<br />
<strong>Unternehmen</strong> 2002 neu in<br />
Laupheim. Zu diesem Zeitpunkt<br />
hatten sich der verstorbene<br />
Ulmer Unternehmer<br />
Adolf Merckle und Freunde die<br />
Mehrheit der Aktien gesichert.<br />
Mit einem weiteren Großaktionär,<br />
der Kreissparkasse Biberach,<br />
kam es zum Streit. Merckle<br />
gewann vor Gericht und<br />
übernahm das <strong>Unternehmen</strong><br />
komplett und wenig später<br />
von der Börse. Aufsichsratschef<br />
ist seit Jahren sein Sohn<br />
Ludwig. <br />
amb<br />
Als Aufsichtsratsvorsitzender<br />
hält er sich im Hintergrund. Fürs<br />
operative Geschäft sind Vorstandssprecher<br />
Jens Rottmair und Finanzchef<br />
Alexander Schöllhorn zuständig.<br />
Rottmair ist seit 14 Jahren dabei<br />
und hält das <strong>Unternehmen</strong> auf Erfolgskurs.<br />
Für beide ist das Jahr <strong>2019</strong><br />
nicht nur wegen des Jubiläums ein<br />
besonderes: Im Oktober wird das<br />
neue Logistikzentrum eröffnet. Auf<br />
der Branchenmesse in Innsbruck<br />
präsentierte das Laupheimer <strong>Unternehmen</strong><br />
mit der Praxisstudie Pistenbully<br />
100 E, die erste vollständig<br />
elektrisch angetriebene Pistenraupe.<br />
Die 126-Kilowattstunden-Batterie<br />
soll eine Einsatzzeit von bis zu<br />
drei Stunden ermöglichen. Damit<br />
baut Pistenbully seine Stellung als<br />
Weltmarktführer aus. Zuletzt erwirtschaftete<br />
das <strong>Unternehmen</strong> mit 610<br />
Mitarbeitern, davon <strong>41</strong>0 in Laupheim,<br />
einen Jahresumsatz von mehr<br />
als 250 Millionen Euro.<br />
Vorreiter in Sachen Innovation<br />
waren die Laupheimer schon immer.<br />
Ansonsten hätte sich das <strong>Unternehmen</strong><br />
auch nicht durchgesetzt. Der<br />
frühzeitige Wechsel vom Benzin<br />
zum Dieselmotor in Verbindung mit<br />
einem hydrostatischen Antriebssystem<br />
war ein technologisches Alleinstellungsmerkmal<br />
in einer Branche,<br />
in der zu jener Zeit noch mehr als<br />
20 Hersteller am Markt waren. Heute<br />
teilt sich Kässbohrer Geländefahrzeug<br />
das Geschäft mit der Südtiroler<br />
Prinroth AG. Hauptabsatzmärkte<br />
sind Deutschland, Schweiz, Österreich,<br />
Italien, Frankreich und<br />
Skandinavien sowie die USA, Japan<br />
und China. 140 Pistenbullys sind bei<br />
Forschungsstationen in der Antarktis<br />
im Einsatz.[!] Sigrid Balke