11.10.2019 Aufrufe

2019/41 - Unternehmen [!] 69

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

40 SPEZIAL unternehmen [!]<br />

Daten nur gegen Lösegeld zurück<br />

Daten unverschlüsselt in die Cloud zu schicken, kann teuer werden.<br />

Das Bundesamt für Sicherheit<br />

in der Informationstechnik<br />

(BSI) warnt vor Ransomware-Angriffen.<br />

Das sind Attacken<br />

mit Schadprogrammen,<br />

die den Zugriff auf Daten und<br />

Systeme einschränken oder<br />

verhindern und diese Ressourcen<br />

nur gegen Zahlung eines<br />

Lösegeldes (englisch: „ransom“)<br />

wieder freigeben. Immer<br />

öfter berichten <strong>Unternehmen</strong><br />

von solchen digitalen Erpressungen.<br />

BSI-Präsident<br />

Arne Schönbohm erklärt, dass<br />

insbesondere „nachrichtendienstliche<br />

Akteure“ und die<br />

Organisierte Kriminalität hinter<br />

diesen Angriffen stecken.<br />

Das BSI rät dringend, auf Forderungen<br />

der Täter nicht einzugehen.<br />

Tipp: Regelmäßig<br />

Backups erstellen, die zur Wiederherstellung<br />

der Systeme<br />

verwendet werden können.<br />

Diese sollten zusätzlich offline<br />

in einem getrennten Netzwerk<br />

oder Netzwerksegment gespeichert<br />

werden. Ausführlichere<br />

Informationen gibt es<br />

vom BSI in den mehreren<br />

Schriften zur Allianz für Cybersicherheit.<br />

Die Meldestelle des<br />

Nationalen IT-Lagezentrums<br />

steht <strong>Unternehmen</strong> ebenfalls<br />

zur Verfügung.<br />

senger-Diensten und Apps aus:<br />

„Über sie holt man sich leicht mal<br />

einen Virus, Wurm oder Trojaner<br />

ins Haus.“ Seine Mitarbeiter bei<br />

DXC Deutschland sind deshalb angehalten,<br />

ihre Mobile Devices alle<br />

sechs Monate in den Werkszustand<br />

zurückzusetzen und mit Daten aus<br />

vertrauenswürdigen Quellen neu zu<br />

installieren. Zurück zu Buchhändler<br />

Osiander: Nachdem Riethmüller<br />

die Kriminalpolizei über den<br />

Cyber-Angriff informiert hatte, galt<br />

der erste Schritt seines Krisenmanagements<br />

der telefonischen Kunden-Hotline:<br />

„Nach drei Tagen<br />

funktionierten zwei Geräte wieder,<br />

Wir hatten bei<br />

uns viele nette<br />

Gespräche mit<br />

Kunden, die uns<br />

Mut machten.<br />

Christian Riethmüller<br />

Osiander-Geschäftsführer<br />

nach einer Woche endlich alle.“ Die<br />

telefonischen Bestellungen der<br />

Kunden gaben die Mitarbeiter der<br />

Buchhandelskette selbst wieder per<br />

Telefon an die Lieferanten weiter.<br />

Was durch den Crash auch geschah:<br />

Die Belegschaft rückte zusammen,<br />

das Umfeld reagierte positiv. „Wir<br />

hatten viele nette Gespräche mit<br />

Kunden, die uns Mut machten“, berichtet<br />

Riethmüller. Einige Lieferanten<br />

boten Osiander ihre Unterstützung<br />

an. Der Geschäftsführer:<br />

„Ein gutes Gefühl.“<br />

Bezug zu einer bestimmten Person<br />

unerheblich ist, in Einzelfällen aber<br />

benötigt wird. Ein Beispiel: die Abwicklung<br />

eines eingehenden Kundenauftrags.<br />

Eperiesi-Beck: „Während<br />

in der Auftragsverwaltung der<br />

Klarname des Kunden etwa für die<br />

Bonitätsprüfung benötigt wird, genügt<br />

es in den nachgelagerten Prozessschritten,<br />

mit einem Pseudonym<br />

weiterzuarbeiten.“<br />

Wie teuer es werden kann, wenn<br />

<strong>Unternehmen</strong> personenbezogene<br />

Daten unverschlüsselt in die Cloud<br />

geben, zeigt sich am Beispiel der<br />

US-Hotelkette Merriott. Der droht<br />

ein Bußgeld in Höhe von 110 Millionen<br />

Euro, weil ihr Informationen<br />

zu 383 Millionen Gästen gestohlen<br />

Zur Person<br />

Christian Riethmüller<br />

führt den<br />

1596 in Tübingen gegründeten<br />

Buchhandel<br />

Osiander mit<br />

mehr als 60 Läden.<br />

Der 1974 in Tübingen<br />

Geborene liest gern<br />

Krimis. Sein Lieblingsbuch:<br />

Karlsson<br />

vom Dach.<br />

wurden, darunter 5,2 Millionen unverschlüsselte<br />

Ausweisnummern<br />

und 385 000 Zahlungskartennummern.<br />

Unabhängig davon, ob ein Betrieb<br />

seine IT-Landschaft im eigenen<br />

Haus installiert hat oder in der<br />

Cloud arbeitet, sollte die Sicherheit<br />

oberste Priorität haben. Das gilt besonders<br />

für die Kommunikation.<br />

Schnittstellen wie USB, Bluetooth<br />

und Wlan sind von Hackern gern<br />

genutzte Einfallstore. Vorsicht bei<br />

kostenlosem, aber ungeschütztem<br />

Wlan, das an vielen öffentlichen<br />

Plätzen, in Hotels, Kongresscentern<br />

oder auf Messegeländen, angeboten<br />

wird. Dirk Johannwerner: „Man<br />

weiß aber nie, wer sich dahinter befindet“.<br />

Gefahr gehe auch von Mes-<br />

Parallele Rechnerwelt<br />

Die IT-Sicherheitsexperten der Tübinger<br />

Firma Syss, die Riethmüller<br />

ins Haus geholt hatte, bauten eine<br />

zweite, parallele Rechnerwelt auf.<br />

Nach und nach begann der Betrieb<br />

wieder zu laufen – zunächst stotternd,<br />

dann immer besser.<br />

Unter dem Strich aber bleiben Absatzeinbußen<br />

und Kosten für die<br />

Behebung der Schäden in „sechsstelliger<br />

Höhe“, sagt Christian Riethmüller.<br />

Gelernt habe er aus dem<br />

Fall, dass eine heterogene und zum<br />

Teil veraltete IT-Landschaft leicht<br />

ins Wanken geraten kann. Als Konsequenz<br />

wird im kommenden Frühjahr<br />

das komplette <strong>Unternehmen</strong><br />

auf SAP umgestellt. [!]<br />

<br />

Jürgen Hoffmann

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!