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10 BERLIN BERLINER KURIER, Freitag, 11. Oktober 2019 *<br />
Heute: Karl kümmertsich<br />
während des Praktikums<br />
im Helios-Klinikum Berlin-<br />
Buch um eine Patientin.<br />
Foto: Helios-Klinikum Berlin-Buch<br />
Karl (19)<br />
Jetzt hilft er anderen, den<br />
Krebs zu besiegen<br />
Er kämpfte selbst gegen<br />
Leukämie, nun wird er Arzt<br />
Von<br />
KERSTIN HENSE<br />
Buch – Sein eigenes Schicksal<br />
hat Karl Kapahnke (19) zu<br />
seiner Berufung geführt.<br />
Zweimal retteten ihm Mediziner<br />
und ein Stammzellenspender<br />
das Leben, als er an<br />
Leukämie erkrankte. Nun<br />
möchte er gern andere Menschen<br />
unterstützen. Er wird<br />
Arzt, um etwas von der Hilfe,<br />
die er selbst erfahren durfte,<br />
zurückzugeben. Im KURIER<br />
erzählt er seinen Werdegang<br />
vom Patienten zum Medizinstudenten.<br />
„Man darf niemals aufhören zu<br />
kämpfen und sollte jeder noch<br />
so schwierigen Situation etwas<br />
Positives abgewinnen“, sagt<br />
Karl Kapahnke. Er musste<br />
schon als Kind um sein Überleben<br />
kämpfen. Kurz nachdem er<br />
eingeschult wurde, erkrankte<br />
er zum ersten Mal an Leukämie.<br />
„Ich wurde plötzlich aus<br />
meinem Alltag und meinem<br />
Umfeld rausgerissen. Besonders<br />
schlimm war es, meine Eltern<br />
so leiden zu sehen“, erinnert<br />
er sich an diese dramatische<br />
Zeit zurück.<br />
Während er schwere Chemoblöcke<br />
über sich ergehen<br />
lassen musste und viele Monate<br />
im Helios-Klinikum Berlin-<br />
Buch verbrachte, keimte in ihm<br />
zum ersten Mal der Wunsch<br />
auf, Arzt zu werden. „Ich lief<br />
schon im weißen Kittel und mit<br />
Stethoskop um dem Hals bei<br />
der Visite mit“, sagt Kapahnke.<br />
Um sich von den schweren Nebenwirkungen<br />
abzulenken, begann<br />
er, seine Kuscheltiere zu<br />
verarzten. Das Spielen half ihm,<br />
die tückische Krankheit zu verarbeiten<br />
und durchzustehen.<br />
Seine Mutter, eine Lehrerin,<br />
half ihm außerdem, den verpassten<br />
Schulstoff aufzuholen,<br />
sodass er den Anschluss trotz<br />
des langen Klinikaufenthaltes<br />
nicht verpasste.<br />
Zu diesem Zeitpunkt wusste<br />
er zum Glück nicht, dass er<br />
zehn Jahre später die gleich<br />
Tortur noch einmal erleben<br />
muss. Er war 16, stand kurz vor<br />
der Abschlussprüfung der<br />
zehnten Klasse, als der böse<br />
Krebs zurück kam. „Die zweite<br />
Diagnose war ein echter<br />
Früher: Karl liegt selbst mit<br />
sechs (li.) und 16 Jahren<br />
wegen einer Leukämie im<br />
Helios-Klinikum Berlin-Buch.<br />
Schock. Solch eine Nachricht<br />
reißt einem erst mal den Boden<br />
unter den Füßen weg“, sagt er.<br />
Diesmal hatten die Ärzte keine<br />
so gute Prognose. Eine erneute<br />
Chemotherapie schlug nicht<br />
mehr an, er überlebte nur durch<br />
eine Stammzellentransplantation.<br />
Doch Karl<br />
Kapahnke schaffte es<br />
erneut, die schwere<br />
Krankheit zu besiegen.<br />
In dieser harten Zeit<br />
verfestigte sich sein Berufswunsch:<br />
Er wollte später<br />
als Arzt arbeiten. Diesen<br />
Wunsch sollte ihm keiner nehmen.<br />
Auch die tückische<br />
Krankheit nicht.<br />
Drei Jahre später sitzt er im<br />
Hörsaal an der Uni in Greifswald<br />
und beschäftigt sich mit<br />
der Anatomie des menschlichen<br />
Körpers. Vor einer Woche<br />
hat er sein Medizinstudium<br />
aufgenommen. Zuvor absolvierte<br />
er ein Pflegepraktikum<br />
und kehrte dazu an den Ort zurück,<br />
wo ihm damals Mediziner<br />
das Leben gerettet hatten: ans<br />
Helios-Klinikum Berlin-Buch.<br />
Karl Kapahnke hat nicht den<br />
Kampf ums Überleben gewonnen,<br />
sondern ist auch seinem<br />
beruflichen Ziel ein Stück näher<br />
gekommen. Er sagt: „Ein<br />
fremder Mensch hat mir aus<br />
reiner Gutherzigkeit seine<br />
Stammzellen gespendet, ohne<br />
die ich vermutlich niemals<br />
überlebt hätte. Bald werde ich<br />
als Arzt die Möglichkeit haben,<br />
anderen in der Not zu helfen.<br />
Darüber bin ich sehr froh.“