Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
*<br />
BERLIN 7<br />
alleþ+++þrechterþterrorþinþhalleþ+++þrechterþteR<br />
Ein Polizeibeamter läuft<br />
vorder Neuen Synagoge<br />
Berlin Streife.<br />
„Wir brauchen ein Zeichen der Ermutigung“<br />
Der <strong>Berliner</strong> Gemeindevorsitzende Gideon Joffe mahnt,dassviele Juden Angst vor Angriffen hätten<br />
Trauer, Entsetzen und<br />
Mahnung nach dem Anschlag:<br />
Bundespräsident<br />
Frank-Walter Steinmeier<br />
hat eine klare Haltung gegen<br />
Rechtsextremismus<br />
gefordert. Wer jetzt noch<br />
einen Funken Verständnis<br />
zeige für Rechtsextremismus<br />
und Rassenhass,<br />
wer die Bereitschaft anderer<br />
fördere durch das<br />
Schürenvon Hass, mache<br />
sich mitschuldig“, sagte<br />
Steinmeier bei seinem<br />
Besuch am Tatort.<br />
Bundesinnenminister<br />
Horst Seehofer (CSU)<br />
versprach, die Bundesregierung<br />
werde alles zum<br />
Schutz von Juden tun.<br />
Deutschland habe der<br />
ganzen Welt nach dem<br />
Zweiten Weltkrieg einen<br />
Schwur abgegeben: „Nie<br />
wieder“, sagte Seehofer.<br />
Aber viele Juden in<br />
Deutschland fühlen sich<br />
laut einer EU-Umfrage<br />
deutlich häufiger angefeindetals<br />
in anderen EU-<br />
Staaten. 41 Prozent der<br />
Befragten in Deutschland<br />
gaben dabei an, 2018 Opfer<br />
einer Belästigung geworden<br />
zu sein (EU-<br />
Durchschnitt: 28 Prozent).<br />
Drei Viertel der Juden<br />
in Deutschland<br />
verzichteten demnach<br />
auf das Tragen jüdischer<br />
Symbole in der Öffentlichkeit.<br />
Das bestätigt Gideon<br />
Joffe. Der Davidstern<br />
sei aus der Öffentlichkeit<br />
verschwunden,<br />
weil viele Juden Angst<br />
vor Angriffen hätten, sagt<br />
der <strong>Berliner</strong> Gemeindevorsitzende.<br />
„Deutschland<br />
trägt Davidstern“ –<br />
eine solche Aktion, bei<br />
der möglichst viele Bürger<br />
das Symbol des Judentums<br />
offen an einer<br />
Kette tragen, „wäre ein<br />
wunderbares Zeichen<br />
der Ermutigung für uns<br />
Juden –und der Entmutigung<br />
der Antisemiten“.<br />
Das Parlamentarische<br />
Kontrollgremium des<br />
Bundestages(PKGr) wird<br />
am Montag zu einer Sondersitzung<br />
zusammenkommen,<br />
um sich über<br />
die Ereignisse von Halle<br />
informieren zu lassen.<br />
Dessen Vorsitzender Armin<br />
Schuster (CDU) sagte<br />
dem RND, es sei zu<br />
früh, die Ereignisse abschließend<br />
zu bewerten.<br />
Damit sei es auch „zu<br />
früh“, von Stephan B. „als<br />
einem Einzeltäter zu<br />
sprechen“.<br />
Unterdessen ist die Debatte<br />
über Konsequenzen<br />
aus den Ereignissen voll<br />
entbrannt. Der bayerische<br />
Innenminister Joachim<br />
Hermann (CSU)<br />
gibt der AfD eine Mitschuld.<br />
Er sprach von<br />
geistigen Brandstiftern.<br />
In letzter Zeit seien da<br />
auch einigeVertreter der<br />
AfD in unverschämter<br />
Weise aufgefallen, so der<br />
CSU-Politiker.<br />
Die AfD wehrt sich.<br />
„Wer dieses entsetzliche<br />
Verbrechen missbraucht,<br />
um die politische Konkurrenz<br />
mit haltlosen<br />
Diffamierungen zu verleumden,<br />
der spaltet die<br />
Gesellschaft und<br />
schwächt das demokratische<br />
Fundament, auf dem<br />
wir stehen“, sagt die Bundestags-Fraktionsvorsitzende<br />
Alice Weidel.<br />
Bundespräsident<br />
Frank-Walter<br />
Steinmeier und seine<br />
Ehefrau ElkeBüdenbender<br />
verlassen<br />
zusammen mit<br />
Ministerpräsident<br />
Reiner Haseloffdie<br />
Synagoge in Halle.<br />
„um den Schutz jüdischer Einrichtungen<br />
und eine konsequente<br />
Strafverfolgung durch<br />
Polizei und Staatsanwaltschaft“.<br />
Offene Worte kamen<br />
von der integrationspolitischen<br />
Sprecherin der CDU-Fraktion<br />
Berlin, Cornelia Seibeld: „Wir<br />
müssen uns in Deutschland eingestehen,<br />
dass weder unsere Sicherheitsbehörden<br />
noch unsere<br />
Präventionsarbeit im Bereich<br />
des Antisemitismus ausreichend<br />
gewappnet sind“.<br />
„Wir können und dürfen jetzt<br />
nicht so schnell zur politischen<br />
Tagesordnung übergehen. Ich<br />
erwarte, dass das Sicherheitskonzept<br />
für jüdische Einrichtungen<br />
der Bedrohungslage angepasst<br />
wird“. Tatsächlich verlassen<br />
sich die jüdischen Gemeinden<br />
in Berlin und<br />
Deutschland nicht auf Behördenschutz.<br />
„Wenn es um Anschläge oder<br />
,Vorfälle‘ geht, haben sicherlich<br />
einige Gemeinden etwas zu erzählen,<br />
von der Schändung eines<br />
jüdischen Friedhofs, der Beschädigung<br />
einer Synagoge bis<br />
hin zum Brandanschlag in der<br />
Jüdischen Gemeinde Wuppertal<br />
im Sommer 2014“, heißt es<br />
bei der „Zentralwohlfahrtsstelle<br />
der Juden in Deutschland<br />
e.V.“. Der bundesweit tätige<br />
Verein veranstaltete in der Vergangenheit<br />
Seminare zum Thema<br />
„Security in Jüdischen Gemeinden“.<br />
Ein Schwerpunkt dabei<br />
sind Simulationen, bei denen<br />
Szenarien „geprobt“<br />
werden, in denen „die spezifischen<br />
Sicherheitserfordernisse<br />
verdeutlicht wurden, wie zu<br />
Schabbat oder anlässlich jüdischer<br />
Feiertage, wenn viele Besucher<br />
in die Gemeinden kommen“,<br />
so der Verein. „Praktisch<br />
geübt wurde außerdem ein effektiver<br />
Gebäudecheck, Personen-<br />
und Taschenkontrollen<br />
und der Umgang mit aggressiven<br />
Personen (,Störern‘)“. Zudem<br />
werde „juristisches Grundwissen<br />
aus der Strafprozessordnung<br />
vermittelt: Wie definiere<br />
ich Notwehr, ab wann ist eine<br />
vorläufige Festnahme zulässig?<br />
Auch die Grundlagen der<br />
Selbstverteidigung und Eigensicherheit<br />
gehörten zum Programm“.<br />
Weiterhin wiesen die<br />
Leiter des Seminars, an dem<br />
auch ein LKA-Beamter teilnahm,<br />
darauf hin, „wie wichtig<br />
ein guter Kontakt und die enge<br />
Zusammenarbeit der jüdischen<br />
Gemeinden mit der Polizei vor<br />
Ort ist“. Auch die Jüdische Gemeinde<br />
zu Berlin wird nach eigener<br />
Aussage „zu den stark gefährdeten<br />
Einrichtungen der<br />
Stadt gezählt“. Sowohl die Gemeinde<br />
als auch der Senat seien<br />
„durch Terrordrohungen und<br />
rechtsradikale Gefahren gezwungen,<br />
Vorkehrungen zu<br />
treffen“. Zuständig für die „Organisation<br />
des Objektschutzes“<br />
ihrer Einrichtung ist die Jüdische<br />
Gemeinde nach eigenen<br />
Angaben selbst, wenn auch in<br />
„Kooperation mit der Polizei“.