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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 244 · M ontag, 21. Oktober 2019 7 *<br />
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Wirtschaft<br />
Warnstreiks treffen Lufthansa-Töchter<br />
Eskalation zwischen Ufo-Gewerkschaft und Fluggesellschaft: Etwa 100 Flugzeuge blieben kurzfristig am Boden<br />
Von Christian Ebner<br />
Die Kabinengewerkschaft<br />
Ufo hat ihre für Sonntag<br />
angekündigten Warnstreiks<br />
bei vier Lufthansa-<br />
Töchtern kurzfristig ausgeweitet. In<br />
der Folge fielen einige Flüge aus.<br />
DerStreitgeht ums Prinzip.<br />
Die kurzfristig ausgeweiteten<br />
Warnstreiks der Flugbegleiter haben<br />
am Sonntag bei verschiedenen Gesellschaften<br />
des Lufthansa-Konzerns<br />
zurund100Flugausfällengeführt.Vor<br />
allem in Berlin, Köln, München und<br />
Stuttgart bekamen die Fluggäste den<br />
Arbeitskampf zwischen der Kabinengewerkschaft<br />
Ufo und dem größten<br />
LuftverkehrskonzernEuropas zu spüren.<br />
DieGewerkschaft hatte den Warnstreik<br />
am Morgen von ursprünglich<br />
sechs auf 19 Stunden bis Mitternacht<br />
bei den Konzerntöchtern Eurowings,<br />
Germanwings, Lufthansa Cityline<br />
und Sunexpress verlängert. DieKerngesellschaft<br />
Lufthansa wurde hingegen<br />
nicht bestreikt, sodass am<br />
größten deutschen Flughafen in<br />
Frankfurt nur wenige Flüge der Lufthansa<br />
Cityline abgesagt werden<br />
mussten.<br />
„Die vollmundigen Ankündigungen<br />
der Lufthansa, alle Flüge stattfinden<br />
zu lassen, sind einfach nicht eingetreten“,<br />
sagte der stellvertretende<br />
Ufo-Vorsitzende Daniel Flohr in<br />
Frankfurt. Er beschuldigte das Management,<br />
Streikbrecher mit bis zu<br />
Lange Schlangen wegen eines kurzfristig verlängerten Streiks: Die Flugbegleitergewerkschaft Ufohat am Sonntag dieLufthansa-Töchter bestreikt.<br />
200 Euro Extraprämien geködert zu<br />
haben. Ein Eurowings-Sprecher erklärte,<br />
dass nur tarifvertraglich fest<br />
vereinbarte Zuschläge gezahlt würden.Diesewürdenimmerfällig,wenn<br />
FlugbegleitersichanfreienTagenfreiwillig<br />
meldeten. Allgemein hielten<br />
sich die Auswirkungen der aus Sicht<br />
des Konzerns rechtswidrigen Warnstreiks<br />
in Grenzen. „Mehr als 90 Prozent<br />
der Crews sind pünktlich zum<br />
Dienst erschienen.“ Eine Gesamtzahl<br />
der ausgefallenen Flüge nannten<br />
Lufthansa und Eurowings zunächst<br />
nicht. Für eine Bilanz müsse das<br />
Streikende abgewartet werden.<br />
FOTO: FRISO GENTSCH/DPA<br />
Denöffentlich zugänglichen Flugplänen<br />
zufolge fiel jeweils eine deutlich<br />
zweistellige Zahl von Flügen in<br />
Berlin-Tegel, Köln, München, Stuttgart<br />
und Hamburg aus, zusammen<br />
mit kleineren Flughäfen wurden rund<br />
100 Starts abgesagt. Gestrichen wurden<br />
meist innerdeutsche Verbindungen,<br />
auf denen die Passagieremit der<br />
Bahn ans Ziel gebracht werden konnten.<br />
In Düsseldorffiel ein Überseeflug<br />
der Eurowings zum NewYorkerFlughafen<br />
Newark aus, allerdings wohl<br />
aus technischen Gründen.<br />
Von Ufo bestreikt wurden ausschließlich<br />
Flugbetriebe mit deutschem<br />
Tarifrecht mit Ausnahme der<br />
Lufthansa-Kerngesellschaft. Nach<br />
einer Flugplanauswertung des Onlineportals<br />
Austrianaviation.net sollten<br />
diese Gesellschaften am Sonntag<br />
rund 500 Verbindungen mit Flugnummern<br />
der Gesellschaften Eurowings,Lufthansa<br />
und Sunexpress anbieten.<br />
Dem Vernehmen nach hat<br />
Eurowings einzelne dieser Flüge mit<br />
nicht bestreikten Flugbetrieben<br />
durchgeführt. Hier kommen die<br />
LG Walter und die österreichische<br />
Eurowings Europe in Betracht.<br />
Ufo kündigte an, am Montag die<br />
Warnstreiks in ihren jeweiligen Tarifkommissionen<br />
auszuwerten und über<br />
weitere Maßnahmen zu beraten. Die<br />
Gewerkschaft hat für jede der fünf<br />
Fluggesellschaften Forderungen aufgestellt,<br />
die vom Lufthansa-Konzern<br />
teilweise bereits freiwillig geleistetwerden.<br />
So zahlt Lufthansa freiwillig<br />
2,0 Prozent mehr Gehalt, obwohl Ufo<br />
im aktuellen Arbeitskampf nur 1,8 Prozent<br />
geforderthat.<br />
ZumAbschluss vonförmlichen Tarifverträgen<br />
mit der Ufo ist Lufthansa<br />
aber weiterhin nicht bereit. Sieerkennt<br />
den Ufo-Vorstand nach erheblichen<br />
Führungsquerelen nicht mehr als vertretungsberechtigt<br />
an und will der Gewerkschaft<br />
vor Gericht die Fähigkeit<br />
absprechen lassen, Tarifverträge<br />
rechtsgültig abzuschließen. Im Hintergrund<br />
schickt sich die Konkurrenzgewerkschaft<br />
Verdian, neue Tarifverträge<br />
für das Kabinenpersonal abzuschließen.<br />
(dpa)<br />
AMS bleibt hartnäckig<br />
Die Österreicher unterbreiten neues Angebot für Osram<br />
Von Thomas Magenheim<br />
Nur zwei Wochen nach gescheitertem<br />
zweiten Übernahmeversuch<br />
wagt AMS ein drittes Mal, den<br />
dreifach größeren Traditionskonzern<br />
Osram zuschlucken. Eine erste Offerte<br />
hatte die Firma schon binnen<br />
24 Stunden wieder kassiert. Beim jetzigen<br />
Anlauf stehen die Chancen allerdings<br />
besser denn je.Preislich bietet<br />
AMS zwar unverändert41Euroje<br />
Osram-Aktie und damit insgesamt<br />
4,6 Milliarden Euro für die ehemalige<br />
Siemens-Tochter. Aber zum einen<br />
wurde die Annahmeschwelle vonzuvor62,5<br />
auf 55 Prozent gesenkt. Zum<br />
anderen hat ein rivalisierendes Bieterduo<br />
aufgegeben. Eindritter wichtiger<br />
Punkt: Die Finanzinvestoren<br />
Bain und Advent haben Osram mitgeteilt,<br />
kein Angebot mehr vorlegen<br />
zu wollen. Darauf können Osram-<br />
Aktionärenicht mehr spekulieren.<br />
Während das Osram-Management<br />
unter Konzernchef Olaf Berlien<br />
dem Werben seines AMS-Amtskollegen<br />
Alexander Everke zuvor noch erkennbar<br />
skeptisch gegenüber stand,<br />
scheint das Eis auf oberer Managementebene<br />
nun gebrochen. AMS<br />
und Osram hätten in den vergangenen<br />
Tagen konstruktive Gespräche<br />
geführt, sagt Berlien. „Der Vorstand<br />
begrüßt die bisher erzielten Fortschritte<br />
und ist zuversichtlich, dass<br />
sich beide Seiten auf ein zukunftsfähiges<br />
strategisches Konzept verständigen<br />
werden“, erklärte er. Bislang<br />
Vielleicht baldTeil vonAMS:Osram<br />
könnte übernommenwerden. FOTO: HASE/DPA<br />
hatten Berlien und seine Vorstandskollegen<br />
genau das bezweifelt.<br />
Kritischerdennjeistallerdingsdie<br />
IG Metall. Die Gewerkschaft spricht<br />
vom erneuten Versuch einer feindlichen<br />
Übernahme. „Es entsteht der<br />
Eindruck, dass sich AMS total verrannt<br />
hat und dadurch bereit ist, unkalkulierbare<br />
Risiken einzugehen“,<br />
kritisiert der für Osram bei der Gewerkschaft<br />
zuständige Klaus Abel.<br />
Mulmig ist ihm zum einen wegen der<br />
hohen Verschuldung, die mit einer<br />
überwiegend kreditfinanzierten<br />
Übernahme von Osram durch AMS<br />
einhergehen würde. Zum anderen<br />
bezweifeln Abel und Kollegen, dass<br />
die kleine AMS mit ihren 9000 Beschäftigten<br />
einen großen Konzern<br />
wie Osram mit 26000 Mitarbeitern<br />
erfolgreich integrieren könnte. Die<br />
Angst um Jobs ist groß, zumal AMS<br />
bislang betriebsbedingte Kündigungen<br />
nicht ausschließen will.<br />
Mitder skeptischen IG Metall und<br />
Osram-Betriebsräten hat AMS seinen<br />
neuerlichen Vorstoß auch nicht<br />
abgesprochen.DassätweiteresMisstrauen.<br />
Abel kritisiert auch die Art<br />
und Weise des Vorgehens. Denn<br />
eigentlich verordnet das Wertpapier-<br />
Übernahmegesetz Unternehmen<br />
eine einjährige Sperrfrist für eine<br />
neuerliche Offerte, wenn eine Übernahme<br />
gescheitert ist. AMS hat aber<br />
einfach eine neue Bietergesellschaft<br />
gegründet, die nun proforma Osram<br />
kaufen will, was die IG Metall als<br />
Trickserei und Verstoß gegen den<br />
Geist des Gesetzes wertet.<br />
Falls die deutsche Finanzaufsicht<br />
sich nicht der Sichtweise der IG Metall<br />
anschließt und die neue AMS-Offerte<br />
ablehnt, wollen die Österreicher<br />
ihrAngebotspätestensEndeOktober<br />
offiziell machen und Osram-Aktionären<br />
vier Wochen zum Verkauf ihrer<br />
Anteile geben. Kommt es dazu, stehen<br />
die Chancen für AMS mittlerweile<br />
nicht schlecht. Denn bei der zweiten<br />
gescheiterten Offerte wurden<br />
dem Unternehmen aus Premstätten<br />
bei Graz immerhin knapp 52 Prozent<br />
der Anteile angeboten. Fast 20 Prozent<br />
hat AMS bereits über Finanzmärkte<br />
zugekauft. Im dritten Anlauf<br />
könnte die Übernahme nun also gelingen.<br />
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