Leseprobe stahl und eisen 10/2019

Klimaschutz als Mittel
st at t al s Ziel
der Themenkomplex „Klima“ wird uns lange erhalten bleiben – in der öffentlichen Diskussion
ebenso wie operativ in der Industrie. Maximalforderungen zu stellen, wie es manche „Klimaaktivisten“
tun, ist ein leichtes. Sie als Stahlindustrie umzusetzen, jedoch nicht. Im Hintergrundgespräch
wurde uns berichtet, dass die sofortige Umstellung eines konkreten Stahlwerks
auf „grünen Strom“ ungefähr die Hälfte der derzeit in Deutschland verfügbaren Ressourcen
binden würde. Die Lösung für eine kohlenstofffreie Wirtschaft indes seien Kernkraftwerke,
kommt eine Stimme aus dem MIT (S. 6). Auch wenn das renommierte US-Institut aus meiner
Si ch t al s ideol ogi ef r ei gi l t , ist di eser Weg h i er zu l an de bi sl an g w en i g oppor t u n . Gesel l sch af t l i ch e
Akzeptanz und Relevanz gibt es nur durch neue Ansätze der CO 2
-Reduktion.
Ei ne ideol ogi efrei e Hal tung lässt si ch indes ni cht bei al l en Akteuren festmachen. Im Rahmen
des „globalen Klimastreiks“ am 20. September hat die Tageszeitung „Welt“ ein Videointerview
mit Hannah Eberle veröffentlicht. Ihr geht es darum, „für einen Tag die kapitalistischen Spielregeln
zu unterbrechen.“ Auf die Frage, ob sie nicht nur Maßnahmen gegen den Klimawandel
fordere, sondern auch den Kapitalismus abschaffen wolle, antwortet sie mit entwaffnender
Ehrl i chkei t: „ Das ei ne hängt mi t dem anderen zusammen.“ An anderer Stel l e i st dann zu
erfahren, dass sich Eberle für die „Interventionistische Linke“ engagiert, die „gegen das kapitalistische
Wirtschaftssystem kämpft“. Insofern ist die Annahme nicht ganz abseitig, dass es
einem Teil der Aktivisten weniger um das Klima als Ziel geht als vielmehr um das Klima als
Mittel. Es bleibt zu hoffen, dass solche Stimmen marginalisiert werden, denn sonst wird es für
den Industriestandort sehr kritisch.
Bei den fachl i chen Bei trägen möchte i ch Ihnen gerne Trends im 3D-Druck (S. 14ff), Tribologische
H er ausfor derungen beim Pr esshärt en (S. 18ff) und Erfahrungen beim H 2
-Einsatz für
die DRI-Produktion (S. 38 ff) sowie das Unternehmensportrait von Ferro Umformtechnik
(S. 50f) ans Herz l egen. Werfen Si e gerne auch ei nen aufmerksamen Bl i ck auf den Text zu
Social-M edia-Recht (S. 66f). Der Autor wollte eigentlich mit praktischen Beispielen aus der
St ah l i n du st r i e ar beit en , von den en es ein i ge seh r sch ön e gi bt . Aber n ach dem er zu of t f est gestel
l t hat, dass sei ner Ansi cht nach kei ne Präsenz voll umfängl i ch der Rechtsl age entspri cht,
hat er auf eine neutrale Betrachtung umgestellt.
Torsten Paßmann,
Redaktionsleiter
Wir haben im
Sept ember er st mals
den neuen Newsletter
„Stahleisen News“
verschickt. Auf
st ahleisen.de können
Sie sich daf ür
anmelden.
Ich wünsche Ihnen eine in jeder Hinsicht Nutzen stiftende Lektüre
torsten.passmann@stahlundeisen.de
PS: Au f vi el f ach en Wu n sch i st Ru br i k „ Ak t u el l es“ ei n w en i g u m gest el l t . Mi t ei n er Doppel sei t e
zu Klimathemen öffnen wir ein wenig den Fokus, um dann von den Branchen-News schneller
als zuvor in die fundierten Artikel einzusteigen. Die Länder- und die Personalmeldungen sind
nun späteren Rubriken zugeordnet. Uns gefällt die Änderung, vielen Dank für die Anregung!
stahl und ei sen 139 (2019) Nr. 10
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