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2* <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 251 · D ienstag, 29. Oktober 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagesthema<br />
Landtagswahl in Thüringen<br />
Rund 1,1 Millionen Bürger haben über die Zusammensetzung des nächsten Landtags in Erfurt entschieden. Dabei haben die<br />
Generationen unterschiedlich votiert. Und im ebenfalls rot-rot-grün regierten Berlin ist man erschrocken über die Ergebnisse.<br />
Wählerwanderung CDU<br />
abgegeben an ... bekommen von ...<br />
Linke<br />
SPD<br />
AfD<br />
Grüne<br />
–23 000<br />
0<br />
–36 000<br />
–5 000<br />
Nichtwähler<br />
+30 000<br />
Andere<br />
–1 000<br />
Wählerwanderung Linke<br />
abgegeben an ... bekommen von ...<br />
CDU<br />
+23 000<br />
SPD<br />
+20 000<br />
AfD<br />
–16 000<br />
Grüne<br />
+9 000<br />
Nichtwähler<br />
+53 000<br />
Andere<br />
–2 000<br />
Wählerwanderung AfD<br />
abgegeben an ... bekommen von ...<br />
CDU<br />
+36 000<br />
Linke<br />
+16 000<br />
SPD<br />
+7 000<br />
Grüne<br />
+1 000<br />
Nichtwähler<br />
+78 000<br />
Andere<br />
+13 000<br />
BLZ/HECHER; QUELLE: INFRATESTDIMAP<br />
Jüngere wählen<br />
Rechts<br />
Ministerpräsident Bodo<br />
Ramelow und die Linkspartei<br />
siegten am Sonntag<br />
in Thüringen mit 31<br />
Prozent. Mit deutlichem Abstand landete<br />
die AfD mit 23,4 Prozent auf Platz<br />
zwei. Das hat Ramelow vor allem den<br />
älteren Thüringernzuverdanken.<br />
Bei den 18- bis 59-Jährigen wurde<br />
die AfD stärkste Kraft. 27 Prozent<br />
stimmten in dieser Altersgruppe für die<br />
Rechts-Partei. Die Linke liegt bei der<br />
U60-Generation mit 26 Prozent knapp<br />
dahinter.Anders sieht es bei den älteren<br />
Jahrgängen aus.40Prozent der Generation<br />
60 Plus gaben ihreStimme laut Infratest<br />
Dimap der Linken, die AfD kam<br />
in dieser Altersgruppe nur auf 17 Prozent.<br />
Noch deutlicher ist der Unterschied<br />
bei den Wählern jenseits der 70.<br />
Warum das so ist? Einerseits schneidet<br />
die Partei in den ostdeutschen Bundesländernbei<br />
älterenWählerntraditionell<br />
besser ab. Andererseits lässt sich mit<br />
Blick auf die Landtagswahlen in Sachsen<br />
und Brandenburg bei den Älteren<br />
eineTendenz in Richtung des amtierenden<br />
Ministerpräsidenten erkennen. In<br />
Sachsen hatte die CDU mit Ministerpräsident<br />
Michael Kretschmer bei der<br />
Ü70-Generation 45 Prozent erhalten<br />
(Gesamtergebnis 32,1 Prozent), in<br />
Brandenburg hatten in dieser Altersgruppe<br />
42 Prozent die SPD um Ministerpräsident<br />
Dietmar Woidke gewählt<br />
(Gesamt 26,2 Prozent).<br />
Außergewöhnlich ist allerdings die<br />
Stärke der AfD bei den Erst- und Jungwählern.Während<br />
bei den anderen ostdeutschen<br />
Landtagswahlen die Partei<br />
zuletzt bei den 18- bis 24-Jährigen im<br />
VonMarcel Sacha und JanSternberg<br />
Vergleich zum Gesamtergebnis jeweils<br />
deutlich schlechter abgeschnitten<br />
hatte, gleicht das Thüringer Ergebnis<br />
unter den jungen Wählern mit 23 Prozent<br />
dem der Gesamtbevölkerung.<br />
Doch möglicherweise hat die AfD ihr<br />
Wählerpotenzial in Thüringen ausgeschöpft,<br />
wie zuvor schon in Sachsen<br />
und Brandenburg. Am Sonntag stimmten<br />
knapp 260 000 Thüringer für die<br />
AfD. Vor zwei Jahren, bei der Bundestagswahl,<br />
waren es 294 000. DieAfD hat<br />
im Vergleich zur Landtagswahl 2014 ihr<br />
Ergebnis verdoppeln können, konnte<br />
im Vergleich zu 2017 jedoch nicht in<br />
neue Wählerschichten vordringen.<br />
Höcke unterliegt CDU-Kandidat<br />
Frontmann Björn Höcke sah in seinem<br />
Heimatwahlkreis, dem Eichsfeld, keinen<br />
Stich gegen den CDU-Kandidaten,<br />
als es um das Direktmandat ging. Im<br />
Vergleich der drei Ostwahlen landete er<br />
knapp hinter dem Brandenburger Kalbitz<br />
auf dem dritten Platz. Noch beim<br />
„Kyffhäusertreffen“ der Partei-Radikalen<br />
im Sommer tönte er, stärkste Kraft<br />
in Thüringen werden zu können.<br />
Anders als zuletzt konnten auch die<br />
Grünen bei den jungen Wählern nicht<br />
in dem Maße punkten. Zwar liegen sie<br />
mit 13 Prozent unter den 18- bis 24-Jährigen<br />
auch in Thüringen deutlich über<br />
dem Gesamtergebnis, von einem Höhenflug<br />
wie in Sachsen oder Brandenburg<br />
(20 und 27 Prozent) kann aber<br />
keine Rede sein.<br />
Unddie FDP schaffte am Ende auch<br />
noch den Sprung ins Parlament, mit<br />
5,0005 Prozent. Fünf Stimmen über der<br />
Schwelle.<br />
Wahlverhalten nach Altersgruppen<br />
in Prozent<br />
Unter 25 Jahre 60 und älter<br />
AfD<br />
23<br />
17<br />
Linke<br />
22<br />
40<br />
14<br />
CDU<br />
24<br />
13<br />
Grüne<br />
3<br />
FDP<br />
7 4<br />
SPD<br />
5<br />
10<br />
Stimmenanteile der Parteien nach Bildung<br />
in Prozent<br />
Einfache Bildung Hohe Bildung<br />
Linke<br />
31<br />
34<br />
27<br />
AfD<br />
16<br />
CDU<br />
25<br />
20<br />
SPD<br />
9<br />
9<br />
Grüne<br />
3 9<br />
FDP<br />
2 6<br />
AfD-Stimmenanteile nach Alter und Geschlecht<br />
in Prozent<br />
Männer im Alter von Frauen im Alter von<br />
18 bis 24 Jahre<br />
30<br />
25 bis 34 Jahre<br />
32<br />
35 bis 44 Jahre<br />
35<br />
45 bis 59 Jahre<br />
32<br />
60 bis 69 Jahre<br />
25<br />
70 Jahre und älter<br />
16<br />
14<br />
22<br />
24<br />
20<br />
16<br />
11<br />
QUELLE: INFRATEST DIMAP<br />
VonElmar Schütze<br />
Essind fast 300 Kilometer von Erfurtnach<br />
Berlin, doch das Ergebnis<br />
der Thüringer Wahlen wirkt bis in<br />
die <strong>Berliner</strong> Landespolitik nach. Die<br />
Haltung schwankt zwischen Jubel,<br />
Erschrecken, Mitleid und der Floskel,<br />
dass man den Parteifreunden in<br />
Thüringen keinesfalls reinreden<br />
wolle.<br />
So ganz ohne Haltung zu der<br />
Frage, obangesichts der Konstellation<br />
nun eine Koalition von Linkspartei<br />
mit CDU opportun oder gar<br />
wünschenswert sei, geht’s aber bei<br />
den Wahlsiegern des Abends dann<br />
doch nicht. „Ich kann mir das, ehrlich<br />
gesagt, nicht vorstellen“, sagte<br />
die <strong>Berliner</strong> Linkspartei-Chefin Katina<br />
Schubert amMontag dem Tagesspiegel.<br />
Aber natürlich wolle sie<br />
ihren Genossen „keine klugen Ratschläge<br />
geben“. So oder so stünden<br />
der „riesigen Freude“ die AfD-Stimmen<br />
entgegen. Unddiese seien „bitter“,<br />
so Schubertvia Twitter.<br />
Der <strong>Berliner</strong> Ableger des Co-<br />
Wahlsiegers AfD hat eine andereKoalition<br />
im Blick: „Nun liegt es an den<br />
Reaktionen<br />
„Schockwellen“ bis in die Hauptstadt<br />
anderen Parteien, wie sie sich entscheiden:<br />
Für eine Einbindung des<br />
Wahlsiegers AfD und damit für eine<br />
stabile bürgerliche Regierung mit<br />
CDU und gegebenenfalls FDP“,<br />
schreibt Parteichef Georg Pazderski<br />
auf Twitter.„Oder für eine nationale<br />
Front unter Führung des SED-Nachfolgers<br />
gegen die AfD. Realistischerweise<br />
erwarten wir diesmal noch<br />
letzteres.“ Im Übrigen wünsche er<br />
BjörnHocke „eine geschickte Hand“<br />
bei der „weiteren Entwicklung unserer<br />
Partei zum Sprachrohr aller Bürgerlichen“,<br />
so Pazderski.<br />
Beider <strong>Berliner</strong> CDU verschwendet<br />
niemand öffentlich einen Gedanken<br />
an eine Regierungsbeteiligung<br />
der AfD. Parteichef KaiWegner<br />
vernimmt aus Thüringen „Schockwellen“.<br />
Dabei müsse weiter klar<br />
sein: „Keine Koalition mit der Linkspartei<br />
und der AfD.“ CDU-Fraktionschef<br />
BurkardDregger verwies im Gespräch<br />
mit der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> darauf,<br />
dass „der Ministerpräsident und<br />
seine Regierung abgewählt“ wurden.<br />
Genau das werde mit Rot-Rot-Grün<br />
in Berlin in zwei Jahren auch geschehen,<br />
sagte Dregger.<br />
Mit diesem Bündnis beschäftigte<br />
sich auch Grünen-Fraktionschefin<br />
Antje Kapek im Gespräch mit der<br />
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>. „Rot-Rot-Grün in<br />
Thüringen hätte ein besseres Ergebnis<br />
verdient gehabt“, sagte Kapek.<br />
„Sie machen in Erfurtvielleicht sogar<br />
bessereArbeit als wir in Berlin, ruhiger<br />
und solidarischer. Die Zänkereien,<br />
die wir uns hier leisten, haben<br />
die jedenfalls alle nicht“, so Kapek.<br />
SPD-Fraktionschef Raed Saleh<br />
würde Rot-Rot-Grün gerne um die<br />
FDP erweitern. Das sei „sicher keine<br />
Liebesheirat, aber in schwierigen<br />
Zeiten müsse man manchmal auch<br />
ungewöhnliche Wege gehen“.<br />
FDP-Fraktionschef Sebastian<br />
Czaja wertet Thüringen als ein „besonderes<br />
Bundesland“, was durch<br />
die extreme Fokussierung auf die<br />
Spitzenkandidaten von Links und<br />
Rechts nicht einfacher geworden sei.<br />
Der Wiedereinzug der FDP sei ein<br />
großer Erfolg. „Dieser Wahlerfolg<br />
zeigt auch, dass die Menschen die<br />
derzeitigen gesellschaftspolitischen<br />
Debatten leid sind und zurück zu einer<br />
sachorientierten, pragmatischen<br />
Politik wollen“, sagte Czaja.<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />
Heute liegen die Höchsttemperaturen bei 11Grad. Dazu wechseln sich<br />
Sonne und Wolken ab. Sehr vereinzelt sind die Wolken in der Überzahl.<br />
Der Wind weht nur schwach aus nördlichen Richtungen. In der Nacht ziehen<br />
nur selten dünne Wolken vorüber. Dabei werden 1bis minus 2Grad<br />
erwartet.<br />
Biowetter: Schlafstörungen ziehen<br />
eine erhöhte Müdigkeit imAlltag<br />
nach sich. Einige Menschen klagen<br />
über Kopfschmerzen, Schwindelgefühle<br />
und Migräne. Insgesamt fühlt<br />
man sich oftmals nicht so wohl.<br />
<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />
um 13 Uhr: Ozon: 54 µg/m 3 ;<br />
Stickstoffdioxid: 31 µg/m 3 ;<br />
Schwebstaub: 10 µg/m 3 ;<br />
Luftfeuchtigkeit: 66%<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 10Grad.<br />
Wind: leichter Wind aus Nord.<br />
Wittenberge<br />
3°/10°<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
2°/10° 3°/10°<br />
Luckenwalde<br />
2°/10°<br />
Prenzlau<br />
2°/10°<br />
Cottbus<br />
3°/10°<br />
Mittwoch<br />
Donnerstag<br />
Freitag<br />
sonnig heiter stark bewölkt<br />
2°/8° 1°/7° 1°/9°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
2°/11°<br />
Zwischen einem Hoch nordwestlich von Großbritannien und einem Tief bei Skandinavien<br />
strömt recht kalte Polarluft nach Mitteleuropa. Das warme Oktoberwetter<br />
ist damit vorbei. Stellenweise scheint die Sonne. Lokal halten sich allerdings<br />
auch Nebel und Dunst. Im Mittelmeerraum ist eszeitweise wechselhaft.<br />
Sylt<br />
4°/11°<br />
Hannover<br />
2°/11°<br />
Köln<br />
5°/12°<br />
Saarbrücken<br />
6°/10°<br />
Konstanz<br />
7°/8°<br />
Hamburg<br />
2°/10°<br />
Erfurt<br />
3°/9°<br />
Frankfurt/Main<br />
6°/12°<br />
Stuttgart<br />
5°/9°<br />
Rostock<br />
3°/8°<br />
Magdeburg<br />
2°/11°<br />
Nürnberg<br />
6°/11°<br />
München<br />
6°/8°<br />
Rügen<br />
3°/9°<br />
Dresden<br />
4°/8°<br />
Deutschland: Heute scheint zuweilen<br />
die Sonne. Sehr vereinzelt fällt aus<br />
dichteren Wolken etwas Regen. Die<br />
Höchstwertebelaufen sich zumeist<br />
auf 8bis 12 Grad, die Tiefsttemperaturen<br />
auf 6bis minus 2Grad. Der<br />
Wind weht schwach aus Nord. Morgen<br />
gibt es Sonne, Wolken und sehr<br />
vereinzelt auch etwas Regen, und die<br />
Luft erwärmt sich auf 6bis 11 Grad.<br />
Der Wind weht nur schwach aus Ost.<br />
Meerestemperaturen:<br />
Ostsee: 10°-12°<br />
Nordsee: 11°-14°<br />
Mittelmeer: 18°-27°<br />
Ost-Atlantik: 14°-18°<br />
Mondphasen: 04.11. 12.11. 19.11. 26.11.<br />
Sonnenaufgang: 06:56 Uhr Sonnenuntergang: 16:42 Uhr Mondaufgang: 08:15 Uhr Monduntergang: 17:48 Uhr<br />
Lissabon<br />
22°<br />
Las Palmas<br />
28°<br />
Madrid<br />
22°<br />
Reykjavik<br />
6°<br />
Dublin<br />
10°<br />
London<br />
13°<br />
Paris<br />
12°<br />
Bordeaux<br />
22°<br />
Palma<br />
23°<br />
Algier<br />
25°<br />
Nizza<br />
22°<br />
Trondheim<br />
6°<br />
Oslo<br />
6°<br />
Stockholm<br />
4°<br />
Kopenhagen<br />
9°<br />
Berlin<br />
10°<br />
Mailand<br />
18°<br />
Tunis<br />
23°<br />
Rom<br />
20°<br />
Warschau<br />
9°<br />
Wien<br />
10° Budapest<br />
12°<br />
Palermo<br />
22°<br />
Kiruna<br />
-10°<br />
Oulu<br />
0°<br />
Dubrovnik<br />
22°<br />
Athen<br />
23°<br />
St. Petersburg<br />
2°<br />
Wilna<br />
7°<br />
Kiew<br />
10°<br />
Odessa<br />
14°<br />
Varna<br />
18°<br />
Istanbul<br />
22°<br />
Iraklio<br />
23°<br />
Archangelsk<br />
0°<br />
Moskau<br />
5°<br />
Ankara<br />
20°<br />
Antalya<br />
25°<br />
Acapulco 33° Gewitter<br />
Bali 32° wolkig<br />
Bangkok 34° wolkig<br />
Barbados 29° heiter<br />
Buenos Aires 19° wolkig<br />
Casablanca 21° heiter<br />
Chicago 7° wolkig<br />
Dakar 32° wolkig<br />
Dubai 36° sonnig<br />
Hongkong 27° wolkig<br />
Jerusalem 18° heiter<br />
Johannesburg 27° sonnig<br />
Kairo 25° heiter<br />
Kapstadt 17° bewölkt<br />
Los Angeles 18° sonnig<br />
Manila 32° wolkig<br />
Miami 31° Gewitter<br />
Nairobi 29° Gewitter<br />
Neu Delhi 32° wolkig<br />
New York 17° Regen<br />
Peking 16° sonnig<br />
Perth 26° wolkig<br />
Phuket 32° bewölkt<br />
Rio de Janeiro 32° wolkig<br />
San Francisco 19° sonnig<br />
Santo Domingo 29° wolkig<br />
Seychellen 29° Gewitter<br />
Singapur 27° Gewitter<br />
Sydney 29° sonnig<br />
Tokio 19° Regen<br />
Toronto 18° wolkig