DiSkurs 2/2019
Unternehmensmagazin der Diakonie in Südwestfalen | 5. Ausgabe
Unternehmensmagazin der Diakonie in Südwestfalen | 5. Ausgabe
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Woche der Diakonie<br />
Europa droht<br />
ein digitaler<br />
Tsunami<br />
Zukunft 4.1 „Wir liegen im digitalen<br />
Tiefschlaf“, sagt Unternehmer und<br />
Autor Jörg Heynkes. Seine These:<br />
Wenn wir das nicht rasch ändern,<br />
werden wir von anderen überrollt.<br />
Jörg Heynkes zeigt ein Foto: Urlauber<br />
stehen bei Sonnenschein<br />
am Strand, schauen aufs Meer<br />
hinaus und erblicken in der Ferne<br />
eine Welle. Minuten später sind sie<br />
tot, erfasst von dem Tsunami, der am<br />
26. Dezember 2004 in Asien mehr als<br />
200 000 Opfer fordert. „Viele von uns<br />
stehen gerade am Strand“, sagt er, der<br />
in der Digitalisierung ein derart gewaltiges<br />
Seebeben sieht, das die Welt in<br />
den nächsten 10 bis 15 Jahren massiv<br />
verändern wird. „Wir müssen lernen auf<br />
der Welle zu reiten, sonst werden auch<br />
wir von ihr erschlagen.“ 80 Minuten<br />
widmet der Referent in der Cafeteria<br />
des Diakonie Klinikums Jung-Stilling<br />
der großen digitalen Transformation,<br />
dem Blick auf die Welt von übermorgen,<br />
der 4. Industriellen Revolution, die<br />
bereits voll im Gange sei. „Sie ist die<br />
schnellste, folgenreichste und erste auf<br />
allen Kontinenten gleichzeitig“, sagt er.<br />
Seit 34 Jahren selbstständig, verantwortet<br />
Jörg Heynkes heute vier verschiedene<br />
Unternehmen in der Immobilienwirtschaft,<br />
ist Betreiber einer<br />
großen Eventlocation und als Berater<br />
und Entwickler von Innovations-, Mobilitäts-<br />
und Energiekonzepten für Unternehmen<br />
und Kommunen aktiv. 2016<br />
gründete er mit der Firma „Entrance“<br />
ein Start-up im Bereich der künstlichen<br />
Intelligenz und Robotik. Er ist im Vorstand<br />
des NRW-Landesverbandes der<br />
Erneuerbaren Energien und Vizepräsident<br />
der Bergischen Industrie- und<br />
44<br />
Gut 100 Gäste wagten in der „Stilling“-Cafeteria<br />
mit Festredner Jörg Heynkes einen Blick auf die<br />
rasante Welt von übermorgen.<br />
Handelskammer. Heynkes beteiligt sich<br />
an zahlreichen Forschungsprojekten zu<br />
technologischer und gesellschaftlicher<br />
Transformation und ist Autor des Buches<br />
„Zukunft 4.1“.<br />
In Siegen skizziert Heynkes die Welt<br />
von übermorgen. „Unser aller Lebenswirklichkeit<br />
wird sich verändern“,<br />
behauptet er. Das Smartphone habe<br />
das Zeitalter der Denaturalisierung<br />
eingeleitet. Unzählige Produkte – Telefon,<br />
Computer, Uhr, Taschenrechner,<br />
Wir müssen vom Denken<br />
ins Handeln kommen.<br />
Navigationssystem, Landkarten, Fotokamera,<br />
Videoapparat, Taschenlampe,<br />
Wasserwaage, Briefe, Spiele und vieles<br />
mehr, das man sich früher einzeln kaufen<br />
musste – steckten darin. Mit Google,<br />
Apple, Microsoft, Amazon und Facebook<br />
basierten die fünf wertvollsten Marken<br />
der Welt auf Daten. Die Ökonomie der<br />
Zukunft spiele sich daher auch in den<br />
USA und in Asien ab. „Wir liegen im<br />
Tiefschlaf und leben von der Substanz,<br />
an der Zukunft sind wir nicht beteiligt“,<br />
sagt Jörg Heynkes und gibt eine nicht<br />
sonderlich aufmunternde Prognose ab:<br />
„Wenn wir das nicht ändern, wird Europa<br />
in 10 oder 20 Jahren ökonomisch<br />
und politisch keine Rolle mehr spielen.“<br />
Jörg Heynkes<br />
Als Zentrum der 4. Industriellen Revolution<br />
sieht der Unternehmer die Künstliche<br />
Intelligenz. Digitale Assistenten wie<br />
Alexa, Watson, Siri und Co. lernen dazu<br />
und werden immer besser. „Wir werden<br />
jeden Tag älter, Roboter wie Atlas oder<br />
Pepper jeden Tag besser“, so Heynkes.<br />
Diese Systeme seien in wenigen Jahren<br />
überall zugegen und würden das<br />
Servicelevel dramatisch nach oben<br />
heben. Künstliche Intelligenz und die<br />
humanoide Robotik veränderten die<br />
Welt derart, wie einst das Rad oder<br />
der Buchdruck. Jörg Heynkes hat aber<br />
immerhin auch ein wenig Hoffnung<br />
im Gepäck. „Wir haben es noch in der<br />
Hand, müssen aber auch anfangen und<br />
die Chancen der Digitalisierung nachhaltig,<br />
kohlenstoffarm und ressourcenschonend<br />
nutzen.“ Er appelliert für eine<br />
hundertprozentige Energiewende, für<br />
nachhaltiges und vernetztes Arbeiten,<br />
für Digitalkompetenz und Führung. Wer<br />
keine Digitalkompetenz habe, werde in<br />
wenigen Jahren abgehängt sein. Derzeit<br />
befinde sich alles – Regeln, Märkte,<br />
Werte, Unternehmen und Institutionen<br />
– in Bewegung, die nächsten zehn Jahre<br />
würden ruppig, deshalb: „Wir müssen<br />
vom Denken ins Handeln kommen – und<br />
die Zukunft gestalten.“ Stefan Nitz<br />
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