Soziales Kinder konnten sich schminken oder von Clown Micha unterhalten lassen oder sich auf der Spielstraße austoben. Im „Alten Pfarrhaus“ war die Kaffeetafel von Mitgliedern der Kirchengemeinde reich gedeckt worden. Zu einem gemütlichen Plausch fanden Bewohner, Mitarbeiter und Gäste hier zusammen. Ins Haus Klotzbach lockte unter anderem die „Tover Tafel“. An diesem virtuellen Spielgerät konnten die Interessierten unter anderem ihr Geschick im Tischfußball testen. Den lauen Sommerabend gestaltete die Neunkirchener Band „Ekkum Mukke“. Vorausgegangen war dem „Tag der offenen Tür“ die Aufführung der Kinder- und Jugendtheatergruppe „Thetasis“ aus Netphen-Eschenbach. „Die Welt ist bunt“ lautete dabei das Motto auf der Bühne im Festzelt. Den Abschluss des viertägigen Festes bildete ein wunderschöner Gottesdienst, der vom Posaunenchor der Kirchengemeinde Neunkirchen umrahmt wurde. Nach dem Kirchencafé zog es Bewohner und Angehörige ins Haus Klotzbach zum gemeinsamen Mittagessen. Hier blieb viel Zeit für gesellige Gespräche. Stefanie Goß Seit 20 Jahren prägen Einrichtungsleiterin Christina Ziebold-Jung (3. von links) sowie ihre Mitarbeiter Sabine Hirsch (2. von links) und Waldemar Schmidt-Juhnke (3. von rechts) das Leben im Haus Klotzbach mit. Dazu gratulierten (von links) Elke Kühn (Diakonie Soziale Dienste), Geschäftsbereichsleiter Achim Krugmann, Pfarrer Jörn Contag, theologischer Geschäftsführer der Diakonie in Südwestfalen, sowie Elke Schneider von der Mitarbeitervertretung. Die Jubilare freuten sich über lobende Worte und bunte Blumensträuße. „Hier wohnen meine Lieblingsmenschen“ „Wie können wir Neunkirchen gemeinsam inklusiv gestalten?“ Diese Frage stand im Zentrum der Zukunftswerkstatt, mit der die Jubiläumsfestivitäten im Haus Klotzbach in Neunkirchen eröffnet wurden. Wie es sich anfühlt behindert zu sein, konnten die Gäste dabei am eigenen Leib versuchen nachzuempfinden. Ein Mitmach-Parcours war im Hof des „Alten Pfarrhauses“ aufgebaut. An den Stationen ging es mit abgedunkelter Brille etwa darum, sich einen Weg mit dem Blindenstock zu bahnen. Vor Probleme stellte es einige Besucher auch, sich mit nur einem Arm die Jacke anzuziehen oder ein Gurkenglas zu öffnen. Simuliert wurden auch Hör- oder Wahrnehmungsbeeinträchtigungen, mit denen viele behinderte Menschen zu kämpfen haben. Die Erfahrungen, die die Teilnehmer dabei sammelten, mündeten dann in eine Diskussionsrunde, in deren Rahmen die Ergebnisse auf der Bühne auch direkt zu Papier gebracht wurden. Insbesondere ging es darum, wie es gelingen kann, Neunkirchen inklusiver zu machen. Dabei stellte sich heraus, dass es für die Klotzbach-Bewohner bereits viele Möglichkeiten gibt, am öffentlichen Leben teilzunehmen. Cafés, Geschäfte, Kirche und viele andere Einrichtungen befinden sich in direkter Nachbarschaft. Einige Läden seien allerdings nicht barrierefrei zugänglich. „Gerade Menschen, die auf den Rollstuhl angewiesen sind, tun sich dann schwer“, bilanzierte Einrichtungsleiterin Christina Ziebold-Jung. Einige Workshop-Aktive kritisierten zudem ein mangelndes Interesse aus Verwaltung und Politik an der Einrichtung. „Hier müssen wir daran arbeiten, Berührungsängste abzubauen“, so Ziebold-Jung. Sie freute es besonders, dass die Teilnehmer fast ausnahmslos positive Worte für die Einrichtung an sich fanden: „Hier wohnen meine Lieblingsmenschen“ oder „Es ist immer jemand da, der einen in den Arm nimmt“, waren nur einige der Äußerungen, die sich am Ende des Abends auf den prall gefüllten Flipchart-Leinwänden fanden. Dem praktischen Teil voraus ging ein Vortrag von Heike Dreisbach, Referentin für Erwachsenenbildung beim evangelischen Kirchenkreis Siegen. Sie hatte eine historische Rückschau auf das Leben mit einer Behinderung im Siegerland vorbereitet. Dabei ging sie auch auf die Anfänge der Diakonie in Südwestfalen – damals noch Innere Mission – an der Siegener Leimbachstraße ein: „Nach dem Krieg wurde von hier aus Hilfe organisiert.“ Heutzutage sei es so, dass Menschen mit Behinderung die Wahl hätten, wo sie leben möchten, „zum Beispiel hier, in diesem schönen Haus“, fasste Heike Dreisbach zusammen. Und weiter. „Hier leben Menschen, die einfach Spaß haben am Leben.“ (sg) 8 DiSKurs
Ein festlicher Gottesdienst bildete den Abschluss der Feierlichkeiten im Haus Klotzbach. Wie sich die Behindertenarbeit im Lauf der Geschichte im Siegerland entwickelt hat, beleuchtete Heike Dreisbach, Referentin für Erwachsenenbildung beim evangelischen Kirchenkreis Siegen, bei der Zukunftswerkstatt im Haus Klotzbach in Neunkirchen. DiSKurs 9