AJOURE´ Magazin Dezember 2019
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AJOURE / INTERVIEW<br />
wenn man auf der Straße unterwegs ist<br />
und sich hübsch machen will. Ich muss<br />
dazu sagen, dass „hübsch machen“ bei<br />
mir bedeutet, völlig overdressed und<br />
Drag-Queen-mäßig auszusehen (lacht).<br />
Das hört dann logischerweise bei Rouge<br />
nicht auf, sondern beinhaltet Extensions,<br />
Lashes, zweifarbiger Lippenstift und<br />
vieles mehr. Wenn ich dann so auf die<br />
Straße gehe, ist es schon ab und zu mal<br />
anstrengend und unangenehm, immer<br />
so angeglotzt zu werden – vor allem von<br />
Männern. Das verunsichert mich dann<br />
gelegentlich und ich frage mich, ob ich<br />
es denn echt so hart übertrieben habe.<br />
Auf der anderen Seite sage ich mir, dass<br />
es nicht unsere Gesellschaft sein kann,<br />
wenn sich eine Frau Sorgen machen<br />
muss, ob sie zu sehr gestylt ist oder nicht,<br />
denn eigentlich sollte man sich frei fühlen<br />
dürfen und das tun, worauf man Lust<br />
hat. Das ist aber auch schon das einzig<br />
Negative an meinen Outfits. Ansonsten<br />
liebe ich es, so schrill herumzulaufen<br />
und mich ausleben zu dürfen.<br />
Wann kam denn die Entscheidung<br />
nach Berlin zu ziehen?<br />
Alleine auf Spotify hast du über 70<br />
Millionen Streams – etwas, worauf du<br />
zurecht stolz sein darfst. Menschen<br />
verwechseln Stolz aber häufig mit Arroganz.<br />
Wie viele Vorurteile musst(-<br />
est) du über dich ergehen lassen und<br />
wie gehst du damit um?<br />
Eigentlich stehe ich tagtäglich vor diesem<br />
Problem. Menschen verwechseln<br />
mich jeden Tag mit einer arroganten<br />
Frau, da ich natürlich sehr selbstbewusst<br />
auftrete und durchaus meinen Wert<br />
kenne. Ich nehme das niemandem übel,<br />
denn wenn ich ab und zu Videos von mir<br />
anschaue und unbeobachtet bin, würde<br />
ich als „normaler Mensch“ anfangs wohl<br />
auch so über mich denken. Im Endeffekt<br />
ist das nur Selbstvertrauen und das ist<br />
ein gewaltiger Unterschied zu Arroganz.<br />
Die Leute sollten versuchen, diesen Unterschied<br />
in Betracht zu ziehen, bevor<br />
sie urteilen. Das macht vieles leichter.<br />
Ich muss aber ganz ehrlich sagen, dass<br />
ich dieses „abgestempelt werden“ auch<br />
ein wenig mag. Ich liebe diesen Überraschungseffekt<br />
und den Moment, wo<br />
mich Leute unterschätzen und denken<br />
„das ist nur ne Tusse“. Vor allem erfolgreiche<br />
Männer nehmen sich dieses Denken<br />
immer gerne heraus. Doch dann<br />
komme ich mit Fakten um die Ecke und<br />
ernte große Gesichter, die mich auf einmal<br />
fragend anschauen, weil sie damit<br />
nicht gerechnet haben. Ein Stück weit<br />
kategorisieren wir wohl alle.<br />
Ich natürlich auch, aber ich versuche bewusst,<br />
dieses Schubladendenken außer<br />
Acht zu lassen. Deshalb sage ich auch:<br />
„It´s ok – I don‘t judge it.“<br />
Stichwort Stimmungsschwankungen –<br />
du selbst sagst, du seist keine einfache<br />
Person. Wie wirkt sich das aus und in<br />
wie weit spielt da dein kosovo-albanisches<br />
Temperament eine Rolle?<br />
Jeder, der mich kennt, schmunzelt, wenn<br />
er die Frage hört. Ich bin auf jeden Fall<br />
eine der schwierigsten Personen, die ich<br />
kennengelernt habe (lacht). Ich bin sehr<br />
temperamentvoll und habe unfassbar<br />
viel Emotionen. Ich fühle in einer einzigen<br />
Stunde wohl 10.000 Emotionen<br />
Vor vier Jahren, weil Prinz Pi mich damals<br />
auf Instagram entdeckte. Er meinte,<br />
er baue mich hier in Berlin mit seinem<br />
Team auf, doch dafür müsse ich hierherziehen.<br />
Manchmal vermisse ich die<br />
Schweiz, oder besser gesagt, ihre Regeln,<br />
die Sauberkeit und die Sicherheit. Gerade<br />
zwischen letzterem liegen Welten zwischen<br />
Berlin und Bern. In der Schweiz<br />
fühlte ich mich damals sehr sicher. Klar<br />
wurde ich auch dort angeglotzt (noch<br />
mehr als hier in Berlin), aber ich wusste,<br />
ich bin nachts in der Bahn sicher. Hier<br />
habe ich ab und zu schon etwas Schiss.<br />
Gerade nachts am Alexanderplatz ist es<br />
nicht so super, wie eine Drag Queen herumzulaufen.<br />
Die Natur fehlt mir ebenso,<br />
denn ich bin neben Kühen und Eseln<br />
aufgewachsen – glaubt man kaum, wenn<br />
man mich sieht, oder (lacht)?! Ansonsten<br />
liebe ich Berlin und ich denke, ich<br />
fühle mich hier am wohlsten.<br />
Foto: Ilira & Daniel Heilig (<strong>AJOURE´</strong>Redaktion)<br />
AJOURE MAGAZIN SEITE: 31 | DEZEMBER <strong>2019</strong>