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Berliner Zeitung 03.12.2019

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Der Fall Michael K.: VomTopverdiener zum Verbrecher – Seite 3<br />

Auf eine<br />

Curry mit<br />

Gregor Gysi<br />

Seite 12<br />

-1/5°<br />

Viele Wolkenfelder<br />

Wetter Seite 2<br />

Wenn Hartz-IV-Empfänger<br />

aus der Wohnung müssen<br />

Berlin Seiten 14 und 15<br />

www.berliner-zeitung.de<br />

Interview: Friedrich Merz<br />

über die große Koalition<br />

Tagesthema Seite 2, Politik Seite 5<br />

Dienstag,3.Dezember 2019 Nr.281 HA -75. Jahrgang<br />

Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />

Götz Aly rügt den Umgang<br />

mit der Gläsernen Blume<br />

Meinung Seite 8<br />

Der<br />

Spielmacher für<br />

Generationen<br />

VonJan Bojaryn<br />

Die Playstation wird heute 25<br />

Jahrealt. Sieist eines der beliebtesten<br />

Spielzeuge des 21. Jahrhunderts,wirdgenutzt<br />

vonJugendlichen<br />

und Erwachsenen. Wer indie Welt<br />

der mutigen Helden, fiesen Gangster<br />

und unterschätzten Fabelwesen eintauchen<br />

will, der greift meistens zur<br />

Playstation, um mit seiner Spielfigur<br />

auf fremde Planeten, in die Vergangenheit<br />

oder in<br />

die Zukunft zu<br />

reisen. Und natürlich<br />

um Spielpartner<br />

zu treffen.<br />

Ein Mann ist<br />

MarkCerny<br />

weiß, wie Menschen<br />

gernespielen.<br />

Playstation<br />

besonders eng<br />

mit der Revolution<br />

der Spielewelt<br />

verbunden:<br />

Mark Cerny. Der<br />

leise und bescheidene<br />

US-Amerikaner wird in<br />

der Branche wie ein Star verehrt. Mit<br />

Leonardo da Vinci wurde er verglichen,<br />

als er vor zehn Jahren für sein<br />

Lebenswerk ausgezeichnet wurde.<br />

Damals war er Mitte 40.<br />

Cerny liebt das Programmieren.<br />

1982 stieg der 17-jährige Studienabbrecher<br />

aus Kalifornien bei Atariein,<br />

leitete kurz darauf sein erstes Team<br />

und schaffte mit dem Spiel „Marble<br />

Madness“ einen zeitlosen Klassiker.<br />

Er lernte schnell, beherrschte neben<br />

Informatik bald auch Gamedesign<br />

und Produktion. 1985 wechselte er<br />

zu Sega, seitdem spricht er fließend<br />

Japanisch. Bei dem Konzern lenkte<br />

Cerny seinen Fokus auf neue Technologien.<br />

Als Sony 1994 die erste<br />

Playstation auf den Markt brachte,<br />

produzierte Cernymit„Crash Bandicoot“<br />

und „Spyro the Dragon“ zwei<br />

der erfolgreichsten Spiele für die<br />

Konsole.<br />

Auch am Start der Playstation 2<br />

war er maßgeblich beteiligt. Dass die<br />

Konsole von Fans damals als leistungsstark<br />

gesehen wurde, liegt an<br />

Menschen wie ihm. Viele Schlüsselspiele,die<br />

von1994 bis 2011 auf Playstation<br />

1, 2und 3erschienen sind,<br />

hat er besser oder überhaupt erst<br />

möglich gemacht. 2013 präsentierte<br />

Sony dann den Coup: Cerny wurde<br />

zum Lead Architect der Playstation 4<br />

ernannt. Er bestimmte maßgeblich,<br />

was in der Konsole steckte. Die neueste<br />

Playstation ging konsequent auf<br />

die Bedürfnisse der Spieler ein. Sie<br />

war schneller und trotzdem billiger<br />

als der Konkurrent Xbox One. Über<br />

100 Millionen Mal wurde sie verkauft.<br />

Zurzeit arbeitet Cerny an der<br />

Playstation 5, die im Verlauf des<br />

kommenden Jahres erscheinen soll.<br />

In einem Interview kündigte er an,<br />

dass die neue Plattform fundamentale<br />

Änderungen bringen werde. Sodann<br />

demonstrierte er den Fachleuten,<br />

wie sich die Ladezeit eines Spiels<br />

dank eines besonders leistungsstarken<br />

Laufwerks von15auf 0,8 Sekunden<br />

verkürzte. Vielleicht muss man<br />

ein Spielefan sein, um den Wert dieser<br />

Innovation richtig beurteilen zu<br />

können.<br />

Sind wir noch zu retten?<br />

Als erstes Bundesland soll Berlin an diesem Dienstag eine „Klimanotlage“ beschließen.<br />

Ist das Politik oder nur Symbolpolitik? Kritiker sind skeptisch<br />

VonPeter Neumann<br />

Antonio Guterres wählte<br />

eindringliche Worte. „Wollen<br />

wir wirklich als die Generation<br />

in Erinnerung<br />

bleiben, die den Kopf in den Sand<br />

steckte, die herumbummelte, während<br />

die Erde in Flammen stand?“,<br />

fragte der Generalsekretär der Vereinten<br />

Nationen am Montag zum<br />

Auftakt der 25. UN-Klimakonferenz<br />

in Madrid. Beim Klimaschutz müsse<br />

die Menschheit zwischen dem Weg<br />

der Hoffnung und dem der Kapitulation<br />

wählen, mahnte Guterres.<br />

WieinBerlin reagiertwerden soll,<br />

ist für Regine Günther (Grüne) klar.<br />

Die Senatorin für Umwelt, Verkehr<br />

und Klimaschutz will erreichen, dass<br />

der Senat an diesem Dienstag eine<br />

„Klimanotlage“ anerkennt und weitere<br />

Anstrengungen beschließt.<br />

Doch was folgt daraus für Berlin?<br />

DieLage sei ernst, sagt die Senatorin.<br />

Seit 1881 habe sich die Atmosphäreum1,5<br />

Grad Celsius erwärmt.<br />

Der Weltklimarat verweise auf steigende<br />

Meeresspiegel, Hitze- und<br />

Dürreperioden sowie die Beschleunigung<br />

des Artensterbens. Allein in<br />

Deutschland wurden 2006 und 2015<br />

jeweils 6000 Hitzetote gezählt. Auch<br />

der <strong>Berliner</strong> Wald müsse mit zunehmenden<br />

Belastungen zurechtkommen.<br />

Nur noch acht Prozent des Bestands<br />

seien gesund, rund 36 Prozent<br />

der Bäume seien schwer geschädigt.<br />

Mehr autofreie KiezeinBerlin<br />

Viele Politiker nahmen die Situation<br />

zum Anlass,den Klimanotstand auszurufen.<br />

Jüngst fasste eine Mehrheit<br />

des EU-Parlaments einen solchen<br />

Beschluss –wie zuvor rund 70 Kommunalparlamente<br />

in Deutschland.<br />

In Berlin waren dies die Bezirksverordnetenversammlungen<br />

Pankow<br />

und Charlottenburg-Wilmersdorf.<br />

Doch in der Senatsverwaltung steht<br />

man dieser Übersetzung des Begriffs<br />

„Climate Emergency“ skeptisch gegenüber.InDeutschland<br />

werdeNotstand<br />

mit der Einschränkung demokratischer<br />

Rechte in Verbindung gebracht,<br />

hieß es.„Ichschlage vor, dass<br />

wir ein Zeichen setzen –indem das<br />

Land Berlin anerkennt, dass der Klimawandel<br />

in einer dramatisch beschleunigten<br />

Geschwindigkeit voranschreitet“,<br />

sagte die Senatorin. Es<br />

sei dringend notwendig, die Ziele<br />

anzupassen und das Pariser Klimaschutzabkommen<br />

als Handlungsgrundlage<br />

anzuerkennen.<br />

Günther:„Das bedeutet, dass wir<br />

vor 2050 klimaneutral werden müssen<br />

–und dass in Berlin die Emissionen<br />

im Vergleich zu 1990 um mindestens<br />

95 Prozent sinken müssen.<br />

Dazu brauchen wir eine Novellierung<br />

des Energiewendegesetzes, in<br />

dem dieses Ziel ausdrücklich verankert<br />

ist.“ Um die Ziele zu erreichen,<br />

müsse die Verwaltung noch stärker<br />

als bisher „in eine Vorbildfunktion<br />

hineinwachsen“. Auch müssten alle<br />

klimarelevanten Vorhaben auf ihre<br />

Auswirkungen geprüft werden –„Klimavorbehalt“<br />

ist das Stichwort. „Das<br />

Herzstück wird die Entwicklung<br />

neuer Maßnahmen im Rahmen des<br />

<strong>Berliner</strong> Energie- und Klimaschutzprogramms<br />

Anfang 2020 sein.“<br />

Werden keine Straßen mehr gebaut?<br />

Darf der Senat bald nur noch<br />

Elektroautos als Dienstwagen nutzen?<br />

Muss künftig jeder Neubau Solaranlagen<br />

haben? Darauf hat Günther<br />

noch keine Antworten. Um solche<br />

Themen bewerten zu können,<br />

müsse noch eine Methodik entwickelt<br />

werden, weshalb auch die Kosten<br />

noch unklar wären, sagte sie.<br />

So listen offizielle Papiere vorerst<br />

nur längst beschlossene Maßnahmen<br />

„Notlage heißt auch: Wir drehen alle<br />

die Heizung ’runter. Wir fliegen weniger<br />

und fahren in der Stadt mehr Fahrrad.<br />

Wir essen weniger Fleisch und<br />

trinken Wasser aus Berlin.“<br />

Andreas Otto, Abgeordneter der Grünen und Sprecher für Baupolitik<br />

auf –etwa den Ausbau des Radwegenetzes<br />

oder den Kauf vonElektrobussen<br />

bei der BVG. Doch derWerkzeugkasten<br />

für weitereMaßnahmen ist gefüllt.<br />

So soll nicht nur derWrangelkiez<br />

autofrei werden, und auch von„Zero<br />

Emission Zones“, die für Fahrzeuge<br />

mit Verbrennungsmotoren tabu sind,<br />

ist wieder einmal die Rede.<br />

„Der Senat muss ehrlich sagen,<br />

welche Konsequenzen die Notlage<br />

hat und wie jede Verwaltung damit<br />

umgeht. Es darf nicht bei guten Vorsätzen<br />

bleiben“, sagte Tilmann Heuser<br />

vom Bund für Umwelt und Naturschutz<br />

Deutschland (BUND). Er<br />

forderte, den Weiterbau der Autobahn<br />

A100 in Treptow zustoppen<br />

und auf den Lückenschluss in der<br />

Tangentialverbindung Ost zwischen<br />

IMAGO/NBL BILDARCHIV<br />

Marzahn und Köpenick zu verzichten.<br />

Zwar soll der Flughafen BER öffnen,<br />

„schon deshalb,weil Tegel dann<br />

schließen kann“. Doch Berlin brauche<br />

auch ein Luftverkehrskonzept,<br />

das Kurzstreckenflüge beschränkt.<br />

Wo bleiben die neuen Radwege?<br />

Morddrohung<br />

gegen<br />

Sawsan Chebli<br />

Politikerin auf „Todesliste“<br />

von Rechtsextremisten<br />

Die <strong>Berliner</strong> Staatssekretärin<br />

Sawsan Chebli wird nach eigenen<br />

Angaben von mutmaßlichen<br />

Rechtsextremisten mit dem Tode bedroht.<br />

DieSPD-Politikerin veröffentlichte<br />

am Montag<br />

auf Twitter<br />

ein von Unbekannten<br />

an sie<br />

gerichtetes<br />

Schreiben mit einer<br />

Morddrohung.<br />

Chebli<br />

habe es auf „unsere<br />

Todesliste<br />

geschafft“, heißt<br />

es in dem Text, in<br />

DPA<br />

Sawsan Chebli,<br />

Staatssekretärin<br />

dem die 41-Jährige beschimpft und<br />

rassistisch beleidigt wird. Er endet<br />

mit den Worten: „Heil Hitler.Die Soldaten<br />

der Cyberreichswehr.“<br />

Chebli erstattete nach eigenen<br />

Angaben Anzeige. Zudem kündigte<br />

sie an, in ihrem Wirken für eine offene,<br />

tolerante Gesellschaft nicht<br />

nachzulassen. „Ich lasse mich von<br />

Euch Nazis nicht einschüchtern,<br />

werde weiter meine Stimme erheben,<br />

mich für Vielfalt einsetzen,<br />

werde weiter für eine offene Gesellschaft,<br />

für Migranten, Flüchtlinge,<br />

Schwarze, Juden, Muslime und alle<br />

kämpfen, die Eure Feinde sind“,<br />

twitterte sie.„Jetzt erst recht.“Chebli<br />

ist in der <strong>Berliner</strong> Senatskanzlei<br />

Staatssekretärin für Bürgerschaftliches<br />

Engagement und Internationales.<br />

Zuletzt hatten die Grünen-Politiker<br />

Cem Özdemir und Claudia Roth<br />

E-Mails mit Morddrohungen des<br />

mutmaßlich deutschen Ablegers einer<br />

rechtsextremistischen Gruppe<br />

namens „Atomwaffen Division“ erhalten.<br />

In dem Brief an Chebli wird<br />

darauf ausdrücklich Bezug genommen.<br />

Erwähnt wird zudem der Kasseler<br />

Regierungspräsident Walter<br />

Lübcke, der am 2. Juni mit einem<br />

Kopfschuss auf der Terrasse seines<br />

Hauses im Landkreis Kassel getötet<br />

wurde. Ein Verdächtiger sitzt in Untersuchungshaft,<br />

die Bundesanwaltschaft<br />

geht von einem rechtsextremenHintergrund<br />

aus.<br />

Bereits im Oktober waren Bombendrohungen<br />

gegen die Rathäuser<br />

in München, Köln und Bremen eingegangen.<br />

Sie blieben folgenlos. Gezeichnet<br />

waren die Drohbriefe mit<br />

„Cyber Reichswehr“. (dpa/kop.)<br />

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Entgelt bezahlt<br />

Dass es eine Klimakrise gibt, sei<br />

längst Gemeingut, sagte der SPD-<br />

Umweltpolitiker Daniel Buchholz.<br />

Konkrete Maßnahmen seien wichtiger,als<br />

eine Notlage auszurufen. Bislang<br />

käme Berlin beim Bauvon Radfahrstreifen<br />

und Tramstrecken „nur<br />

in Trippelschritten“ voran – wofür<br />

Günther, die auch der Verkehrsverwaltung<br />

vorsteht, verantwortlich sei.<br />

„Vielleicht sollte die Klimaschutzsenatorin<br />

mal mit der Verkehrssenatorinsprechen“,<br />

so Buchholz ironisch.<br />

„Endlich bewegt sich der Senat“,<br />

sagte Marco Dörre von der Initiative<br />

Klimanotstand Berlin, die dem Abgeordnetenhaus<br />

im Sommer rund<br />

43 000 Unterschriften für eine entschlossene<br />

Klimapolitik überreicht<br />

hat. Doch wenn Berlin tatsächlich<br />

erst 2050 klimaneutral werden soll,<br />

würden 20 Jahrevertan. „Was der Senat<br />

plant, reicht nicht aus“, so Dörre.<br />

Der FDP-Umweltpolitiker Henner<br />

Schmidt bemängelte die „Symbolpolitik“<br />

des Senats.InBerlin fehle<br />

es „an einer zielgerichteten Umsetzung<br />

und an klugen, innovativen<br />

Ideen, die der großen Herausforderung<br />

des Klimawandels gerecht werden“.<br />

Andreas Otto von den Grünen<br />

erinnert daran, dass jeder einzelne<br />

zur Problemlösung beitragen könne.<br />

„Notlage heißt auch: Wir drehen alle<br />

die Heizung ’runter. Wir fliegen weniger<br />

und fahren in der Stadt mehr<br />

Fahrrad. Wir essen weniger Fleisch<br />

und trinkenWasser ausBerlin“, sagte<br />

der Abgeordnete. PolitikSeite 4, Leitartikel<br />

Seite8,Wissenschaft Seite16 4 194050 501603<br />

21049


2 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagesthema<br />

Nach dem Beben vomWochenende<br />

herrscht in<br />

der SPD vor allem ein<br />

Gefühl vor: Unsicherheit.<br />

Aufwelches Personal setzen die<br />

neuen Parteivorsitzenden Saskia Esken<br />

und NorbertWalter-Borjans? An<br />

welchen Stellen wollen sie die SPD<br />

politisch neu aufstellen? Und natürlich:<br />

Wie geht es weiter mit der großen<br />

Koalition? Diese Fragen stellen<br />

sich am Montag viele –Antworten<br />

haben nur wenige.<br />

Das liegt auch daran, dass Esken<br />

und Walter-Borjans in der <strong>Berliner</strong><br />

Politik nicht sonderlich gut vernetzt<br />

sind. Der Empfang der beiden im<br />

Willy-Brandt-Haus soll eher sachlich<br />

gewesen sein, wichtige Dinge besprechen<br />

die designierten Vorsitzenden<br />

lieber in dem kleinen Team, das<br />

bisher ihren Wahlkampf organisiert<br />

hat. Die früheren NRW-Juso-Vorsitzenden<br />

Veit Lemmen und Frederick<br />

Cordes sollen dabei eine wichtige<br />

Rolle spielen, heißt es.<br />

Erstes Zeichen der Veränderung:<br />

Der Leitantrag für den Parteitag, der<br />

vom scheidenden Vorstand bereits<br />

weitgehend fertiggestellt worden<br />

war, wird umgeschrieben. Am<br />

Dienstag soll das Dokument von<br />

dem um die Fraktionsführung erweiterten<br />

Parteipräsidium beschlossen<br />

werden.<br />

Mandat auf Parteitag<br />

Manche in der SPD lesen nun zum<br />

ersten Mal aufmerksam das „Fortschrittsprogramm“<br />

– jenes Papier,<br />

das Esken und Walter-Borjans im<br />

Wahlkampf vorgelegt hatten, und<br />

das nun als Blaupause für den Leitantrag<br />

dienen soll. Vier Themen heben<br />

die beiden darin hervor: Investitionen,<br />

Klimaschutz, Arbeit und Digitalisierung.<br />

Bei diesen Punkten<br />

werden sie Nachverhandlungen mit<br />

der Union verlangen. Der Parteitag<br />

soll dafür ein Mandat erteilen.<br />

Mit Spannung erwartet werden<br />

die konkreten Formulierungen. Machen<br />

Esken und Walter-Borjans tatsächlich<br />

ernst mit ihrer Forderung<br />

nach einem 500-Milliarden-Euro-Investitionsprogramm?<br />

Fordern sie<br />

von der Union einen höheren CO 2 -<br />

Preis oder die Erhöhung des Mindestlohnes<br />

auf zwölf Euro?<br />

Neues SPD-Führungsduo will mit der Union über Investitionen, Klimaschutz, Arbeit<br />

und Digitalisierung verhandeln. Dabei ist nicht klar,wie lange die Koalition noch hält.<br />

Die Arbeit in der großen Koalition wird für Annegret Kramp-Karrenbauer,Angela Merkelund Olaf Scholz (v.l.) nach dem SPD-Mitgliederentscheid nicht einfacher werden.<br />

Die Überlebenschancen der <strong>Berliner</strong><br />

Regierungskoalition hängen<br />

maßgeblich von diesen Fragen ab.<br />

Als wahrscheinlich gilt es, dass der<br />

Leitantrag eine Frist vorsieht, bis zu<br />

der eine Einigung mit der Union erreicht<br />

werden soll. Gut informierte<br />

Kreise sprechen vom Sommer. Die<br />

Forderung nach einem sofortigen<br />

Entscheidung im Sommer<br />

Ausstieg aus der großen Koalition<br />

wäredamit vomTisch.<br />

In der Personalfrage sind erste<br />

Entscheidungen inzwischen gefallen.<br />

Es sieht so aus, als würden die<br />

von sechs auf drei reduzierten Stellvertreterposten<br />

alle neu besetzt. Die<br />

bisherige stellvertretende Parteichefin<br />

Malu Dreyer, die die SPD zuletzt<br />

Nach der Wahl<br />

VonMarina Kormbaki und Andreas Niesmann<br />

DPA<br />

kommissarisch geführt hat, wird<br />

nicht wieder kandidieren. Nach Informationen<br />

der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />

(Redaktionsnetzwerk Deutschland)<br />

gilt das auch für den in der Stichwahl<br />

unterlegenen Olaf Scholz. Manuela<br />

Schwesig und Natascha Kohnen haben<br />

bereits abgewunken. Lediglich<br />

Ralf Stegner hat sich noch nicht erklärt.<br />

Die Chancen des Mannes aus<br />

Schleswig-Holstein werden parteiinternaber<br />

als gering eingeschätzt.<br />

Die Brandenburgerin Klara Geywitz<br />

wird antreten. Auch Arbeitsminister<br />

Hubertus Heil und Juso-Chef<br />

Kühnert liebäugeln mit einem Posten.<br />

Mindestens einer der drei Vizeposten<br />

muss aber aus Gründen der<br />

Gleichberechtigung mit einer Frau<br />

besetzt werden – zumindest wenn<br />

Lars Klingbeil Generalsekretär und<br />

Dietmar Nietan Schatzmeister<br />

bleibt, wovondie meisten ausgehen.<br />

Die CDU nutzt die Aufregung in<br />

der SPD, umsich nach heftigem internen<br />

Personal- und Positionsstreit<br />

als Garant von Stabilität zu präsentieren.<br />

Abwarten und gelassen bleiben<br />

lautet die Devise, die Parteichefin<br />

Annegret Kramp-Karrenbauer<br />

am Montagmorgen in einer Telefonschaltkonferenz<br />

mit dem Parteivorstand<br />

ausgibt. Kramp-Karrenbauer<br />

lehnt Nachverhandlungen des Koalitionsvertrags<br />

ab und erhält dafür<br />

einmütige Zustimmung. Erst mal<br />

wollen die Konservativen den SPD-<br />

Parteitag abwarten.<br />

CDU: Keine neuen Schulden<br />

Einentschiedenes Nein zu Nachverhandlungen<br />

kommt aus Bundestagsfraktion<br />

und Ländern. So erteilte<br />

der haushaltspolitische Sprecher der<br />

Unionsfraktion im Bundestag, Eckhardt<br />

Rehberg, den Forderungen<br />

nach einer Ausweitung der Neuverschuldung<br />

eine klare Absage. „Die<br />

Debatte um die schwarze Null ist absurd“,<br />

sagt Rehberg. „Es bleibt dabei,<br />

was im Koalitionsvertrag vereinbart<br />

wurde: keine neuen Schulden. Wir<br />

werden darüber nicht verhandeln.<br />

Punkt.“<br />

Auch Thüringens CDU-Landeschef<br />

Mike Mohring plädiert gegen<br />

eine Überarbeitung des Koalitionsvertrages.„In<br />

der Union gibt es sichtbar<br />

keine Zustimmung für ein Update<br />

des Koalitionsvertrages“, sagt<br />

das CDU-Präsidiumsmitglied. „Die<br />

SPD tut gut daran, in dieser Woche<br />

ihre Personalfragen und ihr Verständnis<br />

von künftiger verlässlicher<br />

Zusammenarbeit in der Bundesregierung<br />

zu klären.“<br />

Hinter vorgehaltener Hand warnen<br />

Unionspolitiker allerdings auch<br />

vor allzu rigorosen Ansagen an die<br />

SPD.Damit, so die Befürchtung einiger,heizeman<br />

die Anti-GroKo-Stimmung<br />

unter den Genossen noch<br />

weiter an und schädige sich am Ende<br />

womöglich selbst. Denn an einem<br />

Aus der GroKo ist –bei allem Verdruss<br />

über die Genossen –kaum jemandem<br />

in der Union gelegen.<br />

VonTobias Peter<br />

Esist eine der bemerkenswertesten<br />

Szenen aus den 23 SPD-Regionalkonferenzen.<br />

„Wir werden noch<br />

nicht mal dem heiligen Kevin gehorchen,<br />

weil wir unseren eigenen Kopf<br />

haben“, wirft Gesine Schwan dem<br />

Kandidatenduo aus Saskia Esken und<br />

NorbertWalter-Borjans an den Kopf.<br />

Der „heilige Kevin“, damit ist Juso-<br />

Chef Kevin Kühnert gemeint. Und<br />

Schwan, 76 Jahre alte Politikwissenschaftlerin<br />

und Vorsitzende der SPD-<br />

Grundwertekommission, will Esken<br />

und Walter-Borjans damit sagen: Ihr<br />

seid gar nicht richtig unabhängig, ihr<br />

macht doch im Zweifel das, was der<br />

Juso-Vorsitzende voneuch verlangt.<br />

Eines ist klar: Esken und Walter-<br />

Borjans –mit 53,06 Prozent die Sieger<br />

in der Stichwahl der Mitgliederbefragung<br />

gegen Vize-Kanzler Olaf Scholz<br />

und die Brandenburgerin Klara Geywitz<br />

– wären ohne die Unterstützung<br />

vonKevin Kühnertwahrscheinlich<br />

nicht Parteichefs geworden. Es ist<br />

das machtpolitische Meisterstück<br />

Kühnerts, zwei Kandidaten durchgebracht<br />

zu haben, die noch bis kurzvor<br />

Beginn der Regionalkonferenzen niemand<br />

auf dem Zettel hatte.<br />

Denn viele in der Partei hatten im<br />

Sommer darauf gewartet, ob Kühnert<br />

–prominentester GroKo-Kritiker<br />

in der SPD –selbst ins Rennen<br />

zieht. Doch der Juso-Chef schreckte<br />

zurück. „Kandidieren sollte man nur<br />

Die Machtpolitik des Kevin Kühnert<br />

mit der klaren Überzeugung, das<br />

Amt im Erfolgsfall auch mit aller<br />

Konsequenz ausfüllen zu wollen und<br />

zu können“, sagte Kühnertdamals.<br />

Ohne eine Kandidatur Kühnerts<br />

drohten die zahlreichen Kandidaturenlinker<br />

Teams sich gegenseitig die<br />

Stimmen wegzunehmen. Das hätte,<br />

so damals die Analysen, bedeuten<br />

können, dass mit Scholz/Geywitz<br />

und dem Duo aus Boris Pistorius<br />

und Petra Köpping zwei vergleichsweise<br />

konservative Teams das Rennen<br />

unter sich ausmachen. Kühnert<br />

wollte das verhindern. Er erklärte<br />

seine Unterstützung für Walter-Borjans<br />

und Esken und organisierte<br />

auch eine entsprechende Empfehlung<br />

des Juso-Bundesvorstandes.<br />

Juso-Chef<br />

Juso-Chef Kevin Kühnertunterstützte Saskia<br />

Esken und NorbertWalter-Borjans. DPA<br />

Das und die Unterstützung großer<br />

Teile der NRW-SPD brachten<br />

Walter-Borjans und Esken die Rolle<br />

des Favoritenteams auf dem linken<br />

Flügel ein. Walter-Borjans, der während<br />

seiner Zeit als Finanzminister<br />

in Nordrhein-Westfalen mit gekauften<br />

Daten-CDs Jagd auf Steuersünder<br />

gemacht hatte, wurde in der öffentlichen<br />

Wahrnehmung zum Anti-<br />

Scholz. Auf den Regionalkonferenzen<br />

stellten viele Jusos<br />

Walter-Borjans und Esken freundliche<br />

Fragen –und anderen Teams kritische.<br />

Dastrugdie beiden durch die Regionalkonferenzen<br />

– und das, obwohl<br />

sich auch in dem Jugendverband<br />

die Begeisterung über die Auf-<br />

tritte von Esken und Walter-Borjans<br />

auf den Regionalkonferenzen in<br />

Grenzen hielt.<br />

Der Sieg der Underdogs Walter-<br />

Borjans und Esken ist damit nicht<br />

nur Ausdruck davon, wie satt es viele<br />

Mitglieder haben, dass ihre Partei in<br />

der großen Koalition Kompromisse<br />

macht. Er ist auch ein Zeichen davon,<br />

dass es noch nie einen Juso-Vorsitzenden<br />

gab,der in seiner Amtszeit<br />

so einflussreich war wie Kevin Kühnert.<br />

Andrea Nahles, die letzte wichtige<br />

Juso-Vorsitzende vor dem <strong>Berliner</strong>,<br />

war es nicht. Der spätere Bundeskanzler<br />

GerhardSchröder war als<br />

Juso-Chef machtpolitisch ein Nobody<br />

im Vergleich zu Kühnert und<br />

seinem heutigen Einfluss.<br />

BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />

Heute scheint bei zahllosen Wolkenfeldern nur ab und andie Sonne. Die<br />

Höchstwerte pendeln sich bei 4bis 6Grad ein, und der Wind weht nur<br />

schwach aus Südwest. In der Nacht sind 3bis 0Grad zu erwarten. Dazu<br />

ist es stark bewölkt bis bedeckt.<br />

Biowetter: Die einströmenden Luftmassen<br />

bewirken vermehrte rheumatische<br />

und asthmatische<br />

Beschwerden. Migräneattacken und<br />

Wittenberge<br />

Kopfschmerzen treten häufiger auf 1°/6°<br />

als sonst üblich.<br />

<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />

um 13 Uhr: Ozon: 39 µg/m 3 ;<br />

Stickstoffdioxid: 26 µg/m 3 ;<br />

Schwebstaub: 15 µg/m 3 ;<br />

Luftfeuchtigkeit: 87%<br />

Gefühlte Temperatur: maximal 3Grad.<br />

Wind: leichter Wind aus Südwest.<br />

Min./Max.<br />

des 24h-Tages<br />

Brandenburg BERLIN<br />

0°/6° -1°/5°<br />

Luckenwalde<br />

-2°/4°<br />

Mittwoch<br />

Donnerstag<br />

Freitag<br />

heiter sonnig Regen<br />

1°/6° -1°/4° -1°/5°<br />

Prenzlau<br />

-1°/4°<br />

Cottbus<br />

-2°/4°<br />

Frankfurt<br />

(Oder)<br />

-1°/4°<br />

Hoch Sarena wandert über uns ostwärts und sorgt für trockenes, teils freundliches,<br />

teils trübes Wetter von Westeuropa bis zum Baltikum. Mit milder Luft erfassen<br />

Regenwolken Skandinavien. Über Westrsussland sind Schneefälle<br />

unterwegs. Regengüsse sind im Osten Spaniens und imNorden Marokkos zu<br />

finden.<br />

Köln<br />

2°/6°<br />

Sylt<br />

5°/8°<br />

Saarbrücken<br />

0°/6°<br />

Hannover<br />

0°/6°<br />

Konstanz<br />

0°/4°<br />

Hamburg<br />

2°/7°<br />

Erfurt<br />

-1°/4°<br />

Frankfurt/Main<br />

0°/5°<br />

Stuttgart<br />

-1°/6°<br />

Rostock<br />

2°/7°<br />

Magdeburg<br />

2°/7°<br />

Nürnberg<br />

-2°/3°<br />

München<br />

-2°/3°<br />

Rügen<br />

0°/7°<br />

Dresden<br />

0°/4°<br />

Deutschland: Heute wird die Sonne<br />

gelegentlich von Wolken verdeckt.<br />

Dabei werden während des Tages<br />

3bis 8Grad erreicht, nachts kühlt es<br />

dann auf 4bis minus 4Grad ab. Der<br />

Wind weht schwach aus Südwest.<br />

Morgen gibt es zeitweise Sonnenschein,<br />

ab und zu aber auch Wolken,<br />

und die Höchsttemperaturen sind bei<br />

2bis 7Grad anzutreffen. Der Wind<br />

weht schwach aus Südost.<br />

Meerestemperaturen:<br />

Ostsee: 5°-7°<br />

Nordsee: 7°-10°<br />

Mittelmeer: 14°-24°<br />

Ost-Atlantik: 10°-16°<br />

Mondphasen: 04.12. 12.12. 19.12. 26.12.<br />

Sonnenaufgang: 07:56 Uhr Sonnenuntergang: 15:55 Uhr Mondaufgang: 13:02 Uhr Monduntergang: 22:48 Uhr<br />

Lissabon<br />

16°<br />

Las Palmas<br />

21°<br />

Madrid<br />

10°<br />

Reykjavik<br />

10°<br />

Dublin<br />

9°<br />

London<br />

8°<br />

Paris<br />

7°<br />

Bordeaux<br />

8°<br />

Palma<br />

16°<br />

Algier<br />

21°<br />

Nizza<br />

18°<br />

Trondheim<br />

9°<br />

Oslo<br />

4°<br />

Stockholm<br />

5°<br />

Kopenhagen<br />

9°<br />

Berlin<br />

5°<br />

Mailand<br />

11°<br />

Tunis<br />

21°<br />

Rom<br />

16°<br />

Warschau<br />

3°<br />

Wien<br />

4° Budapest<br />

2°<br />

Palermo<br />

19°<br />

Kiruna<br />

-8°<br />

Oulu<br />

-2°<br />

Dubrovnik<br />

16°<br />

Athen<br />

17°<br />

St. Petersburg<br />

0°<br />

Wilna<br />

0°<br />

Kiew<br />

0°<br />

Odessa<br />

5°<br />

Varna<br />

7°<br />

Istanbul<br />

14°<br />

Iraklio<br />

19°<br />

Archangelsk<br />

-3°<br />

Moskau<br />

-1°<br />

Ankara<br />

8°<br />

Antalya<br />

18°<br />

Acapulco 32° heiter<br />

Bali 29° heiter<br />

Bangkok 29° heiter<br />

Barbados 30° Gewitter<br />

Buenos Aires 24° bewölkt<br />

Casablanca 17° wolkig<br />

Chicago 3° bedeckt<br />

Dakar 29° heiter<br />

Dubai 27° sonnig<br />

Hongkong 21° heiter<br />

Jerusalem 14° sonnig<br />

Johannesburg 33° heiter<br />

Kairo 22° sonnig<br />

Kapstadt 19° wolkig<br />

Los Angeles 19° wolkig<br />

Manila 28° Schauer<br />

Miami 21° sonnig<br />

Nairobi 29° Gewitter<br />

Neu Delhi 23° sonnig<br />

New York 6° wolkig<br />

Peking 7° wolkig<br />

Perth 39° heiter<br />

Phuket 32° heiter<br />

Rio de Janeiro 23° wolkig<br />

San Francisco 14° wolkig<br />

Santo Domingo 29° heiter<br />

Seychellen 29° Gewitter<br />

Singapur 32° wolkig<br />

Sydney 30° wolkig<br />

Tokio 16° heiter<br />

Toronto 3° wolkig


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 3<br />

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Seite 3<br />

Der eiskalte Doktor<br />

Die Justizvollzugsanstalt in Tegel. Hier verbüßt der Angeklagte Michael K. eine mehrjährige Haftstrafe. Mitgefangene sagen, dass sie Angst vor ihm haben.<br />

IMAGO<br />

Der Gegensatz könnte größer<br />

kaum sein: Auf der einen Seite<br />

Michael K., der vom Manager<br />

Magazin hochgelobte Jungmanager.Der<br />

schon Gesprächsthema Nummer<br />

eins auf den Fluren des Grand Hotels in Kitzbühel<br />

gewesen sein soll, bevor er sich in der<br />

österreichischen Kleinstadt als „CEO of the<br />

Future“ unter 19 000 Bewerbern durchsetzten<br />

konnte.Der Business-Prinz sei ein druckreifer<br />

Schnellredner mit brillanten analytischen<br />

Fähigkeiten, hieß es im Manager Magazin<br />

über ihn, ein Mann, der in die Nadelstreifen-Anzüge<br />

geboren zu sein schien.<br />

Und dann ist da derselbe Michael K., der<br />

mit Handschellen aus der Vorführzelle des<br />

<strong>Berliner</strong> Landgerichts in den Verhandlungssaal<br />

geführt wird. Er trägt legere Kleidung –<br />

stets ein helles Hemd unter dem grauen Pullover.<br />

Nur die Farbe der Hose variiert während<br />

der Verhandlungstage. Stockend und<br />

langsam redet er und manchmal etwas unverständlich.<br />

Dort, wo man nun auf den Flurenüber<br />

ihn spricht, gibt es keinen Glamour.<br />

Hier in der Justizvollzugsanstalt (JVA)Tegel<br />

sitzen Schwerverbrecher in Haft – ebenso<br />

wie der einstige Spitzenmanager Michael K.<br />

VomTopverdiener zum Verbrecher<br />

Zwischen den beiden Welten des Michael K.<br />

liegen 14 Jahre. Jahre, in denen seine Karriere<br />

eine Berg-und Talfahrtmachte:VomTopverdiener<br />

zum verurteilten Verbrecher. Und<br />

noch immer ist die Talfahrtoffenbar nicht zu<br />

stoppen. Glaubt man der Staatsanwaltschaft,<br />

dann hat Michael K. während seiner<br />

Strafhaft in <strong>Berliner</strong> Gefängnissen versucht,<br />

für viel Geld unliebsame Zeugen aus dem<br />

Wegräumen zu lassen. Nicht mit Brachialgewalt.<br />

Alles sollte stets wie ein Unfall aussehen,<br />

so die Anklage. Versuchte Anstiftung<br />

zum Mord in zwei Fällen lautet der Vorwurf.<br />

Es könnte sogar noch ein Fall hinzukommen.<br />

Seit drei Wochen steht Michael K. deswegen<br />

voreiner Schwurgerichtskammer.<br />

Doch kann der Staatsanwalt die Vorwürfe<br />

gegen den 43-Jährigen beweisen? Wieaussagekräftig<br />

sind die Berichte von Belastungszeugen<br />

in diesem Verfahren? Zeugen wie<br />

NayefA., der zwölf Jahrewegen Drogendelikten<br />

im Gefängnis gesessen hat, sieben Jahre<br />

davon in Tegel. Er erzählt, dass Michael K. jemanden<br />

gesucht habe, der einen Mitgefangenen<br />

in der JVAHeidering beseitigen könne.<br />

DerZeuge behauptet außerdem, dass er Michael<br />

K. aus seiner Zelle geworfen habe,als er<br />

vonden mutmaßlichen Mordplänen erfuhr.<br />

Michael K. schweigt nicht zu den Vorwürfen.<br />

Im Gegenteil. Er hat dazu gleich zu Beginn<br />

des Prozesses erst vehement den Kopf<br />

geschüttelt und sich dann stundenlang geäußert.<br />

So etwas habe er nie gemacht, erklärt<br />

er.Und er habe Angst vornoch schlimmeren<br />

Missverständnissen. Irrtümer,die ihm in seinen<br />

Augen auch schon die beiden Vorstrafen<br />

eingebracht haben.<br />

Michael K. war einst ein preisgekrönter Topmanager.<br />

Dann wurde er wegen Veruntreuung von Firmengeldern verurteilt.<br />

Noch während der Untersuchungshaft in Bayern versuchte er,den Richter<br />

entführen zu lassen, um einen Freispruch zu erpressen.<br />

Nun sitzt er in Berlin ein –und steht wegen eines<br />

Mordkomplotts erneut vor Gericht<br />

Michael K. –blasses Gesicht, hohe Stirn,<br />

blonde Haare –spricht von einer Intrige, die<br />

die Mitgefangenen gegen seine Person geschmiedet<br />

hätten. Weil sie an sein Geld wollten.<br />

Schon am ersten Taginder JVATegel sei<br />

er zu seiner Gruppenleiterin gegangen und<br />

habe sie schon einmal gewarnt: Es sei nur<br />

eine Frage der Zeit, wann jemand zu ihr<br />

kommen und ihn belasten würde.<br />

Doch warum sollten die Strafgefangenen<br />

lügen, wenn sie schon mit den Behörden reden?<br />

Weil der Doktor, wie Michael K. im Gefängnis<br />

genannt wird, ein Exot ist? Noch<br />

dazu offenbar ein wohlhabender. Einer, den<br />

man deshalb einschüchtern und ausnutzen<br />

kann. Aber würde sich der einst so redegewandte<br />

und nach eigenen Worten auch risikofreudige<br />

Topmanager das überhaupt gefallen<br />

lassen? Gibt es nicht Möglichkeiten,<br />

sich zu schützen? Und vor allem: Sprechen<br />

die Vorstrafen nicht gegen den angeklagten<br />

Michael K.?<br />

Es ist das dritte Strafverfahren, das gegen<br />

den einstigen Unternehmenschef geführt<br />

wird. Und die Geschichten dahinter werden<br />

immer abstruser. Als Geschäftsführer des<br />

Textil-Discounters NKD mit einem 500 000-<br />

Euro-Jahresgehalt zweigte der Vater zweier<br />

Kinder 3,7 Millionen Euro von Firmenkonten<br />

ab,wurde deswegen Mitte 2013 verhaftet<br />

und stand wegen Untreue vor dem Landgericht<br />

im bayerischen Hof. Zwei Jahre später<br />

wurde er zu einer Freiheitsstrafe von sechs<br />

Jahren verurteilt. Doch noch während des<br />

Untreue-Prozesses hatte Michael K. in der<br />

Untersuchungshaft nach Kriminellen gesucht,<br />

die denVorsitzenden Richter derWirtschaftsstrafkammer<br />

entführen sollten. Eine<br />

halbe Million Euro in Immobilien bot er bei<br />

Erfolg.<br />

Mitder Entführung des Richters wollte K.<br />

seine Freilassung und die Einstellung des<br />

Untreue-Verfahrens erpressen. Er gab den<br />

zwei Mitgefangenen, die sich auf sein Angebot<br />

scheinbar einließen, genaue schriftliche<br />

Anweisungen, wie der Richter die Freilassung<br />

begründen sollte. „Alle Argumente<br />

müssen sehr gut sein“, stand auf einem Zettel.<br />

Oder: „Alle Argumente der Verteidigung<br />

VonKatrin Bischoff<br />

nehmen“. Sogar eine „Entschuldigung bei<br />

Angeklagten für falsche Entscheidung“ sollte<br />

der Richter abgeben. Der Plan war es, den<br />

Vorsitzenden der Kammer freizulassen und<br />

ihn dann mit einem GPS-Sender zu überwachen.<br />

Er sollte stets daran erinnert werden,<br />

dass auch seine Kinder in Gefahr seien.<br />

Sollte sich der Richter weigern, war sein<br />

Tod geplant. Es sollte wie ein Herzinfarkt<br />

aussehen, der Entführte in einer Garage<br />

durch eine Insulinspritze sterben. Doch die<br />

Mitgefangenen offenbarten sich. Michael K.<br />

bekam in einem zweiten Prozess einen Haft-<br />

Aufschlag. Die Gesamtstrafe belief sich nun<br />

Statt Anzug trägt Michael K. nun legere Kleidung.<br />

Die Straftaten streitet er ab.<br />

OLAF WAGNER<br />

auf neun Jahre Freiheitsentzug wegen Untreue<br />

und Anstiftung zu einem Verbrechen.<br />

Er ließ sich nach Berlin verlegen, um seiner<br />

Familie nahe zu sein. Doch in der Hauptstadt<br />

machte der Doktor offenbar dort weiter, wo<br />

er in Hofaufgehörthatte.<br />

In der Justizvollzugsanstalt Moabit sprach<br />

er laut Anklage RoyW.an. DerMitgefangene<br />

sollte jemanden finden, der einen der „Hofer<br />

Verräter“ töten würde. Mit einer Überdosis.<br />

RoyW.und der Auftragskiller sollten dafür an<br />

den Immobilien des Angeklagten beteiligt<br />

werden. Doch auch Roy W.ging nur zum<br />

Schein auf das Angebot ein und verständigte<br />

die Sicherheitsabteilung in Moabit. Ein An-<br />

ruf inBayern ergab: Die Aussage gegen Michael<br />

K. sollte durchaus ernst genommen<br />

werden. Roy W.wurde nach Heidering verlegt,<br />

Michael K. kam nach Tegel.<br />

DerDoktor ließ nicht locker.Als er erfuhr,<br />

dass RoyW.gegen ihn ausgesagt hatte,wuchs<br />

in ihm laut Anklage der nächste Mordplan.<br />

„Er war wie ein Krebsgeschwür“, sagt der<br />

einstige Mitgefangene und Zeuge Nayef A.<br />

Der Doktor habe innerhalb weniger Tage so<br />

viele Leute inTegel gekannt, wie anderenicht<br />

in vier Jahren Haft. Michael K. soll den Palästinenser<br />

in Tegel angesprochen haben, weil<br />

er davon ausgegangen sei, dass NayefA.über<br />

„Kontakte zu Personen“ verfüge, die Roy W.<br />

umbringen könnten. W. solle in der Haftanstalt<br />

Heidering beim Duschen einen tödlichen<br />

Unfall erleiden.<br />

Nayef A.ist 49 Jahre alt. Er sagt aus, er<br />

habe Familie und seine lange Haftstrafe mittlerweile<br />

abgesessen. Er spricht nicht besonders<br />

gut deutsch, deswegen übersetzt eine<br />

Dolmetscherin seine Worte aus dem Arabischen.<br />

Während Nayef A. seine Aussage<br />

macht und vom Vorsitzenden Richter über<br />

Stunden detailliert befragt wird, schaut ihn<br />

Michael K. nicht einmal an. Demonstrativ<br />

dreht sich der Angeklagte zur Richterbank.<br />

Nayef A.erzählt, dass die meisten Jungs in<br />

Tegel Michael K. aus dem Weg gegangen<br />

seien. Weil sie Angst vor ihm gehabt, ihn für<br />

einen verdeckt arbeitenden Polizeibeamten<br />

gehalten hätten.<br />

Das Kennenlernen beschreibt der Zeuge<br />

so: Der Doktor sei eines Tages in seine Zelle<br />

gekommen, sie hätten Kaffee getrunken und<br />

sich ganz normal unterhalten. Erst auf<br />

Deutsch, dann auf hocharabisch. „Er sprach<br />

gut hocharabisch“, erinnert sich Nayef K.<br />

undnickt zu dem Angeklagten, der schon bei<br />

seiner ersten Aussage bestritt, des Arabischen<br />

mächtig zu sein. Nach Angaben von<br />

Nayef K.habe man sich einige Male getroffen,<br />

bis Michael K.ihn gefragt habe, ober<br />

ihm vertrauen könne. Dann habe er immer<br />

wieder davon angefangen, jemanden beseitigen<br />

zu wollen. Er habe nichts mehr hören<br />

wollen und den Doktor aus der Zelle geschubst.<br />

Er habe seine Ruhe haben wollen.<br />

Warum ausgerechnet er von Michael K.<br />

angesprochen worden sei, will der Vorsitzende<br />

Richter von dem Zeugen wissen.<br />

Nayef A.zuckt mit den Schultern, sagt dann<br />

aber doch nach kurzem Überlegen: „Wahrscheinlich<br />

dachte er,dass ich das arrangieren<br />

kann. Er wusste, dass ich Palästinenser bin.<br />

Undvielleicht glaubte er,Palästinenser bringen<br />

Menschen um.“ Der Zeuge berichtet,<br />

dass der Doktor ihn auch nach einem der<br />

arabischen Clans gefragt habe. „Ich hatte<br />

aber keinen Kontakt zu denen“, sagt NayefA.<br />

Später will er gehörthaben, dass K. auch andereGefangene<br />

angesprochen habe.<br />

Nayef A.meldete sich im November 2016<br />

bei der Sicherheitsabteilung der JVA. DemBeamten<br />

erklärte er,Kenntnis darüber zu haben,<br />

dass Michael K.die Ermordung eines gewissen<br />

Roy plane. Der Sicherheitsbeamte, als<br />

Zeugevor Gericht befragt, gibt an, damals sofort<br />

die JVA Heidering informiert zuhaben.<br />

Auch an einen anderen Gefangenen, der von<br />

einem Mordkomplott gesprochen habe,erinnert<br />

sich der Sicherheitsmann. Den habe er<br />

allerdings nur für einenWichtigtuer gehalten.<br />

Vertragmit einem Mithäftling<br />

Diesen anderen Insassen erwähnt auch Michael<br />

K. Mit ihm habe er einen Vertrag geschlossen.<br />

Der Mitgefangene sollte die Verwaltung<br />

von Wohnungen übernehmen und<br />

dafür Geld bekommen. DasPapier nennt der<br />

Angeklagte einen Darlehensvertrag. Er habe<br />

den Mitinsassen damit beschäftigen und von<br />

„abstrusen Mordkomplottgeschichten gegen<br />

mich“ abbringen wollen, wie er erklärt.<br />

Roy W., der in dem Verfahren gegen Michael<br />

K. als Zeuge aussagen sollte,wirdwohl<br />

nicht bei Gericht erscheinen. Er weigertsich,<br />

Heidering zu verlassen. Seine belastende<br />

Aussage gegen den Doktor hat er mittlerweile<br />

zurückgenommen. Es sei alles eine<br />

Lüge gewesen, ließ er mitteilen. Michael K.<br />

schüttelt den Kopf, als der Richter ihn fragt,<br />

ob er RoyW.bedroht habe.„Nein, niemals“,<br />

sagt er.Erhabe weder den Zeugen noch dessenFamilie<br />

unter Druckgesetzt.<br />

MichaelK.wirdindemVerfahren vondrei<br />

Anwälte verteidigt. Siesagen, das angebliche<br />

Mordkomplott sei durch Schwätzereien der<br />

Häftlinge auf dem Flur entstanden. Es müsse<br />

doch stutzig machen, dass selbst die Sicherheitsbeamtin<br />

in Moabit nicht von den angeblichen<br />

Mordplänen des Angeklagten aufgeschreckt<br />

worden sei und nicht sofort alle<br />

Hebel in Bewegung gesetzt habe –sondern<br />

erst am nächsten Tag. Es gebe in demVerfahren<br />

viele kolportierte Mordaufträge, die nie<br />

einen Menschen in Gefahr gebracht hätten.<br />

MichaelK.nickt.<br />

Katrin Bischoff<br />

wäre als Drehbuchautorin mit dieser<br />

Storyganz sicher abgeblitzt.


4 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019<br />

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Politik<br />

NACHRICHTEN<br />

Rat gegen sexuelle Gewalt<br />

an Kindernnimmt Arbeit auf<br />

EinNationaler Ratgegen sexuelle<br />

Gewalt an Kindernund Jugendlichen<br />

soll in den kommenden eineinhalb<br />

Jahren Konzepte für einen besseren<br />

Schutz vorMissbrauch erarbeiten.<br />

DasExpertengremium kam<br />

am Montag in Berlin zu seiner konstituierenden<br />

Sitzung zusammen.<br />

Ihmgehören mehr als 40 Mitglieder<br />

aus Politik, Wissenschaft, Zivilgesellschaft<br />

und Fachpraxis an, außerdem<br />

auch Betroffene. (dpa)<br />

Orientierung für Lehrer im<br />

Kampf gegen Antisemitismus<br />

DieBundesländer wollen künftig<br />

verstärkt gegen Antisemitismus an<br />

Schulen vorgehen. DieKultusminister<br />

der Länder beriefen dafür gemeinsam<br />

mit dem Zentralrat der Juden<br />

und der Bund-Länder-Kommission<br />

der Antisemitismusbeauftragten<br />

eine 15-köpfige Arbeitsgruppe<br />

ein. Dieneue Arbeitsgruppe soll eine<br />

Empfehlung erarbeiten, um Lehrern<br />

eine Orientierung für den Umgang<br />

mit den verschiedenen Formen von<br />

Antisemitismus zu geben. (dpa)<br />

Trump folgt Einladung zu<br />

Impeachmentanhörung nicht<br />

Trotzt Wind und Wetter:US-Präsident Donald<br />

Trump.<br />

AP/ANDREW HARNIK<br />

US-Präsident Donald Trump setzt<br />

weiter auf einen Boykott der Impeachment-Untersuchung<br />

des Kongresses<br />

zur Ukraine-Affäre. Wieder<br />

Rechtsberater des Weißen Hauses<br />

am Sonntag mitteilte,werden weder<br />

Trump noch seine Anwälte am Mittwoch<br />

an einer Anhörung des Justizausschusses<br />

des Repräsentantenhauses<br />

teilnehmen. (AFP)<br />

Bericht: Extreme Gefahren<br />

bei Rückkehr nach Syrien<br />

In Syrien gibt es nach Einschätzung<br />

der Bundesregierung keine Region,<br />

in der sich zurückgekehrte Flüchtlinge<br />

sicher fühlen können. „Immer<br />

wieder sind Rückkehrer,insbesondere–aber<br />

nicht nur –solche,die als<br />

oppositionell oder regimekritisch<br />

bekannt sind oder auch nur als solche<br />

erachtet werden, erneuter Vertreibung,<br />

Sanktionen beziehungsweise<br />

Repressionen, bis hin zu unmittelbarer<br />

Gefährdung für Leib und<br />

Leben ausgesetzt“, heißt es in einem<br />

internen Bericht des Auswärtigen<br />

Amtes. (dpa)<br />

China verurteilt uigurischen<br />

Ex-Politiker zu Haftstrafe<br />

China hat einen der einst ranghöchsten<br />

uigurischen Politiker des<br />

Landes zu einer lebenslangen Haftstrafe<br />

verurteilt. WieStaatsmedien<br />

berichteten, wurde NurBekriam<br />

Montag wegen des Vorwurfs der Korruption<br />

vomMittleren Volksgericht<br />

der Stadt Shenyang verurteilt. Bekri<br />

war Direktor der Energieagentur und<br />

stellvertretender Leiter der Nationalen<br />

Entwicklungs- und Reformkommission,<br />

Chinas wichtigster Aufsichtsbehörde<br />

für Wirtschaftsplanung.<br />

Zwischen 2008 und 2014 war<br />

BekriGouverneur der Unruheregion<br />

Xinjiang. Während seiner Zeit im<br />

Amt war die Region Schauplatz von<br />

Gewaltausbrüchen zwischen Uigurenund<br />

den herrschenden Han-Chinesen.<br />

(dpa)<br />

Jetzt aber wirklich<br />

Das Motto der Klimakonferenz in Madrid lautet: „Zeit zum Handeln“. Selbst die Atomenergiebehörde will helfen<br />

Unter dem Eindruck weltweiter<br />

Klimaproteste<br />

und zerstörerischer Wetterextreme<br />

hat UN-Generalsekretär<br />

António Guterres die<br />

Weltklimakonferenz in Madrid mit<br />

einem Appell zum raschen Umsteuern<br />

eröffnet. Die Menschheit müsse<br />

wählen zwischen dem Weg der<br />

„Hoffnung“ und dem der „Kapitulation“<br />

beim Klimaschutz, sagte Guterres<br />

am Montag vorVertretern aus<br />

fast 200 Ländern. Er mahnte,dieWelt<br />

stehe an einem „Wendepunkt“ und<br />

sollte nun den „Weg der Entschlossenheit<br />

und der dauerhaften Lösungen“<br />

einschlagen,„bei dem die fossilen<br />

Energien bleiben, wo sie sind –<br />

im Boden und bei dem wir bis 2050<br />

CO 2 -Neutralität erreichen“. Dazu<br />

müsse die „Abhängigkeit von der<br />

Kohle“ aufgegeben werden. Das<br />

Konferenzmotto lautet „Tiempo de<br />

actuar“ –„Zeit zu handeln“.<br />

Das will die EU und strebt an, bis<br />

2050 klimaneutral zu werden. Jetzt<br />

müsse gehandelt werden, sagte auch<br />

die neue EU-Kommissionschefin<br />

Ursula von der Leyen bei einer Gesprächsrunde<br />

mit mehreren Staatsund<br />

Regierungschefs. „Wir sind bereit,<br />

unseren Beitrag zu leisten.“ Von<br />

der Leyen kündigte an, im Märzerstmals<br />

ein EU-Umweltgesetz vorzulegen.<br />

Damit solle der Handel mit Verschmutzungsrechten<br />

auf alle Sektorenausgeweitet<br />

werden.<br />

Zudem wird die EU einen „Green<br />

Deal“ präsentieren, eine neue<br />

Wachstumsstrategie,die Emissionen<br />

senken, Jobs schaffen und die Lebensqualität<br />

erhöhen werde, sagte<br />

von der Leyen. Nötig seien massive<br />

Investitionen, etwa eine Billion Euro<br />

über die nächsten zehn Jahre.<br />

Kritik an Deutschland<br />

Spaniens Regierungschef Pedro<br />

Sánchezsagte in Madrid, weil Europa<br />

eine historische Verantwortung für<br />

die Erderwärmung trage und seine<br />

Bürger es forderten, müsse es den<br />

Ausstieg aus den fossilen Energien<br />

„anführen“. Einige Hilfsorganisationen<br />

sehen allerdings bei der EU eine<br />

Mitschuld für die schleppende Umsetzung<br />

des Pariser Klimaabkommens.<br />

Greenpeace-Chefin Jennifer<br />

Morgan etwa sagte, Deutschland sei<br />

beim Klimaschutz derzeit auf dem<br />

„Weg zurück in dieVergangenheit“.<br />

Deutschland will zwar seinen<br />

Treibhausgasausstoß bis 2030 um 55<br />

Prozent verringern. Außerdem hat es<br />

zugesagt, bis 2050 CO 2 -Neutralität zu<br />

erreichen. IhrKlimaziel für 2020 wird<br />

die Bundesregierung aber verfehlen:<br />

Statt einer Emissionsminderung um<br />

Bei der Konferenz treffen sich Staatschefs, Politiker und Aktivisten aus aller Welt. GETTY<br />

196<br />

Delegationen reisen zur<br />

UN-Klimakonferenz nach<br />

Madrid. Es sind 29 000 Teilnehmer,1500<br />

Journalisten<br />

haben sich akkreditiert.<br />

KONFERENZ IN ZAHLEN<br />

113 000<br />

Quadratmeter umfasst das<br />

Messegelände Ifema. Sieben<br />

Pavillons wurden für die<br />

Konferenzteilnehmer<br />

eingerichtet.<br />

2000<br />

Freiwilligesind an den zwölf<br />

Konferenztagen im Einsatz.<br />

4000 Techniker und 450<br />

private Sicherheitsleute sind<br />

ständig in Bereitschaft.<br />

Warten auf die Wende<br />

40 Prozent werden voraussichtlich<br />

nur 32 Prozent erreicht. Umweltorganisationen<br />

dringen darauf, dass in<br />

Madrid ein paar große Emittenten<br />

eine Anhebung ihrer Klimaschutzziele<br />

fest zusagen.<br />

Weitere Knackpunkte sind Hilfen<br />

für die Entwicklungsländer bei der<br />

Bewältigung klimabedingter Schäden<br />

sowie konkrete Regeln zur Einbeziehung<br />

des Emissionszertifikatehandels<br />

in die internationalen Klimaschutzbemühungen.<br />

Mit Blick auf die Klimaschutzbewegung<br />

Fridays for Futuresagte Guterres<br />

in Madrid, die Regierungen<br />

sollten „den Menschenmassen, die<br />

den Wandel fordern“, zuhören und<br />

wissenschaftliche Erkenntnisse über<br />

die Gefahren des Klimawandels<br />

nicht ignorieren. Bislang steigen<br />

aber die weltweiten Treibhausgas-<br />

Emissionen immer weiter.<br />

Die Hilfsorganisation Save the<br />

Children hob hervor, dass in diesem<br />

Jahr in Teilen Afrikas bereits mindestens<br />

1200 Menschen durch die vom<br />

Klimawandel verstärkten Wetterextreme<br />

ums Leben gekommen seien.<br />

Die Organisation Oxfam verwies auf<br />

jährlich 20 Millionen Klima-Flüchtlinge.Die<br />

Präsidentin der Marschall-<br />

Inseln, Hilda Heine,sagte in einerVideobotschaft,<br />

kleine Inselstaaten<br />

wie ihrer befänden sich wegen des<br />

klimabedingten Anstiegs der Meeresspiegel<br />

schon „im Todestrakt“.<br />

Rund 450 Reaktoren in Betrieb<br />

Ausgerechnet die Atomkraft kann<br />

nach Überzeugung des neuen Chefs<br />

der Internationalen Atomenergiebehörde<br />

(IAEA), Rafael Grossi, im<br />

Kampf gegen den Klimawandel helfen.<br />

„Atomkraft ist nicht Teil des Problems.<br />

Sie kann für die, die das wollen,<br />

Teil der Lösung sein“, sagte<br />

Grossi am Montag in Wien. Er werde<br />

den Klimagipfel in Madrid besuchen,<br />

um diese Botschaft zu verbreiten,<br />

so der argentinische Diplomat.<br />

Im Gegensatz zu manchen Prognosen<br />

nehme der Einsatz der Kernkraft<br />

weltweit zu. Grossi verwies auf<br />

rund drei Dutzend Atomkraftwerke,<br />

die in den vergangenen Jahren in Betrieb<br />

gegangen seien. Die Sicherheitssorgen<br />

müssten ernst genommen<br />

werden. Daher werde die IAEA<br />

weiter an den hohen Standards arbeiten,<br />

die die Betreiber einhalten<br />

müssten, so Grossi.<br />

Aktuell sind weltweit rund 450<br />

Reaktoren in Betrieb. Mehr als 50<br />

sind laut IAEA in Bau, die meisten in<br />

Asien. Der deutsche Wegeines Ausstiegs<br />

aus der Kernenergie findet zur<br />

Zeit wenig Nachahmer. (AFP,dpa)<br />

Polens Fixierung auf die Kohle verursacht Smog und lässt ganze Städte verschwinden. Nur langsam beginnt ein Umdenken<br />

VonUlrich Krökel, Bytom<br />

Wer kann, geht weg aus Bytom.<br />

Mehr als 20 000 Einwohner hat<br />

die Stadt im oberschlesischen Kohlerevier<br />

seit der Jahrtausendwende<br />

verloren. Die übrigen 165 000 Menschen<br />

droht die Erde zu verschlingen.<br />

Denn seit Beginn der Kohleausbeutung<br />

vor 70 Jahren haben sich<br />

große Teile von Bytom um rund sieben<br />

Meter abgesenkt. Immer wieder<br />

kommt es zu kleineren Erdbeben,<br />

die vonden Arbeiten unter Tage ausgelöst<br />

werden oder von schlecht gesicherten<br />

alten Stollen.<br />

Hunderte Häuser abgerissen<br />

2011 war das bislang größte Katastrophenjahr<br />

für Bytom. „Man kann<br />

nachts hören, wie die Wände aufbrechen“,<br />

berichteten damals Bewohner<br />

des Stadtteils Karb,der schlagartig<br />

abgesackt war. Kurz darauf wurden<br />

die Menschen in Sicherheit gebracht<br />

und Hunderte Häuser<br />

abgerissen.<br />

Wer heute nach Karb kommt,<br />

sieht nur noch die Freiflächen. Er<br />

sieht aber auch, wie sich in der nahen<br />

Zeche Bobrek die Förderräder<br />

drehen. Denn die Kohleausbeutung<br />

geht weiter. Ander Zecheneinfahrt<br />

prangt in Großbuchstaben die trotzige<br />

Parole: „Es lebe der Bergarbeiterstand.“<br />

Wer nach dem Sinn der fortgesetztenVerfeuerung<br />

vonKohle in Polen<br />

fragt, wird den Stolz der Kumpel<br />

als wichtigen Posten in Rechnung<br />

stellen müssen, auch wenn die Gegenargumente<br />

weit schwerer zu wiegen<br />

scheinen.<br />

Von den 50 Städten mit der<br />

schmutzigsten Luft in Europa liegen<br />

33 in Polen. An der energiepolitischen<br />

Ausrichtung des wirtschaftlich<br />

boomenden Landes ändert das<br />

wenig. Noch immer bezieht Polen<br />

fast 80 Prozent seiner Primärenergie<br />

aus Kohle.<br />

Die rechtsnationale PiS, die seit<br />

vier Jahren in Warschau regiert, will<br />

daran festhalten. Staatspräsident<br />

Andrzej Duda erklärte ausgerechnet<br />

zur Eröffnung der Weltklimakonferenz<br />

2018 im oberschlesischen Katowice:<br />

„Ich werdenicht zulassen, dass<br />

irgendjemand unseren heimischen<br />

Bergbau ermordet. Kohle ist unser<br />

größter Schatz.“ Er gehe davon aus,<br />

dass Polen das schwarze Gold noch<br />

200 Jahreverfeuernwerde.<br />

Kurz vor der Klimakonferenz<br />

2019 in Madrid hat die PiS-Regierung<br />

immerhin einen Beauftragten<br />

für Erneuerbare Energien ernannt.<br />

Aber die Partei verspricht den Bergarbeitern<br />

auch sichere Jobs. Patryk<br />

Bialas, der als einziger Grüner im<br />

Stadtrat vonKatowice sitzt, hält beides<br />

für vereinbar. Man müsse die<br />

Jobs nur jenseits der Zechen schaffen.<br />

„Unsere Kumpel haben fantastische<br />

Fähigkeiten in vielen technischen<br />

Bereichen“, sagt der Klimaschützer.<br />

„Wir können sie umschulen.“<br />

Tatsächlich werden im boomenden<br />

Polen händeringend Facharbeiter<br />

gesucht. Allerdings sind in der<br />

Kohleindustrie aktuell noch rund<br />

80 000 Menschen beschäftigt. „Das<br />

ist viel“, gibt Bialas zu. Gerade deshalb<br />

sei es so wichtig, schnellstmöglich<br />

die entsprechenden Förderprogramme<br />

aufzulegen und Weiterbil-<br />

dung zu ermöglichen. „Das Wichtigste<br />

für die Menschen ist<br />

Planungssicherheit.“<br />

Die Regierung dagegen setzt auf<br />

Langsamkeit. Den Anteil der Kohle<br />

am polnischen Energiemix will sie<br />

bis 2030 maximal auf 60 Prozent zu<br />

reduzieren. „Das wird nicht reichen“,<br />

sagt Bialas und verweist auf<br />

neueste Umfragen. Demnach sprechen<br />

sich 72 Prozent der Polen für<br />

eine Energiewende aus,weg vonder<br />

Kohle.<br />

Sehnsucht nach sauberer Luft<br />

Dasist ein überraschend hoher Wert<br />

für ein Land mit einer so großen<br />

Kohletradition. Allerdings ist in vielen<br />

Regionen Polens derWintersmog<br />

zu einem derart existenziellen Problem<br />

geworden, dass die Sehnsucht<br />

nach sauberer Luft enorm gewachsen<br />

ist. Derzeit sterben Jahr für Jahr<br />

mehr als 40 000 Menschen vorzeitig<br />

wegen der hohen Schadstoffbelastung.<br />

Patryk Bialas ist deshalb auch<br />

davon überzeugt, dass Polen eine<br />

Zukunft ohne Kohle hat: „Die grüne<br />

Wende kommt.“<br />

Abwesenheit<br />

von<br />

Vertrauen<br />

Ischinger mahnt Staaten<br />

zur Zusammenarbeit<br />

Vor dem Beginn des Nato-Gipfels,<br />

der an diesem Dienstag und<br />

Mittwoch in London stattfindet, hat<br />

der deutsche Sicherheitsexperte<br />

Wolfgang Ischinger für internationale<br />

Zusammenarbeit geworben –<br />

und vor den Risiken bewaffneter<br />

Konflikte gewarnt. Nicht zuletzt sei<br />

ein „großer Krieg“ ein weit unterschätztes<br />

Klimarisiko. „Ein großer<br />

Krieg, und die gesamten Klimaziele,<br />

die wir haben, können Sie alle einstampfen“,<br />

sagte der Leiter der<br />

Münchner Sicherheitskonferenz in<br />

der ARD. „Wer Klimaschutz will,<br />

muss auch mit dafür sorgen, dass wir<br />

keine Kriege bekommen.“<br />

Das gelte auch für große Kriege,<br />

an denen der Westen nicht beteiligt<br />

sei.„Die Lage ist gefährlich“, sagte Ischinger.<br />

Sie sei gekennzeichnet von<br />

völliger Abwesenheit von Vertrauensbildung<br />

und demVerlust der Rüstungskontrolle.Der<br />

UN-Sicherheitsrat<br />

sei oft blockiert. Auch andere Institutionen<br />

funktionierten nicht ausreichend<br />

gut, weil viele Staaten<br />

meinten, sie könnten ihre eigenen<br />

Ziele besser alleine fördern.<br />

Aufdem Gipfel in London soll das<br />

70. Jubiläum des westlichen Militärbündnisses<br />

gefeiert werden. Das<br />

Treffen ist jedoch überlagert von<br />

Konflikten innerhalb der Allianz.<br />

Weiter schwelt der Streit mit US-Präsident<br />

Donald Trump über die Verteidigungsausgaben,<br />

die Türkei<br />

überrumpelte die Verbündeten mit<br />

dem Einmarsch in Syrien, und<br />

Frankreichs Präsident Emmanuel<br />

Macron attestierte dem Bündnis in<br />

einem Interview gar den „Hirntod“.<br />

Ohne Frieden hilft auch kein Klimavertrag,mahnt<br />

Wolfgang Ischinger. DPA/NIETFELD<br />

Nach Ischingers Einschätzung<br />

bedrohen die Auseinandersetzungen<br />

die geopolitische Grundordnung.„Eigentlich<br />

steht auf dem Spiel<br />

die Zukunft des Westens. Gibt’s den<br />

Westen noch?“, fragte Ischinger. Der<br />

Nato-Gipfel werde ein symbolischer<br />

Akt zur 70-Jahr-Feier.Eswerde keine<br />

„großartigen Sachverhandlungen“<br />

geben, aber viele Experten würden<br />

sich Gedanken machen über den<br />

Zustand des Bündnisses. „Wird die<br />

Nato ihren Zielen gerecht?“<br />

Tatsächlich soll in London nach<br />

Angaben aus deutschen Regierungskreisen<br />

ein „Reflexionsprozess“ zur<br />

Zukunft des Bündnisses eingeleitet<br />

werden. In einem Entwurffür die Abschlusserklärung<br />

werde Nato-Generalsekretär<br />

Jens Stoltenberg damit<br />

beauftragt, den Außenministern der<br />

29 Mitgliedstaaten einen Vorschlag<br />

zur Gestaltung dieses Prozesses zu<br />

machen, der dann auch unter Führung<br />

Stoltenbergs stattfinden soll.<br />

Ziel sei es,„die politische Dimension<br />

der Nato weiter zu stärken“.<br />

Zunächst will sich das Bündnis<br />

aber auf seine Grundsätzebesinnen:<br />

Schon im ersten Absatz der Abschlusserklärung<br />

wollen die Staatsund<br />

Regierungschefs ein ausdrückliches<br />

Bekenntnis zur Beistandspflicht<br />

laut Artikel 5ablegen, wie es<br />

am Montag aus Nato-Kreisen hieß.<br />

Diese Regelung sei das „Herzstück<br />

der Nato“, mahnte Generalsekretär<br />

Jens Stoltenberg. Eigentlich sollte<br />

das eine Selbstverständlichkeit sein.<br />

Doch solche scheint es derzeit in der<br />

Weltpolitik nicht zu geben – auch<br />

nicht unter vermeintlichen Partnern.<br />

(BLZ/AFP/dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 5<br />

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Politik<br />

„Eine Koalition ist keine Selbsthilfegruppe“<br />

Friedrich Merz über die Zukunft von Schwarz-Rot nach der Wahl der neuen SPD-Vorsitzenden und seine Pläne für die CDU<br />

Dass Friedrich Merz niemand<br />

ist, der sich mit Kritik<br />

an der eigenen Partei<br />

zurückhält, ist auch im<br />

Vorfeld des CDU-Parteitages wieder<br />

deutlich geworden. Im Interview betont<br />

der Politiker allerdings seinen<br />

Teamgeist –und verrät, was er tun<br />

würde,wenn er Bundeskanzler wäre.<br />

Es gab Kritik an einzelnen Entscheidungen,<br />

auch am Erscheinungsbild<br />

der Regierung. Aber das<br />

hat niemand als einen Aufstand gegen<br />

die Parteivorsitzende gesehen,<br />

mich selbst inbegriffen. Die Vermutungen,<br />

dass daraus ein Aufstand<br />

oder gar ein „Putsch“ würde, waren<br />

reine Medienspekulationen.<br />

Herr Merz, die SPD-Mitglieder haben<br />

für Saskia Esken und NorbertWalter-<br />

Borjans als neue Parteichefs votiert.<br />

Beide wollen den Koalitionsvertrag<br />

nachverhandeln. Sollte die CDU dabei<br />

mitmachen?<br />

Nein.<br />

Warum nicht?<br />

Eine Koalition ist keine Selbsthilfegruppe<br />

für neue SPD-Parteivorsitzende.Und<br />

sie ist auch keine Therapieeinrichtung,<br />

wie Frau Kramp-<br />

Karrenbauer richtigerweise gesagt<br />

hat. Der Koalitionsvertrag muss die<br />

Grundlage bleiben.<br />

Die Union hat eine Unternehmenssteuerreform<br />

vorgeschlagen. Auch<br />

das könnte Gegenstand vonNachverhandlungen<br />

sein. Sehen Sie dafür<br />

noch eine Chance?<br />

Die Erfahrung zeigt, dass eine<br />

wirklich große Steuerreform nur gelingen<br />

kann, wenn zwei Bedingungen<br />

erfüllt sind: Mehrheiten in Bundestag<br />

und Bundesrat sowie ein früher Zeitpunkt<br />

in der Wahlperiode. Beides ist<br />

gegenwärtig nicht der Fall. Deshalb<br />

nehme ich an, dass es in dieser Wahlperiode,<br />

wenn überhaupt, nur zu<br />

kleineren Korrekturen etwa im Tarifverlauf<br />

der Einkommensteuer, vielleicht<br />

der Körperschaftsteuer kommt.<br />

Glauben Sie, dass Projekte wie diese<br />

mit den neuen SPD-Vorsitzenden<br />

schwieriger umsetzbar sind?<br />

Ja. Auch Finanzminister Olaf<br />

Scholz hat ja schon seit geraumer<br />

Zeit sehr viel Rücksicht auf die Wünsche<br />

der eigenen Partei nehmen<br />

müssen. Die SPD gibt ihren Vorsitzenden<br />

und denen, die es werden<br />

wollen, halt keine Beinfreiheit. Das<br />

merkte man bei Scholz leider schon<br />

seit vielen Wochen. Er ist als Finanzminister<br />

in sozialpolitischen Fragen<br />

und bei den Ausgaben aufWegen unterwegs,<br />

auf die ein Finanzminister<br />

normalerweise nicht gehört. Und<br />

das wird nach der Entscheidung der<br />

SPD mit einem Vorsitzenden Walter-<br />

Borjans jetzt noch schwieriger, innerhalb<br />

der SPD,aber damit auch in<br />

der Regierung.<br />

Also hoffen Sie nicht auf pragmatischere<br />

Regierungsarbeit mit der<br />

neuen Führung?<br />

DieSPD wird, wenn sie denn überhaupt<br />

bleibt, bis zum Ende der Wahlperiode<br />

mit der Arbeit dieser Regierung<br />

immer weiter hadern. Olaf<br />

Scholz wird, wenn er denn überhaupt<br />

Finanzminister bleibt, permanent<br />

nach Kompromissen suchen und in<br />

alle Richtungen Zugeständnisse machen<br />

müssen. Der Fortbestand der<br />

Koalition wird ein ständiges Ringen<br />

um Fragen sein, die innerhalb der<br />

SPD hoch umstritten sind.<br />

Würden Sie sich wünschen, dass dieses<br />

Bündnis bald endet?<br />

Das ist schwer zu sagen, weil ungewiss<br />

ist, was denn danach folgt.<br />

Würden Sie für eine Minderheitsregierung<br />

plädieren?<br />

DerBundeshaushalt ist beschlossen,<br />

eine Minderheitsregierung<br />

könnte im Jahr 2020 regieren. Ichwar<br />

bereits 2017 der Meinung, dass man<br />

dieses Modell zumindest ausprobieren<br />

kann. Der experimentelle Charakter<br />

und die veränderte Rolle des<br />

Parlaments haben Charme. Aber<br />

eine solche Regierung birgt auch Risiken.<br />

Bundeswehrmandate müssten<br />

zum Beispiel ohne sichereMehr-<br />

ZUR PERSON<br />

Friedrich Merz wurde 1955 in Brilon im Sauerland geboren. Nach Abitur und Wehrdienst studierte<br />

er Rechtswissenschaften in Bonn.<br />

Mit17Jahren trat Merz in dieCDU ein. Stationen seinerKarriere waren das Europa-Parlament<br />

und der DeutscheBundestag,woervon 2000-2002 Vorsitzender der Unionsfraktion war.<br />

Er ist Partner der Anwaltskanzlei MayerBrown LLP und seit 2019 Vizepräsident des Wirtschaftsrates<br />

der CDU e.V.<br />

heiten verlängert werden. Ähnliches<br />

gilt für notwendige Entscheidungen<br />

rund um die deutsche EU-Ratspräsidentschaft<br />

2020. Das kann gelingen,<br />

ist aber nicht ohne Risiko.<br />

Wenn Siefür einen TagBundeskanzler<br />

wären, was würden Sieals Erstes tun?<br />

So ein Amt hat man nicht nur für<br />

einen Tag.<br />

Ohne zeitliche Begrenzung: Waswürden<br />

Sieals Erstes ändern?<br />

Losgelöst von dem Amt gibt es<br />

neben vielen anderen zwei große<br />

Themen, zu denen wir in Deutschland<br />

Antworten finden müssen: Wo<br />

stehen wir außen- und sicherheitspolitisch?<br />

Und wie versöhnen wir<br />

Ökonomie und Ökologie so miteinander,<br />

dass Deutschland als Industrieland<br />

wohlhabend bleibt und<br />

trotzdem nachhaltig wirtschaftet.<br />

Dassind aus meiner Sicht die zentralen<br />

Herausforderungen dieser Zeit.<br />

Aufdem CDU-Parteitag vorgut einer<br />

Woche haben Sie Ihre Teamfähigkeit<br />

IMAGO IMAGES/THOMAS IMO<br />

betont. Sie wollen „mitarbeiten“. In<br />

welcher Funktion?<br />

Ich meine es genau so, wie ich es<br />

gesagt habe: Es geht nicht in erster<br />

Linie um meine Person. Sondern es<br />

geht darum, ein starkes Team aufzustellen.Wasdas<br />

genau bedeutet, darüber<br />

werden wir uns nicht zuletzt im<br />

Licht der aktuellen Ereignisse in den<br />

nächsten Tagen Gedanken machen.<br />

Gute Teamarbeit war schon im vergangenen<br />

Jahr das Ziel der CDU.<br />

Täuscht der Eindruck, dass das bei den<br />

Kontrahenten um die Kanzlerkandidatur<br />

nicht immer gut geklappt hat?<br />

Den Eindruck teile ich überhaupt<br />

nicht. Wirhaben uns in der Phase der<br />

Bewerbung um den CDU-Parteivorsitz<br />

nicht ein einziges Malpersönlich<br />

angegriffen, und auch danach ist die<br />

Zusammenarbeit konstruktiv und<br />

vertrauensvoll weitergegangen. Und<br />

es gibt auch keine „Kontrahenten um<br />

die Kanzlerkandidatur“, ganz einfach,<br />

weil diese Frage nicht ansteht.<br />

Vordem Parteitag hatte mancher einen<br />

Aufstand gegen Annegret Kramp-<br />

Karrenbauer erwartet. Warum blieb<br />

er aus?<br />

Ihre Kritik wirkte aber auf manchen<br />

wie die Vorbereitung eines Putsches.<br />

Ich habe gesagt: Es kann so nicht<br />

weitergehen. Da ging es vor allem<br />

um das Erscheinungsbild der Regierung<br />

mit Blick auf die Niederlagen<br />

bei Europa- und Landtagswahlen<br />

und die quälende Debatte um die<br />

Grundrente. Das war nie eine Fundamentalkritik<br />

an der Regierung.<br />

Siehaben auf dem Parteitag auch für<br />

ein schärferes außen- und sicherheitspolitisches<br />

Profil geworben. Annegret<br />

Kramp-Karrenbauer fordert<br />

mehr Bundeswehreinsätze. Teilen Sie<br />

die Idee?<br />

Ja. Esist gut, dass die Verteidigungsministerin<br />

über dieses Thema<br />

eine grundsätzliche Diskussion beginnt.<br />

Es geht um die strategische<br />

Frage, obwir unsere Sicherheit verteidigen<br />

wollen und dies dann auch<br />

wirklich können.<br />

Am Mittwoch begehen die Staatsund<br />

Regierungschefs den 70. Geburtstag<br />

der Nato. Frankreichs Staatspräsident<br />

Emmanuel Macron hat sie als<br />

„hirntot“ bezeichnet, US-Präsident<br />

Donald Trump als „obsolet“. Wie bekommt<br />

man den Jubilar wieder flott?<br />

Beides sind Weckrufe.Ich teile die<br />

Einschätzung der Bundeskanzlerin,<br />

dass die Nato unverzichtbar ist und<br />

Europa sich heute noch nicht selbst<br />

verteidigen kann. Es ist wichtig, dass<br />

auch der europäische Nato-Teil dafür<br />

sorgt, dass das Bündnis die Aufgaben<br />

erfüllen kann, die es sich vorgenommen<br />

hat. Dabei geht es nicht<br />

nur um mehr Geld, sondern auch<br />

um strategische und organisatorische<br />

Fragen wie die gemeinsame Beschaffung<br />

von Rüstungsgütern. Da<br />

ist Trump für uns vielleicht sogar<br />

eine Chance. Er zwingt uns, diese<br />

Fragen zu beantworten. Der große<br />

Bruder richtet’s halt nicht mehr.<br />

Noch ein Blick in die Zukunft: Wo<br />

steht die Union in einem Jahr?<br />

In einem Jahr ist die Union sauber<br />

aufgestellt mit einem Team für die<br />

Bundestagswahl. Undinden Umfragen<br />

liegt sie dann deutlich jenseits<br />

der 30 Prozent.<br />

DasGespräch führten<br />

Gordon Repinski und Daniela Vates.<br />

Malta in Aufruhr<br />

Ministerpräsident Muscat kündigt nach Demonstrationen seinen Rücktritt für Januar an. Er zieht die Konsequenz aus dem Mord an der Journalistin Daphne Caruana Galizia<br />

Die Familie der ermordeten maltesischen<br />

Journalistin Daphne<br />

Caruana Galizia ist empört über die<br />

Verzögerung des Rücktritts von Premierminister<br />

Joseph Muscat. Sein<br />

weiterer Verbleib an der Macht sei<br />

für alle,denen Gerechtigkeit am Herzenliege,nicht<br />

zu tolerieren, heißt es<br />

in einer Mitteilung der Hinterbliebenen.<br />

„Seine Rolle bei den Ermittlungen<br />

zum Mord an unserer Frau und<br />

Mutter ist rechtswidrig.“<br />

Muscat hatte am Sonntag seinen<br />

Rücktritt für Januar angekündigt. Er<br />

werde als Regierungschef abtreten,<br />

wenn am 12. Januar ein neuerVorsitzender<br />

seiner Labour-Partei gewählt<br />

werde, sagte er in einer Fernsehansprache.<br />

Damit zieht der Premier<br />

nach tagelangen Protesten der Bevölkerung<br />

die Konsequenzen aus<br />

dem Skandal, der das EU-Land seit<br />

mehr als zwei Jahren erschüttert. Am<br />

Wochenende wurde auch der mögliche<br />

Drahtzieher der Tatangeklagt.<br />

Caruana Galizia war am 16. Oktober<br />

2017 mit einer Autobombe in die<br />

Luft gesprengt worden. Die damals<br />

53-Jährige hatte unter anderem über<br />

Korruption bei Regierung und Geschäftsmännern<br />

auf Malta recherchiert.<br />

Drei Männer wurden bisher<br />

angeklagt, den Mord ausgeführt zu<br />

haben. Werdie Hintermänner sind,<br />

war bisher unklar.<br />

Am Wochenende wurde der Unternehmer<br />

Yorgen Fench als mutmaßlicher<br />

Hintermann angeklagt.<br />

Ihm wird unter anderem Mittäterschaft<br />

vorgeworfen. Er soll auch<br />

Kontakte zum ehemaligen Stabschef<br />

Muscats gehabt haben.<br />

Kein Vertrauen<br />

„Wir haben nicht nur drei Menschen,<br />

denen dieser Mord vorgeworfen<br />

wird, sondern auch jemanden,<br />

der beschuldigt wird, die Hauptperson<br />

hinter diesem Mord zu sein“,<br />

sagte Muscat. DieFestnahmen seien<br />

„nur wegen unserem Willen möglich,<br />

Gerechtigkeit für diesen schockierenden<br />

Mord zu finden“. „Ich<br />

war nicht perfekt. Ich habe meine<br />

Malta: Demonstranten mit Fotos der ermordeten Journalistin Daphne Caruana Galizia. AP<br />

terte, der verzögerte Rücktritt sei<br />

ein Rückschlag für die Gerechtigkeit.<br />

DasVertrauen in die Regierung ist<br />

dahin. Seit Tagen ziehen Protestierende<br />

durch Valletta. Nur mit einem<br />

sofortigen Rücktritt Muskats könne<br />

es eine „freie und umfassende“ Auf-<br />

Fehler, und dafür entschuldige ich<br />

mich, auch wenn für diese Mängel<br />

jemand anderes verantwortlich<br />

war“, sagte er.<br />

Kritiker und die Familie der Verstorbenen<br />

hatten einen sofortigen<br />

Abgang des Premiers gefordert. Oppositionsführer<br />

Adrian Delia twitklärung<br />

des Falles geben, sagte Caruana<br />

Galizias Schwester, Corinne<br />

Vella. Tausende Menschen protestierten<br />

auch am Sonntag und riefen<br />

„Mörder“ oder „Weg mit euch“.<br />

Deal mit der Justiz<br />

Dem Unternehmer Fenech wird<br />

auch die Förderung einer kriminellen<br />

Vereinigung vorgeworfen. Auch<br />

soll er bei einer Explosion mitgeholfen<br />

haben. Fench hatte angeboten,<br />

Informationen zu dem Mordfall zu<br />

liefern, und im Gegenzug Straffreiheit<br />

gefordert. Dies war ihm verwehrt<br />

worden. Er will wissen, dass<br />

auch Muskats Stabschef Keith<br />

Schembriinden Mord verwickelt ist.<br />

Fench war vor knapp zwei Wochen<br />

festgenommen worden, als er mit einer<br />

Luxusjacht angeblich fliehen<br />

wollte.<br />

Er ist Direktor eines Konsortiums,<br />

das 2013 vonder Regierung den Auftrag<br />

erhalten hatte,ein Gaskraftwerk<br />

zu bauen. 2018 kam heraus,dass ihm<br />

auch eine geheime Offshore-Gesellschaft<br />

namens 17 Black gehörte.Carmona<br />

Galizia hatte Monate vor ihremTod<br />

über 17 Black geschrieben.<br />

Vordem Hintergrund der Mordermittlungen<br />

war auch Stabschef<br />

Schembri zurückgetreten und vorübergehend<br />

festgenommen worden.<br />

Er und der frühereEnergie und Tourismusminister<br />

Konrad Mizzi waren<br />

von Caruana Galizia bezichtigt worden,<br />

Schmiergelder vonFench angenommen<br />

zu haben. Alle beteuern<br />

ihreUnschuld.<br />

Für Montag waren wieder Proteste<br />

gegen die Regierung in Valletta<br />

angekündigt. Auch war eine Delegation<br />

von Europa-Parlamentariern<br />

unterwegs in das kleinste EU-Land.<br />

„Die Mafia will entscheiden, wer<br />

Maltas nächster Premierminister<br />

wird. Muscat tritt zurück, um als Premierminister<br />

weiterzumachen“,<br />

sagte der Blogger Manuel Delia, der<br />

zu den Organisatoren der Proteste<br />

gehört, am Montag der Deutschen<br />

Presse-Agentur.„UnsereDemokratie<br />

ist in großer Gefahr.“ (dpa)


6 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019<br />

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Wirtschaft<br />

NACHRICHTEN<br />

Geringere Ansprüche bei<br />

Bahnverspätung?<br />

Bahnreisende sollen nach dem Willen<br />

der nationalen Regierungen in<br />

der Europäischen Union künftig weniger<br />

Entschädigungsansprüche bei<br />

Verspätungen haben. DieEU-Verkehrsminister<br />

verständigten sich am<br />

Montag in Brüssel darauf, Bahnunternehmen<br />

in Fällen höherer Gewalt<br />

–etwabei extremen Wetterbedingungen<br />

–von der Entschädigungspflicht<br />

zu befreien. Bevordie<br />

Änderungen in Kraft treten können,<br />

müsste jedoch noch eine Verständigung<br />

mit dem Europaparlament gefunden<br />

werden. DieAbgeordneten<br />

hatten sich in der Vergangenheit kritisch<br />

dazu geäußert. (dpa)<br />

Türkische Wirtschaft<br />

schwächelt<br />

DasWachstum dertürkischen Wirtschaft<br />

hat sich in den Sommermonaten<br />

überraschend abgeschwächt.<br />

Im drittenQuartal ist die Wirtschaftsleistung<br />

im Vergleich zum<br />

Vorquartal um 0,4 Prozent gestiegen,<br />

wie die nationale Statistikbehörde<br />

in Ankaramitteilte.Analysten<br />

hatten im Schnitt für die Monate Juli<br />

bis September eine Zunahme des<br />

Bruttoinlandsprodukts (BIP) von1,1<br />

Prozent erwartet. Nach Einschätzung<br />

vonExperten wirddie türkische<br />

Wirtschaft durch politische Unsicherheiten<br />

und die Sorgevor Wirtschaftssanktionen<br />

durch die Vereinigten<br />

Staaten belastet. (dpa)<br />

BMW investiert<br />

400 Millionen Euro in iNext<br />

Der BMWiNext alsStudieauf derFrankfurter<br />

Automesse. FOTO: JAN HUEBNER/IMAGO IMAGES<br />

BMW investiert400 Millionen Euro<br />

in sein größtes europäisches Werk<br />

im niederbayerischen Dingolfing.<br />

Damit soll der Standortfür die Produktion<br />

des vollelektrisch und hochautonom<br />

fahrenden Luxus-SUV iNext<br />

vorbereitet werden, wie der<br />

Autohersteller mitteilte.Die Fertigung<br />

soll 2021 anlaufen. Dervollelektrische<br />

iNext werdeinDingolfing<br />

vomselben Band laufen wie<br />

schon jetzt Hybride und Fahrzeuge<br />

mit Verbrennungsmotor.„Mitden<br />

flexiblen Fertigungsstrukturen sind<br />

wir bestmöglich für die unterschiedlichsten<br />

Marktanforderungen gerüstet“,<br />

betonte Produktionsvorstand<br />

Milan Nedeljkovic.Dingolfing ist das<br />

größte BMW-WerkinEuropa. 18000<br />

Mitarbeiter produzieren dortrund<br />

1500 Autos am Tag. (dpa)<br />

Stada expandiert<br />

in Osteuropa<br />

DerPharmakonzernStada setzt seine<br />

Einkaufstour in Osteuropa fort.<br />

DasUnternehmen übernimmt nach<br />

eigenen Angaben vomukrainischen<br />

Anbieter Biopharma das Geschäft<br />

mit verschreibungspflichtigen Medikamenten<br />

und rezeptfreien Produkten.<br />

Es handele sich um eine der<br />

größten Investitionen im ukrainischen<br />

Pharmasektor,teilteStada am<br />

Stammsitz in BadVilbel bei Frankfurtmit.<br />

DerPreis liegtnach dpa-Informationen<br />

im mittleren zweistelligen<br />

Millionen-Bereich.<br />

Mitdem Zukauf habe Stada künftig<br />

eine Produktionsstätte vorOrt nahe<br />

Kiew,sodas Unternehmen. (dpa)<br />

Die klassischeLebensversicherung als privateVorsorgefürsAlter wirft immer weniger ab.<br />

Lebensversicherung geht die Luft aus<br />

Branchenführer Allianz senkt im kommenden Jahr die Gesamtverzinsung um 0,3 Prozentpunkte<br />

Von Thomas Magenheim<br />

Drei Jahre lang konnte die<br />

Allianz Leben als heimischer<br />

Branchenführer<br />

bei Lebenspolicen ihre<br />

Verzinsung konstant halten. Unter<br />

dem Druck von Negativzinsen kündigen<br />

nun aber auch die Stuttgarter<br />

für 2020 an, ihre Gesamtverzinsung<br />

in der Lebensversicherung um<br />

0,3 Prozentpunkte zu senken. Wer<br />

bei der Allianz noch eine klassische<br />

Policehält,darfnur noch mit3,1statt<br />

3,4 Prozent Zins auf seine Sparbeiträge<br />

abzüglichAbschluss- undVerwaltungskosten<br />

rechnen. Besitzer<br />

neuartigerPolicenmitabgespeckten<br />

Garantien kommen auf 3,4 statt 3,7<br />

Prozent. „Eine gute Botschaft zur<br />

richtigen Zeit“, findet Allianz Leben-<br />

Chef Markus Faulhaber trotz dieser<br />

Rückgänge. InZeiten von Null- und<br />

Negativzinsen seien das moderate<br />

Abschläge. Konkurrenten schlagen<br />

sichallerdings vereinzelt besser.<br />

So hat das Branchenschwergewicht<br />

Axa für 2020 eine gleichbleibende<br />

Verzinsung angekündigt.<br />

Gleiches gilt für DEVK oder Ideal.Die<br />

meisten der hierzulande immer<br />

noch gut 80 Lebensversicherer haben<br />

ihre Zinspläne allerdings noch<br />

nicht offenbart. Traditionell gibt<br />

Branchenführer Allianz einen Fingerzeig,<br />

wohin es mitLebenspolicen<br />

in Deutschland geht.<br />

So erwartet die Ratingagentur Assekurata<br />

für 2020 durchschnittlich<br />

ein Absinken der laufenden Verzinsung<br />

von Lebenspolicen auf rund<br />

2,30Prozent.ImlaufendenJahrliegt<br />

der Branchenschnitt noch bei<br />

2,46 Prozent. Die laufende Verzin-<br />

Eine neugegründete Fachkräfteagentur<br />

soll die Vermittlung<br />

vonPflegekräften aus dem Ausland<br />

beschleunigen. Bundesgesundheitsminister<br />

Jens Spahn und der<br />

saarländische Ministerpräsident<br />

Tobias Hans (beide CDU) stellten<br />

am Montag inBerlin die Deutsche<br />

Fachkräfteagentur für Gesundheits-<br />

und Pflegeberufe(DeFa)vor.<br />

Vermittlungsverfahren, die derzeit<br />

mehr als zwei Jahre dauerten,<br />

sollen mit deren Hilfe binnen sechs<br />

Monaten abgeschlossen sein, sagte<br />

Hans. Die Agentur hat ihren Sitz in<br />

der saarländischen Hauptstadt<br />

Saarbrücken.<br />

Ohne Garantiezins: Viele<br />

Assekuranzen bieten inzwischen<br />

keine Produkte mit<br />

klassischem Garantiezins<br />

mehr an. Die Versicherungsgesellschaften<br />

setzen im<br />

Neugeschäft in der Regel inzwischen<br />

auf Verträge, die<br />

lediglich den Erhalt der eingezahlten<br />

Beiträgeganz oder<br />

teilweise zusagen. Dafür sollen<br />

sie eine etwas höhere<br />

Rendite abwerfen.<br />

Hilfe aus dem Ausland<br />

Neue Fachkräfteagentur soll Vermittlung von Pflegkräften beschleunigen<br />

Gegründet wurde die Agentur<br />

den Angaben zufolge bereits am<br />

4. Oktober. Bearbeitet werden dort<br />

demnach bereits rund 4200 Anträge<br />

auf die Vermittlung von Pflegekräften.AlleEinrichtungen<br />

desGesundheitswesens<br />

können sich an<br />

die Fachkräfteagentur wenden,<br />

wenn sie Pflegekräfteaus demAusland<br />

einstellen wollen oder Unterstützung<br />

bei der Abwicklung der<br />

Bürokratie brauchen.<br />

Die Agentur kümmert sich den<br />

Angaben zufolge umVisa-Anträge,<br />

um die Anerkennung von Berufsabschlüssen<br />

sowie um die Aufenthalts-<br />

und Arbeitserlaubnisse.<br />

FINANZAUFSICHT IN SORGE<br />

Bafin: Mit wachsender Sorge<br />

beobachtet die Finanzaufsicht<br />

Bafin die Lageder<br />

Assekuranzen. „Die Situation<br />

der Lebensversicherer<br />

und Pensionskassen erfordert,<br />

dass wir unsere Kontrolle<br />

verstärken“, so die Versicherungsaufsicht.<br />

Die<br />

jüngste Zinssenkung im<br />

Euroraum habe die Herausforderung<br />

für die Versicherer<br />

noch einmal vergrößert.<br />

Geldpolitik: Die Europäische<br />

Zentralbank hatte im<br />

Kampf gegenKonjunkturschwäche<br />

und eine niedrige<br />

Inflation ihre ultralockere<br />

Geldpolitik im September<br />

nochmals verschärft. Dazu<br />

zählen höhere Strafzinsen<br />

(negativer Einlagenzins) für<br />

Banken, frische Milliarden<br />

für Anleihenkäufe sowie ein<br />

auf unbestimmte Zeit zementiertes<br />

Zinstief.<br />

sung setzt sich aus zwei Komponenten<br />

zusammen: dem Garantiezins<br />

und der Überschussbeteiligung.<br />

Trotz der jetzigen Absenkung liegt<br />

die Allianz in dieser Hinsicht weiter<br />

über dem Branchenschnitt. Siekündigt<br />

für garantiereduzierte Policen<br />

2020 eine laufende Verzinsung von<br />

2,6 Prozent an, für klassischen Policen<br />

2,5 Prozent. Um zurGesamtverzinsung<br />

zu kommen, muss man als<br />

dritte Komponente noch den<br />

Schlussüberschuss dazurechnen.<br />

Weil Lebenspolicen teils über<br />

Jahrzehnte laufen und in früheren<br />

Zeiten das allgemeine Zinsniveau<br />

deutlich höher als heute war,<br />

schlummerninden Büchernder Assekuranz<br />

noch viele Verträge mit Garantiezinsen<br />

von bis zu 4Prozent.<br />

Diese Versprechen sind heute von<br />

den Versicherern angesichts Nullund<br />

Negativzinsen an den Kapitalmärkten<br />

immer schwierigerzuerfüllen.<br />

DieFinanzaufsicht Bafin beäugt<br />

die Branche deshalb skeptisch. Mit<br />

dem Finanzministerium diskutiert<br />

sie derzeit eine erneute Absenkung<br />

des staatlich verfügten Garantiezinses<br />

für Lebenspolicen, der bei mageren0,9<br />

Prozent liegt.<br />

In dieser Situation sei eine Drei<br />

vordem Kommabei der Deklaration<br />

des Zinssatzes für Lebenspolicen im<br />

kommendenJahr einstarkes Signal,<br />

meint Volker Priebe, Produktvorstand<br />

vonAllianz Leben. 2019sei für<br />

seine Branche ein turbulentes Jahr<br />

gewesen, das anfängliche Hoffnungen<br />

auf ein langsames Ende der<br />

Niedrigzinsphase mit dem Anschwellen<br />

von Negativzinsen ins<br />

Gegenteil verkehrt habe. „Noch nie<br />

war der Zinsabstand zwischen Le-<br />

Gesundheitsminister Spahn betonte,<br />

der Pflegebedarf in Deutschland<br />

werdeweiter starksteigen. Die<br />

Zahl der Menschen, die Leistungen<br />

aus der Pflegeversicherung beziehen,<br />

sei in den vergangenen drei<br />

Jahren von 3auf 4,1 Millionen gestiegen.<br />

Der Bedarf an Pflegekräften<br />

sei nicht allein durch Ausbildung,<br />

Umschulung und eine Verbesserungder<br />

Arbeitsbedingungen<br />

in Deutschland zu decken, sagte<br />

Spahn.<br />

Die Bundesregierung wirbt seit<br />

einiger Zeit gezielt für Pflegepersonal<br />

aus dem Ausland, unter anderem<br />

aus Mexiko und von den Phi-<br />

FOTO: STEPHANIE PILICK/DPA<br />

benspolicen und anderen sicheren<br />

Formen vonVorsorgesparen so groß<br />

wie heute“, betont Prieb. Ob die<br />

nächsten Jahredennoch weiterbröckelnde<br />

Zinsen für Lebenspolicen<br />

bringen, traut sich auch der Experte<br />

nicht abzuschätzen. DieAllianz versuche<br />

mit alternativen Anlagen, wie<br />

der Finanzierung von Gewerbeimmobilien,<br />

Infrastrukturprojekten<br />

wie Autobahnen oder erneuerbaren<br />

Energien, entgegenzusteuern. Heute<br />

würden rund 40 Milliarden von<br />

286 Milliarden Euro Anlagegelder<br />

bei der Allianz Leben auf solche Anlageklassen<br />

entfallen. Binnen drei<br />

Jahren soll es ein Drittelsein.<br />

Von den Kapitalmärkten ganz<br />

entkoppeln könne sich allerdings<br />

auch die Allianz nicht. Was den Zuspruch<br />

vonVorsorgesparern betrifft,<br />

bleiben die Stuttgarter indessen erfolgreich.Inden<br />

erstenneun Monaten<br />

dieses Jahres hat Allianz Leben<br />

160000 neue Lebenspolicen verkauft<br />

und damit nun 10,2 Millionen<br />

Verträge im Bestand. Jeder dritte<br />

neueVorsorge-Eurofließthierzulande<br />

heuteindie Taschen der Stuttgarter.<br />

Wohin der Trend bei Vorsorgeprodukten<br />

geht, könnte eine neue<br />

RentenpolicenamensPrivate Finance<br />

zeigen. Dabei garantiert die Allianz<br />

nicht einmal mehrdie Rückzahlung<br />

eingezahlter Gelderwie dasbei<br />

neueren und garantiereduzierten<br />

Lebenspolicen der Fall ist. WerinPrivate<br />

Finance anlegt, muss nun vollendsauf<br />

die Anlageexpertise der Allianz<br />

vertrauen. Verbraucher,die sich<br />

heute noch eine Chance auf höhere<br />

Rendite erhalten wollen, müssenmit<br />

mehr Risiko anlegen, heißt das.<br />

lippinen. Spahn und Hans betonten,<br />

um Pflegekräfte würde nur in<br />

den Ländern geworben, indenen<br />

die Bevölkerung besonders jung ist<br />

und über Bedarf Pflegekräfte ausgebildet<br />

werden. Spahn zufolge<br />

sind in jüngerer Zeit rund 2.000<br />

Pflegekräfte aus den Philippinen<br />

nach Deutschland gekommen.<br />

Der Bundesgesundheitsminister<br />

erläuterte, der Bund stelle als<br />

Hauptauftraggeber in den nächsten<br />

vier Jahren 4,7 Millionen Euro<br />

für die Agentur zur Verfügung.<br />

Nach Worten von Regierungschef<br />

Hans werden 15 bis 20Mitarbeiter<br />

dorttätig sein. (epd)<br />

Fairer<br />

Handel<br />

per Gesetz<br />

Bundesregierungwill gegen<br />

Ausbeutung vorgehen<br />

Von RasmusBuchsteiner<br />

B undesentwicklungsminister<br />

Gerd Müller (CSU) und Arbeitsminister<br />

Hubertus Heil (SPD) bereiten<br />

ein Gesetz gegen Dumping, Ausbeutung<br />

und Umweltzerstörung in<br />

globalen Lieferketten vor. „Standards<br />

imsozialenundökologischenBereich<br />

umzusetzen –das geht“, sagte Müller<br />

bei einemBesuch in einer Textilfabrik<br />

in der äthiopischen HauptstadtAddis<br />

Abeba.In LändernwieÄthiopienwerde<br />

eine Jeans für 5Euro produziert.<br />

Existenzsichernde Löhne zu bezahlen<br />

bedeute einen Euro mehr im Einkauf.<br />

Arbeitsminister Heil setzt ebenfalls<br />

auf ein Gesetz. „An Verantwortung<br />

der deutschen Wirtschaft wird<br />

am Ende nichts vorbeigehen“, sagte<br />

der SPD-Politiker. „Wir brauchen<br />

Fairness in den Lieferketten.“ Dasgilt<br />

für die Textilwirtschaft, die Kaffeeproduktion<br />

und für viele andere Wirtschaftszweige.<br />

Derzeit läuft eine Befragung<br />

von Unternehmen, mit der<br />

herausgefunden werden soll, ob und<br />

wie sie international anerkannte soziale<br />

und ökologische Mindeststandards<br />

in ihren Lieferketten sicherstellen.DieErgebnissederUntersuchung<br />

sollen in der kommenden Woche vorliegen.<br />

„Eine Pflicht zum Handeln“<br />

Entwicklungsminister Müller geht<br />

davon aus, dass sie nicht zufriedenstellend<br />

sein werden. „Deshalb kommen<br />

wir jetzt an den Punkt, ein Lieferkettengesetz<br />

auf den Weg zu bringen“,<br />

so der CSU-Politiker. Ineinem<br />

Positionspapier, das die beiden Minister<br />

während ihrer Äthiopien-Reise<br />

vorstellten, wirdeineRichtungfür das<br />

möglicheGesetzaufgezeigt.„Wirwollen<br />

eine Pflicht zum Handeln, aber<br />

keine Übernahme von Garantien“,<br />

heißt es in dem Papier.Entscheidend<br />

für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht<br />

soll sein, dass Unternehmen „alles Erforderliche“<br />

unternehmen, umVerletzungen<br />

von Mindeststandards zu<br />

verhindern.<br />

„Es geht nicht darum, Mittelständler<br />

zu überfordern“, so Arbeitsminister<br />

Heil. „Wir werden da verhältnismäßige<br />

Möglichkeiten schaffen.“ Im<br />

Klartext könnte das heißen: Betriebe<br />

mit weniger als rund 500 Beschäftigten<br />

würden befreit vonder Verpflichtung<br />

zur Einhaltung von Mindeststandards<br />

–etwa zufairen Löhnen,<br />

Arbeitsschutz, zum Verzicht auf KinderarbeitundzurEinhaltungökologischer<br />

Standards. Sodenkt die Regierung<br />

nicht daran, von Handwerkern<br />

eine Garantie zu verlangen, dass von<br />

ihnen verwendete Kupferkabel ohne<br />

Ausbeutung vonArbeitnehmernhergestellt<br />

worden sind. Größere Unternehmen<br />

müssten jedoch haften, allerdings<br />

sollen nach den Plänen der<br />

Bundesregierung „nur nachweisliche<br />

zurechenbare Handlungen“ zu einer<br />

Haftung führen. „Betroffene müssen<br />

ihre Recht besser geltend machen<br />

können“, heißt es in dem Ministeriumspapier<br />

außerdem.<br />

Arbeits- und Entwicklungsministerium<br />

verweisen darauf, dass ProdukteundRohstoffe,dieausallerWelt<br />

nach Deutschland geliefert werden,<br />

zum Teil „unter untragbarenArbeitsund<br />

Umweltbedingungen“ hergestellt<br />

würden. Als besonders problematische<br />

Beispiele werden in diesem<br />

Zusammenhang der Kakaoanbau in<br />

der Elfenbeinküste,die PalmölgewinnunginIndonesien,dieTextilproduktion<br />

unter anderem in Bangladesch<br />

oder der Lithiumabbau in Argentinien<br />

genannt.<br />

„Wichtig ist, dass wir unseren<br />

Wohlstand in Deutschland nicht auf<br />

Armut und Ausbeutung in anderen<br />

Ländernaufbauen“, sagte Arbeitsminister<br />

Heil. Das Thema Fairness in<br />

globalen Lieferketten werdedie Bundesregierung<br />

während ihrer EU-Ratspräsidentschaft<br />

auch auf europäischer<br />

Ebene vorantreiben.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 7 *<br />

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Wirtschaft<br />

Putin<br />

gibt<br />

Gas<br />

Russland nimmt gleich drei<br />

Pipelines in Betrieb<br />

Von Ulf Mauder<br />

Pünktlich zum Startinden Winter<br />

ist Kremlchef Wladimir Putin in<br />

seinem Element –mit dem Knopfdruck<br />

für das größte Gas-Pipeline-<br />

Projekt seines Lebens. „Kraft Sibiriens“<br />

(auf Russisch: Sila Sibiri) heißt<br />

diese erste Leitung zwischen Russland<br />

und China. Jährlich 38Milliarden<br />

Kubikmeter Gas will die Energiegroßmacht<br />

künftig durch die am<br />

Ende 3000 Kilometer lange Leitung<br />

in das Reich der Mitte pumpen. Putin<br />

und Chinas Staats- und Parteichef<br />

Xi Jinping haben lange auf den<br />

Moment hingearbeitet. Aber für<br />

Russland und seinen Gasmonopolisten<br />

Gazprom ist das erst der Anfang<br />

in der kalten Jahreszeit. Die<br />

blaue Flamme –das Gazprom-Symbol<br />

–soll auch zum Startzweier weiterer<br />

Großprojekte brennen.<br />

Kurz nach dem Startins neue Jahr<br />

will Putin am 8. Januar in der Türkei<br />

mit Präsident Recep Tayyip Erdogan<br />

die durch das SchwarzeMeerverlegte<br />

Leitung Turkish Stream in Betrieb<br />

nehmen. Ein zweiter Strang soll<br />

dann Gas später womöglich durch<br />

Griechenland leiten und von dort<br />

weiter nach Süd-und Südosteuropa.<br />

Am heikelsten für den Kremlchef<br />

ist aber weiter der Start der neuen<br />

Ostseepipeline Nord Stream 2. Die<br />

USA, mehrere EU-Staaten und vor<br />

allem die Ukraine wollen die<br />

1230 Kilometer lange Leitung am<br />

liebsten stoppen. US-Präsident Donald<br />

Trump hatte die Europäerdavor<br />

gewarnt, sich zu Geiseln russischer<br />

Energielieferungen zu machen. Er<br />

hofft, mit dem umstrittenen Fracking-Verfahren<br />

gewonnenes Flüssiggas<br />

in Europa zu verkaufen. Doch<br />

kann Russland aus seinen immensen<br />

Lagerstätten den Rohstoff noch<br />

lange deutlich günstiger anbieten.<br />

Die Rohre für Nord Stream sind<br />

schon zu mehr als zwei Dritteln am<br />

Boden der Ostsee verlegt – und<br />

könnten noch bis Ende des Jahres<br />

den deutschen Anlandepunkt nahe<br />

Greifswald erreichen. Kostenpunkt<br />

rund 10 Milliarden Euro. 55Milliarden<br />

Kubikmeter Gas sollen damit<br />

künftigindie EU fließen.<br />

Mitte 2020 funktionsfähig<br />

Der russische Vize-Regierungschef<br />

Dmitri Kosak geht davon aus, dass<br />

die Leitung nicht Ende 2019, wie es<br />

zuletzt hieß, sondernerst Mitte 2020<br />

voll funktionsfähig sein wird. Die<br />

Russen schauen derweil immer<br />

noch aufmerksam auf die USA. Ihre<br />

Hoffnung ist groß, dass die von Washington<br />

angedrohten Sanktionen<br />

gegen Nord Stream 2schon aus Zeitgründen<br />

nicht mehr kommen, bevor<br />

die Pipeline fertig ist.<br />

Nahezu euphorisch berichteten<br />

deshalb russische Medien über den<br />

ebenfalls am Montag in Deutschland<br />

angesetzten Start der „Begasung“<br />

der neuen EUGAL-Pipeline<br />

von Lubmin bei Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern).<br />

Sie soll<br />

künftig Gas aus der Leitung Nord<br />

Stream 2erhalten. EUGAL führt auf<br />

480 Kilometern Länge Richtung Süden<br />

nach Deutschneudorf (Sachsen)<br />

bis nach Tschechien. (dpa)<br />

Empfangsstation der Ostseepipeline<br />

NordStream2.<br />

FOTO: STEFAN SAUER/DPA<br />

Von Frank-Thomas Wenzel<br />

Das hat Lufthansa-Chef<br />

Carsten Spohr gerade<br />

noch gefehlt. Akbar Al-<br />

Baker,ChefvonQatarAirways,hat<br />

eindeutige Avancen gegenüber<br />

der Kranich-Linie gemacht.<br />

Wenn es Möglichkeiten gebe,bei der<br />

deutschen Airline zu investieren,<br />

dann würde er dies gerntun, sagte Al-<br />

Baker am Randes des Besuchs von<br />

Niedersachsens Ministerpräsident<br />

Stephan Weil (SPD). Kapitalbeteiligung,<br />

gemeinsame Flüge im sogenannten<br />

Codesharing, Kooperation<br />

in der Vermarktung – der Airline-<br />

Chef kann sich viel vorstellen.<br />

Doch das Frankfurter Management<br />

hat ihm einen Korb gegeben –<br />

wohl auch, weil der Konzern gerade<br />

genug andere Baustellen hat. Der<br />

Marktist umkämpft, die Billigtochter<br />

Eurowings muss in die Spur gebracht<br />

werden, und mehrere Tarifkonflikte<br />

schwelen. Für die LH-Führung geht<br />

es derzeit vordringlich darum, für<br />

Ruhe zu sorgen und Arbeitskämpfe<br />

zu vermeiden. Davon hängen auch<br />

die Geschäftszahlen für dieses Jahr<br />

ab.<br />

Türöffner gesucht<br />

Al-Bakers Ansinnen liegt da einigermaßen<br />

quer. Erhat es vor allem darauf<br />

abgesehen, stärker auf dem<br />

europäischen Marktpräsent zu sein,<br />

auch um seine staatlich kontrollierte<br />

Airline aus den roten Zahlen zu holen.<br />

Da Start- und Landerechte für<br />

außereuropäische Airlines äußerst<br />

restriktiv vergeben werden, könnte<br />

die Lufthansa den Türöffner spielen.<br />

Deutschlands größte Airline aber<br />

hält nichts von einem Einstieg des<br />

arabischen Staatsunternehmens.<br />

DieLufthansa sei hierzulande in den<br />

Neunzigerjahren nicht privatisiert<br />

worden, um sie in Katar wieder zu<br />

verstaatlichen, sagte ein Konzernsprecher.Spohr<br />

hat vielfach die massiven<br />

staatlichen Subventionen kritisiert,<br />

die den Fluggesellschaften von<br />

der arabischen Halbinsel Wettbewerbsvorteile<br />

bringen.<br />

EinBündnis brächte der Lufthansa<br />

wohl nicht viel. Spohr und seine<br />

Strategensindstattdessengerademit<br />

einem neuen Konzept für touristische<br />

Langstreckenflüge beschäftigt.<br />

Im Ansteuern der sogenannten<br />

Warmwasser-Ziele sieht der Lufthansa-Chef<br />

große Potenziale.Hier soll im<br />

neuen Jahr eine neue Marke kreiert<br />

und das operative Geschäft effizienterorganisiertwerden.<br />

Zugleich erwarten viele Beobachter,<br />

dass es bald Zuwachs geben<br />

könnte. Spohr hat schon mehrfach<br />

sein Interesse an Condor bekundet,<br />

dem Ferienflieger des pleitegegangenen<br />

Reisekonzerns Thomas Cook.<br />

Dortbeginnt gerade die heiße Phase<br />

der Übernahmeverhandlungen.<br />

Condor-Chef Ralf Teckentrup hat<br />

schon deutlich gemacht, dass er eine<br />

Akquisition durch die Lufthansa begrüßen<br />

würde. Wie ein Signal wirkt<br />

da, dass Condor gerade damit begonnen<br />

hat, auf den Leitwerken wieder<br />

den stilisierten Kondor zu zeigen, der<br />

Schlechtes Timing<br />

Qatar Air will sich mit der Lufthansa verbünden –aber diehat ganz andere Sorgen<br />

Ericsson steht bereit<br />

werden sollten. „Ericsson verfügt über<br />

ein breites Portfolio an 5G-Produkten,<br />

mit denenwir Kunden auf allen Kontinenten<br />

beliefern“, sagte Jejdling, der<br />

beiEricssondieNetzwerk-Sparteleitet.<br />

Als Ausrüster von 235G-Netzen, die<br />

sich bereits im Livebetrieb befinden,<br />

habe Ericsson bishermehr als vierMillionen<br />

5G-fähige Funkeinheiten ausgeliefert.<br />

„Als globales Unternehmen<br />

stehenwir bereit,unsere KundeninallenMärkten<br />

zu beliefern.“<br />

In den westlichen Ländern wird<br />

auch vor dem Hintergrund des Handelskriegsder<br />

USA gegen China kontrovers<br />

diskutiert, ob insbesondere der<br />

chinesische Konzern Huawei beim<br />

Aufbau des5G-Netzesnicht vonvornherein<br />

ausgeschlossen werden sollte.<br />

Vertreter der USA, aber auch etliche<br />

PolitikerinDeutschland und in anderenwestlichen<br />

Ländernsehendie Gefahr,dassHuaweiaufgrund<br />

dergesetzlichen<br />

Bestimmungen in seinem Heimatland<br />

gezwungen sein könnte, Informationen<br />

und Daten, dieeigentlich<br />

geschützt werden sollen,dem Heimatland<br />

zurVerfügung zu stellen. Huawei<br />

weistdieseBedenkenals unbegründet<br />

zurück.<br />

In der Diskussion um einen Huawei-Bann<br />

tauchte immer wieder das<br />

aus den Zeiten stammt, als Condor<br />

schon einmal zur Lufthansa-Gruppe<br />

gehörte.<br />

Neben den strategischen Baustellen<br />

braucht auch das Tagesgeschäft<br />

volle Aufmerksamkeit. DieLufthansa<br />

mussteindiesemJahrschonzweimal<br />

ihre Gewinnprognose nach unten<br />

korrigieren.WenndieZielejetztnicht<br />

erreicht werden, würde das für viel<br />

Ärger bei den Investoren sorgen, es<br />

wäre eine große Blamage für Spohr,<br />

und der Aktienkurs würde abermals<br />

abstürzen. Dieser hatte sich in den<br />

vergangenen Wochen berappelt,<br />

liegt aber immer noch 17 Prozent<br />

niedriger als vorzwölf Monaten. Was<br />

der Konzern jetzt gar nicht gebrauchen<br />

kann, sind Streiks im wichtigen<br />

Weihnachtsgeschäft.<br />

So drehte das Management im<br />

Streit um die Zukunft der Catering-<br />

Tochter LSG bei und legte am Wochenende<br />

ein neues Angebot vor. Die<br />

erhoffte Reaktion bei der Dienstleistungsgewerkschaft<br />

Verdi stellte sich<br />

prompt ein: Siesagte einen für Montag<br />

geplanten Streik ab.<br />

Dauerstreit um Tarife<br />

Die Lufthansa hatte Anfang voriger<br />

Woche beschlossen, das europäische<br />

Geschäft des weltweit zweitgrößten<br />

Luftfahrt-Caterers an die Schweizerische<br />

Gate-Gruppe zu verkaufen. Verdifordert,dassdieLufthansavordem<br />

Unterschreiben des Verkaufsvertrages<br />

die Gehälter für rund 7000 Beschäftigte<br />

absichert. Nun hat das<br />

Lufthansa-Management unter anderem<br />

Altersteilzeit-Modelle vorgeschlagen.<br />

Der LSG-Deal dürfte auch<br />

bei der LH-Aufsichtsratssitzung an<br />

diesem Dienstag auf der Tagesordnung<br />

stehen.<br />

Daneben schwelt weiter der<br />

Dauerstreit mit der Flugbegleiter-<br />

Gewerkschaft Ufo. Ende voriger Woche<br />

wurde ergebnislos verhandelt.<br />

Die Arbeitgeberseite habe die Gespräche<br />

über eine Schlichtungsvereinbarung<br />

nicht ernsthaft geführt,<br />

sagte Ufo-Sprecher Nicoley Baublies.<br />

Voneinem Ausstand will die Unabhängige<br />

Flugbegleiter Organisation<br />

aber erst einmal absehen. Mansetze<br />

auf die bereits benannten Schlichter<br />

Matthias Platzeck und Frank-Jürgen<br />

Weise.Seitnunmehr gutdreiWochen<br />

geht es aufgeregt hin und her. Verhandlungen<br />

wurden vereinbart und<br />

kurzfristig wieder abgesagt. DieLufthansa<br />

zog vor Gericht, mehrere Verfahren<br />

sind anhängig.<br />

Die Querelen gehen auch auf das<br />

Konto der Arbeitsdirektorin und Vorständin<br />

Bettina Volkens. Schon bei<br />

früheren Arbeitskämpfen kam immer<br />

wieder von der Gegenseite der<br />

Vorwurf, dass bei ihr keine klareLinie<br />

zu erkennen sei und es immer wieder<br />

zu unerwarteten Querschüssen<br />

komme. Nun soll der Stuhl von Volkens<br />

wackeln –ein weiteres Thema<br />

für das Treffen der Aufsichtsräte. In<br />

Branchenkreisen heißt es allerdings,<br />

dass Volkens erst einmal nicht gefeuert<br />

wird. Das würde die laufenden<br />

Verhandlungen erschweren und käme<br />

auch bei Anlegernund Analysten<br />

nicht gut an.<br />

Schwedischer Ausrüster kann nach eigenenAngaben Europa mit genügend5G-Funkeinheiten versorgen<br />

Von Andrej Sokolow<br />

D erschwedischeMobilfunkausrüster<br />

Ericssonsieht sich in derLage,<br />

Europa mitgenügend 5G-Funkeinheitenzuversorgen,umdie<br />

Netzefür die<br />

fünfte Mobilfunkgeneration aufzubauen.<br />

Das sagte Ericsson-Manager<br />

Fredrik Jejdling amMontag der DeutschenPresse-Agentur.<br />

Jejdling trat damitBefürchtungenentgegen,<br />

Ericsson<br />

verfügenichtübergenügendKapazitäten,<br />

alleeuropäischen Mobilfunknetzbetreibermit5Gzubeliefern,wennchinesische<br />

Anbieter wegen Sicherheitsbedenken<br />

in Europa ausgeschlossen<br />

Qatar Airwayshat eine der modernsten Flotten.<br />

Die Wurzeln: 1993 wurde<br />

Qatar Airways auf Initiative<br />

der Herrscherfamilie Al Thani<br />

gegründet. Heute betreibt<br />

das Unternehmen mit knapp<br />

50000 Mitarbeiternmehr<br />

als 200 Flugzeuge, die über<br />

160 Ziele anfliegen. Die<br />

Fluggesellschaft machte im<br />

vergangenen Geschäftsjahr<br />

einen dreistelligen Millionenverlust.<br />

QATAR AIRWAYS<br />

Die Strategie: Das Emirat<br />

hat Qatar Airways systematisch<br />

und mit viel Staatshilfe<br />

zu einer führenden Fluggesellschaft<br />

ausgebaut. Um<br />

auch in Europa wachsen zu<br />

können, hat sich das Unternehmen<br />

an mehreren Airlines<br />

beteiligt. Unter anderem<br />

gehören ihr 20 Prozent<br />

an IAG, dem Mutterkonzern<br />

vonBritish Airways.<br />

FOTO: SILAS STEIN/DPA<br />

Die Probleme: Die Vereinigten<br />

Arabischen Emirate,<br />

Saudi-Arabien, Bahrain und<br />

Ägypten werfen Katar Terrorfinanzierung<br />

vor. Sie brachen<br />

im Sommer 2017 die diplomatischen<br />

Beziehungen ab<br />

und verhängten eine Blockade,<br />

die bis heute in Kraft ist.<br />

Das Geschäft vonQatar Airways<br />

hat darunter massiv<br />

gelitten.<br />

Argument auf, 5G-Netze in Europa<br />

könnten eigentlich nur mit Hilfe der<br />

Chinesen aufgebaut werden, weil die<br />

europäischen Huawei-Konkurrenten<br />

Nokia und Ericsson gar nichtüberdie<br />

notwendigen Kapazitäten verfügten.<br />

AußerdemkönntendieEuropäer technologischnicht<br />

mit Huawei mithalten.<br />

Der Lateinamerika- und Europachef<br />

vonEricsson, Arun Bansal, wies in<br />

einem Beitragauf LinkedIn dieseArgumentation<br />

zurück. „Wir sind führend<br />

bei 5G“, erklärte Bansal und verwies<br />

dabei auf eine Studie der AnwaltskanzleiBird&Birdzur<br />

Qualität der 5G-Patente.<br />

(dpa)<br />

DAX-30 in Punkten<br />

3.9.19<br />

3.9.19<br />

MÄRKTE<br />

▼ 12964,68 (–2,05 %)<br />

Rohöl je Barrel Brent inUS-Dollar<br />

Euro in US-Dollar<br />

3.9.19<br />

Stand der Daten: 02.12.2019 (21:50 Uhr)<br />

Alle Angaben ohne Gewähr<br />

Gewinner<br />

2.12.19<br />

▲ 60,91 (+0,30 %)<br />

2.12.19<br />

▲ 1,1023 (+0,37 %)<br />

Quelle<br />

aus DAX und MDAX vom 02.12. zum Vortag<br />

ProSiebenSat.1 13,80 +1,36 WWW<br />

Aurubis 43,50 +1,26 WWW<br />

K+S NA 10,35 +0,93 WWW<br />

Zalando 39,24 +0,36 WW<br />

Dt. Pfandbriefbank 13,69<br />

+0,15 W<br />

Alstria Office 16,60 +0,12 W<br />

Verlierer<br />

2.12.19<br />

aus DAXund MDAX vom02.12.zum Vortag<br />

United Internet NA 29,04 WWWWWWWWWWW –5,56<br />

RWESt. 25,45 WWWWWWWWWWW –5,43<br />

Evotec 19,15 WWWWWWWWWW –4,77<br />

RocketInternet 21,84 WWWWWWWWW –4,29<br />

Dialog Semic.NA 44,56 WWWWWWW –3,51<br />

LindePLC 180,40 WWWWWWW –3,48<br />

Leitbörsen im Überblick<br />

52-Wochen Hoch/Tief 02.12. ±% z. 29.11.<br />

Euro Stoxx 50 (EU) –2,08<br />

3733/2909 3626,66<br />

CAC 40 (FR) – 2,01<br />

5967/4556 5786,74<br />

S&P UK (UK) – 0,84<br />

1562/1323 1469,00<br />

RTS (RU) – 0,39<br />

1488/1033 1432,81<br />

IBEX (ES) –2,09<br />

9588/8286 9156,30<br />

Dow Jones (US) –0,87<br />

28175/21713 27806,94<br />

Bovespa (BR) +0,72<br />

109672/83892 108873,80<br />

Nikkei (JP) +1,01<br />

23608/18949 23529,50<br />

Hang Seng (HK) +0,37<br />

30280/24897 26437,08<br />

Stx Singap. 20 (SG) –0,71<br />

1657/1395 1604,04<br />

Tagesgeld Zins p.a. für Beträge<br />

Kundenkontakt ab 1€ 5.000€ 50.000€<br />

Renault Bank direkt */**<br />

renault-bank-direkt.de 0,50 0,50 0,50<br />

Akbank<br />

akbank.de 0,31 0,31 0,31<br />

Advanzia **<br />

advanzia.com - 0,30 0,30<br />

PrivatBank 1891 **<br />

privatbank1891.com 0,30 0,30 0,30<br />

RaboDirect *<br />

rabodirect.de 0,30 0,30 0,30<br />

ING *<br />

ing.de 0,25 0,25 0,25<br />

Postbank<br />

postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Santander<br />

santander.de 0,01 0,01 0,01<br />

Targobank<br />

targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />

Commerzbank<br />

commerzbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

<strong>Berliner</strong> Sparkasse (Online)<br />

berliner-sparkasse.de 0,01 0,01 0,01<br />

<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />

030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />

Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />

mbsdirekt.de 0,001 0,001 0,001<br />

Sparda-Bank Berlin (Online)<br />

sparda-b.de - 0,001 0,001<br />

BBBank<br />

bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />

Mittelwert von 85 Banken 0,12 0,12 0,12<br />

*Neukunden /Neuanlagen<br />

** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />

ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />

(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Edel- &NE-Metalle (Freitag),<br />

Baudarlehen (Samstag).<br />

Quelle: FMH-Finanzberatung


8 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Meinung<br />

Rechnungshof<br />

ZITAT<br />

Mehr Kontrolle<br />

bitte<br />

Jens Blankennagel<br />

hofft auf noch mehr Disziplin<br />

beim Ausgeben vonSteuergeld.<br />

Das Parlament in Potsdam, das die Gesetze<br />

für das Land Brandenburg beschließt,<br />

tagt öffentlich. Jeder Bürger kann<br />

also bei der Arbeit der Demokratie zuschauen.<br />

Doch wenn ein Gesetz erlassen<br />

ist, obliegt es den zehn Ministerien und<br />

ihren fast unzähligen nachgeordneten<br />

Behörden mit ihren tausenden Beamten<br />

und Mitarbeitern, diese Gesetze umzusetzen<br />

–ohne Zuschauer. Obdabei Geld<br />

verschwendet wird, prüft später der Landesrechnungshof.<br />

Derhat nun seinen aktuellen<br />

Bericht vorgelegt und viele Missstände<br />

offengelegt.<br />

Der Chef des Brandenburger Rechnungshofs<br />

spricht von einer präventiven<br />

und abschreckenden Wirkung, die die<br />

bloße Existenz seiner Behörde hat. Gemeint<br />

ist: Weil es die Kontrolleure gibt,<br />

trauen sich so manche Beamten nicht,<br />

alte schlechte Gewohnheiten fortzusetzen.<br />

Mitunter handelt es sich dabei um<br />

eine völlig sinnlose Geldverschwendung<br />

oder um wirkungsloses Agieren oder um<br />

Handlungen, die an Korruption oder ähnliches<br />

grenzen. Deshalb ist Kontrolle gut.<br />

Dereinzige Nachteil ist, dass Kontrolle<br />

immer erst im Nachhinein erfolgt. Der<br />

Rechnungshof kann Fehlentwicklungen<br />

meist erst Monate oder gar Jahre später<br />

öffentlich machen. Es ist doch zum Beispiel<br />

beschämend, dass sich die Landesregierung<br />

vornimmt, innerhalb von fünf<br />

Jahren 2000 neue Sozialwohnungen<br />

bauen zu lassen und am Ende sind gerade<br />

einmal 59 Wohnungen fertig.<br />

Warum gibt es in den Behörden in<br />

Brandenburg und anderswo keine wirksame<br />

innereKontrolle? Einsehr plakatives<br />

Beispiel: Warum prangert keine Kontrollbehörde<br />

regelmäßig an, dass es unzählige<br />

Baustellen auf Berlins Straßen gibt, auf denen<br />

so gut wie nie gearbeitet wird?<br />

Pflege<br />

Schnelle Hilfe aus<br />

dem Ausland<br />

TimSzent-Ivanyi<br />

findet ein neues Projekt des<br />

Gesundheitsministers sehr gut.<br />

Jens Spahn ist ein Politiker, der nicht<br />

lange fackelt, wenn er sich etwas vorgenommen<br />

hat. Dabei schießt der Gesundheitsminister<br />

immer mal wieder übers<br />

Ziel hinaus, wie etwa zuletzt bei seinem<br />

Versuch, die Daten der Krankenversicherten<br />

für die Forschung zu verwenden. Kurz<br />

vor der Beschlussfassung im Bundestag<br />

musste das Gesetz auch auf Drängen aus<br />

den eigenen Reihen verändert werden,<br />

um Datenschutz sicherzustellen.<br />

Dennoch kann man seiner Arbeitsweise<br />

viel abgewinnen. So ist der Minister<br />

selbst nach Mexiko und in den Kosovo gefahren,<br />

um dort auf die deutsche Pflegemisere<br />

aufmerksam zu machen und Personal<br />

anzuwerben. Und nun hat er zusammen<br />

mit dem Saarland eine Agentur<br />

aus der Taufe gehoben, die Krankenhäusern<br />

und Pflegeeinrichtungen bundesweit<br />

dabei helfen soll, ausländische Pflegekräfte<br />

so unkompliziertund schnell wie<br />

möglich nach Deutschland zu holen. Eigentlich<br />

wäre das eine Aufgabe der Bundesagentur<br />

für Arbeit, doch die ist offensichtlich<br />

zu schwerfällig.<br />

Schon heute sind Zehntausende Stellen<br />

in der Kranken- und Altenpflege unbesetzt,<br />

der Personalbedarfaber wirdimmer<br />

höher. Pflegekräfte aus dem Ausland können<br />

dabei helfen, die Lücke kleiner zu machen.<br />

Doch sie müssen monatelang auf ein<br />

Visum warten, für die Anerkennung der<br />

Berufsabschlüsse gibt es in jedem Bundesland<br />

eigene Regeln. Zwei Jahredauertesim<br />

Schnitt, bis alle Genehmigungen für eine<br />

Arbeitserlaubnis vorliegen. Künftig soll alles<br />

zusammen schon nach sechs Monaten<br />

erledigt sein. Funktioniert die Agentur,<br />

sollte sie unbedingt Schule machen. Denn<br />

nicht nur in der Pflege werden händeringend<br />

Fachkräfte gesucht.<br />

Nato-Familienfoto<br />

Es ist verwirrend. Zurzeit wird mindestens<br />

einmal pro Woche irgendwo<br />

der Klimanotstand ausgerufen.<br />

In jüngster Zeit waren es<br />

zum Beispiel der globale Klimanotstand, erklärt<br />

von mehr als 11 000 Wissenschaftlern<br />

aus aller Welt, der Klimanotstand in Europa,<br />

benannt vom EU-Parlament, sowie Klimanotstände<br />

in den Städten Frankfurt (Oder),<br />

Leipzig und Pfaffenhofen. Jetzt also Berlin.<br />

EinStadtstaat in Klimanotlage.Sowirdesder<br />

Senat wohl diesen Dienstag beschließen.<br />

Damit sind es fast 70 Städte hierzulande,<br />

die anerkennen, dass dem Klimawandel<br />

schleunigst Einhalt geboten werden muss.<br />

Weltweit gibt es diese Bewegung schon länger.Vor<br />

fast genau drei Jahren machte das australische<br />

Darebin City in der Nähe von Melbourne<br />

den Anfang. Seither haben weltweit<br />

mehr als 1200 Städte sowie einige Dutzend<br />

Länder und Provinzregierungen erklärt, dass<br />

sie den Klimawandel als Riesenproblem sehen,<br />

das sofortiges Handeln erfordert.<br />

All diese Initiativen sind gut und richtig.<br />

Man darf die Erklärungen nur nicht falsch<br />

verstehen. Sie sind gewiss nicht der Beginn<br />

einer Ökodiktatur. Das signalisiert auch die<br />

Entscheidung der Umweltsenatorin Regine<br />

Günther, für den im Englischen gebräuchlichen<br />

Begriff „Climate Emergency“ nicht den<br />

Begriff Klimanotstand zu wählen, sondern<br />

ihn mit Klimanotlage zu übersetzen. Denn<br />

mit dem Begriff „Notstand“ haben viele<br />

Menschen hierzulande negative Assoziationen.<br />

Die einen denken an die Notstandsgesetzevon<br />

1968, die den Staat auch in Krisensituationen<br />

handlungsfähig halten sollten.<br />

Die anderen an die Notverordnungen der<br />

Weimarer Republik, die wesentliche Grundrechte<br />

außer Kraft setzen konnten und Adolf<br />

Hitler an die Macht verhalfen.<br />

Einst bildete die Gläserne Blume den Mittelpunkt<br />

im Foyer des Palasts der Republik.<br />

Doch seit 2006 ruhen deren Einzelteile<br />

in einem baufälligen Depot des Deutschen<br />

Historischen Museums und damit im Zuständigkeitsbereich<br />

von Staatsministerin<br />

Grütters.Weil der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> im Frühjahr<br />

2019 der Zugang zu den verpackten Segmenten<br />

der Blume verwehrt worden war,<br />

fragte ich in meiner Kolumne vom5.November:Was<br />

ist da los? Daraufhin durften wir ins<br />

Depot (siehe den gestrigen Bericht).<br />

Gleichfalls von meiner Kolumne angeregt,<br />

fragte Simone Barrientos, Abgeordnete<br />

der Linken im Bundestag: „Beabsichtigt die<br />

Bundesregierung das kulturpolitisch und<br />

historisch bedeutsame Kunstwerk ‚Die gläserne<br />

Blume‘ für Ausstellungszwecke zu restaurieren?“<br />

Liest man die Antworten, die<br />

Staatsministerin Grütters am 22. November<br />

erteilte, muss man sagen: Sie fertigte den<br />

Deutschen Bundestag mit Halb- und Unwahrheiten<br />

ab: Entgegen dem Urteil der<br />

Fachleute des DHM bestritt sie die Restaurierbarkeit<br />

der Blume; wahrheitswidrig behauptete<br />

sie, „beide“ Schöpfer des monumentalen<br />

Glaskunstwerkes sähen „eine Wiederaufstellung<br />

des Kunstwerks als unangemessen<br />

an“. Der eine Künstler, Richard<br />

Wilhelm, hat öffentlich längst das genaue<br />

Gegenteil erklärt („Das Kunstwerk gehört<br />

nach Berlin, dortsoll es aufgestellt werden“),<br />

der Sohn des anderen Miturhebers,Reginald<br />

Richter, teilte dieser <strong>Zeitung</strong> mit, man habe<br />

vor Jahren die Blume im Depot besichtigt,<br />

Klimawandel<br />

Stadt<br />

in Not<br />

Anne Brüning<br />

freut sich über das Bekenntnis zum Klimaschutz und hofft, dass<br />

es mit der Klimaneutralität in Berlin nun schneller vorangeht.<br />

Derartiges Ermächtigen oder außerparlamentarisches<br />

Handeln ist mit Climate Emergency<br />

nicht gemeint. Dazu fehlte auch jegliche<br />

rechtliche Grundlage. Eshandelt sich lediglich<br />

um offizielle Einsichten, um Selbstverpflichtungen.<br />

Unddarum darf man nicht zu<br />

viel erwarten. Mit Notstandserklärungen signalisieren<br />

Stadtparlamente, Landesregierungen<br />

und bestimmte Gruppen von Menschen,<br />

dass sie verstanden haben, wie ernst<br />

und akut das Problem des Klimawandels ist.<br />

Damit rückt es auf der politischen Agenda<br />

nach oben. Unddagehörtesauch hin. Denn<br />

die meisten von uns haben die Erderwärmung<br />

und ihreFolgen viel zu lange ignoriert,<br />

verdrängt, heruntergeredet, nicht ernst genommen.<br />

Erst die Hitze- und Dürrerekorde<br />

KOLUMNE<br />

Monika Grütters<br />

und die Zukunft<br />

der Palastblume<br />

Götz Aly<br />

Historiker<br />

und dabei seien mit einem Fachmann, den<br />

die Stiftung Humboldt-Forum hinzugezogen<br />

habe, „Ideen einer möglichen Technologie<br />

zur Restaurierung“ erörtertworden.<br />

Nachdem vor mehr als zehn Jahren erwogen<br />

worden war, die Blume als Erinnerung<br />

an den Vorgängerbau Palast der Republik<br />

im Humboldt-Forum zu präsentieren,<br />

wurde dieser Plan irgendwann verworfen.<br />

Zu kompliziert, keine Lust, zu ostig –ich<br />

BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />

der vergangenen zwei Jahre inKombination<br />

mit der beharrlichen „Fridays-for-Future“-<br />

Bewegung haben uns vorAugen geführt, wie<br />

riskant und dumm das war.<br />

Natürlich reicht es nicht aus, die Dringlichkeit<br />

des Problems anzuerkennen. Es<br />

müssen Taten folgen. Interessanterweise hat<br />

Berlin dafür schon einige Vorarbeit geleistet.<br />

Im April 2016 wurde das <strong>Berliner</strong> Energiewendegesetz<br />

verabschiedet. Es legt fest, dass<br />

das Land Berlin bis zum Jahr 2050 klimaneutral<br />

werden soll. Für den Wegdahin hat<br />

das Abgeordnetenhaus vor knapp zwei Jahren<br />

das <strong>Berliner</strong> Energie- und Klimaschutzprogramm<br />

beschlossen, kurz BEK 2030. Es<br />

enthält rund 100 Maßnahmen in den Bereichen<br />

Klimaschutz sowie für die Anpassung<br />

an die Folgen des Klimawandels. Und es<br />

sieht jährliche Monitoringberichte vor, um<br />

die Fortschritte zu kontrollieren.<br />

Berlin hat also im Grunde schon den Fahrplan<br />

und die Instrumente für den Wegindie<br />

Klimaneutralität. Nun wird nachjustiert. Die<br />

Erklärung der Klimanotlage wäre eigentlich<br />

nicht notwendig gewesen. Sieist so etwas wie<br />

ein nachträglicher Eilstempel für das ohnehin<br />

schon begonnene Projekt. Aber das ist okay.<br />

Der Senat befasst sich auf diese Weise noch<br />

einmal mit dem Thema. Und den Bürgern<br />

wird signalisiert, dass man es ernst meint.<br />

Alle,die fürchten, dass ab übermorgen Autos<br />

mit Verbrennungsmotor in Berlin verboten<br />

werden,dürfen jetzt ruhig ausatmen. Und<br />

all diejenigen, die endlich etwas bewegen<br />

wollen, sollten tief Luft holen. Berlin muss<br />

schleunigst die Mobilitätswende vorantreiben,<br />

seine Gebäude sanieren, die Energieversorgung<br />

umkrempeln, seine Wälder umbauen<br />

und vieles mehr. Dafür braucht es einen<br />

langen Atem. Aber inNotlagen wächst<br />

der Mensch ja bekanntlich über sich hinaus.<br />

weiß nicht, was die verantwortlichen Damen<br />

und Herren bewog, den Mantel des<br />

Vergessens über der demontierten Blume<br />

auszubreiten.<br />

Aber was wäre jetzt zu tun? Zunächst<br />

könnte man den erinnerungspolitischen<br />

Scherbenhaufen sichtbar machen. Wiewäre<br />

es, wenn die in Holzverschalungen verpackten<br />

zehn Blätter der Blume, der Schaft und<br />

die gleichfalls zerlegte innere Glaskugel im<br />

Humboldt-Forum gezeigt würden –sowie<br />

sie sind. Dazu wäredann die Geschichte des<br />

Objekts zu erzählen. AufBildschirmen könnten<br />

die Meinung des Publikums,der Künstler<br />

und Architekten hör- und sichtbar gemacht<br />

werden. Da man heutzutage die Partizipation<br />

des Publikums liebt, könnten die Kommentare<br />

der Besucher fortlaufend filmisch<br />

dokumentiert und gezeigt werden, insbesondere<br />

derjenigen, die Blume und Palast<br />

noch kannten. Am Ende stünde dann womöglich<br />

die Restaurierung.<br />

Aber wohin mit dem Großkunstwerk?<br />

Hier mein Vorschlag: Wegen afrikanischer<br />

Rückforderungen von „völkerkundlichen“<br />

Objekten aus der geplanten, extrem kolonial<br />

geprägten Dauerausstellung wird womöglich<br />

bald Platz geschaffen. Dann aber wären<br />

wir Deutsche jählings auf dieVolkskunde unseres<br />

eigenen, oftmals seltsam dämonischen<br />

Germanenstammes zurückgeworfen. Und<br />

neben Originalteilen unserer Kanonenboote,<br />

Stukas, Krematorien etc. würde sich<br />

die Palastblume dann als Insel der Friedfertigkeit<br />

und Selbstbesinnung ausnehmen.<br />

„Ich mag mir gar nicht<br />

vorstellen, wie Willy Brandt<br />

und Helmut Schmidt<br />

jetzt im Himmel sitzen<br />

und das Drama mit<br />

ansehen müssen.“<br />

Brigitte Seebacher-Brandt, Witwedes früheren Kanzlers<br />

und SPD-Vorsitzenden Willy Brandt, in der Bildzeitung<br />

zum Ausgang des SPD-Mitgliederentscheids.<br />

AUSLESE<br />

Die Reize der<br />

Minderheitsregierung<br />

Das Ergebnis des Mitgliederentscheids<br />

der SPD hat auch ein internationales<br />

Echo hervorgerufen. So schreibt die Londoner<br />

Financial Times:„Manche Christdemokraten<br />

finden insgeheim die Vorstellung<br />

verlockend, dass die SPD die Koalition<br />

verlässt, was es der CDU und ihrer bayerischen<br />

Schwesterpartei CSU ermöglichen<br />

würde, allein mit einer Minderheitsregierung<br />

zu herrschen.“ Das wäre allerdings<br />

beispiellos im Nachkriegsdeutschland.<br />

Außerdem habe Angela Merkel eine solche<br />

Option schon mehrfach ausgeschlossen.<br />

„Aber sie hätte ihreReize.“<br />

Die Amsterdamer <strong>Zeitung</strong> de Volkskrant<br />

hält das Liebäugeln der SPD mit<br />

Neuwahlen für riskant: „Schnelle Neuwahlen<br />

sind für die SPD ein großes Risiko.<br />

Die Partei könnte weiter an Zustimmung<br />

verlieren, zumal noch kein neuer Spitzenkandidat<br />

gefunden wurde. Esken und<br />

Walter-Borjans selbst scheinen für eine<br />

Spitzenkandidatur zu unerfahren zu sein.<br />

Keiner vonihnen hatte jemals in der Bundespolitik<br />

eine führende Position inne.“<br />

„Dass die deutschen Sozialdemokraten<br />

künftig von den relativ ungeprüften Norbert<br />

Walter-Borjans und Saskia Esken geführtwerden,<br />

ist ein Schock, der aber keine<br />

Überraschung sein sollte“, meint die liberale<br />

schwedische Tageszeitung Dagens Nyheter.<br />

„Sozialistische Gedanken finden in<br />

immer mehr etablierten Parteien Einzug –<br />

eine Erinnerung daran, dass sich nicht nur<br />

die Rechten auf gefährliche Weiseradikalisieren.“<br />

Christine Dankbar<br />

PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />

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Meinungsseite: Christine Dankbar.<br />

Seite 3/Report:Bettina Cosack.<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 – S eite 9 *<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Die Kolumne:<br />

Auf eine Curry<br />

mit GregorGysi<br />

Seite 12<br />

Mehr Gewalt: Die Polizeipräsidentin stellt die Kriminalitätsstatistik vor Seite 10<br />

Mehr Schulden: Der Bericht des Landesrechnungshofs Seite 13<br />

Stadtbild<br />

Nichts ist<br />

sicher<br />

Stefanie Hildebrandt<br />

geht DDR-Geschichte nach.<br />

InPankow gibt es jede Menge Gebäude<br />

mit Geschichte.Doch an einem<br />

ging ich in den letzten Jahren<br />

immer nur vorbei, nie hinein. Ein<br />

Fehler.Man muss sich meine Begegnung<br />

mit dem grauen Plattenbau an<br />

der Pankower Pestalozzistraße unterlegt<br />

mit Musik vorstellen. „Why<br />

must all good things come to an<br />

end?“, etwa. Oder: „Es war ne geile<br />

Zeit“.<br />

Für die Künstler des Vereins<br />

Kunstetagen Pankow (KEP), die hier<br />

in den letzten Jahren ihre Ateliers<br />

hatten, geht genau diese Zeit jetzt zu<br />

Ende. Bis zum Jahresende müssen<br />

sie aus ihren Atelierräumen im ehemaligen<br />

Intrac-Gebäude ausziehen.<br />

In dem Gebäudekomplex an der Pestalozzistraße<br />

5bis 8hatte die Intrac,<br />

der einzige Global Player der DDR,<br />

ihren Sitz. Mitüber 700 Mitarbeitern<br />

war die Handelsgesellschaft die<br />

wichtigste und größte Firma des Bereichs<br />

Kommerzielle Koordinierung<br />

(KoKo) unter Alexander Schalck-Golodkowski.<br />

Bei Intrac handelte man<br />

am sozialistischen Plansoll vorbei<br />

mit Antiquitäten, Schmuck, Diamanten,<br />

Erdöl, Edel- und Buntmetallen.<br />

An der Pestalozzistraße sicherten<br />

Kameras und Klingeldraht<br />

erfolgreiche Geschäfte.ImKeller rostet<br />

noch heute ein verschlossener,<br />

großer grüner Tresor vorsich hin.<br />

Nach der Wende zogen kleinere<br />

Gewerbe und Künstler in die Intrac-<br />

Büros. Über 80 Briefkästen im getäfelten<br />

Foyer erzählen noch von der<br />

bunten Mischung. Ingenieure, eine<br />

Musikschule, Architekten, Maler,<br />

Freischaffende, eine Theaterschule,<br />

Beratungsstellen fanden hier bezahlbare<br />

Räume und bildeten eine<br />

einzigartige Hausgemeinschaft.<br />

Noch heute finden sich in den Büros<br />

und Ateliers Original-Einbauten.<br />

Wandschränke, schwere Konferenztische,<br />

inden VIP-Zimmern sorgten<br />

Klimaanlagen vonPanasonic für gutes<br />

Klima. In den Etagenküchen stehen<br />

AEG-Herde, ineinem Schrank<br />

warten seit 30 Jahren Cognacgläser<br />

mit Goldrand auf ein Prosit zum Vertragsabschluss.<br />

Christian Badel, einer<br />

der hier ansässigen Künstler,hat<br />

einen ganzen Karton mit Modeschmuck<br />

made in GDR gefunden.<br />

Mitder Kantine auf dem Gelände,<br />

die bereits dem Abriss zum Opfer gefallen<br />

ist, verschwand auch DDR-<br />

Kunst am Bau, Plastiken und Skulpturen.<br />

„Das Denkmalamt wollte oder<br />

konnte nicht rechtzeitig schauen, ob<br />

Schützenswertes vorhanden ist“,<br />

sagt Grafiker Christian Badel, der<br />

wenigstens fotografierthat, was war.<br />

Denn wo früher Sozialisten richtig<br />

Kohle machten, soll auch heute wieder<br />

gut verdient werden. Anstelle der<br />

Ateliers sollen Eigentumswohnungen<br />

entstehen, heißt es.<br />

Lange Zeit hatte es in den Verhandlungen<br />

mit dem Eigentümer<br />

Hoffnung gegeben, dass hier doch<br />

noch bezahlbarer Raum für Kunst<br />

geschaffen würde,doch diese erwies<br />

sich als trügerisch. DieKünstler werden<br />

jetzt in einen Plattenbau in der<br />

Prenzlauer Promenade ziehen. Hier<br />

haben sie Verträge für neun Monate<br />

bekommen. „Wenn nichts sicher ist,<br />

ist alles möglich“, steht auf dem<br />

Schild an einer Ateliertür. Ergilt leider<br />

auch für die Zukunft der Kunstschaffenden.<br />

Blick auf den Checkpoint Charlie. Verschiedene Interessen prallen an dem geschichtsträchtigen Ortaufeinander.<br />

Ein Platz zum Wohnen und Erinnern<br />

Der Bebauungsplan für den Checkpoint Charlie soll beschlossen werden. Doch es gibt auch andere Ideen<br />

VonUlrich Paul<br />

Der ehemalige Grenzübergang<br />

Checkpoint Charlie<br />

soll nicht nur Anziehungspunkt<br />

für Touristen<br />

sein, sondern zugleich Wohnort<br />

für <strong>Berliner</strong> werden. Das geht aus<br />

dem Bebauungsplanentwurf aus<br />

dem Hause von Stadtentwicklungssenatorin<br />

Katrin Lompscher (Linke)<br />

hervor, der an diesem Dienstag im<br />

Senat beraten werden soll.<br />

Neben einer Fläche für ein Museum<br />

des Kalten Kriegs sind danach<br />

auf dem 1,3 Hektar großen Areal ein<br />

Stadtplatz sowie eine gemischte Bebauung<br />

mit rund 300 Wohnungen<br />

vorgesehen. Eigentlich wollte sich<br />

Lompscher für ihren Plan bereits am<br />

vergangenen Dienstag die Zustimmung<br />

der Landesregierung holen,<br />

doch konnte sich die Koalition zu<br />

dem Zeitpunkt noch nicht einigen.<br />

Grund dafür war dem Vernehmen<br />

nach, dass von SPD-Seite Forderungen<br />

nach dem Bauvon zwei bis zu 60<br />

Meter hohen Gebäuden („Hochpunkten“)<br />

auf dem Areal unterstützt<br />

wurden, während der Entwurf aus<br />

dem Hause Lompscher die Hochpunkte<br />

nicht vorsieht. Jetzt soll es<br />

zwar weiterhin keine Hochpunkte<br />

geben, doch signalisierte Lompscher<br />

bereits in der vergangenen Woche<br />

Entgegenkommen. Es gebe bei dem,<br />

was städtebaulich und architektonisch<br />

möglich sei, eine „Menge<br />

Spielraum“, sagte sie.<br />

„Ich bin sehr zuversichtlich, dass<br />

der Bebauungsplan durch den Senat<br />

gehen wird“, sagte die Grünen-Abgeordnete<br />

Daniela Billig am Montag.<br />

„Damit wir wirklich auf der sicheren<br />

Seite sind, müssen wir den Bebauungsplan<br />

bis zum 14. Februar 2020<br />

beschlossen und veröffentlicht haben.“<br />

Die Gefahr sei sonst zu groß,<br />

dass Gerichte gegen die Interessen<br />

Berlins entscheiden.<br />

Veränderungssperreläuft aus<br />

Hintergrund: Mitte Februar 2020<br />

läuft eine sogenannte Veränderungssperre<br />

für das östliche Grundstück<br />

am Checkpoint Charlie aus.Sie<br />

verhindertwährend der Arbeiten am<br />

Bebauungsplan, dass Bauwünsche,<br />

die den Interessen des Landes widersprechen,<br />

genehmigt werden. Zwar<br />

gibt es immer wieder Äußerungen,<br />

wonach die Veränderungssperre für<br />

das östliche Grundstück verlängert<br />

werden könnte,doch hat die Senatsverwaltung<br />

für Stadtentwicklung<br />

diese stets zurückgewiesen. Dies sei<br />

nur möglich, wenn besondere Umstände<br />

vorlägen. Dies sei hier aber<br />

nicht der Fall.<br />

Der ehemalige Wirtschaftssenator<br />

Wolfgang Branoner (CDU) wies<br />

am Montag unter Berufung auf ein<br />

Gutachten darauf hin, dass selbst bei<br />

der Aufhebung der Veränderungssperre<br />

noch Zeit bleibe, umamBebauungsplan<br />

weiterzuarbeiten. Für<br />

die Erteilung einer Baugenehmigung<br />

sei nämlich die Rechtslage zum<br />

Zeitpunkt der Genehmigung maßgeblich,<br />

also nach Abschluss eines<br />

mehrmonatigen Genehmigungsverfahrens.<br />

Folglich bestehe noch nach<br />

dem 14. Februar 2020 für mindestens<br />

sechs bis neun Monate die Möglichkeit,<br />

den Bebauungsplanentwurf<br />

zu ändern und zu ergänzen. Dafür<br />

plädiert Branoner, der heute die Beratungsfirma<br />

SNPC führt.<br />

Unterstützung für TimRenner<br />

Branoner stärkt damit den ehemaligen<br />

Kulturstaatssekretär TimRenner<br />

(SPD), der sich im Sommer für ein<br />

anderes Konzept am Checkpoint<br />

Charlie ausgesprochen hatte. Renner<br />

favorisiert Studentenwohnungen<br />

an Stelle einer normalen Wohnbebauung.<br />

Zudem sähe er die Friedrichstraße<br />

gerne als verkehrsberuhigte<br />

Zone. Branoner und Renner<br />

sind miteinander befreundet, seitdem<br />

Universal Music Deutschland –<br />

damals mit Renner als Chef –imJahr<br />

2002 seinen Sitz von Hamburg nach<br />

Berlin verlegte. Der „Checkpoint“<br />

des Tagesspiegel hatte zuerst über<br />

das Gutachten im Auftrag von Branoners<br />

Firmaberichtet.<br />

Lompschers Plan sieht vor, östlich<br />

der Friedrichstraße einen Bildungs-<br />

und Erinnerungsort einzurichten.<br />

Dort soll ein Museum entstehen,<br />

das an die Zeit des Kalten<br />

Kriegs erinnert. Westlich der Friedrichstraße<br />

ist ein Stadtplatz vorgesehen.<br />

Die Wohnungen sollen aus<br />

Gründen des Lärmschutzes möglichst<br />

in jenen Bereichen entstehen,<br />

die vom Stadtplatz und Museum<br />

abgewandt sind. Lompschers Plan<br />

hebt sich deutlich von den Überlegungen<br />

des Investors Trockland ab,<br />

mit dem das Land Berlin sehr lange<br />

über den Checkpoint Charlie verhandelte,<br />

zudem es aber nach Berichten<br />

über ein komplexes Firmennetzwerk<br />

mit Zweigen in Steueroasen<br />

wie Luxemburg und Zypern auf<br />

Distanz ging. So ist beispielsweise<br />

kein Hotel mehr vorgesehen, das<br />

Trockland ursprünglich bauen<br />

wollte. Das Unternehmen will aber<br />

trotzdem weiter am Checkpoint<br />

Charlie investieren.<br />

Es gibt, wie berichtet, auch noch<br />

einen ganz anderen Vorschlag für<br />

den Checkpoint Charlie.Der Bremer<br />

Investor Alexander Ruddat bietet an,<br />

das Museum des Kalten Kriegs in<br />

dem von ihm erworbenen Haus an<br />

AFP/ JOHN MACDOUGALL<br />

der Zimmerstraße 19 einzurichten –<br />

in unmittelbarer Nähe zum Checkpoint<br />

Charlie.Damit hätte Berlin die<br />

Chance, den Ort der Blockkonfrontation<br />

voneiner Bebauung freizuhalten<br />

–und die charakteristische Leere<br />

des Platzes erlebbar zu machen. Beraten<br />

wird Ruddat vom Unternehmen<br />

des ehemaligen Stadtentwicklungssenators<br />

Peter Strieder (SPD).<br />

NACHRICHTEN<br />

„Dieselfahrverbote<br />

nicht kontrollierbar“<br />

Fahrer alter Diesel haben nach Einschätzung<br />

der Gewerkschaft der Polizei<br />

in den Fahrverbotszonen in Berlin<br />

nicht allzu viel zu befürchten.<br />

„Der Personalkörper der <strong>Berliner</strong> Polizei<br />

gibt es nie im Leben her,dass wir<br />

alle Verbotszonen im Blick behalten<br />

und dortregelmäßig kontrollieren<br />

können“, erklärte die Gewerkschaft.<br />

DieFahrverbote seien unter den gegebenen<br />

Voraussetzungen nicht<br />

kontrollierbar.Die Gewerkschaft forderteine<br />

automatisierte Kennzeichenerkennung<br />

in den betroffenen<br />

Straßenabschnitten. DerSenat hatte<br />

im Juli Dieselfahrverbote für mehrere<br />

Stellen in der Hauptstadt beschlossen,<br />

um die Stickoxidbelastung<br />

zu senken. (dpa)<br />

GSG 9bis Ende 2020<br />

permanent in Berlin<br />

Gutes aus<br />

Artgerechter Tierhaltung<br />

DieSpezialeinheit GSG 9will einen<br />

neuen StandortinBerlin bis Ende<br />

kommenden Jahres mit dauerhaften<br />

Kräften besetzt haben. Dazu werde<br />

die Einheit der Bundespolizei auch<br />

etwa um ein Drittel wachsen, berichtet<br />

die ARD in der Dokumentation<br />

„GSG 9–Terror im Visier“. „Ich gehe<br />

davon aus,dass wir Ende nächsten<br />

Jahres Kräfte fest hier haben, die<br />

dann permanent in Berlin sind“,<br />

sagte GSG 9-Kommandeur Jerome<br />

Fuchsineinem Interview. (dpa)<br />

VORBESTELLUNG<br />

FÜR DIE<br />

WEIHNACHTSTAGE<br />

an den Theken der<br />

100 %Bio ·von Bauern aus der Region<br />

keine Antibiotika ·Verzicht auf Geschmacksverstärker<br />

BIOMANUFAKTUR-HAVELLAND.DE


10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Berlin<br />

Alles auf Grün<br />

Die Liste der beliebten Politiker<br />

führt ein Linker an. Bei den Parteien dagegen<br />

liegt klar die Umweltpartei vorne<br />

+1,2<br />

VonMelanie Reinsch<br />

+0,8<br />

+0,7<br />

Beliebtheit der <strong>Berliner</strong> Senatoren<br />

Bewertung anhand einer Skala von +5bis –5(dargestellt ist jeweils der Mittelwert)<br />

+0,7<br />

+0,6<br />

+0,5<br />

+0,4<br />

–0,4<br />

–0,6<br />

–0,7 –0,7<br />

Veränderung zum Vormonat<br />

+0,1 +0,2 +0,2 +0,2 +0,1<br />

+0,1 +0,1<br />

–0,1<br />

+0,1 +0,3<br />

Bekanntheit<br />

0<br />

75 % 75 %<br />

69 %<br />

65%<br />

96 %<br />

70 %<br />

55 %<br />

60 %<br />

80% 74 %<br />

70 %<br />

Klaus Lederer<br />

(Linke)<br />

Andreas Geisel<br />

(SPD)<br />

Matthias Kollatz<br />

(SPD)<br />

Dilek Kalayci<br />

(SPD)<br />

Michael Müller<br />

(SPD)<br />

Ramona Pop<br />

(Grüne)<br />

Elke Breitenbach<br />

(Linke)<br />

Dirk Behrendt<br />

(Grüne)<br />

Katrin Lompscher<br />

(Linke)<br />

Sandra Scheeres<br />

(SPD)<br />

Regine Günther<br />

(Grüne)<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: FORSA<br />

Kurz vor Weihnachten werden<br />

im politischen Berlin<br />

die Karten neu gemischt.<br />

Denn am Wochenende hat<br />

sich die Bundes-SPD auf ein neues<br />

Führungsduo geeinigt: Saskia Esken<br />

und Norbert Walter-Borjans. Damit<br />

hatte kaum einer gerechnet, denn<br />

das Duo gilt als links, führungsunerfahren<br />

und GroKo-kritisch. Welche<br />

Auswirkungen das Ergebnis haben<br />

wird, darüber scheiden sich die Geister.Denn<br />

während die einen der SPD<br />

nun den Untergang prognostizieren,<br />

sind sich andereKommentatoren sicher,<br />

dass die Wahl des Duos Esken/Borjan<br />

die Stunde Null in Richtung<br />

Neustartmarkiert.<br />

Befragung vorSPD-Entscheidung<br />

In der aktuellen November-Umfrage<br />

des Meinungsforschungsinstituts<br />

Forsa im Auftrag der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong> spielen diese Effekte noch<br />

keine Rolle, denn die Zahlen sind<br />

vor der Wahl erhoben worden. Die<br />

neuesten Entwicklungen bei der<br />

SPD werden also erst im nächsten<br />

Monat sichtbar. Und so bleiben die<br />

Werte imNovember noch stabil mit<br />

Sonntagsfrage Abgeordnetenhaus<br />

November 2019 „Wenn am Sonntag<br />

Abgeordnetenhauswahl wäre...“<br />

in KlammernVeränderung zum Vormonat<br />

SPD<br />

16 %<br />

(+1)<br />

Grüne<br />

24 %<br />

(–1)<br />

Linke<br />

17 % (+1)<br />

CDU<br />

17 % (–1)<br />

FDP<br />

5%(±0)<br />

AfD<br />

11 % (±0)<br />

Sonstige<br />

10 % (±0)<br />

geringfügigen Änderungen zum<br />

Vormonat.<br />

Forsa befragte im Zeitraum zwischen<br />

dem 21. und dem 28. November<br />

1006 <strong>Berliner</strong>. Die Grünen bleiben<br />

danach weiterhin stärkste Kraft<br />

in Berlin, verlieren aber im Vergleich<br />

zum Vormonat einen Prozentpunkt<br />

und kommen so auf 24 Prozent. Hinzugewinnen<br />

konnten allerdings die<br />

Koalitionspartner – jeweils einen<br />

Prozentpunkt. Die <strong>Berliner</strong> SPD<br />

kommt innerhalb der Regierung auf<br />

Platz drei mit 16 Prozent und liefert<br />

sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit<br />

den Linken, die auf 17 Prozent kommen.<br />

Man nähert sich also wieder<br />

langsam an. Knapp zwei Jahre vor<br />

der nächsten Abgeordnetenhauswahl<br />

hält das Dreier-Bündnis also<br />

weiterhin eine solide Mehrheit von<br />

57 Prozent – allen Querelen zum<br />

Trotz. Das ist in Zeiten, in denen<br />

Bündnisse durch die Zerfledderungen<br />

der Parteien immer schwieriger<br />

werden, durchaus eine Erwähnung<br />

wert. Beispiel Thüringen: Dort ist<br />

eine Koalition nach der Landtagswahl<br />

bisher nicht in Sicht. Auch in<br />

der Opposition bleibt es im November<br />

ruhig. Die FDP schabt wie auch<br />

im Oktober schon an der Fünf-Prozent-Hürde<br />

entlang, die AfD kommt<br />

erneut auf elf Prozent, und die<br />

Christdemokraten verlieren einen<br />

Prozentpunkt und landen damit bei<br />

17 Prozent. Sie teilen sich in der Gesamtwertung<br />

den zweiten Platz mit<br />

den Linken.<br />

35 Prozent sind mit der Arbeit des<br />

<strong>Berliner</strong> Senats zufrieden oder sehr<br />

zufrieden, 37 Prozent weniger zufrieden<br />

und jeder fünfte <strong>Berliner</strong> „gar<br />

nicht“. Eine Koalition aus SPD,CDU<br />

und Grünen, wie sie kürzlich in<br />

Sonntagsfrage Bundestagswahl<br />

November 2019 „Wenn am Sonntag<br />

Bundestagswahl wäre...“ in Klammern<br />

Veränderung zum Vormonat<br />

SPD<br />

14 %<br />

(+1)<br />

Grüne<br />

24 %<br />

(±0)<br />

Linke<br />

16 % (+1)<br />

CDU<br />

20 % (–2)<br />

FDP<br />

7%(+1)<br />

AfD<br />

11 % (±0)<br />

Sonstige<br />

8%(–1)<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: FORSA<br />

Brandenburg geschlossen wurde,<br />

fände unter den <strong>Berliner</strong>nwenig Anklang.<br />

Mehr als die Hälfte (51 Prozent)<br />

kann sich so ein Bündnis für<br />

die Hauptstadt nicht vorstellen.<br />

Obwohl die Grünen nach den<br />

Umfragewerten am besten dastehen<br />

und die Sozialdemokraten nur<br />

auf dem vierten Platz landen,<br />

trauen nur 15 Prozent der <strong>Berliner</strong><br />

der Ökopartei zu, mit den Problemen<br />

in Berlin am besten fertig zu<br />

werden – damit stehen sie fast<br />

gleichauf mit der SPD, die hier auf<br />

14 Prozent kommt. Für die SPD ist<br />

das der beste Wert seit April 2018.<br />

Im Juli trauten nur 8 Prozent der<br />

<strong>Berliner</strong> der SPD das zu. Für die<br />

Grünen ist es dagegen der schlechteste<br />

seit März 2019. Im Juli 2019<br />

trauten noch 21 Prozent der Befragten<br />

den Grünen zu, die Probleme<br />

der Stadt am ehesten in den Griff zu<br />

bekommen. Die Linken erhalten<br />

hier im November einen Wert von 8<br />

Prozent, die CDU von 9Prozent. 49<br />

Prozent der <strong>Berliner</strong> gab allerdings<br />

an, dass keine Partei in der Lage sei,<br />

die Probleme der Stadt zu lösen.<br />

Grünen im Bund stärkste Kraft<br />

Wäre amWochenende Bundestagswahl,<br />

so hätte vorallem die CDU am<br />

stärksten verloren. Siebüßt zwei Prozentpunkte<br />

ein und landet bei<br />

20 Prozent. Stärkste Kraft bleiben die<br />

Grünen mit 24 Prozent (+/- 0). Auch<br />

auf Bundesebene gewinnt die SPD<br />

einen Prozentpunkt hinzu und<br />

kommt so auf 14 Prozent. Auch Linke<br />

(16 Prozent) und FDP (7 Prozent)<br />

konnten jeweils um einen Prozentpunkt<br />

zulegen. Die rechtspopulistische<br />

AfD stagnierte im November<br />

bei 11 Prozent.<br />

Gnädig zeigten sich die Befragten<br />

bei der Bewertung der Senatoren<br />

und Senatorinnen. Fast alle werden<br />

positiver als im Oktober bewertet –<br />

nur Justizsenator Dirk Behrendt<br />

musste 0,1 Punkte einbüßen und<br />

Verkehrssenatorin Regine Günther<br />

(beide Grüne) blieb in der Bewertung<br />

gleich, so dass sich Günther den<br />

letzten Platz mit SPD-Bildungssenatorin<br />

Sandra Scheeres teilen muss.<br />

Letzterekonnte allerdings am stärksten<br />

von allen (+0,3) zulegen. Zu<br />

schwach waren ihreWerte allerdings<br />

im Vormonat, so dass es trotzdem zu<br />

keinen größeren Sprüngen auf der<br />

Treppe reicht.<br />

Gewinner bleibt wie auch in den<br />

Vormonaten Kultursenator Klaus Lederer<br />

(Linke), gefolgt von drei SPD-<br />

Senatorinnen und -senatoren: Innensenator<br />

Andreas Geisel, Finanzsenator<br />

Matthias Kollatz und Gesundheitssenatorin<br />

Dilek Kalayci.<br />

Der Regierende Bürgermeister<br />

Michael Müller, ebenfalls Sozialdemokrat,<br />

landet in diesem Monat auf<br />

dem fünften von elf Plätzen –abermals<br />

vor Wirtschaftssenatorin Ramona<br />

Pop(Grüne).<br />

Gestiegene Gewaltbereitschaft<br />

Die Polizei registriert mehr Vorfälle gegen Schwule, Lesben und Transsexuelle –zeitgleich sank die Aufklärungsquote<br />

VonMelanie Reinsch<br />

InBerlin ist die Zahl homophober<br />

und transphober Übergriffe auf<br />

Schwule,Lesben oder Transsexuelle,<br />

die polizeilich erfasst wurden, in diesem<br />

Jahr eklatant angestiegen. In<br />

den ersten drei Quartalen verzeichnete<br />

die Polizei 261 Fälle. ImVergleichszeitraum<br />

waren es im Jahr<br />

2018 insgesamt 184 Fälle. Die registrierten<br />

Vorfälle fallen in der Kriminalitätsstatistik<br />

in den Bereich der<br />

Hasskriminalität gegen sexuelle Orientierung<br />

beziehungsweise gegen<br />

geschlechtliche Identität.<br />

Aufklärungsquote sinkt<br />

Auch die Aufklärungsquote der Taten<br />

sank von 47Prozent im vergangenen<br />

Jahr auf 38 Prozent in diesem<br />

Jahr. Amhäufigsten ereigneten sich<br />

die Übergriffe in Mitte, Tempelhof-<br />

Schöneberg, Friedrichshain-Kreuzbergund<br />

Neukölln.<br />

Der Grad der Gewaltbereitschaft,<br />

Homophobie und Transphobie<br />

weite sich immer weiter aus, sagte<br />

die <strong>Berliner</strong> Polizeipräsidentin Barbara<br />

Slowik am Montag bei der Vorstellung<br />

der aktuellen Zahlen. Mit<br />

größtem Bedauern und Erschüttern<br />

sei festzustellen, dass die Zahlen im<br />

Jahr 2019 gestiegen seien. Slowik<br />

glaubt, dass die Zahlen vor allem<br />

durch die zunehmende Polarisierung<br />

in vielen Bereichen der Gesellschaft<br />

zu erklären seien. Diese führe<br />

zu einem Ansteigen von Hasskriminalität.<br />

„Das ist eine gesamtgesellschaftliche<br />

Aufgabe“, so Slowik. Positiv<br />

sei zu verzeichnen, dass es eine<br />

erhöhte Anzeigenbereitschaft gebe.<br />

Generalstaatsanwältin Margarete<br />

Koppers erklärte,dass ein Blick in die<br />

Statistik zeige,dass es auch nur zu einem<br />

geringen Teil zu Verurteilungen<br />

käme.„Nur inknapp 60 Prozent der<br />

Fälle konnten wir den Täter oder die<br />

Täterin namhaft machen. Dasist ein<br />

Homophobe und<br />

transphobe Übergriffe<br />

in Berlin, jeweils die ersten drei Quartale<br />

2018 2019<br />

184 261<br />

BLZ/GALANTY; QUELLE: POLIZEI<br />

Problem vonHasskriminalität im Internet,<br />

die vielfach aus der Anonymität<br />

begangen wird“, so Koppers.Dort<br />

stoße man an Grenzen, auch durch<br />

die mangelnde Mitwirkungsbereitschaft<br />

der Netzbetreiber.<br />

Derüberwiegende Teil der Anzeigen<br />

musste daher eingestellt werden,<br />

weil die Fälle nicht ausreichend<br />

nachweisbar waren. In 51 Fällen kam<br />

es zu Anklagen. Laut Koppers sei das<br />

im Vergleich zu den vorigen Jahren<br />

„schon eine recht große Zahl“. Die<br />

Verfahren endeten überwiegend mit<br />

Geldstrafen. Jugend- oder Freiheitsstrafen<br />

wurden in vier Fällen verhängt<br />

–dazu zählte schwerer Raub<br />

und gefährliche Körperverletzung.<br />

„Das Dunkelfeld ist nach wie vor<br />

sehr groß. Wir leben in einer Zeit, in<br />

der Hasskriminalität und Menschenfeindlichkeit<br />

zum Alltag geworden<br />

ist“, betonte die Generalstaatsanwältin<br />

weiter. Die Zahlen<br />

stiegen stetig. Minderheiten stünden<br />

im Fokus rechtsradikaler Kreise.„Jeder<br />

kann betroffen sein oder ist es<br />

schon“, machte Koppers deutlich.<br />

Respektpreis verliehen<br />

Im Zuge der Vorstellung der Zahlen<br />

wurde am Montag auch zum neunten<br />

Malder Respektpreis vomBündnis<br />

gegen Homophobie verliehen.<br />

Ausgezeichnet wurde der Türkische<br />

Bund in Berlin-Brandenburg (TBB),<br />

der sich vorallem in den Communitys<br />

türkischstämmiger Menschen<br />

engagiert und dort kontinuierlich<br />

Aufklärungsarbeit zum Thema Homosexualität<br />

leistet. Anfang 2018<br />

startete der TBB das Projekt „Mein<br />

Kind –ohne Wenn und Aber! Stärkung<br />

von LGBTQI und ihrer Familien“,<br />

mit dessen Hilfe sich Eltern<br />

über geschlechtliche Identitäten<br />

und sexuelle Orientierungen informieren<br />

können. Safter Çinar vom<br />

TBB bedankte sich für die Auszeichnung<br />

und sagte, dass besonders „in<br />

unserer Community noch mehr Aufklärungsbedarf“<br />

bestünde.<br />

Dirk Behrendt (Grüne), Senator<br />

für Justiz, Verbraucherschutz und<br />

Antidiskriminierung, betonte, dass<br />

Gewalt und Diskriminierung leider<br />

auch in Berlin zum Alltag vieler<br />

LSBTI-Menschen gehörten. „Ich<br />

finde das unerträglich. Die Zahlen<br />

zeigen aber auch: Es ist wichtiger<br />

denn je, sich für Respekt und Toleranz<br />

einzusetzen“, so Behrendt.<br />

Auch aus diesem Grund werde Berlin<br />

bald ein Landesantidiskriminierungsgesetz<br />

(LADG) haben. Das Gesetz,<br />

das der Senat bereits im Juni beschlossen<br />

hat, muss noch das Abgeordnetenhaus<br />

passieren. Mit dem<br />

LADG sollen die europäischen Vorgaben<br />

im Bereich des Antidiskriminierungsrechts<br />

im <strong>Berliner</strong> Landesrechtumgesetzt<br />

werden.<br />

Damit wäre Berlin das erste Bundesland,<br />

das ein entsprechendes Gesetz<br />

auf den Weggebracht hat. Betroffene,<br />

die sich zum Beispiel von<br />

der Polizei, in Behörden oder Schulen<br />

benachteiligt sehen, sollen dann<br />

ein Instrument haben, um dagegen<br />

vorzugehen. Der Gesetzentwurf aus<br />

dem Haus der Justizverwaltung stößt<br />

allerdings bei der Gewerkschaft der<br />

Polizei auf Kritik. So sorgt die Beweislastumkehr<br />

für Unmut. Sie befürchtet,<br />

dass die Polizei unter Generalverdacht<br />

gestellt würde. Aktuell<br />

wird das Gesetz in den Ausschüssen<br />

beraten, vermutlich soll es im Januar<br />

verabschiedet werden.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 11<br />

· ·<br />

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Berlin<br />

„Wir müssen ertragen, was wir nicht begreifen können“<br />

Hunderte erwiesen ihm die letzte Ehre: Am Montag wurde der getötete Fritz von Weizsäcker beerdigt<br />

VonNorbertKoch-Klaucke<br />

Hunderte kamen. Familie,<br />

Freunde, Mediziner-<br />

Kollegen, sogar einstige<br />

Patienten erschienen,<br />

um den getöteten Chefarzt der<br />

Schlosspark-Klinik, Professor Fritz<br />

vonWeizsäcker,die letzte Ehrezuerweisen.<br />

Der 59-jährige international<br />

anerkannte Mediziner, der im November<br />

von einem psychisch Kranken<br />

erstochen worden war, wurde<br />

am Montag auf dem Waldfriedhof in<br />

Dahlem neben seinem Vater, dem<br />

einstigen Bundespräsidenten und<br />

früheren <strong>Berliner</strong> Regierenden Bürgermeisters<br />

Richard von Weizsäcker<br />

(1920-2015), beigesetzt.<br />

FDP-Chef unter den Gästen<br />

Trauerfeier für Fritz von Weizsäcker:Mitarbeiter eines Bestattungsunternehmens tragen den Sarg aus der Jesus-Christus-Kirche in Dahlem.<br />

Zuvor wurde unter großer Anteilnahme<br />

ein Gedenkgottesdienst in<br />

der Jesus-Christus-Kirche abgehalten.<br />

Das1927 erbaute Gotteshaus an<br />

der Dahlemer Hittorfstraße war bei<br />

der einstündigen Trauerfeier bis auf<br />

den letzten Platz gefüllt. Etwa 600<br />

Trauergäste seien es gewesen, teilte<br />

das mit der Ausführung beauftragte<br />

<strong>Berliner</strong> Bestattungsunternehmen<br />

Hunold &Co. mit.<br />

In der ersten Reihe saß die Familie<br />

des Mediziners: die Ehefrau, die<br />

drei Töchter und der Sohn von Fritz<br />

von Weizsäcker, sowie dessen 87<br />

Jahre alte Mutter Marianne von<br />

Weizsäcker. Unter den Trauernden,<br />

die an dem Gedenkgottesdienst teilnahmen,<br />

waren auch FDP-Chef<br />

Christian Lindner, ein Freund des<br />

Arztes, und der <strong>Berliner</strong> Kunstfördererund<br />

Anwalt Peter Raue.<br />

Im Altarraum stand der mit Blumen<br />

geschmückte Eichenholzsarg.<br />

EinBild des Toten, wie oft bei prominenten<br />

Trauerfeiern üblich, gab es<br />

jedoch nicht. Neben dem Sarg standen<br />

Gestecke mit Rosen und Gerbera<br />

und drei große Kränze. Einen<br />

hatte der Regierende Bürgermeister<br />

Michael Müller geschickt. Viele<br />

Gäste hatten sich aber wohl an die<br />

Bitte der Familie gehalten, statt überbordender<br />

Blumen Geld für die Sanierung<br />

der Jesus-Christus-Kirche<br />

zu spenden.<br />

DiePfarrerin der Dahlemer Evangelischen<br />

Kirchengemeinde, Cornelia<br />

Kulawik, erinnerte zu Beginn der<br />

Trauerfeier an die gewaltsame Tat,<br />

durch die Fritz von Weizsäcker aus<br />

dem Leben gerissen wurde. „Wir<br />

müssen hinnehmen, was geschehen<br />

ist. Wir müssen ertragen, was wir<br />

nicht begreifen können“, sagte sie.<br />

Worte des Trostes fand die Pfarrerin<br />

in dem Glaubensbekenntnis des von<br />

den Nationalsozialisten ermordeten<br />

SABINE GUDATH<br />

Pfarrers Dietrich Bonhoeffer, das<br />

dieser 1943 geschrieben hatte. Kulawik<br />

zitierte daraus: „Ich glaube, dass<br />

Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft<br />

geben will, wie wir<br />

brauchen.“<br />

Fritz vonWeizsäcker war seit 2005<br />

Chefarzt für Innere Medizin an der<br />

Schlosspark-Klinik in Charlottenburg.<br />

Dort wurde der Mediziner am<br />

19. November während eines Vortrages<br />

von einem Zuhörer mit einem<br />

Messer erstochen worden. Laut<br />

Staatsanwaltschaft sei der Angreifer<br />

psychisch krank und habe „wahnbedingt“<br />

eine Abneigung gegen die Familie<br />

vonWeizsäcker.Der 57-jährige<br />

Mann aus Rheinland Pfalz wurde in<br />

die Psychiatrie eingewiesen. Die Ermittlungen<br />

laufen weiter.<br />

Bei der Trauerfeier würdigte Altbischof<br />

Wolfgang Huber in seiner<br />

Predigt Fritz von Weizsäcker als einen<br />

„herzensgütigen Menschen“<br />

und Humanisten, der als Arzt stets<br />

für das Wohl seine Patienten im Einsatz<br />

war.Erhabe sich für Familie und<br />

Beruf gleichermaßen interessiert.<br />

VonWeizsäcker mochte Schach und<br />

Primzahlen. Privat sei er gerne nach<br />

England und Italien gereist, liebte<br />

Musik, spielte Klavier.<br />

So erklangen während der Trauerfeier<br />

Werke von Johann Sebastian<br />

Bach und vonFilmkomponisten, die<br />

von Weizsäcker verehrte. Dazu gehörte<br />

auch das „Liebesthema“ aus<br />

dem Hollywood-Klassiker „Der<br />

Pate“. „Denn nicht der Todhat das<br />

letzte Wort, sondern die Liebe.“,<br />

sagte Huber. „Im Namen der Liebe<br />

Gottes nehmen wir Abschied von<br />

Fritz vonWeizsäcker.“<br />

Auf dem Waldfriedhof in Dahlem<br />

wurde der Arzt neben dem Grab seines<br />

Vaters beigesetzt. Mutter Marianne<br />

von Weizsäcker stand gefasst<br />

davor, als der Sarg ihres jüngsten<br />

Sohnes in die Tiefe gelassen wurde.<br />

Stasi-Museum:<br />

Mielkes Gold geraubt?<br />

Herkunft und Verbleib des Schmucks sind ungeklärt<br />

Gratis für Sie:<br />

VonPhilippe Debionne und Klaus Oberst<br />

Waren es Sammler auf der Jagd<br />

nach seltenen Zeitdokumenten<br />

oder doch nur gewöhnliche Kriminelle?<br />

Nach dem Einbruch in das<br />

Stasi-Museum in der Ruschestraße<br />

in Lichtenberg gibt es noch keine<br />

heiße Spur zu den Tätern. Doch es<br />

wurden nicht nur Orden und andere<br />

DDR-Devotionalien entwendet,<br />

sondern auch wertvoller Goldschmuck<br />

aus früheren Stasi-Beständen.<br />

Einzelheiten zu den gestohlenen<br />

Exponaten, bei denen es sich um<br />

Trauringe sowie mit Edelsteinen besetzte<br />

Ringe handeln soll, wollte die<br />

Polizei zunächst nicht bekanntgeben.<br />

Allerdings wurde dieser <strong>Zeitung</strong><br />

aus Ermittlerkreisen bestätigt, dass<br />

es sich nach derzeitigem Kenntnisstand<br />

um bei der Wende entdeckten<br />

Schmuck aus Stasi-Beständen handeln<br />

soll, deren rechtmäßige Besitzer<br />

bislang nicht ausfindig gemacht<br />

werden konnten. DasBundesamt für<br />

offene Vermögensfragen habe die<br />

Stücke dem Museum als Dauerleihgabe<br />

überlassen. Zuerst hatte der Tagesspiegel<br />

darüber berichtet.<br />

Damit stammen Teile der jetzt gestohlenen<br />

Stücke möglicherweise<br />

aus der berüchtigten „Aktion Licht“<br />

aus dem Jahr 1962. Damals ließ die<br />

DDR-Führung unter der Führung<br />

von Erich Mielke persönlich rund<br />

21 000 Bankschließfächer und Tresoreaufbrechen,<br />

die nach 1945 nicht<br />

mehr geöffnet worden waren. Der<br />

Großteil der Besitzer war entweder<br />

von den Nazis ermordet worden<br />

oder lebte im Westen.<br />

„Eventuell vorhandene Alarmanlagen<br />

wurden im Vorfeld mit Hilfe<br />

eingesetzter IM in den Banken geortet<br />

und außer Betrieb gesetzt“, heißt<br />

es auf der Internetseite des Bundesbeauftragten<br />

für Stasi-Unterlagen.<br />

Und weiter: „Ausgespäht werden<br />

sollten darüber hinaus auch Privathäuser,<br />

in die offensichtlich ebenfalls<br />

konspirative Einbrüche geplant<br />

waren, um auch dortinvergessenen<br />

Safes nach weiterem Gesellschaftseigentum“<br />

wie Schmuck, Uhren, Silberbesteck,<br />

Briefmarkensammlungen<br />

oder auch Aktien und Sparbüchernzusuchen.<br />

Mit Erfolg: Im Oktober 1962 sei<br />

„die Beute des staatlichen Raubzugs<br />

dem DDR-Finanzministerium übergeben“<br />

worden. Eine Auflistung, „an<br />

die Tresorverwaltung des Ministeriums<br />

für Finanzen (...) erfasst Gegenstände<br />

im Gesamtwertvon rund 2,37<br />

Millionen DM“. Doch es ging den<br />

Stasi-Plünderern nicht etwa darum,<br />

die gefundenen Wertgegenstände<br />

wie Schmuck, Aktien, Edelmetalle<br />

und Kunstgegenstände den ursprünglichen<br />

Besitzern oder deren<br />

Erben zurückzugeben.<br />

Ziel sei laut Stasi-Unterlagen vielmehr„die<br />

Ermittlung und Sicherstellung<br />

der bisher nicht ordnungsgemäß<br />

erfassten Wertgegenstände, die<br />

gesellschaftliches Eigentum sind,<br />

um Schieber- und Spekulantentum<br />

zu unterbinden“ gewesen. Zu diesem<br />

Zwecke seien die Wertgegenstände<br />

„in einem besonderen Tresor<br />

der Deutschen Notenbank zu verschließen<br />

und vom MfS zu versiegeln“.<br />

In einem zweiten Schritt sollten<br />

die Wertgegenstände entweder<br />

in den Edelmetallfonds der DDR fließen<br />

oder „durch modisch bedingte<br />

Umarbeitung dem Export bzw.<br />

durch Neuanfertigung von<br />

Schmuckstücken aus vorhandenem<br />

Material dem Export zugeführt“,<br />

also verkauft werden.<br />

Allerdings sorgte der staatliche<br />

Raubzug sogar innerhalb der Stasi<br />

für Kritik. So hieß es Jahre später in<br />

einem Aktenvermerk: „Der Ursprung<br />

der einzelnen (...) eingelieferten<br />

Gegenstände ist nicht nachvollziehbar<br />

und bekannt. Selbst in Fällen,<br />

wo frühere Eigentümer bei Einlieferung<br />

der Masse bekannt waren,<br />

ist durch die Zusammenfassung der<br />

einzelnen Gegenstände nach Verwendungszweck<br />

und Verwertungsmöglichkeit<br />

(...) dieser Nachweis<br />

nicht mehr zu führen“.<br />

So wie im Falle des Goldschmucks,<br />

der jetzt aus dem Stasi-<br />

Museum gestohlen wurde.<br />

Die aktuelle „digito“ jeden ersten<br />

Sonnabend imMonat inder <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>!<br />

Am<br />

Sonnabend in<br />

der <strong>Berliner</strong><br />

<strong>Zeitung</strong>


12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019<br />

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Berlin<br />

Wohnungen<br />

am Platz der<br />

Luftbrücke<br />

Parkplätze weichen neuem<br />

Bauprojekt in Kreuzberg<br />

Inder Nähe des Platzes der Luftbrücke<br />

sollen rund 90 Wohnungen<br />

in einem gemischten Stadtquartier<br />

entstehen. Das sehen Pläne des Architekturbüros<br />

Wolff vor, die am<br />

Montag präsentiertwurden. Geplant<br />

ist danach anstelle einer baufälligen<br />

Garage der Bauvon vier Häusernim<br />

rückwärtigen Teil der Grundstücke<br />

Mehringdamm 120/128 und Dudenstraße<br />

2und 4.<br />

„Quartier Mehring“ heißt das<br />

Projekt. Neben Wohnungen sind<br />

Künstler-Ateliers, Räume für Startups<br />

und kleine Gewerbetreibende,<br />

eine Kindertagesstätte und Büros für<br />

Migrantenselbstorganisationen geplant.<br />

Ein Teil der Wohnungen soll<br />

von Trägern für betreute Wohnprojekte<br />

genutzt, ein Teil frei vermietet<br />

werden.<br />

Die politisch Verantwortlichen<br />

sind mit dem Projekt zufrieden. „Ein<br />

schönes Beispiel, wie in Friedrichshain-Kreuzbergmit<br />

Privaten zusammengearbeitet<br />

wird“, sagt BaustadtratFlorian<br />

Schmidt (Grüne). (ulp.)<br />

Die vier Häuser sollen in Holz-Beton-Bauweise<br />

entstehen.<br />

WOLFFARCHITEKTEN<br />

Herr Gysi, wann waren Sie das letzte<br />

Maltanzen –und wo?<br />

Oh, damuss ich nachdenken, es<br />

ist bestimmt länger als zehn Jahreher.<br />

Ichüberlege,wann, wo und wie ich es<br />

nachhole.<br />

Jeder dritte Tourist kommt wegen der<br />

Clubs nach Berlin, heißt es in einer<br />

Studie des Wirtschaftssenats. Aber die<br />

wachsende Stadt verdrängt auch viele<br />

Betriebe, akut sind Sage- und KitKat-<br />

Club bedroht. TutBerlin genug für den<br />

Wirtschaftsfaktor Party?<br />

Es gibt nicht wenige in Berlin, die<br />

sagen, dass zu viel für den Party-Tourismus<br />

getan wird, der für Menschen,<br />

die in den Szenevierteln wohnen, mit<br />

erheblichen Belästigungen verbunden<br />

sein kann. Das ist nachvollziehbar,<br />

aber die Stadt wird nicht Weltmetropole,<br />

ohne dass Menschen<br />

auch zum Feiern hierher kommen.<br />

Man muss das richtige Maß finden<br />

und dabei die Bewohnerinnen und<br />

Bewohner mit einbeziehen. Dass<br />

Clubs gelegentlich schließen, ist nicht<br />

ungewöhnlich. Bestimmte Konzepte<br />

überleben sich halt. Aber viele Selbstständige<br />

–auch Clubbetreiber –leiden<br />

unter der generellen Mietentwicklung,<br />

die bei Gewerbemieten<br />

noch dramatischer als bei Wohnungsmieten<br />

ausfällt. Gewerbemieten<br />

werden leider kaum reguliert. Die<br />

Inhaber kleiner Läden können bei<br />

dem Runauf das schnelle große Geld<br />

nicht mithalten. Hier muss endlich<br />

vom Gesetzgeber gegengesteuert<br />

werden.<br />

Wo es enger wird, wachsen auch die<br />

Konflikte mit Anwohnern. Haben Sie<br />

Verständnis für Menschen, die einen<br />

hippen Kiez ziehen und sich dann<br />

über Ruhestörung beschweren?<br />

Werineine Wohnung über einer<br />

Kneipe zieht, weiß, was er tut, und<br />

muss sich mit einer gewissen Belästigung<br />

abfinden. Aber es gibt auch<br />

nicht wenige, die schon lange in einem<br />

Kiez leben, der sich später erst<br />

zu einem hippen entwickelt. Nächtlicher<br />

Lärm bleibt so oder so eine Be-<br />

Die Interview-Kolumne<br />

Eine Curry<br />

mit Gysi<br />

Die Chefredakteure Jochen Arntz und Elmar<br />

Jehn reden jede Woche mit Gregor Gysi –<br />

über das, was die Stadt, das Land und die Welt<br />

bewegt. Ein paar Minuten nur,solange man<br />

eben zusammensteht für eine Curry am Mittag.<br />

Unser Thema in dieser Woche:<br />

die Clubszene der Stadt<br />

Elmar Jehn (l.), Gregor Gysi und Jochen Arntz<br />

lastung. Das Beste ist immer, eine<br />

Verständigung zu suchen und nicht<br />

jede Nacht die Polizei wegen Ruhestörung<br />

zu rufen, die wir häufig auch<br />

woanders dringender brauchen.<br />

Der Easyjet-Tourismus der Partypeople<br />

hat die Stadt stark verändert,<br />

viele <strong>Berliner</strong> sind genervt. Hätten Sie<br />

eine Lösung zur Befriedung?<br />

Generell meine ich, dass Bahnfahrten<br />

billiger sein müssen als Flüge.<br />

Unabhängig davon sollte die Stadtverwaltung<br />

bei Gewerbegenehmigungen<br />

mehr darauf achten, in welchem<br />

Umfeld man Hostels, Eventlocations,<br />

Szenekneipen und anderes<br />

ansiedelt, auch um eine Ballung in einem<br />

Kiez nicht zuzulassen. Eine Ausnahme<br />

kann eine Straße wie in Hamburg<br />

sein, die ausschließlich diesem<br />

Zweckdient.<br />

DieClubszene hat eine große, medienaffine<br />

Lobby. Sogar die CDU macht<br />

sich jetzt starkfür sie.Wenn eine kleine<br />

Kiez-Kneipe schließen muss, weil sie<br />

die Mietenicht mehr zahlen kann, geschieht<br />

das meist im Stillen. Istdas gerecht?<br />

Für den Späti oder die Eckkneipe<br />

machen sich aber auch immer mehr<br />

Menschen stark. Die Stadtpolitik<br />

muss dafür sorgen, dass wirnicht wie<br />

in Hamburg Armen- und Reichenviertel<br />

bekommen. Berlin war inden<br />

Kiezen immer durchmischt und<br />

sollte es unbedingt auch bleiben. Das<br />

gilt fürsWohnen wiefür dasGewerbe.<br />

Kann Amüsement ein nachhaltiges<br />

Wirtschaftskonzept sein?<br />

Natürlich nicht als Standbein,<br />

aber der Tourismus ist ein wichtiger<br />

Bestandteil unserer <strong>Berliner</strong> Wirtschaft.<br />

Bestimmte Auswüchse wie<br />

beim Missbrauch vonWohnraum als<br />

Ferienwohnung werden schon zurückgedrängt.<br />

Aber wie gesagt, eine<br />

Weltmetropole wirddie beschauliche<br />

Ruhe einer schwäbischen Kleinstadt<br />

nicht bieten können. Wir wollen ja<br />

alle auch nicht ständig einschlafen<br />

vorLangeweile,oder?<br />

Serie<br />

von<br />

Straftaten<br />

Drei junge Männer<br />

auf der Anklagebank<br />

Gegen drei junge Männer,die für<br />

eine Serievon Straftaten in Berlin<br />

verantwortlich sein sollen, hat<br />

der Prozess vor dem Landgericht<br />

Berlin begonnen. Es geht um insgesamt<br />

24 Fälle, darunter einen Diebstahl<br />

von 68hochwertigen Winterjacken<br />

im Wert von rund 45 000<br />

Euro.Obsich die teilweise einschlägig<br />

vorbestraften Angeklagten zu<br />

den Vorwürfen äußern werden,<br />

blieb am ersten Verhandlungstag<br />

am Montag zunächst offen.<br />

Die mutmaßliche Serie begann<br />

laut Ermittlungen im Oktober 2017<br />

im Stadtteil Wilmersdorf. Damals<br />

hätten mehrereTäter die Eingangstür<br />

eines Textilfachgeschäftes aufgehebelt<br />

und Bekleidungsstücke<br />

entwendet. Zwei der Angeklagten<br />

sollen entweder an dem Diebstahl<br />

beteiligt gewesen sein oder in<br />

Kenntnis des Einbruchs die Beute<br />

übernommen und „tatplangemäß<br />

verwertet“ haben. In einem anderenFall<br />

sollen zwei der Angeklagten<br />

und ein bislang unbekannter Komplize<br />

37Kisten Milch sowie 15 Kilogramm<br />

Champignons vomGelände<br />

eines Großmarktes gestohlen haben.<br />

Die drei 20- bis 23-Jährigen sollen<br />

laut Ermittlungen Straftaten<br />

teils gemeinsam, teils aber auch allein<br />

oder mit gesondert verfolgten<br />

Komplizen begangen haben. Die<br />

Anklage lautet auf gewerbsmäßigen<br />

Diebstahloder Hehlerei, Urkundenfälschung,<br />

Sachbeschädigung, Betrug<br />

sowie Geldfälschung. Der Prozess<br />

wird am4.Dezember fortgesetzt.<br />

(dpa)<br />

Leserreisen<br />

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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Leserreisen<br />

LESERREISEN


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 13 *<br />

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Berlin/Brandenburg<br />

Mehr<br />

Reichsbürger<br />

in Berlin<br />

Der Verfassungsschutz<br />

zählt 670 Personen<br />

Sie halten die Bundesrepublik<br />

nicht für existent und sprechen<br />

ihren demokratisch gewählten Repräsentanten<br />

die Legitimation ab: so<br />

genannte Reichsbürger und Selbstverwalter.<br />

Unter diesem Begriff erfasste<br />

Berlins Verfassungsschutz in<br />

diesem Jahr 670 Personen. 2017 warenes500.<br />

Im Jahr 2016 zählte die Behörde<br />

in Berlin 400 Reichsbürger und<br />

Selbstverwalter. Letztere sind Personen,<br />

die ihren Grundbesitz zu exterritorialem<br />

Gebiet erklären. Diese Zahlen<br />

stehen in einer Antwort der Innenverwaltung<br />

auf eine Anfrage des<br />

FDP-Abgeordneten Marcel Luthe.<br />

2015 hatte der Verfassungsschutz<br />

erstmals 100 Reichsbürger auf dem<br />

Schirm, die er als rechtsextremistisch<br />

eingestufte. Inzwischen wissen die<br />

Verfassungsschützer, dass das Spektrum<br />

von Reichsbürgern und Selbstverwaltern<br />

mehr Personen umfasst<br />

als nur Rechtsextremisten.<br />

Allen gemein ist die Auffassung,<br />

die Bundesrepublik sei ein von den<br />

Alliierten geschaffenes Konstrukt –<br />

eine GmbH, aus der man austreten<br />

kann. Reichsbürger argumentieren<br />

mit verschwörungstheoretischen<br />

Mustern und lehnen die geltende<br />

Rechtsordnung ab.Sie verweigerndie<br />

Zahlung von Steuern und Bußgeld,<br />

basteln „Personenausweise“, die anstatt<br />

der Personalausweise mitgeführt<br />

werden sollen und blockieren<br />

mit langen Schriftsätzen die Verwaltung.<br />

Für die Innenverwaltung war<br />

dies ein Grund, eine Arbeitshilfe mit<br />

Handlungsempfehlungen für Landesbedienstete<br />

zu veröffentlichen.<br />

Dass Reichsbürger und Selbstverwalter<br />

oft nicht harmlos sind, zeigt<br />

ein Vorfall im Burgenlandkreis. 2016<br />

schoss ein 42-Jähriger, der seinen<br />

Staat„Ur“ ausgerufen hatte,auf einen<br />

Polizisten an. Kurz darauf wurde in<br />

Bayern ein Polizist voneinem Reichsbürger<br />

erschossen, als dessen Waffenarsenal<br />

beschlagnahmt wurde.<br />

Im September durchsuchten Polizisten<br />

in Berlin Wohnungen der<br />

Gruppe „Geeinte deutsche Völker<br />

und Stämme“. Siesoll in Drohschreiben<br />

an den Brandenburger Justizminister<br />

versucht haben, die Freilassung<br />

des inhaftierten Holocaust-<br />

Leugners Morst Mahler zu erzwingen.<br />

Ihr werden Sachbeschädigungen,<br />

versuchte Erpressungen,<br />

Nötigungen und Freiheitsberaubung<br />

vorgeworfen. (kop.)<br />

Oberster Kontrolleur und Mahner in Finanzfragen: Christoph Weiser,der Präsident des Landesrechnungshofes von Brandenburg.<br />

Scharfe Rüge für Milliardenschulden<br />

VonJens Blankennagel, Potsdam<br />

Als der Landesrechnungshof<br />

am Montag in Potsdam<br />

seinen jährlichen Bericht<br />

vorlegte, ging dies mit einer<br />

harten Kritik an der neuen Regierung<br />

einher und einem Lob an die<br />

vorherige. Der Rechnungshof ist<br />

eine unabhängige Behörde, die das<br />

Handeln der Regierung darauf prüft,<br />

ob Geld verschwendet wird.<br />

Dieneue Kenia-Koalition in Potsdam<br />

ist noch nicht einmal zwei Wochen<br />

im Amt, da wird sie schon von<br />

Rechnungshofpräsident Christoph<br />

Weiser scharf kritisiert. Die Regierung<br />

aus SPD,CDU und Grünen will<br />

noch im Dezember einen Zukunftsfonds<br />

für zehn JahreinHöhe voneiner<br />

Milliarde Euro auflegen.<br />

Lob für die Linke<br />

Das sind Schulden, die noch schnell<br />

gemacht werden sollen, bevor am<br />

1. Januar die Schuldenbremse in<br />

Kraft tritt. Weiser stellte am Montag<br />

klar, dass dieses Vorhaben verfassungsrechtlich<br />

nicht zu beanstanden<br />

sei. Gleichzeitig hob er hervor:<br />

„Wir stellen die Frage, obSchulden<br />

in dieser Höhe nötig sind.“ Denn die<br />

Gesamtverschuldung werde sich<br />

nicht nur zum ersten Mal seit dem<br />

Jahr 2010 wieder erhöhen. „Sie erreicht<br />

zugleich einen neuen Höchststand<br />

seit der Gründung des Landes<br />

Brandenburg“, sagte er.<br />

Der Rechnungshof beklagt, dass die neue Regierung massive Mehrausgaben plant<br />

Sozialwohnungen: Der Bestand<br />

schrumpft seit Jahren<br />

–allein in Brandenburg von<br />

2012 bis 2017 um die<br />

Hälfte. Deshalb sollten von<br />

2016 bis 2019 insgesamt<br />

2000 neue gebaut werden.<br />

Nach seiner Kritik an der aktuellen<br />

Regierung lobte er die Geldpolitik<br />

der vorherigen rot-roten Landesregierung<br />

mit Finanzministern der<br />

Linkspartei. Die hätten in ihrer fast<br />

zehnjährigen Regierungszeit einerseits<br />

gespart und auch noch alte<br />

Schulden getilgt. So seien die finanziellen<br />

Rücklagen der Regierung<br />

ständig erhöht wurden und erreichten<br />

nun ein Rekordniveau von zwei<br />

Milliarden Euro. Insgesamt hat das<br />

Land Brandenburg derzeit 18 Milliarden<br />

Euro Schulden.<br />

Der Präsident hob hervor, dass<br />

der Rechnungshof die Regierung<br />

seit vielen Jahren wegen ihrer<br />

Schuldenpolitik kritisiert, die teilweise<br />

noch aus der Zeit vor Rot-Rot<br />

stammt. „Viele Geschäfte sind Spekulationsgeschäfte<br />

gewesen“, sagte<br />

Weiser, „die sollte ein Land nicht<br />

WOHNUNGSBAU<br />

Fördersumme: Um den Bau<br />

dieser Wohnungen zu fördern<br />

waren 300 Millionen Euro<br />

vorgesehen. Ein Drittel des<br />

Geldes wurden freigegeben<br />

für den Neubau von893<br />

Wohnungen.<br />

Fertigstellung: Doch bis<br />

zum Ende 2018 waren von<br />

diesen 893 Wohnungen gerade<br />

einmal 59 Wohnungen<br />

tatsächlich fertiggestellt.<br />

Das nannte der Rechnungshof<br />

„dramatisch“.<br />

DPA/RALF HIRSCHBERGER<br />

machen.“ Es handelt sich um sogenannte<br />

Derivate aus dem Jahr 2008.<br />

Solche Geschäfte mit Laufzeiten<br />

von 20oder 30 Jahre seien hochriskant<br />

und könnten statt der erhofften<br />

Gewinne auch Verluste einfahren.<br />

So muss Brandenburgineinem<br />

Fall wegen der einst festgelegten<br />

Zinsen nun 27,5 Millionen Euro<br />

mehr ausgeben.<br />

Anschließend stellten Mitglieder<br />

des Rechnungshofes einzelne Fehlentwicklungen<br />

vor. Die Einzelfälle<br />

klingen mitunter absurd. So hat die<br />

Landesregierung 2005 beschlossen,<br />

dass es eine zentrale Stelle gibt, über<br />

die möglichst alle Behörden ihren<br />

Grundbedarf vom Papier über die<br />

Möbel bis zu den Computern bezieht.<br />

Damit solle auch Personal in<br />

den Einzelbehörden reduziert werden.<br />

Heute werden aber nur 20 Prozent<br />

der Einkäufe über die Zentralstelle<br />

abgewickelt, die heute auch<br />

noch mehr Personal hat als damals.<br />

Speziell wurde auch der Einkauf<br />

im Landesbetrieb Forst kritisiert.<br />

Dort wurden 2015 und 2016 Aufträge<br />

über 55 Millionen Euro abgewickelt.<br />

Der Rechnungshof untersuchte<br />

124 Vorgänge. Das Ergebnis:<br />

Alle Verfahren waren fehlerhaft.<br />

Gründe sehen die Prüfer in der<br />

mangelnden Organisation. So wurden<br />

17 Bürostühle nicht auf einmal<br />

gekauft, sondern in 17 separaten<br />

Vorgängen.<br />

Drogen im Büro<br />

Die Prüfer kontrollierten auch, wie<br />

die Polizei die Asservaten verwaltet –<br />

also Dinge, die bei Straftaten beschlagnahm<br />

wurde; meist handelt es<br />

sich um Handys, Drogen, Waffen,<br />

Computer oder Autos von Kriminellen.<br />

Zwar lagen die Asservate meist<br />

recht gut gesichert, aber da die Polizei<br />

dafür zu wenig Platz hatte auch<br />

mal in Garagen oder auf Dachböden<br />

oder in früheren Boxen der Hunde.<br />

Oder Drogen lagen in Schränken im<br />

Büroder Polizisten.<br />

DieLagerung kann richtiggehend<br />

unrentabel werden: So stellte die Polizei<br />

drei Kinder-Squads sicher. Das<br />

sind Mini-Motorräder mit drei Rädern,<br />

die später für 1362 Euro versteigert<br />

werden konnten. Doch für<br />

die Lagerung waren bei der Polizei<br />

zuvor 20 000 Euro angefallen.<br />

Wegen Foto<br />

vor Spruch:<br />

Verfahren<br />

Ermittlung gegen neun<br />

Beamte der Polizei<br />

Wegen eines Fotos vonPolizisten<br />

vor dem Spruch „Stoppt Ende<br />

Gelände“ hat die Polizei Brandenburg<br />

Disziplinarverfahren gegen<br />

neun Beamte eingeleitet. „Wir rechnen<br />

mit einem zeitnahen Ergebnis“,<br />

sagte ein Sprecher des Brandenburger<br />

Polizeipräsidiums am Montag.<br />

Erste Gespräche seien bereits geführt<br />

worden. Die neun Bereitschaftspolizisten<br />

hatten vergangene<br />

Woche in Dienstuniformvor den Klimaprotesten<br />

in der Lausitz vor dem<br />

Spruch an einer Wand posiert, weshalb<br />

sie von dem Großeinsatz abgezogen<br />

worden waren. Siehätten laut<br />

Polizei Brandenburg gegen das<br />

Neutralitätsgebot verstoßen.<br />

„Ende Gelände“ ist eine Gruppe<br />

von Anti-Kohle-Aktivisten, die zum<br />

Protest in der Lausitz aufgerufen<br />

hatte.Das Foto,das die Polizisten vor<br />

dem Spruch zeigte,war in den sozialen<br />

Netzwerken verbreitet worden<br />

und hatte viele Reaktionen hervorgerufen.<br />

Nach Angaben des Polizeisprechers<br />

Torsten Herbst sollten die<br />

Polizisten den Spruch „Stoppt Ende<br />

Gelände“ und ein Krebs-Symbol<br />

übermalen. Es ist dem Stadtwappen<br />

vonCottbus entlehnt und wirdauch<br />

von Rechtsextremen in der Lausitz<br />

benutzt. Die gekaufte Farbe reichte<br />

jedoch nicht, sagte Herbst. Am Freitag<br />

waren der Krebs und die letzten<br />

beiden Buchstaben des Wortes<br />

„Ende“ weiter zu sehen. Beidem „E“<br />

war der Querstrich übermalt, so dass<br />

„DC“ zu sehen war. (dpa)<br />

LOTTO-QUOTEN<br />

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5-33-38-42-43-47,<br />

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QUOTEN<br />

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Klasse 2: 1x1615 339,40 Euro<br />

Klasse 3: 92 x8779,00 Euro<br />

Klasse 4: 845 x2867,40 Euro<br />

Klasse 5: 5020 x160,80 Euro<br />

Klasse 6: 37 657 x42,80 Euro<br />

Klasse 7: 86 795 x18,60 Euro<br />

Klasse 8: 674 589 x10,70 Euro<br />

Klasse 9: 665 578 x5,00 Euro<br />

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14 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019<br />

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Report<br />

Unruhige<br />

Wohnlage<br />

Unsere Serie „Geräumt“: Wohnungsnot, Renditedruck<br />

und überforderte Ämter in Berlin –ein System am Anschlag.<br />

Hartz-IV-Empfänger geraten besonders oft in Wohnungsnotlagen. Die Jobcenter<br />

übernehmen Mietkosten nur bis zu einem bestimmten Grenzwert. Werdarüber liegt, muss<br />

oft umziehen oder draufzahlen.<br />

VonGabriela Keller und Isabella Galanty (Grafik)<br />

Hartz IV und Zwangsräumungen<br />

hängen eng zusammen, und wer<br />

wissen will, wie soziale Verdrängung<br />

strukturell funktioniert,<br />

muss nur einen Blick auf die Zahlen werfen:<br />

DieJobcenter bezahlen in aller Regel die Mieten<br />

vonHartz-IV-Empfängern–bis zu einem<br />

Grenzwert. Steigt die Miete,kann dieser Wert<br />

schnell überschritten sein. Berlinweit erhielten<br />

im Mai dieses Jahres rund 243 000 Haushalte<br />

ihre Miete vom Jobcenter überwiesen.<br />

Davon lagen knapp 90 000 über den Grenzwerten<br />

–also in etwa zwei vonfünf.<br />

Dabei hat das Land Berlin die Richtwerte<br />

in diesem Jahr bereits angehoben; noch 2017<br />

lag fast die Hälfte der Haushalte darüber.Das<br />

Jobcenter kann die Miete in Härte- und Sonderfällen<br />

trotzdem voll bezahlen; davon profitierten<br />

unter anderem Alleinerziehende, Ältereund<br />

Schwangere, 2018 rund 21 000 Haushalte.Die<br />

übrigen müssen oft umziehen oder<br />

die Differenz selbst bezahlen –von ihrem Regelsatz,<br />

der ja das Existenzminimum abbilden<br />

soll. Dabei klafft die Scherezwischen Jobcenterleistung<br />

und Mietmarkt mitunter erheblich<br />

auf: In Neukölln lag der Fehlbetrag der betroffenen<br />

Haushalte im Schnitt bei 139 Euro,<br />

in Mitte sogar bei 147 Euro.<br />

Zahlungslücken und Mietrückstände<br />

DieSenatsverwaltung für Arbeit und Soziales<br />

verweist darauf, das nach der Anhebung der<br />

Mietzuschüsse 23 000 Bedarfsgemeinschaften<br />

mehr innerhalb der Grenzen bewegen;<br />

speziell für Alleinerziehende mit einem Kind<br />

habe sich dies positiv ausgewirkt, deren Mieten<br />

nun zu knapp 58 Prozent voll abgedeckt<br />

sind. Damit wolle das Ressort verhindern,<br />

dass Menschen mit niedrigem Einkommen<br />

ihreWohnung verlieren: „Die Lage am <strong>Berliner</strong><br />

Wohnungsmarkt ist angespannt. Daher<br />

dürfen auch die Transfergeldempfangenden<br />

dieser Stadt nicht mit steigenden Mieten allein<br />

gelassen werden.“ Aber: Die Angebotsmiete<br />

lag 2018 im Schnitt bei 10,32 Euro pro<br />

Quadratmeter. Der aktuelle Richtwert nettokalt<br />

dagegen beträgt 6,77 Euro.<br />

Hartz-IV-Empfäger,bei denen es eine Lücke<br />

zwischen den Zahlungen vomJobcenter<br />

und der tatsächlichen Miete gibt, geraten<br />

leicht in Bedrängnis und sammeln Mietschulden<br />

an. Sobald ein Mieter länger als<br />

zwei Monate mit mehr als einer Monatsmiete<br />

im Rückstand ist, kann ihm der Vermieter<br />

fristlos kündigen. Jobcenter und Bezirksämter<br />

übernehmen in manchen Fällen<br />

Mietschulden,wenn der Vermieter den Mieterdann<br />

in der Wohnung bleiben lässt.<br />

Insgesamt gingen bei den Jobcentern<br />

2018 6121 Anträge auf Mietschuldenübernahme<br />

ein; bewilligt wurde knapp die Hälfte<br />

davon. Die Anzahl ist verglichen mit dem<br />

Vorjahr um fünf Prozent gesunken, die Zahl<br />

der Hartz-IV-Haushalte ebenso. Das Aufkommen<br />

der Anträge hat sich also nicht verändert.<br />

Im Vergleich der Jobcenter zeigt sich<br />

aber, dass die Bewilligungsquoten deutlich<br />

voneinander abweichen. Hierbeistechen vor<br />

allem fünf Bezirke mit Bewilligungsquoten<br />

von 75 Prozent und mehr hervor: Mitte,<br />

Friedrichshain-Kreuzberg, Pankow, Charlottenburg-Wilmersdorf<br />

und Treptow-Köpenick.<br />

In Neukölln dagegen wurden nur 13,6<br />

Prozent der Anträge bewilligt, wobei nur 30<br />

Prozent überhaupt bearbeitet wurden. Zum<br />

Vergleich: Die Bearbeitungsquote der übrigen<br />

Bezirke liegt im Schnitt bei 80 Prozent.<br />

„Das kann angesichts der drohenden Wohnungslosigkeit,<br />

die mit Zahlungsrückständen<br />

im Mietverhältnis und anhängigen<br />

Räumungsklagen einhergeht, nicht zufriedenstellen“,<br />

teilt die Senatssozialverwaltung<br />

mit.<br />

Die Gründe für die großen Unterschiede<br />

liegen mehr im Ermessen der Jobcenter als in<br />

der Menge der Anträge; Neukölln liegt mit<br />

Lichtenberg fast gleichauf mit je rund 1400<br />

Anträgen; Lichtenbergaber hat rund 55 Pro-<br />

Beispiel Lichtenberg: Zahl der Räumungsklagen<br />

nach Postleitzahlbereich, 2015 bis mitte 2019<br />

pro 1000 Einwohner/innen<br />

Mietsteigerung<br />

13051<br />

111,7<br />

125%<br />

MALCHOW<br />

WARTENBERG<br />

13059<br />

73,5<br />

97%<br />

13057<br />

FALKENBERG<br />

Zahl der Hartz-IV-Haushalte, die nach Aufforderung des Jobcenters<br />

umziehen mussten in Berlin<br />

556<br />

293<br />

476 481<br />

303<br />

Stand<br />

Juni<br />

124<br />

NEU-HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

13053<br />

49,7<br />

110%<br />

117,0<br />

130%<br />

2014 2015 2016 2017 2018 2019<br />

Wenn die Mietkosten über den Regelsätzen liegen, kann das Jobcenter ein Verfahren zur Kostensenkung einleiten,<br />

etwadurch einen Umzug.Umdies zu vermeiden, hat das Land Berlin 2018 einen „Umzugsvermeidungszuschlag“ von<br />

zehn Prozent eingeführt.<br />

13055<br />

ALT-HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

10369<br />

57,5<br />

Jobcenter-Wechsel von März 2018 bis März 2019<br />

61,1<br />

138%<br />

Lichtenberg<br />

+645<br />

120%<br />

FENNPFUHL<br />

10367<br />

56,4<br />

121%<br />

RUMMELSBURG<br />

10317<br />

76,9<br />

130%<br />

Lichtenberg zählt zu den wenigen<br />

Bezirken, die Räumungsklagen für<br />

jeden Postleitzahlenbereich erheben.<br />

Vergleicht man die Zahl mit der<br />

Mietentwicklung,zeigt sich, dass sich<br />

erzwungene Umzüge vor allem dorthäufen,<br />

wo die Mieten besondersstarkgestiegen sind.<br />

10365<br />

46,9<br />

121%<br />

LICHTENBERG<br />

10315<br />

87,6<br />

132%<br />

FRIEDRICHSFELDE<br />

10319<br />

44,5<br />

122%<br />

KARLSHORST<br />

10318<br />

29,2<br />

111%<br />

QUELLEN: BEZIRK LICHTENBERG, SENATS-<br />

VERWALTUNG FÜR ARBEIT UND SOZIALES<br />

Spandau<br />

Marzahn-Hellersdorf<br />

Treptow-Köpenick<br />

Pankow<br />

Reinickendorf<br />

Steglitz-Zehlendorf<br />

Charlottenburg-Wilmersdorf<br />

Tempelhof-Schöneberg<br />

Friedrichshain-Kreuzberg<br />

Neukölln<br />

Mitte<br />

–562<br />

–399<br />

–266<br />

–143<br />

–166<br />

–67<br />

+20<br />

Die Zahlen zeichnen die Gentrifizierung Berlins nach: Ein Jobcenter-Wechsel ist in aller Regel Folge eines Umzugs,<br />

vereinzelt sind auch Menschen erfasst, die sich in den Jobcenternneu an- oder abgemeldet haben. Deutlich<br />

wird dennoch, wo Hartz-IV-Empfänger schwinden, vor allem in Mitte und Neukölln. Die meisten Zugänge verbuchen<br />

dagegen Bezirke außerhalb des S-Bahn-Rings wie Lichtenberg und Spandau.<br />

+215<br />

+249<br />

+242<br />

+232


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 15<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Report<br />

NEUKÖLLN<br />

STEGLITZ-ZEHLENDORF<br />

40 585<br />

TREPTOW-KÖPENICK<br />

Ineinigen Bezirkenstieg die Zahl der Haushalte,<br />

deren Mieten sich oberhalb der Grenzen des Jobcenters<br />

bewegen, in den vergangenen Jahren starkan.<br />

Zuletzt machten alle roten Linien einen Knick nach<br />

unten, weil das Land Berlin die Richtwerte angehoben hat.<br />

MITTE<br />

33 597<br />

30 574<br />

13 975<br />

zent davon bewilligt. Die Entscheidungen<br />

fallen also durchaus willkürlich aus.<br />

Die Statistiken belegen zudem, dass der<br />

Anteil derWiederholer recht hoch liegt, also<br />

derer, die schon einmal einen Antrag auf<br />

Mietschuldenübernahme gestellt haben.<br />

Berlinweit liegt der Schnitt bei 36 Prozent, in<br />

Neukölln bei drastischen 85 Prozent –offenbar<br />

alles Haushalte, die dauerhaft damit<br />

überfordert sind, ihreMieten zu bezahlen.<br />

Demnächst in Teil 4: „Der Schuldnerhat immerSchuld“ -<br />

Porträt eines <strong>Berliner</strong>Gerichtsvollziehers<br />

PANKOW<br />

FRIEDRICHSHAIN-KREUZBERG<br />

33 088<br />

41 533<br />

22 521<br />

18 263<br />

’09<br />

’19<br />

’19<br />

’09<br />

’19<br />

’09<br />

’19<br />

’09<br />

’19<br />

Berlin 2019: Gesamt244 458 Haushalte<br />

Wo Hartz-IV nicht<br />

mehr zum Wohnen reicht<br />

’09<br />

Zahl der Haushalte, die Mietzuschüsse<br />

vom Jobcenter erhalten<br />

davon Haushalte<br />

... deren Bruttokaltmieten<br />

innerhalb der Richtwerte liegen<br />

... deren Bruttokaltmieten<br />

über den Richtwerten liegen<br />

9463<br />

’19<br />

16 601<br />

’09<br />

’09<br />

’19<br />

14 117<br />

20 080<br />

18 932<br />

23 042<br />

REINICKENDORF<br />

Gabriela Keller hat den Behörden mit ihrenAnfragen<br />

nach Zahlen vielArbeit gemacht. ZumTeil<br />

sind diese Zahlen noch nie abgefragt worden.<br />

28 208<br />

21 840<br />

’09<br />

’19<br />

’09 ’19<br />

’09 ’19<br />

’09<br />

’19<br />

20 069<br />

23 104<br />

SPANDAU<br />

’09<br />

’19<br />

TEMPELHOF-SCHÖNEBERG<br />

27 341<br />

19 028<br />

27 104<br />

10 000<br />

20 000<br />

30 000<br />

20 062<br />

15 992<br />

24 688<br />

CHARLOTTENBURG-WILMERSDORF<br />

Mietschuldenübernahmen beim Jobcenter<br />

beantragte Beträge gerundetinMillionen Euro<br />

Gesamtsumme<br />

8,941 Millionen Euro<br />

MARZAHN-HELLERSDORF<br />

40 000<br />

QUELLE: SENATSVERWALTUNG<br />

FÜR ARBEIT UND SOZIALES<br />

LICHTENBERG<br />

Neukölln<br />

1,784<br />

Lichtenberg<br />

1,415<br />

Spandau<br />

1,237<br />

Mitte<br />

0,577<br />

Pankow<br />

0,366<br />

Viele arme Menschen, dazu starksteigende Mieten: In Neukölln spitzen sich die Probleme zu.<br />

Tempelhof-Schöneberg<br />

0,870<br />

Reinickendorf<br />

0,837<br />

Treptow-Köpenick<br />

0,721<br />

Marzahn-Hellersdorf<br />

0,691<br />

Friedrichshain-Kreuzberg 0,092<br />

Steglitz-Zehlendorf 0,124<br />

Charlottenburg-Wilmersdorf 0,227<br />

Übernahme von Mietschulden bei den Jobcentern (Betrag beinhaltet auch Energieschulden)<br />

Zahl der Anträge pro Jahr<br />

Zahl der Anträge nach Bezirken 2018<br />

Entwicklung in Millionen Euro<br />

10 211<br />

10 065<br />

9634<br />

8280<br />

7083<br />

6607<br />

6484 6121<br />

’11 ’12 ’13 ’14 ’15 ’16 ’17 ’18<br />

00<br />

Anträge<br />

insgesamt<br />

davon<br />

abgelehnt<br />

SPANDAU<br />

533<br />

47,1%<br />

PANKOW<br />

REINICKENDORF<br />

7,6%<br />

59,3% 275<br />

509<br />

MITTE 14,9%<br />

167<br />

STEGLITZ-ZEHLENDORF<br />

58,6%<br />

58<br />

375<br />

357<br />

LICHTENBERG<br />

1429<br />

44,7%<br />

FRIEDRICHSHAIN-<br />

KREUZBERG<br />

22,2%<br />

54<br />

CHARLOTTENBURG-<br />

WILMERSDORF<br />

4,8%<br />

TEMPELHOF-<br />

SCHÖNEBERG<br />

53,5%<br />

MARZAHN-<br />

HELLERSDORF<br />

440<br />

49,6%<br />

NEUKÖLLN<br />

TREPTOW-KÖPENICK<br />

19,1% 25,7%<br />

1390<br />

534<br />

14,13<br />

12,96<br />

12,16<br />

12,41<br />

10,20<br />

9,89<br />

9,60<br />

8,94<br />

’11 ’12 ’13 ’14 ’15 ’16 ’17 ’18<br />

QUELLE: SENATSVERWALTUNG FÜR ARBEIT UND SOZIALES<br />

Im Vergleich zu 2017 ist die Menge der Anträge um fünf Prozent gesunken.<br />

Die Zahl der Hartz-IV-Empfäger aber auch. Das Aufkommen bleibt also gleich.<br />

Die Ablehnungsquote variierterheblich –wobei nicht gesagt ist, dass der Rest bewilligt<br />

wurde. In Neukölln zum Beispiel wurden 80 Prozent der Anträge gar nicht bearbeitet.<br />

Die beantragte Höhe der Mietschulden ist in den vergangenen Jahren<br />

zurückgegangen. Im Schnitt betragen die Rückstände pro Fall 1500 Euro.


16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019<br />

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Wissenschaft<br />

„Es ist noch alles drin“<br />

Nur ein globales Umdenken wird die Erderwärmung stoppen, sagt der britische Forscher Mike Berners-Lee. Er glaubt, dass die Zeit endlich reif dafür ist<br />

Neun Stunden Zugfahrt,<br />

ein Tag in Berlin, neun<br />

Stunden Zugfahrt zurück.<br />

Ist doch wunderbar,<br />

sagt Mike Berners-Lee, sohabe<br />

er viel Zeit zum Lesen und Arbeiten.<br />

Er ist einer der profiliertesten Denker<br />

zu der Frage, welche Veränderungen<br />

nötig sind, um den Klimawandel<br />

in den Griff zu bekommen.<br />

Unddeshalb fliegt er nicht von England<br />

nach Deutschland. Nach<br />

Deutschland ist Berners-Lee gereist,<br />

um über sein neues Buch zu sprechen:„Es<br />

gibt keinen Planet B“, heißt<br />

es,und ist genauso grundsätzlich gemeint,<br />

wie der Titel klingt.<br />

Herr Professor Berners-Lee, nachdem<br />

ich Ihr Buch gelesen hatte, war ich<br />

mir nicht sicher, obich optimistisch<br />

oder deprimiertsein soll.<br />

Keins vonbeiden. Siesollen motiviertsein.<br />

Einerseits zeigen Sie: Wir können das<br />

Ruder herumreißen. Der Mensch<br />

kann auf diesem Planeten leben,<br />

ohne auf Dauer ihn und damit seine<br />

eigenen Lebensgrundlagen zu zerstören.<br />

Die Lösungen sind sogar alle<br />

schon da. Wir müssten unsere Lebensweise<br />

allerdings grundlegend<br />

ändern. Unddas ist nicht wirklich in<br />

Sicht.<br />

Es ist klar, dass wir in große<br />

Schwierigkeiten kommen werden,<br />

wenn wir nicht sehr bald sehr viel<br />

ändern. Aber es ist noch alles drin.<br />

Wir haben auch eine große Chance,<br />

in Zukunft besser denn je zu leben.<br />

Und esgibt keinen Grund zu glauben,<br />

dass uns das nicht gelingen<br />

kann.<br />

Doch –die Tatsache, wie wenig bis<br />

jetzt passiert ist. Seit Montag beraten<br />

Tausende Experten in Madrid darüber,was<br />

die Staaten tun müssen, um<br />

das Pariser Klimaabkommen einzuhalten,<br />

also die Erderwärmung auf<br />

unter zwei Grad zu begrenzen. Im wenige<br />

Tage zuvor erschienenen UN-Bericht<br />

steht zugleich, dass die Emissionen<br />

im Jahr 2018 weiter angestiegen<br />

sind –das Gegenteil von dem, was<br />

passieren müsste.<br />

Das stimmt, die CO 2 -Emissionen<br />

gehen weiterhin in dem Maße nach<br />

oben, wie sie es täten, wenn die Erderwärmung<br />

nie festgestellt worden<br />

wäre. Aber es ist so: DieKipppunkte,<br />

die jetzt beim Klimawandel befürchtet<br />

werden, weil sie alles auf fatale<br />

Weise beschleunigen könnten –die<br />

brauchen wir auch in der Gesellschaft.<br />

Wir benötigen ein globales<br />

Übereinkommen, damit fossile<br />

Brennstoffe im Boden bleiben. Was<br />

ist nötig, damit das passiert? Es muss<br />

die richtige Politik geben. Und wie<br />

gibt es die richtige Politik? Die Menschen<br />

müssen sie fordern, die Unternehmen<br />

müssen dahingehend handeln,<br />

all das interagiert. Wenn man<br />

einen Systemwandel braucht, ist es<br />

sehr schwer zu sagen, wie nah man<br />

an dem Kipppunkt ist, an dem plötzlich<br />

alles möglich wird. Es kann sein,<br />

dass wir sehr nah dran sind. Wir haben<br />

jetzt eine Chance.Wenn wir jetzt<br />

keinen Adrenalinstoß verspüren,<br />

dann arbeiten unsere Gehirne nicht<br />

richtig. Denn die Nachrichten, die<br />

aus der Wissenschaft kommen, sagen<br />

uns, dass wir auf großen Ärger<br />

zusteuern. Aber die gute Nachricht<br />

ist, dass wir vielleicht nicht mehr<br />

weit wegsind vonder großen Veränderung,<br />

die wir brauchen.<br />

Das Gefühl, dass sich etwas verändert,<br />

hat viel mit den Demonstrationen<br />

in diesem Jahr zu tun.<br />

Und Mut machen mir nicht nur<br />

die Demonstrationen an sich, sondern<br />

auch deren Stil. In Großbritannien<br />

habe ich viele Aktionen vonExtinction<br />

Rebellion gesehen. Im besten<br />

Fall ist es ein Blick auf eine bessereWelt:<br />

Siesind freundlich, es gibt<br />

kostenloses Essen, interessante Gespräche,<br />

sie räumen ihren Müll auf<br />

und den vonanderen Leuten, sie singen<br />

den Polizisten etwas vor, die gar<br />

nicht gewohnt sind, dass Demonstranten<br />

so nett zu ihnen sind. Wir<br />

„Wir waren eine kleine Artauf einem robusten Planeten, jetzt sind wir eine große Artauf einem fragilen Planeten“. So sieht es MikeBerners-Lee.<br />

müssen zeigen, dass es eine bessere<br />

Welt ist, die wir schaffen wollen.<br />

Also ist Extinction Rebellion die Idealform<br />

eines Protests, der die von Ihnen<br />

geforderte Veränderung im Denken<br />

mit anstoßen könnte?<br />

Wenn sie sich von ihrer besten<br />

Seite zeigen, ja. Sie machen Fehler.<br />

Doch die Bewegung als Ganzes ist<br />

sehr nah an den Werten, die ich in<br />

meinem Buch als unabdingbar für<br />

den Wandel analysiert habe. Es<br />

herrscht großer Respekt, jedem gegenüber,<br />

bis hin zu den Leuten von<br />

den Unternehmen für fossile Brennstoffe,<br />

die uns Lügen erzählen –das<br />

ist eine machtvolle Botschaft. Und<br />

sie fordernWahrheit, auch wenn die<br />

ungemütlich ist.<br />

Im Moment hat man den Eindruck,<br />

dass es ein neues Bewusstsein gibt. Ist<br />

das nicht vielleicht nur eine Phase?<br />

Ich kann die Zukunft nicht voraussehen,<br />

aber ich weiß, was wir<br />

jetzt tun müssen. Wir müssen jetzt<br />

ein Momentum schaffen. Das Aufwachen<br />

muss weitergehen.<br />

Warum sind wir da so langsam?<br />

Es ist auch eine Frage vonVorstellungskraft.<br />

Wenn wir uns in diesem<br />

Raum umsehen, erzählt nichts vom<br />

Klimawandel. Wir sehen nichts, das<br />

uns davon abhalten sollte,unser Leben<br />

weiterzuführen wie bisher. Aber<br />

wenn wir unsere Vorstellung ein<br />

bisschen anstrengen und uns zum<br />

Beispiel fragen, wie wahrscheinlich<br />

es ist, dass es im nächsten Sommer<br />

einen beachtlichen Ernteausfall<br />

beim Reis gibt –nämlich ziemlich<br />

wahrscheinlich – und welche Auswirkungen<br />

das hätte,sieht die Sache<br />

schon anders aus. Es ist nicht so,<br />

dass die Menschen im gemütlichen<br />

Deutschland oder in England davon<br />

unberührtwären. Daswürde uns alle<br />

betreffen.<br />

Ihr Buch bringt unsere Vorstellungskraft<br />

durch viele Fakten in Fahrt. Wie<br />

haben Siedie zusammengetragen?<br />

Es war harte Arbeit, und viele<br />

Leute haben mir geholfen. Es gibt so<br />

viele Statistiken in dem Buch, weil<br />

sie einen zwingen, die Perspektivezu<br />

wechseln. Einige davon lassen einem<br />

die Kinnlade herunterkippen.<br />

Da ist zum Beispiel diese Zahl: Auf<br />

der Erde werden so viele Lebensmittel<br />

angebaut, dass jeder Mensch jeden<br />

Tagfast 6000 Kilokalorien zur Verfügung<br />

hätte. Also viel mehr, als jeder<br />

einzelne bräuchte. Trotzdem sind 800<br />

Millionen Menschen unterernährt.<br />

Da fragt man sich doch: Wo geht<br />

die Nahrung hin? Ein Teil wird weggeworfen,<br />

ein Teil wird für Biokraftstoff<br />

verwendet und der größte Teil<br />

wirdanTiereverfüttert. Diese Statistik<br />

gibt uns also ganz klar Aufschluss<br />

ZUR PERSON<br />

MikeBerners-Lee ist Professor am Institute for Social Futures an der britischen Lancaster<br />

University und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem CO 2 -Fußabdruck des Menschen und<br />

damit, wie man ihn verringernkann. Präzise Angaben machte der Physiker in seinem Buch<br />

„Howbad are bananas?“. Sein neues Buch „Es gibt keinen Planet B“ (Midas, 25 Euro) hat er<br />

noch grundsätzlicher angelegt, als „Handbuch für die großen Herausforderungen unserer<br />

Zeit“. MikeBerners-Lee ist der jüngere Bruder des Physikers und Informatikers TimBerners-<br />

Lee, der das Internet maßgeblich mitbegründet hat.<br />

darüber, was falsch läuft bei unserem<br />

Umgang mit dem Boden und<br />

der Nahrung, die dort wächst. Wir<br />

müssen damit aufhören, Nahrung,<br />

die Menschen ernährt, in großem<br />

Maßstab an Tierezuverfüttern. Und<br />

wir müssen Biokraftstoffe mit großer<br />

Vorsicht einsetzen.<br />

Auch dazu haben Sie eine Zahl: Der<br />

Weizen, den man braucht, um einen<br />

Toyota Corolla mit Bioethanol 1,7 Kilometer<br />

weit zu fahren, würde genügen,<br />

um einen Menschen einen Tag<br />

lang zu ernähren.<br />

Was ich hier beschreibe ist Biokraftstoff<br />

der ersten Generation, bei<br />

dem essbare Pflanzen verwendet<br />

werden. Wenn wir es schaffen, flüssige<br />

Kraftstoffe aus Zellstoff herzustellen,<br />

werden die Zahlen besser.<br />

Aber der Konflikt zwischen Nahrung<br />

und Treibstoff ist deutlich.<br />

GETTY, BENJAMIN PRITZKULEIT<br />

Dabei hatte man ja mal große Hoffnungen<br />

in Biokraftstoff als CO 2 -neutrale<br />

Lösung gesetzt. Einweiteres Beispiel<br />

dafür, wie kompliziert der Weg<br />

ist.<br />

Aber es gibt auch gute Nachrichten.<br />

Nehmen Sie die Solarenergie.<br />

Ein Stück Land, das ungefähr 370<br />

mal 370 Kilometer groß ist und vollgepackt<br />

mit Solarmodulen, könnte<br />

den Energiebedarf der ganzen Welt<br />

decken. Natürlich ist es komplexer<br />

als das: Manmuss die Energie dahin<br />

bekommen, wo sie gebraucht wird,<br />

und was macht man, wenn keine<br />

Sonne scheint? Aber diese technischen<br />

Herausforderungen lassen<br />

sich lösen. Die Technik ist nicht der<br />

Flaschenhals, wenn es darum geht,<br />

den Übergang zu einer Welt der sauberen<br />

Energien zu schaffen.<br />

DerMensch ist der Flaschenhals. Und<br />

so lange es die großen Lösungen nur<br />

in der Theorie gibt, fragt sich der Einzelne,<br />

was es nützt, wenn man zum<br />

Beispiel beschließt, nicht mehr zu<br />

fliegen.<br />

Man muss es anders sehen.<br />

Nicht zu fliegen, kann Teil einer Botschaft<br />

sein, und sie auszusenden,<br />

kann es anderen Menschen leichter<br />

machen, genauso zu handeln. Die<br />

Frage, die man sich stellen muss,<br />

heißt: Waskann ich dazu beitragen,<br />

die Bedingungen zu schaffen, unter<br />

denen der Systemwandel, den wir<br />

brauchen, möglich wird? Und da<br />

kann jeder viel tun, wir nehmen täglich<br />

Einfluss: dadurch, wie wir unser<br />

Geld ausgeben, dadurch, wie wir<br />

uns gegenüber Freunden, am Arbeitsplatz,<br />

in der Familie verhalten.<br />

So passiertVeränderung: Dinge, die<br />

sozial akzeptabel waren, sind es<br />

plötzlich nicht mehr, und andere<br />

Dinge werden es.<br />

Ihr Resümee ist, dass es am Ende von<br />

unseren Werten abhängt, ob wir in<br />

Frieden auf einem stabilen Planeten<br />

leben werden.<br />

Ich habe mit vielen Experten gesprochen<br />

und es war bemerkenswert,<br />

wie viele zu mir gesagt haben:<br />

Wissen Sie was, amEnde läuft alles<br />

auf eine Wertedebatte hinaus. Ob<br />

man die Welt ernähren oder den Klimawandel<br />

bekämpfen will, es hat alles<br />

mitWerten zu tun. Diegute Nachricht<br />

ist: Die Erfahrung zeigt, dass<br />

Menschen in der Lage sind, ihre<br />

Werte zuändern, einfach nur, weil<br />

sie es wollen. Den drei zentralen<br />

Werten, die ich definiere, liegt reiner<br />

Pragmatismus zugrunde. Ohne sie<br />

können wir die globalen Probleme<br />

nicht lösen, mit ihnen schon. Alle<br />

Menschen mit Respekt zu behandeln,<br />

ist der erste. Obman es mag<br />

oder nicht: Zum ersten Mal inder<br />

Menschheitsgeschichte befinden<br />

wir uns alle in einem Boot. Dann<br />

brauchen wir Respekt für den Planeten,<br />

für alle anderen Arten. Unddrittens:<br />

Wir brauchen dringend mehr<br />

Wahrheit. Wie unangenehm Fakten<br />

auch sind, wir können darauf bestehen,<br />

sie zu bekommen.<br />

Siedeuten an, dass Religion und Spiritualität<br />

weiterhelfen könnten.<br />

Ichfühle mich nicht sehr kompetent<br />

auf dem Gebiet, aber ich fand,<br />

dass das Buch nicht vollständig<br />

wäre, wenn ich diesen Gedanken<br />

nicht erwähnen würde. Einige der<br />

klügsten Ideen zu Klimawandel und<br />

Naturschutz finden sich in Glaubensgemeinschaften.<br />

Ich will keine<br />

bestimmte Religion hervorheben,<br />

aber ich denke, sie kann ein Werkzeug<br />

sein, um die Art zudenken zu<br />

kultivieren, die im Anthropozän nötig<br />

ist.<br />

Sie benutzen oft das Wort Anthropozän.<br />

Finden Sie, das sollte der Name<br />

für eine neue Erdepoche sein, wie es<br />

seit ein paar Jahren diskutiertwird?<br />

Ich verliere schnell die Geduld<br />

mit den sehr technischen Diskussionen<br />

darüber,was genau des Anthropozän<br />

ist und wann es aus geologischer<br />

Perspektive begonnen haben<br />

könnte. Aber dieses Wort hilft, uns<br />

darüber klar zu werden, dass wir<br />

selbst es nun sind, die den Planeten<br />

verändern. Wirwaren eine kleine Art<br />

auf einem robusten Planeten. Und<br />

jetzt sind wir eine große Art auf einem<br />

fragilen Planeten. Wirhatten einige<br />

Dekaden, in denen wir uns<br />

schon im Anthropozän befanden,<br />

aber lebten, als ob das nicht so wäre.<br />

Jetzt aber ist der Moment, in dem wir<br />

damit nicht mehr davonkommen.<br />

Vor ein paar Tagen war Ihr Bruder<br />

Tim Berners-Lee, Erfinder des World<br />

Wide Web, in Berlin, und hat auch<br />

zum dringenden Handeln aufgerufen,<br />

in einer anderen Sache: Er fordert<br />

einen globalen Gesellschaftsvertrag<br />

für das Internet, um das soziale Netzwerk,<br />

wie er es sich mal vorgestellt<br />

hatte, zu retten, wie er sagt. So einen<br />

globalen Vertrag brauchen wir doch<br />

auch für den Planeten.<br />

Ja, den bräuchten wir. Mein Bruder<br />

und ich haben verschiedene<br />

Blickwinkel, aber wir sind auf derselben<br />

Seite.Wenn Leute sagen, wir haben<br />

noch zehn Jahre, um den Planeten<br />

zu retten –das stimmt nicht. In<br />

den vergangenen zwölf Monaten ist<br />

viel Wichtiges passiert. Die Frage<br />

muss nun sein: Wie anders kann die<br />

Welt in zwölf Monaten aussehen, wie<br />

anders kann die Gesellschaft, die Politik<br />

sich anfühlen? Wir müssen das<br />

jetzt in Angriff nehmen.<br />

Ihren Bruder und Sie drängt es beide<br />

zu den globalen gesellschaftlichen<br />

Themen.<br />

Nun eine Sache haben wir gemeinsam:<br />

Wir hatten wunderbare<br />

Eltern.<br />

Washaben sie richtig gemacht?<br />

Ich würde sagen, sie haben uns<br />

zum Denken gebracht. Und sie waren<br />

auch einfach sehr nette Menschen.<br />

DasGespräch führte PetraAhne.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 17 *<br />

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Sport<br />

„Niemand<br />

darf uns<br />

stoppen“<br />

Coach Petkovic peilt mit den<br />

Füchsen das Final Four an<br />

Fünf Tage nach dem Heimsieg gegen<br />

die MT Melsungen in der<br />

Handball-Bundesliga kommt es für<br />

die Füchse Berlin zu einem schnellen<br />

Wiedersehen im Pokal. Am<br />

Dienstagabend kämpfen die <strong>Berliner</strong><br />

in Kassel im Viertelfinale um den<br />

Einzug ins Final Four (19.00 Uhr).<br />

Das ist eines der großen Saisonziele<br />

des Pokalsiegers von 2014. „Wir haben<br />

uns jetzt gefunden. Niemand<br />

darf uns stoppen“, gibt sich Trainer<br />

Velimir Petkovic optimistisch.<br />

Die Serie von zuletzt sechs<br />

Pflichtspielsiegen hintereinander<br />

soll am Dienstag keinesfalls enden.<br />

Nach der überzeugenden Vorstellung<br />

beim 28:22-Erfolg am Donnerstagabend<br />

war Petkovic deshalb sofort<br />

bemüht, den Druck aufrecht zu<br />

erhalten. „Wir brechen nicht in Euphorie<br />

aus,wir sehen die zwei Spiele<br />

zusammen“, sagte er.<br />

An Selbstbewusstsein mangelt es<br />

den Füchsen momentan aber nicht.<br />

„Wir können auf jeden Fall nun einfacher<br />

nach Melsungen fahren“,<br />

meint Nationalspieler Paul Drux. Allerdings<br />

erwarten die Füchse hinsichtlich<br />

der spieltaktischen Ausrichtung<br />

eine komplett andere Partie.„Jeder<br />

wirdversuchen, etwas anders<br />

zu machen“, so der<br />

Rückraumspieler weiter. Und auch<br />

dessen Nationalmannschaftskollege<br />

Fabian Wiede erwartet am Dienstag<br />

mehr Gegenwehr.„Siewerden es uns<br />

sicherlich nicht noch einmal so einfach<br />

machen, wie in der zweiten<br />

Halbzeit“, glaubt er.<br />

Gerade diese zweite Hälfte macht<br />

aber auch jede Menge Mut. „Somüssen<br />

wir das auch am Dienstag wieder<br />

angehen“, fordertWiede. Besonders<br />

in der Abwehr überzeugten die<br />

Füchse. Lediglich sieben Gegentore<br />

fielen nach dem Seitenwechsel. Das<br />

soll auch am Dienstag der Schlüssel<br />

sein. Petkovic sieht aber dennoch<br />

Verbesserungsbedarf. „Es gibt schon<br />

Punkte, die wir besser machen können“,<br />

sagt der Coach. (dpa)<br />

Ein paar<br />

Niederlagen<br />

zu viel für Fiel<br />

Zweitligist Dresden trennt<br />

sich von seinem Trainer<br />

S<br />

ieben Niederlagen in den vergangenen<br />

acht Spielen, Sturzans Tabellenende:<br />

Fußball-Zweitligist Dynamo<br />

Dresden hat nach einer rasanten<br />

Talfahrt die Notbremse gezogen<br />

und sich nach „intensiven und offenen<br />

Gesprächen“ von Trainer Cristian<br />

Fiel, 39, getrennt. Laut Klub-<br />

Mitteilung einvernehmlich. Co-Trainer<br />

Patrick Mölzl muss ebenfalls gehen.<br />

Wer die Mannschaft am<br />

Sonntag im Heimspiel gegen Sandhausen<br />

betreuen wird, ist noch offen.<br />

Dresden will zunächst eine Interimslösung<br />

präsentieren.<br />

„Diese Entscheidung ist uns sehr<br />

schwergefallen. Cristian und ich<br />

standen während der gesamten Zusammenarbeit<br />

immer in einem engen<br />

und vertrauensvollen Austausch.<br />

Wirhaben die Zusammenarbeit<br />

beendet, weil wir zu dem gemeinsamen<br />

Entschluss gekommen<br />

sind, dass die Mannschaft dringend<br />

einen neuen Impuls braucht, um<br />

den Klassenerhalt noch zu erreichen“,<br />

sagte Dynamos Sportgeschäftsführer<br />

Ralf Minge.<br />

Fiel war von 2010 bis 2015 Profi<br />

bei Dynamo, arbeitete im Anschluss<br />

im Nachwuchsbereich des Klubs.<br />

Nach einer Phase als Interimstrainer<br />

wurde er nach der Beurlaubung von<br />

Maik Walpurgis im Februar 2019<br />

Cheftrainer. (sid)<br />

National in dieser Saison bislang ungeschlagen: Die BR Volleys um Sergej Grankin, Benjamin Patch und Samuel Tuia (v. l.).<br />

Hallo Europa<br />

Die BR Volleys starten mit dem besten Kader,den sie je hatten, in die Champions League<br />

VonKarin Bühler<br />

Zusammensetzung: In der<br />

Champions-League-Vierergruppe<br />

mit den BR Volleys<br />

und ACHVolleys Ljubljana<br />

gelten die beiden russischen<br />

Klubs VK Kusbass Kemerowo<br />

sowie FakelNowij<br />

Urengoi als Favoriten.<br />

Wenn wir in der Champions<br />

League irgendetwas<br />

erreichen wollen,<br />

dürfen wir dieses<br />

Spiel nicht verlieren“, sagt Volleys-<br />

Trainer Cedric Enard. Nach13 Siegen<br />

in 13 nationalen Pflichtspielen steht<br />

für Berlins Volleyballer zum Auftakt<br />

der europäischen Königsklasse an<br />

diesem Dienstag (19.30 Uhr, Schmelinghalle)<br />

die Partie gegen Sloweniens<br />

Meister ACH Volleys Ljubljana<br />

an. Tatsächlich macht sich der deutsche<br />

Meister Hoffnungen, auf europäischer<br />

Ebene einen Schritt nach<br />

vorne zutun. „Wir haben vorige Saison<br />

alles gegeben, um überhaupt in<br />

der Champions League dabei zu<br />

sein. Jetzt wollen wir das Optimum<br />

herausholen“, sagt Enard.<br />

Der Kader der <strong>Berliner</strong> wirkt so,<br />

als sei er in diesem Jahr vorallem mit<br />

Blick auf die Champions League zusammengestellt:<br />

Noch nie hatten die<br />

<strong>Berliner</strong> so viel Qualität und Erfahrung<br />

im Zuspiel, wo für den russischen<br />

Olympiasieger Sergej Grankin<br />

jederzeit der französische Europameister<br />

Pierre Pujol einspringen<br />

kann, wenn es eine Strategieänderung<br />

braucht. Auf der anderen<br />

Schlüsselposition, im Diagonalangriff,<br />

punktet US-Nationalspieler<br />

Benjamin Patch seit Wochen auf hohem<br />

Niveau, im Mittelblock sind Nationalspieler<br />

aus den USA und<br />

Frankreich im Einsatz, dazu die<br />

deutschen Nationalspieler Moritz<br />

Reichertund Julian Zenger.<br />

So gut besetzt war der Kader der<br />

BR Volleys noch nie. „Das habe ich<br />

unserer Mannschaft gestern auch in<br />

einer Besprechung erklärt“, sagt Manager<br />

Niroomand.„Das gilt nicht nur<br />

für unsere erste Formation, sondern<br />

auch für die dahinter. Das sind alles<br />

hungrige Leute. Essitzt keiner draußen,<br />

der mosert.“ Wobei Niroomand<br />

betont, dass er bei der Kaderzusammenstellung<br />

in erster Linie die Verteidigung<br />

des Meistertitels im Sinn<br />

hatte. „Sich nur für die Champions<br />

League aufzustellen wäre Lotterie<br />

gewesen. All In sind wir nicht gegangen.“<br />

Denn die Auslosung entschei-<br />

MODUS IN DER CHAMPIONS LEAGUE<br />

Zusammenfassung: Ljubljanas<br />

Trainer Matija Plesko<br />

hat die Rolle der eigenen<br />

Mannschaft ebenfalls klar<br />

definiert: „Wir sind Außenseiter.Ich<br />

hoffe, die Gegner<br />

unterschätzen uns und wir<br />

können darauf reagieren.“<br />

Zusammenschnitt: Ausinsgesamt<br />

fünf Vorrundengruppen<br />

erreichen nur die Erstplatzierten<br />

sowie die drei<br />

besten Zweiten das im K.-o.-<br />

System ausgetragene Viertelfinale.<br />

Die Gruppenphase<br />

läuft bis 19. Februar 2020.<br />

det ja über dieWegstrecke in Europas<br />

Königsklasse mit. Und da wurden<br />

den <strong>Berliner</strong>n schon in der Gruppenphase<br />

in den sibirischen Klubs,<br />

Russlands Meister Kemerowo sowie<br />

Fakel Nowij Urengoi, was Spielstärke<br />

und Anreise angeht, die denkbar unangenehmsten<br />

Gegner zugelost.<br />

Als Budget, in dem Marketinggebühren,<br />

Produktions- und Reisekosten<br />

enthalten sind, nennt Niroomand<br />

allein für die Gruppenphase<br />

knapp 180 000 Euro. Bislang war die<br />

Champions League für die Klubs ein<br />

Zuschussgeschäft. Seit voriger Saison<br />

schüttet der Europäische Volleyball-Verband<br />

(CEV) 400 000 Euro für<br />

die Finalsieger, 200 000 für die -verlierer<br />

aus. „CEV-Präsident Boricic<br />

müht sich eifrig,Voraussetzungen zu<br />

Das Pokerspiel ist eröffnet<br />

schaffen, dass auch Geld zu den Vereinen<br />

kommt, die nicht in der obersten<br />

Reihe stehen, damit sie Chancen<br />

haben, hinterherzukommen“, sagt<br />

Niroomand. Damit sich Topklubs<br />

wie Perugia, Lube Civitanova oder<br />

Kasan, die zuletzt meist im Finale<br />

standen, nicht immer reicher werden<br />

und sich vomRest entfernen.<br />

Ljubljana holte zuletzt 15 Meistertitel<br />

hintereinander, ist der nationalen<br />

Konkurrenz entwachsen und<br />

spielt in der Middle EuropeanVolleyball<br />

Zonal Association. Die Gegner<br />

dort kommen aus Kroatien, Österreich<br />

und Bosnien-Herzegowina.<br />

Diese Liga, die manche K.-u.-K.-Liga<br />

nennen, führt Ljubljana ebenfalls<br />

an. Ein solches paneuropäisches<br />

Modell steht für Niroomand nicht<br />

zur Diskussion. Dafür, soglaubt er,<br />

sind die Ligen in Italien, Polen, Russland<br />

und Deutschland zu stark.<br />

Wobei er natürlich weiß, dass<br />

Gegner wie den TV Bühl, den dieVolleys<br />

am Sonnabend in der Liga mit<br />

3:0 abfertigten, und Kemerowonicht<br />

vergleichbar sind. Niroomand hofft<br />

daher, dass die Champions League<br />

sein Team auf ein höheres Niveau<br />

heben wird, „damit wir es schaffen,<br />

so nah wie möglich an Europas Spitzenteams<br />

heranzukommen.“ Sein<br />

Plan: „Ljubljana müssen wir schlagen,<br />

am besten gegen die Russen unsere<br />

Heimspiele gewinnen – und<br />

dann auf den lieben Gott hoffen.“<br />

Nach dem Saisonfinale 2019 beginnt in der Formel 1bereits die spannende Weichenstellung für das Jahr 2021<br />

VonElmar Brümmer<br />

Lewis Hamiltons Machtdemonstration<br />

zum Abschluss seines<br />

sechsten Championsjahr? Geschichte.<br />

Ferraris erneuter Pannen-<br />

Grand-Prix, haarscharf aneiner Disqualifikation<br />

vorbei? Nur noch eine<br />

Fußnote. Die Formel 1denkt nach<br />

dem Großen Preis von Abu Dhabi<br />

längst weiter. Und zwar schon an die<br />

übernächste Saison. Dasist selbst für<br />

eine Disziplin, die sich in ihrer Aufgeregtheit<br />

gelegentlich selbst überholt,<br />

erstaunlich. Aber 2021 ändern sich<br />

die Regeln gewaltig, nicht nur technisch.<br />

Dann gilt ein Budgetdeckel von<br />

175 Millionen Dollar, was die großen<br />

Rennställe einbremsen und damit<br />

das Feld ausgeglichener machen soll.<br />

Diegroßen Gewinner,vor allem finanziell,<br />

können dabei die Rennfahrer<br />

sein. Sie werden dann ein noch<br />

stärkerer Faktor für den Erfolg. Denn<br />

die Chauffeurgehälter sind von der<br />

Deckelung ausgenommen, außerdem<br />

laufen im kommenden Sommer<br />

bei den drei Top-Teams Mercedes,<br />

Ferrari und Red Bull Racing alle Verträge<br />

aus. „Wenn sich die Autos angleichen,<br />

werden die Fahrer wieder<br />

der wichtigste Faktor.Das werden sie<br />

sich bezahlen lassen“, vermutet Red-<br />

Bull-Berater Helmut Marko eine Explosion<br />

der Gehälter.<br />

Ein möglicher Ringtausch zwischen<br />

Hamilton und Sebastian Vettel<br />

würde eine Menge frischen<br />

Wind in die Szene bringen.<br />

So fantastisch, wie das momentan<br />

klingt, ist es gar<br />

nicht. Fiat-Boss John Elkann<br />

hat sich in diesem<br />

Jahr schon zweimal mit Hamilton<br />

getroffen. „Ich verstehe<br />

es, wenn ein Fahrer<br />

verschiedene Optionen<br />

evaluiert. Wir wollen mit<br />

Lewis weitermachen. Also<br />

müssen sicherstellen, dass wir das<br />

beste Auto hinstellen. Dann werden<br />

wir auch die besten Fahrer in unseren<br />

Autos haben“, gibt sich Mercedes-<br />

Teamchef TotoWolff gelassen.<br />

DieSummen, um die es geht, sind<br />

beachtlich: Lewis Hamilton wird auf<br />

50 Millionen Dollar per anno taxiert,<br />

Sebastian Vettel auf 40 Millionen. Da-<br />

gegen sind MaxVerstappen mit zwölf<br />

Millionen und Charles Leclerc mit<br />

drei Millionen noch Schnäppchen.<br />

Aber das wirdsich schnell ändern.<br />

Red-Bull-Teamchef Christian Horner<br />

zum beginnenden Poker: „Die<br />

Formel 1kann froh sein, mit Maxund<br />

Charles Leclerc zwei sohochkarätige<br />

Fahrer aus dieser Generation<br />

zu haben. Sie werden<br />

sich in Zukunft große<br />

Kämpfe liefern. Hamilton<br />

wird auch noch eine Weile<br />

dabei sein. Er ist motiviert,<br />

es den Jungen noch mal zu<br />

GETTTY IMAGES/NEL<br />

zeigen. Schreibt mir auch<br />

Sebastian nicht ab. Der<br />

Und alle Optionen: kommt zurück.“<br />

Max Verstappen Hamilton hat verkündet,<br />

dass er als Pionier in<br />

der neuen Ära mitwirken möchte,<br />

und natürlich um Michael Schumachers<br />

Rekord von sieben Titeln zu<br />

brechen. Vettel, der viel Mühe mit<br />

sich und dem Auto, aber noch mehr<br />

mit Charles Leclerc hatte, schließt<br />

auch nach der Geburtdes dritten Kindes<br />

eine weitere Karriere inder Königsklasse<br />

nicht aus.<br />

IMAGO IMAGES/BERND KÖNIG<br />

Charles Leclerc, 22, bringt mit seiner<br />

jugendlichen Respektlosigkeit<br />

und seinem Talent die Ferrari-Hierarchie<br />

über diese Saison hinaus in die<br />

Bredouille. Allein vom Alter und der<br />

Perspektive her müsste Scuderia-<br />

Chef Mattia Binotto künftig voll auf<br />

den Monegassen setzen.<br />

Am einfachsten scheint die Entscheidung<br />

für Max Verstappen zu<br />

sein, den stärksten Mann des letzten<br />

Saisondrittels.Der Niederländer profitiertvon<br />

den erstarkten Honda-Motoren,<br />

die Japaner haben sich zudem<br />

als erster Konzern über 2020 hinaus<br />

zur Formel-1-Teilnahme bekannt.<br />

Mit 22hat er noch ein Jahr lang die<br />

Chance,jüngster Weltmeister der Geschichte<br />

zu werden. Red Bull wäre<br />

dieses Kunststück dann nach Vettel<br />

erneut gelungen. Ganz sicher aber<br />

kann Christian Horner nicht sein, wie<br />

die Verstappens entscheiden. Vater<br />

Joshat immer Großes vormit seinem<br />

Sohn, und er hat schon imVorjahr,als<br />

Red Bull die richtige Motorisierung<br />

fehlte, Kontakt zu Mercedes aufgenommen.<br />

Alte Kontakte zu intensivieren,<br />

kann sich lohnen.<br />

NACHRICHTEN<br />

Mainz gewinnt 2:1 gegen<br />

Eintracht Frankfurt<br />

FUSSBALL. DerFSV Mainz 05 hat<br />

das 23. Rhein-Main-Derbyinder<br />

Bundesliga mit 2:1 (0:1) gegen Eintracht<br />

Frankfurtfür sich entschieden.<br />

Beim Heim-Debüt vonNeu-<br />

Trainer Achim Beierlorzersiegten<br />

die Mainzer am Montagabend in<br />

Überzahl vor33184 Zuschauern<br />

durch Tore vonKarim Onisiwo (50.<br />

Minute) und Adam Szalai (69.). Eintrachts<br />

Martin Hinteregger hatte die<br />

Frankfurter in der 33. Minute in Führung<br />

gebracht. Auch im zwölften Anlauf<br />

verpassten die Hessen damit einen<br />

Sieg in Mainz. Vier Tage nach<br />

dem 2:1 in der Europa League beim<br />

FC Arsenal tat sich die Mannschaft<br />

vonTrainer AdiHütter in Unterzahl<br />

sehr schwer.Nach der Roten Karte<br />

für Dominik Kohr (Notbremse/44.<br />

Minute) mussten die Gäste eine<br />

Halbzeit lang mit neun Feldspielern<br />

auskommen. DasSpiel begann mit<br />

zehnminütiger Verspätung, weil<br />

Frankfurt-Fans kurzvor dem Anpfiff<br />

einen Böller zündeten und mehrere<br />

Raketen auf den Rasen feuerten.<br />

Doncic führtMavericks zum<br />

Sieg gegen die Lakers<br />

Luka Doncic (M.) ist in der NBA der<br />

Mann der Stunde.<br />

AFP/LOTZE<br />

BASKETBALL. DieDallas Mavericks<br />

haben in der nordamerikanischen<br />

Profiliga NBA die eindrucksvolle Serieder<br />

Los Angeles Lakers um Ausnahmespieler<br />

LeBronJames gestoppt.<br />

DieMavs setzten sich gegen<br />

das Team aus Kalifornien, das zuletzt<br />

zehn Spiele in Folge gewonnen hatte,<br />

114:100 durch. Mavericks-Topscorer<br />

Luka Doncic war mit 27 Punkten,<br />

zehn Assists und neun Rebounds der<br />

überragende Akteur.<br />

Draisaitl erzielt<br />

seinen 50. Scorerpunkt<br />

EISHOCKEY. Nationalspieler Leon<br />

Draisaitl hat mit zwei Treffernseine<br />

beeindruckende Saison in der NHL<br />

fortgesetzt. Der24-Jährige war mit<br />

seinem Doppelpack der Matchwinner<br />

beim 3:2-Sieg der Edmonton Oilers<br />

bei den Vancouver Canucks.Zugleich<br />

erreichte Draisaitl damit bereits<br />

nach 29 Spieltagen die Marke<br />

von50Scorerpunkten. Dergebürtige<br />

Kölner hat in dieser Spielzeit bereits<br />

18 Tore und 32 Vorlagen auf seinem<br />

Konto.<br />

ZAHLEN<br />

Fußball<br />

Bundesliga, 13. Spieltag<br />

FSV Mainz 05 -Eintracht Frankfurt 2:1 (0:1)<br />

1. Bor.Mönchengladbach 13 28:15 28<br />

2. RB Leipzig 13 36:15 27<br />

3. FC Schalke04 13 24:16 25<br />

4. Bayern München 13 34:18 24<br />

5. Borussia Dortmund 13 28:19 23<br />

6. SC Freiburg 13 23:17 22<br />

7. BayerLeverkusen 13 20:17 22<br />

8. 1899 Hoffenheim 13 18:20 21<br />

9. VfL Wolfsburg 13 15:13 20<br />

10. Eintracht Frankfurt 13 22:20 17<br />

11. 1. FC Union 13 16:19 16<br />

12. FSV Mainz 05 13 19:32 15<br />

13. Werder Bremen 13 22:28 14<br />

14. FC Augsburg 13 18:25 14<br />

15. Fortuna Düsseldorf 13 16:24 12<br />

16. Hertha BSC 13 18:27 11<br />

17. 1. FC Köln 13 12:28 8<br />

18. SC Paderborn07 13 16:32 5


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 – S eite 18<br />

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Sport<br />

Bei Hochrisikospielen wie dem Nordderbyzwischen Werder Bremen und dem Hamburger SV braucht es eine extra Portion Polizei, gernauch hoch zu Ross.<br />

IMAGO IMAGES/MIS<br />

Zwischen allen Stühlen<br />

Bei der Frage nach der Beteiligung des deutschen Profifußballs an zusätzlichen Polizeikosten könnte sich das Novum ergeben, dass sich 35 Klubs gegen einen stellen<br />

VonFrank Hellmann, Frankfurt<br />

Auch wenn die Zeiten längst<br />

passé sind, dass die deutsche<br />

Nationalmannschaft<br />

im Kempinski Gravenbruch<br />

in Neu-Isenburg ihr Quartier<br />

bezieht, taugt das Domizil vor den<br />

Toren Frankfurt immer noch dafür,<br />

wegweisende Beschlüsse für den<br />

deutschen Fußball auf den Weg zu<br />

bringen. Am Dienstag findet in dem<br />

ehemaligen Jagdsitz die nächste Mitgliederversammlung<br />

der Deutschen<br />

Fußball Liga (DFL), auf der ein brisantes<br />

Thema besprochen werden<br />

muss: Wieist mit der Beteiligung des<br />

deutschen Profifußballs an zusätzlichen<br />

Polizeikosten bei Hochrisikospielen<br />

zu verfahren?<br />

Undhier könnte sich das Novum<br />

ergeben, dass sich 35 Klubs gegen einen<br />

stellen. Denn bislang ist in den<br />

komplexen Fall nur der SV Werder involviert,<br />

nachdem der Bremer Senat<br />

vom Leipziger Oberverwaltungsgericht<br />

Recht bekam, die Gebührenbescheide<br />

vonder DFL erstatten zu lassen.<br />

Die hat inzwischen die ersten<br />

Überweisungen für vier Partien an<br />

das Land Bremen getätigt. Insgesamt<br />

geht es um 2,3 Millionen Euro,die von<br />

der Liga-Versammlung nun zu 100<br />

Prozent dem SV Werder aufgebürdet<br />

werden sollen. Ein entsprechender<br />

Antrag ist formuliert. In den Teilversammlungen<br />

der Bundesliga und<br />

Zweiten Liga war das Votum eindeutig,<br />

diese Kosten nicht umzulegen.<br />

Hoch verschuldeter Stadtstaat<br />

Werder hat jüngst auf seiner Mitgliederversammlung<br />

eine Klage gegen<br />

den Liga-Verband angekündigt. Notfalls<br />

würde juristisch geprüft, ob die<br />

DFL nicht ein Mitveranstalter sei, der<br />

zu einer Kostenbeteiligung verpflichtet<br />

werden kann. Die aktuelle Beschlussvorlage<br />

erschüttere „das Gefüge<br />

der Ersten und Zweiten Liga als<br />

Solidargemeinschaft“, hieß es bei den<br />

Grün-Weißen, die aber wohl gegen<br />

Windmühlen kämpfen. Die DFL verweist<br />

darauf, dass das Polizei-Monopol<br />

wie bei jedem Stadtfest, Rockkonzert<br />

oder jeder Demonstration beim<br />

Staat läge.Und dafür würde der Profifußball<br />

genug zahlen: ImWirtschaftsreport<br />

2018 ist hinterlegt, dass der<br />

deutsche Profifußball bei einem Rekordumsatz<br />

von4,42 Milliarden Euro<br />

auch 1,28 Milliarden an Steuern und<br />

Abgaben entrichtet hat. Zudem<br />

würde mit den Investitionen in die<br />

Fanprojekte ja noch Präventionsarbeit<br />

verrichtet.<br />

DasMeinungsbild ist nicht mal innerhalb<br />

der Parteien einhellig: Während<br />

Niedersachsens Innenminister<br />

Boris Pistorius (SPD) die Weitergabe<br />

der Mehrkosten bei Polizeieinsätzen<br />

grundsätzlich für systemwidrig hält,<br />

hat der hoch verschuldete Stadtstaat<br />

„Wir haben zwar den juristischen Fingerzeig<br />

bekommen, dass es grundsätzlich möglich ist,<br />

eine solche Gebühr zu erheben, aber kein<br />

Richter dieser Welt hat gesagt, dass es eine<br />

gute Idee ist.“<br />

Hubertus Hess-Grunewald gibt als Werder-Präsident<br />

den Pionier.<br />

Bremen mit seinem streitlustigen Innensenator<br />

Ulrich Mäurer (SPD) einen<br />

Präzedenzfall geschaffen, bei der<br />

vor allem der Sportverein Werder als<br />

vorbildlich sozial und gesellschaftlich<br />

agierenden Leuchtturm der Hansestadt<br />

jetzt zwischen allen Stühlen zu<br />

sitzen scheint.<br />

„Wenn Werder 100 Prozent der<br />

Kosten zahlen muss,wirddas Verursacherprinzip<br />

außer Kraft gesetzt“,<br />

argumentiert Klaus Filbry, der Vorsitzende<br />

der Geschäftsführung. Sein<br />

Vorschlag: die Kosten zwischen dem<br />

SV Werder,der DFL als Mitveranstalter<br />

und dem jeweiligen Gastverein zu<br />

dritteln. Vereinspräsident Hubertus<br />

Hess-Grunewald („Wir haben zwar<br />

den juristischen Fingerzeig bekommen,<br />

dass es grundsätzlich möglich<br />

ist, eine solche Gebühr zu erheben,<br />

aber kein Richter dieser Welt hat gesagt,<br />

dass es eine gute Idee ist“)<br />

brachte ins Spiel, den Mehraufwand<br />

bei Hochrisikospielen –inder Vergangenheit<br />

die Nordderbys gegen<br />

den Hamburger SV oder Hannover<br />

96, aber auch Spiele gegen Eintracht<br />

Frankfurt oder Borussia Mönchengladbach<br />

–inZukunft zu vermeiden,<br />

indem möglicherweise das Kartenkontingent<br />

für Gästefans reduziert<br />

wird. „Das zeigt, dass es nicht ein reines<br />

Problem vonWerder ist, sondern<br />

auch andereVereine betrifft.“<br />

Diese Einschätzung trifft insofern<br />

zu, dass die Bremer bald gar nicht<br />

mehr so allein stehen könnten. Wie<br />

der Kicker berichtet, plant auch das<br />

Land Rheinland-Pfalz die Polizeimehrkosten<br />

direkt bei seinen Profiklubs<br />

zu vereinnahmen: Innenminister<br />

Roger Lewentz (SPD) will offenbar<br />

eine entsprechende Gebührenregelung<br />

erlassen. Betroffen ist<br />

damit der FSV Mainz 05, der die Erhebung<br />

von Gebühren ebenfalls kategorisch<br />

ablehnt. „In der Konsequenz<br />

könnte das bedeuten, dass<br />

dadurch unter dem Aspekt des Wettbewerbs<br />

und der Chancengleichheit<br />

einzelne Klubs benachteiligt werden“,<br />

teilte derVorstandsvorsitzende<br />

Stefan Hofmann mit.<br />

Auch für den Zweitligisten Hamburger<br />

SV könnte ein gravierender<br />

Standortnachteil entstehen, wenn<br />

die Politik der Hansestadt dem Bremer<br />

Beispiel folgt. Die Parteigenossen<br />

Lewentz und Mäurer wollen das<br />

Thema bereits am Mittwoch vor der<br />

Innenministerkonferenz (IMK) in<br />

Lübeck vorbringen und schlagen neben<br />

einem von der DFL gebildeten<br />

Fonds gleich eine Mustergebührenordnung<br />

vor. Eine Mehrheit wird<br />

sich auf dieser Ebene zwar so schnell<br />

nicht organisieren lassen, aber es<br />

zeichnet sich bereits ab,dass sich die<br />

Problematik schon bald nicht mehr<br />

als isoliertes Problem des kleinsten<br />

deutschen Bundeslandes betrachten<br />

lässt.<br />

Schleifer mit Weitsicht<br />

Herthas neuem Trainer Jürgen Klinsmann schwebt ein laufintensives Spiel vor.Nicht nur deswegen setzt er auf die Dienste von Athletik-Coach Werner Leuthard<br />

VonSebastian Schmitt<br />

Nach dem missratenen Debüt als<br />

Cheftrainer vonHertha BSC hat<br />

Jürgen Klinsmann, 55, seinem Team<br />

anstrengende Trainingseinheiten in<br />

Aussicht gestellt. „Wir haben den<br />

Spielern noch einmal deutlich gemacht,<br />

dass jetzt sehr viel mehr Arbeit<br />

auf sie zukommt“, erklärte der<br />

ehemalige Bundestrainer nach dem<br />

1:2 gegen Borussia Dortmund. Klinsmann<br />

verspricht für die heute beginnende<br />

kurze Trainingswoche, bevor<br />

am Freitagabend das Spiel bei Eintracht<br />

Frankfurt stattfindet, dass er<br />

und sein Trainerteam „die Intensität<br />

nach oben schrauben werden“. Im<br />

taktischen Bereich wirddas eine Aufgabe<br />

für Herthas neuen Co-Trainer<br />

Alexander Nouri. Für die Fitness der<br />

Profis ist seit vergangenen Mittwoch<br />

Werner Leuthardzuständig.<br />

Der 57-jährige Niederbayer, einstiger<br />

Oberleutnant in der Bundeswehr,<br />

arbeitete jahrelang unter Trainer<br />

Felix Magath, wurde beim FC<br />

Bayern „General“ getauft und genießt<br />

in der Branche inzwischen einen<br />

exzellenten Ruf. „Er ist ein sehr<br />

kompetenter Fachmann. Wir haben<br />

sehr erfolgreich zusammengearbeitet“,<br />

sagt Magath.<br />

Seit sie sich 2002 beim VfB Stuttgart<br />

kennenlernten, gab es Magath<br />

und Leuthard nur noch im Doppel-<br />

Pack: in München, in Wolfsburg, auf<br />

Schalke, wieder in Wolfsburg und<br />

beim FC Fulham. Zusammen feierten<br />

sie drei Meisterschaften und zwei<br />

Pokalsiege.Beim VfB bekam Magath<br />

damals seinen berühmten Spitznamen<br />

verpasst. Dereigentliche „Quälix“<br />

war aber Leuthard.<br />

Nach seiner sechsjährigen Zeit als<br />

Gebirgsjäger bei der Bundeswehr<br />

kam Leuthard über Umwege zum<br />

Profisport. Nach jahrelanger Arbeit<br />

mit den Tennisspielerinnen Steffi<br />

Graf und Anke Huber zogesihn zum<br />

Hat die ganze Sportwissenschaft im Blick: Fitness-Trainer Werner Leuthard.<br />

Fußball. Leuthard gilt als harter<br />

Hund, der selbst gestandene Profis<br />

zur völligen Erschöpfung bringt.<br />

Spaniens ehemaliger Nationalstürmer<br />

Raúl, der nach seinem Wechsel<br />

von Real Madrid zum FC Schalke<br />

noch mal aufblühte, sagte mal über<br />

Leuthard: „Das Medizin-Ball-Trai-<br />

CITY-PRESS<br />

ning hat mich fünf Jahre jünger gemacht.“<br />

In Frankfurt formte Leuthard<br />

unter Trainer Adi Hütter vergangene<br />

Saison die „Bullenherde“.<br />

Die mittlerweile abgewanderten<br />

Stürmer Ante Rebic, Luka Jovic und<br />

Sébastian Haller überrollten mit ihrerPhysis<br />

die halbe Liga.<br />

Bei Hertha hoffen sie, dass der<br />

neue Mann mit seiner Arbeit ähnliche<br />

Effekte erzielt. Klinsmann<br />

schwebt ja ein laufintensives Spiel<br />

vor, bei dem der Gegner im Idealfall<br />

durch ein gut funktionierendes Gegenpressing<br />

erst gar nicht zur Entfaltung<br />

kommt.<br />

Assistent vonUrs Fischer<br />

Doch Leuthard machte sich nicht<br />

nur als reiner Konditionsbolzer einen<br />

Namen, sondern auch als Muskel-Versteher.<br />

„Wir waren so erfolgreich,<br />

weil wir nicht nur konditionell<br />

spitze waren, sondern über Jahre<br />

hinweg die wenigstenVerletzten hatten.<br />

Das war sein Verdienst“, lobt<br />

Magath. Dagegen zieht sich bei den<br />

Blau-Weißen das Thema „Muskel-<br />

Verletzung“ seit Jahren wie ein roter<br />

Faden durch den Trainingsbetrieb.<br />

„Bei einer großen Mehrheit der Verletzungen<br />

im Fußball gibt es keine<br />

gegnerische Einwirkung. Man kann<br />

in diesem Bereich sehr großen Einfluss<br />

nehmen“, sagte Leuthard einst<br />

der Basler <strong>Zeitung</strong>.<br />

Magath hätte ihn liebend gerne<br />

mit nach China genommen, als er im<br />

Sommer 2016 den SD Luneng übernahm.<br />

Doch Leuthard stand beim<br />

FC Basel im Wort. Trainiert wurde<br />

der FCB damals von Urs Fischer.„Er<br />

hat ein unheimlichesWissen und die<br />

Zahlen sprechen für sich“, sagte der<br />

heutige Coach des 1. FC Union einst<br />

über Leuthard.<br />

Beim Köpenicker Stadtrivalen soll<br />

Leuthard nun die Spieler fit und robust<br />

genug machen, um möglichst<br />

schnell den Tabellenkeller zu verlassen.<br />

Richtige Veränderungen wird er<br />

aber erst in der Vorbereitung auf die<br />

Rückrunde vornehmen können.<br />

„Man kann während einer Saison<br />

nicht großartig eingreifen. Jetzt zählen<br />

andereAspekte.Man braucht Ergebnisse“,<br />

erklärt Magath vor Herthas<br />

Spiel bei der Eintracht.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 – S eite 19<br />

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Feuilleton<br />

Peter Uehling über die<br />

neue „Traviata“ an der<br />

Komischen Oper.<br />

Seite 20<br />

„Sie spielen einen präzisen wie hochenergischen Siebziger-Funk.“<br />

Markus Schneider über das aktuelle Album der Band Die Zöllner Seiten 22 und 23<br />

Handschrift<br />

Angriff der<br />

Schreibroboter<br />

Ulrich Seidler<br />

trauertumeine letzte<br />

Bastion der Individualität.<br />

Handgeschriebene Texte finden<br />

mehr Beachtung als gedruckte.<br />

Siegelten als verbindlicher.Und dies,<br />

bevor man überhaupt den Inhalt zur<br />

Kenntnis genommen hat −was bei<br />

mancher Sauklaue dann kaum möglich<br />

ist. Es wird sich schon um etwas<br />

Wichtiges handeln, denkt man, wenn<br />

sich jemand die Mühe gemacht hat,<br />

es handschriftlich aufs Papier zu bringen.<br />

Und auch der Adressat selbst<br />

darf sich wichtig genug für diese<br />

Mühe fühlen. Diese suggerierte Exklusivität<br />

und Wertschätzung ist ein<br />

hohes Gut, das eine <strong>Berliner</strong> Start-up-<br />

Firma seit 2015 für Werbebelange<br />

ausbeutet und dies laut einem aktuellem<br />

Bericht des Branchenmediums<br />

Horizont mit messbarem Erfolg.<br />

Wunderpen heißt das 2015 gegründete<br />

Unternehmen, das Schreibrobotern<br />

echte Stifte (Kulis oder Füller,<br />

je nach Wunsch) in die Kralle<br />

drückt. Die Roboter lassen die Tinte<br />

viel schneller, geduldiger und auch<br />

fehlerfreier fließen als jeder Mensch<br />

dies könnte. Sodass kleine Varianzen<br />

ins Schriftbild programmiertwurden,<br />

um noch mehr Authentizität zu suggerieren.<br />

Graphologen könnten daraus<br />

Rückschlüsse auf die Persönlichkeit<br />

und psychische Verfassung der<br />

Roboter ziehen. Am Ende hat der<br />

Kunde eine Karte imBriefkasten, die<br />

von einer handgeschriebenen nicht<br />

zu unterscheiden ist und entsprechend<br />

sein Interesse für die unterzujubelndeWerbebotschaft<br />

entfacht.<br />

Wemdas noch nicht anrüchig genug<br />

ist, der kann ein paar Zeilen in<br />

einer dem Adressaten bekannten<br />

Handschrift vorlegen, die der Roboter<br />

nachahmt. Was für Möglichkeiten!<br />

Es ließen sich fingiert-authentische<br />

Liebesbriefe, Denunziationen<br />

oder Beförderungsmitteilungen in<br />

hoher Auflage verschicken − und<br />

dramatischste Verwirrung stiften.<br />

Deshalb unser Rat: Lesen Sie lieber<br />

keine zweifelhaften Briefe −auch<br />

wenn Ihnen die Schrift noch so bekannt<br />

vorkommt, sondern die Texte<br />

Ihrergedruckten <strong>Zeitung</strong>.Wiediesen<br />

hier,der nur für Siegeschrieben und<br />

gedruckt wurde.<br />

VonArnoWidmann<br />

Nie wieder Auschwitz<br />

„Sucht nach uns“ heißt die neue Aktion des „Zentrums für Politische Schönheit“<br />

Säule mit Asche aus den Verbrennungsöfen<br />

DPA/CHRISTOPHE GATEAU<br />

Zwischen Bundestag und<br />

Bundeskanzleramt, dort<br />

wo einst die Krolloper<br />

stand, steht seit Montagmorgen<br />

eine 2,5 Meter hohe und vier<br />

Tonnen schwere Installation. In derenMitte<br />

befindet sich eine Gedenksäule.Sie<br />

enthält einen Bohrkernaus<br />

einem der nationalsozialistischen<br />

Vernichtungslager.Essind die Überreste<br />

menschlicher Asche. Errichtet<br />

wurde die Installation vomZentrum<br />

für Politische Schönheit. Die Künstler<br />

sind mehr als zwei Jahre lang einer<br />

einzigen Frage nachgegangen:<br />

Wasgeschah mit der Asche aus den<br />

Verbrennungsöfen der Vernichtungslager?<br />

Sie ist nicht verschwunden.<br />

Sie ist in jedem der ehemaligen<br />

Lager zu finden. DieÜberreste,die in<br />

die Flüsse geworfen wurden, sind an<br />

deren Biegungen angeschwemmt<br />

worden und dort zusehen. In der<br />

Asche sind kleine Knochenstücke.<br />

Diesen Relikten begegnet man überall.<br />

Das ist kein Geheimnis. Schüler<br />

und Erwachsene haben immer wieder<br />

kleine Knochenstücke aus dem<br />

Boden der Vernichtungslager als Andenken<br />

mitgenommen.<br />

Das Zentrum für Politische<br />

Schönheit hat sich jetzt erstmals systematisch<br />

um die Frage gekümmert:<br />

Wasgeschah nach der Verbrennung<br />

mit der Asche? DasErgebnis ist nicht<br />

nur das Denkmal und die es begleitende<br />

Aktion, sondern auch eine<br />

knapp siebzigseitige Broschüre, die<br />

über den Umgang mit der Asche der<br />

vernichteten Juden und anderer Naziopfer<br />

informiert. Den Umgang der<br />

Nazis damit und den heutigen Umgang:<br />

„Auf den 37 Quadratkilometern<br />

des Interessengebiets Auschwitz<br />

befinden sich bis heute die<br />

Überreste von dort ermordeten<br />

Menschen. Dabei handelt es sich um<br />

hunderte Tonnen menschlicher<br />

Überreste, auf denen die Besucher<br />

der Gedenkstätte Auschwitz täglich<br />

umherschreiten, die heutigen Anwohner<br />

auf den ehemaligen Wirtschaftshöfen<br />

des Interessengebiets<br />

spazieren gehen und in denen sie in<br />

den Flüssen Sola und Weichsel sowie<br />

in den Schwimmteichen bei Harmense<br />

baden.“<br />

DieKünstler des Zentrums haben<br />

sich als erste der Aschenreste angenommen,<br />

haben versucht aufzuklären,<br />

was nach den Verbrennungen<br />

von den Vernichteten übrig blieb,<br />

nachdem auch noch ihre Überreste<br />

zusammengestoßen worden waren.<br />

Den Nazis ging es nicht um die Ermordung<br />

der Juden. Sie wollten ihre<br />

völlige Vernichtung. Es sollte eine<br />

Welt ohne Juden geben, eine, inder<br />

nichts mehr an Juden erinnerte. Ein<br />

wahnsinniges Vorhaben, das scheiternmusste.<br />

Das Zentrum erklärt: „An 23 Orten<br />

in Deutschland, Polen und der<br />

Ukraine wurden über 200 Proben genommen.<br />

Laboruntersuchungen ergaben<br />

in über 70 Prozent Hinweise<br />

auf menschliche Überreste. Mitunter<br />

lagen Knochen direkt unter der<br />

Grasnarbe und ragten metertief in<br />

einen Abgrund. Wir fanden Knochenkohle,sedimentierte<br />

Asche und<br />

menschliche Fragmente in den<br />

Flussläufen der Weichsel, Zähne direkt<br />

auf Feldern, Knochenreste in allen<br />

erdenklichen Körnungsgrößen.<br />

Es gibt dort kein Grab, keine letzte<br />

Ruhestätte.“<br />

Der in Berlin zu besichtigende<br />

„Bohrkern“ führtuns vorAugen,was<br />

wir hätten sehen oder uns hätten<br />

denken können. Auschwitz, die systematische<br />

Vernichtung, hat Spuren<br />

hinterlassen. Oft muss nicht einmal<br />

gegraben werden. Die Asche mit<br />

Knochenüberresten darin lag und<br />

liegt vielerorts vor uns auf dem Boden.<br />

Die Nazis benutzten sie zum<br />

Dammbau, zur Düngung, als Isolierungs-<br />

und Frostschutzmittel und<br />

sie warfen sie in die Flüsse.<br />

Wir atmen die Asche der Verbrannten<br />

ein. Nein, wir in Deutschland<br />

tun das nicht. Die Verbrennungsöfen<br />

standen nicht hier. Die<br />

Nazis schafften die Asche nicht nach<br />

Berlin. Dashat jetzt das Zentrum für<br />

Politische Schönheit getan. Es konfrontiert<br />

uns mit den Taten unserer<br />

Großväter und mit unserem gar zu<br />

lässigen Umgang mit ihnen. Die<br />

Asche der Vernichteten in der Nähe<br />

des Reichstages konfrontiert die Politik<br />

und uns mit den Folgen unserer<br />

Handlungen oder den Folgen unseresNichthandelns.<br />

DieKrolloper,auf deren ehemaligem<br />

Gelände die Installation steht,<br />

war der Ort, in den das Parlament<br />

nach dem Reichstagsbrand verlegt<br />

wurde. Hier wurde der Übergang in<br />

die rassistische Diktatur vollzogen.<br />

Das Zentrum für Politische Schönheit<br />

hilft uns wie schon bei seinen<br />

früheren Aktionen mit schmerzhaften<br />

Symbolen. Als zum Beispiel die<br />

Kreuze der Mauertoten an die europäische<br />

Ostgrenze verlegt wurden,<br />

oder eine im Mittelmeer ertrunkene<br />

Mutter in Berlin beerdigt wurde,ging<br />

es darum, uns mit den Verbrechen,<br />

die wir heute begehen, zu konfrontieren.<br />

Die Künstler tun das, weil sie uns<br />

in Bewegung setzen wollen. Es geht<br />

ihnen darum, dass wir es nicht beim<br />

Nachdenken, nicht beim Gedenken<br />

belassen. Das meinen sie wohl mit<br />

„Gedenken heißt kämpfen“. Die<br />

Säule mit den Überresten der Ermordeten<br />

schockiert uns. Sie stellt uns<br />

ein Stück der Wirklichkeit der Vernichtung<br />

vordie Augen. Wirerschrecken.<br />

Wenn das Gedenken uns nicht<br />

hilft, eine Wiederholung der Verbrechen<br />

von damals zu verhindern, ist<br />

es ganz und gar sinnlos,nichts als ein<br />

überflüssiges Ritual. „Nie wieder<br />

Auschwitz“ sollte,daran erinnertuns<br />

das Zentrum für Politische Schönheit<br />

–diesmal mit der Asche der von<br />

unseren Großvätern Verbrannten –,<br />

die Maxime unseres Handelns sein.<br />

Das Denkmal ist noch bis 7. Dezember<br />

zu sehen. Danach erlischt<br />

die Genehmigung. Die Säule sollte<br />

bleiben. Wirbrauchen sie.<br />

NACHRICHTEN<br />

Externe Experten verlassen<br />

Literaturnobelpreis-Jury<br />

Zwei externe Experten des Nobelkomitees<br />

der Schwedischen Akademie<br />

räumen nach nur knapp einem Jahr<br />

ihrePosten. Diebeiden Schriftsteller<br />

Gun-Britt Sundström und Kristoffer<br />

Leandoer hätten mitgeteilt, das Komitee<br />

vorder Arbeit an der Literaturnobelpreisvergabe<br />

im kommenden<br />

Jahr zu verlassen, teilte die Akademie<br />

am Montag mit. Leandoer begründete<br />

seinen Entschluss mit unterschiedlichen<br />

Auffassungen darüber,<br />

wie schnell der Veränderungsprozess<br />

bei der Akademie nach dem<br />

Skandaljahr 2018 vonstattengehen<br />

müsse.Während ein Jahr in seinem<br />

Leben eine lange Zeit sei, sei es in der<br />

Akademie nur eine kurze. (dpa)<br />

Deutsche Welle bekommt<br />

neue Chefredakteurin<br />

DieDeutsche Welle (DW)bekommt<br />

eine neue Chefredakteurin. Manuela<br />

Kasper-Claridge,bisher Stellvertreterin,<br />

wirdimMai 2020 die Nachfolge<br />

vonInes Pohl antreten, wie der<br />

Auslandssender der Bundesrepublik<br />

am Montag in Bonn mitteilte.Pohl<br />

wechsle nach drei Jahren im Amt als<br />

Studioleiterin zurück nach Washington.<br />

Seit Oktober 2017 ist Kasper-<br />

Claridge stellvertretende Chefredakteurin<br />

der Deutschen Welle.Zudem<br />

leitet sie die Abteilung Wirtschaft,<br />

Wissenschaft und Umwelt. (dpa)<br />

Nobelpreisträgerin Olga<br />

Tokarczuk gründet Stiftung<br />

Diepolnische Literaturnobelpreisträgerin<br />

Olga Tokarczuk (57) hat mit<br />

einem Teil ihres Preisgeldes eine Stiftung<br />

zur Förderung vonKunst und<br />

Kultur gegründet. Siewerde der Stiftung<br />

umgerechnet rund 82 000 Euro<br />

zur Verfügung stellen, sagte Tokarczuk<br />

laut Nachrichtenagentur PAPam<br />

Montag in Breslau. „Wir wollen auch<br />

die Beteiligung vonFrauen am kulturellen<br />

und gesellschaftlichen Leben<br />

fördernund wissenschaftliche<br />

Untersuchungen zum Feminismus<br />

unterstützen“, so die Schriftstellerin.<br />

In den Ratihrer Stiftung habe sie bereits<br />

die polnische Filmregisseurin<br />

Agnieszka Holland sowie den Direktor<br />

des Literaturhauses in Breslau,<br />

Irek Grin, berufen. (dpa)<br />

UNTERM<br />

Strich<br />

Meine Tiere<br />

Das letzte<br />

Ringen<br />

VonHilal Sezgin<br />

Vergangene Woche musste ich zusehen,<br />

wie ein altes Schaf zusammenbrach und<br />

starb. Dass es an Leukämie litt, war bereits<br />

bekannt gewesen; dennoch hatte sich nicht<br />

absehen lassen, dass es so rasch und plötzlich<br />

sterben würde.<br />

„Es starb an Leukämie“ −das hörtsich so<br />

simpel an, wie ein überschaubarer Vorgang.<br />

Wenn man nicht oft mit dem Todzutun hat,<br />

stellt man ihn sich meist wie eine Artsukzessives<br />

Abschalten vor; etwas im Körper funktioniertnicht<br />

mehr,und irgendwann stellt er<br />

das Funktionieren ganz ein. Wenn man<br />

Glück hat,„geht es schnell“, und dieses Schaf<br />

–eskäme mir irgendwie indiskret vor, seinen<br />

Namen zu nennen – starb relativ schnell.<br />

Und doch: Fast jedes Sterben ist ein Sich-<br />

Quälen, ist ein Ringen. Es ist keine Freude,<br />

dabei zuzusehen. Kein Mensch, dessen Herz<br />

auch nur halbwegs am rechten Fleck sitzt,<br />

sieht gern, wie sich ein anderes fühlendes<br />

Wesen quält und stirbt.<br />

Doch da sind nun auch die Jäger. Heute<br />

streifen sie durch den benachbarten Wald;<br />

vom Schreibtisch aus kann –muss! −ich einen<br />

von ihnen in seiner Warnweste sehen;<br />

mit dem Gewehr steht er auf einem Holzstapel<br />

und wartet, dass ihm Hunde und Männer<br />

Tiere vor die Flinte treiben. Zigmal hat es<br />

heute schon ohrenbetäubend geknallt –jeder<br />

Schuss ein Tod, eine Verletzung, ein<br />

Streifschuss vielleicht.<br />

Auch das Erschossenwerden auf der Jagd<br />

stellen sich Uneingeweihte als schnellen<br />

Todvor, als relativ leicht. Doch selbst wenn<br />

sie „richtig“ getroffen werden, fallen Tiere<br />

nicht einfach tot um. Körper lassen sich<br />

nicht einfach so abschalten; sie taumeln<br />

HENDRIK JONAS<br />

und kreiseln und bäumen sich auf. Es wird<br />

geschätzt, dass mindestens ein Drittel aller<br />

Schüsse nicht tödlich sind. Viele Tiere<br />

schleppen sich stunden- und manche tagelang<br />

schwer verletzt davon.<br />

Ich sehe durch das Fenster diesen Mann<br />

mit der Flinte und ertappe mich bei Gedanken,<br />

die ich mir nicht erlauben möchte. Ich<br />

beschimpfe ihn im Geiste mit Wörtern, die<br />

mir nicht wirklich über die Lippen gehen.<br />

Wieso ist es überhaupt erlaubt, 50 Meter neben<br />

einem Wohnhaus zu schießen? Daswird<br />

durch das deutsche Jagdrecht geregelt; nicht<br />

einmal eine Absperrung ist nötig. Jedes Jahr<br />

treffen Kugeln aus Jagdgewehren Spaziergänger,<br />

Autos, Fensterscheiben von Wohnhäusern.<br />

Manchmal treffen sie auch einen<br />

anderen Jäger. Müsste mich das genauso<br />

traurig stimmen, wie wenn ein Unbeteiligter<br />

angeschossen wird? IstesinOrdnung, daran<br />

zu erinnern, dass dieses Jagdopfer allerdings<br />

kein Unschuldiger ist, dass er selber es als legitimes<br />

Freizeitverhalten ansieht, mit dem<br />

Gewehr zu verletzen und zu töten? Aber wem<br />

hilft es, wenn jetzt ein Jäger im Krankenhaus<br />

liegt? Ich möchte kein Mensch werden, der<br />

sich schadenfroh die Hände reibt. Ichmöchte<br />

nicht vonder Wutaufgefressen werden. Aber<br />

das Gefühl der Ohnmacht drückt mich nieder,<br />

da kann ich machen, was ich will.<br />

Eben wieder eine Explosion. Ein Jagdhund<br />

läuft vorm Haus vorbei. Wildschweine<br />

und Rehe hetzen über die Wiesen unddurch<br />

den Wald. Es ist ein Inferno für alle Tiere, die<br />

gute Ohren haben und den Willen zu leben.<br />

Wieeine KatzeanSilvester möchte ich mich<br />

am liebsten unterm Sofa verkriechen. Auf<br />

meiner Wildkamera, mit der ich die nächtlichen<br />

Besucher meines Gartens beobachte,<br />

habe ich vorein paar Tagen einen verwundeten<br />

Fuchs gesehen; ich hoffe,erhat für heute<br />

ein besseres Versteck gefunden als ich.


20 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019<br />

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Feuilleton<br />

In der herbstlichen –mithin wenigstens farbschönen –Wüstenei der szenischen Darstellung:Ivan Magrì als Alfredo<br />

IMAGO /MARTIN MÜLLER<br />

Vomvölligen Fehlen der Form<br />

Nicola Raab inszenierte eine neue „La traviata“ an der Komischen Oper –die von Hans Neuenfels musste dafür aus dem Repertoire weichen<br />

VonPeter Uehling<br />

Die neue „Traviata“ an der<br />

Komischen Oper beginnt<br />

unversehens.<br />

Noch bei brennendem<br />

Saallicht dringt elektronisch manipulierte<br />

Verdi-Musik von der Bühne<br />

und mit einem Mal steht da eine<br />

Frau, die anscheinend aus der Stadt<br />

heimkommt, die ersten Streicherakkorde<br />

erklingen, dann winkt der Generalmusikdirektor<br />

Ainars Rubikis<br />

das Orchester der Komischen Oper<br />

wieder ab.Die Frau entnimmt einem<br />

Umschlag Röntgenbilder ihrer<br />

Lunge. Die Musik geht weiter, die<br />

Frau fährt ihren Rechner hoch. Bilder<br />

werden projiziert, Bilder ihrer<br />

Lunge, Bilder ihrer Träume von<br />

Liebe, Bilder ihrer Arbeit. Um diese<br />

letzte Projektion ihres Oberkörpers<br />

in Korsage richtig zu verstehen,<br />

muss man das Programmheft gelesen<br />

haben, in dem die Regisseurin<br />

Nicola Raab erklärt, dass Violetta<br />

eine Sexarbeiterin im Internet ist.<br />

Wenn sie da auf ihrem Bürodrehstuhl<br />

sitzt, würde man das nicht unbedingt<br />

vermuten –wer zahlt Geld<br />

für den Anblick angezogener Frauen<br />

auf Bürodrehstühlen?<br />

In <strong>Berliner</strong> Opernpremieren<br />

muss man zur Zeit sehr stark sein.<br />

Nach der Uraufführung von Chaya<br />

Czernowins prätenziös leerer „Heart<br />

Chamber“ an der Deutschen Oper<br />

und dem in den Ofen geschossenen<br />

Sandalenfilm-„Samson“ an der<br />

Staatsoper kommt nun eine der<br />

weltweit meistgespielten Opern als<br />

extra-langweilige Inszenierungssimulation.<br />

DieIdee einer „Aktualisierung“<br />

der Kurtisane Violetta als Online-Stripperin<br />

ist so naheliegend<br />

und banal, dass man sie als Regisseur<br />

eigentlich sofort vom Notizblock<br />

streichen muss.Nicht nur,weil<br />

daraus keine Erkenntnis folgt. Wie<br />

Filmregisseure schon vor vielen Jahrengemerkt<br />

haben, entzieht sich die<br />

digitale Welt weitgehend der Visualisierung,<br />

und das gilt für die Bühne in<br />

noch höherem Maße als für das bewegliche<br />

Auge der Kamera.<br />

Kunstgriff als Alibi<br />

Und somuss Nicole Raab das, was<br />

dann in der Oper namens „La traviata“<br />

geschieht, als Traum Violettas<br />

ausgeben. Damit ist nun vollends gar<br />

nichts gewonnen, denn dieser<br />

Traum unterscheidet sich von der<br />

Oper praktisch nicht. Der Raabsche<br />

Kunstgriff hat nur einen Vorteil: Er<br />

rechtfertigt sich auf dem Papier als<br />

inhaltliche Deutung und fühlt sich<br />

damit von der Bewältigung der dramatischen<br />

Form entbunden, denn<br />

man bietet scheinbar Wesentlicheres.<br />

Dasaber schlägt im Ergebnis mit<br />

Spannungslosigkeit und Langeweile<br />

zurück.<br />

Wäre die „Traviata“ substanziell<br />

so öde, wie sie hier erscheint, sie<br />

hätte ihren Siegeszug durch die<br />

Opernhäuser nicht antreten können.<br />

Für das Fehlen formalen Bewusstseins<br />

musste eine Zeitlang und immer<br />

wieder eine szenische Metapher<br />

einstehen –auch diese gibt es hier<br />

nicht. Die Ziegelwand markiert einen<br />

unbestimmten Ort, ebenso die<br />

gerasterte Scheibenwand, die mal<br />

näher, mal ferner dem Bühnenrand<br />

aufgestellt wird.<br />

Fehlt Fantasie, sollte das Handwerk<br />

stimmen –doch auch davon<br />

mag man nicht sprechen. Nicola<br />

Raab hat viel in Wien inszeniert, in<br />

Finnland, in Moskau, in Chicago und<br />

Los Angeles –abgesehen von einer<br />

Produktion in ihrer Geburtsstadt Regensburg<br />

ist dies ihre erste Arbeit in<br />

Deutschland. Dass ihretwegen eine<br />

„Traviata“ von Neuenfels aus dem<br />

Repertoiregenommen wird, ist nicht<br />

leicht zu verstehen. Musikalisch ist<br />

die Aufführung nicht so schlecht.<br />

Rubikis dirigiert das Werk ohne Sen-<br />

timent, trocken im guten, knackigen<br />

Sinn. Das spiegelt die Differenzierungen<br />

der Partitur nicht immer im<br />

vollen Umfang wider, dafür klingt es<br />

allerdings auch nicht so abgespielt,<br />

wie man es oft erlebt. Auch der von<br />

David Cavelius einstudierte Chor<br />

zeigt sich in sehr guter Form, inder<br />

Tongebung wesentlich schlanker, in<br />

der Intonation sicherer als die Chöre<br />

der anderen Häuser.<br />

Dass in italienischer Sprache gesungen<br />

wird, nimmt man an der Komischen<br />

Oper schon kaum noch zur<br />

Kenntnis,und hier,wosich ein engerer<br />

Bezug zwischen Text und Inszenierung<br />

kaum erkennen lässt, ist es<br />

womöglich auch vonVorteil. Für die<br />

Titelrolle konnte man mit Natalya<br />

Pavlova eine Sängerin gewinnen, die<br />

bis 2017 am Opernstudio des Mariinsky-Theaters<br />

gelernt hat. Siebringt<br />

eine jugendliche, beinah fruchtig zu<br />

nennende Stimme mit und gibt der<br />

Aufführung vokalen Glanz, der sich<br />

von der Wüstenei der szenischen<br />

Darstellung nicht vollständig ersticken<br />

lässt.<br />

Ivan Magrì als Alfredo indes neigt<br />

zu aufgerissen-trompetenhaften Tönen,<br />

und auch mit Günter Papendell<br />

in der Rolle des Vaters wird man in<br />

dieser Produktion nicht ganz froh; er<br />

verbleibt in einer dumpfen Tongebung,<br />

aber auch darin erkennt man<br />

die Verlassenheit von einer sinnvollen<br />

Personenführung: Die Herren<br />

können die Plattheiten ihrer so verstandenen<br />

Rollen nicht durch Gestaltung<br />

wettmachen. DasPublikum<br />

feiert dennoch seine Lieblinge –<br />

während beim Auftritt der Regisseurinweder<br />

Protest noch Zustimmung<br />

laut werden und der Applaus plötzlich<br />

eigentümlich hohl klingt.<br />

Guiseppe Verdi: „Latraviata“,7., 13., 17., 20.,<br />

23.,25. und 28.Dezember, 19. 30 Uhr,KomischeOper,Behrenstr.55–57,Karten<br />

unter Telefon<br />

47 99 74 00.<br />

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Großes <strong>Berliner</strong> Weihnachtsfestkonzert 2019<br />

Donnerstag, 26. Dezember 2019 |20Uhr |Konzerthaus Berlin, Großer Saal<br />

Die Anhaltische Philharmonie präsentiert alljährlich im großen Saal des Konzerthauses ein Weihnachtsfestkonzert von höchster Qualität mit<br />

preisgekrönten Solisten. Dieses Jahr bringt das Orchester die mehrfach preisgekrönte Pianistin Evgenia Rubinova mit. Sie ist in Felix Mendelssohn<br />

Bartholdys Klavierkonzert Nr. 1g-Moll op. 25zuerleben. Des Weiteren erklingen die Sinfonie Nr. 103 Es-Dur „Mit dem Paukenwirbel“ von<br />

Haydn sowie die Sinfonie Nr. 7d-Moll op. 70 von Dvořák.<br />

Christmas Harmonists –Weihnachtslieder &Hits der Comedian Harmonists<br />

Montag, 23. Dezember 2019 |20Uhr |Konzerthaus Berlin, Großer Saal<br />

Das Solistenensemble Berlin Singsmen führt Sie in einen musikalischen Weihnachtstraum. Moderiert vom niederländischen Schauspieler und<br />

Moderator Paul Hörmann erleben Sie die unvergessenen Hits der Comedian Harmonists und die schönsten Weihnachtslieder. Begleitet vom<br />

Orpheus Salon Orchester erwartet Sie ein kurzweiliger Abend in der bezaubernden Atmosphäre des Konzerthauses.<br />

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Ihnen stehtein gesetzliches Widerrufsrecht zu.AlleInformationen über dieses Recht unddie<br />

Widerrufsbelehrung finden Sie unter www.berliner-zeitung.de/widerruf<br />

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Mo –Fr: 08.00–21.00Uhr Sa: 8.00 –20.00 Uhr Sound Feiertags: 10.00 –20.00Uhr


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 21<br />

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Feuilleton<br />

Realismus<br />

aus der<br />

Nudelküche<br />

„Skylight“ von David Hare<br />

im Schillertheater<br />

VonJanis El-Bira<br />

Wie viel symbolisches Potenzial<br />

passt in einen Topf Spaghetti<br />

Bolognese? In „Skylight“, mit dem<br />

der britische Edeldramatiker David<br />

Hare seit der Londoner Premiere<br />

1995 Erfolge feiert, lautet die Antwort:<br />

jede Menge.Bis hin zum steinharten<br />

Parmesankäse, der von den<br />

ungleichen Klassenverhältnissen<br />

zwischen Liebenden erzählen will.<br />

„Skylight“ ist ein kleiner Klassiker<br />

des jüngeren britischen Theaters<br />

und ein Spätausläufer des dort in<br />

den Fünfzigern und Sechzigern als<br />

„kitchen sink“ („Spülbecken“) bekannt<br />

gewordenen sozialen Realismus.Deshalb<br />

wirddas Pasta-Gericht<br />

–wie immer, wenn dieses Stück gespielt<br />

wird–auch bei der Premierein<br />

der Kudamm-Komödie tatsächlich<br />

live gekocht. Schwerer Zwiebel-Tomaten-Dunst<br />

wabert in der ersten<br />

Hälfte des Abends von der filmreif<br />

naturalistischen Bühne in die Reihen<br />

des Schillertheaters.<br />

Kaum Eindruck macht das auf<br />

Tom(Dominic Raacke), einen vermögenden<br />

Gastronomen, der in einer eisigen<br />

Winternacht seine frühere Geliebte<br />

Kyra (Henriette Richter-Röhl)<br />

in ihrer heruntergekommenen Wohnung<br />

im Londoner Osten besucht.<br />

Ein Wiedersehen nach Jahren, eine<br />

Kollision von Welten und Anschauungen.<br />

Längst hat Kyra sich vom Luxusleben<br />

mit Tomverabschiedet und<br />

unterrichtet nun an einer Problemschule.<br />

Es geht um Schuld (Toms<br />

Frau verstarb an Krebs) und vertane<br />

Chancen, um soziale Ungerechtigkeit,<br />

die Liebe in Zeiten des Spät-<br />

Thatcherismus und die Ideale von<br />

NewLabour,die Kyra mit rotwangiger<br />

Emphase verkörpert.<br />

Tomund Kyra (Dominic Raacke, Henriette<br />

Richter-Röhl) in der Küche. IMAGO/FREDERIC KERN<br />

So wirkt „Skylight“ ein bisschen<br />

wie ein Historienstück aus den britischen<br />

Neunzigern, dem das Altern<br />

nicht überall gut bekommen ist. Was<br />

auch daran liegt, dass David Hare<br />

seine Texte von den Theatern nicht<br />

frisch zubereiten, sondernlieber behutsam<br />

aufwärmen lässt. Regisseur<br />

Tobias Wellemeyer zeigt sich entsprechend<br />

als Vertreter einer gutbürgerlichen<br />

Literaturtheaterküche,<br />

wenn er Hares Stück bis ins vielzitierte<br />

und hoffnungslos anachronistische<br />

„Branchenverzeichnis“ folgt,<br />

aus dem Tomdas Mobiliar für sein<br />

Leben zusammenbestellt. Das fernsehgestählte<br />

Darstellerpaar hält<br />

Wellemeyer dabei an der ganz kurzenLeine<br />

–als gäbe es irgendwo eine<br />

Kamera, die stärksten Momente einzufangen.<br />

Aber der fugendichte Naturalismus<br />

dieses Kammerspiels lastet<br />

schwer,weil sich die Verhältnisse verschoben<br />

haben. Der gefallene Engel<br />

aus besseren Kreisen, der wie Kyra<br />

das Authentische der „einfachen<br />

Leute“ sucht, stünde heute unter Paternalismusverdacht.<br />

Etwas davon<br />

ahnte Hare schon 1995, wenn Tom<br />

Kyras Reinwaschungsstrategien sekundenkurzzudurchblicken<br />

scheint.<br />

Am Ende aber triumphiert die gute<br />

Tat: der ehrliche Teller Nudeln.<br />

Skylight ensuite bis 29. Dez., KomödieimSchillertheater,<br />

Karten &Termine: komoedie-berlin.de<br />

Pollocks Pate<br />

„Zwischen-Welten“ -Der französische Surrealist André Masson in den Chemnitzer Kunstsammlungen<br />

VonIngeborg Ruthe<br />

Chemnitz, in der öffentlichen<br />

Wahrnehmung seit<br />

2018 bekanntlich eine<br />

Stadt der gesellschaftspolitischen<br />

Gegensätze, mit vielen<br />

Menschen, die mutig gegen Rechtsradikalismus<br />

und Fremdenfeindlichkeit<br />

angehen, will 2025 europäische<br />

Kulturhauptstadt werden. In<br />

vorderster Reihe stehen dabei die<br />

Kunstsammlungen.<br />

Hier wird es europäisch, hier<br />

taucht man in die folgenreiche<br />

Avantgarde-Kunst gerade der Franzosen<br />

ab den Zwanzigerjahren des<br />

Jahrhunderts der Moderne ein. Damit<br />

setzt der junge Generaldirektor<br />

Frédéric Bußmann fort, was seine<br />

Vorgängerin Ingrid Mössinger erfolgreich<br />

begann. Soeben ist das Lebenswerk<br />

eines der eigensinnigsten<br />

Surrealisten ausgebreitet: André<br />

Masson (1896–1987), der es freilich<br />

bloß fünf Jahre imKreis von André<br />

Breton aushielt, dann seiner eigenen<br />

Wege ging –und doch sein Leben<br />

lang Surrealist blieb.<br />

Der Bauernsohn von der Île de<br />

France bestätigt die ketzerische Feststellung,<br />

dass große Talente nicht<br />

selten aus ländlichen Gegenden<br />

stammen. Massons Halbbruder war<br />

übrigens der Psychoanalytiker Jaques<br />

Lacan (1901–1981). Masson<br />

war Maler, Illustrator, Literat und<br />

Bühnenbildner. Erhatte an Akademien<br />

in Brüssel und Paris studiert<br />

und wurde im Ersten Weltkrieg<br />

schwer verletzt. Früh geriet er in den<br />

Kreis der Surrealisten, deren Einfluss<br />

er sich jedoch immer wieder entzog.<br />

1942 floh er mit seiner jüdischen<br />

Frau vor der deutschen Besatzung<br />

nach NewYorkund kehrte 1946 nach<br />

Pariszurück.<br />

Die soehrgeizige, lehrreiche wie<br />

sinnliche Schau beginnt mit Bildern<br />

ab 1922. Was noch wie psychedelischer<br />

Symbolismus wirkt, nimmt zusehends<br />

Formen des Kubismus auf.<br />

1924 schloss Masson sich den Surrealisten<br />

an. Ihn faszinierte die Wirkung<br />

des Psychologischen auf die<br />

Kunst: Körper, Pflanzen, Insekten,<br />

spitzebedrohliche Gegenstände versinken<br />

im Mal-Strudel. Alles sehr<br />

mythologisch. Offenbar war sein<br />

Grundthema Bewegung, Angst, Gewalt.<br />

Dann fertigte Masson Zeichnungen<br />

wie mit automatisierten Linien<br />

an. Bald darauf erfand er Bilder<br />

aus Leim und Sand. Aber schon fünf<br />

Jahre später distanzierte er sich von<br />

der surrealistischen Bewegung, in<br />

VonJohannes von Weizsäcker<br />

Viele modische junge Menschen<br />

waren am Sonntagabend in das<br />

in einem ehemaligen Krematorium<br />

angesiedelte Kulturzentrum Silent<br />

Green in Berlin-Wedding gekommen,<br />

um zum Ausklang des Wochenendes<br />

der Musik gewordenen<br />

Unsicherheit von modischen Menschen<br />

in ihren Zwanzigern zu<br />

lauschen. Zerrissen, leer, bedrohlich,<br />

schön und fragmentiert klang<br />

diese, so wie die britische Post-<br />

R’n’B-Sängerin Tirzah und ihre Begleitmusiker<br />

sie bei wenig bis gar<br />

keinem Bühnenlicht präsentierten.<br />

Tirzah, die bereits mit Erscheinen<br />

ihrer ersten EP vorsechs Jahren<br />

als Zukunftshoffnung gehandelt<br />

wurde, schien sich danach auf ein<br />

äußerst sympathisches Desinteresse<br />

an Karriere verlegt zu haben –<br />

schlussendlich erschien ihr Debütalbum<br />

„Devotion“ dann im vergangenen<br />

Jahr.<br />

Darauf singt Tirzah Lieder über<br />

Verlust und Hoffnung in die Düsternis<br />

wackeliger Klangräume hinein;<br />

die Entschleunigung und Desorientierung<br />

dieses Albums kann man<br />

„Porträt des Poeten Heinrich von Kleist“, 1939 PRIVATSAMMLUNG/ VG BILDKUNST BONN 2019<br />

Frühes Action Painting: „Massaker“, 1931 PRIVATSAMMLUNG PIETZSCH/ VG BILDKUNST BONN 2019<br />

Versüßte Hoffnungslosigkeit<br />

der fest daran geglaubt wurde, dass<br />

Kunst die Welt verändern könne.<br />

Ihmwiderstrebte auch Bretons autoritäres<br />

Gehabe. Lieber hielt sich<br />

Masson an Bataille, der die „Dissidenten“<br />

unter den Surrealisten Anfang<br />

der 30er-Jahreumsich scharte.<br />

Damals, 1931, entstand „Massaker“<br />

(Leihgabe der <strong>Berliner</strong> Sammlung<br />

Pietzsch). „Der Tod erscheint<br />

nicht mehr in Gestalt von Grabmälern,<br />

sondern inForm von Phantasmagorien“,<br />

notierte Masson, fast wie<br />

die Vorahnung der Gräuel, die bald<br />

darauf mit der Machtergreifung der<br />

Nazis in Deutschland und im Spanischen<br />

Bürgerkrieg geschahen. Sein<br />

kurzer Aufenthalt auf der iberischen<br />

Halbinsel endete 1936 abrupt. Zurück<br />

in Paris und wieder im Kontakt<br />

mit den Surrealisten, malte er die<br />

„Labyrinth“-Motive und abermals<br />

„automatische“ Bilder, auch „Augenblicksmalerei“<br />

genannt.<br />

Im Porträt des Dichters Heinrich<br />

vonKleist, 1939, kulminieren alle bis<br />

dahin ausprobierten Stilismen: Symbolismus,<br />

Fauvismus, Kubismus,<br />

Surrealismus,Automatismus.ImExil<br />

in den USA malte er 1944 die große<br />

Tafel „Résistance“, unübersehbar<br />

eine Korrespondenz mit Picassos<br />

„Guernica“. Nach dem Krieg zurück<br />

in Paris, entdeckt Masson die Kalligrafie<br />

und die fernöstliche Zen-Philosophie<br />

für sich. 1955 und 1964 lud<br />

ihn die Documenta Kassel ein.<br />

Dieser Maler der Brüche, wie die<br />

Chemnitzer Schau es belegt, blieb<br />

bis zu seinem TodSurrealist. Waser<br />

erfand, auf Leinwand setzte oder als<br />

Plastiken formte, war wie eine Vorwegnahme,<br />

zugleich Übertragung.<br />

Anders als die meisten Surrealisten<br />

benutzte Masson kein Zeichensystem,<br />

unterlag seine Bildsprache keiner<br />

Bedeutungslast. Er selbst nannte<br />

das „die Haaresbreite“ zwischen Vision<br />

und Umsetzung. Der Akt des<br />

Malens war bei ihm vomTempo bestimmt:<br />

Er spuckte Tinte auf die<br />

Leinwand, bewarf sie mit colordurchtränkten<br />

Lappen, kippte Farbe<br />

aus und ließ sie hin- und herlaufen.<br />

Er war kein „Abstrakter“, aber er<br />

wollte die „unbedingte Spontaneität“,<br />

wollte „die Materie ihrer Trägheit<br />

entreißen“. Das erklärt die Wirkung<br />

Massons im NewYorker Exil auf<br />

den jungen Amerikaner Jackson Pollock.<br />

So wurde der Franzose wohl der<br />

Pate vom Action Painting, dem Abstrakten<br />

Expressionismus.<br />

Kunstsammlungen Chemnitz Theaterplatz 1.<br />

Bis 12.1., Di, Do–So 11–18/Mi14–21 Uhr.<br />

Musik für modische junge Menschen: Die britische Musikerin Tirzah trat im Silent Green auf<br />

Drängte sich als Hauptsongautorin gar nicht in den Vordergrund: Tirzah<br />

sich als eine ArtTrip-Hop für Millenials<br />

vorstellen. Maßgeblich daran<br />

beteiligt ist die Produzentin, Tirzahs<br />

Schulfreundin Mica Levi, die bereits<br />

als Teenagerin gegen Ende der Nullerjahreals<br />

Micachu and the Shapes<br />

auf sich aufmerksam machte, unter<br />

anderem indem sie ihre klassische<br />

Gitarre extrem verzerrte, sich selbst<br />

gerne auf der Bühne mit einem<br />

Live-Staubsauger begleitete und<br />

ROLAND OWSNITZKI<br />

das alles aber in Popliedform bewahrte.<br />

Wie stets wurde Tirzah auch am<br />

Sonntagabend von Mica Levi sowie<br />

dem Musiker und Sänger Coby Sey<br />

unterstützt, letzterer sang die Zeile<br />

„Solisten to me“, die sich durch den<br />

Titelsong von Tirzahs Album zieht,<br />

beinahe noch brüchiger als auf der<br />

Aufnahme. Und Levis merkwürdig<br />

zerdehnte und durch die Effekt-<br />

mangel gedrehte Klavierarpeggien<br />

wirkten noch entrückter.Vom Basswummern<br />

und Minimalklackern<br />

der sparsamen Beats ganz zu<br />

schweigen –eines der besonderen<br />

Highlights, das Stück „Fine again“,<br />

kam sogar komplett ohne Beats aus<br />

und entfaltete zu Tirzahs durchaus<br />

hoffnungsvoll tremolierenden Ichbin-immer-für-dich-da-Bekennungen<br />

einen apokalyptischen Einsamkeitskontrast.<br />

Überhaupt toll, wie Tirzah als<br />

Hauptsongautorin gar nicht daran<br />

gelegen war,imVordergrund zu stehen,<br />

gerne ließ sie ihren beiden<br />

Freunden auf der Bühne Raum und<br />

streichelte dafür ein bisschen auf<br />

Bongos oderWindspiel herum. Zum<br />

Ende des letzten Stückes„Affection“<br />

verließ sie vorzeitig die Bühne,während<br />

Levi und Sey das vormals<br />

durch einen einzigen sich wiederholenden<br />

Klavierakkord strukturierte<br />

Stück in eine beinah versöhnlich<br />

ratternde Club-Sache fortführten,<br />

die die jungen Menschen dann<br />

allerdings doch, ohne Zugabe, in<br />

eine leicht versüßte Hoffnungslosigkeit<br />

entließ. So klingt Leben als<br />

Musik.<br />

Wieman<br />

mit Gefühl<br />

einkauft<br />

Philipp Weber zerlegt<br />

Werbung in der Ufa-Fabrik<br />

VonTorsten Wahl<br />

Nur zehn Prozent unserer Käufe<br />

dienen essentiellen Bedürfnissen,<br />

erklärt Philipp Weber –und in<br />

diesen Wochen dürften es noch viel<br />

weniger sein. Ein Kabarett-Programm<br />

über die Mechanismen des<br />

Marketings passt zur Vorweihnachtszeit<br />

besonders gut. Der aus<br />

dem Odenwald stammende Weber<br />

spielt das Thema zunächst an der eigenen<br />

Profession durch. Zwar will er<br />

als aufklärerischer Kabarettist natürlich<br />

kein „Büttel des internationalen<br />

Konsumkapitals“ sein, aber auch er<br />

muss ja Publikum locken. In Süddeutschland<br />

tritt Philipp Weber in<br />

großen Häusernauf, im Norden ist er<br />

bisher Geheimtipp geblieben.<br />

Mit dem Titel seines fünften Programms<br />

„No5–Ich liebe ihn“ bedient<br />

er sich er bei der Werbung vonChanel<br />

bis McDonald’s. Dabei hat er sich<br />

längst einen eigenen Ruf erarbeitet.<br />

Der Naturwissenschaftler,<br />

der<br />

Abschlüsse in<br />

Biologie und<br />

Chemie hat, gilt<br />

als der Verbraucherschützer<br />

unter<br />

den Kabarettisten<br />

und hatte<br />

sich zuvor Der Kabarettist<br />

ebenso lustvoll Philipp Weber<br />

wie lustig mit Essen<br />

und Trinken auseinandergesetzt.<br />

Auch in seinem aktuellen Programm<br />

reibt er sich nicht nur an besonders<br />

nervenden, hohlen oder aggressiven<br />

Werbesprüchen, sondern<br />

erklärt die neuro-anatomischen<br />

Hintergründe. Da steigt der Zuschauer<br />

in die Maslowsche Bedürfnispyramide<br />

ein und erfährt, warum<br />

die Emotionen zwar massiv den Verstand<br />

beeinflussen –aber der Verstand<br />

kaum die Gefühle.<br />

Philipp Weber, der ununterbrochen<br />

babbelnd und giggelnd über<br />

die Bühne tigert, echauffiert sich<br />

nicht nur über Paula, die rappende<br />

Pudding-Kuh von Dr. Oetker, sondernplädiertfür<br />

ein Verbot vonWerbung,<br />

die sich an unter Zwölfjährige<br />

richtet. Die Wirkung von Werbung<br />

auf Erwachsene demonstriert er<br />

gern ansich selbst. Als Küchengeräte-Fetischist<br />

zählt er auf, warum er<br />

so viele Arten von Milchschäumern<br />

und ein 45-teiliges Messerset haben<br />

muss,mit Messernzur „Lardieren“.<br />

Am Beispiel der Pharma-Industrie<br />

zeigt er auf, wie über das Marketing<br />

neue Medikamente eingeführt<br />

werden. Um „rosa Viagra“ für die<br />

Frau zu verkaufen, musste zuvor„sexuelle<br />

Unlust“ zur Krankheit gemacht<br />

werden. Dabei ist der konsumkritische<br />

Weber immer ein politischer<br />

Kopf geblieben, denn mit<br />

Verlustängsten lassen sich ja nicht<br />

nur Produkte verkaufen; und Parteien,<br />

die „Sicherheit“ anbieten, sind<br />

meist erfolgreicher als jene,die „Gerechtigkeit“<br />

versprechen. Nur wenige<br />

Kabarettisten schaffen es, nicht<br />

nur die Lachmuskeln im Bauch, sondern<br />

auch gleichermaßen das Hirn<br />

anzusprechen.<br />

INKA MEYER<br />

TOP 10<br />

Sonntag,1.Dezember<br />

1 Tatort ARD 9,14 26 %<br />

2 Tagesschau ARD 6,24 19 %<br />

3 Terra X ZDF 4,82 15 %<br />

4 Rosamunde Pilcher ZDF 4,68 13 %<br />

5 heute-journal ZDF 4,42 14 %<br />

6 RTL aktuell RTL 3,67 14 %<br />

7 Anne Will ARD 3,52 12 %<br />

8 Berlin direkt ZDF 3,42 12 %<br />

9 heute ZDF 3,31 12 %<br />

10 Formel 1 RTL 3,26 20 %<br />

ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %


22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

BÜHNE<br />

<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />

20.00: Passagier 23<br />

Deutsche Oper Berlin (✆ 34 38 43 43)<br />

19.30: Un ballo in maschera<br />

DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />

19.30: Das Missverständnis<br />

Eschschloraque Rümschrümp (Rosenthaler Str.39)<br />

22.00: Bande áPart–Tanzbare Veranstaltung für<br />

Außenseiter:Falling in Love (Noemi VLevovnik, Kenny<br />

Stenger)<br />

HAU3(✆25 90 04 27)<br />

11.00: Der Klang der Sehenswürdigkeiten (Kulturklasse<br />

der Fritz-Karsen-Schule)<br />

Kleines Theater (✆ 821 20 21)<br />

20.00: Der Revisor<br />

Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />

(✆ 88 59 11 88) 20.00: Skylight<br />

Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />

19.30: Die Gerechten<br />

20.30 Studio: Oder:Duverdienst deinen Krieg (Eight<br />

Soldiers Moonsick)<br />

Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />

20.30 Glaspalast: Rapunzel /Der Teufel mit dendrei<br />

goldenen Haaren (Hexenberg Ensemble)<br />

Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />

20.00: Die Anderen<br />

Schlosspark Theater (✆ 78 95 66 71 00)<br />

20.00: Ruhe!Wir drehen!<br />

Sophiensaele (✆ 283 52 66)<br />

19.00: Freischwimmer*innen–The Future is Female*:<br />

Angry Hour (Tiina Sööt, Dorothea Zeyringer)<br />

20.30: Freischwimmer*innen –The Future is Female*:<br />

Wild Bore (Zoë Coombs Marr, Ursula Martinez,<br />

Adrienne Truscott)<br />

Staatsoper Unter denLinden (✆ 20 35 45 55)<br />

19.00: Samson et Dalila<br />

Theater im Delphi (✆ 70 12 80 20)<br />

19.30: suiteMinimale<br />

Theater Lichterfelde (✆ 84 31 46 46)<br />

10.00: Der Weihnachtshase (Theater Vagabunt).<br />

Anm. erf.<br />

Vaganten Bühne (✆ 313 12 07)<br />

19.30: Der Untertan<br />

KABARETT/VARIETÉ<br />

<strong>Berliner</strong> Schnauze –MundArt&Comedy Theater<br />

(✆ 017 95 34 66 96) 20.00: AusJux und Dollerei<br />

(Genz &Hausmann)<br />

Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />

20.00: Out of Chaos (Gravity &Other Myths)<br />

Distel (✆ 204 47 04)<br />

19.30 Studio: Die Zukunft istkeinPonyhof (Studio-Ensemble)<br />

20.00: Zirkus Angela<br />

Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />

19.30: Vivid<br />

Habel am Reichstag (✆ 28 09 84 84)<br />

19.00: Der Lametta-Mörder –Dinner-Krimi (Ensemble<br />

artdeshauses). Anm. erf.<br />

Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />

20.00: Howtobecomea<strong>Berliner</strong> in one hour?<br />

(Karsten Kaie)<br />

Kulturbrauerei/Soda (✆ 44 31 51 55)<br />

18.00, 20.00 Salon: close-up-club: Zauberkunst,<br />

erstaunlich, anders. Anm. erf.<br />

LaLuz (✆ 45 08 92 30)<br />

19.30Theater-Restaurant: La Famiglia –Dinner-Komödie<br />

(Claudio Maniscalco, Pascale Camele,<br />

SantiagoZiesmer,Swinging Rossinis, Cara Ciutan<br />

u. a.)<br />

Palazzo (✆ 018 06 38 88 83)<br />

19.30: Family Affairs<br />

Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />

20.00: Wermit wem? (TheatersportBerlin)<br />

Quatsch Comedy Club (✆ 47 99 74 13)<br />

20.00: Strictly Stand Up –The English ComedyNight<br />

(hosted by Christian Schulte-Loh)<br />

Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />

20.00: Viel Tunnel am Ende des Lichts<br />

StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)<br />

20.00: Blue Man Group –The Show<br />

StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />

19.30: MammaMia!–Das Musical mit denHits<br />

vonABBA<br />

TIPI am Kanzleramt (✆ 39 06 65 50)<br />

20.00: So, als ob du schwebtest (Ursli &Toni Pfister<br />

als Cindy&Bert)<br />

Wintergarten Varieté (✆ 58 84 33)<br />

20.00: Zauber Zauber –Nichts ist, wie es scheint<br />

Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />

20.00: Heinz Becker:DOD –Das Leben ist das Ende<br />

(Gerd Dudenhöffer)<br />

KLASSIK<br />

Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />

20.00Gr. Saal: Bach-Chor an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche,<br />

Kammerorchester Capella<br />

Amadeus, Ltg.Chih-Yin Huang-Niemand, Alexander<br />

Malter (Klavier), Glinka: Ouvertüre zur Oper „Ruslan<br />

und Ludmila“; Grieg: Konzertfür Klavier und Orchester<br />

a-Moll op. 16; Bach: Magnificat für Soli, Chor und<br />

Orchester D-Dur –Benefizkonzertdes Fördervereins<br />

der Kirchlichen TelefonSeelsorgeBerlin-Brandenburg<br />

20.00 Kl. Saal: Ensemble Korea (Ensemble Nabiya,<br />

Gyeonggi Gayageum Ensemble), Ltg.Joongbae Jee,<br />

Festival für koreanische Neue Musik, Jin Han: „Soul<br />

Gate“; Bonknam Lee: „Traum des Golddrachen“ für<br />

4Gayageum; Dae-sung Kim:„Silk-fog“ fürDaegeum<br />

und Gayageum; SangukKim: Nailing Sounds; Min<br />

Hee Yu:Eine Ballade fürFrida Kahlo –„Prayerfor the<br />

Afflicted Soul“; Gui Sook Lee: GeomungoinSudeoksa<br />

Temple; Sophie Youjung Lee: The faraway, Nearby<br />

Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />

13.00 Foyer: Martin Stegner (Viola), Taneli Turunen<br />

(Violoncello), EskoLaine (Kontrabass), Lunchkonzert,<br />

Johann Sebastian Bach: Goldberg-Variationen in<br />

Bearbeitung fürStreichtrio<br />

Philharmonie/Kammermusiksaal (✆ 25 48 81 32)<br />

19.15: Einführung (Avi Avital, Venice Baroque<br />

Orchestra)<br />

20.00: Avi Avital (Mandoline) und das Venice<br />

Baroque Orchestra, Vivaldi: Concerto für Streicher<br />

und Basso continuo C-Dur,Sinfonia d-Moll, Concerto<br />

für Laute, zwei Violinen und Basso continuo D-Dur,<br />

Concerto für Violine, Streicher und Basso continuo<br />

a-Moll; B. Marcello: Sinfonia Nr.3G-Dur für Streicher<br />

und Basso continuo; F. Geminiani: Concerto grosso<br />

für Streicher und Basso continuod-Moll „La Follia“<br />

nach A. Corellis Violinsonate op. 5Nr. 12 u. a.<br />

Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />

20.00: 48. Tonkünstlerkonzertmit Jingyi Cao (Flöte),<br />

Detlef Bensmann, Moyi Chen,Friedemann Graef,<br />

Michele Leisibach (Saxophon),Markus Wenz (Klavier)<br />

u. a., Kompositionen vonFriedemann Graef, Wolfgang<br />

Jacobi, Johann Sebastian Bach, RobertSchumann<br />

u. a.<br />

KINDER<br />

Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />

9.30, 11.30 Studio: Des Kaisers neue Kleider (ab<br />

5J.)<br />

10.30: Albirea –Nur ein Kind kann die Welt retten,<br />

Fantasy-Singspiel mit Video-Mapping,Kammerorchester<br />

und Chor (ab10J.)<br />

Bali (✆ 811 46 78)<br />

11.00: The Clown Who Lost His Circus, Platypus<br />

Theater,English Children’s Theatrezum Mitmachen<br />

(ab 3bis 9J.). Anm. erf.<br />

Cabuwazi –Zelt Kreuzberg (✆ 29 04 78 40)<br />

16.00: „Im Kiez zu Hause“ beiCABUWAZI Kreuzberg,<br />

Mitmachzirkus für die ganze Familie (ab 8J.)<br />

Dasweite Theater (✆ 991 79 27)<br />

10.00: Peter und derWolf, Gastspiel Theater des<br />

Lachens, FFO,musikalisches Märchen (ab 4J.)<br />

Lesung<br />

Lied<br />

des<br />

Landeskindes<br />

Die Vertretungen der Bundesländer<br />

in Berlin haben<br />

es auch nicht leicht. Natürlich<br />

erwartet ihr Heimatland von<br />

ihnen ein Kulturprogramm,<br />

mit dem sie die hessische oder<br />

mecklenburg-vorpommersche<br />

oder sachsen-anhaltinische<br />

Kultur der Hauptstadt ordentlich<br />

unter die Nase reiben.<br />

Andererseits tragen sie damit<br />

nicht nur sowieso Eulen nach<br />

Athen, sondernoft sogar Athener<br />

Eulen, denn die meisten<br />

Kulturschaffenden deutscher<br />

Sprache leben nun mal bereits<br />

hier, egal, woher sie kommen,<br />

zumindest eine Zeitlang und<br />

vor allem, wenn sie jung sind.<br />

Maren Kames etwa, 1984 am<br />

Bodensee geboren –„lebt als<br />

freie Autorin in Berlin“, steht<br />

auf ihrer Website. Wir würden<br />

sie also eine <strong>Berliner</strong> Autorin<br />

nennen. In der baden-württembergischen<br />

Vertretung<br />

stellt sie ihr zweites Buch, den<br />

Nachtgesang „Luna Luna“ als<br />

süddeutsches Landeskind vor.<br />

PetraKohse<br />

Maren Kames,19Uhr,Tiergartenstr. 15<br />

Erinnertmit ihrem hellen Tonfall und den entspannt jazzigen Settings an den Neo-Soul der späten Neunziger:Ari Lennox<br />

Heute eine kleine Retrokolumne,<br />

ausnahmsweise<br />

mal nicht mit Sixtiesstyles,<br />

sondern allerlei<br />

Spätfunk. Das London Afrobeat<br />

Collective arbeitet sich ebenso kurios<br />

wie fachmännisch und -fraulich<br />

an –der Name sagt’s ja schon –dem<br />

Afrobeat ab, wie er Anfang der 70er-<br />

Jahre wesentlich von der nigerianischen<br />

Ikone Fela Kuti erfunden und<br />

vertreten wurde.Das ziemlich global<br />

besetzte,neunköpfige Ensemble um<br />

die kongolesisch-argentinische Sängerin<br />

Juanita Euka poliert jedoch<br />

nicht nur treffsicher die massive<br />

Funk-, Jazz- und Highlife-Mischung<br />

Kutis auf; sie führen explizit auch<br />

dessen Protesttradition fort.<br />

Im Sound bleiben sie dabei nah<br />

am Original, nur hier und da fügen<br />

sie ein wenig Progrock hinzu oder<br />

verschärfen die Synkopen in Richtung<br />

P-Funk. Letzteren zitieren sie<br />

auch in der Coverart ihrer Alben und<br />

Singles –psychedelische Bilder des<br />

Künstlers Ben Hito (der laut Selbstbeschreibung<br />

mit Arbeiten für Funkadelic<br />

und Parliament bekannt<br />

wurde, was die Freunde des im vergangenen<br />

August verstorbenen<br />

Markus Schneider<br />

empfiehlt den authentisch lebhaften Afrobeat<br />

des London Afrobeat Collectives,<br />

den energischen Original-Discosoul der<br />

Zöllner und den naturgetreu smoothen<br />

Neunziger-R&B der US-Sängerin<br />

Ari Lennox.<br />

Funkadelic-Grafikers Pedro Bell vermutlich<br />

eher wundernwird).<br />

Schon ihr früher Minihit „Power<br />

to theWomen“ zeigt, dass die Londoner<br />

politisch näher an der westlichen<br />

Wirklichkeit entlang denken als ihr<br />

Vorbild. Der Titel feiert zwar im engeren<br />

Sinne die kongolesischen<br />

Frauen, die in den verschiedenen<br />

Kriegen und Kleinkriegen des zentralafrikanischen<br />

Staates besonders<br />

zu leiden hatten. Aber die Botschaft<br />

vonknackigen Tracks wie„Prime Minister“<br />

unterstreichen, dass die Londoner<br />

über (post-)kolonialistische<br />

Kritik hinaus denken. Es geht ihnen<br />

insgesamt ums Elend der Welt, und<br />

der engagierten Haltung steht die<br />

kämpferische und vor allem lustund<br />

tanzfreudige Musik sehr gut. Es<br />

eilt ihnen der Ruf voraus, eine vorzügliche<br />

Liveband zu sein, was ich<br />

angesichts der schweren, bläserakzentuierten<br />

Grooves gernglaube.<br />

Das gilt auch für den hochklassigen<br />

Disco- und Soulfunk, den die<br />

Zöllner auf ihrem neuen Live-im-<br />

Studio-Album„Zack! Zack!Zessions“<br />

spielen. Überraschenderweise und<br />

ausweislich einiger hier aufgefrischter<br />

älterer Nummern tun sie dies<br />

KINO<br />

CHARLOTTENBURG<br />

Cinema Paris (✆ 881 31 19) Die schönste Zeit<br />

unseres Lebens –Labelle epoque (OmU) 15.15;<br />

Französische Filmwoche: Vif-argent –Der flüssige<br />

Spiegel: Burning Ghost (OmU) 18.00; Französische<br />

Filmwoche: Die Kunst der Nächstenliebe –Les bonnes<br />

intentions (OmU) 20.30<br />

Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) Lara 15.00,<br />

17.30,20.00<br />

DelphiLUX (✆ 322931040) Bis dann, mein Sohn<br />

15.45,19.30; Marianne &Leonard –Words of Love<br />

(OmU) 14.15; Der Leuchtturm –The Lighthouse<br />

(OF) 16.30, 19.00, 21.30; ArethaFranklin: Amazing<br />

Grace (OmU)15.00;Parasite 17.10, 20.00; Human<br />

Nature: Die CRISPR Revolution (OmU) 13.40; Mein<br />

Ende. Dein Anfang. 16.00, 18.30; Hustlers (OmU)<br />

18.00,21.00; But Beautiful –Nichts existiert unabhängig<br />

(OmU) 13.30, 18.30;Official Secrets(OmU)<br />

16.00, 21.00; Systemsprenger 15.20; Parasite –<br />

Gisaengchung (OmU) 20.30; Joker (OmU) 21.20;<br />

Pferde stehlen 14.00;Land des Honigs–Honeyland<br />

(OmU) 16.40; DowntonAbbey (OmU) 18.40<br />

Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) Snorri &der Baby-<br />

Schwimmclub –Dive: Rituals in Water (OmU)17.00;<br />

Aretha Franklin: Amazing Grace 18.00; The Good<br />

Liar –Das alte Böse 20.00<br />

Kant Kino (✆ 319 9866) Die Eiskönigin II15.40,<br />

18.10, 20.40; Die schönste Zeit unseres Lebens<br />

15.00, 17.45, 20.30; Official Secrets 14.40,<br />

20.00; Ich war noch niemals in New York 15.20;<br />

Nurejew –The White Crow 18.00; Porträt einer jungen<br />

Frau in Flammen 17.20; Bernadette 20.00;<br />

Das perfekte Geheimnis 14.40, 17.20, 20.30<br />

Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) 3D,Atmos: Die<br />

Eiskönigin II14.10, 16.45; Atmos: Das perfekte<br />

Geheimnis 19.30; Atmos: Joker 22.30; Hauptrolle<br />

Berlin: Comedian Harmonists 20.00; Das perfekte<br />

Geheimnis 23.10; Last Christmas 14.45, 17.15;<br />

Le Mans 66: Gegen jede Chance 19.50; 3D: Die<br />

Eiskönigin II 23.15; Die Eiskönigin II14.50, 17.30;<br />

3D: Die Eiskönigin II 20.15; Stephen Kings Doctor<br />

Sleeps Erwachen 22.50; Das perfekte Geheimnis<br />

14.15, 17.00; Die schönste Zeit unseres Lebens<br />

19.40; Joker 22.30; Die schönste Zeit unseres Lebens<br />

15.10, 17.45; Last Christmas 20.30; Terminator<br />

–Dark Fate 23.00; LeMans 66: Gegen jede<br />

Chance 14.20; Joker 17.45; Stephen Kings Doctor<br />

Sleeps Erwachen 20.45<br />

FRIEDRICHSHAIN<br />

b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88)Lara (DFmenglU)<br />

11.00; The Irishman (OmU) 12.45; Shaun das<br />

Schaf: Der Film: UFO-Alarm 16.30; Systemsprenger<br />

(DFmenglU) 18.00; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 20.00; Midsommar (OmU) 22.15; Gott<br />

existiert, ihr Name ist Petrunya –Gospod postoi,<br />

imeto i‘ ePetrunija (OmU) 11.00; Memory Games<br />

(OmU) 12.45; Djon Africa (OmU) 14.15; Pferde<br />

stehlen 16.00; Campo (OmU) 18.00; Lara (DFmenglU)<br />

19.45; Once Upon aTime in... Hollywood<br />

(OmU) 21.20; Mishima –Director‘s Cut –Mishima:<br />

ALife In Four Chapters (OmU) 11.00; Bernadette<br />

–Where‘d You Go, Bernadette (OmU) 13.00; Marianne<br />

&Leonard –Words of Love (OmU) 15.00;<br />

But Beautiful –Nichts existiert unabhängig (OmU)<br />

16.45;Mein Ende. Dein Anfang. (DFmenglU) 18.40;<br />

Joker (OmU) 20.30; The Report (OmU) 22.40<br />

Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 8129) Das Kapital<br />

im 21. Jahrhundert – Capital in the Twenty-First<br />

Century (OmU) 14.00; 2040 –Wir retten die Welt!<br />

(OmU) 16.00; Deutschstunde 17.45; The Irishman<br />

(OmU) 20.00; Joker (OmU) 23.45; Verteidiger des<br />

Glaubens –Defender of the Faith 14.15; Congo<br />

Calling (OmU) 16.00; Ich bin Anastasia 17.45;<br />

Aretha Franklin: Amazing Grace (OmU) 19.45; Bitte<br />

nach Mitte! 21.30; PJ Harvey –ADog Called Money<br />

(OmU) 22.45<br />

UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Shaun das Schaf:<br />

Der Film: UFO-Alarm 13.40; 3D: Die Eiskönigin<br />

II 13.45, 16.20; Last Christmas 13.50, 17.50,<br />

20.45; Die Eiskönigin II 14.00, 14.10, 15.10,<br />

16.50, 17.00, 17.40, 17.50, 19.15; Das perfekte<br />

Geheimnis 14.15, 17.15, 19.30, 20.00; IMAX 3D:<br />

Die Eiskönigin II14.30, 17.30, 20.15; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 14.45; Joker 14.45, 18.00,<br />

20.30;The Good Liar –Das alte Böse 14.50,21.00;<br />

Hustlers 15.00,17.45,20.45;Dann schlaf auchDu<br />

–Chanson douce (OmU) 15.15; Le Mans66: Gegen<br />

jede Chance 16.00, 19.30; Stephen Kings Doctor<br />

Sleeps Erwachen 16.20, 20.40; Bernadette 17.40;<br />

Menschsein –Wer sind wir füreinander 20.00; Zombieland<br />

2:Doppelt hält besser 20.20; Terminator<br />

–Dark Fate 20.30<br />

Zukunft (✆ 01 76/57 861079) Systemsprenger<br />

(OmenglU) 18.00; Mein Ende. Dein Anfang.<br />

(OmenglU) 20.20; Parasite –Gisaengchung (OmU)<br />

22.30; Der Glanz der Unsichtbaren –Les invisibles<br />

(OmU) 18.00; Frau Stern 20.00; Easy Love<br />

(OmenglU) 21.45<br />

HELLERSDORF<br />

CineStar (✆ 04 51/703 0200) Hustlers 13.30,<br />

16.30, 19.50; Ich war noch niemals inNew York<br />

13.40; Everest: EinYeti will hoch hinaus 13.50; Die<br />

EisköniginII13.50,16.40, 19.30; DasperfekteGeheimnis<br />

14.00, 17.00, 20.00; Die Addams Family<br />

14.10; 3D: Die Eiskönigin II14.20, 17.15, 20.15;<br />

3D: Maleficent: Mächte der Finsternis 16.20; Last<br />

Christmas 16.45, 19.40; Joker 17.00, 20.00; Le<br />

Mans 66: Gegen jede Chance 19.20<br />

Kino Kiste (✆ 998 74 81) Der Glanz der Unsichtbaren<br />

14.00; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />

16.00; Ich war noch niemals in New York 17.45;<br />

Parasite 20.00<br />

HOHENSCHÖNHAUSEN<br />

CineMotion (✆ 038 71/211 4109) Bayala –Das<br />

magische Elfenabenteuer 14.00; Die Eiskönigin II<br />

14.20, 16.00, 17.00, 19.40; Der König der Löwen<br />

14.20; Maleficent: Mächte der Finsternis 14.30,<br />

20.15; Die Addams Family 14.40; Das perfekte Geheimnis<br />

14.45, 17.30, 19.50; Angry Birds 2: Der<br />

Film 14.50; Hustlers 15.00,17.40, 20.10; 3D: Die<br />

Eiskönigin II15.00, 17.30, 20.00; Last Christmas<br />

16.50, 19.30; Joker 17.00, 20.20; Ich war noch<br />

niemals in NewYork 17.10; Der letzte Bulle 17.15;<br />

Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen 19.40; Le<br />

Mans 66: Gegen jede Chance 19.50<br />

KREUZBERG<br />

Babylon (✆ 61 60 96 93) A Der Leuchtturm –The<br />

Lighthouse (OmU) 17.00, 19.30, 22.00; B Official<br />

Secrets (OmU) 16.00; Parasite – Gisaengchung<br />

(OmU) 18.30; Joker (OmU) 21.20<br />

fsk am Oranienplatz (✆ 614 2464) Lara (OmenglU)<br />

18.00; Angelo (OmU) 18.15; Französische<br />

Filmwoche: La verite –TheTruth (OmU) 20.00; Mein<br />

Ende. DeinAnfang.(OmenglU) 20.30<br />

Moviemento (✆ 692 47 85) Cinefete: Dilili inParis<br />

–Dililili aParis (OmU) 11.00; Der Leuchtturm –The<br />

Lighthouse (OmU) 15.00, 17.30; disappearing berlin:<br />

Marianna Simnett (OF) 20.00; Systemsprenger<br />

22.30; Fritzi –Eine Wendewundergeschichte 10.00;<br />

Mein Lotta-Leben – Alles Bingo mit Flamingo!<br />

12.00;Yung 14.15; Booksmart (OmU) 16.30; Mein<br />

Ende. Dein Anfang. 18.45; Der Leuchtturm –The<br />

Lighthouse (OmU) 21.15; Systemsprenger 11.00;<br />

Fritzi –Eine Wendewundergeschichte 14.45; Invisible<br />

Sue –Plötzlich unsichtbar 16.45; Porträt einer<br />

jungen Frau inFlammen –Portrait de la jeune fille<br />

en feu (OmU) 19.00; Yung (OmenglU) 21.45<br />

Sputnik (✆ 694 11 47) Human Nature: Die CRISPR<br />

Revolution (OmU) 16.00; Bernadette –Where‘d You<br />

Go, Bernadette (OmU) 17.45; Porträt einer jungen<br />

Frau in Flammen –Portrait delajeune fille enfeu<br />

(OmU) 20.00; Morgen sind wir frei 22.15; Booksmart<br />

16.00; Was gewesen wäre 17.45; Parasite –<br />

Gisaengchung (OmU) 19.30; Joker (OmU) 22.00<br />

Yorck (✆ 78 91 32 40) Aretha Franklin: Amazing<br />

Grace (OmU) 15.00; Parasite 17.00, 20.00; New<br />

Lara 14.50,17.10,19.30<br />

KÖPENICK<br />

Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Bayala –Das magische<br />

Elfenabenteuer 14.00; Bernadette 14.45,<br />

20.00; Die Eiskönigin II 15.00, 16.00, 17.30; 3D:<br />

Die Eiskönigin II 15.30, 18.00,20.30; Die Addams<br />

Family 15.30; Das perfekte Geheimnis 17.15,<br />

20.15; Hustlers 17.45, 20.15; Last Christmas<br />

18.30, 20.45<br />

Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Le Mans 66:<br />

Gegen jede Chance 13.00, 16.30, 20.00; Bernadette<br />

13.15; 3D: Die Eiskönigin II13.30, 15.45,<br />

18.00, 20.15; Marianne &Leonard –Words of Love<br />

15.45; Land des Honigs 18.00; Morgen sind wir frei<br />

20.00<br />

MARZAHN<br />

UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60) Das<br />

perfekte Geheimnis 14.00, 17.00, 20.00; 3D: Die<br />

Eiskönigin II14.10, 14.20, 16.50, 17.00, 19.30;<br />

Dora und die goldene Stadt 14.15; Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 14.30; Hustlers 14.30,<br />

17.15, 20.00; Die Eiskönigin II 14.30, 14.45,<br />

17.15, 17.20, 19.45; Stephen Kings Doctor Sleeps<br />

Erwachen 16.45; Last Christmas 17.20, 20.15; Le<br />

Mans 66: Gegen jede Chance 20.00; Joker 20.00;<br />

Sneak Preview 20.30<br />

MITTE<br />

Acud (✆ 44 35 94 98) Shaun das Schaf: Der Film:<br />

UFO-Alarm 17.00; Leid und Herrlichkeit 20.45;<br />

Bamboo Stories (OmU) 18.00; Was gewesen wäre<br />

18.45; Götter von Molenbeek: Gods of Molenbeek<br />

–Aatos ja Amine (OmU) 20.00; Pferde stehlen –Ut<br />

og stjaele hester (OmU) 21.30<br />

Babylon (✆ 242 59 69) M. C. Escher: Reise in die<br />

Unendlichkeit (OmU) 17.45; Born tobeWild: Frau<br />

Stern 17.45; Die Stadt als Beute (OmenglU) 18.15;<br />

Und der Zukunft zugewandt 19.30; Systemsprenger<br />

(OmenglU) 19.30; The Irishman (OmU) 20.00; Parasite<br />

–Gisaengchung (OmU) 21.45; Pulp Fiction<br />

(OmU) 21.45<br />

Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73)<br />

Cinefete: Comme des garcons (OmU) 10.00; Der<br />

Leuchtturm –The Lighthouse (OmU) 13.45, 16.00,<br />

21.00; Cleo (OmenglU) 18.30; Cinefete: Dilili in<br />

Paris –Dililili aParis (OmU) 11.30; Joker (OmU)<br />

14.30,21.15; Fritzi –Eine Wendewundergeschichte<br />

17.00; Yung (OmenglU) 19.00<br />

CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 02 00) Die Eiskönigin<br />

II 11.00, 14.20, 17.00, 20.10; Das perfekte<br />

Geheimnis 11.00, 13.45, 16.45, 19.50, 23.00;<br />

Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 11.10; Die<br />

Addams Family 11.10, 14.00; Everest: Ein Yeti will<br />

hoch hinaus 11.15; Dora und die goldene Stadt<br />

11.20; 3D: Die Eiskönigin II 11.40, 13.40, 16.30,<br />

19.15,22.40; Unsere Lehrerin, dieWeihnachtshexe<br />

12.10;Last Christmas13.30,17.30, 20.30, 23.15;<br />

Als ich mal groß war 13.50; Hustlers 14.00, 16.50,<br />

19.50, 23.15; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />

14.30; Maleficent: Mächteder Finsternis 16.20;<br />

Joker 16.20,19.30,23.00; Zombieland 2:Doppelt<br />

hält besser 16.40, 20.10, 23.10; Le Mans 66:<br />

Gegen jede Chance 19.20; Stephen Kings Doctor<br />

Sleeps Erwachen 19.40, 22.45; Terminator –Dark<br />

Fate 22.15; Midway –Für die Freiheit 22.55<br />

Hackesche Höfe (✆ 283 46 03) Systemsprenger<br />

(DFmenglU) 14.15; Bernadette (OmU) 17.00,<br />

19.30;Was gewesen wäre 15.00,19.00; Land des<br />

Honigs – Honeyland (OmU) 17.00; Porträt einer<br />

jungen Frau inFlammen –Portrait de la jeune fille<br />

en feu (OmU) 14.00, 20.00; Bis dann, mein Sohn<br />

–Dijiu tian chang (OmU) 16.30; Berlin Babylon<br />

(DFmenglU) 15.00; Marianne &Leonard –Words<br />

of Love (OmU) 17.00; The Irishman (OmU) 19.30;<br />

Lara (DFmenglU) 15.15<br />

Z-inema (✆ 28 38 91 21) House –Willkommen in<br />

der Hölle 20.00<br />

Zeughauskino (✆ 20 30 47 70) Die Schwarze aus<br />

Dakar –Lanoire de... (OmU) 19.00<br />

NEUKÖLLN<br />

Cineplex Neukölln Arcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />

Die Eiskönigin II –Frozen 2(OF) 14.10; Das perfekte<br />

Geheimnis 14.10, 16.40, 19.50; Die Eiskönigin<br />

II 14.15, 14.45, 16.40, 17.30; Everest: Ein Yeti<br />

will hoch hinaus 14.20; DieAddams Family 14.20,<br />

17.10; Recep Ivedik VI 14.30, 17.10, 20.20; Dora<br />

und die goldene Stadt 14.30; 3D: Die Eiskönigin II<br />

14.30, 17.15, 19.40; 7. Kogustaki Mucize –Das<br />

Wunder in Zelle Sieben (OmU) 16.50, 19.40; Last<br />

Christmas 16.55; Hustlers 17.00, 20.00; Stephen<br />

Kings Doctor Sleeps Erwachen 19.30; Le Mans 66:<br />

Gegen jede Chance 19.30; Zombieland 2: Doppelt<br />

hält besser 19.45; Joker 19.50<br />

IL KINO (✆ 91 70 29 19) Systemsprenger (DFmenglU)<br />

10.00; Bis dann, mein Sohn –Dijiu tian<br />

chang (OmenglU) 12.10; Pferde stehlen –Utog<br />

stjaele hester (OmU) 15.30; Dicktatorship –Macho<br />

Made in Italy (OmU) 17.45; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 19.30; Porträt einer jungen Frau<br />

in Flammen –Portrait de la jeune fille enfeu (OmU)<br />

21.50<br />

Neues Off (✆ 62 70 95 50) Der Leuchtturm –The<br />

Lighthouse (OF) 16.30,19.00,21.30<br />

Passage (✆ 68 23 70 18) Die schönste Zeit unseres<br />

Lebens –Labelle epoque (OmU) 15.00,17.45,<br />

20.30; Joker (OmU) 17.00, 19.45; Sneak Preview<br />

22.30; Systemsprenger 15.40, 18.15; Parasite –<br />

Gisaengchung (OmU) 20.50; Bis dann, mein Sohn<br />

–Dijiu tian chang (OmU) 16.20, 20.00<br />

Rollberg (✆ 62 70 46 45) Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 17.00, 20.00; Porträt einer jungen<br />

Frau in Flammen –Portrait de la jeune fille en<br />

feu (OmenglU) 17.45; Französische Filmwoche:<br />

Entre mer et mur –AWall Within (OmenglU) 20.30;<br />

Hustlers (OmU) 17.00, 19.30, 22.00; But Beautiful<br />

–Nichts existiert unabhängig (OmU) 16.30;<br />

Booksmart (OmU) 19.00; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 21.30;Joker (OF) 16.20, 21.30;Official<br />

Secrets (OmU) 19.00<br />

UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />

Die Eiskönigin II13.50, 14.30, 16.30, 17.15; Das<br />

perfekte Geheimnis 14.00, 16.50, 19.45; 3D: Die<br />

EisköniginII14.10, 14.50, 17.00,20.00; Dora und<br />

die goldene Stadt 14.20; Maleficent: Mächte der<br />

Finsternis 17.05; Last Christmas 17.30, 20.30; Joker<br />

19.30; Hustlers 20.00; Zombieland 2: Doppelt<br />

hält besser 20.15<br />

Wolf (✆ 921 039333) Born in Evin –Alles über<br />

Evin (OmU) 11.00; Götter von Molenbeek: Gods of<br />

Molenbeek (OmU) 12.00; Porträt einer jungen Frau<br />

in Flammen –Portrait de la jeune fille en feu (OmU)<br />

13.40; Marriage Story (OmU) 14.10,21.10; Neues<br />

von uns Kindern aus Bullerbü 16.10; Querencia –<br />

Heimkehren (OmU) 17.00; Angelo (OmU) 18.50;<br />

Auf das, was wir lieben –Anos amours (OmU)<br />

19.00; Bis dann, mein Sohn –Dijiu tian chang<br />

(OmU) 21.00<br />

PANKOW<br />

Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Die Eiskönigin<br />

II 15.45, 18.10, 20.20; Das perfekte Geheimnis<br />

15.00, 17.40, 20.30


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 23<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

Tagestipp<br />

KALENDER<br />

Funk ohne Grenzen<br />

Die Acts der Woche pflegen Traditionen,<br />

POP<br />

London Jazz Collective 6. 12., 21 Uhr,<br />

Yaam, An der Schillingbrücke3<br />

Die Zöllner 5. 12., 20 Uhr,Kesselhaus,<br />

Schönhauser Allee 35<br />

Ari Lennox 8. 12., 20 Uhr,Lido, Cuvrystraße<br />

7<br />

ohne sich staubig zu machen<br />

IMAGO IMAGES<br />

schon seit den letzten Tagen der<br />

DDR. 1990 erschien, gleichsam als<br />

Abschied vomStaatslabel Amiga, ihr<br />

nach der Band benanntes Debüt, das<br />

wiederum einer ziemlich legendären<br />

Live-Premierefolgte.<br />

1987 von Dirk Zöllner und dem<br />

Keyboarder AndreGensicke gegründet,<br />

versuchte sich die Band 1988<br />

beim größten Popfestival der DDR<br />

erstmals und vor 70000 Leuten als<br />

breit besetztes Funk-Ensemble, mutigerweise<br />

im Vorprogramm von<br />

James Brown. Seither hat die Band<br />

eine recht wechselhafte, teilweise<br />

turbulente Karriere hinter sich gebracht,<br />

zwischendurch hatte man<br />

sich auch verkracht und aufgelöst.<br />

Vorallem daran dürfte es liegen, dass<br />

ihr Einflussgebiet wesentlich auf den<br />

Osten Deutschlands begrenzt ist. Er<br />

sei, sagte Zöllner in einem Interview<br />

mit dem Deutschlandfunk, ein regionaler<br />

Künstler.<br />

Da ichvom ostdeutschen Popder<br />

Vorwende keine Ahnung habe, weiß<br />

ich nicht, wie tief die Soultradition<br />

insgesamt imArbeiter-und-Bauernstaat<br />

verwurzelt war –aber die Genresicherheit<br />

der aktuell elfköpfigen<br />

Zöllner ist schon erstaunlich überzeugend.<br />

Ichmusste gelegentlich an<br />

den jüngst verstorbenen westdeutschen<br />

Soul-Pionier Edo Zanki denken,<br />

der neben Leuten wie Grönemeyer<br />

und den Söhnen Mannheims<br />

1994 auch die Zöllner produzierthat.<br />

Aber „Zack! Zack!“ steht mit seinem<br />

ebenso präzisen wie hochenergischen,<br />

bläser- und Backingchor<br />

grundierten Siebziger-Funk mehr<br />

noch auf einer Linie mit den jüngerenDisco-Produktionenvon<br />

JanDelay–wenn<br />

manvon denmir etwas zu<br />

seriös gefühlten Texten absieht, die<br />

der 57-jährige Zöllner indes mit einer<br />

sehr angenehmen, soulvollen<br />

Beiläufigkeit singt.<br />

AriLennoxist knapp dreißig Jahre<br />

jünger als Zöllner und besinnt sich<br />

mit ihrem Anfang 2019 erschienenen<br />

Debüt „Shea Butter Baby“ auf<br />

den Neo-Soul der späten Neunziger.<br />

Ihr heller Tonfall, sowohl in der<br />

Stimme als auch dem warmund entspannt<br />

jazzigen Setting, erinnertmit<br />

anderen Worten an die frühe Erykah<br />

Badu, wobei ihr Produzent (und Labelchef)<br />

J.Cole das Ganze natürlich<br />

voller und moderner ausgestattet<br />

hat. Nichts Neues, aberdies sehr bezaubernd.<br />

Pop<br />

Lieder<br />

für den<br />

Winter<br />

Die britische Sängerin<br />

Kimberly Smith war sich<br />

früh der Tatsache bewusst,<br />

dass ihr Ruhm, den sie unter<br />

dem Namen Kim Wilde angehäuft<br />

hatte, nur eine Episode<br />

war. Die „Kids in America“<br />

wurden erwachsen, und der<br />

blonde Popstar verwandelte<br />

sich in den 90er-Jahren in eine<br />

Autorin, <strong>Zeitung</strong>skolumnistin<br />

und Landschaftsgärtnerin. In<br />

den verschiedenen popmusikalischen<br />

Erinnerungswellen<br />

kehrte sie jedoch auf die<br />

Bühne zurück, und dabei fiel<br />

angenehm auf, dass sie ein solides<br />

Bewusstsein von ihrer<br />

früheren Rolle ausstrahlte. Im<br />

Duett mit Nena, das von Uwe<br />

Fahrenkrog-Petersen produziert<br />

worden war, ließ Kim<br />

Wilde durchblicken, dass der<br />

britische Popeine ganz andere<br />

Hausnummer als die in die<br />

Jahregekommene Neue Deutsche<br />

Welle darstellt. Diesmal<br />

singtKim Wilde weihnachtlich<br />

und akustisch. HarryNutt<br />

Kim Wilde 20 Uhr, Heimathafen Neukölln,<br />

Karl-Marx-Straße141<br />

FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (✆ 53 07 12 50)<br />

10.00 Raum 302: Der Weihnachtszwulf verkürzt die<br />

Weihnachtswarterei, Zwulf, (ab 3bis 9J.)<br />

10.00 Raum 214: Brunos Abenteuer,Nicole Gospodarek,<br />

Puppentheater (ab 6bis 12 J.)<br />

Figurentheater Grashüpfer (✆ 53 69 51 50)<br />

10.00: Die Weihnachtsgans Auguste, Artisanen,<br />

Figurentheater (ab 4J.)<br />

Freizeitforum Marzahn (✆ 542 70 91)<br />

10.00: Hops &Hopsi im Spielzeugzimmer des<br />

Weihnachtsmannes, Clowns-Theater (ab 3bis 10 J.)<br />

18.00: Ein Weihnachtsmärchen für Walter,Marie<br />

Mallè und Walter Plathe<br />

Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />

16.00: Im Labyrinth der Bücher,Young Show(ab 5J.)<br />

Grips Hansaplatz (✆ 39 74 74 77)<br />

10.00: Alle außerdas Einhorn(ab 11 J.)<br />

Grips Podewil (✆ 39 74 74 77)<br />

11.00: Das Nacktschnecken-Game (ab 12 J.)<br />

Jaro Theater (✆ 341 04 42)<br />

10.30: Wundersame Wichtelwelt, Puppenspiel (ab<br />

3bis 8J.)<br />

Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />

11.00: TopCard Camilla, Platypus Theater,Englisches<br />

Kindertheater (ab 6bis 10 J.). Anm. erf.<br />

Puppentheater Berlin (✆ 342 19 50)<br />

10.00: Nikolaus vonMyra (ab 4J.)<br />

Puppentheater Felicio (✆ 44 67 35 30)<br />

10.00: Ein räuberisches Weihnachtsfest<br />

Puppentheater Firlefanz (✆ 283 35 60)<br />

10.00: Weihnachtliche Heimlichkeiten, Gastspiel<br />

Puppentheater Böhmel/Dresden, Lustiges weihnachtliches<br />

Puppenspiel (ab 4J.)<br />

Puppentheater Prenzlkasper (✆ 21 79 10 60)<br />

10.00: Kasper und das kleine Weihnachtspaket,<br />

Gastspiel FriedhartFaltin, Halle/Saale<br />

Theater an der Parkaue (✆ 55 77 52 52)<br />

10.00: Die Zertrennlichen (ab 9bis 13 J.)<br />

10.00: Die fürchterlichen Fünf (ab 5bis 9J.)<br />

Theater Mirakulum (✆ 449 08 20)<br />

10.00: Weihnachten beiPrinzessin Marzipan und<br />

König Schokolade, Thomas Mierau, Puppentheater<br />

(ab 3bis 10 J.). Anm. erf.<br />

Theater MorgensternimRathaus Friedenau<br />

(✆ 92 35 59 50) 9.00, 11.15: Am 4. Advent morgens<br />

um vier (ab 6J.)<br />

Theater Zitadelle (✆ 335 37 94)<br />

10.00: Weihnachten beim kleinen Hasen, Theater<br />

Couturier (ab 3J.)<br />

LITERATUR/VORTRAG<br />

Akademie der Künste Hanseatenweg<br />

(✆ 200 57 20 00) 19.00 Clubraum: Fünf Mann<br />

Menschen /Die Humanisten –Hörspiele vonErnst<br />

Jandl und Friederike Mayröcker,sowie Gespräch mit<br />

Hermann Bohlen und Jochen Meißner<br />

Buchhändlerkeller (✆ 55 14 93 58)<br />

20.30: Retif de la Bretonne, der erste Pariser Flaneur,<br />

vorgestellt vonFrank Arnold und Hartmut Mangold<br />

Bücherbogen am Savignyplatz (✆ 312 19 32)<br />

19.30: Bedeutsame Belanglosigkeiten, Vittorio<br />

MagnagoLampugnani, Buchpräsentation<br />

Deutsches Theater (✆ 28 44 12 25)<br />

20.00: Erinnerungen an einen Staat, mit Alexander<br />

Scheer,Corinna Harfouch, Musikalische Lesung<br />

DODO (✆ 53 09 40 72)<br />

20.00: Offene Lesebühne, Moderation: Regine &<br />

Dago<br />

exploratorium berlin (✆ 84 72 10 52)<br />

18.00: Lesezirkel Improvisationsliteratur, Lesung und<br />

Diskussion mit Reinhard Gagel. Anm. erf.<br />

Helene-Nathan-Bibliothek (✆ 902 39 43 42)<br />

18.00: LEA Leseklub<br />

Literarisches Colloquium Berlin (✆ 816 99 60)<br />

19.30: Don’t be aStranger.Britisches Casino am<br />

Wannsee, mit Glen James Brown, Michael Donkor,<br />

Irenosen Okojie und Kim Sherwood Moderation:Tom<br />

Zille<br />

Literaturforum im Brecht-Haus (✆ 282 20 03)<br />

20.00: Sarah Kirsch –Christa Wolf: „Wir haben uns<br />

wirklich an allerhand gewöhnt“. Der Briefwechsel,<br />

Buchvorstellung und Gespräch mit Sonja Hilzinger<br />

und Sabine Wolf<br />

Literaturhaus Berlin (✆ 887 28 60)<br />

18.30: Festival Jüdische Literaturen: „Verquere Verortungen“,<br />

mit Jo Frank, Janika Gelinek, EvaLezzi, Sonja<br />

Longolius, Rachel Salamander u. a.<br />

Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />

19.00: LSD–Liebe Statt Drogen<br />

Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />

10.00: Porki –Ein Schweinchen sucht dasGlück,<br />

Lissa Lehmenkühler,Lesung und Werkstattgespräch<br />

Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />

20.00: Männerphantasien, Klaus Theweleit, im<br />

Gespräch mit Margarita Tsomou<br />

KONZERT<br />

Acud Macht Neu (✆ 98 35 26 13)<br />

21.00: Tamar Aphek &Band, guests: Angels<br />

AstraKulturhaus (✆ 69 56 68 40)<br />

20.30: Quantic &Band, support: Simon Houghton<br />

(aka Sneaky of Fingathing)<br />

Badenscher Hof Jazzclub (✆ 861 00 80)<br />

21.00: Maria Baptist &Jan vonKlewitz<br />

Bar jeder Vernunft (✆ 883 15 82)<br />

20.00: Bernd Begemann Solo<br />

Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />

20.00: Amilli<br />

Bi Nuu (✆ 69 56 68 40)<br />

20.00: Boris<br />

Columbiahalle (✆ 69 81 75 86)<br />

20.00: Hot Chip, Alaskalaska<br />

Columbia Theater (Columbiadamm 9-11)<br />

19.30: BuryTomorrow, special guests: Employedto<br />

Serve,Blood Youth<br />

Heimathafen Neukölln (✆ 56 82 13 33)<br />

20.00: Kim Wilde, Wilde Winter Acoustic<br />

Huxleys Neue Welt (✆ 301 06 80 88)<br />

20.00: Michael Kiwanuka, Celeste<br />

Kulturbrauerei/Kesselhaus (✆ 44 31 51 00)<br />

20.00: Beranger<br />

Kulturbrauerei/Maschinenhaus (✆ 44 31 51 00)<br />

20.00: JoeBowie &Defunkt<br />

Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />

20.00 Schwarzes Zimmer:Yuna<br />

20.00 Blaues Zimmer:Jesse Marchant, Charly<br />

Klauser<br />

PrivatClub (✆ 61 67 59 62)<br />

20.00: Highly Suspect<br />

Quasimodo (✆ 318 04 56 70)<br />

22.30: EttaScollo<br />

Rickenbacker’s (✆ 81 89 82 90)<br />

21.00: Bluesrock-Session mit Heinz Glass u. a.<br />

SO36 (✆ 61 40 13 06)<br />

20.00: Exumer,Reactory, Pripjat<br />

Tempodrom (✆ 69 53 38 85)<br />

20.00: White Lies, support: Boniface<br />

CLUB<br />

Cassiopeia (✆ 47 38 59 49)<br />

23.00: Super Tuesday, RayBang,Dick Nasty<br />

Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />

21.00: Clärchens Discodienstag,Clärchen &friends<br />

Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />

20.00: Molly Joker, RockoGaroni, Luíz Sabema, See<br />

Bastian<br />

Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />

(✆ 89 75 13 27) 21.00: The House of Presents<br />

Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />

19.00: Vinylsounds<br />

Suicide Club (Revaler Str.99)<br />

23.59: Encore.Une.Fois<br />

BALLROOM<br />

Haus der Sinne (✆ 44 04 91 55)<br />

20.00: DJ Leandro y Gaia Pisauro at Haus der Sinne<br />

KINO<br />

PRENZLAUER BERG<br />

FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Die Eiskönigin<br />

II 15.00, 16.00, 18.20, 20.50; Der Leuchtturm<br />

–The Lighthouse (OmU) 18.20, 21.00; Französische<br />

Filmwoche: Jeanne d‘Arc –Jeanne (OmU)<br />

20.30; Lara 16.40, 19.00; Joker (OmU) 21.20;<br />

Aretha Franklin: Amazing Grace (OmU) 15.00; Die<br />

schönste Zeit unseres Lebens 15.45, 17.45, 20.40;<br />

Parasite 17.10, 20.00<br />

Kino in der Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Die schönste Zeit unseres Lebens 13.30, 16.15,<br />

19.45; Das perfekte Geheimnis 13.30, 16.30,<br />

19.30; Systemsprenger 14.00, 22.30; Die Eiskönigin<br />

II 14.00, 17.00, 19.40; Als ich mal groß<br />

war 14.15; Bernadette 14.20; Lara 14.45, 17.15,<br />

19.00; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm<br />

14.50; Parasite 16.30; Joker (OmU) 16.50; Official<br />

Secrets 17.00;The Good Liar –Das alte Böse<br />

17.20; Sneak Preview (OmU) 20.00; Ricordi?<br />

(OmenglU) 20.00; Menschsein –Wer sind wir füreinander<br />

20.00; Der Leuchtturm 20.00; Le Mans<br />

66: Gegen jede Chance 21.45; Der Leuchtturm –<br />

The Lighthouse (OmU)22.20; Joker(OF) 22.30;The<br />

GoodLiar –Das alteBöse (OF) 22.40; Parasite –Gisaengchung(OmU)22.40;<br />

Porträteiner jungenFrau<br />

in Flammen –Portrait delajeune fille en feu (OmU)<br />

22.50; Die Eiskönigin II–Frozen 2(OmU) 23.00<br />

Krokodil (✆ 44 04 92 98) Land des Honigs –Honeyland<br />

(OmU) 17.30; Premiere: Havelland. Fontane<br />

(mit Gast) 19.00<br />

Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79) Bamboo Stories<br />

(OmU) 17.00; PJ Harvey –ADog Called Money<br />

(OmU) 18.30; Corpo celeste –Für den Himmel bestimmt<br />

(OmenglU) 20.00; Porträt einer jungen Frau<br />

in Flammen –Portrait delajeune fille en feu (OmU)<br />

21.45<br />

UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) Das<br />

perfekte Geheimnis 14.10, 17.00, 19.50, 22.45;<br />

Hustlers 14.15, 17.10, 20.00, 22.45; 3D: Die Eiskönigin<br />

II 14.15, 16.50,20.00, 22.45; Die Eiskönigin<br />

II14.20, 15.00, 17.10, 17.40; Angry Birds 2:<br />

Der Film 14.25; Die Addams Family 14.35; Shaun<br />

das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 14.45; Dora und<br />

die goldene Stadt 14.45; Last Christmas 15.00,<br />

17.35, 19.50; Joker 16.45, 19.45, 22.30; Ich war<br />

noch niemals in New York 16.50; LeMans 66: Gegen<br />

jede Chance 16.55, 20.10; Bernadette 17.20;<br />

Terminator –Dark Fate 19.40; Zombieland 2: Doppelt<br />

hält besser 20.10, 22.45; Systemsprenger<br />

20.15; Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen<br />

20.15; Scary Stories to Tell in the Dark 22.45<br />

REINICKENDORF<br />

CineStar Tegel (✆ 04 51/703 0200) Last Christmas<br />

13.40, 16.30, 19.40; 3D: Die Eiskönigin<br />

II 13.45, 16.45, 19.45; Hustlers 13.50, 16.40,<br />

19.30; Das perfekte Geheimnis 13.50, 16.30,<br />

20.10; Die Addams Family 14.00; Maleficent<br />

14.05;Angry Birds 214.15; Der letzteBulle 14.20;<br />

Die Eiskönigin II14.30, 17.15, 20.15; 3D: Maleficent<br />

16.45; Joker 16.50,19.55;Terminator 17.00;<br />

Ich war noch niemals in New York 17.00; Stephen<br />

Kings Doctor Sleeps Erwachen 19.30; Le Mans 66<br />

19.40; Zombieland 220.15<br />

SCHÖNEBERG<br />

CinemaamWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04) Ich<br />

war noch niemals in NewYork 14.35;The Good Liar<br />

– Das alte Böse 17.35, 20.15<br />

Cosima (✆ 85 07 58 02)Nurejew 18.00; Deutschstunde<br />

20.15<br />

Odeon (✆ 78 70 40 19) Der Leuchtturm (OmU)<br />

15.45, 20.30; Aretha Franklin (OmU) 18.15<br />

Xenon (✆ 78 00 15 30) Spatzenkino: Weihnachtswunder<br />

10.00; Porträt einer jungen Frau in Flammen<br />

(OmU) 17.30; Yung 20.15<br />

SPANDAU<br />

Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11) Unsere<br />

Lehrerin, die Weihnachtshexe 10.00; Shaun das<br />

Schaf: UFO-Alarm 10.00, 12.00; Everest 10.00;<br />

Die Eiskönigin II10.00, 12.35, 15.10, 18.00; 3D:<br />

Die Eiskönigin II11.55, 14.25, 17.15, 20.00; Die<br />

Addams Family 12.10; Bayala 12.10; Das perfekte<br />

Geheimnis 14.00,17.00, 20.45; Maleficent14.10;<br />

Le Mans 66 16.45, 19.30; Last Christmas 16.50,<br />

19.55; Joker 20.10<br />

Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81)<br />

Downton Abbey 13.00; Die schönste Zeit unseres<br />

Lebens 15.30, 20.15; Ich war noch niemals in New<br />

York 17.45<br />

STEGLITZ<br />

Adria (✆ 01 80/505 07 11)Last Christmas 14.30,<br />

17.15,20.00<br />

Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20)<br />

Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 10.00,<br />

12.10; Mein Lotta-Leben 10.00; Dora 10.00; Die<br />

Eiskönigin II10.00, 11.45, 14.40, 15.00, 17.25,<br />

23.00; Angry Birds 210.00; 3D: Die Eiskönigin II<br />

11.00, 14.15, 17.45, 19.50; Everest 12.00; Unsere<br />

Lehrerin, die Weihnachtshexe 12.10; Maleficent<br />

12.15; Die Addams Family 12.30, 14.25; Die<br />

Eiskönigin II (OF) 14.10; Das perfekte Geheimnis<br />

14.15, 17.00, 20.10, 23.00; Bernadette 14.50;<br />

Joker 16.40, 20.30;<br />

Le Mans 66 16.50, 19.30; Die schönste Zeit unseres<br />

Lebens 17.00, 20.00; Hustlers 17.35, 20.20,<br />

22.45; Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen<br />

20.30, 22.45; Zombieland 223.00<br />

Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) 3D: Die Eiskönigin<br />

II 15.30, 18.00; Die Eiskönigin II15.30,<br />

18.00, 20.30; Das perfekte Geheimnis 15.30,<br />

18.00, 20.30; DieAddams Family 15.45; Dem Horizont<br />

so nah 18.00, 20.30; Last Christmas 20.30<br />

TIERGARTEN<br />

Arsenal (✆ 26 95 51 00) Gaumont: Barbara<br />

(OmenglU) 20.00; re-selected: Kurzfilmprogramm<br />

(1956-1969; m.Einführung) 19.00<br />

CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69 69)<br />

Die Eiskönigin II 12.30, 13.40, 16.00, 16.40,<br />

18.00, 19.00, 22.40; Playmobil: Der Film 13.00;<br />

3D: Die Eiskönigin II 13.00, 14.30, 15.10, 17.30,<br />

19.40; Maleficent: Mächte der Finsternis 13.30,<br />

16.30, 19.45, 20.00; Joker 13.30, 16.40, 19.40,<br />

19.50, 23.00; Der König der Löwen 13.30; Last<br />

Christmas 13.40, 16.45, 19.45; Ich war noch<br />

niemals in New York 13.45; Dora und die goldene<br />

Stadt 13.50; Die Addams Family 13.50; Hustlers<br />

14.00, 17.00, 20.00, 23.00; Everest: Ein Yeti will<br />

hoch hinaus 14.00; Die schönste Zeit unseres Lebens<br />

14.00,16.30, 19.45; DasperfekteGeheimnis<br />

14.00, 16.00, 17.00, 19.20, 20.30, 22.45; Shaun<br />

das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 14.10; Zombieland<br />

2: Doppelt hält besser 16.30, 20.50, 22.30;<br />

The Good Liar –Das alte Böse 16.30, 19.30; Stephen<br />

Kings Doctor Sleeps Erwachen 16.40, 20.15,<br />

20.40, 22.20; Downton Abbey 16.40; Der Leuchtturm<br />

16.50, 19.30, 22.20; Bernadette 16.50; Parasite<br />

17.00, 19.30, 22.50; Menschsein –Wer sind<br />

wir füreinander 18.00; Official Secrets 19.40; Le<br />

Mans 66: Gegen jede Chance 20.15; Once Upon<br />

aTime in... Hollywood 22.30; Midway –Für die<br />

Freiheit 22.30; Black and Blue 22.40; Terminator<br />

–Dark Fate 22.50; Gemini Man 22.50; Halloween<br />

Haunt 23.00<br />

CineStar imSony Center (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Maleficent:Mächte derFinsternis –Maleficent: Mistress<br />

of Evil (OF) 13.30; Die Eiskönigin II –Frozen<br />

2(OF) 13.30, 16.20, 19.30; Bernadette –Where‘d<br />

You Go, Bernadette (OF) 13.40; Shaun das Schaf:<br />

Der Film: UFO-Alarm –Shaun the Sheep Movie:<br />

Farmageddon (OF) 13.50; 3D: Die Eiskönigin II –<br />

Frozen 2(OF) 14.00, 16.45, 22.15; Der Leuchtturm<br />

–The Lighthouse (OF) 14.15, 20.00, 23.00;<br />

Last Christmas (OF) 14.30, 17.10, 19.50; Hustlers<br />

(OF)16.20,19.20, 22.30;LeMans66: Gegen jede<br />

Chance –Ford vFerrari (OF) 16.30,19.30;<br />

Joker (OF) 16.30, 20.00, 23.00; The Good Liar –<br />

Das alte Böse (OF) 17.10; Stephen Kings Doctor<br />

Sleeps Erwachen (OF) 19.20; Parasite –Gisaengchung<br />

(OmenglU) 22.40; Zombieland 2:Doppelt<br />

hält besser – Zombieland 2: Double Trap (OF)<br />

22.45; Terminator –Dark Fate (OF) 23.00<br />

CineStar IMAX (✆ 04 51/703 02 00) 3D, IMAX:<br />

Die Eiskönigin II–Frozen 2(OF) 11.45, 14.30,<br />

17.15, 20.00; IMAX: Le Mans 66:Gegen jede Chance<br />

–Ford vFerrari (OF) 22.50<br />

Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Joker (OmU)<br />

17.45; Porträt einer jungen Frau inFlammen –Portrait<br />

de la jeune fille en feu (OmU) 20.00; Zombieland<br />

2: Doppelt hält besser –Zombieland2:Double<br />

Trap (OF) 22.15<br />

TREPTOW<br />

Astra (✆ 636 16 50) Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe<br />

14.00; Die Eiskönigin II 14.00, 14.30,<br />

16.30, 17.00, 19.00; Das perfekte Geheimnis<br />

14.30, 17.15, 20.00, 22.30; 3D: Die Eiskönigin II<br />

15.00, 17.30, 20.00, 22.30; Die Addams Family<br />

16.00; Last Christmas 18.00, 20.15; Zombieland<br />

2: Doppelt hält besser 19.15, 22.30; Stephen<br />

Kings Doctor Sleeps Erwachen 21.15; Joker 21.30<br />

Casablanca (✆ 677 57 52) Lara 16.00; Ich war<br />

noch niemals inNew York 18.00; Bohemian Rhapsody<br />

20.30<br />

CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 02 00)<br />

Dora und die goldene Stadt 14.00; 3D: Die Eiskönigin<br />

II14.00, 17.20, 20.00; Angry Birds 2:Der<br />

Film 14.00; Das perfekte Geheimnis 14.10, 16.40,<br />

20.00; Last Christmas 14.20, 17.10, 20.15; Ich<br />

war noch niemals in New York 14.20; Hustlers<br />

14.25, 17.20, 19.45; Everest: EinYeti will hoch hinaus<br />

14.30; Die Eiskönigin II14.30, 16.45, 19.30;<br />

Le Mans 66: Gegen jede Chance 16.25, 19.50;<br />

Joker 17.00, 20.00; Die Addams Family 17.10;<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 17.20; Stephen<br />

Kings Doctor Sleeps Erwachen 19.45; Zombieland<br />

2: Doppelt hält besser 20.10<br />

WEDDING<br />

Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) Maleficent:<br />

Mächte der Finsternis 14.10; Die Eiskönigin<br />

II –Frozen 2(OF) 14.10; Die AddamsFamily 14.10;<br />

Recep Ivedik VI(OmU) 14.20, 17.50, 20.20; 3D:<br />

Die Eiskönigin II 14.20, 17.00, 19.50; Die Eiskönigin<br />

II 14.45, 15.00,16.30, 17.30; Hustlers 16.50,<br />

19.50; Last Christmas 17.00, 19.30; Das perfekte<br />

Geheimnis 17.00, 20.00; Stephen Kings Doctor<br />

Sleeps Erwachen 19.30; Joker 20.30<br />

CityKinoWedding (✆ 01 77/270 19 76)Französische<br />

Filmwoche: Preview: Die Kunst der Nächstenliebe–Les<br />

bonnes intentions(OmU)19.00; FranzösischeFilmwoche:Auf<br />

der Couch in Tunis –Undivan<br />

aTunis (OmU) 21.00<br />

WEISSENSEE<br />

BrotfabrikKino (✆ 471 4001) Internationaler Tag<br />

der Menschen mit Behinderung: Menschsein –Wer<br />

sind wir füreinander (OmU) 19.00; Mishima: Ein Leben<br />

in vier Kapiteln (OmU) 21.30<br />

Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) Die Eiskönigin II<br />

11.45, 14.15, 16.45, 19.15; Das perfekte Geheimnis<br />

12.30, 15.00, 17.30,20.00<br />

WILMERSDORF<br />

Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Parasite<br />

15.30; Porträt einer jungen Frau inFlammen 20.30<br />

Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Official Secrets<br />

15.15; Menschsein –Wer sind wir füreinander (mit<br />

Diskussion) 18.00<br />

ZEHLENDORF<br />

Bali (✆ 811 46 78) Wenn wir erst tanzen 18.00;<br />

Yoga: Die Kraft des Lebens 20.30<br />

Capitol (✆ 831 6417) Die schönste Zeit unseres<br />

Lebens 15.15, 20.30; Lara 18.00<br />

POTSDAM<br />

Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12)<br />

Mahlzeiten(m. Einführung) 17.00;Film und Diskussion<br />

(m.Einführung) 19.30<br />

Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) Das perfekte<br />

Geheimnis 13.30, 16.00, 18.30, 21.00;<br />

Bernadette 13.45, 18.15; Mein Ende. Dein Anfang.<br />

14.00; Aus Liebe zum Überleben 14.15; Die<br />

schönste Zeit unseres Lebens 16.15, 20.45; Lara<br />

16.15, 20.45; Snorri & der Baby-Schwimmclub<br />

16.30; Official Secrets 18.15; Was gewesen wäre<br />

18.45; Der Leuchtturm 20.45<br />

UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 70) Die<br />

Eiskönigin II 13.40, 14.00, 14.20, 16.40, 17.20;<br />

Die Addams Family 13.40; Das perfekte Geheimnis<br />

13.50, 16.50, 19.40; Shaun das Schaf: Der<br />

Film: UFO-Alarm 14.00; Last Christmas 14.00,<br />

17.10, 19.55; 3D: Die Eiskönigin II 14.10, 17.15,<br />

20.10; Joker 16.30,19.55; Maleficent: Mächte der<br />

Finsternis 16.45; Hustlers 17.00, 20.00; Stephen<br />

Kings Doctor Sleeps Erwachen 19.40; Zombieland<br />

2: Doppelt hält besser 19.50; Le Mans 66: Gegen<br />

jede Chance 19.50<br />

UMLAND<br />

ALA Falkensee (✆ 033 22/279 88 77) Die AddamsFamily15.00;Das<br />

perfekte Geheimnis17.15,<br />

20.00<br />

CapitolKönigs Wusterhausen (✆ 033 75/46 97 77)<br />

Lara 17.15; Eshätte schlimmer kommen können –<br />

Mario Adorf 20.00<br />

CineStar Wildau (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Die<br />

Eiskönigin II 14.00, 16.50, 19.45; Das perfekte<br />

Geheimnis 14.00,17.15, 20.10; Shaun das Schaf:<br />

Der Film: UFO-Alarm 14.10; Maleficent: Mächte der<br />

Finsternis 14.15, 17.00;Die Addams Family14.15,<br />

17.30; Die Eiskönigin II14.30, 17.30, 20.15; Everest:<br />

Ein Yeti will hoch hinaus 14.40; Last Christmas<br />

14.45, 17.00, 19.50; Hustlers 14.45, 17.15,<br />

20.20; Bayala – Das magische Elfenabenteuer<br />

14.45; Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen<br />

16.45, 19.50; Joker 16.50, 20.15; Der letzte Bulle<br />

17.00; LeMans 66: Gegen jede Chance 19.30;<br />

Menschsein –Wer sind wir füreinander 20.00; Zombieland<br />

2: Doppelt hält besser 20.20<br />

Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 5454) 3D: Die<br />

Eiskönigin II15.00, 17.45, 20.30; Last Christmas<br />

15.15; Die Eiskönigin II 15.15; Dem Horizont so<br />

nah 17.45; Das perfekte Geheimnis 17.45, 20.30;<br />

Der Glanz der Unsichtbaren 20.30<br />

Filmpalast Oranienburg (✆ 033 01/70 4828) Le<br />

Mans 66: Gegen jede Chance 14.15; DieEiskönigin<br />

II 14.30, 17.00; 3D: DieEiskönigin II 15.00, 17.30,<br />

20.00; Maleficent: Mächte der Finsternis 15.15;<br />

Das perfekte Geheimnis 17.15, 19.45; Last Christmas<br />

17.45, 20.15; Hustlers 19.50; Lebens(w)<br />

ende: Im Angesicht des eigenen Todes –Testimony<br />

22.30<br />

Kino-Cafe Dahme (✆ 03 54 51/343) Die Eiskönigin<br />

II 16.30, 20.00<br />

Linden-Kino Wusterhausen (✆ 03 39 79/145 93)<br />

Die Eiskönigin II17.00, 19.00<br />

Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) 3D: Die<br />

Eiskönigin II 14.45, 17.15, 19.45; Bayala –Das<br />

magische Elfenabenteuer 16.00; Systemsprenger<br />

18.00; Das perfekte Geheimnis 20.30<br />

Scala Kulturpalast Werder (✆ 033 27/462 31 75)<br />

Systemsprenger 13.30; Das perfekte Geheimnis<br />

15.45; Ich war noch niemals in New York 18.00;<br />

Last Christmas 20.00<br />

Union Fürstenwalde (✆ 033 61/73 64 40) Was<br />

gewesen wäre 16.15; Deutschstunde 18.00; Lara<br />

20.15<br />

Weltspiegel Kino Finsterwalde (✆ 035 31/22 11)<br />

Maleficent: Mächte der Finsternis 14.45; Die Eiskönigin<br />

II15.00; Das perfekte Geheimnis 17.15,<br />

20.00; 3D: Die Eiskönigin II17.30, 20.00


24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019<br />

·························································································································································································································································································<br />

Netzwerk<br />

CHAT<br />

„Mein Kopf ist<br />

zu Hause<br />

immer frei“<br />

Kurze Fragen, schnelle Antworten:<br />

Im Chat kommen Menschen<br />

zu Wort, die sich beruflich in<br />

der digitalen Welt bewegen: Stephan<br />

Weber ist Head of Product bei PayFit<br />

Deutschland und hat das deutsche<br />

Produkt für intuitive Lohn- und Gehaltsabrechnungen<br />

aufgebaut. 2016<br />

gegründet, hat PayFit mittlerweile<br />

rund 400 Mitarbeiter an vier Standorten<br />

in Europa.<br />

Womit beginnt Ihr Einstieg in die digitale<br />

Welt am Morgen?<br />

Früher habe ich meinen Handy-<br />

Wecker bis ins Endlose gesnoozed<br />

und damit meine Nachbarn zur<br />

Weißglut getrieben. Heute höre ich<br />

den Deutschlandfunk und starte<br />

entschleunigt in den Tag, mit ruhigen,<br />

informativen Nachrichten und<br />

Interviews.<br />

Ein großes Thema ist Künstliche Intelligenz<br />

zurzeit. Wie werden Menschen<br />

und Computer in Zukunft zusammenleben?<br />

Im Arbeitskontext definitiv in einer<br />

Symbiose –die Vorteile sind einfach<br />

zu deutlich. Im Privatleben bin<br />

ich skeptisch –zwischen den Technikverweigerern<br />

und den Liebhabern<br />

als Extreme wird eseine große<br />

Varianz geben. Ich persönlich kann<br />

keine persönliche Bindung zu Siri,<br />

Alexaund Co.aufbauen.<br />

Sind Ihre Daten eigentlich gut gesichert?<br />

Was ist Sicherheit? Sicherheit ist<br />

eine Empfindung. Ich nutze professionelle<br />

Services wie 1passwordund<br />

wurde noch nie wissentlich gehackt.<br />

Ansonsten gebe ich mich keinen Illusionen<br />

hin, nicht auch Opfer zu<br />

werden.<br />

Was geht gar nicht in der digitalen<br />

Welt, was verurteilen Sie?<br />

Shitstorms und der allgemeine<br />

Hang zur Pöbelei im Netz. Ich frage<br />

mich häufig, was die Menschen antreibt,<br />

die in Kommentarspalten<br />

grässliche Dinge hinterlassen.<br />

Welchen Science-Fiction-Film haben<br />

Sienicht nur einmal gesehen?<br />

Ganz klar „Matrix“ – das Verschwimmen<br />

zwischen Realität und<br />

Fiktion begeistert mich noch heute.<br />

Undden Stil findet man bis heute im<br />

Berghain.<br />

Lesen SieBücher in der digitalen oder<br />

gedruckten Version?<br />

Gedruckt –das schafft eine gewisse<br />

Atmosphäre. Außerdem verlangt<br />

meine Eitelkeit, das Buch im Anschluss<br />

alsTrophäe im Regal zu haben.<br />

Es gibt Menschen, die behaupten,<br />

Computer sind nur erfunden worden,<br />

damit gespielt werden kann.<br />

Spielen Sieauch?<br />

Leider nein –außer an dem realen<br />

Tischkicker im Büro –und das obwohl<br />

ich häufig verliere!<br />

Fällt es Ihnen schwer, amAbend abzuschalten?<br />

Nein, wir bei PayFit legen großen<br />

Wert auf Transparenz und direkte<br />

Kommunikation – sofern ich mal<br />

frustriert bin oder es mir schlecht<br />

geht, spreche ich das einfach an. Zuhause<br />

ist mein Kopf immer frei.<br />

StephanWeber ist Produktchef<br />

bei PayFit –Anbieter für<br />

Lohnabrechnungen.<br />

Welche Verbindungen führen ins Ausland –mit der Frage beschäftigen sich die russischen Sicherheitsdienste zurzeit.<br />

Das Netz unter Kontrolle<br />

Russlands Sicherheitsbehörden wünschen eine Abschottung wie in China, doch es gibt technische Hürden<br />

VonMichael G. Meyer<br />

Russland will sein Internet<br />

stärker in den Griff bekommen<br />

–die Rede ist immer<br />

wieder von einer Art russischen<br />

Variante der „Great Firewall“<br />

in China. Seit dem 1. November gilt<br />

ein neues Internetgesetz für ein souveränes<br />

russisches Netz, wie es<br />

heißt. Russische Offizielle teilten<br />

mit, es gehe darum, sich stärker vor<br />

Cyberangriffen aus dem Ausland zu<br />

schützen. Doch Kritiker sagen: Die<br />

russische Regierung wolle eher Kritiker<br />

mundtot machen und im Netz<br />

verhindern, dass sich Kritik viral verbreiten<br />

kann.<br />

Vom Internet-Kill-Switch ist die<br />

Rede,also der kompletten Trennung<br />

des Netzes von ausländischen Servern<br />

und Daten. In Ländern wie der<br />

Türkei, Ägypten oder dem Iran ist<br />

das schon zeitweise praktiziert worden.<br />

Doch ist das in Russland auch<br />

so einfach?<br />

Klima der Unsicherheit<br />

Klaus Landefeld, Experte für IT-Sicherheit<br />

und im Vorstand des Internetverbands<br />

Eco engagiert, bezweifelt,<br />

dass das in Russland gelingen<br />

kann: In China habe man beispielsweise<br />

von Anfang an auf dieses Modell<br />

„Great Firewall“ gesetzt, „da sind<br />

es fünf Verbindungen ins Ausland,<br />

Zentralpunkte, über die die Verbindungen<br />

laufen, Russland hat etwa<br />

3000 Verbindungen ins Ausland“.<br />

Insofern sei Russland nicht so einfach<br />

mit China zu vergleichen, außerdem,<br />

so Landefeld: „Es gibt in<br />

Russland auch nicht nur zwei große<br />

Unternehmen, die diese Verbindungen<br />

organisieren wie in China, sondernessind<br />

Dutzende vonCarriern,<br />

die auch nicht staatlich kontrolliert<br />

Gesetz: Anfang November<br />

beschloss die russische Regierung<br />

ein umstrittenes Internetgesetz.<br />

Das Ziel ist es<br />

angeblich, das Land besser<br />

vorCyberangriffen zu schützen.<br />

Kritiker sehen darin eher<br />

eine Ausweitung staatlicher<br />

Kontrolle.<br />

PUTINS HOFFNUNG<br />

Gefahr: Russland will Souveränität–<br />

auch im Netz. Der<br />

Kreml will unabhängig sein<br />

vomWorld Wide Webund<br />

sich sein eigenes Internet<br />

unter kompletter Staatskontrolle<br />

errichten. Deshalb soll<br />

eine neue Netz-Infrastruktur<br />

aufgebaut werden.<br />

Schutz: Das autonome Netz<br />

soll den Vorteil bieten, sich<br />

bei Cyberattacken abschotten<br />

zu können, ohne dass<br />

die Infrastruktur im Land<br />

komplett abgeschaltet werden<br />

muss. Attacken wie<br />

Wannacryhaben die Staaten<br />

Milliarden gekostet.<br />

werden, wo auch die Mehrheitsverhältnisse<br />

ganz andere sind.“ Insofern<br />

werde es für Russlands Zensurbehörden<br />

schwierig, das Netz komplett<br />

unter Kontrolle zu bringen.<br />

WasimWesten kaum bekannt ist:<br />

Unter dem Radar der staatlich stark<br />

kontrollierten Presse und des Fernsehens<br />

ist in Russland eine kritische Internet-Szene<br />

entstanden, die Millionen<br />

Nutzer hat. Auch bei YouTube<br />

tummeln sich Mutige und eine Reihe<br />

von Journalisten, wie etwa Juri Dud,<br />

Russlands bekanntester YouTuber.<br />

Online-Magazine wie Meduza, The<br />

Insider oder The Bell erreichen viele<br />

Millionen Menschen. Und das in einer<br />

Zeit, in der auch in Russland die<br />

Nutzung klassischer Medien abnimmt<br />

und stattdessen die von kritischen<br />

Online-Medien stark zunimmt.<br />

Die Stimmung bei den Online-Redaktionen<br />

sei aber vongroßer<br />

Unsicherheit geprägt, bestätigt Irina<br />

Malkowa. Sieist Chefredakteurin des<br />

sehr erfolgreichen Internetmagazins<br />

The Bell. Malkowa und ihr Team berichten<br />

hauptsächlich über Wirtschaftsthemen:<br />

Warum fällt der Rubel,<br />

wie steht es um die Renten, wie<br />

geht es weiter in der russischen Wirtschaft?<br />

The Bell berichtet aber auch<br />

über Korruptionsverdacht in Behörden.<br />

Dennoch sagt sie: das neue Gesetz<br />

betreffe sie und ihre Redaktion<br />

noch nicht: „Wir wissen aber nicht,<br />

wie es weitergehen wird, im Moment<br />

spüren wirnoch gar nichts.“<br />

Kurios ist, dass die Zensoren und<br />

Medienregulierer ein sehr uneinheitliches<br />

Bild abliefern, was erlaubt ist<br />

und was nicht. Ulrike Gruska, Referentin<br />

bei „Reporter ohne Grenzen“,<br />

hat einen neuen 50-seitigen Bericht<br />

über die Situation der Internetmedien<br />

in Russland verfasst. Gruska<br />

sagt, dass diese Ungenauigkeit Methode<br />

hat: „Es wird sehr selektiv entschieden.<br />

Es ist nicht so,dassder,der<br />

einen Bericht über Korruption veröffentlicht,<br />

danach sofortins Gefängnis<br />

kommt. Mancher schreibt die krassesten<br />

politischen Kommentare in<br />

seinem Blog und es passiert nichts.<br />

Genauso gibt es Medien und Journalisten,<br />

die sind dafür verhaftet worden.“<br />

Wie willkürlich die russische<br />

Zensur arbeitet, beweist das Beispiel<br />

Auf der Suche nach den Urhebern<br />

Bundeskriminalamt will gezielter gegen die Verfasser von Hasskommentaren vorgehen<br />

ziale Netzwerke wie Facebook künftig<br />

dem Bundeskriminalamt verpflichtend<br />

melden. Derzeit müssen<br />

die Anbieter solche Inhalte nur löschen.<br />

Zudem will der Bund das<br />

Strafgesetzbuch um Regelungen zur<br />

Hasskriminalität ergänzen.<br />

Nach im Juni veröffentlichten<br />

BKA-Zahlen lässt sich ein Großteil<br />

der Hasskommentare (77 Prozent)<br />

dem rechtsextremen Spektrum zuordnen,<br />

knapp 9Prozent sind linksextrem,<br />

die verbleibenden 14 Prozent<br />

sind ausländischen oder religiösen<br />

Ideologien, beziehungsweise<br />

keiner konkreten politischen Motivation<br />

zuzuordnen. Münch sagte:<br />

„Wir können wohl nicht die Einstel-<br />

ISTOCK/ANYA BERKUT<br />

des Elektrikers Andrej Bubejew, der<br />

auf Vkontakte,der russischen Version<br />

vonFacebook, einen Text mitdem Titel„Die<br />

Krim gehörtzur Ukraine“ veröffentlicht<br />

hatte.Gerade einmal zwölf<br />

Freunde hatte er auf Vkontakte, dennoch<br />

reichte das für eineVerurteilung<br />

zu zwei Jahren und drei Monaten<br />

Haft. Heute lebt Bubejew in der<br />

Ukraine.Das Beispiel belege: Es gehe<br />

darum, ein Klima der Angst und der<br />

Unsicherheit zu schaffen, sagt Ulrike<br />

Gruska.<br />

Protest mit Papierfliegern<br />

Doch noch weit mehr als nur kritische<br />

Meinungsäußerungen beschäftigt<br />

russische Zensoren und Medienregulierer<br />

derzeit dieVernetzung von<br />

Bürgern über Plattformen. In Russland<br />

steht an erster Stelle mit 42 Prozent<br />

Marktanteil Vkontakte, die<br />

Hälfte der Handybesitzer nutzen<br />

WhatsApp, etwas weniger vertrauen<br />

Viber oder dem Messengerdienst Telegram.<br />

Dennoch war vorallem Telegram<br />

den Behörden ein Dorn im<br />

Auge –denn darüber wurden eine<br />

Reihe vonDemonstrationen in Moskauorganisiert.<br />

Wie geht es nun weiter im russischen<br />

Internet? Das sei schwer zu<br />

prognostizieren, sagen Experten<br />

wie Ulrike Gruska, allerdings gibt<br />

es eine größer werdende, vor allem<br />

von jungen Leuten getragene kritische<br />

Öffentlichkeit in Russland, die<br />

sich nicht mehr alles bieten lässt.<br />

Im April des vergangenen Jahres<br />

protestieren 12 000 Menschen in<br />

Moskau gegen das Verbot vonTelegram.<br />

Sie warfen in Anspielung auf<br />

das Logo Papierflieger indie Luft.<br />

MitErfolg: Obwohl laut Gerichtsurteil<br />

offiziell immer noch verboten,<br />

ist Telegram nach wie vor frei zugänglich.<br />

Das Bundeskriminalamt will<br />

rechten HetzernimInternet das<br />

Leben deutlich schwerer machen –<br />

und damit rechtsextremistische<br />

Straftaten verhindern helfen. Die<br />

Zahl der Hasskommentare werde<br />

mit der Zeit zurückgehen, wenn die<br />

Urheber merkten, dass ihr Treiben<br />

nicht ungeahndet bleibe,sagte BKA-<br />

Präsident Holger Münch. Man<br />

müsse die rote Linie zwischen Meinungsfreiheit<br />

und Strafbarkeit klar<br />

markieren und durchsetzen.<br />

Hasskriminalität und ihre Ursachen<br />

sind bis Donnerstag das<br />

Hauptthema bei einem Treffen von<br />

Sicherheitsexperten in Wiesbaden<br />

–der BKA-Herbsttagung. Die digitale<br />

Gewalt, die Hassbotschaften<br />

sind vielfältig: Antisemitische oder<br />

rassistische Botschaften sind genauso<br />

darunter wie frauenfeindlicher,homophober<br />

und sexistischer<br />

Hass oder ganz persönliche Anfeindungen.<br />

Viele der Beispiele,die<br />

etwa das Portal „hassmelden.de“<br />

auflistet, sind menschenverachtend,<br />

darunter der Aufruf zum „Abstechen<br />

und Entsorgen“ oder<br />

„Drecksviechern von hinten in die<br />

Birneschießen“.<br />

Die Bundesregierung hatte kürzlich<br />

ein Maßnahmenpaket gegen<br />

Hetze und Rechtsextremismus im<br />

Internet beschlossen. Morddrohungen<br />

und Volksverhetzung sollen solung<br />

der Menschen ändern, die ihren<br />

Hass insNetz und auf die Straße tragen.<br />

Aber wir können daran arbeiten,<br />

ihr Verhalten zu verändern und<br />

sie daran hindern, ihren Hass und<br />

ihre verbale Gewalt weiter ungehinderteiner<br />

breiten Öffentlichkeit aufzuzwingen.“<br />

Ausgrenzung und Hass<br />

bereiteten den Boden für physische<br />

Gewalt.<br />

Das Bundeskriminalamt will außerdem<br />

bereits aktenkundige, gefährliche<br />

Rechtsextremisten künftig<br />

„noch besser beurteilen und effektiv<br />

überwachen“, sagte Münch. Vorbild<br />

ist ein standardisiertes Verfahren,<br />

das bereits bei Islamisten angewendet<br />

wird. (dpa)<br />

Apple<br />

verteidigt seine<br />

Krim-Politik<br />

Dienste sollen weltweit<br />

nutzbar bleiben<br />

Apple hat die Entscheidung verteidigt,<br />

die Schwarzmeer-Halbinsel<br />

Krim in Russland als russisches<br />

Staatsgebiet anzuzeigen. Man wolle<br />

sicherstellen, dass Kunden überall<br />

auf der Welt die Karten und andere<br />

Apple-Dienste nutzen könnten, erklärte<br />

der iPhone-Konzern amWochenende.<br />

Zugleich verwies Apple<br />

darauf, dass die veränderte Darstellung<br />

nur bei Betrachtung von Russland<br />

aus gelte,wodies gesetzlich verlangt<br />

werde.<br />

Russland hatte die völkerrechtlich<br />

zur Ukraine gehörende Halbinsel<br />

2014 gegen internationalen Protest<br />

annektiert. „Wir prüfen genauer,<br />

wie wir mit umstrittenen Grenzverläufen<br />

in unseren Diensten umgehen,<br />

und könnten als Folge in der<br />

Zukunft Änderungen vornehmen“,<br />

betonte Apple. Das Unternehmen<br />

steckt in der Klemme, weil die USA<br />

neben der EU gegen Russland wegen<br />

der Krim-Annexion Sanktionen verhängt<br />

haben. Unternehmen, die<br />

Russland in der Krim-Frage entgegenkommen,<br />

werden oft mit Sanktionen<br />

des Westensbestraft.<br />

Der ukrainische Außenminister<br />

Wadim Pristaiko hatte verärgert reagiert<br />

auf die Änderung. Per Twitter<br />

forderte er die Technologiefirma<br />

zum Umdenken auf und bezeichnete<br />

die Krim als Herzstück seines<br />

Landes. Die Firma mit dem Apfel<br />

solle bei dem bleiben, womit sie sich<br />

auskenne: Hochtechnologie und<br />

Unterhaltung. „Globale Politik ist<br />

nicht ihre starke Seite“, betonte der<br />

Diplomat. Die US-Firma ist in der<br />

Ukraine –anders als in Russland –<br />

nicht vertreten. (dpa)<br />

Frankreichs Finanzminister Bruno Le<br />

Maire will hartbleiben. AFP/PHILIPPE LOPEZ<br />

Frankreich hält<br />

an Digitalsteuer<br />

fest<br />

Finanzminister Le Maire<br />

dringt auf Fairness<br />

Frankreichs<br />

Finanzminister<br />

Bruno Le Maire hat die französische<br />

Digitalsteuer vor der Bekanntgabe<br />

möglicher Sanktionen seitens<br />

der USA verteidigt. „Wir werden den<br />

Willen, die digitalen Riesen fair zu<br />

besteuern, um ein faires Steuersystem<br />

des 21. Jahrhunderts zu haben,<br />

nie,nie,nie aufgeben“, sagte der Minister<br />

dem Sender France Inter am<br />

Montagmorgen. Die US-Handelsvertretung<br />

USTR wollte am Montag<br />

einen Bericht zu Frankreichs Digitalsteuer<br />

vorlegen. Diefranzösische Digitalsteuer<br />

soll vor allem Unternehmen<br />

wie Amazon und Facebook treffen.<br />

US-Präsident Donald Trump<br />

hatte im Sommer mit Strafzöllen auf<br />

französische Weine gedroht, sollte<br />

Frankreich den nationalen Alleingang<br />

gehen. Im August hatte Frankreichs<br />

Präsident Emmanuel Macron<br />

bekanntgegeben, dass er und Trump<br />

einAbkommen erzielt hätten, das einen<br />

direkten Konflikt verhindern<br />

soll. Man sehe nun, dass die USA einen<br />

Rückzieher machen würden, so<br />

Le Maire. (dpa)


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 25<br />

· ·<br />

·······················································································································································································································································································<br />

TV-Programm<br />

ARD<br />

5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />

Tagesschau 9.05 (für HG) Livenach Neun 9.55<br />

(für HG) Sturmder Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />

des Alltags 11.15 (für HG) Werweiß denn<br />

sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für<br />

HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />

14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG)<br />

Rote Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10<br />

(für HG) Sturmder Liebe 16.00 (für HG)<br />

Tagesschau 16.10 (für HG) Verrückt nach Meer<br />

17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für HG)<br />

Brisant 18.00 (für HG) Werweiß denn sowas?<br />

18.50 (für HG) Familie Dr.Kleist 19.45 (für HG)<br />

Wissen voracht –Natur 19.50 (für HG) Wetter<br />

19.55 (für HG) Börse 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Tierärztin Dr.Mertens<br />

Arztserie. Momente der Wahrheit.<br />

Susanne weiß immer noch nicht, ob sie<br />

nach Wien gehen soll. Amal drängt auf<br />

eine Entscheidung und spricht bereits mit<br />

einem potenziellen Nachfolger.<br />

21.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />

21.45 (für HG) Report Mainz<br />

22.15 (für HG) Tagesthemen<br />

22.45 (für HG) Bauerfeind –<br />

Die Show zur Frau<br />

23.45 (für HG) Nachtmagazin<br />

0.05 (für HG) Tierärztin Dr.Mertens<br />

RTL<br />

5.00 Der Blaulicht Report 5.25 Exclusiv –Das<br />

Starmagazin 5.35 Explosiv –Das Magazin 6.00<br />

Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG) Gute<br />

Zeiten, schlechte Zeiten 9.00 Unter uns 9.30 (für<br />

HG) Alles was zählt 10.00 Der Blaulicht Report<br />

11.00 Der Blaulicht Report 12.00 Punkt 12 –<br />

Das RTL-Mittagsjournal 14.00 Die Superhändler<br />

–4Räume, 1Deal 15.00 Die Superhändler –4<br />

Räume, 1Deal 16.00 Mensch Papa! Väter allein<br />

zu Haus 17.00 Herz über Kopf. Telenovela 17.30<br />

Unter uns. Daily Soap 18.00 Explosiv–Das<br />

Magazin 18.30 Exclusiv –Das Starmagazin<br />

18.45 RTL Aktuell 19.03 RTL Aktuell –Das Wetter<br />

19.05 (für HG) Alles was zählt. Daily Soap 19.40<br />

(für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />

20.15 Bachelor in Paradise<br />

Dateshow. Mit Amelie und Ernestine<br />

ziehen zwei ganz unterschiedliche Frauen<br />

ins Paradies, die Männer können sich auf<br />

einiges gefasst machen. Die Herren<br />

dürfen die Rosen verteilen.<br />

22.15 Bauer sucht Frau –Das große<br />

Wiedersehen<br />

0.00 RTL Nachtjournal /Wetter<br />

0.30 (für HG) Bones –Die Knochenjägerin<br />

Krimiserie. Der Mann mit dem Knochen<br />

1.25 (für HG) Bones –Die Knochenjägerin<br />

Krimiserie. Kein Mann in der Leichenhalle<br />

MDR<br />

14.00 (für HG) MDR um 2 15.15 (für HG)<br />

Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) MDR um 4<br />

17.45 (für HG) MDR aktuell 18.05 (für HG)<br />

Wetter für 3 18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für<br />

HG) Unser Sandmännchen 19.00 Regionales<br />

19.30 (für HG) MDR aktuell 19.50 (für HG)<br />

Einfach genial 20.15 (für HG) Umschau 21.00<br />

(für HG) Der Stausee Hohenfelden 21.45 (für<br />

HG) MDR aktuell 22.05 (für HG) Unser<br />

Deutschland 22.48 MDR aktuell 22.50 (für HG)<br />

Polizeiruf 110: Walzerbahn. Krimireihe, DDR 1979<br />

23.50 Der Proband 0.20 WaPo Bodensee<br />

Bayern<br />

15.30 Schnittgut 15.58 Sternstunden 16.00 (für<br />

HG) Rundschau 16.15 (für HG) WirinBayern<br />

17.30 Regionales 18.00 (für HG) Abendschau<br />

18.28 Sternstunden 18.30 (für HG) Rundschau<br />

19.00 (für HG) Gesundheit! 19.30 (für HG)<br />

Dahoam is Dahoam 19.58 Sternstunden 20.00<br />

(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Hindafing<br />

21.45 (für HG) Rundschau Magazin 22.00 (für<br />

HG) Capriccio 22.30 (für HG) Wolfgang Herrmann<br />

–Ein Leben für die Wissenschaft 23.15<br />

nacht:sicht 23.45 Mariss Janson dirigiert<br />

Mozart-Requiem 0.40 RundschauNacht<br />

Vox<br />

8.50 Verklag mich doch! 9.50 Verklag mich<br />

doch! 10.50 VoxNachrichten 10.55 Mein Kind,<br />

dein Kind 12.00 Shopping Queen 13.00<br />

Zwischen Tüll und Tränen 14.00 Mein Kind, dein<br />

Kind 15.00 Shopping Queen 16.00 4<br />

Hochzeiten und eine Traumreise 17.00 Zwischen<br />

Tüll und Tränen 18.00 First Dates 19.00 Das<br />

perfekte Dinner 20.00 Prominent! 20.15 herrlich<br />

ehrlich –kennstdudein kind? 21.15 herrlich<br />

ehrlich –kennstdudein kind? 22.40 Die<br />

wunderbare Welt der Kinder –Wir sind 5! 0.30<br />

VoxNachrichten 0.45 Medical Detectives<br />

Super RTL<br />

9.25 Thomas &seine Freunde 9.35 Weihnachtsmann<br />

Junior 10.10 Sammy 10.40 Grizzy &die<br />

Lemminge 11.10 Alvinnn!!! 11.40 Go Wild!<br />

12.10 Friends 12.30 Trolls 12.50 Polly Pocket<br />

13.15 Tomund Jerry 13.45 Weihnachtsmann &<br />

Co. KG 14.15 Angelo! 14.45 Dragons 15.15<br />

Ninjago 15.40 Alvinnn!!! 16.10 Sally Bollywood<br />

16.40 Barbie 17.10 Grizzy &die Lemminge<br />

17.40 Angelo! 18.10 Weihnachtsmann &Co. KG<br />

18.40 Woozle Goozle und die Weltentdecker<br />

19.10 Alvinnn!!! 19.40 Tomund Jerry 20.15<br />

Snapped 0.05 Böse Mädchen 0.35 Infomercials<br />

Sport1<br />

5.45 SportClips 6.00 Teleshopping 15.30<br />

Normal 16.00 Bondi Rescue –Die Rettungsschwimmer<br />

17.30 StorageWars –Geschäfte in<br />

Kanada. Doku-Soap. Zeit ist Geld 17.55<br />

Eishockey.Champions Hockey League.<br />

Viertelfinale, Hinspiel: Djurgarden Stockholm –<br />

EHC Red Bull München, live 20.30 Magenta<br />

Sport: Arena 21.30 Goooal! –Das internationale<br />

Fußball Magazin 22.00 3. LigaPur 22.45<br />

Scooore! –Internationales Fußball Magazin<br />

23.30 Sport1 News Live 0.00 SportClips<br />

ZDF<br />

5.25 Deutschland vonoben 5.30 (für HG)<br />

ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG) heute Xpress<br />

9.05 (für HG) Volle Kanne –Service täglich<br />

10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15 (für<br />

HG) SokoWismar 12.00 heute 12.10<br />

drehscheibe 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />

14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die<br />

Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute Xpress<br />

15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />

heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops<br />

17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG)<br />

hallo deutschland 17.45 (für HG) Leute heute<br />

18.00 (für HG) SokoKöln 19.00 (für HG) heute<br />

19.20 (für HG) Wetter 19.25 (für HG) Die<br />

Rosenheim-Cops. Krimiserie. Hochzeit in Gefahr<br />

20.15 (für HG) ZDFzeit<br />

Wo leben Senioren am besten? –Die<br />

große Deutschland-Studie. Mehr als 17<br />

Millionen Senioren leben in Deutschland.<br />

Aber in welchen Regionen leben sie am<br />

besten? Und wo gibt es Probleme?<br />

21.00 (für HG) Frontal 21<br />

21.45 (für HG) heute journal<br />

22.15 (für HG) 37°: Nur das Heute zählt<br />

Familienleben mit Demenz<br />

22.45 Mann,Sieber!<br />

23.15 (für HG) Markus Lanz<br />

0.30 heute+<br />

Sat.1<br />

5.00 AufStreife 5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen<br />

10.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />

kämpfen für Sie! 11.00 Im Namen der<br />

Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! 12.00<br />

Anwälte im Einsatz 13.00 Anwälte im Einsatz<br />

14.00 AufStreife 15.00 AufStreife –Die<br />

Spezialisten 16.00 Klinik am Südring.<br />

Doku-Soap 17.00 Klinik am Südring –Die<br />

Familienhelfer.Eine 17-Jährigekleidet sich im<br />

Hochsommer wie im kältesten Winter.Schämt<br />

sich das Mädchen, weil ihr Exfreund sich über<br />

ihre Figur lustig gemacht hat? 17.30 Klinik am<br />

Südring /oder Sat.1 Regional-Magazine 18.00<br />

Die Ruhrpottwache 19.00 Genial daneben –das<br />

Quiz 19.55 Sat.1 Nachrichten<br />

20.15 (für HG) Navy CIS<br />

Auszeit. Ein junges obdachloses Paar wird<br />

nachts aufgeschreckt.Als sie aus dem<br />

Zelt sehen, entdecken sie eine Leiche.<br />

Der ehemaligeMarine Richard Wilson<br />

wurde kaltblütig erschossen.<br />

21.15 Navy CIS: L.A.<br />

Krimiserie.Killer an Bord<br />

22.15 Hawaii Five-0<br />

Krimiserie.Zurück in die Zukunft<br />

23.10 Focus TV –Reportage<br />

Achtung Notruf!<br />

0.15 Dinner Party –Der Late-Night-Talk<br />

WDR<br />

11.55 (für HG) Nashorn, Zebra &Co. 12.45 (für<br />

HG) WDR aktuell 13.05 (für HG) Elefant, Tiger&<br />

Co. 13.55 (für HG) Und es schmecktdoch!?<br />

14.25 (für HG) Tierärztin Dr.Mertens 16.00 (für<br />

HG) WDR aktuell 16.15 Hier und heute 18.00<br />

(für HG) WDR aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG)<br />

Servicezeit 18.45 (für HG) Aktuelle Stunde<br />

19.30 Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Abenteuer Erde 21.45 (für HG)<br />

WDR aktuell 22.10 (für HG) Tatort: Die Frau im<br />

Zug.Krimireihe,D2000 23.35 Tatort: Der Pott.<br />

Krimireihe, D1989 1.05 Menschen hautnah<br />

NDR<br />

13.10 (für HG) In aller Freundschaft –Die jungen<br />

Ärzte 14.00 (für HG) NDR Info 14.15 (für HG)<br />

die nordstory 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />

16.00 (für HG) NDR Info 16.20 (für HG) Mein<br />

Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard, Seebär &<br />

Co. 18.00 Regionales 18.15 (für HG) NaturNah<br />

18.45 (für HG) DAS! 19.30 Regionales 20.00<br />

(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Visite 21.15<br />

(für HG) Panorama –die Reporter 21.45 (für HG)<br />

NDR Info 22.00 (für HG) Tatort: Dinge, die noch<br />

zu tun sind. Krimireihe, D2012 23.30 (für HG)<br />

Weltbilder 0.00 (für HG) Bücherjournal<br />

Kabel eins<br />

5.25 Abenteuer Leben Spezial 5.55 Blue Bloods<br />

9.25 (für HG) Navy CIS: L.A. 10.20 Navy CIS<br />

11.10 Without aTrace 12.05 Numb3rs 13.00<br />

(für HG) Castle 14.00 (für HG) The Mentalist<br />

14.55 (für HG) Navy CIS: L.A. 15.50 kabel eins<br />

news 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben<br />

täglich 17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –Der Profi<br />

kommt 18.55 Achtung Kontrolle!Wir kümmern<br />

uns drum 20.15 (für HG) Während du schliefst.<br />

Liebeskomödie, USA 1995 22.30 (für HG) Doc<br />

Hollywood. Komödie, USA 1991 0.35 (für HG)<br />

Während du schliefst. Liebeskomödie, USA 1995<br />

RTLZWEI<br />

5.15 PrivatdetektiveimEinsatz 6.00 Die<br />

Straßencops Süd –Jugend im Visier 7.00 Die<br />

Straßencops Süd –Jugend im Visier 8.00 Frauentausch<br />

10.00 Frauentausch 12.00 Frauentausch<br />

14.00 Daniela Katzenberger –Mit Lucas im<br />

Babyglück 15.00 Die Wache Hamburg 16.00 Die<br />

Wache Hamburg 17.00 News 17.04 Wetter<br />

17.05 Krass Schule –Die jungen Lehrer 18.05<br />

Köln 50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15<br />

Armes Deutschland –Deine Kinder 22.15 Hartz<br />

und herzlich 0.15 Autopsie –Mysteriöse<br />

Todesfälle 1.10 Die Forensiker –Profis am Tatort<br />

Eurosport 1<br />

8.30 Snooker.UKChampionship 2019 in York. 3.<br />

Runde 10.30 Ski Alpin 11.30 Ski Alpin 12.30<br />

Judo. Grand Slam in Osaka. Highlights 13.00<br />

Snooker.UKChampionship 2019 in York. 3.<br />

Runde 14.00 Snooker.UKChampionship 2019<br />

in York. 3. Runde, live 17.30 Snooker.UK<br />

Championship 2019 in York. 3. Runde 18.30<br />

Handball 19.40 Nachrichten 19.45 Snooker.UK<br />

Championship 2019 in York. 3. Runde, live 23.30<br />

Snooker.UKChampionship 2019 in York. 3.<br />

Runde 0.30 Nachrichten 0.35 Skispringen<br />

TV-Tipps<br />

ARTE, 20.15 UHR DOKUMENTATION<br />

Kuba im globalen Spiel (1+2/2)<br />

Kubas Ziel war von Anbeginn an die Weltrevolution: Fidel Castro und Che<br />

Guevarawollten das Land zum Vorreiter nationaler und antiimperialistischer<br />

Freiheitsbewegungen in Afrika und Lateinamerika machen.Doch zunächst<br />

geriet Kuba zwischen die Fronten zweier Großmächte. Es musste sich<br />

gegen die von der CIA angezettelten Angriffe der USA wehren und willigte<br />

in die Stationierung sowjetischer Mittelstreckenraketen ein, was die Welt an<br />

den Rand eines Atomkrieges brachte. Als die UdSSR die Raketen abzog, ohne<br />

Castro davon zu unterrichten, kehrte Kuba dem Ost-West-Konflikt den Rücken<br />

und fand seinen eigenen Weginder Bewegung der blockfreien Staaten.<br />

DieInsel war überall präsent. Doch als die UdSSR zusammenbrach, gerieten<br />

auch Kubas Visionen von der Weltrevolution ins Wanken.<br />

(D/2019)<br />

Foto: ARTE<br />

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vom VOM2.12.2019<br />

2019<br />

mittel MITTEL<br />

6 7 5 2 1 9 4 3 8<br />

4 2 1 8 7 3 6 5 9<br />

3 9 8 5 6 4 2 1 7<br />

9 5 7 1 4 8 3 2 6<br />

2 4 6 3 9 5 8 7 1<br />

1 8 3 6 2 7 5 9 4<br />

7 3 9 4 5 6 1 8 2<br />

5 1 4 9 8 2 7 6 3<br />

8 6 2 7 3 1 9 4 5<br />

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vom 2.12.2019<br />

schwer<br />

SCHWER<br />

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3 5 9 4 2 8 6 7 1<br />

8 6 4 7 1 9 2 3 5<br />

7 1 2 3 6 5 8 4 9<br />

6 9 7 8 3 4 5 1 2<br />

5 4 1 9 7 2 3 6 8<br />

2 8 3 6 5 1 4 9 7<br />

1 7 5 2 4 3 9 8 6<br />

4 2 8 1 9 6 7 5 3<br />

9 3 6 5 8 7 1 2 4<br />

RBB<br />

5.20 Berlin erwacht –Winter 5.30 (für HG)<br />

Panda, Gorilla &Co. 6.20 zibb 7.20 (für HG)<br />

Brisant 8.00 (für HG) Brandenburg aktuell 8.30<br />

(für HG) Abendschau 9.00 (für HG) In aller<br />

Freundschaft 10.30 (für HG) Rote Rosen 11.20<br />

(für HG) Sturmder Liebe 12.10 (für HG) Julia<br />

–Eine ungewöhnliche Frau 13.00 rbb24 13.10<br />

(für HG) Verrückt nach Fluss 14.00 (für HG) Die<br />

göttliche Sophie. Komödie, D2009 15.30 (für<br />

HG) Tiere bis unters Dach 16.00 (für HG) rbb24<br />

16.15 (für HG) Gefragt–Gejagt 17.00 (für HG)<br />

rbb24 17.05 (für HG) Panda, Gorilla &Co.<br />

17.55 (für HG) Unser Sandmännchen 18.02 rbb<br />

UM6 18.27 zibb 19.30 (für HG) Abendschau /<br />

Brandenburg aktuell 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 (für HG) Ein Sommer in Sanssouci<br />

Das Schloss Sanssouci war schon im 18.<br />

Jahrhundertein Publikumsmagnet und ist<br />

es bis heute. Auch, weil es wie kein<br />

andererPlatz verwoben ist mit der<br />

Geschichte seinesSchöpfers.<br />

21.00 (für HG) Besser geht immer<br />

21.45 (für HG) rbb24<br />

22.00 (für HG) Urteil oder Unsinn<br />

22.45 (für HG) Nuhr im Ersten<br />

23.30 Talk aus Berlin<br />

0.00 Der Kommissar und die Alpen:<br />

Schwarze Piste Krimireihe, I2016<br />

ProSieben<br />

5.00 2BrokeGirls. Sitcom 5.40 The Middle.<br />

Comedyserie 6.20 (für HG) Twoand aHalf Men.<br />

Sitcom 7.40 (für HG) The Big Bang Theory.<br />

Sitcom 9.00 (für HG) HowIMet Your Mother.<br />

Sitcom 10.45 Fresh Off the Boat. Sitcom.<br />

Pinguinkuscheln! 11.10 Mike&Molly.Sitcom.<br />

Weihnachtsferien 11.35 2BrokeGirls. Sitcom<br />

12.30 Mom. Sitcom 13.20 (für HG) Twoand a<br />

Half Men. Sitcom 14.40 The Middle. Comedyserie.<br />

Die Zweitjobs /Der Kaffee-Alarm 15.35 (für<br />

HG) The Big Bang Theory. Sitcom. Festgehalt statt<br />

Taschengeld /Das Mississippi-Missverständnis /<br />

Es muss Liebe sein 17.00 taff 18.00 Newstime<br />

18.10 (für HG) Die Simpsons. Zeichentrickserie<br />

19.05 Galileo. Magazin<br />

20.15 Galileo Big Pictures: Genial –30<br />

Bilder zwischen Einfall und Reinfall!<br />

Moderator Aiman Abdallah präsentiert30<br />

unglaubliche, emotionale und zugleich<br />

faszinierende Bilder zu bestimmten<br />

Themen.<br />

22.15 (für HG) Uncovered: All-Inclusive<br />

DomRep: Urlaub zwischen Palmen und<br />

Prostitution.<br />

23.20 10 Fakten: Urlaub extrem<br />

Infotainment<br />

0.20 Galileo Big Pictures: Genial –30<br />

Bilder zwischen Einfall und Reinfall!<br />

Arte<br />

8.00 (für HG) Drachenrätsel 8.45 Stadt Land<br />

Kunst 9.30 (für HG) Die Inseln der Queen 12.15<br />

Re: 12.50 Arte Journal 13.00 Stadt Land Kunst<br />

13.55 Marry Me! –Aber bitte auf Indisch.<br />

Liebeskomödie, D2014 15.25 Fotografen auf<br />

Reisen 15.50 (für HG) Geheimnisvolle<br />

Wildblumen 16.45 Xenius 17.15 Amerika mit<br />

David Yetman 17.40 Shoyu 18.35 Madagaskar<br />

19.20 Arte Journal 19.40 Re: 20.15 Kuba im<br />

globalen Spiel (1+2/2) 22.15 Adios Fidel.<br />

23.10 Mord auf Malta 0.05 Venezuela –Das<br />

bittere Erbe des HugoChávez<br />

3Sat<br />

7.30 Alpenpanorama 9.00 (für HG) ZIB 9.05<br />

Kulturzeit 9.45 nano 10.15 (für HG) Hartaber<br />

fair 11.40 Natur im Garten 12.10 (für HG) Er<br />

würde sich im Grabe umdrehen 13.00 (für HG)<br />

ZIB 13.20 (für HG) TerraX:Die Macht der Vulkane<br />

14.50 Wildes Überleben 18.30 nano spezial<br />

19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit 20.00 (für<br />

HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Schwarzach 23:<br />

Und die Jagd nach dem Mordsfinger. Kriminalfilm,<br />

D2016 21.45 kinokino 22.00 (für HG) ZIB 2<br />

22.25 Im Schatten des Glücks 23.55 Kaffee<br />

zum Glück 0.20 10 vor10<br />

Phoenix<br />

10.00 phoenix vorort 10.30 Schule im<br />

Brennpunkt 11.30 Chronik Klimagipfel 12.00<br />

phoenix vorort 12.45 Unsere Welt in Zukunft<br />

13.15 Bundeswehr am Limit 14.00 phoenix vor<br />

ort 14.45 Kinderarmut 16.00 Der neue Kalte<br />

Krieg 16.45 Alte Bündnisse, neue Bedrohungen<br />

17.30 phoenix der tag 18.00 Rotes Gold 18.30<br />

(für HG) 1918 –Aufstand der Matrosen.<br />

Doku-Drama, D2018 20.00 (für HG) Tagesschau<br />

20.15 Das Ende des erhabenen Staates 21.45<br />

(für HG) heute journal 22.15 Phoenix Runde<br />

23.00 phoenix der tag 0.00 Phoenix Runde<br />

Kika<br />

13.45 (für HG) Die Zeitfälscherin 14.10 Schloss<br />

Einstein –Erfurt 15.00 (für HG) Tinkas<br />

Weihnachtsabenteuer 15.25 (für HG) Schneewelt<br />

15.50 (für HG) Mascha und der Bär 16.05 (für<br />

HG) Lassie 16.50 Peter Pan–Neue Abenteuer<br />

17.35 (für HG) Der kleine Prinz 18.00 (für HG)<br />

Beutolomäus und der wahre Weihnachtsmann<br />

18.15 Esme &Roy 18.35 (für HG) Weißt du<br />

eigentlich, wie lieb ich dich hab? 18.47<br />

Baumhaus 18.50 Unser Sandmännchen 19.00<br />

Sherazade 19.25 pur+ 19.50 (für HG) logo!<br />

20.00 (für HG) Kika Live 20.10 My Move 2<br />

Dmax<br />

5.40 Bad Buddies 6.00 Chris &Mäx 6.50<br />

Infomercial 8.50 Hardcore Pawn 9.20 Auction<br />

Hunters 9.50 Infomercial 10.15 BaggageBattles<br />

11.15 Die Zwangsvollstrecker 12.15 Steel<br />

Buddies 13.15 Airplane Repo 14.15 Australian<br />

Gold 16.15 Outback Opal Hunters 17.15 Steel<br />

Buddies 18.15 Helden der Baustelle 19.15<br />

Deutschland 24/7 20.15 Steel Buddies<br />

Unboxing 21.15 Cash für Chrom 22.15 112:<br />

Feuerwehr im Einsatz 23.10 DMAX News 23.15<br />

Fire Brigade 0.10 DMAX News<br />

Tagesschau 24<br />

5.00 Tagesschau 5.02 Hessenschau 5.30<br />

ZDF-Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

9.15 Verborgene Bodenschätze in NRW–wa<br />

schlummertunter unserenFüßen? 10.00<br />

Tagesschau-Nachrichten 10.15 Super.Markt<br />

11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00<br />

ARD-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />

19.15 Verliebt, verlobt, verprügelt 20.00<br />

Tagesschau 20.15 Hartaber fair 21.30<br />

Tagesschau 21.32 Zwei Engel für ein Hallelujah<br />

22.00 Marktcheck 22.45 MDR Kultur –Das<br />

Filmmagazin 23.00 Tagesthemen 23.30 Report<br />

Mainz 0.00 Unter Beschuss –Auslösen! 0.45<br />

Tagesschau vor20Jahren 1.00 Nachtmagazin<br />

ONE<br />

5.45 Lindenstraße 6.15 Hubertund Staller 7.10<br />

Brisant 7.50 Die Landärztin –Schicksalswege.<br />

Arztreihe,D/A2011 9.15 Brisant 9.55 Hot in<br />

Cleveland 10.15 Hot in Cleveland 10.35<br />

Lindenstraße 11.05 Hubertund Staller 11.55<br />

Sturmder Liebe 12.40 Sturmder Liebe 13.30<br />

Um Himmels Willen 14.20 Die Wüstenärztin.<br />

Drama, D/A 2012 15.50 Hubertund Staller<br />

16.40 Hot in Cleveland 17.00 Hot in Cleveland<br />

17.20 Lindenstraße 17.50 Hartaber herzlich<br />

18.40 Sturmder Liebe 19.25 Sturmder Liebe<br />

20.15 Doctor Who 21.00 Doctor Who 21.45<br />

Doctor Who 22.30 Class 23.15 Class 0.00<br />

Doctor Who 0.45 Doctor Who 1.30 Doctor Who<br />

ZDF NEO<br />

6.40 (für HG) Der Wormser Wunderbau 7.20 (fü<br />

HG) MagischesDeutschland 8.05 Topfgeldjäger<br />

9.00 Lafer!Lichter!Lecker! 9.45 (für HG) Bares<br />

für Rares 10.35 (für HG) Bares für Rares 11.30<br />

Du &Ich –Unverbesserlich!? 12.15 (für HG)<br />

Monk 12.55 (für HG) Monk 13.35 Psych 14.15<br />

Psych 15.00 (für HG) Monk 15.40 (für HG)<br />

Monk 16.20 Psych 17.00 Psych 17.45 (für HG)<br />

Bares für Rares 18.35 Du &Ich –Unverbesserlich!?<br />

19.20 (für HG) Bares für Rares 20.15 (fü<br />

HG) Kommissarin Heller: Vorsehung.Krimireihe, D<br />

2018 21.45 (für HG) Die Chefin 22.45 (für HG)<br />

heute-show 23.15 Shapira Shapira 23.45 (für<br />

HG) Eichwald,MdB 0.20 (für HG) Eichwald,MdB<br />

ZDF INFO<br />

7.05 ZDF-History 7.50 ZDF-History 8.23 heute<br />

Xpress 8.25 ZDF-History 9.10 Erbarmungslos<br />

9.55 Daphne –Tod einer Journalistin 10.40<br />

Mördernauf der Spur 11.10 Serienkiller 11.55<br />

Serienkiller 12.40 WarofThrones 13.25 Warof<br />

Thrones 14.10 WarofThrones 14.55 Warof<br />

Thrones 15.45 Burgen 16.30 Burgen 17.15<br />

Burgen 18.00 Burgen 18.45 ZDF-History 19.30<br />

Lost Places 20.15 (für HG) Superbauten –Wettlauf<br />

zum Himmel 21.00 (für HG) Superbauten–<br />

Säulen für die Ewigkeit 21.40 (für HG)<br />

Superbauten –Wahnsinnund Visionen 22.25<br />

Böse Bauten 23.10 Böse Bauten 23.50 Böse<br />

Bauten 0.35 (für HG) heute journal<br />

Radio<br />

KLASSIK<br />

18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musikstadt Berlin Streifzügedurch das<br />

klassische Musikleben der Hauptstadt. Mit Kai<br />

Luehrs-Kaiser,ca. 56 Min.<br />

20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />

Konzert St. Georg Nürnberg: „Magnificat anima<br />

mea Dominum“ /„Bleibe bei uns“ /„Egote<br />

laudo“ /„Confitebor tibi, Domine“ /„Nunc<br />

dimittis“ /„Christus ist mein Leben“ /„Laudate<br />

Dominum omnes gentes“, ca. 117 Min.<br />

20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Klassik-Werkstatt MieczyslawWeinberg zum<br />

100. Geburtstag.AmMikrofon: Clemens<br />

Goldberg,ca. 56 Min.<br />

HÖRSPIEL<br />

14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Lesung Die Zuneigung ist etwas Rätselvolles –<br />

eine Ehe in Briefen (12/20). VonTheodor<br />

Fontane /Gelesenvon Jennifer Antoni und Max<br />

vonPufendorf, ca. 30 Min.<br />

19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Das Feature Mexiko–Hoffnung im Narco-Land?<br />

VonErika Harzer und Wolf-DieterVogel /Regie:<br />

Nikolai vonKoslowski, ca. 45 Min.<br />

20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Hörspiel Hörspiel des Monats /Hörspielpremieren<br />

im Dezember/MitHörspielenspielen–Von<br />

Martin Stengel. /Storytelling fünf Jahre nach<br />

„Serial“ –Von Esther Schelander /Karteileichen<br />

–Von Anna Panknin, ca. 50 Min.<br />

MAGAZIN<br />

18.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Weltzeit Gewinner und Verlierer: Kaschmir-<br />

Konflikt in Indien. VonAntje Stiebitz, ca. 30 Min.<br />

19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Kulturtermin „Ohne Frauen ist kein Staat zu<br />

machen“ –Die Gründung des Unabhängigen<br />

Frauenverbands der DDR. VonSylviaConradt,<br />

ca. 26 Min.<br />

19.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />

Zeitfragen Sind neue Genossenschaften die<br />

besseren Firmen? VonNorbertZeeb und Claas<br />

Christophersen, ca. 55 Min.<br />

JAZZ /BLUES<br />

19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

The Voice Die Jazzsängerin Lyambiko. Mit Ortrun<br />

Schütz, ca. 30 Min.<br />

21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />

Musik der Kontinente Istanbul Groove.Mit Pete<br />

Rixen, ca. 56 Min.<br />

21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />

Jazz Live Eric SchaeferQuartett „Kyoto, mon<br />

amour“. Mit Anja Buchmann, ca. 55 Min.


<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 – S eite 26<br />

·························································································································································································································································································<br />

Panorama<br />

LEUTE<br />

NACHRICHTEN<br />

Andrea Petkovic (32) war nie nur eine<br />

Tennisspielerin. Neben ihrer eigentlich<br />

ausfüllenden Tätigkeit als Profisportlerin<br />

studiertsie Politikwissenschaften,<br />

schreibt auf den Internetseiten<br />

der Frankfurter Allgemeinen<br />

<strong>Zeitung</strong> über ihr Leben und im Magazin<br />

der Süddeutschen <strong>Zeitung</strong> eine<br />

Kolumne über dies und das.Erst am<br />

Sonntag legte sie ihr Debüt als Moderatorin<br />

der ZDF-„Sportreportage“ mit<br />

Bravur hin. Petkovic hat, wie man in<br />

Hamburgsagt, Hummeln in die Büx.<br />

Es ist beinahe wie ein Zwang:„Ich<br />

fühle mich unwohl, wenn ich mal einen<br />

Tagnichts mache.Ich habe einmal<br />

Strandurlaub gemacht, das war<br />

nix für mich.“ Klingt super,die ehemalige<br />

Top-Ten-Spielerin aus Darmstadt<br />

befindet sich im Dauerzustand<br />

der Fleißpreisanwärterschaft.<br />

Thomas Gottschalk (69) entdeckt mit<br />

fortschreitendem Alter dieVorzüge<br />

des Kürzertretens,sie sind vorallem<br />

gesundheitlicher Natur.Eben deswegen<br />

hörtder Moderator jetzt mit seiner<br />

Radio-Showfür den Bayerischen<br />

Rundfunk auf:„Ich merke doch, dass<br />

mein Körper sein Recht fordert“,<br />

sagte er in seiner Sendung am Sonntagabend,<br />

die seine vorerst letzte gewesen<br />

sein soll.„Mein Arzt hat mir gesagt,<br />

es wärehochriskant, wenn ich<br />

weiter wie bisher einmal im Monat<br />

das Bett verlasse“, beliebte Gottschalk<br />

des weiteren zu scherzen. Oh<br />

Thommy,deineWitzelsucht –obwir<br />

sie jemals vermissen werden?<br />

Oli P.(41) springt auf den<br />

Öko-Zug auf und bekennt<br />

sich als Veganer,<br />

weshalb er wegen der<br />

tierischen Zutaten<br />

auch auf Süßigkeiten<br />

verzichtet.<br />

„Inden Süßigkeitengang<br />

im<br />

Supermarkt gehe<br />

ich dann halt einfach<br />

nicht“, erklärt<br />

uns der Sänger.<br />

Kann man die Welt<br />

am Supermarktregal<br />

retten? (schl.)<br />

Er weiß: Süßes ist<br />

nicht immer vegan.<br />

IMAGO IMAGES<br />

TIERE<br />

3.<br />

Dezember<br />

Haustiere haben in dieser Familie nie<br />

eine Rolle gespielt. Dafür dominierendie<br />

<strong>Berliner</strong> Eisbären seit nunmehr<br />

sieben Jahren Alltag, Urlaubsplanung,<br />

Freizeitgestaltung und gemeinsame<br />

Essenszeiten. Insider wissen,<br />

dass beim Vater die<br />

Eishockey-Sicherungen durchgebrannt<br />

sind. Nun, wir haben zwei<br />

entsprechende Kuscheltiere: Eisbär,<br />

der Ältere, wie die Tochter inzwischen<br />

3,5 JahreJahr alt, hat bei Aufnahme<br />

in die Familie den Titel Uwe-<br />

TommerDonnie bekommen –dabei<br />

handelt es sich um die Aneinanderstrickung<br />

vergangener <strong>Berliner</strong> Eishockey-Trainer.Eisbär,der<br />

Jüngere,<br />

der etwas später hinzukam, ist einfach<br />

da –ohne Titel. Er wirdgeduldet,<br />

mehr nicht. Benedikt Paetzholdt<br />

„Ich hatte<br />

Angst, zur<br />

Heulsuse<br />

zu werden“<br />

Der französische Schauspieler<br />

Vincent Cassel über seinen<br />

neuen Film „Alles außer<br />

gewöhnlich“ und die Arbeit mit<br />

autistischen Kindern<br />

Vincent Cassel: Mit dem Motorroller durch NewYorkgeirrt auf der Suche nach echt französischen Camembert.<br />

Schlagzeilen machte er zuletzt,<br />

weil er ein 30 Jahrejüngeres<br />

Model heiratete und<br />

mit 52 Jahren noch mal Papa<br />

wurde. Aber der französische Charakterdarsteller<br />

Vincent Cassel<br />

spricht lieber über seine Arbeit. In<br />

„Alles außer gewöhnlich“ (ab Donnerstag<br />

im Kino) sieht man ihn mal<br />

weder in Action, Thriller oder einer<br />

Komödie, sondern als Sozialarbeiter,<br />

der sich aufopfernd um<br />

Schwerbehinderte und Autisten<br />

kümmert, die durch das soziale<br />

Netz gerutscht sind und vom Staat<br />

vergessen wurden. Wir treffen Vincent<br />

Cassel in Pariszum Gespräch.<br />

Vimcent, Siestehen schon seit über 30<br />

Jahren vor der Kamera. Wird das<br />

Spielen für Sieimmer einfacher?<br />

Schauspielen ist einfach! Schwierig<br />

ist es nur, wenn man in schlechten<br />

Filmen mit schlechten Regisseuren<br />

dreht, dann muss man auch als<br />

Mime mehrere Jobs gleichzeitig machen,<br />

um das auszugleichen. Wenn<br />

man jedoch mit guten Regisseuren<br />

dreht und das Projekt kohärent ist,<br />

ist das Spielen immer leicht.<br />

Selbst, wenn Ihr Gegenüber ein autistisches<br />

Kind ist?<br />

Beim Drehen sucht ein Schauspieler<br />

unbewusst immer kleine Abweichungen<br />

oder Vorkommnisse,<br />

auf die er spontan reagieren muss –<br />

denn dann blitzt plötzlich etwas<br />

Wahrhaftiges durch. Abweichungen<br />

vom Drehbuch schaffen Authentizität.<br />

Mit den autistischen Laien zu<br />

drehen, war nicht anders als mit einem<br />

Kind zu spielen, das eine geringere<br />

Aufmerksamkeitsspanne hat<br />

und immer bei Laune gehalten werden<br />

will. Natürlich ist anfangs auch<br />

etwas Angst dabei, wie man sich am<br />

besten verhält. Ich hatte kaum Ahnung<br />

von Autismus. Höchstens ein<br />

etwas romantisiertes Bild von jemanden,<br />

der Klavier spielt, aber<br />

sonst menschenscheu ist.<br />

Also ein Kenntnisstand wie aus Hollywoods<br />

„Rain Man“.<br />

Genau. Die Kids haben mich so<br />

beeindruckt, dass ich nicht wusste,<br />

wo ich Leichtigkeit hernehmen sollte.<br />

Wasmir half, waren die „Papotins“,<br />

eine Theatergruppe von Autisten, jeder<br />

in einem anderen Alter und mit<br />

anderen Symptomen der Krankheit.<br />

Die interviewten mich. Die Fragen<br />

waren so weit her geholt oder auch in<br />

Babysprache,dass ich lachen musste.<br />

Wir befanden uns ja alle auf unbekanntem<br />

Terrain.<br />

Vincent Cassel, eigentlich<br />

Vincent Crochon, wurde<br />

1966 in Paris geboren, sein<br />

Vater war der Schauspieler<br />

Jean-Pierre Cassel, seine<br />

Mutter die Journalistin Sabine<br />

Litique. Die Elternließen<br />

sich 1980 scheiden.<br />

Mit 17 besuchte Vincent<br />

eine Zirkusschule.<br />

Hat diese Erfahrung Sie nur beeindruckt<br />

oder sogar bereichert?<br />

Gegen Drehende hatte ich Angst,<br />

am Set zur Heulsuse zu werden.<br />

Denn diese Kids haben mich sehr<br />

bewegt und wir hatten viele enge Beziehungen<br />

aufgebaut. Siehaben keinen<br />

Filter. AmAnfang habe ich viel<br />

mit ihnen abgehangen, um mich an<br />

ihreArt zu gewöhnen. Zwei-, dreimal<br />

die Woche bin ich mit ihnen zum<br />

Reiten gegangen oder zum Essen.<br />

BisSie sich sicher fühlten?<br />

Bisich nach zwei Wochen zumindest<br />

spielen konnte, dass ich selbstsicher<br />

wäre. (lacht) Einer der Jungs<br />

hat zu Ende jedes Drehtags seinen<br />

Kopf auf alle unsereSchulterngelegt,<br />

ein Zeichen, dass es ihm mit unserem<br />

Chaos aus Profis und Amateurengut<br />

ging.<br />

Sie scheinen angstfrei zu sein. Ist es<br />

Ihnen auch egal, was über Sie geschrieben<br />

wird? Lesen Sie Kritiken<br />

und Kommentare?<br />

Ichlese vieles,denn mich interessiert,<br />

was die Leute denken, was ich<br />

ZUR PERSON<br />

In New York, wo seine Mutter<br />

lebte, lernte Cassel am Actors<br />

Institute gegenden Rat<br />

des Vaters die Schauspielkunst<br />

und begann nach seinerRückkehrinFrankreich<br />

an Theaternzuspielen; es<br />

folgten erste Fernseh-und<br />

Kinorollen. Cassel versuchte<br />

sich auch als Regisseur.<br />

Bekannt wurde Cassel einem<br />

breiterenPublikum<br />

durch actionreiche Filme wie<br />

„Irreversibel“(2002) und<br />

„Oceans12“ (2004). Sein<br />

neuester Film „Alles außergewöhnlich“<br />

ist eine Komödie<br />

und handelt vonderArbeit mit<br />

autistischen jungen Menschen<br />

und ihren Betreuern.<br />

Szene aus dem Film „Alles außer gewöhnlich“: Der Sozialarbeiter Bruno (Vincent Cassel)<br />

und der autistische Joseph (Benjamin Lesieur,l.).<br />

PROKINO<br />

wohl tue und lasse. Aber es definiert<br />

mich nicht. Wenn ich eine Nacht<br />

drüber geschlafen habe,erinnereich<br />

mich nur noch an das, was für mich<br />

relevant ist.<br />

Ihr Vater Jean-Pierre Cassel, der 2007<br />

starb, war einer der berühmtesten<br />

Mimen Frankreichs. Er hatte Ihnen<br />

von dem Beruf abgeraten, weil Sie es<br />

schwer haben würden, sich aus seinem<br />

Schatten zu befreien. Hatte er<br />

recht?<br />

Es ist interessant: Wenn deine Elternsterben,<br />

hörst du auf, sich gegen<br />

sie aufzulehnen –und fängst an, so<br />

auszusehen wie sie! Mein Vater hat<br />

mir früher geraten: „Wenn du dich<br />

verliebst, schau dir die Mutter deiner<br />

Freundin gut an. Denn genau so wird<br />

sie später auch.“ Und erlag damit<br />

ganz richtig! Ich bemerke auch an<br />

mir, wie ich meinem Vater immer<br />

ähnlicher werde. Das ist wohl der<br />

Schlüssel zur Unsterblichkeit.<br />

Sie leben schon seit Jahren in Rio de<br />

Janeiro. Fühlen Sie sich nicht mehr<br />

an Frankreich gebunden?<br />

AFP/ALBERTO PIZZOLI<br />

Ich bin Pariser, aber mir gefallen<br />

auch viele andereSachen. Mein Herz<br />

schlägt zum Beispiel für die brasilianische<br />

Kampfkunst Capoeira. Ich<br />

bin 25 Jahrelang immer wieder nach<br />

Rio gereist. Irgendwann dachte ich<br />

mir,ich kann auch einfach dortbleiben.<br />

Durch das Drehen bin ich eh<br />

immer ganz schnell wieder weg und<br />

unterwegs zum nächsten Set. Ichbin<br />

schon durch meinen Beruf gezwungen,<br />

ein Vagabund zu sein.<br />

Beeinflusst es Ihre Identität, dauernd<br />

in Bewegung zu sein?<br />

Die Identität ergibt sich daraus,<br />

wie du aufwächst. Ich fühle mich<br />

auch mit NewYorksehr eng verbunden.<br />

Meine Mutter lebte dort, ich war<br />

oft bei ihr und ging dortauchauf die<br />

Schauspielschule, das Actors Institute.<br />

InNew York kam ich mit Hip-<br />

Hop inBerührung, für mich wurde<br />

damit ein Traum wahr.InFrankreich<br />

galt ich immer als Amerikaner.<br />

Sie, der Paradefranzose?<br />

Ja,ich lief in Turnschuhen herum<br />

und aß Junk Food, als die Franzosen<br />

mit dieser Kultur in den 80ern noch<br />

nicht vertraut waren. Mit New York<br />

wurdezwarmein Traum wahr.Doch<br />

dort begriff ich auch, wie typisch<br />

französisch ich doch bin.<br />

Also doch!<br />

Einmal war ich so heimwehgeplagt,<br />

dass ich auf dem Walkman<br />

Edith Piaf hörte und mit meiner<br />

Vespaquerdurch NewYorkfuhr, um<br />

irgendwo Camembert aufzutreiben!<br />

Unddabei weinte ich Rotz und Wasser…<br />

In dieser Nachtwurde mir klar,<br />

wie französisch ich bin. Vive la Revolution!<br />

Washalten Sievon derversuchten Revolution<br />

der Protestbewegung der<br />

„Gilets Jaunes“, derGelbwesten?<br />

Diese Bewegung zeigte, wie viel<br />

Zorn in der französischen Gesellschaft<br />

vorherrscht. Frankreich sitzt<br />

ganz schön in der Tinte. Ich glaube,<br />

dass ich generell den zivilen Ungehorsam<br />

gut finde. Zumindest war<br />

der Anfang dieses Protests legitim<br />

und positiv, aber wenn dann Tausend<br />

Menschen losziehen, nur um<br />

Fensterscheiben einzuwerfen und<br />

Vandalismus zu betreiben, wird ihnen<br />

das auch nicht weiterhelfen. Die<br />

Bewegung ist urfranzösisch und ich<br />

war sehr stolz darauf. Aber jetzt wird<br />

sie längst nur noch für Randale missbraucht.<br />

Interview: Mariam Schaghaghi<br />

Fünf Tote bei Unwetternin<br />

Südfrankreich<br />

Beischweren UnwetterninSüdfrankreich<br />

sind fünf Menschen ums<br />

Leben gekommen. Drei Rettungskräfte<br />

starben in der Nacht zu Montag<br />

bei einem Hubschrauber-Absturz,<br />

wie das französische Innenministerium<br />

mitteilte.Mit ihnen verliereFrankreich<br />

drei „Alltagshelden,<br />

die ihr Leben gegeben haben, um die<br />

Franzosen zu beschützen“, erklärte<br />

Innenminister Christophe Castaner.<br />

Zwei weitereMänner kamen in den<br />

Fluten ums Leben. (AFP)<br />

Dänischer Wildschweinzaun<br />

an deutscher Grenze fertig<br />

Nach zehn Monaten Bauzeit hat Dänemarkseinen<br />

umstrittenen Wildschweinzaun<br />

entlang der Grenzezu<br />

Deutschland fertiggestellt. Bauarbeiter<br />

befestigten am Montagvormittag<br />

das letzte Zaunteil nahe dem<br />

Grenzübergang Sofiedal knapp 20<br />

Kilometer nordwestlich vonFlensburg.<br />

DerWildschweinzaun ist eine<br />

vonmehreren Maßnahmen, mit denen<br />

Dänemarkseine wichtige und<br />

gewinnbringende Schweinezucht<br />

vorder Afrikanischen Schweinepest<br />

schützen will. (dpa)<br />

Melania Trump präsentiert<br />

Weihnachtsdeko<br />

Der „Geist Amerikas“ weht dekorationshalber<br />

durchs Weiße Haus. TWITTER/@FLOTUS<br />

Alle Jahrewieder:Amerikas First<br />

Lady Melania Trump hat die weihnachtliche<br />

Dekoration im Weißen<br />

Haus präsentiert. Die49Jahrealte<br />

Ehefrau vonUS-Präsident Donald<br />

Trump (73) veröffentlichte am Sonntagabend<br />

(Ortszeit) und am Montag<br />

mehrereTweets mit Fotos und einem<br />

Videoclip zu der diesjährigen Weihnachtsdeko<br />

in der US-Regierungszentrale.Der<br />

„Geist Amerikas“ erstrahle<br />

im Weißen Haus,schrieb sie<br />

dazu. (dpa)<br />

Toter Pottwal mit 100<br />

Kilogramm Müll im Magen<br />

Im Magen eines toten Pottwals haben<br />

Experten in Schottland etwa<br />

100 Kilogramm Müll entdeckt.<br />

Reste vonFischernetzen, Seile,Tüten,<br />

Verpackungsbänder und Plastikbecher<br />

hatten sich im Magen zu<br />

einem riesigen Ball geformt, wie<br />

der britische Sender BBC am Montag<br />

berichtete.Der Müll stammt<br />

demnach vomFestland und vonFischerbooten.<br />

(dpa)<br />

Australische Polizei filmt<br />

Handy-Sünder im Auto<br />

MitKameras geht die Polizei im australischen<br />

NewSouth Wales jetzt gegen<br />

die verbotene Handy-Nutzung<br />

im Straßenverkehr vor. Seit Anfang<br />

Dezember filmen die Behörden den<br />

Fahrerbereich vonAutos mit hochauflösenden<br />

Kameras,wie die Regierung<br />

in Australiens bevölkerungsreichstem<br />

Bundesstaat am Montag<br />

mitteilte.Bislang wurden Handy-<br />

Sünder nur verwarnt, demnächst<br />

sollen Strafen von344 australischen<br />

Dollar (210 Euro)gelten. (dpa)

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