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Der Fall Michael K.: VomTopverdiener zum Verbrecher – Seite 3<br />
Auf eine<br />
Curry mit<br />
Gregor Gysi<br />
Seite 12<br />
-1/5°<br />
Viele Wolkenfelder<br />
Wetter Seite 2<br />
Wenn Hartz-IV-Empfänger<br />
aus der Wohnung müssen<br />
Berlin Seiten 14 und 15<br />
www.berliner-zeitung.de<br />
Interview: Friedrich Merz<br />
über die große Koalition<br />
Tagesthema Seite 2, Politik Seite 5<br />
Dienstag,3.Dezember 2019 Nr.281 HA -75. Jahrgang<br />
Auswärts/D*: 1.70 €–Berlin/Brandenburg: 1.60 €<br />
Götz Aly rügt den Umgang<br />
mit der Gläsernen Blume<br />
Meinung Seite 8<br />
Der<br />
Spielmacher für<br />
Generationen<br />
VonJan Bojaryn<br />
Die Playstation wird heute 25<br />
Jahrealt. Sieist eines der beliebtesten<br />
Spielzeuge des 21. Jahrhunderts,wirdgenutzt<br />
vonJugendlichen<br />
und Erwachsenen. Wer indie Welt<br />
der mutigen Helden, fiesen Gangster<br />
und unterschätzten Fabelwesen eintauchen<br />
will, der greift meistens zur<br />
Playstation, um mit seiner Spielfigur<br />
auf fremde Planeten, in die Vergangenheit<br />
oder in<br />
die Zukunft zu<br />
reisen. Und natürlich<br />
um Spielpartner<br />
zu treffen.<br />
Ein Mann ist<br />
MarkCerny<br />
weiß, wie Menschen<br />
gernespielen.<br />
Playstation<br />
besonders eng<br />
mit der Revolution<br />
der Spielewelt<br />
verbunden:<br />
Mark Cerny. Der<br />
leise und bescheidene<br />
US-Amerikaner wird in<br />
der Branche wie ein Star verehrt. Mit<br />
Leonardo da Vinci wurde er verglichen,<br />
als er vor zehn Jahren für sein<br />
Lebenswerk ausgezeichnet wurde.<br />
Damals war er Mitte 40.<br />
Cerny liebt das Programmieren.<br />
1982 stieg der 17-jährige Studienabbrecher<br />
aus Kalifornien bei Atariein,<br />
leitete kurz darauf sein erstes Team<br />
und schaffte mit dem Spiel „Marble<br />
Madness“ einen zeitlosen Klassiker.<br />
Er lernte schnell, beherrschte neben<br />
Informatik bald auch Gamedesign<br />
und Produktion. 1985 wechselte er<br />
zu Sega, seitdem spricht er fließend<br />
Japanisch. Bei dem Konzern lenkte<br />
Cerny seinen Fokus auf neue Technologien.<br />
Als Sony 1994 die erste<br />
Playstation auf den Markt brachte,<br />
produzierte Cernymit„Crash Bandicoot“<br />
und „Spyro the Dragon“ zwei<br />
der erfolgreichsten Spiele für die<br />
Konsole.<br />
Auch am Start der Playstation 2<br />
war er maßgeblich beteiligt. Dass die<br />
Konsole von Fans damals als leistungsstark<br />
gesehen wurde, liegt an<br />
Menschen wie ihm. Viele Schlüsselspiele,die<br />
von1994 bis 2011 auf Playstation<br />
1, 2und 3erschienen sind,<br />
hat er besser oder überhaupt erst<br />
möglich gemacht. 2013 präsentierte<br />
Sony dann den Coup: Cerny wurde<br />
zum Lead Architect der Playstation 4<br />
ernannt. Er bestimmte maßgeblich,<br />
was in der Konsole steckte. Die neueste<br />
Playstation ging konsequent auf<br />
die Bedürfnisse der Spieler ein. Sie<br />
war schneller und trotzdem billiger<br />
als der Konkurrent Xbox One. Über<br />
100 Millionen Mal wurde sie verkauft.<br />
Zurzeit arbeitet Cerny an der<br />
Playstation 5, die im Verlauf des<br />
kommenden Jahres erscheinen soll.<br />
In einem Interview kündigte er an,<br />
dass die neue Plattform fundamentale<br />
Änderungen bringen werde. Sodann<br />
demonstrierte er den Fachleuten,<br />
wie sich die Ladezeit eines Spiels<br />
dank eines besonders leistungsstarken<br />
Laufwerks von15auf 0,8 Sekunden<br />
verkürzte. Vielleicht muss man<br />
ein Spielefan sein, um den Wert dieser<br />
Innovation richtig beurteilen zu<br />
können.<br />
Sind wir noch zu retten?<br />
Als erstes Bundesland soll Berlin an diesem Dienstag eine „Klimanotlage“ beschließen.<br />
Ist das Politik oder nur Symbolpolitik? Kritiker sind skeptisch<br />
VonPeter Neumann<br />
Antonio Guterres wählte<br />
eindringliche Worte. „Wollen<br />
wir wirklich als die Generation<br />
in Erinnerung<br />
bleiben, die den Kopf in den Sand<br />
steckte, die herumbummelte, während<br />
die Erde in Flammen stand?“,<br />
fragte der Generalsekretär der Vereinten<br />
Nationen am Montag zum<br />
Auftakt der 25. UN-Klimakonferenz<br />
in Madrid. Beim Klimaschutz müsse<br />
die Menschheit zwischen dem Weg<br />
der Hoffnung und dem der Kapitulation<br />
wählen, mahnte Guterres.<br />
WieinBerlin reagiertwerden soll,<br />
ist für Regine Günther (Grüne) klar.<br />
Die Senatorin für Umwelt, Verkehr<br />
und Klimaschutz will erreichen, dass<br />
der Senat an diesem Dienstag eine<br />
„Klimanotlage“ anerkennt und weitere<br />
Anstrengungen beschließt.<br />
Doch was folgt daraus für Berlin?<br />
DieLage sei ernst, sagt die Senatorin.<br />
Seit 1881 habe sich die Atmosphäreum1,5<br />
Grad Celsius erwärmt.<br />
Der Weltklimarat verweise auf steigende<br />
Meeresspiegel, Hitze- und<br />
Dürreperioden sowie die Beschleunigung<br />
des Artensterbens. Allein in<br />
Deutschland wurden 2006 und 2015<br />
jeweils 6000 Hitzetote gezählt. Auch<br />
der <strong>Berliner</strong> Wald müsse mit zunehmenden<br />
Belastungen zurechtkommen.<br />
Nur noch acht Prozent des Bestands<br />
seien gesund, rund 36 Prozent<br />
der Bäume seien schwer geschädigt.<br />
Mehr autofreie KiezeinBerlin<br />
Viele Politiker nahmen die Situation<br />
zum Anlass,den Klimanotstand auszurufen.<br />
Jüngst fasste eine Mehrheit<br />
des EU-Parlaments einen solchen<br />
Beschluss –wie zuvor rund 70 Kommunalparlamente<br />
in Deutschland.<br />
In Berlin waren dies die Bezirksverordnetenversammlungen<br />
Pankow<br />
und Charlottenburg-Wilmersdorf.<br />
Doch in der Senatsverwaltung steht<br />
man dieser Übersetzung des Begriffs<br />
„Climate Emergency“ skeptisch gegenüber.InDeutschland<br />
werdeNotstand<br />
mit der Einschränkung demokratischer<br />
Rechte in Verbindung gebracht,<br />
hieß es.„Ichschlage vor, dass<br />
wir ein Zeichen setzen –indem das<br />
Land Berlin anerkennt, dass der Klimawandel<br />
in einer dramatisch beschleunigten<br />
Geschwindigkeit voranschreitet“,<br />
sagte die Senatorin. Es<br />
sei dringend notwendig, die Ziele<br />
anzupassen und das Pariser Klimaschutzabkommen<br />
als Handlungsgrundlage<br />
anzuerkennen.<br />
Günther:„Das bedeutet, dass wir<br />
vor 2050 klimaneutral werden müssen<br />
–und dass in Berlin die Emissionen<br />
im Vergleich zu 1990 um mindestens<br />
95 Prozent sinken müssen.<br />
Dazu brauchen wir eine Novellierung<br />
des Energiewendegesetzes, in<br />
dem dieses Ziel ausdrücklich verankert<br />
ist.“ Um die Ziele zu erreichen,<br />
müsse die Verwaltung noch stärker<br />
als bisher „in eine Vorbildfunktion<br />
hineinwachsen“. Auch müssten alle<br />
klimarelevanten Vorhaben auf ihre<br />
Auswirkungen geprüft werden –„Klimavorbehalt“<br />
ist das Stichwort. „Das<br />
Herzstück wird die Entwicklung<br />
neuer Maßnahmen im Rahmen des<br />
<strong>Berliner</strong> Energie- und Klimaschutzprogramms<br />
Anfang 2020 sein.“<br />
Werden keine Straßen mehr gebaut?<br />
Darf der Senat bald nur noch<br />
Elektroautos als Dienstwagen nutzen?<br />
Muss künftig jeder Neubau Solaranlagen<br />
haben? Darauf hat Günther<br />
noch keine Antworten. Um solche<br />
Themen bewerten zu können,<br />
müsse noch eine Methodik entwickelt<br />
werden, weshalb auch die Kosten<br />
noch unklar wären, sagte sie.<br />
So listen offizielle Papiere vorerst<br />
nur längst beschlossene Maßnahmen<br />
„Notlage heißt auch: Wir drehen alle<br />
die Heizung ’runter. Wir fliegen weniger<br />
und fahren in der Stadt mehr Fahrrad.<br />
Wir essen weniger Fleisch und<br />
trinken Wasser aus Berlin.“<br />
Andreas Otto, Abgeordneter der Grünen und Sprecher für Baupolitik<br />
auf –etwa den Ausbau des Radwegenetzes<br />
oder den Kauf vonElektrobussen<br />
bei der BVG. Doch derWerkzeugkasten<br />
für weitereMaßnahmen ist gefüllt.<br />
So soll nicht nur derWrangelkiez<br />
autofrei werden, und auch von„Zero<br />
Emission Zones“, die für Fahrzeuge<br />
mit Verbrennungsmotoren tabu sind,<br />
ist wieder einmal die Rede.<br />
„Der Senat muss ehrlich sagen,<br />
welche Konsequenzen die Notlage<br />
hat und wie jede Verwaltung damit<br />
umgeht. Es darf nicht bei guten Vorsätzen<br />
bleiben“, sagte Tilmann Heuser<br />
vom Bund für Umwelt und Naturschutz<br />
Deutschland (BUND). Er<br />
forderte, den Weiterbau der Autobahn<br />
A100 in Treptow zustoppen<br />
und auf den Lückenschluss in der<br />
Tangentialverbindung Ost zwischen<br />
IMAGO/NBL BILDARCHIV<br />
Marzahn und Köpenick zu verzichten.<br />
Zwar soll der Flughafen BER öffnen,<br />
„schon deshalb,weil Tegel dann<br />
schließen kann“. Doch Berlin brauche<br />
auch ein Luftverkehrskonzept,<br />
das Kurzstreckenflüge beschränkt.<br />
Wo bleiben die neuen Radwege?<br />
Morddrohung<br />
gegen<br />
Sawsan Chebli<br />
Politikerin auf „Todesliste“<br />
von Rechtsextremisten<br />
Die <strong>Berliner</strong> Staatssekretärin<br />
Sawsan Chebli wird nach eigenen<br />
Angaben von mutmaßlichen<br />
Rechtsextremisten mit dem Tode bedroht.<br />
DieSPD-Politikerin veröffentlichte<br />
am Montag<br />
auf Twitter<br />
ein von Unbekannten<br />
an sie<br />
gerichtetes<br />
Schreiben mit einer<br />
Morddrohung.<br />
Chebli<br />
habe es auf „unsere<br />
Todesliste<br />
geschafft“, heißt<br />
es in dem Text, in<br />
DPA<br />
Sawsan Chebli,<br />
Staatssekretärin<br />
dem die 41-Jährige beschimpft und<br />
rassistisch beleidigt wird. Er endet<br />
mit den Worten: „Heil Hitler.Die Soldaten<br />
der Cyberreichswehr.“<br />
Chebli erstattete nach eigenen<br />
Angaben Anzeige. Zudem kündigte<br />
sie an, in ihrem Wirken für eine offene,<br />
tolerante Gesellschaft nicht<br />
nachzulassen. „Ich lasse mich von<br />
Euch Nazis nicht einschüchtern,<br />
werde weiter meine Stimme erheben,<br />
mich für Vielfalt einsetzen,<br />
werde weiter für eine offene Gesellschaft,<br />
für Migranten, Flüchtlinge,<br />
Schwarze, Juden, Muslime und alle<br />
kämpfen, die Eure Feinde sind“,<br />
twitterte sie.„Jetzt erst recht.“Chebli<br />
ist in der <strong>Berliner</strong> Senatskanzlei<br />
Staatssekretärin für Bürgerschaftliches<br />
Engagement und Internationales.<br />
Zuletzt hatten die Grünen-Politiker<br />
Cem Özdemir und Claudia Roth<br />
E-Mails mit Morddrohungen des<br />
mutmaßlich deutschen Ablegers einer<br />
rechtsextremistischen Gruppe<br />
namens „Atomwaffen Division“ erhalten.<br />
In dem Brief an Chebli wird<br />
darauf ausdrücklich Bezug genommen.<br />
Erwähnt wird zudem der Kasseler<br />
Regierungspräsident Walter<br />
Lübcke, der am 2. Juni mit einem<br />
Kopfschuss auf der Terrasse seines<br />
Hauses im Landkreis Kassel getötet<br />
wurde. Ein Verdächtiger sitzt in Untersuchungshaft,<br />
die Bundesanwaltschaft<br />
geht von einem rechtsextremenHintergrund<br />
aus.<br />
Bereits im Oktober waren Bombendrohungen<br />
gegen die Rathäuser<br />
in München, Köln und Bremen eingegangen.<br />
Sie blieben folgenlos. Gezeichnet<br />
waren die Drohbriefe mit<br />
„Cyber Reichswehr“. (dpa/kop.)<br />
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Dass es eine Klimakrise gibt, sei<br />
längst Gemeingut, sagte der SPD-<br />
Umweltpolitiker Daniel Buchholz.<br />
Konkrete Maßnahmen seien wichtiger,als<br />
eine Notlage auszurufen. Bislang<br />
käme Berlin beim Bauvon Radfahrstreifen<br />
und Tramstrecken „nur<br />
in Trippelschritten“ voran – wofür<br />
Günther, die auch der Verkehrsverwaltung<br />
vorsteht, verantwortlich sei.<br />
„Vielleicht sollte die Klimaschutzsenatorin<br />
mal mit der Verkehrssenatorinsprechen“,<br />
so Buchholz ironisch.<br />
„Endlich bewegt sich der Senat“,<br />
sagte Marco Dörre von der Initiative<br />
Klimanotstand Berlin, die dem Abgeordnetenhaus<br />
im Sommer rund<br />
43 000 Unterschriften für eine entschlossene<br />
Klimapolitik überreicht<br />
hat. Doch wenn Berlin tatsächlich<br />
erst 2050 klimaneutral werden soll,<br />
würden 20 Jahrevertan. „Was der Senat<br />
plant, reicht nicht aus“, so Dörre.<br />
Der FDP-Umweltpolitiker Henner<br />
Schmidt bemängelte die „Symbolpolitik“<br />
des Senats.InBerlin fehle<br />
es „an einer zielgerichteten Umsetzung<br />
und an klugen, innovativen<br />
Ideen, die der großen Herausforderung<br />
des Klimawandels gerecht werden“.<br />
Andreas Otto von den Grünen<br />
erinnert daran, dass jeder einzelne<br />
zur Problemlösung beitragen könne.<br />
„Notlage heißt auch: Wir drehen alle<br />
die Heizung ’runter. Wir fliegen weniger<br />
und fahren in der Stadt mehr<br />
Fahrrad. Wir essen weniger Fleisch<br />
und trinkenWasser ausBerlin“, sagte<br />
der Abgeordnete. PolitikSeite 4, Leitartikel<br />
Seite8,Wissenschaft Seite16 4 194050 501603<br />
21049
2 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagesthema<br />
Nach dem Beben vomWochenende<br />
herrscht in<br />
der SPD vor allem ein<br />
Gefühl vor: Unsicherheit.<br />
Aufwelches Personal setzen die<br />
neuen Parteivorsitzenden Saskia Esken<br />
und NorbertWalter-Borjans? An<br />
welchen Stellen wollen sie die SPD<br />
politisch neu aufstellen? Und natürlich:<br />
Wie geht es weiter mit der großen<br />
Koalition? Diese Fragen stellen<br />
sich am Montag viele –Antworten<br />
haben nur wenige.<br />
Das liegt auch daran, dass Esken<br />
und Walter-Borjans in der <strong>Berliner</strong><br />
Politik nicht sonderlich gut vernetzt<br />
sind. Der Empfang der beiden im<br />
Willy-Brandt-Haus soll eher sachlich<br />
gewesen sein, wichtige Dinge besprechen<br />
die designierten Vorsitzenden<br />
lieber in dem kleinen Team, das<br />
bisher ihren Wahlkampf organisiert<br />
hat. Die früheren NRW-Juso-Vorsitzenden<br />
Veit Lemmen und Frederick<br />
Cordes sollen dabei eine wichtige<br />
Rolle spielen, heißt es.<br />
Erstes Zeichen der Veränderung:<br />
Der Leitantrag für den Parteitag, der<br />
vom scheidenden Vorstand bereits<br />
weitgehend fertiggestellt worden<br />
war, wird umgeschrieben. Am<br />
Dienstag soll das Dokument von<br />
dem um die Fraktionsführung erweiterten<br />
Parteipräsidium beschlossen<br />
werden.<br />
Mandat auf Parteitag<br />
Manche in der SPD lesen nun zum<br />
ersten Mal aufmerksam das „Fortschrittsprogramm“<br />
– jenes Papier,<br />
das Esken und Walter-Borjans im<br />
Wahlkampf vorgelegt hatten, und<br />
das nun als Blaupause für den Leitantrag<br />
dienen soll. Vier Themen heben<br />
die beiden darin hervor: Investitionen,<br />
Klimaschutz, Arbeit und Digitalisierung.<br />
Bei diesen Punkten<br />
werden sie Nachverhandlungen mit<br />
der Union verlangen. Der Parteitag<br />
soll dafür ein Mandat erteilen.<br />
Mit Spannung erwartet werden<br />
die konkreten Formulierungen. Machen<br />
Esken und Walter-Borjans tatsächlich<br />
ernst mit ihrer Forderung<br />
nach einem 500-Milliarden-Euro-Investitionsprogramm?<br />
Fordern sie<br />
von der Union einen höheren CO 2 -<br />
Preis oder die Erhöhung des Mindestlohnes<br />
auf zwölf Euro?<br />
Neues SPD-Führungsduo will mit der Union über Investitionen, Klimaschutz, Arbeit<br />
und Digitalisierung verhandeln. Dabei ist nicht klar,wie lange die Koalition noch hält.<br />
Die Arbeit in der großen Koalition wird für Annegret Kramp-Karrenbauer,Angela Merkelund Olaf Scholz (v.l.) nach dem SPD-Mitgliederentscheid nicht einfacher werden.<br />
Die Überlebenschancen der <strong>Berliner</strong><br />
Regierungskoalition hängen<br />
maßgeblich von diesen Fragen ab.<br />
Als wahrscheinlich gilt es, dass der<br />
Leitantrag eine Frist vorsieht, bis zu<br />
der eine Einigung mit der Union erreicht<br />
werden soll. Gut informierte<br />
Kreise sprechen vom Sommer. Die<br />
Forderung nach einem sofortigen<br />
Entscheidung im Sommer<br />
Ausstieg aus der großen Koalition<br />
wäredamit vomTisch.<br />
In der Personalfrage sind erste<br />
Entscheidungen inzwischen gefallen.<br />
Es sieht so aus, als würden die<br />
von sechs auf drei reduzierten Stellvertreterposten<br />
alle neu besetzt. Die<br />
bisherige stellvertretende Parteichefin<br />
Malu Dreyer, die die SPD zuletzt<br />
Nach der Wahl<br />
VonMarina Kormbaki und Andreas Niesmann<br />
DPA<br />
kommissarisch geführt hat, wird<br />
nicht wieder kandidieren. Nach Informationen<br />
der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong><br />
(Redaktionsnetzwerk Deutschland)<br />
gilt das auch für den in der Stichwahl<br />
unterlegenen Olaf Scholz. Manuela<br />
Schwesig und Natascha Kohnen haben<br />
bereits abgewunken. Lediglich<br />
Ralf Stegner hat sich noch nicht erklärt.<br />
Die Chancen des Mannes aus<br />
Schleswig-Holstein werden parteiinternaber<br />
als gering eingeschätzt.<br />
Die Brandenburgerin Klara Geywitz<br />
wird antreten. Auch Arbeitsminister<br />
Hubertus Heil und Juso-Chef<br />
Kühnert liebäugeln mit einem Posten.<br />
Mindestens einer der drei Vizeposten<br />
muss aber aus Gründen der<br />
Gleichberechtigung mit einer Frau<br />
besetzt werden – zumindest wenn<br />
Lars Klingbeil Generalsekretär und<br />
Dietmar Nietan Schatzmeister<br />
bleibt, wovondie meisten ausgehen.<br />
Die CDU nutzt die Aufregung in<br />
der SPD, umsich nach heftigem internen<br />
Personal- und Positionsstreit<br />
als Garant von Stabilität zu präsentieren.<br />
Abwarten und gelassen bleiben<br />
lautet die Devise, die Parteichefin<br />
Annegret Kramp-Karrenbauer<br />
am Montagmorgen in einer Telefonschaltkonferenz<br />
mit dem Parteivorstand<br />
ausgibt. Kramp-Karrenbauer<br />
lehnt Nachverhandlungen des Koalitionsvertrags<br />
ab und erhält dafür<br />
einmütige Zustimmung. Erst mal<br />
wollen die Konservativen den SPD-<br />
Parteitag abwarten.<br />
CDU: Keine neuen Schulden<br />
Einentschiedenes Nein zu Nachverhandlungen<br />
kommt aus Bundestagsfraktion<br />
und Ländern. So erteilte<br />
der haushaltspolitische Sprecher der<br />
Unionsfraktion im Bundestag, Eckhardt<br />
Rehberg, den Forderungen<br />
nach einer Ausweitung der Neuverschuldung<br />
eine klare Absage. „Die<br />
Debatte um die schwarze Null ist absurd“,<br />
sagt Rehberg. „Es bleibt dabei,<br />
was im Koalitionsvertrag vereinbart<br />
wurde: keine neuen Schulden. Wir<br />
werden darüber nicht verhandeln.<br />
Punkt.“<br />
Auch Thüringens CDU-Landeschef<br />
Mike Mohring plädiert gegen<br />
eine Überarbeitung des Koalitionsvertrages.„In<br />
der Union gibt es sichtbar<br />
keine Zustimmung für ein Update<br />
des Koalitionsvertrages“, sagt<br />
das CDU-Präsidiumsmitglied. „Die<br />
SPD tut gut daran, in dieser Woche<br />
ihre Personalfragen und ihr Verständnis<br />
von künftiger verlässlicher<br />
Zusammenarbeit in der Bundesregierung<br />
zu klären.“<br />
Hinter vorgehaltener Hand warnen<br />
Unionspolitiker allerdings auch<br />
vor allzu rigorosen Ansagen an die<br />
SPD.Damit, so die Befürchtung einiger,heizeman<br />
die Anti-GroKo-Stimmung<br />
unter den Genossen noch<br />
weiter an und schädige sich am Ende<br />
womöglich selbst. Denn an einem<br />
Aus der GroKo ist –bei allem Verdruss<br />
über die Genossen –kaum jemandem<br />
in der Union gelegen.<br />
VonTobias Peter<br />
Esist eine der bemerkenswertesten<br />
Szenen aus den 23 SPD-Regionalkonferenzen.<br />
„Wir werden noch<br />
nicht mal dem heiligen Kevin gehorchen,<br />
weil wir unseren eigenen Kopf<br />
haben“, wirft Gesine Schwan dem<br />
Kandidatenduo aus Saskia Esken und<br />
NorbertWalter-Borjans an den Kopf.<br />
Der „heilige Kevin“, damit ist Juso-<br />
Chef Kevin Kühnert gemeint. Und<br />
Schwan, 76 Jahre alte Politikwissenschaftlerin<br />
und Vorsitzende der SPD-<br />
Grundwertekommission, will Esken<br />
und Walter-Borjans damit sagen: Ihr<br />
seid gar nicht richtig unabhängig, ihr<br />
macht doch im Zweifel das, was der<br />
Juso-Vorsitzende voneuch verlangt.<br />
Eines ist klar: Esken und Walter-<br />
Borjans –mit 53,06 Prozent die Sieger<br />
in der Stichwahl der Mitgliederbefragung<br />
gegen Vize-Kanzler Olaf Scholz<br />
und die Brandenburgerin Klara Geywitz<br />
– wären ohne die Unterstützung<br />
vonKevin Kühnertwahrscheinlich<br />
nicht Parteichefs geworden. Es ist<br />
das machtpolitische Meisterstück<br />
Kühnerts, zwei Kandidaten durchgebracht<br />
zu haben, die noch bis kurzvor<br />
Beginn der Regionalkonferenzen niemand<br />
auf dem Zettel hatte.<br />
Denn viele in der Partei hatten im<br />
Sommer darauf gewartet, ob Kühnert<br />
–prominentester GroKo-Kritiker<br />
in der SPD –selbst ins Rennen<br />
zieht. Doch der Juso-Chef schreckte<br />
zurück. „Kandidieren sollte man nur<br />
Die Machtpolitik des Kevin Kühnert<br />
mit der klaren Überzeugung, das<br />
Amt im Erfolgsfall auch mit aller<br />
Konsequenz ausfüllen zu wollen und<br />
zu können“, sagte Kühnertdamals.<br />
Ohne eine Kandidatur Kühnerts<br />
drohten die zahlreichen Kandidaturenlinker<br />
Teams sich gegenseitig die<br />
Stimmen wegzunehmen. Das hätte,<br />
so damals die Analysen, bedeuten<br />
können, dass mit Scholz/Geywitz<br />
und dem Duo aus Boris Pistorius<br />
und Petra Köpping zwei vergleichsweise<br />
konservative Teams das Rennen<br />
unter sich ausmachen. Kühnert<br />
wollte das verhindern. Er erklärte<br />
seine Unterstützung für Walter-Borjans<br />
und Esken und organisierte<br />
auch eine entsprechende Empfehlung<br />
des Juso-Bundesvorstandes.<br />
Juso-Chef<br />
Juso-Chef Kevin Kühnertunterstützte Saskia<br />
Esken und NorbertWalter-Borjans. DPA<br />
Das und die Unterstützung großer<br />
Teile der NRW-SPD brachten<br />
Walter-Borjans und Esken die Rolle<br />
des Favoritenteams auf dem linken<br />
Flügel ein. Walter-Borjans, der während<br />
seiner Zeit als Finanzminister<br />
in Nordrhein-Westfalen mit gekauften<br />
Daten-CDs Jagd auf Steuersünder<br />
gemacht hatte, wurde in der öffentlichen<br />
Wahrnehmung zum Anti-<br />
Scholz. Auf den Regionalkonferenzen<br />
stellten viele Jusos<br />
Walter-Borjans und Esken freundliche<br />
Fragen –und anderen Teams kritische.<br />
Dastrugdie beiden durch die Regionalkonferenzen<br />
– und das, obwohl<br />
sich auch in dem Jugendverband<br />
die Begeisterung über die Auf-<br />
tritte von Esken und Walter-Borjans<br />
auf den Regionalkonferenzen in<br />
Grenzen hielt.<br />
Der Sieg der Underdogs Walter-<br />
Borjans und Esken ist damit nicht<br />
nur Ausdruck davon, wie satt es viele<br />
Mitglieder haben, dass ihre Partei in<br />
der großen Koalition Kompromisse<br />
macht. Er ist auch ein Zeichen davon,<br />
dass es noch nie einen Juso-Vorsitzenden<br />
gab,der in seiner Amtszeit<br />
so einflussreich war wie Kevin Kühnert.<br />
Andrea Nahles, die letzte wichtige<br />
Juso-Vorsitzende vor dem <strong>Berliner</strong>,<br />
war es nicht. Der spätere Bundeskanzler<br />
GerhardSchröder war als<br />
Juso-Chef machtpolitisch ein Nobody<br />
im Vergleich zu Kühnert und<br />
seinem heutigen Einfluss.<br />
BERLIN UND BRANDENBURG WETTERLAGE R EISEWETTER<br />
Heute scheint bei zahllosen Wolkenfeldern nur ab und andie Sonne. Die<br />
Höchstwerte pendeln sich bei 4bis 6Grad ein, und der Wind weht nur<br />
schwach aus Südwest. In der Nacht sind 3bis 0Grad zu erwarten. Dazu<br />
ist es stark bewölkt bis bedeckt.<br />
Biowetter: Die einströmenden Luftmassen<br />
bewirken vermehrte rheumatische<br />
und asthmatische<br />
Beschwerden. Migräneattacken und<br />
Wittenberge<br />
Kopfschmerzen treten häufiger auf 1°/6°<br />
als sonst üblich.<br />
<strong>Berliner</strong> Luft: gestrige Höchstwerte<br />
um 13 Uhr: Ozon: 39 µg/m 3 ;<br />
Stickstoffdioxid: 26 µg/m 3 ;<br />
Schwebstaub: 15 µg/m 3 ;<br />
Luftfeuchtigkeit: 87%<br />
Gefühlte Temperatur: maximal 3Grad.<br />
Wind: leichter Wind aus Südwest.<br />
Min./Max.<br />
des 24h-Tages<br />
Brandenburg BERLIN<br />
0°/6° -1°/5°<br />
Luckenwalde<br />
-2°/4°<br />
Mittwoch<br />
Donnerstag<br />
Freitag<br />
heiter sonnig Regen<br />
1°/6° -1°/4° -1°/5°<br />
Prenzlau<br />
-1°/4°<br />
Cottbus<br />
-2°/4°<br />
Frankfurt<br />
(Oder)<br />
-1°/4°<br />
Hoch Sarena wandert über uns ostwärts und sorgt für trockenes, teils freundliches,<br />
teils trübes Wetter von Westeuropa bis zum Baltikum. Mit milder Luft erfassen<br />
Regenwolken Skandinavien. Über Westrsussland sind Schneefälle<br />
unterwegs. Regengüsse sind im Osten Spaniens und imNorden Marokkos zu<br />
finden.<br />
Köln<br />
2°/6°<br />
Sylt<br />
5°/8°<br />
Saarbrücken<br />
0°/6°<br />
Hannover<br />
0°/6°<br />
Konstanz<br />
0°/4°<br />
Hamburg<br />
2°/7°<br />
Erfurt<br />
-1°/4°<br />
Frankfurt/Main<br />
0°/5°<br />
Stuttgart<br />
-1°/6°<br />
Rostock<br />
2°/7°<br />
Magdeburg<br />
2°/7°<br />
Nürnberg<br />
-2°/3°<br />
München<br />
-2°/3°<br />
Rügen<br />
0°/7°<br />
Dresden<br />
0°/4°<br />
Deutschland: Heute wird die Sonne<br />
gelegentlich von Wolken verdeckt.<br />
Dabei werden während des Tages<br />
3bis 8Grad erreicht, nachts kühlt es<br />
dann auf 4bis minus 4Grad ab. Der<br />
Wind weht schwach aus Südwest.<br />
Morgen gibt es zeitweise Sonnenschein,<br />
ab und zu aber auch Wolken,<br />
und die Höchsttemperaturen sind bei<br />
2bis 7Grad anzutreffen. Der Wind<br />
weht schwach aus Südost.<br />
Meerestemperaturen:<br />
Ostsee: 5°-7°<br />
Nordsee: 7°-10°<br />
Mittelmeer: 14°-24°<br />
Ost-Atlantik: 10°-16°<br />
Mondphasen: 04.12. 12.12. 19.12. 26.12.<br />
Sonnenaufgang: 07:56 Uhr Sonnenuntergang: 15:55 Uhr Mondaufgang: 13:02 Uhr Monduntergang: 22:48 Uhr<br />
Lissabon<br />
16°<br />
Las Palmas<br />
21°<br />
Madrid<br />
10°<br />
Reykjavik<br />
10°<br />
Dublin<br />
9°<br />
London<br />
8°<br />
Paris<br />
7°<br />
Bordeaux<br />
8°<br />
Palma<br />
16°<br />
Algier<br />
21°<br />
Nizza<br />
18°<br />
Trondheim<br />
9°<br />
Oslo<br />
4°<br />
Stockholm<br />
5°<br />
Kopenhagen<br />
9°<br />
Berlin<br />
5°<br />
Mailand<br />
11°<br />
Tunis<br />
21°<br />
Rom<br />
16°<br />
Warschau<br />
3°<br />
Wien<br />
4° Budapest<br />
2°<br />
Palermo<br />
19°<br />
Kiruna<br />
-8°<br />
Oulu<br />
-2°<br />
Dubrovnik<br />
16°<br />
Athen<br />
17°<br />
St. Petersburg<br />
0°<br />
Wilna<br />
0°<br />
Kiew<br />
0°<br />
Odessa<br />
5°<br />
Varna<br />
7°<br />
Istanbul<br />
14°<br />
Iraklio<br />
19°<br />
Archangelsk<br />
-3°<br />
Moskau<br />
-1°<br />
Ankara<br />
8°<br />
Antalya<br />
18°<br />
Acapulco 32° heiter<br />
Bali 29° heiter<br />
Bangkok 29° heiter<br />
Barbados 30° Gewitter<br />
Buenos Aires 24° bewölkt<br />
Casablanca 17° wolkig<br />
Chicago 3° bedeckt<br />
Dakar 29° heiter<br />
Dubai 27° sonnig<br />
Hongkong 21° heiter<br />
Jerusalem 14° sonnig<br />
Johannesburg 33° heiter<br />
Kairo 22° sonnig<br />
Kapstadt 19° wolkig<br />
Los Angeles 19° wolkig<br />
Manila 28° Schauer<br />
Miami 21° sonnig<br />
Nairobi 29° Gewitter<br />
Neu Delhi 23° sonnig<br />
New York 6° wolkig<br />
Peking 7° wolkig<br />
Perth 39° heiter<br />
Phuket 32° heiter<br />
Rio de Janeiro 23° wolkig<br />
San Francisco 14° wolkig<br />
Santo Domingo 29° heiter<br />
Seychellen 29° Gewitter<br />
Singapur 32° wolkig<br />
Sydney 30° wolkig<br />
Tokio 16° heiter<br />
Toronto 3° wolkig
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 3<br />
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Seite 3<br />
Der eiskalte Doktor<br />
Die Justizvollzugsanstalt in Tegel. Hier verbüßt der Angeklagte Michael K. eine mehrjährige Haftstrafe. Mitgefangene sagen, dass sie Angst vor ihm haben.<br />
IMAGO<br />
Der Gegensatz könnte größer<br />
kaum sein: Auf der einen Seite<br />
Michael K., der vom Manager<br />
Magazin hochgelobte Jungmanager.Der<br />
schon Gesprächsthema Nummer<br />
eins auf den Fluren des Grand Hotels in Kitzbühel<br />
gewesen sein soll, bevor er sich in der<br />
österreichischen Kleinstadt als „CEO of the<br />
Future“ unter 19 000 Bewerbern durchsetzten<br />
konnte.Der Business-Prinz sei ein druckreifer<br />
Schnellredner mit brillanten analytischen<br />
Fähigkeiten, hieß es im Manager Magazin<br />
über ihn, ein Mann, der in die Nadelstreifen-Anzüge<br />
geboren zu sein schien.<br />
Und dann ist da derselbe Michael K., der<br />
mit Handschellen aus der Vorführzelle des<br />
<strong>Berliner</strong> Landgerichts in den Verhandlungssaal<br />
geführt wird. Er trägt legere Kleidung –<br />
stets ein helles Hemd unter dem grauen Pullover.<br />
Nur die Farbe der Hose variiert während<br />
der Verhandlungstage. Stockend und<br />
langsam redet er und manchmal etwas unverständlich.<br />
Dort, wo man nun auf den Flurenüber<br />
ihn spricht, gibt es keinen Glamour.<br />
Hier in der Justizvollzugsanstalt (JVA)Tegel<br />
sitzen Schwerverbrecher in Haft – ebenso<br />
wie der einstige Spitzenmanager Michael K.<br />
VomTopverdiener zum Verbrecher<br />
Zwischen den beiden Welten des Michael K.<br />
liegen 14 Jahre. Jahre, in denen seine Karriere<br />
eine Berg-und Talfahrtmachte:VomTopverdiener<br />
zum verurteilten Verbrecher. Und<br />
noch immer ist die Talfahrtoffenbar nicht zu<br />
stoppen. Glaubt man der Staatsanwaltschaft,<br />
dann hat Michael K. während seiner<br />
Strafhaft in <strong>Berliner</strong> Gefängnissen versucht,<br />
für viel Geld unliebsame Zeugen aus dem<br />
Wegräumen zu lassen. Nicht mit Brachialgewalt.<br />
Alles sollte stets wie ein Unfall aussehen,<br />
so die Anklage. Versuchte Anstiftung<br />
zum Mord in zwei Fällen lautet der Vorwurf.<br />
Es könnte sogar noch ein Fall hinzukommen.<br />
Seit drei Wochen steht Michael K. deswegen<br />
voreiner Schwurgerichtskammer.<br />
Doch kann der Staatsanwalt die Vorwürfe<br />
gegen den 43-Jährigen beweisen? Wieaussagekräftig<br />
sind die Berichte von Belastungszeugen<br />
in diesem Verfahren? Zeugen wie<br />
NayefA., der zwölf Jahrewegen Drogendelikten<br />
im Gefängnis gesessen hat, sieben Jahre<br />
davon in Tegel. Er erzählt, dass Michael K. jemanden<br />
gesucht habe, der einen Mitgefangenen<br />
in der JVAHeidering beseitigen könne.<br />
DerZeuge behauptet außerdem, dass er Michael<br />
K. aus seiner Zelle geworfen habe,als er<br />
vonden mutmaßlichen Mordplänen erfuhr.<br />
Michael K. schweigt nicht zu den Vorwürfen.<br />
Im Gegenteil. Er hat dazu gleich zu Beginn<br />
des Prozesses erst vehement den Kopf<br />
geschüttelt und sich dann stundenlang geäußert.<br />
So etwas habe er nie gemacht, erklärt<br />
er.Und er habe Angst vornoch schlimmeren<br />
Missverständnissen. Irrtümer,die ihm in seinen<br />
Augen auch schon die beiden Vorstrafen<br />
eingebracht haben.<br />
Michael K. war einst ein preisgekrönter Topmanager.<br />
Dann wurde er wegen Veruntreuung von Firmengeldern verurteilt.<br />
Noch während der Untersuchungshaft in Bayern versuchte er,den Richter<br />
entführen zu lassen, um einen Freispruch zu erpressen.<br />
Nun sitzt er in Berlin ein –und steht wegen eines<br />
Mordkomplotts erneut vor Gericht<br />
Michael K. –blasses Gesicht, hohe Stirn,<br />
blonde Haare –spricht von einer Intrige, die<br />
die Mitgefangenen gegen seine Person geschmiedet<br />
hätten. Weil sie an sein Geld wollten.<br />
Schon am ersten Taginder JVATegel sei<br />
er zu seiner Gruppenleiterin gegangen und<br />
habe sie schon einmal gewarnt: Es sei nur<br />
eine Frage der Zeit, wann jemand zu ihr<br />
kommen und ihn belasten würde.<br />
Doch warum sollten die Strafgefangenen<br />
lügen, wenn sie schon mit den Behörden reden?<br />
Weil der Doktor, wie Michael K. im Gefängnis<br />
genannt wird, ein Exot ist? Noch<br />
dazu offenbar ein wohlhabender. Einer, den<br />
man deshalb einschüchtern und ausnutzen<br />
kann. Aber würde sich der einst so redegewandte<br />
und nach eigenen Worten auch risikofreudige<br />
Topmanager das überhaupt gefallen<br />
lassen? Gibt es nicht Möglichkeiten,<br />
sich zu schützen? Und vor allem: Sprechen<br />
die Vorstrafen nicht gegen den angeklagten<br />
Michael K.?<br />
Es ist das dritte Strafverfahren, das gegen<br />
den einstigen Unternehmenschef geführt<br />
wird. Und die Geschichten dahinter werden<br />
immer abstruser. Als Geschäftsführer des<br />
Textil-Discounters NKD mit einem 500 000-<br />
Euro-Jahresgehalt zweigte der Vater zweier<br />
Kinder 3,7 Millionen Euro von Firmenkonten<br />
ab,wurde deswegen Mitte 2013 verhaftet<br />
und stand wegen Untreue vor dem Landgericht<br />
im bayerischen Hof. Zwei Jahre später<br />
wurde er zu einer Freiheitsstrafe von sechs<br />
Jahren verurteilt. Doch noch während des<br />
Untreue-Prozesses hatte Michael K. in der<br />
Untersuchungshaft nach Kriminellen gesucht,<br />
die denVorsitzenden Richter derWirtschaftsstrafkammer<br />
entführen sollten. Eine<br />
halbe Million Euro in Immobilien bot er bei<br />
Erfolg.<br />
Mitder Entführung des Richters wollte K.<br />
seine Freilassung und die Einstellung des<br />
Untreue-Verfahrens erpressen. Er gab den<br />
zwei Mitgefangenen, die sich auf sein Angebot<br />
scheinbar einließen, genaue schriftliche<br />
Anweisungen, wie der Richter die Freilassung<br />
begründen sollte. „Alle Argumente<br />
müssen sehr gut sein“, stand auf einem Zettel.<br />
Oder: „Alle Argumente der Verteidigung<br />
VonKatrin Bischoff<br />
nehmen“. Sogar eine „Entschuldigung bei<br />
Angeklagten für falsche Entscheidung“ sollte<br />
der Richter abgeben. Der Plan war es, den<br />
Vorsitzenden der Kammer freizulassen und<br />
ihn dann mit einem GPS-Sender zu überwachen.<br />
Er sollte stets daran erinnert werden,<br />
dass auch seine Kinder in Gefahr seien.<br />
Sollte sich der Richter weigern, war sein<br />
Tod geplant. Es sollte wie ein Herzinfarkt<br />
aussehen, der Entführte in einer Garage<br />
durch eine Insulinspritze sterben. Doch die<br />
Mitgefangenen offenbarten sich. Michael K.<br />
bekam in einem zweiten Prozess einen Haft-<br />
Aufschlag. Die Gesamtstrafe belief sich nun<br />
Statt Anzug trägt Michael K. nun legere Kleidung.<br />
Die Straftaten streitet er ab.<br />
OLAF WAGNER<br />
auf neun Jahre Freiheitsentzug wegen Untreue<br />
und Anstiftung zu einem Verbrechen.<br />
Er ließ sich nach Berlin verlegen, um seiner<br />
Familie nahe zu sein. Doch in der Hauptstadt<br />
machte der Doktor offenbar dort weiter, wo<br />
er in Hofaufgehörthatte.<br />
In der Justizvollzugsanstalt Moabit sprach<br />
er laut Anklage RoyW.an. DerMitgefangene<br />
sollte jemanden finden, der einen der „Hofer<br />
Verräter“ töten würde. Mit einer Überdosis.<br />
RoyW.und der Auftragskiller sollten dafür an<br />
den Immobilien des Angeklagten beteiligt<br />
werden. Doch auch Roy W.ging nur zum<br />
Schein auf das Angebot ein und verständigte<br />
die Sicherheitsabteilung in Moabit. Ein An-<br />
ruf inBayern ergab: Die Aussage gegen Michael<br />
K. sollte durchaus ernst genommen<br />
werden. Roy W.wurde nach Heidering verlegt,<br />
Michael K. kam nach Tegel.<br />
DerDoktor ließ nicht locker.Als er erfuhr,<br />
dass RoyW.gegen ihn ausgesagt hatte,wuchs<br />
in ihm laut Anklage der nächste Mordplan.<br />
„Er war wie ein Krebsgeschwür“, sagt der<br />
einstige Mitgefangene und Zeuge Nayef A.<br />
Der Doktor habe innerhalb weniger Tage so<br />
viele Leute inTegel gekannt, wie anderenicht<br />
in vier Jahren Haft. Michael K. soll den Palästinenser<br />
in Tegel angesprochen haben, weil<br />
er davon ausgegangen sei, dass NayefA.über<br />
„Kontakte zu Personen“ verfüge, die Roy W.<br />
umbringen könnten. W. solle in der Haftanstalt<br />
Heidering beim Duschen einen tödlichen<br />
Unfall erleiden.<br />
Nayef A.ist 49 Jahre alt. Er sagt aus, er<br />
habe Familie und seine lange Haftstrafe mittlerweile<br />
abgesessen. Er spricht nicht besonders<br />
gut deutsch, deswegen übersetzt eine<br />
Dolmetscherin seine Worte aus dem Arabischen.<br />
Während Nayef A. seine Aussage<br />
macht und vom Vorsitzenden Richter über<br />
Stunden detailliert befragt wird, schaut ihn<br />
Michael K. nicht einmal an. Demonstrativ<br />
dreht sich der Angeklagte zur Richterbank.<br />
Nayef A.erzählt, dass die meisten Jungs in<br />
Tegel Michael K. aus dem Weg gegangen<br />
seien. Weil sie Angst vor ihm gehabt, ihn für<br />
einen verdeckt arbeitenden Polizeibeamten<br />
gehalten hätten.<br />
Das Kennenlernen beschreibt der Zeuge<br />
so: Der Doktor sei eines Tages in seine Zelle<br />
gekommen, sie hätten Kaffee getrunken und<br />
sich ganz normal unterhalten. Erst auf<br />
Deutsch, dann auf hocharabisch. „Er sprach<br />
gut hocharabisch“, erinnert sich Nayef K.<br />
undnickt zu dem Angeklagten, der schon bei<br />
seiner ersten Aussage bestritt, des Arabischen<br />
mächtig zu sein. Nach Angaben von<br />
Nayef K.habe man sich einige Male getroffen,<br />
bis Michael K.ihn gefragt habe, ober<br />
ihm vertrauen könne. Dann habe er immer<br />
wieder davon angefangen, jemanden beseitigen<br />
zu wollen. Er habe nichts mehr hören<br />
wollen und den Doktor aus der Zelle geschubst.<br />
Er habe seine Ruhe haben wollen.<br />
Warum ausgerechnet er von Michael K.<br />
angesprochen worden sei, will der Vorsitzende<br />
Richter von dem Zeugen wissen.<br />
Nayef A.zuckt mit den Schultern, sagt dann<br />
aber doch nach kurzem Überlegen: „Wahrscheinlich<br />
dachte er,dass ich das arrangieren<br />
kann. Er wusste, dass ich Palästinenser bin.<br />
Undvielleicht glaubte er,Palästinenser bringen<br />
Menschen um.“ Der Zeuge berichtet,<br />
dass der Doktor ihn auch nach einem der<br />
arabischen Clans gefragt habe. „Ich hatte<br />
aber keinen Kontakt zu denen“, sagt NayefA.<br />
Später will er gehörthaben, dass K. auch andereGefangene<br />
angesprochen habe.<br />
Nayef A.meldete sich im November 2016<br />
bei der Sicherheitsabteilung der JVA. DemBeamten<br />
erklärte er,Kenntnis darüber zu haben,<br />
dass Michael K.die Ermordung eines gewissen<br />
Roy plane. Der Sicherheitsbeamte, als<br />
Zeugevor Gericht befragt, gibt an, damals sofort<br />
die JVA Heidering informiert zuhaben.<br />
Auch an einen anderen Gefangenen, der von<br />
einem Mordkomplott gesprochen habe,erinnert<br />
sich der Sicherheitsmann. Den habe er<br />
allerdings nur für einenWichtigtuer gehalten.<br />
Vertragmit einem Mithäftling<br />
Diesen anderen Insassen erwähnt auch Michael<br />
K. Mit ihm habe er einen Vertrag geschlossen.<br />
Der Mitgefangene sollte die Verwaltung<br />
von Wohnungen übernehmen und<br />
dafür Geld bekommen. DasPapier nennt der<br />
Angeklagte einen Darlehensvertrag. Er habe<br />
den Mitinsassen damit beschäftigen und von<br />
„abstrusen Mordkomplottgeschichten gegen<br />
mich“ abbringen wollen, wie er erklärt.<br />
Roy W., der in dem Verfahren gegen Michael<br />
K. als Zeuge aussagen sollte,wirdwohl<br />
nicht bei Gericht erscheinen. Er weigertsich,<br />
Heidering zu verlassen. Seine belastende<br />
Aussage gegen den Doktor hat er mittlerweile<br />
zurückgenommen. Es sei alles eine<br />
Lüge gewesen, ließ er mitteilen. Michael K.<br />
schüttelt den Kopf, als der Richter ihn fragt,<br />
ob er RoyW.bedroht habe.„Nein, niemals“,<br />
sagt er.Erhabe weder den Zeugen noch dessenFamilie<br />
unter Druckgesetzt.<br />
MichaelK.wirdindemVerfahren vondrei<br />
Anwälte verteidigt. Siesagen, das angebliche<br />
Mordkomplott sei durch Schwätzereien der<br />
Häftlinge auf dem Flur entstanden. Es müsse<br />
doch stutzig machen, dass selbst die Sicherheitsbeamtin<br />
in Moabit nicht von den angeblichen<br />
Mordplänen des Angeklagten aufgeschreckt<br />
worden sei und nicht sofort alle<br />
Hebel in Bewegung gesetzt habe –sondern<br />
erst am nächsten Tag. Es gebe in demVerfahren<br />
viele kolportierte Mordaufträge, die nie<br />
einen Menschen in Gefahr gebracht hätten.<br />
MichaelK.nickt.<br />
Katrin Bischoff<br />
wäre als Drehbuchautorin mit dieser<br />
Storyganz sicher abgeblitzt.
4 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019<br />
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Politik<br />
NACHRICHTEN<br />
Rat gegen sexuelle Gewalt<br />
an Kindernnimmt Arbeit auf<br />
EinNationaler Ratgegen sexuelle<br />
Gewalt an Kindernund Jugendlichen<br />
soll in den kommenden eineinhalb<br />
Jahren Konzepte für einen besseren<br />
Schutz vorMissbrauch erarbeiten.<br />
DasExpertengremium kam<br />
am Montag in Berlin zu seiner konstituierenden<br />
Sitzung zusammen.<br />
Ihmgehören mehr als 40 Mitglieder<br />
aus Politik, Wissenschaft, Zivilgesellschaft<br />
und Fachpraxis an, außerdem<br />
auch Betroffene. (dpa)<br />
Orientierung für Lehrer im<br />
Kampf gegen Antisemitismus<br />
DieBundesländer wollen künftig<br />
verstärkt gegen Antisemitismus an<br />
Schulen vorgehen. DieKultusminister<br />
der Länder beriefen dafür gemeinsam<br />
mit dem Zentralrat der Juden<br />
und der Bund-Länder-Kommission<br />
der Antisemitismusbeauftragten<br />
eine 15-köpfige Arbeitsgruppe<br />
ein. Dieneue Arbeitsgruppe soll eine<br />
Empfehlung erarbeiten, um Lehrern<br />
eine Orientierung für den Umgang<br />
mit den verschiedenen Formen von<br />
Antisemitismus zu geben. (dpa)<br />
Trump folgt Einladung zu<br />
Impeachmentanhörung nicht<br />
Trotzt Wind und Wetter:US-Präsident Donald<br />
Trump.<br />
AP/ANDREW HARNIK<br />
US-Präsident Donald Trump setzt<br />
weiter auf einen Boykott der Impeachment-Untersuchung<br />
des Kongresses<br />
zur Ukraine-Affäre. Wieder<br />
Rechtsberater des Weißen Hauses<br />
am Sonntag mitteilte,werden weder<br />
Trump noch seine Anwälte am Mittwoch<br />
an einer Anhörung des Justizausschusses<br />
des Repräsentantenhauses<br />
teilnehmen. (AFP)<br />
Bericht: Extreme Gefahren<br />
bei Rückkehr nach Syrien<br />
In Syrien gibt es nach Einschätzung<br />
der Bundesregierung keine Region,<br />
in der sich zurückgekehrte Flüchtlinge<br />
sicher fühlen können. „Immer<br />
wieder sind Rückkehrer,insbesondere–aber<br />
nicht nur –solche,die als<br />
oppositionell oder regimekritisch<br />
bekannt sind oder auch nur als solche<br />
erachtet werden, erneuter Vertreibung,<br />
Sanktionen beziehungsweise<br />
Repressionen, bis hin zu unmittelbarer<br />
Gefährdung für Leib und<br />
Leben ausgesetzt“, heißt es in einem<br />
internen Bericht des Auswärtigen<br />
Amtes. (dpa)<br />
China verurteilt uigurischen<br />
Ex-Politiker zu Haftstrafe<br />
China hat einen der einst ranghöchsten<br />
uigurischen Politiker des<br />
Landes zu einer lebenslangen Haftstrafe<br />
verurteilt. WieStaatsmedien<br />
berichteten, wurde NurBekriam<br />
Montag wegen des Vorwurfs der Korruption<br />
vomMittleren Volksgericht<br />
der Stadt Shenyang verurteilt. Bekri<br />
war Direktor der Energieagentur und<br />
stellvertretender Leiter der Nationalen<br />
Entwicklungs- und Reformkommission,<br />
Chinas wichtigster Aufsichtsbehörde<br />
für Wirtschaftsplanung.<br />
Zwischen 2008 und 2014 war<br />
BekriGouverneur der Unruheregion<br />
Xinjiang. Während seiner Zeit im<br />
Amt war die Region Schauplatz von<br />
Gewaltausbrüchen zwischen Uigurenund<br />
den herrschenden Han-Chinesen.<br />
(dpa)<br />
Jetzt aber wirklich<br />
Das Motto der Klimakonferenz in Madrid lautet: „Zeit zum Handeln“. Selbst die Atomenergiebehörde will helfen<br />
Unter dem Eindruck weltweiter<br />
Klimaproteste<br />
und zerstörerischer Wetterextreme<br />
hat UN-Generalsekretär<br />
António Guterres die<br />
Weltklimakonferenz in Madrid mit<br />
einem Appell zum raschen Umsteuern<br />
eröffnet. Die Menschheit müsse<br />
wählen zwischen dem Weg der<br />
„Hoffnung“ und dem der „Kapitulation“<br />
beim Klimaschutz, sagte Guterres<br />
am Montag vorVertretern aus<br />
fast 200 Ländern. Er mahnte,dieWelt<br />
stehe an einem „Wendepunkt“ und<br />
sollte nun den „Weg der Entschlossenheit<br />
und der dauerhaften Lösungen“<br />
einschlagen,„bei dem die fossilen<br />
Energien bleiben, wo sie sind –<br />
im Boden und bei dem wir bis 2050<br />
CO 2 -Neutralität erreichen“. Dazu<br />
müsse die „Abhängigkeit von der<br />
Kohle“ aufgegeben werden. Das<br />
Konferenzmotto lautet „Tiempo de<br />
actuar“ –„Zeit zu handeln“.<br />
Das will die EU und strebt an, bis<br />
2050 klimaneutral zu werden. Jetzt<br />
müsse gehandelt werden, sagte auch<br />
die neue EU-Kommissionschefin<br />
Ursula von der Leyen bei einer Gesprächsrunde<br />
mit mehreren Staatsund<br />
Regierungschefs. „Wir sind bereit,<br />
unseren Beitrag zu leisten.“ Von<br />
der Leyen kündigte an, im Märzerstmals<br />
ein EU-Umweltgesetz vorzulegen.<br />
Damit solle der Handel mit Verschmutzungsrechten<br />
auf alle Sektorenausgeweitet<br />
werden.<br />
Zudem wird die EU einen „Green<br />
Deal“ präsentieren, eine neue<br />
Wachstumsstrategie,die Emissionen<br />
senken, Jobs schaffen und die Lebensqualität<br />
erhöhen werde, sagte<br />
von der Leyen. Nötig seien massive<br />
Investitionen, etwa eine Billion Euro<br />
über die nächsten zehn Jahre.<br />
Kritik an Deutschland<br />
Spaniens Regierungschef Pedro<br />
Sánchezsagte in Madrid, weil Europa<br />
eine historische Verantwortung für<br />
die Erderwärmung trage und seine<br />
Bürger es forderten, müsse es den<br />
Ausstieg aus den fossilen Energien<br />
„anführen“. Einige Hilfsorganisationen<br />
sehen allerdings bei der EU eine<br />
Mitschuld für die schleppende Umsetzung<br />
des Pariser Klimaabkommens.<br />
Greenpeace-Chefin Jennifer<br />
Morgan etwa sagte, Deutschland sei<br />
beim Klimaschutz derzeit auf dem<br />
„Weg zurück in dieVergangenheit“.<br />
Deutschland will zwar seinen<br />
Treibhausgasausstoß bis 2030 um 55<br />
Prozent verringern. Außerdem hat es<br />
zugesagt, bis 2050 CO 2 -Neutralität zu<br />
erreichen. IhrKlimaziel für 2020 wird<br />
die Bundesregierung aber verfehlen:<br />
Statt einer Emissionsminderung um<br />
Bei der Konferenz treffen sich Staatschefs, Politiker und Aktivisten aus aller Welt. GETTY<br />
196<br />
Delegationen reisen zur<br />
UN-Klimakonferenz nach<br />
Madrid. Es sind 29 000 Teilnehmer,1500<br />
Journalisten<br />
haben sich akkreditiert.<br />
KONFERENZ IN ZAHLEN<br />
113 000<br />
Quadratmeter umfasst das<br />
Messegelände Ifema. Sieben<br />
Pavillons wurden für die<br />
Konferenzteilnehmer<br />
eingerichtet.<br />
2000<br />
Freiwilligesind an den zwölf<br />
Konferenztagen im Einsatz.<br />
4000 Techniker und 450<br />
private Sicherheitsleute sind<br />
ständig in Bereitschaft.<br />
Warten auf die Wende<br />
40 Prozent werden voraussichtlich<br />
nur 32 Prozent erreicht. Umweltorganisationen<br />
dringen darauf, dass in<br />
Madrid ein paar große Emittenten<br />
eine Anhebung ihrer Klimaschutzziele<br />
fest zusagen.<br />
Weitere Knackpunkte sind Hilfen<br />
für die Entwicklungsländer bei der<br />
Bewältigung klimabedingter Schäden<br />
sowie konkrete Regeln zur Einbeziehung<br />
des Emissionszertifikatehandels<br />
in die internationalen Klimaschutzbemühungen.<br />
Mit Blick auf die Klimaschutzbewegung<br />
Fridays for Futuresagte Guterres<br />
in Madrid, die Regierungen<br />
sollten „den Menschenmassen, die<br />
den Wandel fordern“, zuhören und<br />
wissenschaftliche Erkenntnisse über<br />
die Gefahren des Klimawandels<br />
nicht ignorieren. Bislang steigen<br />
aber die weltweiten Treibhausgas-<br />
Emissionen immer weiter.<br />
Die Hilfsorganisation Save the<br />
Children hob hervor, dass in diesem<br />
Jahr in Teilen Afrikas bereits mindestens<br />
1200 Menschen durch die vom<br />
Klimawandel verstärkten Wetterextreme<br />
ums Leben gekommen seien.<br />
Die Organisation Oxfam verwies auf<br />
jährlich 20 Millionen Klima-Flüchtlinge.Die<br />
Präsidentin der Marschall-<br />
Inseln, Hilda Heine,sagte in einerVideobotschaft,<br />
kleine Inselstaaten<br />
wie ihrer befänden sich wegen des<br />
klimabedingten Anstiegs der Meeresspiegel<br />
schon „im Todestrakt“.<br />
Rund 450 Reaktoren in Betrieb<br />
Ausgerechnet die Atomkraft kann<br />
nach Überzeugung des neuen Chefs<br />
der Internationalen Atomenergiebehörde<br />
(IAEA), Rafael Grossi, im<br />
Kampf gegen den Klimawandel helfen.<br />
„Atomkraft ist nicht Teil des Problems.<br />
Sie kann für die, die das wollen,<br />
Teil der Lösung sein“, sagte<br />
Grossi am Montag in Wien. Er werde<br />
den Klimagipfel in Madrid besuchen,<br />
um diese Botschaft zu verbreiten,<br />
so der argentinische Diplomat.<br />
Im Gegensatz zu manchen Prognosen<br />
nehme der Einsatz der Kernkraft<br />
weltweit zu. Grossi verwies auf<br />
rund drei Dutzend Atomkraftwerke,<br />
die in den vergangenen Jahren in Betrieb<br />
gegangen seien. Die Sicherheitssorgen<br />
müssten ernst genommen<br />
werden. Daher werde die IAEA<br />
weiter an den hohen Standards arbeiten,<br />
die die Betreiber einhalten<br />
müssten, so Grossi.<br />
Aktuell sind weltweit rund 450<br />
Reaktoren in Betrieb. Mehr als 50<br />
sind laut IAEA in Bau, die meisten in<br />
Asien. Der deutsche Wegeines Ausstiegs<br />
aus der Kernenergie findet zur<br />
Zeit wenig Nachahmer. (AFP,dpa)<br />
Polens Fixierung auf die Kohle verursacht Smog und lässt ganze Städte verschwinden. Nur langsam beginnt ein Umdenken<br />
VonUlrich Krökel, Bytom<br />
Wer kann, geht weg aus Bytom.<br />
Mehr als 20 000 Einwohner hat<br />
die Stadt im oberschlesischen Kohlerevier<br />
seit der Jahrtausendwende<br />
verloren. Die übrigen 165 000 Menschen<br />
droht die Erde zu verschlingen.<br />
Denn seit Beginn der Kohleausbeutung<br />
vor 70 Jahren haben sich<br />
große Teile von Bytom um rund sieben<br />
Meter abgesenkt. Immer wieder<br />
kommt es zu kleineren Erdbeben,<br />
die vonden Arbeiten unter Tage ausgelöst<br />
werden oder von schlecht gesicherten<br />
alten Stollen.<br />
Hunderte Häuser abgerissen<br />
2011 war das bislang größte Katastrophenjahr<br />
für Bytom. „Man kann<br />
nachts hören, wie die Wände aufbrechen“,<br />
berichteten damals Bewohner<br />
des Stadtteils Karb,der schlagartig<br />
abgesackt war. Kurz darauf wurden<br />
die Menschen in Sicherheit gebracht<br />
und Hunderte Häuser<br />
abgerissen.<br />
Wer heute nach Karb kommt,<br />
sieht nur noch die Freiflächen. Er<br />
sieht aber auch, wie sich in der nahen<br />
Zeche Bobrek die Förderräder<br />
drehen. Denn die Kohleausbeutung<br />
geht weiter. Ander Zecheneinfahrt<br />
prangt in Großbuchstaben die trotzige<br />
Parole: „Es lebe der Bergarbeiterstand.“<br />
Wer nach dem Sinn der fortgesetztenVerfeuerung<br />
vonKohle in Polen<br />
fragt, wird den Stolz der Kumpel<br />
als wichtigen Posten in Rechnung<br />
stellen müssen, auch wenn die Gegenargumente<br />
weit schwerer zu wiegen<br />
scheinen.<br />
Von den 50 Städten mit der<br />
schmutzigsten Luft in Europa liegen<br />
33 in Polen. An der energiepolitischen<br />
Ausrichtung des wirtschaftlich<br />
boomenden Landes ändert das<br />
wenig. Noch immer bezieht Polen<br />
fast 80 Prozent seiner Primärenergie<br />
aus Kohle.<br />
Die rechtsnationale PiS, die seit<br />
vier Jahren in Warschau regiert, will<br />
daran festhalten. Staatspräsident<br />
Andrzej Duda erklärte ausgerechnet<br />
zur Eröffnung der Weltklimakonferenz<br />
2018 im oberschlesischen Katowice:<br />
„Ich werdenicht zulassen, dass<br />
irgendjemand unseren heimischen<br />
Bergbau ermordet. Kohle ist unser<br />
größter Schatz.“ Er gehe davon aus,<br />
dass Polen das schwarze Gold noch<br />
200 Jahreverfeuernwerde.<br />
Kurz vor der Klimakonferenz<br />
2019 in Madrid hat die PiS-Regierung<br />
immerhin einen Beauftragten<br />
für Erneuerbare Energien ernannt.<br />
Aber die Partei verspricht den Bergarbeitern<br />
auch sichere Jobs. Patryk<br />
Bialas, der als einziger Grüner im<br />
Stadtrat vonKatowice sitzt, hält beides<br />
für vereinbar. Man müsse die<br />
Jobs nur jenseits der Zechen schaffen.<br />
„Unsere Kumpel haben fantastische<br />
Fähigkeiten in vielen technischen<br />
Bereichen“, sagt der Klimaschützer.<br />
„Wir können sie umschulen.“<br />
Tatsächlich werden im boomenden<br />
Polen händeringend Facharbeiter<br />
gesucht. Allerdings sind in der<br />
Kohleindustrie aktuell noch rund<br />
80 000 Menschen beschäftigt. „Das<br />
ist viel“, gibt Bialas zu. Gerade deshalb<br />
sei es so wichtig, schnellstmöglich<br />
die entsprechenden Förderprogramme<br />
aufzulegen und Weiterbil-<br />
dung zu ermöglichen. „Das Wichtigste<br />
für die Menschen ist<br />
Planungssicherheit.“<br />
Die Regierung dagegen setzt auf<br />
Langsamkeit. Den Anteil der Kohle<br />
am polnischen Energiemix will sie<br />
bis 2030 maximal auf 60 Prozent zu<br />
reduzieren. „Das wird nicht reichen“,<br />
sagt Bialas und verweist auf<br />
neueste Umfragen. Demnach sprechen<br />
sich 72 Prozent der Polen für<br />
eine Energiewende aus,weg vonder<br />
Kohle.<br />
Sehnsucht nach sauberer Luft<br />
Dasist ein überraschend hoher Wert<br />
für ein Land mit einer so großen<br />
Kohletradition. Allerdings ist in vielen<br />
Regionen Polens derWintersmog<br />
zu einem derart existenziellen Problem<br />
geworden, dass die Sehnsucht<br />
nach sauberer Luft enorm gewachsen<br />
ist. Derzeit sterben Jahr für Jahr<br />
mehr als 40 000 Menschen vorzeitig<br />
wegen der hohen Schadstoffbelastung.<br />
Patryk Bialas ist deshalb auch<br />
davon überzeugt, dass Polen eine<br />
Zukunft ohne Kohle hat: „Die grüne<br />
Wende kommt.“<br />
Abwesenheit<br />
von<br />
Vertrauen<br />
Ischinger mahnt Staaten<br />
zur Zusammenarbeit<br />
Vor dem Beginn des Nato-Gipfels,<br />
der an diesem Dienstag und<br />
Mittwoch in London stattfindet, hat<br />
der deutsche Sicherheitsexperte<br />
Wolfgang Ischinger für internationale<br />
Zusammenarbeit geworben –<br />
und vor den Risiken bewaffneter<br />
Konflikte gewarnt. Nicht zuletzt sei<br />
ein „großer Krieg“ ein weit unterschätztes<br />
Klimarisiko. „Ein großer<br />
Krieg, und die gesamten Klimaziele,<br />
die wir haben, können Sie alle einstampfen“,<br />
sagte der Leiter der<br />
Münchner Sicherheitskonferenz in<br />
der ARD. „Wer Klimaschutz will,<br />
muss auch mit dafür sorgen, dass wir<br />
keine Kriege bekommen.“<br />
Das gelte auch für große Kriege,<br />
an denen der Westen nicht beteiligt<br />
sei.„Die Lage ist gefährlich“, sagte Ischinger.<br />
Sie sei gekennzeichnet von<br />
völliger Abwesenheit von Vertrauensbildung<br />
und demVerlust der Rüstungskontrolle.Der<br />
UN-Sicherheitsrat<br />
sei oft blockiert. Auch andere Institutionen<br />
funktionierten nicht ausreichend<br />
gut, weil viele Staaten<br />
meinten, sie könnten ihre eigenen<br />
Ziele besser alleine fördern.<br />
Aufdem Gipfel in London soll das<br />
70. Jubiläum des westlichen Militärbündnisses<br />
gefeiert werden. Das<br />
Treffen ist jedoch überlagert von<br />
Konflikten innerhalb der Allianz.<br />
Weiter schwelt der Streit mit US-Präsident<br />
Donald Trump über die Verteidigungsausgaben,<br />
die Türkei<br />
überrumpelte die Verbündeten mit<br />
dem Einmarsch in Syrien, und<br />
Frankreichs Präsident Emmanuel<br />
Macron attestierte dem Bündnis in<br />
einem Interview gar den „Hirntod“.<br />
Ohne Frieden hilft auch kein Klimavertrag,mahnt<br />
Wolfgang Ischinger. DPA/NIETFELD<br />
Nach Ischingers Einschätzung<br />
bedrohen die Auseinandersetzungen<br />
die geopolitische Grundordnung.„Eigentlich<br />
steht auf dem Spiel<br />
die Zukunft des Westens. Gibt’s den<br />
Westen noch?“, fragte Ischinger. Der<br />
Nato-Gipfel werde ein symbolischer<br />
Akt zur 70-Jahr-Feier.Eswerde keine<br />
„großartigen Sachverhandlungen“<br />
geben, aber viele Experten würden<br />
sich Gedanken machen über den<br />
Zustand des Bündnisses. „Wird die<br />
Nato ihren Zielen gerecht?“<br />
Tatsächlich soll in London nach<br />
Angaben aus deutschen Regierungskreisen<br />
ein „Reflexionsprozess“ zur<br />
Zukunft des Bündnisses eingeleitet<br />
werden. In einem Entwurffür die Abschlusserklärung<br />
werde Nato-Generalsekretär<br />
Jens Stoltenberg damit<br />
beauftragt, den Außenministern der<br />
29 Mitgliedstaaten einen Vorschlag<br />
zur Gestaltung dieses Prozesses zu<br />
machen, der dann auch unter Führung<br />
Stoltenbergs stattfinden soll.<br />
Ziel sei es,„die politische Dimension<br />
der Nato weiter zu stärken“.<br />
Zunächst will sich das Bündnis<br />
aber auf seine Grundsätzebesinnen:<br />
Schon im ersten Absatz der Abschlusserklärung<br />
wollen die Staatsund<br />
Regierungschefs ein ausdrückliches<br />
Bekenntnis zur Beistandspflicht<br />
laut Artikel 5ablegen, wie es<br />
am Montag aus Nato-Kreisen hieß.<br />
Diese Regelung sei das „Herzstück<br />
der Nato“, mahnte Generalsekretär<br />
Jens Stoltenberg. Eigentlich sollte<br />
das eine Selbstverständlichkeit sein.<br />
Doch solche scheint es derzeit in der<br />
Weltpolitik nicht zu geben – auch<br />
nicht unter vermeintlichen Partnern.<br />
(BLZ/AFP/dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 5<br />
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Politik<br />
„Eine Koalition ist keine Selbsthilfegruppe“<br />
Friedrich Merz über die Zukunft von Schwarz-Rot nach der Wahl der neuen SPD-Vorsitzenden und seine Pläne für die CDU<br />
Dass Friedrich Merz niemand<br />
ist, der sich mit Kritik<br />
an der eigenen Partei<br />
zurückhält, ist auch im<br />
Vorfeld des CDU-Parteitages wieder<br />
deutlich geworden. Im Interview betont<br />
der Politiker allerdings seinen<br />
Teamgeist –und verrät, was er tun<br />
würde,wenn er Bundeskanzler wäre.<br />
Es gab Kritik an einzelnen Entscheidungen,<br />
auch am Erscheinungsbild<br />
der Regierung. Aber das<br />
hat niemand als einen Aufstand gegen<br />
die Parteivorsitzende gesehen,<br />
mich selbst inbegriffen. Die Vermutungen,<br />
dass daraus ein Aufstand<br />
oder gar ein „Putsch“ würde, waren<br />
reine Medienspekulationen.<br />
Herr Merz, die SPD-Mitglieder haben<br />
für Saskia Esken und NorbertWalter-<br />
Borjans als neue Parteichefs votiert.<br />
Beide wollen den Koalitionsvertrag<br />
nachverhandeln. Sollte die CDU dabei<br />
mitmachen?<br />
Nein.<br />
Warum nicht?<br />
Eine Koalition ist keine Selbsthilfegruppe<br />
für neue SPD-Parteivorsitzende.Und<br />
sie ist auch keine Therapieeinrichtung,<br />
wie Frau Kramp-<br />
Karrenbauer richtigerweise gesagt<br />
hat. Der Koalitionsvertrag muss die<br />
Grundlage bleiben.<br />
Die Union hat eine Unternehmenssteuerreform<br />
vorgeschlagen. Auch<br />
das könnte Gegenstand vonNachverhandlungen<br />
sein. Sehen Sie dafür<br />
noch eine Chance?<br />
Die Erfahrung zeigt, dass eine<br />
wirklich große Steuerreform nur gelingen<br />
kann, wenn zwei Bedingungen<br />
erfüllt sind: Mehrheiten in Bundestag<br />
und Bundesrat sowie ein früher Zeitpunkt<br />
in der Wahlperiode. Beides ist<br />
gegenwärtig nicht der Fall. Deshalb<br />
nehme ich an, dass es in dieser Wahlperiode,<br />
wenn überhaupt, nur zu<br />
kleineren Korrekturen etwa im Tarifverlauf<br />
der Einkommensteuer, vielleicht<br />
der Körperschaftsteuer kommt.<br />
Glauben Sie, dass Projekte wie diese<br />
mit den neuen SPD-Vorsitzenden<br />
schwieriger umsetzbar sind?<br />
Ja. Auch Finanzminister Olaf<br />
Scholz hat ja schon seit geraumer<br />
Zeit sehr viel Rücksicht auf die Wünsche<br />
der eigenen Partei nehmen<br />
müssen. Die SPD gibt ihren Vorsitzenden<br />
und denen, die es werden<br />
wollen, halt keine Beinfreiheit. Das<br />
merkte man bei Scholz leider schon<br />
seit vielen Wochen. Er ist als Finanzminister<br />
in sozialpolitischen Fragen<br />
und bei den Ausgaben aufWegen unterwegs,<br />
auf die ein Finanzminister<br />
normalerweise nicht gehört. Und<br />
das wird nach der Entscheidung der<br />
SPD mit einem Vorsitzenden Walter-<br />
Borjans jetzt noch schwieriger, innerhalb<br />
der SPD,aber damit auch in<br />
der Regierung.<br />
Also hoffen Sie nicht auf pragmatischere<br />
Regierungsarbeit mit der<br />
neuen Führung?<br />
DieSPD wird, wenn sie denn überhaupt<br />
bleibt, bis zum Ende der Wahlperiode<br />
mit der Arbeit dieser Regierung<br />
immer weiter hadern. Olaf<br />
Scholz wird, wenn er denn überhaupt<br />
Finanzminister bleibt, permanent<br />
nach Kompromissen suchen und in<br />
alle Richtungen Zugeständnisse machen<br />
müssen. Der Fortbestand der<br />
Koalition wird ein ständiges Ringen<br />
um Fragen sein, die innerhalb der<br />
SPD hoch umstritten sind.<br />
Würden Sie sich wünschen, dass dieses<br />
Bündnis bald endet?<br />
Das ist schwer zu sagen, weil ungewiss<br />
ist, was denn danach folgt.<br />
Würden Sie für eine Minderheitsregierung<br />
plädieren?<br />
DerBundeshaushalt ist beschlossen,<br />
eine Minderheitsregierung<br />
könnte im Jahr 2020 regieren. Ichwar<br />
bereits 2017 der Meinung, dass man<br />
dieses Modell zumindest ausprobieren<br />
kann. Der experimentelle Charakter<br />
und die veränderte Rolle des<br />
Parlaments haben Charme. Aber<br />
eine solche Regierung birgt auch Risiken.<br />
Bundeswehrmandate müssten<br />
zum Beispiel ohne sichereMehr-<br />
ZUR PERSON<br />
Friedrich Merz wurde 1955 in Brilon im Sauerland geboren. Nach Abitur und Wehrdienst studierte<br />
er Rechtswissenschaften in Bonn.<br />
Mit17Jahren trat Merz in dieCDU ein. Stationen seinerKarriere waren das Europa-Parlament<br />
und der DeutscheBundestag,woervon 2000-2002 Vorsitzender der Unionsfraktion war.<br />
Er ist Partner der Anwaltskanzlei MayerBrown LLP und seit 2019 Vizepräsident des Wirtschaftsrates<br />
der CDU e.V.<br />
heiten verlängert werden. Ähnliches<br />
gilt für notwendige Entscheidungen<br />
rund um die deutsche EU-Ratspräsidentschaft<br />
2020. Das kann gelingen,<br />
ist aber nicht ohne Risiko.<br />
Wenn Siefür einen TagBundeskanzler<br />
wären, was würden Sieals Erstes tun?<br />
So ein Amt hat man nicht nur für<br />
einen Tag.<br />
Ohne zeitliche Begrenzung: Waswürden<br />
Sieals Erstes ändern?<br />
Losgelöst von dem Amt gibt es<br />
neben vielen anderen zwei große<br />
Themen, zu denen wir in Deutschland<br />
Antworten finden müssen: Wo<br />
stehen wir außen- und sicherheitspolitisch?<br />
Und wie versöhnen wir<br />
Ökonomie und Ökologie so miteinander,<br />
dass Deutschland als Industrieland<br />
wohlhabend bleibt und<br />
trotzdem nachhaltig wirtschaftet.<br />
Dassind aus meiner Sicht die zentralen<br />
Herausforderungen dieser Zeit.<br />
Aufdem CDU-Parteitag vorgut einer<br />
Woche haben Sie Ihre Teamfähigkeit<br />
IMAGO IMAGES/THOMAS IMO<br />
betont. Sie wollen „mitarbeiten“. In<br />
welcher Funktion?<br />
Ich meine es genau so, wie ich es<br />
gesagt habe: Es geht nicht in erster<br />
Linie um meine Person. Sondern es<br />
geht darum, ein starkes Team aufzustellen.Wasdas<br />
genau bedeutet, darüber<br />
werden wir uns nicht zuletzt im<br />
Licht der aktuellen Ereignisse in den<br />
nächsten Tagen Gedanken machen.<br />
Gute Teamarbeit war schon im vergangenen<br />
Jahr das Ziel der CDU.<br />
Täuscht der Eindruck, dass das bei den<br />
Kontrahenten um die Kanzlerkandidatur<br />
nicht immer gut geklappt hat?<br />
Den Eindruck teile ich überhaupt<br />
nicht. Wirhaben uns in der Phase der<br />
Bewerbung um den CDU-Parteivorsitz<br />
nicht ein einziges Malpersönlich<br />
angegriffen, und auch danach ist die<br />
Zusammenarbeit konstruktiv und<br />
vertrauensvoll weitergegangen. Und<br />
es gibt auch keine „Kontrahenten um<br />
die Kanzlerkandidatur“, ganz einfach,<br />
weil diese Frage nicht ansteht.<br />
Vordem Parteitag hatte mancher einen<br />
Aufstand gegen Annegret Kramp-<br />
Karrenbauer erwartet. Warum blieb<br />
er aus?<br />
Ihre Kritik wirkte aber auf manchen<br />
wie die Vorbereitung eines Putsches.<br />
Ich habe gesagt: Es kann so nicht<br />
weitergehen. Da ging es vor allem<br />
um das Erscheinungsbild der Regierung<br />
mit Blick auf die Niederlagen<br />
bei Europa- und Landtagswahlen<br />
und die quälende Debatte um die<br />
Grundrente. Das war nie eine Fundamentalkritik<br />
an der Regierung.<br />
Siehaben auf dem Parteitag auch für<br />
ein schärferes außen- und sicherheitspolitisches<br />
Profil geworben. Annegret<br />
Kramp-Karrenbauer fordert<br />
mehr Bundeswehreinsätze. Teilen Sie<br />
die Idee?<br />
Ja. Esist gut, dass die Verteidigungsministerin<br />
über dieses Thema<br />
eine grundsätzliche Diskussion beginnt.<br />
Es geht um die strategische<br />
Frage, obwir unsere Sicherheit verteidigen<br />
wollen und dies dann auch<br />
wirklich können.<br />
Am Mittwoch begehen die Staatsund<br />
Regierungschefs den 70. Geburtstag<br />
der Nato. Frankreichs Staatspräsident<br />
Emmanuel Macron hat sie als<br />
„hirntot“ bezeichnet, US-Präsident<br />
Donald Trump als „obsolet“. Wie bekommt<br />
man den Jubilar wieder flott?<br />
Beides sind Weckrufe.Ich teile die<br />
Einschätzung der Bundeskanzlerin,<br />
dass die Nato unverzichtbar ist und<br />
Europa sich heute noch nicht selbst<br />
verteidigen kann. Es ist wichtig, dass<br />
auch der europäische Nato-Teil dafür<br />
sorgt, dass das Bündnis die Aufgaben<br />
erfüllen kann, die es sich vorgenommen<br />
hat. Dabei geht es nicht<br />
nur um mehr Geld, sondern auch<br />
um strategische und organisatorische<br />
Fragen wie die gemeinsame Beschaffung<br />
von Rüstungsgütern. Da<br />
ist Trump für uns vielleicht sogar<br />
eine Chance. Er zwingt uns, diese<br />
Fragen zu beantworten. Der große<br />
Bruder richtet’s halt nicht mehr.<br />
Noch ein Blick in die Zukunft: Wo<br />
steht die Union in einem Jahr?<br />
In einem Jahr ist die Union sauber<br />
aufgestellt mit einem Team für die<br />
Bundestagswahl. Undinden Umfragen<br />
liegt sie dann deutlich jenseits<br />
der 30 Prozent.<br />
DasGespräch führten<br />
Gordon Repinski und Daniela Vates.<br />
Malta in Aufruhr<br />
Ministerpräsident Muscat kündigt nach Demonstrationen seinen Rücktritt für Januar an. Er zieht die Konsequenz aus dem Mord an der Journalistin Daphne Caruana Galizia<br />
Die Familie der ermordeten maltesischen<br />
Journalistin Daphne<br />
Caruana Galizia ist empört über die<br />
Verzögerung des Rücktritts von Premierminister<br />
Joseph Muscat. Sein<br />
weiterer Verbleib an der Macht sei<br />
für alle,denen Gerechtigkeit am Herzenliege,nicht<br />
zu tolerieren, heißt es<br />
in einer Mitteilung der Hinterbliebenen.<br />
„Seine Rolle bei den Ermittlungen<br />
zum Mord an unserer Frau und<br />
Mutter ist rechtswidrig.“<br />
Muscat hatte am Sonntag seinen<br />
Rücktritt für Januar angekündigt. Er<br />
werde als Regierungschef abtreten,<br />
wenn am 12. Januar ein neuerVorsitzender<br />
seiner Labour-Partei gewählt<br />
werde, sagte er in einer Fernsehansprache.<br />
Damit zieht der Premier<br />
nach tagelangen Protesten der Bevölkerung<br />
die Konsequenzen aus<br />
dem Skandal, der das EU-Land seit<br />
mehr als zwei Jahren erschüttert. Am<br />
Wochenende wurde auch der mögliche<br />
Drahtzieher der Tatangeklagt.<br />
Caruana Galizia war am 16. Oktober<br />
2017 mit einer Autobombe in die<br />
Luft gesprengt worden. Die damals<br />
53-Jährige hatte unter anderem über<br />
Korruption bei Regierung und Geschäftsmännern<br />
auf Malta recherchiert.<br />
Drei Männer wurden bisher<br />
angeklagt, den Mord ausgeführt zu<br />
haben. Werdie Hintermänner sind,<br />
war bisher unklar.<br />
Am Wochenende wurde der Unternehmer<br />
Yorgen Fench als mutmaßlicher<br />
Hintermann angeklagt.<br />
Ihm wird unter anderem Mittäterschaft<br />
vorgeworfen. Er soll auch<br />
Kontakte zum ehemaligen Stabschef<br />
Muscats gehabt haben.<br />
Kein Vertrauen<br />
„Wir haben nicht nur drei Menschen,<br />
denen dieser Mord vorgeworfen<br />
wird, sondern auch jemanden,<br />
der beschuldigt wird, die Hauptperson<br />
hinter diesem Mord zu sein“,<br />
sagte Muscat. DieFestnahmen seien<br />
„nur wegen unserem Willen möglich,<br />
Gerechtigkeit für diesen schockierenden<br />
Mord zu finden“. „Ich<br />
war nicht perfekt. Ich habe meine<br />
Malta: Demonstranten mit Fotos der ermordeten Journalistin Daphne Caruana Galizia. AP<br />
terte, der verzögerte Rücktritt sei<br />
ein Rückschlag für die Gerechtigkeit.<br />
DasVertrauen in die Regierung ist<br />
dahin. Seit Tagen ziehen Protestierende<br />
durch Valletta. Nur mit einem<br />
sofortigen Rücktritt Muskats könne<br />
es eine „freie und umfassende“ Auf-<br />
Fehler, und dafür entschuldige ich<br />
mich, auch wenn für diese Mängel<br />
jemand anderes verantwortlich<br />
war“, sagte er.<br />
Kritiker und die Familie der Verstorbenen<br />
hatten einen sofortigen<br />
Abgang des Premiers gefordert. Oppositionsführer<br />
Adrian Delia twitklärung<br />
des Falles geben, sagte Caruana<br />
Galizias Schwester, Corinne<br />
Vella. Tausende Menschen protestierten<br />
auch am Sonntag und riefen<br />
„Mörder“ oder „Weg mit euch“.<br />
Deal mit der Justiz<br />
Dem Unternehmer Fenech wird<br />
auch die Förderung einer kriminellen<br />
Vereinigung vorgeworfen. Auch<br />
soll er bei einer Explosion mitgeholfen<br />
haben. Fench hatte angeboten,<br />
Informationen zu dem Mordfall zu<br />
liefern, und im Gegenzug Straffreiheit<br />
gefordert. Dies war ihm verwehrt<br />
worden. Er will wissen, dass<br />
auch Muskats Stabschef Keith<br />
Schembriinden Mord verwickelt ist.<br />
Fench war vor knapp zwei Wochen<br />
festgenommen worden, als er mit einer<br />
Luxusjacht angeblich fliehen<br />
wollte.<br />
Er ist Direktor eines Konsortiums,<br />
das 2013 vonder Regierung den Auftrag<br />
erhalten hatte,ein Gaskraftwerk<br />
zu bauen. 2018 kam heraus,dass ihm<br />
auch eine geheime Offshore-Gesellschaft<br />
namens 17 Black gehörte.Carmona<br />
Galizia hatte Monate vor ihremTod<br />
über 17 Black geschrieben.<br />
Vordem Hintergrund der Mordermittlungen<br />
war auch Stabschef<br />
Schembri zurückgetreten und vorübergehend<br />
festgenommen worden.<br />
Er und der frühereEnergie und Tourismusminister<br />
Konrad Mizzi waren<br />
von Caruana Galizia bezichtigt worden,<br />
Schmiergelder vonFench angenommen<br />
zu haben. Alle beteuern<br />
ihreUnschuld.<br />
Für Montag waren wieder Proteste<br />
gegen die Regierung in Valletta<br />
angekündigt. Auch war eine Delegation<br />
von Europa-Parlamentariern<br />
unterwegs in das kleinste EU-Land.<br />
„Die Mafia will entscheiden, wer<br />
Maltas nächster Premierminister<br />
wird. Muscat tritt zurück, um als Premierminister<br />
weiterzumachen“,<br />
sagte der Blogger Manuel Delia, der<br />
zu den Organisatoren der Proteste<br />
gehört, am Montag der Deutschen<br />
Presse-Agentur.„UnsereDemokratie<br />
ist in großer Gefahr.“ (dpa)
6 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019<br />
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Wirtschaft<br />
NACHRICHTEN<br />
Geringere Ansprüche bei<br />
Bahnverspätung?<br />
Bahnreisende sollen nach dem Willen<br />
der nationalen Regierungen in<br />
der Europäischen Union künftig weniger<br />
Entschädigungsansprüche bei<br />
Verspätungen haben. DieEU-Verkehrsminister<br />
verständigten sich am<br />
Montag in Brüssel darauf, Bahnunternehmen<br />
in Fällen höherer Gewalt<br />
–etwabei extremen Wetterbedingungen<br />
–von der Entschädigungspflicht<br />
zu befreien. Bevordie<br />
Änderungen in Kraft treten können,<br />
müsste jedoch noch eine Verständigung<br />
mit dem Europaparlament gefunden<br />
werden. DieAbgeordneten<br />
hatten sich in der Vergangenheit kritisch<br />
dazu geäußert. (dpa)<br />
Türkische Wirtschaft<br />
schwächelt<br />
DasWachstum dertürkischen Wirtschaft<br />
hat sich in den Sommermonaten<br />
überraschend abgeschwächt.<br />
Im drittenQuartal ist die Wirtschaftsleistung<br />
im Vergleich zum<br />
Vorquartal um 0,4 Prozent gestiegen,<br />
wie die nationale Statistikbehörde<br />
in Ankaramitteilte.Analysten<br />
hatten im Schnitt für die Monate Juli<br />
bis September eine Zunahme des<br />
Bruttoinlandsprodukts (BIP) von1,1<br />
Prozent erwartet. Nach Einschätzung<br />
vonExperten wirddie türkische<br />
Wirtschaft durch politische Unsicherheiten<br />
und die Sorgevor Wirtschaftssanktionen<br />
durch die Vereinigten<br />
Staaten belastet. (dpa)<br />
BMW investiert<br />
400 Millionen Euro in iNext<br />
Der BMWiNext alsStudieauf derFrankfurter<br />
Automesse. FOTO: JAN HUEBNER/IMAGO IMAGES<br />
BMW investiert400 Millionen Euro<br />
in sein größtes europäisches Werk<br />
im niederbayerischen Dingolfing.<br />
Damit soll der Standortfür die Produktion<br />
des vollelektrisch und hochautonom<br />
fahrenden Luxus-SUV iNext<br />
vorbereitet werden, wie der<br />
Autohersteller mitteilte.Die Fertigung<br />
soll 2021 anlaufen. Dervollelektrische<br />
iNext werdeinDingolfing<br />
vomselben Band laufen wie<br />
schon jetzt Hybride und Fahrzeuge<br />
mit Verbrennungsmotor.„Mitden<br />
flexiblen Fertigungsstrukturen sind<br />
wir bestmöglich für die unterschiedlichsten<br />
Marktanforderungen gerüstet“,<br />
betonte Produktionsvorstand<br />
Milan Nedeljkovic.Dingolfing ist das<br />
größte BMW-WerkinEuropa. 18000<br />
Mitarbeiter produzieren dortrund<br />
1500 Autos am Tag. (dpa)<br />
Stada expandiert<br />
in Osteuropa<br />
DerPharmakonzernStada setzt seine<br />
Einkaufstour in Osteuropa fort.<br />
DasUnternehmen übernimmt nach<br />
eigenen Angaben vomukrainischen<br />
Anbieter Biopharma das Geschäft<br />
mit verschreibungspflichtigen Medikamenten<br />
und rezeptfreien Produkten.<br />
Es handele sich um eine der<br />
größten Investitionen im ukrainischen<br />
Pharmasektor,teilteStada am<br />
Stammsitz in BadVilbel bei Frankfurtmit.<br />
DerPreis liegtnach dpa-Informationen<br />
im mittleren zweistelligen<br />
Millionen-Bereich.<br />
Mitdem Zukauf habe Stada künftig<br />
eine Produktionsstätte vorOrt nahe<br />
Kiew,sodas Unternehmen. (dpa)<br />
Die klassischeLebensversicherung als privateVorsorgefürsAlter wirft immer weniger ab.<br />
Lebensversicherung geht die Luft aus<br />
Branchenführer Allianz senkt im kommenden Jahr die Gesamtverzinsung um 0,3 Prozentpunkte<br />
Von Thomas Magenheim<br />
Drei Jahre lang konnte die<br />
Allianz Leben als heimischer<br />
Branchenführer<br />
bei Lebenspolicen ihre<br />
Verzinsung konstant halten. Unter<br />
dem Druck von Negativzinsen kündigen<br />
nun aber auch die Stuttgarter<br />
für 2020 an, ihre Gesamtverzinsung<br />
in der Lebensversicherung um<br />
0,3 Prozentpunkte zu senken. Wer<br />
bei der Allianz noch eine klassische<br />
Policehält,darfnur noch mit3,1statt<br />
3,4 Prozent Zins auf seine Sparbeiträge<br />
abzüglichAbschluss- undVerwaltungskosten<br />
rechnen. Besitzer<br />
neuartigerPolicenmitabgespeckten<br />
Garantien kommen auf 3,4 statt 3,7<br />
Prozent. „Eine gute Botschaft zur<br />
richtigen Zeit“, findet Allianz Leben-<br />
Chef Markus Faulhaber trotz dieser<br />
Rückgänge. InZeiten von Null- und<br />
Negativzinsen seien das moderate<br />
Abschläge. Konkurrenten schlagen<br />
sichallerdings vereinzelt besser.<br />
So hat das Branchenschwergewicht<br />
Axa für 2020 eine gleichbleibende<br />
Verzinsung angekündigt.<br />
Gleiches gilt für DEVK oder Ideal.Die<br />
meisten der hierzulande immer<br />
noch gut 80 Lebensversicherer haben<br />
ihre Zinspläne allerdings noch<br />
nicht offenbart. Traditionell gibt<br />
Branchenführer Allianz einen Fingerzeig,<br />
wohin es mitLebenspolicen<br />
in Deutschland geht.<br />
So erwartet die Ratingagentur Assekurata<br />
für 2020 durchschnittlich<br />
ein Absinken der laufenden Verzinsung<br />
von Lebenspolicen auf rund<br />
2,30Prozent.ImlaufendenJahrliegt<br />
der Branchenschnitt noch bei<br />
2,46 Prozent. Die laufende Verzin-<br />
Eine neugegründete Fachkräfteagentur<br />
soll die Vermittlung<br />
vonPflegekräften aus dem Ausland<br />
beschleunigen. Bundesgesundheitsminister<br />
Jens Spahn und der<br />
saarländische Ministerpräsident<br />
Tobias Hans (beide CDU) stellten<br />
am Montag inBerlin die Deutsche<br />
Fachkräfteagentur für Gesundheits-<br />
und Pflegeberufe(DeFa)vor.<br />
Vermittlungsverfahren, die derzeit<br />
mehr als zwei Jahre dauerten,<br />
sollen mit deren Hilfe binnen sechs<br />
Monaten abgeschlossen sein, sagte<br />
Hans. Die Agentur hat ihren Sitz in<br />
der saarländischen Hauptstadt<br />
Saarbrücken.<br />
Ohne Garantiezins: Viele<br />
Assekuranzen bieten inzwischen<br />
keine Produkte mit<br />
klassischem Garantiezins<br />
mehr an. Die Versicherungsgesellschaften<br />
setzen im<br />
Neugeschäft in der Regel inzwischen<br />
auf Verträge, die<br />
lediglich den Erhalt der eingezahlten<br />
Beiträgeganz oder<br />
teilweise zusagen. Dafür sollen<br />
sie eine etwas höhere<br />
Rendite abwerfen.<br />
Hilfe aus dem Ausland<br />
Neue Fachkräfteagentur soll Vermittlung von Pflegkräften beschleunigen<br />
Gegründet wurde die Agentur<br />
den Angaben zufolge bereits am<br />
4. Oktober. Bearbeitet werden dort<br />
demnach bereits rund 4200 Anträge<br />
auf die Vermittlung von Pflegekräften.AlleEinrichtungen<br />
desGesundheitswesens<br />
können sich an<br />
die Fachkräfteagentur wenden,<br />
wenn sie Pflegekräfteaus demAusland<br />
einstellen wollen oder Unterstützung<br />
bei der Abwicklung der<br />
Bürokratie brauchen.<br />
Die Agentur kümmert sich den<br />
Angaben zufolge umVisa-Anträge,<br />
um die Anerkennung von Berufsabschlüssen<br />
sowie um die Aufenthalts-<br />
und Arbeitserlaubnisse.<br />
FINANZAUFSICHT IN SORGE<br />
Bafin: Mit wachsender Sorge<br />
beobachtet die Finanzaufsicht<br />
Bafin die Lageder<br />
Assekuranzen. „Die Situation<br />
der Lebensversicherer<br />
und Pensionskassen erfordert,<br />
dass wir unsere Kontrolle<br />
verstärken“, so die Versicherungsaufsicht.<br />
Die<br />
jüngste Zinssenkung im<br />
Euroraum habe die Herausforderung<br />
für die Versicherer<br />
noch einmal vergrößert.<br />
Geldpolitik: Die Europäische<br />
Zentralbank hatte im<br />
Kampf gegenKonjunkturschwäche<br />
und eine niedrige<br />
Inflation ihre ultralockere<br />
Geldpolitik im September<br />
nochmals verschärft. Dazu<br />
zählen höhere Strafzinsen<br />
(negativer Einlagenzins) für<br />
Banken, frische Milliarden<br />
für Anleihenkäufe sowie ein<br />
auf unbestimmte Zeit zementiertes<br />
Zinstief.<br />
sung setzt sich aus zwei Komponenten<br />
zusammen: dem Garantiezins<br />
und der Überschussbeteiligung.<br />
Trotz der jetzigen Absenkung liegt<br />
die Allianz in dieser Hinsicht weiter<br />
über dem Branchenschnitt. Siekündigt<br />
für garantiereduzierte Policen<br />
2020 eine laufende Verzinsung von<br />
2,6 Prozent an, für klassischen Policen<br />
2,5 Prozent. Um zurGesamtverzinsung<br />
zu kommen, muss man als<br />
dritte Komponente noch den<br />
Schlussüberschuss dazurechnen.<br />
Weil Lebenspolicen teils über<br />
Jahrzehnte laufen und in früheren<br />
Zeiten das allgemeine Zinsniveau<br />
deutlich höher als heute war,<br />
schlummerninden Büchernder Assekuranz<br />
noch viele Verträge mit Garantiezinsen<br />
von bis zu 4Prozent.<br />
Diese Versprechen sind heute von<br />
den Versicherern angesichts Nullund<br />
Negativzinsen an den Kapitalmärkten<br />
immer schwierigerzuerfüllen.<br />
DieFinanzaufsicht Bafin beäugt<br />
die Branche deshalb skeptisch. Mit<br />
dem Finanzministerium diskutiert<br />
sie derzeit eine erneute Absenkung<br />
des staatlich verfügten Garantiezinses<br />
für Lebenspolicen, der bei mageren0,9<br />
Prozent liegt.<br />
In dieser Situation sei eine Drei<br />
vordem Kommabei der Deklaration<br />
des Zinssatzes für Lebenspolicen im<br />
kommendenJahr einstarkes Signal,<br />
meint Volker Priebe, Produktvorstand<br />
vonAllianz Leben. 2019sei für<br />
seine Branche ein turbulentes Jahr<br />
gewesen, das anfängliche Hoffnungen<br />
auf ein langsames Ende der<br />
Niedrigzinsphase mit dem Anschwellen<br />
von Negativzinsen ins<br />
Gegenteil verkehrt habe. „Noch nie<br />
war der Zinsabstand zwischen Le-<br />
Gesundheitsminister Spahn betonte,<br />
der Pflegebedarf in Deutschland<br />
werdeweiter starksteigen. Die<br />
Zahl der Menschen, die Leistungen<br />
aus der Pflegeversicherung beziehen,<br />
sei in den vergangenen drei<br />
Jahren von 3auf 4,1 Millionen gestiegen.<br />
Der Bedarf an Pflegekräften<br />
sei nicht allein durch Ausbildung,<br />
Umschulung und eine Verbesserungder<br />
Arbeitsbedingungen<br />
in Deutschland zu decken, sagte<br />
Spahn.<br />
Die Bundesregierung wirbt seit<br />
einiger Zeit gezielt für Pflegepersonal<br />
aus dem Ausland, unter anderem<br />
aus Mexiko und von den Phi-<br />
FOTO: STEPHANIE PILICK/DPA<br />
benspolicen und anderen sicheren<br />
Formen vonVorsorgesparen so groß<br />
wie heute“, betont Prieb. Ob die<br />
nächsten Jahredennoch weiterbröckelnde<br />
Zinsen für Lebenspolicen<br />
bringen, traut sich auch der Experte<br />
nicht abzuschätzen. DieAllianz versuche<br />
mit alternativen Anlagen, wie<br />
der Finanzierung von Gewerbeimmobilien,<br />
Infrastrukturprojekten<br />
wie Autobahnen oder erneuerbaren<br />
Energien, entgegenzusteuern. Heute<br />
würden rund 40 Milliarden von<br />
286 Milliarden Euro Anlagegelder<br />
bei der Allianz Leben auf solche Anlageklassen<br />
entfallen. Binnen drei<br />
Jahren soll es ein Drittelsein.<br />
Von den Kapitalmärkten ganz<br />
entkoppeln könne sich allerdings<br />
auch die Allianz nicht. Was den Zuspruch<br />
vonVorsorgesparern betrifft,<br />
bleiben die Stuttgarter indessen erfolgreich.Inden<br />
erstenneun Monaten<br />
dieses Jahres hat Allianz Leben<br />
160000 neue Lebenspolicen verkauft<br />
und damit nun 10,2 Millionen<br />
Verträge im Bestand. Jeder dritte<br />
neueVorsorge-Eurofließthierzulande<br />
heuteindie Taschen der Stuttgarter.<br />
Wohin der Trend bei Vorsorgeprodukten<br />
geht, könnte eine neue<br />
RentenpolicenamensPrivate Finance<br />
zeigen. Dabei garantiert die Allianz<br />
nicht einmal mehrdie Rückzahlung<br />
eingezahlter Gelderwie dasbei<br />
neueren und garantiereduzierten<br />
Lebenspolicen der Fall ist. WerinPrivate<br />
Finance anlegt, muss nun vollendsauf<br />
die Anlageexpertise der Allianz<br />
vertrauen. Verbraucher,die sich<br />
heute noch eine Chance auf höhere<br />
Rendite erhalten wollen, müssenmit<br />
mehr Risiko anlegen, heißt das.<br />
lippinen. Spahn und Hans betonten,<br />
um Pflegekräfte würde nur in<br />
den Ländern geworben, indenen<br />
die Bevölkerung besonders jung ist<br />
und über Bedarf Pflegekräfte ausgebildet<br />
werden. Spahn zufolge<br />
sind in jüngerer Zeit rund 2.000<br />
Pflegekräfte aus den Philippinen<br />
nach Deutschland gekommen.<br />
Der Bundesgesundheitsminister<br />
erläuterte, der Bund stelle als<br />
Hauptauftraggeber in den nächsten<br />
vier Jahren 4,7 Millionen Euro<br />
für die Agentur zur Verfügung.<br />
Nach Worten von Regierungschef<br />
Hans werden 15 bis 20Mitarbeiter<br />
dorttätig sein. (epd)<br />
Fairer<br />
Handel<br />
per Gesetz<br />
Bundesregierungwill gegen<br />
Ausbeutung vorgehen<br />
Von RasmusBuchsteiner<br />
B undesentwicklungsminister<br />
Gerd Müller (CSU) und Arbeitsminister<br />
Hubertus Heil (SPD) bereiten<br />
ein Gesetz gegen Dumping, Ausbeutung<br />
und Umweltzerstörung in<br />
globalen Lieferketten vor. „Standards<br />
imsozialenundökologischenBereich<br />
umzusetzen –das geht“, sagte Müller<br />
bei einemBesuch in einer Textilfabrik<br />
in der äthiopischen HauptstadtAddis<br />
Abeba.In LändernwieÄthiopienwerde<br />
eine Jeans für 5Euro produziert.<br />
Existenzsichernde Löhne zu bezahlen<br />
bedeute einen Euro mehr im Einkauf.<br />
Arbeitsminister Heil setzt ebenfalls<br />
auf ein Gesetz. „An Verantwortung<br />
der deutschen Wirtschaft wird<br />
am Ende nichts vorbeigehen“, sagte<br />
der SPD-Politiker. „Wir brauchen<br />
Fairness in den Lieferketten.“ Dasgilt<br />
für die Textilwirtschaft, die Kaffeeproduktion<br />
und für viele andere Wirtschaftszweige.<br />
Derzeit läuft eine Befragung<br />
von Unternehmen, mit der<br />
herausgefunden werden soll, ob und<br />
wie sie international anerkannte soziale<br />
und ökologische Mindeststandards<br />
in ihren Lieferketten sicherstellen.DieErgebnissederUntersuchung<br />
sollen in der kommenden Woche vorliegen.<br />
„Eine Pflicht zum Handeln“<br />
Entwicklungsminister Müller geht<br />
davon aus, dass sie nicht zufriedenstellend<br />
sein werden. „Deshalb kommen<br />
wir jetzt an den Punkt, ein Lieferkettengesetz<br />
auf den Weg zu bringen“,<br />
so der CSU-Politiker. Ineinem<br />
Positionspapier, das die beiden Minister<br />
während ihrer Äthiopien-Reise<br />
vorstellten, wirdeineRichtungfür das<br />
möglicheGesetzaufgezeigt.„Wirwollen<br />
eine Pflicht zum Handeln, aber<br />
keine Übernahme von Garantien“,<br />
heißt es in dem Papier.Entscheidend<br />
für die Erfüllung der Sorgfaltspflicht<br />
soll sein, dass Unternehmen „alles Erforderliche“<br />
unternehmen, umVerletzungen<br />
von Mindeststandards zu<br />
verhindern.<br />
„Es geht nicht darum, Mittelständler<br />
zu überfordern“, so Arbeitsminister<br />
Heil. „Wir werden da verhältnismäßige<br />
Möglichkeiten schaffen.“ Im<br />
Klartext könnte das heißen: Betriebe<br />
mit weniger als rund 500 Beschäftigten<br />
würden befreit vonder Verpflichtung<br />
zur Einhaltung von Mindeststandards<br />
–etwa zufairen Löhnen,<br />
Arbeitsschutz, zum Verzicht auf KinderarbeitundzurEinhaltungökologischer<br />
Standards. Sodenkt die Regierung<br />
nicht daran, von Handwerkern<br />
eine Garantie zu verlangen, dass von<br />
ihnen verwendete Kupferkabel ohne<br />
Ausbeutung vonArbeitnehmernhergestellt<br />
worden sind. Größere Unternehmen<br />
müssten jedoch haften, allerdings<br />
sollen nach den Plänen der<br />
Bundesregierung „nur nachweisliche<br />
zurechenbare Handlungen“ zu einer<br />
Haftung führen. „Betroffene müssen<br />
ihre Recht besser geltend machen<br />
können“, heißt es in dem Ministeriumspapier<br />
außerdem.<br />
Arbeits- und Entwicklungsministerium<br />
verweisen darauf, dass ProdukteundRohstoffe,dieausallerWelt<br />
nach Deutschland geliefert werden,<br />
zum Teil „unter untragbarenArbeitsund<br />
Umweltbedingungen“ hergestellt<br />
würden. Als besonders problematische<br />
Beispiele werden in diesem<br />
Zusammenhang der Kakaoanbau in<br />
der Elfenbeinküste,die PalmölgewinnunginIndonesien,dieTextilproduktion<br />
unter anderem in Bangladesch<br />
oder der Lithiumabbau in Argentinien<br />
genannt.<br />
„Wichtig ist, dass wir unseren<br />
Wohlstand in Deutschland nicht auf<br />
Armut und Ausbeutung in anderen<br />
Ländernaufbauen“, sagte Arbeitsminister<br />
Heil. Das Thema Fairness in<br />
globalen Lieferketten werdedie Bundesregierung<br />
während ihrer EU-Ratspräsidentschaft<br />
auch auf europäischer<br />
Ebene vorantreiben.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 7 *<br />
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Wirtschaft<br />
Putin<br />
gibt<br />
Gas<br />
Russland nimmt gleich drei<br />
Pipelines in Betrieb<br />
Von Ulf Mauder<br />
Pünktlich zum Startinden Winter<br />
ist Kremlchef Wladimir Putin in<br />
seinem Element –mit dem Knopfdruck<br />
für das größte Gas-Pipeline-<br />
Projekt seines Lebens. „Kraft Sibiriens“<br />
(auf Russisch: Sila Sibiri) heißt<br />
diese erste Leitung zwischen Russland<br />
und China. Jährlich 38Milliarden<br />
Kubikmeter Gas will die Energiegroßmacht<br />
künftig durch die am<br />
Ende 3000 Kilometer lange Leitung<br />
in das Reich der Mitte pumpen. Putin<br />
und Chinas Staats- und Parteichef<br />
Xi Jinping haben lange auf den<br />
Moment hingearbeitet. Aber für<br />
Russland und seinen Gasmonopolisten<br />
Gazprom ist das erst der Anfang<br />
in der kalten Jahreszeit. Die<br />
blaue Flamme –das Gazprom-Symbol<br />
–soll auch zum Startzweier weiterer<br />
Großprojekte brennen.<br />
Kurz nach dem Startins neue Jahr<br />
will Putin am 8. Januar in der Türkei<br />
mit Präsident Recep Tayyip Erdogan<br />
die durch das SchwarzeMeerverlegte<br />
Leitung Turkish Stream in Betrieb<br />
nehmen. Ein zweiter Strang soll<br />
dann Gas später womöglich durch<br />
Griechenland leiten und von dort<br />
weiter nach Süd-und Südosteuropa.<br />
Am heikelsten für den Kremlchef<br />
ist aber weiter der Start der neuen<br />
Ostseepipeline Nord Stream 2. Die<br />
USA, mehrere EU-Staaten und vor<br />
allem die Ukraine wollen die<br />
1230 Kilometer lange Leitung am<br />
liebsten stoppen. US-Präsident Donald<br />
Trump hatte die Europäerdavor<br />
gewarnt, sich zu Geiseln russischer<br />
Energielieferungen zu machen. Er<br />
hofft, mit dem umstrittenen Fracking-Verfahren<br />
gewonnenes Flüssiggas<br />
in Europa zu verkaufen. Doch<br />
kann Russland aus seinen immensen<br />
Lagerstätten den Rohstoff noch<br />
lange deutlich günstiger anbieten.<br />
Die Rohre für Nord Stream sind<br />
schon zu mehr als zwei Dritteln am<br />
Boden der Ostsee verlegt – und<br />
könnten noch bis Ende des Jahres<br />
den deutschen Anlandepunkt nahe<br />
Greifswald erreichen. Kostenpunkt<br />
rund 10 Milliarden Euro. 55Milliarden<br />
Kubikmeter Gas sollen damit<br />
künftigindie EU fließen.<br />
Mitte 2020 funktionsfähig<br />
Der russische Vize-Regierungschef<br />
Dmitri Kosak geht davon aus, dass<br />
die Leitung nicht Ende 2019, wie es<br />
zuletzt hieß, sondernerst Mitte 2020<br />
voll funktionsfähig sein wird. Die<br />
Russen schauen derweil immer<br />
noch aufmerksam auf die USA. Ihre<br />
Hoffnung ist groß, dass die von Washington<br />
angedrohten Sanktionen<br />
gegen Nord Stream 2schon aus Zeitgründen<br />
nicht mehr kommen, bevor<br />
die Pipeline fertig ist.<br />
Nahezu euphorisch berichteten<br />
deshalb russische Medien über den<br />
ebenfalls am Montag in Deutschland<br />
angesetzten Start der „Begasung“<br />
der neuen EUGAL-Pipeline<br />
von Lubmin bei Greifswald (Mecklenburg-Vorpommern).<br />
Sie soll<br />
künftig Gas aus der Leitung Nord<br />
Stream 2erhalten. EUGAL führt auf<br />
480 Kilometern Länge Richtung Süden<br />
nach Deutschneudorf (Sachsen)<br />
bis nach Tschechien. (dpa)<br />
Empfangsstation der Ostseepipeline<br />
NordStream2.<br />
FOTO: STEFAN SAUER/DPA<br />
Von Frank-Thomas Wenzel<br />
Das hat Lufthansa-Chef<br />
Carsten Spohr gerade<br />
noch gefehlt. Akbar Al-<br />
Baker,ChefvonQatarAirways,hat<br />
eindeutige Avancen gegenüber<br />
der Kranich-Linie gemacht.<br />
Wenn es Möglichkeiten gebe,bei der<br />
deutschen Airline zu investieren,<br />
dann würde er dies gerntun, sagte Al-<br />
Baker am Randes des Besuchs von<br />
Niedersachsens Ministerpräsident<br />
Stephan Weil (SPD). Kapitalbeteiligung,<br />
gemeinsame Flüge im sogenannten<br />
Codesharing, Kooperation<br />
in der Vermarktung – der Airline-<br />
Chef kann sich viel vorstellen.<br />
Doch das Frankfurter Management<br />
hat ihm einen Korb gegeben –<br />
wohl auch, weil der Konzern gerade<br />
genug andere Baustellen hat. Der<br />
Marktist umkämpft, die Billigtochter<br />
Eurowings muss in die Spur gebracht<br />
werden, und mehrere Tarifkonflikte<br />
schwelen. Für die LH-Führung geht<br />
es derzeit vordringlich darum, für<br />
Ruhe zu sorgen und Arbeitskämpfe<br />
zu vermeiden. Davon hängen auch<br />
die Geschäftszahlen für dieses Jahr<br />
ab.<br />
Türöffner gesucht<br />
Al-Bakers Ansinnen liegt da einigermaßen<br />
quer. Erhat es vor allem darauf<br />
abgesehen, stärker auf dem<br />
europäischen Marktpräsent zu sein,<br />
auch um seine staatlich kontrollierte<br />
Airline aus den roten Zahlen zu holen.<br />
Da Start- und Landerechte für<br />
außereuropäische Airlines äußerst<br />
restriktiv vergeben werden, könnte<br />
die Lufthansa den Türöffner spielen.<br />
Deutschlands größte Airline aber<br />
hält nichts von einem Einstieg des<br />
arabischen Staatsunternehmens.<br />
DieLufthansa sei hierzulande in den<br />
Neunzigerjahren nicht privatisiert<br />
worden, um sie in Katar wieder zu<br />
verstaatlichen, sagte ein Konzernsprecher.Spohr<br />
hat vielfach die massiven<br />
staatlichen Subventionen kritisiert,<br />
die den Fluggesellschaften von<br />
der arabischen Halbinsel Wettbewerbsvorteile<br />
bringen.<br />
EinBündnis brächte der Lufthansa<br />
wohl nicht viel. Spohr und seine<br />
Strategensindstattdessengerademit<br />
einem neuen Konzept für touristische<br />
Langstreckenflüge beschäftigt.<br />
Im Ansteuern der sogenannten<br />
Warmwasser-Ziele sieht der Lufthansa-Chef<br />
große Potenziale.Hier soll im<br />
neuen Jahr eine neue Marke kreiert<br />
und das operative Geschäft effizienterorganisiertwerden.<br />
Zugleich erwarten viele Beobachter,<br />
dass es bald Zuwachs geben<br />
könnte. Spohr hat schon mehrfach<br />
sein Interesse an Condor bekundet,<br />
dem Ferienflieger des pleitegegangenen<br />
Reisekonzerns Thomas Cook.<br />
Dortbeginnt gerade die heiße Phase<br />
der Übernahmeverhandlungen.<br />
Condor-Chef Ralf Teckentrup hat<br />
schon deutlich gemacht, dass er eine<br />
Akquisition durch die Lufthansa begrüßen<br />
würde. Wie ein Signal wirkt<br />
da, dass Condor gerade damit begonnen<br />
hat, auf den Leitwerken wieder<br />
den stilisierten Kondor zu zeigen, der<br />
Schlechtes Timing<br />
Qatar Air will sich mit der Lufthansa verbünden –aber diehat ganz andere Sorgen<br />
Ericsson steht bereit<br />
werden sollten. „Ericsson verfügt über<br />
ein breites Portfolio an 5G-Produkten,<br />
mit denenwir Kunden auf allen Kontinenten<br />
beliefern“, sagte Jejdling, der<br />
beiEricssondieNetzwerk-Sparteleitet.<br />
Als Ausrüster von 235G-Netzen, die<br />
sich bereits im Livebetrieb befinden,<br />
habe Ericsson bishermehr als vierMillionen<br />
5G-fähige Funkeinheiten ausgeliefert.<br />
„Als globales Unternehmen<br />
stehenwir bereit,unsere KundeninallenMärkten<br />
zu beliefern.“<br />
In den westlichen Ländern wird<br />
auch vor dem Hintergrund des Handelskriegsder<br />
USA gegen China kontrovers<br />
diskutiert, ob insbesondere der<br />
chinesische Konzern Huawei beim<br />
Aufbau des5G-Netzesnicht vonvornherein<br />
ausgeschlossen werden sollte.<br />
Vertreter der USA, aber auch etliche<br />
PolitikerinDeutschland und in anderenwestlichen<br />
Ländernsehendie Gefahr,dassHuaweiaufgrund<br />
dergesetzlichen<br />
Bestimmungen in seinem Heimatland<br />
gezwungen sein könnte, Informationen<br />
und Daten, dieeigentlich<br />
geschützt werden sollen,dem Heimatland<br />
zurVerfügung zu stellen. Huawei<br />
weistdieseBedenkenals unbegründet<br />
zurück.<br />
In der Diskussion um einen Huawei-Bann<br />
tauchte immer wieder das<br />
aus den Zeiten stammt, als Condor<br />
schon einmal zur Lufthansa-Gruppe<br />
gehörte.<br />
Neben den strategischen Baustellen<br />
braucht auch das Tagesgeschäft<br />
volle Aufmerksamkeit. DieLufthansa<br />
mussteindiesemJahrschonzweimal<br />
ihre Gewinnprognose nach unten<br />
korrigieren.WenndieZielejetztnicht<br />
erreicht werden, würde das für viel<br />
Ärger bei den Investoren sorgen, es<br />
wäre eine große Blamage für Spohr,<br />
und der Aktienkurs würde abermals<br />
abstürzen. Dieser hatte sich in den<br />
vergangenen Wochen berappelt,<br />
liegt aber immer noch 17 Prozent<br />
niedriger als vorzwölf Monaten. Was<br />
der Konzern jetzt gar nicht gebrauchen<br />
kann, sind Streiks im wichtigen<br />
Weihnachtsgeschäft.<br />
So drehte das Management im<br />
Streit um die Zukunft der Catering-<br />
Tochter LSG bei und legte am Wochenende<br />
ein neues Angebot vor. Die<br />
erhoffte Reaktion bei der Dienstleistungsgewerkschaft<br />
Verdi stellte sich<br />
prompt ein: Siesagte einen für Montag<br />
geplanten Streik ab.<br />
Dauerstreit um Tarife<br />
Die Lufthansa hatte Anfang voriger<br />
Woche beschlossen, das europäische<br />
Geschäft des weltweit zweitgrößten<br />
Luftfahrt-Caterers an die Schweizerische<br />
Gate-Gruppe zu verkaufen. Verdifordert,dassdieLufthansavordem<br />
Unterschreiben des Verkaufsvertrages<br />
die Gehälter für rund 7000 Beschäftigte<br />
absichert. Nun hat das<br />
Lufthansa-Management unter anderem<br />
Altersteilzeit-Modelle vorgeschlagen.<br />
Der LSG-Deal dürfte auch<br />
bei der LH-Aufsichtsratssitzung an<br />
diesem Dienstag auf der Tagesordnung<br />
stehen.<br />
Daneben schwelt weiter der<br />
Dauerstreit mit der Flugbegleiter-<br />
Gewerkschaft Ufo. Ende voriger Woche<br />
wurde ergebnislos verhandelt.<br />
Die Arbeitgeberseite habe die Gespräche<br />
über eine Schlichtungsvereinbarung<br />
nicht ernsthaft geführt,<br />
sagte Ufo-Sprecher Nicoley Baublies.<br />
Voneinem Ausstand will die Unabhängige<br />
Flugbegleiter Organisation<br />
aber erst einmal absehen. Mansetze<br />
auf die bereits benannten Schlichter<br />
Matthias Platzeck und Frank-Jürgen<br />
Weise.Seitnunmehr gutdreiWochen<br />
geht es aufgeregt hin und her. Verhandlungen<br />
wurden vereinbart und<br />
kurzfristig wieder abgesagt. DieLufthansa<br />
zog vor Gericht, mehrere Verfahren<br />
sind anhängig.<br />
Die Querelen gehen auch auf das<br />
Konto der Arbeitsdirektorin und Vorständin<br />
Bettina Volkens. Schon bei<br />
früheren Arbeitskämpfen kam immer<br />
wieder von der Gegenseite der<br />
Vorwurf, dass bei ihr keine klareLinie<br />
zu erkennen sei und es immer wieder<br />
zu unerwarteten Querschüssen<br />
komme. Nun soll der Stuhl von Volkens<br />
wackeln –ein weiteres Thema<br />
für das Treffen der Aufsichtsräte. In<br />
Branchenkreisen heißt es allerdings,<br />
dass Volkens erst einmal nicht gefeuert<br />
wird. Das würde die laufenden<br />
Verhandlungen erschweren und käme<br />
auch bei Anlegernund Analysten<br />
nicht gut an.<br />
Schwedischer Ausrüster kann nach eigenenAngaben Europa mit genügend5G-Funkeinheiten versorgen<br />
Von Andrej Sokolow<br />
D erschwedischeMobilfunkausrüster<br />
Ericssonsieht sich in derLage,<br />
Europa mitgenügend 5G-Funkeinheitenzuversorgen,umdie<br />
Netzefür die<br />
fünfte Mobilfunkgeneration aufzubauen.<br />
Das sagte Ericsson-Manager<br />
Fredrik Jejdling amMontag der DeutschenPresse-Agentur.<br />
Jejdling trat damitBefürchtungenentgegen,<br />
Ericsson<br />
verfügenichtübergenügendKapazitäten,<br />
alleeuropäischen Mobilfunknetzbetreibermit5Gzubeliefern,wennchinesische<br />
Anbieter wegen Sicherheitsbedenken<br />
in Europa ausgeschlossen<br />
Qatar Airwayshat eine der modernsten Flotten.<br />
Die Wurzeln: 1993 wurde<br />
Qatar Airways auf Initiative<br />
der Herrscherfamilie Al Thani<br />
gegründet. Heute betreibt<br />
das Unternehmen mit knapp<br />
50000 Mitarbeiternmehr<br />
als 200 Flugzeuge, die über<br />
160 Ziele anfliegen. Die<br />
Fluggesellschaft machte im<br />
vergangenen Geschäftsjahr<br />
einen dreistelligen Millionenverlust.<br />
QATAR AIRWAYS<br />
Die Strategie: Das Emirat<br />
hat Qatar Airways systematisch<br />
und mit viel Staatshilfe<br />
zu einer führenden Fluggesellschaft<br />
ausgebaut. Um<br />
auch in Europa wachsen zu<br />
können, hat sich das Unternehmen<br />
an mehreren Airlines<br />
beteiligt. Unter anderem<br />
gehören ihr 20 Prozent<br />
an IAG, dem Mutterkonzern<br />
vonBritish Airways.<br />
FOTO: SILAS STEIN/DPA<br />
Die Probleme: Die Vereinigten<br />
Arabischen Emirate,<br />
Saudi-Arabien, Bahrain und<br />
Ägypten werfen Katar Terrorfinanzierung<br />
vor. Sie brachen<br />
im Sommer 2017 die diplomatischen<br />
Beziehungen ab<br />
und verhängten eine Blockade,<br />
die bis heute in Kraft ist.<br />
Das Geschäft vonQatar Airways<br />
hat darunter massiv<br />
gelitten.<br />
Argument auf, 5G-Netze in Europa<br />
könnten eigentlich nur mit Hilfe der<br />
Chinesen aufgebaut werden, weil die<br />
europäischen Huawei-Konkurrenten<br />
Nokia und Ericsson gar nichtüberdie<br />
notwendigen Kapazitäten verfügten.<br />
AußerdemkönntendieEuropäer technologischnicht<br />
mit Huawei mithalten.<br />
Der Lateinamerika- und Europachef<br />
vonEricsson, Arun Bansal, wies in<br />
einem Beitragauf LinkedIn dieseArgumentation<br />
zurück. „Wir sind führend<br />
bei 5G“, erklärte Bansal und verwies<br />
dabei auf eine Studie der AnwaltskanzleiBird&Birdzur<br />
Qualität der 5G-Patente.<br />
(dpa)<br />
DAX-30 in Punkten<br />
3.9.19<br />
3.9.19<br />
MÄRKTE<br />
▼ 12964,68 (–2,05 %)<br />
Rohöl je Barrel Brent inUS-Dollar<br />
Euro in US-Dollar<br />
3.9.19<br />
Stand der Daten: 02.12.2019 (21:50 Uhr)<br />
Alle Angaben ohne Gewähr<br />
Gewinner<br />
2.12.19<br />
▲ 60,91 (+0,30 %)<br />
2.12.19<br />
▲ 1,1023 (+0,37 %)<br />
Quelle<br />
aus DAX und MDAX vom 02.12. zum Vortag<br />
ProSiebenSat.1 13,80 +1,36 WWW<br />
Aurubis 43,50 +1,26 WWW<br />
K+S NA 10,35 +0,93 WWW<br />
Zalando 39,24 +0,36 WW<br />
Dt. Pfandbriefbank 13,69<br />
+0,15 W<br />
Alstria Office 16,60 +0,12 W<br />
Verlierer<br />
2.12.19<br />
aus DAXund MDAX vom02.12.zum Vortag<br />
United Internet NA 29,04 WWWWWWWWWWW –5,56<br />
RWESt. 25,45 WWWWWWWWWWW –5,43<br />
Evotec 19,15 WWWWWWWWWW –4,77<br />
RocketInternet 21,84 WWWWWWWWW –4,29<br />
Dialog Semic.NA 44,56 WWWWWWW –3,51<br />
LindePLC 180,40 WWWWWWW –3,48<br />
Leitbörsen im Überblick<br />
52-Wochen Hoch/Tief 02.12. ±% z. 29.11.<br />
Euro Stoxx 50 (EU) –2,08<br />
3733/2909 3626,66<br />
CAC 40 (FR) – 2,01<br />
5967/4556 5786,74<br />
S&P UK (UK) – 0,84<br />
1562/1323 1469,00<br />
RTS (RU) – 0,39<br />
1488/1033 1432,81<br />
IBEX (ES) –2,09<br />
9588/8286 9156,30<br />
Dow Jones (US) –0,87<br />
28175/21713 27806,94<br />
Bovespa (BR) +0,72<br />
109672/83892 108873,80<br />
Nikkei (JP) +1,01<br />
23608/18949 23529,50<br />
Hang Seng (HK) +0,37<br />
30280/24897 26437,08<br />
Stx Singap. 20 (SG) –0,71<br />
1657/1395 1604,04<br />
Tagesgeld Zins p.a. für Beträge<br />
Kundenkontakt ab 1€ 5.000€ 50.000€<br />
Renault Bank direkt */**<br />
renault-bank-direkt.de 0,50 0,50 0,50<br />
Akbank<br />
akbank.de 0,31 0,31 0,31<br />
Advanzia **<br />
advanzia.com - 0,30 0,30<br />
PrivatBank 1891 **<br />
privatbank1891.com 0,30 0,30 0,30<br />
RaboDirect *<br />
rabodirect.de 0,30 0,30 0,30<br />
ING *<br />
ing.de 0,25 0,25 0,25<br />
Postbank<br />
postbank.de 0,01 0,01 0,01<br />
Santander<br />
santander.de 0,01 0,01 0,01<br />
Targobank<br />
targobank.de 0,01 0,01 0,01<br />
Commerzbank<br />
commerzbank.de 0,00 0,00 0,00<br />
<strong>Berliner</strong> Sparkasse (Online)<br />
berliner-sparkasse.de 0,01 0,01 0,01<br />
<strong>Berliner</strong> Volksbank<br />
030/30633300 0,001 0,001 0,001<br />
Mittelbrandenburgische Sparkasse (Online)<br />
mbsdirekt.de 0,001 0,001 0,001<br />
Sparda-Bank Berlin (Online)<br />
sparda-b.de - 0,001 0,001<br />
BBBank<br />
bbbank.de 0,00 0,00 0,00<br />
Mittelwert von 85 Banken 0,12 0,12 0,12<br />
*Neukunden /Neuanlagen<br />
** Einlagensicherung 100.000 Euro<br />
ERLÄUTERUNGEN Wechselnde Darstellung: Tagesgeld (Dienstag), Ratenkredit<br />
(Mittwoch), Sparbriefe (Donnerstag), Edel- &NE-Metalle (Freitag),<br />
Baudarlehen (Samstag).<br />
Quelle: FMH-Finanzberatung
8 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Meinung<br />
Rechnungshof<br />
ZITAT<br />
Mehr Kontrolle<br />
bitte<br />
Jens Blankennagel<br />
hofft auf noch mehr Disziplin<br />
beim Ausgeben vonSteuergeld.<br />
Das Parlament in Potsdam, das die Gesetze<br />
für das Land Brandenburg beschließt,<br />
tagt öffentlich. Jeder Bürger kann<br />
also bei der Arbeit der Demokratie zuschauen.<br />
Doch wenn ein Gesetz erlassen<br />
ist, obliegt es den zehn Ministerien und<br />
ihren fast unzähligen nachgeordneten<br />
Behörden mit ihren tausenden Beamten<br />
und Mitarbeitern, diese Gesetze umzusetzen<br />
–ohne Zuschauer. Obdabei Geld<br />
verschwendet wird, prüft später der Landesrechnungshof.<br />
Derhat nun seinen aktuellen<br />
Bericht vorgelegt und viele Missstände<br />
offengelegt.<br />
Der Chef des Brandenburger Rechnungshofs<br />
spricht von einer präventiven<br />
und abschreckenden Wirkung, die die<br />
bloße Existenz seiner Behörde hat. Gemeint<br />
ist: Weil es die Kontrolleure gibt,<br />
trauen sich so manche Beamten nicht,<br />
alte schlechte Gewohnheiten fortzusetzen.<br />
Mitunter handelt es sich dabei um<br />
eine völlig sinnlose Geldverschwendung<br />
oder um wirkungsloses Agieren oder um<br />
Handlungen, die an Korruption oder ähnliches<br />
grenzen. Deshalb ist Kontrolle gut.<br />
Dereinzige Nachteil ist, dass Kontrolle<br />
immer erst im Nachhinein erfolgt. Der<br />
Rechnungshof kann Fehlentwicklungen<br />
meist erst Monate oder gar Jahre später<br />
öffentlich machen. Es ist doch zum Beispiel<br />
beschämend, dass sich die Landesregierung<br />
vornimmt, innerhalb von fünf<br />
Jahren 2000 neue Sozialwohnungen<br />
bauen zu lassen und am Ende sind gerade<br />
einmal 59 Wohnungen fertig.<br />
Warum gibt es in den Behörden in<br />
Brandenburg und anderswo keine wirksame<br />
innereKontrolle? Einsehr plakatives<br />
Beispiel: Warum prangert keine Kontrollbehörde<br />
regelmäßig an, dass es unzählige<br />
Baustellen auf Berlins Straßen gibt, auf denen<br />
so gut wie nie gearbeitet wird?<br />
Pflege<br />
Schnelle Hilfe aus<br />
dem Ausland<br />
TimSzent-Ivanyi<br />
findet ein neues Projekt des<br />
Gesundheitsministers sehr gut.<br />
Jens Spahn ist ein Politiker, der nicht<br />
lange fackelt, wenn er sich etwas vorgenommen<br />
hat. Dabei schießt der Gesundheitsminister<br />
immer mal wieder übers<br />
Ziel hinaus, wie etwa zuletzt bei seinem<br />
Versuch, die Daten der Krankenversicherten<br />
für die Forschung zu verwenden. Kurz<br />
vor der Beschlussfassung im Bundestag<br />
musste das Gesetz auch auf Drängen aus<br />
den eigenen Reihen verändert werden,<br />
um Datenschutz sicherzustellen.<br />
Dennoch kann man seiner Arbeitsweise<br />
viel abgewinnen. So ist der Minister<br />
selbst nach Mexiko und in den Kosovo gefahren,<br />
um dort auf die deutsche Pflegemisere<br />
aufmerksam zu machen und Personal<br />
anzuwerben. Und nun hat er zusammen<br />
mit dem Saarland eine Agentur<br />
aus der Taufe gehoben, die Krankenhäusern<br />
und Pflegeeinrichtungen bundesweit<br />
dabei helfen soll, ausländische Pflegekräfte<br />
so unkompliziertund schnell wie<br />
möglich nach Deutschland zu holen. Eigentlich<br />
wäre das eine Aufgabe der Bundesagentur<br />
für Arbeit, doch die ist offensichtlich<br />
zu schwerfällig.<br />
Schon heute sind Zehntausende Stellen<br />
in der Kranken- und Altenpflege unbesetzt,<br />
der Personalbedarfaber wirdimmer<br />
höher. Pflegekräfte aus dem Ausland können<br />
dabei helfen, die Lücke kleiner zu machen.<br />
Doch sie müssen monatelang auf ein<br />
Visum warten, für die Anerkennung der<br />
Berufsabschlüsse gibt es in jedem Bundesland<br />
eigene Regeln. Zwei Jahredauertesim<br />
Schnitt, bis alle Genehmigungen für eine<br />
Arbeitserlaubnis vorliegen. Künftig soll alles<br />
zusammen schon nach sechs Monaten<br />
erledigt sein. Funktioniert die Agentur,<br />
sollte sie unbedingt Schule machen. Denn<br />
nicht nur in der Pflege werden händeringend<br />
Fachkräfte gesucht.<br />
Nato-Familienfoto<br />
Es ist verwirrend. Zurzeit wird mindestens<br />
einmal pro Woche irgendwo<br />
der Klimanotstand ausgerufen.<br />
In jüngster Zeit waren es<br />
zum Beispiel der globale Klimanotstand, erklärt<br />
von mehr als 11 000 Wissenschaftlern<br />
aus aller Welt, der Klimanotstand in Europa,<br />
benannt vom EU-Parlament, sowie Klimanotstände<br />
in den Städten Frankfurt (Oder),<br />
Leipzig und Pfaffenhofen. Jetzt also Berlin.<br />
EinStadtstaat in Klimanotlage.Sowirdesder<br />
Senat wohl diesen Dienstag beschließen.<br />
Damit sind es fast 70 Städte hierzulande,<br />
die anerkennen, dass dem Klimawandel<br />
schleunigst Einhalt geboten werden muss.<br />
Weltweit gibt es diese Bewegung schon länger.Vor<br />
fast genau drei Jahren machte das australische<br />
Darebin City in der Nähe von Melbourne<br />
den Anfang. Seither haben weltweit<br />
mehr als 1200 Städte sowie einige Dutzend<br />
Länder und Provinzregierungen erklärt, dass<br />
sie den Klimawandel als Riesenproblem sehen,<br />
das sofortiges Handeln erfordert.<br />
All diese Initiativen sind gut und richtig.<br />
Man darf die Erklärungen nur nicht falsch<br />
verstehen. Sie sind gewiss nicht der Beginn<br />
einer Ökodiktatur. Das signalisiert auch die<br />
Entscheidung der Umweltsenatorin Regine<br />
Günther, für den im Englischen gebräuchlichen<br />
Begriff „Climate Emergency“ nicht den<br />
Begriff Klimanotstand zu wählen, sondern<br />
ihn mit Klimanotlage zu übersetzen. Denn<br />
mit dem Begriff „Notstand“ haben viele<br />
Menschen hierzulande negative Assoziationen.<br />
Die einen denken an die Notstandsgesetzevon<br />
1968, die den Staat auch in Krisensituationen<br />
handlungsfähig halten sollten.<br />
Die anderen an die Notverordnungen der<br />
Weimarer Republik, die wesentliche Grundrechte<br />
außer Kraft setzen konnten und Adolf<br />
Hitler an die Macht verhalfen.<br />
Einst bildete die Gläserne Blume den Mittelpunkt<br />
im Foyer des Palasts der Republik.<br />
Doch seit 2006 ruhen deren Einzelteile<br />
in einem baufälligen Depot des Deutschen<br />
Historischen Museums und damit im Zuständigkeitsbereich<br />
von Staatsministerin<br />
Grütters.Weil der <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> im Frühjahr<br />
2019 der Zugang zu den verpackten Segmenten<br />
der Blume verwehrt worden war,<br />
fragte ich in meiner Kolumne vom5.November:Was<br />
ist da los? Daraufhin durften wir ins<br />
Depot (siehe den gestrigen Bericht).<br />
Gleichfalls von meiner Kolumne angeregt,<br />
fragte Simone Barrientos, Abgeordnete<br />
der Linken im Bundestag: „Beabsichtigt die<br />
Bundesregierung das kulturpolitisch und<br />
historisch bedeutsame Kunstwerk ‚Die gläserne<br />
Blume‘ für Ausstellungszwecke zu restaurieren?“<br />
Liest man die Antworten, die<br />
Staatsministerin Grütters am 22. November<br />
erteilte, muss man sagen: Sie fertigte den<br />
Deutschen Bundestag mit Halb- und Unwahrheiten<br />
ab: Entgegen dem Urteil der<br />
Fachleute des DHM bestritt sie die Restaurierbarkeit<br />
der Blume; wahrheitswidrig behauptete<br />
sie, „beide“ Schöpfer des monumentalen<br />
Glaskunstwerkes sähen „eine Wiederaufstellung<br />
des Kunstwerks als unangemessen<br />
an“. Der eine Künstler, Richard<br />
Wilhelm, hat öffentlich längst das genaue<br />
Gegenteil erklärt („Das Kunstwerk gehört<br />
nach Berlin, dortsoll es aufgestellt werden“),<br />
der Sohn des anderen Miturhebers,Reginald<br />
Richter, teilte dieser <strong>Zeitung</strong> mit, man habe<br />
vor Jahren die Blume im Depot besichtigt,<br />
Klimawandel<br />
Stadt<br />
in Not<br />
Anne Brüning<br />
freut sich über das Bekenntnis zum Klimaschutz und hofft, dass<br />
es mit der Klimaneutralität in Berlin nun schneller vorangeht.<br />
Derartiges Ermächtigen oder außerparlamentarisches<br />
Handeln ist mit Climate Emergency<br />
nicht gemeint. Dazu fehlte auch jegliche<br />
rechtliche Grundlage. Eshandelt sich lediglich<br />
um offizielle Einsichten, um Selbstverpflichtungen.<br />
Unddarum darf man nicht zu<br />
viel erwarten. Mit Notstandserklärungen signalisieren<br />
Stadtparlamente, Landesregierungen<br />
und bestimmte Gruppen von Menschen,<br />
dass sie verstanden haben, wie ernst<br />
und akut das Problem des Klimawandels ist.<br />
Damit rückt es auf der politischen Agenda<br />
nach oben. Unddagehörtesauch hin. Denn<br />
die meisten von uns haben die Erderwärmung<br />
und ihreFolgen viel zu lange ignoriert,<br />
verdrängt, heruntergeredet, nicht ernst genommen.<br />
Erst die Hitze- und Dürrerekorde<br />
KOLUMNE<br />
Monika Grütters<br />
und die Zukunft<br />
der Palastblume<br />
Götz Aly<br />
Historiker<br />
und dabei seien mit einem Fachmann, den<br />
die Stiftung Humboldt-Forum hinzugezogen<br />
habe, „Ideen einer möglichen Technologie<br />
zur Restaurierung“ erörtertworden.<br />
Nachdem vor mehr als zehn Jahren erwogen<br />
worden war, die Blume als Erinnerung<br />
an den Vorgängerbau Palast der Republik<br />
im Humboldt-Forum zu präsentieren,<br />
wurde dieser Plan irgendwann verworfen.<br />
Zu kompliziert, keine Lust, zu ostig –ich<br />
BERLINER ZEITUNG/HEIKO SAKURAI<br />
der vergangenen zwei Jahre inKombination<br />
mit der beharrlichen „Fridays-for-Future“-<br />
Bewegung haben uns vorAugen geführt, wie<br />
riskant und dumm das war.<br />
Natürlich reicht es nicht aus, die Dringlichkeit<br />
des Problems anzuerkennen. Es<br />
müssen Taten folgen. Interessanterweise hat<br />
Berlin dafür schon einige Vorarbeit geleistet.<br />
Im April 2016 wurde das <strong>Berliner</strong> Energiewendegesetz<br />
verabschiedet. Es legt fest, dass<br />
das Land Berlin bis zum Jahr 2050 klimaneutral<br />
werden soll. Für den Wegdahin hat<br />
das Abgeordnetenhaus vor knapp zwei Jahren<br />
das <strong>Berliner</strong> Energie- und Klimaschutzprogramm<br />
beschlossen, kurz BEK 2030. Es<br />
enthält rund 100 Maßnahmen in den Bereichen<br />
Klimaschutz sowie für die Anpassung<br />
an die Folgen des Klimawandels. Und es<br />
sieht jährliche Monitoringberichte vor, um<br />
die Fortschritte zu kontrollieren.<br />
Berlin hat also im Grunde schon den Fahrplan<br />
und die Instrumente für den Wegindie<br />
Klimaneutralität. Nun wird nachjustiert. Die<br />
Erklärung der Klimanotlage wäre eigentlich<br />
nicht notwendig gewesen. Sieist so etwas wie<br />
ein nachträglicher Eilstempel für das ohnehin<br />
schon begonnene Projekt. Aber das ist okay.<br />
Der Senat befasst sich auf diese Weise noch<br />
einmal mit dem Thema. Und den Bürgern<br />
wird signalisiert, dass man es ernst meint.<br />
Alle,die fürchten, dass ab übermorgen Autos<br />
mit Verbrennungsmotor in Berlin verboten<br />
werden,dürfen jetzt ruhig ausatmen. Und<br />
all diejenigen, die endlich etwas bewegen<br />
wollen, sollten tief Luft holen. Berlin muss<br />
schleunigst die Mobilitätswende vorantreiben,<br />
seine Gebäude sanieren, die Energieversorgung<br />
umkrempeln, seine Wälder umbauen<br />
und vieles mehr. Dafür braucht es einen<br />
langen Atem. Aber inNotlagen wächst<br />
der Mensch ja bekanntlich über sich hinaus.<br />
weiß nicht, was die verantwortlichen Damen<br />
und Herren bewog, den Mantel des<br />
Vergessens über der demontierten Blume<br />
auszubreiten.<br />
Aber was wäre jetzt zu tun? Zunächst<br />
könnte man den erinnerungspolitischen<br />
Scherbenhaufen sichtbar machen. Wiewäre<br />
es, wenn die in Holzverschalungen verpackten<br />
zehn Blätter der Blume, der Schaft und<br />
die gleichfalls zerlegte innere Glaskugel im<br />
Humboldt-Forum gezeigt würden –sowie<br />
sie sind. Dazu wäredann die Geschichte des<br />
Objekts zu erzählen. AufBildschirmen könnten<br />
die Meinung des Publikums,der Künstler<br />
und Architekten hör- und sichtbar gemacht<br />
werden. Da man heutzutage die Partizipation<br />
des Publikums liebt, könnten die Kommentare<br />
der Besucher fortlaufend filmisch<br />
dokumentiert und gezeigt werden, insbesondere<br />
derjenigen, die Blume und Palast<br />
noch kannten. Am Ende stünde dann womöglich<br />
die Restaurierung.<br />
Aber wohin mit dem Großkunstwerk?<br />
Hier mein Vorschlag: Wegen afrikanischer<br />
Rückforderungen von „völkerkundlichen“<br />
Objekten aus der geplanten, extrem kolonial<br />
geprägten Dauerausstellung wird womöglich<br />
bald Platz geschaffen. Dann aber wären<br />
wir Deutsche jählings auf dieVolkskunde unseres<br />
eigenen, oftmals seltsam dämonischen<br />
Germanenstammes zurückgeworfen. Und<br />
neben Originalteilen unserer Kanonenboote,<br />
Stukas, Krematorien etc. würde sich<br />
die Palastblume dann als Insel der Friedfertigkeit<br />
und Selbstbesinnung ausnehmen.<br />
„Ich mag mir gar nicht<br />
vorstellen, wie Willy Brandt<br />
und Helmut Schmidt<br />
jetzt im Himmel sitzen<br />
und das Drama mit<br />
ansehen müssen.“<br />
Brigitte Seebacher-Brandt, Witwedes früheren Kanzlers<br />
und SPD-Vorsitzenden Willy Brandt, in der Bildzeitung<br />
zum Ausgang des SPD-Mitgliederentscheids.<br />
AUSLESE<br />
Die Reize der<br />
Minderheitsregierung<br />
Das Ergebnis des Mitgliederentscheids<br />
der SPD hat auch ein internationales<br />
Echo hervorgerufen. So schreibt die Londoner<br />
Financial Times:„Manche Christdemokraten<br />
finden insgeheim die Vorstellung<br />
verlockend, dass die SPD die Koalition<br />
verlässt, was es der CDU und ihrer bayerischen<br />
Schwesterpartei CSU ermöglichen<br />
würde, allein mit einer Minderheitsregierung<br />
zu herrschen.“ Das wäre allerdings<br />
beispiellos im Nachkriegsdeutschland.<br />
Außerdem habe Angela Merkel eine solche<br />
Option schon mehrfach ausgeschlossen.<br />
„Aber sie hätte ihreReize.“<br />
Die Amsterdamer <strong>Zeitung</strong> de Volkskrant<br />
hält das Liebäugeln der SPD mit<br />
Neuwahlen für riskant: „Schnelle Neuwahlen<br />
sind für die SPD ein großes Risiko.<br />
Die Partei könnte weiter an Zustimmung<br />
verlieren, zumal noch kein neuer Spitzenkandidat<br />
gefunden wurde. Esken und<br />
Walter-Borjans selbst scheinen für eine<br />
Spitzenkandidatur zu unerfahren zu sein.<br />
Keiner vonihnen hatte jemals in der Bundespolitik<br />
eine führende Position inne.“<br />
„Dass die deutschen Sozialdemokraten<br />
künftig von den relativ ungeprüften Norbert<br />
Walter-Borjans und Saskia Esken geführtwerden,<br />
ist ein Schock, der aber keine<br />
Überraschung sein sollte“, meint die liberale<br />
schwedische Tageszeitung Dagens Nyheter.<br />
„Sozialistische Gedanken finden in<br />
immer mehr etablierten Parteien Einzug –<br />
eine Erinnerung daran, dass sich nicht nur<br />
die Rechten auf gefährliche Weiseradikalisieren.“<br />
Christine Dankbar<br />
PFLICHTBLATT DER BÖRSE BERLIN<br />
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Meinungsseite: Christine Dankbar.<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 – S eite 9 *<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Die Kolumne:<br />
Auf eine Curry<br />
mit GregorGysi<br />
Seite 12<br />
Mehr Gewalt: Die Polizeipräsidentin stellt die Kriminalitätsstatistik vor Seite 10<br />
Mehr Schulden: Der Bericht des Landesrechnungshofs Seite 13<br />
Stadtbild<br />
Nichts ist<br />
sicher<br />
Stefanie Hildebrandt<br />
geht DDR-Geschichte nach.<br />
InPankow gibt es jede Menge Gebäude<br />
mit Geschichte.Doch an einem<br />
ging ich in den letzten Jahren<br />
immer nur vorbei, nie hinein. Ein<br />
Fehler.Man muss sich meine Begegnung<br />
mit dem grauen Plattenbau an<br />
der Pankower Pestalozzistraße unterlegt<br />
mit Musik vorstellen. „Why<br />
must all good things come to an<br />
end?“, etwa. Oder: „Es war ne geile<br />
Zeit“.<br />
Für die Künstler des Vereins<br />
Kunstetagen Pankow (KEP), die hier<br />
in den letzten Jahren ihre Ateliers<br />
hatten, geht genau diese Zeit jetzt zu<br />
Ende. Bis zum Jahresende müssen<br />
sie aus ihren Atelierräumen im ehemaligen<br />
Intrac-Gebäude ausziehen.<br />
In dem Gebäudekomplex an der Pestalozzistraße<br />
5bis 8hatte die Intrac,<br />
der einzige Global Player der DDR,<br />
ihren Sitz. Mitüber 700 Mitarbeitern<br />
war die Handelsgesellschaft die<br />
wichtigste und größte Firma des Bereichs<br />
Kommerzielle Koordinierung<br />
(KoKo) unter Alexander Schalck-Golodkowski.<br />
Bei Intrac handelte man<br />
am sozialistischen Plansoll vorbei<br />
mit Antiquitäten, Schmuck, Diamanten,<br />
Erdöl, Edel- und Buntmetallen.<br />
An der Pestalozzistraße sicherten<br />
Kameras und Klingeldraht<br />
erfolgreiche Geschäfte.ImKeller rostet<br />
noch heute ein verschlossener,<br />
großer grüner Tresor vorsich hin.<br />
Nach der Wende zogen kleinere<br />
Gewerbe und Künstler in die Intrac-<br />
Büros. Über 80 Briefkästen im getäfelten<br />
Foyer erzählen noch von der<br />
bunten Mischung. Ingenieure, eine<br />
Musikschule, Architekten, Maler,<br />
Freischaffende, eine Theaterschule,<br />
Beratungsstellen fanden hier bezahlbare<br />
Räume und bildeten eine<br />
einzigartige Hausgemeinschaft.<br />
Noch heute finden sich in den Büros<br />
und Ateliers Original-Einbauten.<br />
Wandschränke, schwere Konferenztische,<br />
inden VIP-Zimmern sorgten<br />
Klimaanlagen vonPanasonic für gutes<br />
Klima. In den Etagenküchen stehen<br />
AEG-Herde, ineinem Schrank<br />
warten seit 30 Jahren Cognacgläser<br />
mit Goldrand auf ein Prosit zum Vertragsabschluss.<br />
Christian Badel, einer<br />
der hier ansässigen Künstler,hat<br />
einen ganzen Karton mit Modeschmuck<br />
made in GDR gefunden.<br />
Mitder Kantine auf dem Gelände,<br />
die bereits dem Abriss zum Opfer gefallen<br />
ist, verschwand auch DDR-<br />
Kunst am Bau, Plastiken und Skulpturen.<br />
„Das Denkmalamt wollte oder<br />
konnte nicht rechtzeitig schauen, ob<br />
Schützenswertes vorhanden ist“,<br />
sagt Grafiker Christian Badel, der<br />
wenigstens fotografierthat, was war.<br />
Denn wo früher Sozialisten richtig<br />
Kohle machten, soll auch heute wieder<br />
gut verdient werden. Anstelle der<br />
Ateliers sollen Eigentumswohnungen<br />
entstehen, heißt es.<br />
Lange Zeit hatte es in den Verhandlungen<br />
mit dem Eigentümer<br />
Hoffnung gegeben, dass hier doch<br />
noch bezahlbarer Raum für Kunst<br />
geschaffen würde,doch diese erwies<br />
sich als trügerisch. DieKünstler werden<br />
jetzt in einen Plattenbau in der<br />
Prenzlauer Promenade ziehen. Hier<br />
haben sie Verträge für neun Monate<br />
bekommen. „Wenn nichts sicher ist,<br />
ist alles möglich“, steht auf dem<br />
Schild an einer Ateliertür. Ergilt leider<br />
auch für die Zukunft der Kunstschaffenden.<br />
Blick auf den Checkpoint Charlie. Verschiedene Interessen prallen an dem geschichtsträchtigen Ortaufeinander.<br />
Ein Platz zum Wohnen und Erinnern<br />
Der Bebauungsplan für den Checkpoint Charlie soll beschlossen werden. Doch es gibt auch andere Ideen<br />
VonUlrich Paul<br />
Der ehemalige Grenzübergang<br />
Checkpoint Charlie<br />
soll nicht nur Anziehungspunkt<br />
für Touristen<br />
sein, sondern zugleich Wohnort<br />
für <strong>Berliner</strong> werden. Das geht aus<br />
dem Bebauungsplanentwurf aus<br />
dem Hause von Stadtentwicklungssenatorin<br />
Katrin Lompscher (Linke)<br />
hervor, der an diesem Dienstag im<br />
Senat beraten werden soll.<br />
Neben einer Fläche für ein Museum<br />
des Kalten Kriegs sind danach<br />
auf dem 1,3 Hektar großen Areal ein<br />
Stadtplatz sowie eine gemischte Bebauung<br />
mit rund 300 Wohnungen<br />
vorgesehen. Eigentlich wollte sich<br />
Lompscher für ihren Plan bereits am<br />
vergangenen Dienstag die Zustimmung<br />
der Landesregierung holen,<br />
doch konnte sich die Koalition zu<br />
dem Zeitpunkt noch nicht einigen.<br />
Grund dafür war dem Vernehmen<br />
nach, dass von SPD-Seite Forderungen<br />
nach dem Bauvon zwei bis zu 60<br />
Meter hohen Gebäuden („Hochpunkten“)<br />
auf dem Areal unterstützt<br />
wurden, während der Entwurf aus<br />
dem Hause Lompscher die Hochpunkte<br />
nicht vorsieht. Jetzt soll es<br />
zwar weiterhin keine Hochpunkte<br />
geben, doch signalisierte Lompscher<br />
bereits in der vergangenen Woche<br />
Entgegenkommen. Es gebe bei dem,<br />
was städtebaulich und architektonisch<br />
möglich sei, eine „Menge<br />
Spielraum“, sagte sie.<br />
„Ich bin sehr zuversichtlich, dass<br />
der Bebauungsplan durch den Senat<br />
gehen wird“, sagte die Grünen-Abgeordnete<br />
Daniela Billig am Montag.<br />
„Damit wir wirklich auf der sicheren<br />
Seite sind, müssen wir den Bebauungsplan<br />
bis zum 14. Februar 2020<br />
beschlossen und veröffentlicht haben.“<br />
Die Gefahr sei sonst zu groß,<br />
dass Gerichte gegen die Interessen<br />
Berlins entscheiden.<br />
Veränderungssperreläuft aus<br />
Hintergrund: Mitte Februar 2020<br />
läuft eine sogenannte Veränderungssperre<br />
für das östliche Grundstück<br />
am Checkpoint Charlie aus.Sie<br />
verhindertwährend der Arbeiten am<br />
Bebauungsplan, dass Bauwünsche,<br />
die den Interessen des Landes widersprechen,<br />
genehmigt werden. Zwar<br />
gibt es immer wieder Äußerungen,<br />
wonach die Veränderungssperre für<br />
das östliche Grundstück verlängert<br />
werden könnte,doch hat die Senatsverwaltung<br />
für Stadtentwicklung<br />
diese stets zurückgewiesen. Dies sei<br />
nur möglich, wenn besondere Umstände<br />
vorlägen. Dies sei hier aber<br />
nicht der Fall.<br />
Der ehemalige Wirtschaftssenator<br />
Wolfgang Branoner (CDU) wies<br />
am Montag unter Berufung auf ein<br />
Gutachten darauf hin, dass selbst bei<br />
der Aufhebung der Veränderungssperre<br />
noch Zeit bleibe, umamBebauungsplan<br />
weiterzuarbeiten. Für<br />
die Erteilung einer Baugenehmigung<br />
sei nämlich die Rechtslage zum<br />
Zeitpunkt der Genehmigung maßgeblich,<br />
also nach Abschluss eines<br />
mehrmonatigen Genehmigungsverfahrens.<br />
Folglich bestehe noch nach<br />
dem 14. Februar 2020 für mindestens<br />
sechs bis neun Monate die Möglichkeit,<br />
den Bebauungsplanentwurf<br />
zu ändern und zu ergänzen. Dafür<br />
plädiert Branoner, der heute die Beratungsfirma<br />
SNPC führt.<br />
Unterstützung für TimRenner<br />
Branoner stärkt damit den ehemaligen<br />
Kulturstaatssekretär TimRenner<br />
(SPD), der sich im Sommer für ein<br />
anderes Konzept am Checkpoint<br />
Charlie ausgesprochen hatte. Renner<br />
favorisiert Studentenwohnungen<br />
an Stelle einer normalen Wohnbebauung.<br />
Zudem sähe er die Friedrichstraße<br />
gerne als verkehrsberuhigte<br />
Zone. Branoner und Renner<br />
sind miteinander befreundet, seitdem<br />
Universal Music Deutschland –<br />
damals mit Renner als Chef –imJahr<br />
2002 seinen Sitz von Hamburg nach<br />
Berlin verlegte. Der „Checkpoint“<br />
des Tagesspiegel hatte zuerst über<br />
das Gutachten im Auftrag von Branoners<br />
Firmaberichtet.<br />
Lompschers Plan sieht vor, östlich<br />
der Friedrichstraße einen Bildungs-<br />
und Erinnerungsort einzurichten.<br />
Dort soll ein Museum entstehen,<br />
das an die Zeit des Kalten<br />
Kriegs erinnert. Westlich der Friedrichstraße<br />
ist ein Stadtplatz vorgesehen.<br />
Die Wohnungen sollen aus<br />
Gründen des Lärmschutzes möglichst<br />
in jenen Bereichen entstehen,<br />
die vom Stadtplatz und Museum<br />
abgewandt sind. Lompschers Plan<br />
hebt sich deutlich von den Überlegungen<br />
des Investors Trockland ab,<br />
mit dem das Land Berlin sehr lange<br />
über den Checkpoint Charlie verhandelte,<br />
zudem es aber nach Berichten<br />
über ein komplexes Firmennetzwerk<br />
mit Zweigen in Steueroasen<br />
wie Luxemburg und Zypern auf<br />
Distanz ging. So ist beispielsweise<br />
kein Hotel mehr vorgesehen, das<br />
Trockland ursprünglich bauen<br />
wollte. Das Unternehmen will aber<br />
trotzdem weiter am Checkpoint<br />
Charlie investieren.<br />
Es gibt, wie berichtet, auch noch<br />
einen ganz anderen Vorschlag für<br />
den Checkpoint Charlie.Der Bremer<br />
Investor Alexander Ruddat bietet an,<br />
das Museum des Kalten Kriegs in<br />
dem von ihm erworbenen Haus an<br />
AFP/ JOHN MACDOUGALL<br />
der Zimmerstraße 19 einzurichten –<br />
in unmittelbarer Nähe zum Checkpoint<br />
Charlie.Damit hätte Berlin die<br />
Chance, den Ort der Blockkonfrontation<br />
voneiner Bebauung freizuhalten<br />
–und die charakteristische Leere<br />
des Platzes erlebbar zu machen. Beraten<br />
wird Ruddat vom Unternehmen<br />
des ehemaligen Stadtentwicklungssenators<br />
Peter Strieder (SPD).<br />
NACHRICHTEN<br />
„Dieselfahrverbote<br />
nicht kontrollierbar“<br />
Fahrer alter Diesel haben nach Einschätzung<br />
der Gewerkschaft der Polizei<br />
in den Fahrverbotszonen in Berlin<br />
nicht allzu viel zu befürchten.<br />
„Der Personalkörper der <strong>Berliner</strong> Polizei<br />
gibt es nie im Leben her,dass wir<br />
alle Verbotszonen im Blick behalten<br />
und dortregelmäßig kontrollieren<br />
können“, erklärte die Gewerkschaft.<br />
DieFahrverbote seien unter den gegebenen<br />
Voraussetzungen nicht<br />
kontrollierbar.Die Gewerkschaft forderteine<br />
automatisierte Kennzeichenerkennung<br />
in den betroffenen<br />
Straßenabschnitten. DerSenat hatte<br />
im Juli Dieselfahrverbote für mehrere<br />
Stellen in der Hauptstadt beschlossen,<br />
um die Stickoxidbelastung<br />
zu senken. (dpa)<br />
GSG 9bis Ende 2020<br />
permanent in Berlin<br />
Gutes aus<br />
Artgerechter Tierhaltung<br />
DieSpezialeinheit GSG 9will einen<br />
neuen StandortinBerlin bis Ende<br />
kommenden Jahres mit dauerhaften<br />
Kräften besetzt haben. Dazu werde<br />
die Einheit der Bundespolizei auch<br />
etwa um ein Drittel wachsen, berichtet<br />
die ARD in der Dokumentation<br />
„GSG 9–Terror im Visier“. „Ich gehe<br />
davon aus,dass wir Ende nächsten<br />
Jahres Kräfte fest hier haben, die<br />
dann permanent in Berlin sind“,<br />
sagte GSG 9-Kommandeur Jerome<br />
Fuchsineinem Interview. (dpa)<br />
VORBESTELLUNG<br />
FÜR DIE<br />
WEIHNACHTSTAGE<br />
an den Theken der<br />
100 %Bio ·von Bauern aus der Region<br />
keine Antibiotika ·Verzicht auf Geschmacksverstärker<br />
BIOMANUFAKTUR-HAVELLAND.DE
10 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Berlin<br />
Alles auf Grün<br />
Die Liste der beliebten Politiker<br />
führt ein Linker an. Bei den Parteien dagegen<br />
liegt klar die Umweltpartei vorne<br />
+1,2<br />
VonMelanie Reinsch<br />
+0,8<br />
+0,7<br />
Beliebtheit der <strong>Berliner</strong> Senatoren<br />
Bewertung anhand einer Skala von +5bis –5(dargestellt ist jeweils der Mittelwert)<br />
+0,7<br />
+0,6<br />
+0,5<br />
+0,4<br />
–0,4<br />
–0,6<br />
–0,7 –0,7<br />
Veränderung zum Vormonat<br />
+0,1 +0,2 +0,2 +0,2 +0,1<br />
+0,1 +0,1<br />
–0,1<br />
+0,1 +0,3<br />
Bekanntheit<br />
0<br />
75 % 75 %<br />
69 %<br />
65%<br />
96 %<br />
70 %<br />
55 %<br />
60 %<br />
80% 74 %<br />
70 %<br />
Klaus Lederer<br />
(Linke)<br />
Andreas Geisel<br />
(SPD)<br />
Matthias Kollatz<br />
(SPD)<br />
Dilek Kalayci<br />
(SPD)<br />
Michael Müller<br />
(SPD)<br />
Ramona Pop<br />
(Grüne)<br />
Elke Breitenbach<br />
(Linke)<br />
Dirk Behrendt<br />
(Grüne)<br />
Katrin Lompscher<br />
(Linke)<br />
Sandra Scheeres<br />
(SPD)<br />
Regine Günther<br />
(Grüne)<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: FORSA<br />
Kurz vor Weihnachten werden<br />
im politischen Berlin<br />
die Karten neu gemischt.<br />
Denn am Wochenende hat<br />
sich die Bundes-SPD auf ein neues<br />
Führungsduo geeinigt: Saskia Esken<br />
und Norbert Walter-Borjans. Damit<br />
hatte kaum einer gerechnet, denn<br />
das Duo gilt als links, führungsunerfahren<br />
und GroKo-kritisch. Welche<br />
Auswirkungen das Ergebnis haben<br />
wird, darüber scheiden sich die Geister.Denn<br />
während die einen der SPD<br />
nun den Untergang prognostizieren,<br />
sind sich andereKommentatoren sicher,<br />
dass die Wahl des Duos Esken/Borjan<br />
die Stunde Null in Richtung<br />
Neustartmarkiert.<br />
Befragung vorSPD-Entscheidung<br />
In der aktuellen November-Umfrage<br />
des Meinungsforschungsinstituts<br />
Forsa im Auftrag der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong> spielen diese Effekte noch<br />
keine Rolle, denn die Zahlen sind<br />
vor der Wahl erhoben worden. Die<br />
neuesten Entwicklungen bei der<br />
SPD werden also erst im nächsten<br />
Monat sichtbar. Und so bleiben die<br />
Werte imNovember noch stabil mit<br />
Sonntagsfrage Abgeordnetenhaus<br />
November 2019 „Wenn am Sonntag<br />
Abgeordnetenhauswahl wäre...“<br />
in KlammernVeränderung zum Vormonat<br />
SPD<br />
16 %<br />
(+1)<br />
Grüne<br />
24 %<br />
(–1)<br />
Linke<br />
17 % (+1)<br />
CDU<br />
17 % (–1)<br />
FDP<br />
5%(±0)<br />
AfD<br />
11 % (±0)<br />
Sonstige<br />
10 % (±0)<br />
geringfügigen Änderungen zum<br />
Vormonat.<br />
Forsa befragte im Zeitraum zwischen<br />
dem 21. und dem 28. November<br />
1006 <strong>Berliner</strong>. Die Grünen bleiben<br />
danach weiterhin stärkste Kraft<br />
in Berlin, verlieren aber im Vergleich<br />
zum Vormonat einen Prozentpunkt<br />
und kommen so auf 24 Prozent. Hinzugewinnen<br />
konnten allerdings die<br />
Koalitionspartner – jeweils einen<br />
Prozentpunkt. Die <strong>Berliner</strong> SPD<br />
kommt innerhalb der Regierung auf<br />
Platz drei mit 16 Prozent und liefert<br />
sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit<br />
den Linken, die auf 17 Prozent kommen.<br />
Man nähert sich also wieder<br />
langsam an. Knapp zwei Jahre vor<br />
der nächsten Abgeordnetenhauswahl<br />
hält das Dreier-Bündnis also<br />
weiterhin eine solide Mehrheit von<br />
57 Prozent – allen Querelen zum<br />
Trotz. Das ist in Zeiten, in denen<br />
Bündnisse durch die Zerfledderungen<br />
der Parteien immer schwieriger<br />
werden, durchaus eine Erwähnung<br />
wert. Beispiel Thüringen: Dort ist<br />
eine Koalition nach der Landtagswahl<br />
bisher nicht in Sicht. Auch in<br />
der Opposition bleibt es im November<br />
ruhig. Die FDP schabt wie auch<br />
im Oktober schon an der Fünf-Prozent-Hürde<br />
entlang, die AfD kommt<br />
erneut auf elf Prozent, und die<br />
Christdemokraten verlieren einen<br />
Prozentpunkt und landen damit bei<br />
17 Prozent. Sie teilen sich in der Gesamtwertung<br />
den zweiten Platz mit<br />
den Linken.<br />
35 Prozent sind mit der Arbeit des<br />
<strong>Berliner</strong> Senats zufrieden oder sehr<br />
zufrieden, 37 Prozent weniger zufrieden<br />
und jeder fünfte <strong>Berliner</strong> „gar<br />
nicht“. Eine Koalition aus SPD,CDU<br />
und Grünen, wie sie kürzlich in<br />
Sonntagsfrage Bundestagswahl<br />
November 2019 „Wenn am Sonntag<br />
Bundestagswahl wäre...“ in Klammern<br />
Veränderung zum Vormonat<br />
SPD<br />
14 %<br />
(+1)<br />
Grüne<br />
24 %<br />
(±0)<br />
Linke<br />
16 % (+1)<br />
CDU<br />
20 % (–2)<br />
FDP<br />
7%(+1)<br />
AfD<br />
11 % (±0)<br />
Sonstige<br />
8%(–1)<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: FORSA<br />
Brandenburg geschlossen wurde,<br />
fände unter den <strong>Berliner</strong>nwenig Anklang.<br />
Mehr als die Hälfte (51 Prozent)<br />
kann sich so ein Bündnis für<br />
die Hauptstadt nicht vorstellen.<br />
Obwohl die Grünen nach den<br />
Umfragewerten am besten dastehen<br />
und die Sozialdemokraten nur<br />
auf dem vierten Platz landen,<br />
trauen nur 15 Prozent der <strong>Berliner</strong><br />
der Ökopartei zu, mit den Problemen<br />
in Berlin am besten fertig zu<br />
werden – damit stehen sie fast<br />
gleichauf mit der SPD, die hier auf<br />
14 Prozent kommt. Für die SPD ist<br />
das der beste Wert seit April 2018.<br />
Im Juli trauten nur 8 Prozent der<br />
<strong>Berliner</strong> der SPD das zu. Für die<br />
Grünen ist es dagegen der schlechteste<br />
seit März 2019. Im Juli 2019<br />
trauten noch 21 Prozent der Befragten<br />
den Grünen zu, die Probleme<br />
der Stadt am ehesten in den Griff zu<br />
bekommen. Die Linken erhalten<br />
hier im November einen Wert von 8<br />
Prozent, die CDU von 9Prozent. 49<br />
Prozent der <strong>Berliner</strong> gab allerdings<br />
an, dass keine Partei in der Lage sei,<br />
die Probleme der Stadt zu lösen.<br />
Grünen im Bund stärkste Kraft<br />
Wäre amWochenende Bundestagswahl,<br />
so hätte vorallem die CDU am<br />
stärksten verloren. Siebüßt zwei Prozentpunkte<br />
ein und landet bei<br />
20 Prozent. Stärkste Kraft bleiben die<br />
Grünen mit 24 Prozent (+/- 0). Auch<br />
auf Bundesebene gewinnt die SPD<br />
einen Prozentpunkt hinzu und<br />
kommt so auf 14 Prozent. Auch Linke<br />
(16 Prozent) und FDP (7 Prozent)<br />
konnten jeweils um einen Prozentpunkt<br />
zulegen. Die rechtspopulistische<br />
AfD stagnierte im November<br />
bei 11 Prozent.<br />
Gnädig zeigten sich die Befragten<br />
bei der Bewertung der Senatoren<br />
und Senatorinnen. Fast alle werden<br />
positiver als im Oktober bewertet –<br />
nur Justizsenator Dirk Behrendt<br />
musste 0,1 Punkte einbüßen und<br />
Verkehrssenatorin Regine Günther<br />
(beide Grüne) blieb in der Bewertung<br />
gleich, so dass sich Günther den<br />
letzten Platz mit SPD-Bildungssenatorin<br />
Sandra Scheeres teilen muss.<br />
Letzterekonnte allerdings am stärksten<br />
von allen (+0,3) zulegen. Zu<br />
schwach waren ihreWerte allerdings<br />
im Vormonat, so dass es trotzdem zu<br />
keinen größeren Sprüngen auf der<br />
Treppe reicht.<br />
Gewinner bleibt wie auch in den<br />
Vormonaten Kultursenator Klaus Lederer<br />
(Linke), gefolgt von drei SPD-<br />
Senatorinnen und -senatoren: Innensenator<br />
Andreas Geisel, Finanzsenator<br />
Matthias Kollatz und Gesundheitssenatorin<br />
Dilek Kalayci.<br />
Der Regierende Bürgermeister<br />
Michael Müller, ebenfalls Sozialdemokrat,<br />
landet in diesem Monat auf<br />
dem fünften von elf Plätzen –abermals<br />
vor Wirtschaftssenatorin Ramona<br />
Pop(Grüne).<br />
Gestiegene Gewaltbereitschaft<br />
Die Polizei registriert mehr Vorfälle gegen Schwule, Lesben und Transsexuelle –zeitgleich sank die Aufklärungsquote<br />
VonMelanie Reinsch<br />
InBerlin ist die Zahl homophober<br />
und transphober Übergriffe auf<br />
Schwule,Lesben oder Transsexuelle,<br />
die polizeilich erfasst wurden, in diesem<br />
Jahr eklatant angestiegen. In<br />
den ersten drei Quartalen verzeichnete<br />
die Polizei 261 Fälle. ImVergleichszeitraum<br />
waren es im Jahr<br />
2018 insgesamt 184 Fälle. Die registrierten<br />
Vorfälle fallen in der Kriminalitätsstatistik<br />
in den Bereich der<br />
Hasskriminalität gegen sexuelle Orientierung<br />
beziehungsweise gegen<br />
geschlechtliche Identität.<br />
Aufklärungsquote sinkt<br />
Auch die Aufklärungsquote der Taten<br />
sank von 47Prozent im vergangenen<br />
Jahr auf 38 Prozent in diesem<br />
Jahr. Amhäufigsten ereigneten sich<br />
die Übergriffe in Mitte, Tempelhof-<br />
Schöneberg, Friedrichshain-Kreuzbergund<br />
Neukölln.<br />
Der Grad der Gewaltbereitschaft,<br />
Homophobie und Transphobie<br />
weite sich immer weiter aus, sagte<br />
die <strong>Berliner</strong> Polizeipräsidentin Barbara<br />
Slowik am Montag bei der Vorstellung<br />
der aktuellen Zahlen. Mit<br />
größtem Bedauern und Erschüttern<br />
sei festzustellen, dass die Zahlen im<br />
Jahr 2019 gestiegen seien. Slowik<br />
glaubt, dass die Zahlen vor allem<br />
durch die zunehmende Polarisierung<br />
in vielen Bereichen der Gesellschaft<br />
zu erklären seien. Diese führe<br />
zu einem Ansteigen von Hasskriminalität.<br />
„Das ist eine gesamtgesellschaftliche<br />
Aufgabe“, so Slowik. Positiv<br />
sei zu verzeichnen, dass es eine<br />
erhöhte Anzeigenbereitschaft gebe.<br />
Generalstaatsanwältin Margarete<br />
Koppers erklärte,dass ein Blick in die<br />
Statistik zeige,dass es auch nur zu einem<br />
geringen Teil zu Verurteilungen<br />
käme.„Nur inknapp 60 Prozent der<br />
Fälle konnten wir den Täter oder die<br />
Täterin namhaft machen. Dasist ein<br />
Homophobe und<br />
transphobe Übergriffe<br />
in Berlin, jeweils die ersten drei Quartale<br />
2018 2019<br />
184 261<br />
BLZ/GALANTY; QUELLE: POLIZEI<br />
Problem vonHasskriminalität im Internet,<br />
die vielfach aus der Anonymität<br />
begangen wird“, so Koppers.Dort<br />
stoße man an Grenzen, auch durch<br />
die mangelnde Mitwirkungsbereitschaft<br />
der Netzbetreiber.<br />
Derüberwiegende Teil der Anzeigen<br />
musste daher eingestellt werden,<br />
weil die Fälle nicht ausreichend<br />
nachweisbar waren. In 51 Fällen kam<br />
es zu Anklagen. Laut Koppers sei das<br />
im Vergleich zu den vorigen Jahren<br />
„schon eine recht große Zahl“. Die<br />
Verfahren endeten überwiegend mit<br />
Geldstrafen. Jugend- oder Freiheitsstrafen<br />
wurden in vier Fällen verhängt<br />
–dazu zählte schwerer Raub<br />
und gefährliche Körperverletzung.<br />
„Das Dunkelfeld ist nach wie vor<br />
sehr groß. Wir leben in einer Zeit, in<br />
der Hasskriminalität und Menschenfeindlichkeit<br />
zum Alltag geworden<br />
ist“, betonte die Generalstaatsanwältin<br />
weiter. Die Zahlen<br />
stiegen stetig. Minderheiten stünden<br />
im Fokus rechtsradikaler Kreise.„Jeder<br />
kann betroffen sein oder ist es<br />
schon“, machte Koppers deutlich.<br />
Respektpreis verliehen<br />
Im Zuge der Vorstellung der Zahlen<br />
wurde am Montag auch zum neunten<br />
Malder Respektpreis vomBündnis<br />
gegen Homophobie verliehen.<br />
Ausgezeichnet wurde der Türkische<br />
Bund in Berlin-Brandenburg (TBB),<br />
der sich vorallem in den Communitys<br />
türkischstämmiger Menschen<br />
engagiert und dort kontinuierlich<br />
Aufklärungsarbeit zum Thema Homosexualität<br />
leistet. Anfang 2018<br />
startete der TBB das Projekt „Mein<br />
Kind –ohne Wenn und Aber! Stärkung<br />
von LGBTQI und ihrer Familien“,<br />
mit dessen Hilfe sich Eltern<br />
über geschlechtliche Identitäten<br />
und sexuelle Orientierungen informieren<br />
können. Safter Çinar vom<br />
TBB bedankte sich für die Auszeichnung<br />
und sagte, dass besonders „in<br />
unserer Community noch mehr Aufklärungsbedarf“<br />
bestünde.<br />
Dirk Behrendt (Grüne), Senator<br />
für Justiz, Verbraucherschutz und<br />
Antidiskriminierung, betonte, dass<br />
Gewalt und Diskriminierung leider<br />
auch in Berlin zum Alltag vieler<br />
LSBTI-Menschen gehörten. „Ich<br />
finde das unerträglich. Die Zahlen<br />
zeigen aber auch: Es ist wichtiger<br />
denn je, sich für Respekt und Toleranz<br />
einzusetzen“, so Behrendt.<br />
Auch aus diesem Grund werde Berlin<br />
bald ein Landesantidiskriminierungsgesetz<br />
(LADG) haben. Das Gesetz,<br />
das der Senat bereits im Juni beschlossen<br />
hat, muss noch das Abgeordnetenhaus<br />
passieren. Mit dem<br />
LADG sollen die europäischen Vorgaben<br />
im Bereich des Antidiskriminierungsrechts<br />
im <strong>Berliner</strong> Landesrechtumgesetzt<br />
werden.<br />
Damit wäre Berlin das erste Bundesland,<br />
das ein entsprechendes Gesetz<br />
auf den Weggebracht hat. Betroffene,<br />
die sich zum Beispiel von<br />
der Polizei, in Behörden oder Schulen<br />
benachteiligt sehen, sollen dann<br />
ein Instrument haben, um dagegen<br />
vorzugehen. Der Gesetzentwurf aus<br />
dem Haus der Justizverwaltung stößt<br />
allerdings bei der Gewerkschaft der<br />
Polizei auf Kritik. So sorgt die Beweislastumkehr<br />
für Unmut. Sie befürchtet,<br />
dass die Polizei unter Generalverdacht<br />
gestellt würde. Aktuell<br />
wird das Gesetz in den Ausschüssen<br />
beraten, vermutlich soll es im Januar<br />
verabschiedet werden.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 11<br />
· ·<br />
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Berlin<br />
„Wir müssen ertragen, was wir nicht begreifen können“<br />
Hunderte erwiesen ihm die letzte Ehre: Am Montag wurde der getötete Fritz von Weizsäcker beerdigt<br />
VonNorbertKoch-Klaucke<br />
Hunderte kamen. Familie,<br />
Freunde, Mediziner-<br />
Kollegen, sogar einstige<br />
Patienten erschienen,<br />
um den getöteten Chefarzt der<br />
Schlosspark-Klinik, Professor Fritz<br />
vonWeizsäcker,die letzte Ehrezuerweisen.<br />
Der 59-jährige international<br />
anerkannte Mediziner, der im November<br />
von einem psychisch Kranken<br />
erstochen worden war, wurde<br />
am Montag auf dem Waldfriedhof in<br />
Dahlem neben seinem Vater, dem<br />
einstigen Bundespräsidenten und<br />
früheren <strong>Berliner</strong> Regierenden Bürgermeisters<br />
Richard von Weizsäcker<br />
(1920-2015), beigesetzt.<br />
FDP-Chef unter den Gästen<br />
Trauerfeier für Fritz von Weizsäcker:Mitarbeiter eines Bestattungsunternehmens tragen den Sarg aus der Jesus-Christus-Kirche in Dahlem.<br />
Zuvor wurde unter großer Anteilnahme<br />
ein Gedenkgottesdienst in<br />
der Jesus-Christus-Kirche abgehalten.<br />
Das1927 erbaute Gotteshaus an<br />
der Dahlemer Hittorfstraße war bei<br />
der einstündigen Trauerfeier bis auf<br />
den letzten Platz gefüllt. Etwa 600<br />
Trauergäste seien es gewesen, teilte<br />
das mit der Ausführung beauftragte<br />
<strong>Berliner</strong> Bestattungsunternehmen<br />
Hunold &Co. mit.<br />
In der ersten Reihe saß die Familie<br />
des Mediziners: die Ehefrau, die<br />
drei Töchter und der Sohn von Fritz<br />
von Weizsäcker, sowie dessen 87<br />
Jahre alte Mutter Marianne von<br />
Weizsäcker. Unter den Trauernden,<br />
die an dem Gedenkgottesdienst teilnahmen,<br />
waren auch FDP-Chef<br />
Christian Lindner, ein Freund des<br />
Arztes, und der <strong>Berliner</strong> Kunstfördererund<br />
Anwalt Peter Raue.<br />
Im Altarraum stand der mit Blumen<br />
geschmückte Eichenholzsarg.<br />
EinBild des Toten, wie oft bei prominenten<br />
Trauerfeiern üblich, gab es<br />
jedoch nicht. Neben dem Sarg standen<br />
Gestecke mit Rosen und Gerbera<br />
und drei große Kränze. Einen<br />
hatte der Regierende Bürgermeister<br />
Michael Müller geschickt. Viele<br />
Gäste hatten sich aber wohl an die<br />
Bitte der Familie gehalten, statt überbordender<br />
Blumen Geld für die Sanierung<br />
der Jesus-Christus-Kirche<br />
zu spenden.<br />
DiePfarrerin der Dahlemer Evangelischen<br />
Kirchengemeinde, Cornelia<br />
Kulawik, erinnerte zu Beginn der<br />
Trauerfeier an die gewaltsame Tat,<br />
durch die Fritz von Weizsäcker aus<br />
dem Leben gerissen wurde. „Wir<br />
müssen hinnehmen, was geschehen<br />
ist. Wir müssen ertragen, was wir<br />
nicht begreifen können“, sagte sie.<br />
Worte des Trostes fand die Pfarrerin<br />
in dem Glaubensbekenntnis des von<br />
den Nationalsozialisten ermordeten<br />
SABINE GUDATH<br />
Pfarrers Dietrich Bonhoeffer, das<br />
dieser 1943 geschrieben hatte. Kulawik<br />
zitierte daraus: „Ich glaube, dass<br />
Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft<br />
geben will, wie wir<br />
brauchen.“<br />
Fritz vonWeizsäcker war seit 2005<br />
Chefarzt für Innere Medizin an der<br />
Schlosspark-Klinik in Charlottenburg.<br />
Dort wurde der Mediziner am<br />
19. November während eines Vortrages<br />
von einem Zuhörer mit einem<br />
Messer erstochen worden. Laut<br />
Staatsanwaltschaft sei der Angreifer<br />
psychisch krank und habe „wahnbedingt“<br />
eine Abneigung gegen die Familie<br />
vonWeizsäcker.Der 57-jährige<br />
Mann aus Rheinland Pfalz wurde in<br />
die Psychiatrie eingewiesen. Die Ermittlungen<br />
laufen weiter.<br />
Bei der Trauerfeier würdigte Altbischof<br />
Wolfgang Huber in seiner<br />
Predigt Fritz von Weizsäcker als einen<br />
„herzensgütigen Menschen“<br />
und Humanisten, der als Arzt stets<br />
für das Wohl seine Patienten im Einsatz<br />
war.Erhabe sich für Familie und<br />
Beruf gleichermaßen interessiert.<br />
VonWeizsäcker mochte Schach und<br />
Primzahlen. Privat sei er gerne nach<br />
England und Italien gereist, liebte<br />
Musik, spielte Klavier.<br />
So erklangen während der Trauerfeier<br />
Werke von Johann Sebastian<br />
Bach und vonFilmkomponisten, die<br />
von Weizsäcker verehrte. Dazu gehörte<br />
auch das „Liebesthema“ aus<br />
dem Hollywood-Klassiker „Der<br />
Pate“. „Denn nicht der Todhat das<br />
letzte Wort, sondern die Liebe.“,<br />
sagte Huber. „Im Namen der Liebe<br />
Gottes nehmen wir Abschied von<br />
Fritz vonWeizsäcker.“<br />
Auf dem Waldfriedhof in Dahlem<br />
wurde der Arzt neben dem Grab seines<br />
Vaters beigesetzt. Mutter Marianne<br />
von Weizsäcker stand gefasst<br />
davor, als der Sarg ihres jüngsten<br />
Sohnes in die Tiefe gelassen wurde.<br />
Stasi-Museum:<br />
Mielkes Gold geraubt?<br />
Herkunft und Verbleib des Schmucks sind ungeklärt<br />
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VonPhilippe Debionne und Klaus Oberst<br />
Waren es Sammler auf der Jagd<br />
nach seltenen Zeitdokumenten<br />
oder doch nur gewöhnliche Kriminelle?<br />
Nach dem Einbruch in das<br />
Stasi-Museum in der Ruschestraße<br />
in Lichtenberg gibt es noch keine<br />
heiße Spur zu den Tätern. Doch es<br />
wurden nicht nur Orden und andere<br />
DDR-Devotionalien entwendet,<br />
sondern auch wertvoller Goldschmuck<br />
aus früheren Stasi-Beständen.<br />
Einzelheiten zu den gestohlenen<br />
Exponaten, bei denen es sich um<br />
Trauringe sowie mit Edelsteinen besetzte<br />
Ringe handeln soll, wollte die<br />
Polizei zunächst nicht bekanntgeben.<br />
Allerdings wurde dieser <strong>Zeitung</strong><br />
aus Ermittlerkreisen bestätigt, dass<br />
es sich nach derzeitigem Kenntnisstand<br />
um bei der Wende entdeckten<br />
Schmuck aus Stasi-Beständen handeln<br />
soll, deren rechtmäßige Besitzer<br />
bislang nicht ausfindig gemacht<br />
werden konnten. DasBundesamt für<br />
offene Vermögensfragen habe die<br />
Stücke dem Museum als Dauerleihgabe<br />
überlassen. Zuerst hatte der Tagesspiegel<br />
darüber berichtet.<br />
Damit stammen Teile der jetzt gestohlenen<br />
Stücke möglicherweise<br />
aus der berüchtigten „Aktion Licht“<br />
aus dem Jahr 1962. Damals ließ die<br />
DDR-Führung unter der Führung<br />
von Erich Mielke persönlich rund<br />
21 000 Bankschließfächer und Tresoreaufbrechen,<br />
die nach 1945 nicht<br />
mehr geöffnet worden waren. Der<br />
Großteil der Besitzer war entweder<br />
von den Nazis ermordet worden<br />
oder lebte im Westen.<br />
„Eventuell vorhandene Alarmanlagen<br />
wurden im Vorfeld mit Hilfe<br />
eingesetzter IM in den Banken geortet<br />
und außer Betrieb gesetzt“, heißt<br />
es auf der Internetseite des Bundesbeauftragten<br />
für Stasi-Unterlagen.<br />
Und weiter: „Ausgespäht werden<br />
sollten darüber hinaus auch Privathäuser,<br />
in die offensichtlich ebenfalls<br />
konspirative Einbrüche geplant<br />
waren, um auch dortinvergessenen<br />
Safes nach weiterem Gesellschaftseigentum“<br />
wie Schmuck, Uhren, Silberbesteck,<br />
Briefmarkensammlungen<br />
oder auch Aktien und Sparbüchernzusuchen.<br />
Mit Erfolg: Im Oktober 1962 sei<br />
„die Beute des staatlichen Raubzugs<br />
dem DDR-Finanzministerium übergeben“<br />
worden. Eine Auflistung, „an<br />
die Tresorverwaltung des Ministeriums<br />
für Finanzen (...) erfasst Gegenstände<br />
im Gesamtwertvon rund 2,37<br />
Millionen DM“. Doch es ging den<br />
Stasi-Plünderern nicht etwa darum,<br />
die gefundenen Wertgegenstände<br />
wie Schmuck, Aktien, Edelmetalle<br />
und Kunstgegenstände den ursprünglichen<br />
Besitzern oder deren<br />
Erben zurückzugeben.<br />
Ziel sei laut Stasi-Unterlagen vielmehr„die<br />
Ermittlung und Sicherstellung<br />
der bisher nicht ordnungsgemäß<br />
erfassten Wertgegenstände, die<br />
gesellschaftliches Eigentum sind,<br />
um Schieber- und Spekulantentum<br />
zu unterbinden“ gewesen. Zu diesem<br />
Zwecke seien die Wertgegenstände<br />
„in einem besonderen Tresor<br />
der Deutschen Notenbank zu verschließen<br />
und vom MfS zu versiegeln“.<br />
In einem zweiten Schritt sollten<br />
die Wertgegenstände entweder<br />
in den Edelmetallfonds der DDR fließen<br />
oder „durch modisch bedingte<br />
Umarbeitung dem Export bzw.<br />
durch Neuanfertigung von<br />
Schmuckstücken aus vorhandenem<br />
Material dem Export zugeführt“,<br />
also verkauft werden.<br />
Allerdings sorgte der staatliche<br />
Raubzug sogar innerhalb der Stasi<br />
für Kritik. So hieß es Jahre später in<br />
einem Aktenvermerk: „Der Ursprung<br />
der einzelnen (...) eingelieferten<br />
Gegenstände ist nicht nachvollziehbar<br />
und bekannt. Selbst in Fällen,<br />
wo frühere Eigentümer bei Einlieferung<br />
der Masse bekannt waren,<br />
ist durch die Zusammenfassung der<br />
einzelnen Gegenstände nach Verwendungszweck<br />
und Verwertungsmöglichkeit<br />
(...) dieser Nachweis<br />
nicht mehr zu führen“.<br />
So wie im Falle des Goldschmucks,<br />
der jetzt aus dem Stasi-<br />
Museum gestohlen wurde.<br />
Die aktuelle „digito“ jeden ersten<br />
Sonnabend imMonat inder <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong>!<br />
Am<br />
Sonnabend in<br />
der <strong>Berliner</strong><br />
<strong>Zeitung</strong>
12 * <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019<br />
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Berlin<br />
Wohnungen<br />
am Platz der<br />
Luftbrücke<br />
Parkplätze weichen neuem<br />
Bauprojekt in Kreuzberg<br />
Inder Nähe des Platzes der Luftbrücke<br />
sollen rund 90 Wohnungen<br />
in einem gemischten Stadtquartier<br />
entstehen. Das sehen Pläne des Architekturbüros<br />
Wolff vor, die am<br />
Montag präsentiertwurden. Geplant<br />
ist danach anstelle einer baufälligen<br />
Garage der Bauvon vier Häusernim<br />
rückwärtigen Teil der Grundstücke<br />
Mehringdamm 120/128 und Dudenstraße<br />
2und 4.<br />
„Quartier Mehring“ heißt das<br />
Projekt. Neben Wohnungen sind<br />
Künstler-Ateliers, Räume für Startups<br />
und kleine Gewerbetreibende,<br />
eine Kindertagesstätte und Büros für<br />
Migrantenselbstorganisationen geplant.<br />
Ein Teil der Wohnungen soll<br />
von Trägern für betreute Wohnprojekte<br />
genutzt, ein Teil frei vermietet<br />
werden.<br />
Die politisch Verantwortlichen<br />
sind mit dem Projekt zufrieden. „Ein<br />
schönes Beispiel, wie in Friedrichshain-Kreuzbergmit<br />
Privaten zusammengearbeitet<br />
wird“, sagt BaustadtratFlorian<br />
Schmidt (Grüne). (ulp.)<br />
Die vier Häuser sollen in Holz-Beton-Bauweise<br />
entstehen.<br />
WOLFFARCHITEKTEN<br />
Herr Gysi, wann waren Sie das letzte<br />
Maltanzen –und wo?<br />
Oh, damuss ich nachdenken, es<br />
ist bestimmt länger als zehn Jahreher.<br />
Ichüberlege,wann, wo und wie ich es<br />
nachhole.<br />
Jeder dritte Tourist kommt wegen der<br />
Clubs nach Berlin, heißt es in einer<br />
Studie des Wirtschaftssenats. Aber die<br />
wachsende Stadt verdrängt auch viele<br />
Betriebe, akut sind Sage- und KitKat-<br />
Club bedroht. TutBerlin genug für den<br />
Wirtschaftsfaktor Party?<br />
Es gibt nicht wenige in Berlin, die<br />
sagen, dass zu viel für den Party-Tourismus<br />
getan wird, der für Menschen,<br />
die in den Szenevierteln wohnen, mit<br />
erheblichen Belästigungen verbunden<br />
sein kann. Das ist nachvollziehbar,<br />
aber die Stadt wird nicht Weltmetropole,<br />
ohne dass Menschen<br />
auch zum Feiern hierher kommen.<br />
Man muss das richtige Maß finden<br />
und dabei die Bewohnerinnen und<br />
Bewohner mit einbeziehen. Dass<br />
Clubs gelegentlich schließen, ist nicht<br />
ungewöhnlich. Bestimmte Konzepte<br />
überleben sich halt. Aber viele Selbstständige<br />
–auch Clubbetreiber –leiden<br />
unter der generellen Mietentwicklung,<br />
die bei Gewerbemieten<br />
noch dramatischer als bei Wohnungsmieten<br />
ausfällt. Gewerbemieten<br />
werden leider kaum reguliert. Die<br />
Inhaber kleiner Läden können bei<br />
dem Runauf das schnelle große Geld<br />
nicht mithalten. Hier muss endlich<br />
vom Gesetzgeber gegengesteuert<br />
werden.<br />
Wo es enger wird, wachsen auch die<br />
Konflikte mit Anwohnern. Haben Sie<br />
Verständnis für Menschen, die einen<br />
hippen Kiez ziehen und sich dann<br />
über Ruhestörung beschweren?<br />
Werineine Wohnung über einer<br />
Kneipe zieht, weiß, was er tut, und<br />
muss sich mit einer gewissen Belästigung<br />
abfinden. Aber es gibt auch<br />
nicht wenige, die schon lange in einem<br />
Kiez leben, der sich später erst<br />
zu einem hippen entwickelt. Nächtlicher<br />
Lärm bleibt so oder so eine Be-<br />
Die Interview-Kolumne<br />
Eine Curry<br />
mit Gysi<br />
Die Chefredakteure Jochen Arntz und Elmar<br />
Jehn reden jede Woche mit Gregor Gysi –<br />
über das, was die Stadt, das Land und die Welt<br />
bewegt. Ein paar Minuten nur,solange man<br />
eben zusammensteht für eine Curry am Mittag.<br />
Unser Thema in dieser Woche:<br />
die Clubszene der Stadt<br />
Elmar Jehn (l.), Gregor Gysi und Jochen Arntz<br />
lastung. Das Beste ist immer, eine<br />
Verständigung zu suchen und nicht<br />
jede Nacht die Polizei wegen Ruhestörung<br />
zu rufen, die wir häufig auch<br />
woanders dringender brauchen.<br />
Der Easyjet-Tourismus der Partypeople<br />
hat die Stadt stark verändert,<br />
viele <strong>Berliner</strong> sind genervt. Hätten Sie<br />
eine Lösung zur Befriedung?<br />
Generell meine ich, dass Bahnfahrten<br />
billiger sein müssen als Flüge.<br />
Unabhängig davon sollte die Stadtverwaltung<br />
bei Gewerbegenehmigungen<br />
mehr darauf achten, in welchem<br />
Umfeld man Hostels, Eventlocations,<br />
Szenekneipen und anderes<br />
ansiedelt, auch um eine Ballung in einem<br />
Kiez nicht zuzulassen. Eine Ausnahme<br />
kann eine Straße wie in Hamburg<br />
sein, die ausschließlich diesem<br />
Zweckdient.<br />
DieClubszene hat eine große, medienaffine<br />
Lobby. Sogar die CDU macht<br />
sich jetzt starkfür sie.Wenn eine kleine<br />
Kiez-Kneipe schließen muss, weil sie<br />
die Mietenicht mehr zahlen kann, geschieht<br />
das meist im Stillen. Istdas gerecht?<br />
Für den Späti oder die Eckkneipe<br />
machen sich aber auch immer mehr<br />
Menschen stark. Die Stadtpolitik<br />
muss dafür sorgen, dass wirnicht wie<br />
in Hamburg Armen- und Reichenviertel<br />
bekommen. Berlin war inden<br />
Kiezen immer durchmischt und<br />
sollte es unbedingt auch bleiben. Das<br />
gilt fürsWohnen wiefür dasGewerbe.<br />
Kann Amüsement ein nachhaltiges<br />
Wirtschaftskonzept sein?<br />
Natürlich nicht als Standbein,<br />
aber der Tourismus ist ein wichtiger<br />
Bestandteil unserer <strong>Berliner</strong> Wirtschaft.<br />
Bestimmte Auswüchse wie<br />
beim Missbrauch vonWohnraum als<br />
Ferienwohnung werden schon zurückgedrängt.<br />
Aber wie gesagt, eine<br />
Weltmetropole wirddie beschauliche<br />
Ruhe einer schwäbischen Kleinstadt<br />
nicht bieten können. Wir wollen ja<br />
alle auch nicht ständig einschlafen<br />
vorLangeweile,oder?<br />
Serie<br />
von<br />
Straftaten<br />
Drei junge Männer<br />
auf der Anklagebank<br />
Gegen drei junge Männer,die für<br />
eine Serievon Straftaten in Berlin<br />
verantwortlich sein sollen, hat<br />
der Prozess vor dem Landgericht<br />
Berlin begonnen. Es geht um insgesamt<br />
24 Fälle, darunter einen Diebstahl<br />
von 68hochwertigen Winterjacken<br />
im Wert von rund 45 000<br />
Euro.Obsich die teilweise einschlägig<br />
vorbestraften Angeklagten zu<br />
den Vorwürfen äußern werden,<br />
blieb am ersten Verhandlungstag<br />
am Montag zunächst offen.<br />
Die mutmaßliche Serie begann<br />
laut Ermittlungen im Oktober 2017<br />
im Stadtteil Wilmersdorf. Damals<br />
hätten mehrereTäter die Eingangstür<br />
eines Textilfachgeschäftes aufgehebelt<br />
und Bekleidungsstücke<br />
entwendet. Zwei der Angeklagten<br />
sollen entweder an dem Diebstahl<br />
beteiligt gewesen sein oder in<br />
Kenntnis des Einbruchs die Beute<br />
übernommen und „tatplangemäß<br />
verwertet“ haben. In einem anderenFall<br />
sollen zwei der Angeklagten<br />
und ein bislang unbekannter Komplize<br />
37Kisten Milch sowie 15 Kilogramm<br />
Champignons vomGelände<br />
eines Großmarktes gestohlen haben.<br />
Die drei 20- bis 23-Jährigen sollen<br />
laut Ermittlungen Straftaten<br />
teils gemeinsam, teils aber auch allein<br />
oder mit gesondert verfolgten<br />
Komplizen begangen haben. Die<br />
Anklage lautet auf gewerbsmäßigen<br />
Diebstahloder Hehlerei, Urkundenfälschung,<br />
Sachbeschädigung, Betrug<br />
sowie Geldfälschung. Der Prozess<br />
wird am4.Dezember fortgesetzt.<br />
(dpa)<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> Leserreisen<br />
LESERREISEN
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 13 *<br />
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Berlin/Brandenburg<br />
Mehr<br />
Reichsbürger<br />
in Berlin<br />
Der Verfassungsschutz<br />
zählt 670 Personen<br />
Sie halten die Bundesrepublik<br />
nicht für existent und sprechen<br />
ihren demokratisch gewählten Repräsentanten<br />
die Legitimation ab: so<br />
genannte Reichsbürger und Selbstverwalter.<br />
Unter diesem Begriff erfasste<br />
Berlins Verfassungsschutz in<br />
diesem Jahr 670 Personen. 2017 warenes500.<br />
Im Jahr 2016 zählte die Behörde<br />
in Berlin 400 Reichsbürger und<br />
Selbstverwalter. Letztere sind Personen,<br />
die ihren Grundbesitz zu exterritorialem<br />
Gebiet erklären. Diese Zahlen<br />
stehen in einer Antwort der Innenverwaltung<br />
auf eine Anfrage des<br />
FDP-Abgeordneten Marcel Luthe.<br />
2015 hatte der Verfassungsschutz<br />
erstmals 100 Reichsbürger auf dem<br />
Schirm, die er als rechtsextremistisch<br />
eingestufte. Inzwischen wissen die<br />
Verfassungsschützer, dass das Spektrum<br />
von Reichsbürgern und Selbstverwaltern<br />
mehr Personen umfasst<br />
als nur Rechtsextremisten.<br />
Allen gemein ist die Auffassung,<br />
die Bundesrepublik sei ein von den<br />
Alliierten geschaffenes Konstrukt –<br />
eine GmbH, aus der man austreten<br />
kann. Reichsbürger argumentieren<br />
mit verschwörungstheoretischen<br />
Mustern und lehnen die geltende<br />
Rechtsordnung ab.Sie verweigerndie<br />
Zahlung von Steuern und Bußgeld,<br />
basteln „Personenausweise“, die anstatt<br />
der Personalausweise mitgeführt<br />
werden sollen und blockieren<br />
mit langen Schriftsätzen die Verwaltung.<br />
Für die Innenverwaltung war<br />
dies ein Grund, eine Arbeitshilfe mit<br />
Handlungsempfehlungen für Landesbedienstete<br />
zu veröffentlichen.<br />
Dass Reichsbürger und Selbstverwalter<br />
oft nicht harmlos sind, zeigt<br />
ein Vorfall im Burgenlandkreis. 2016<br />
schoss ein 42-Jähriger, der seinen<br />
Staat„Ur“ ausgerufen hatte,auf einen<br />
Polizisten an. Kurz darauf wurde in<br />
Bayern ein Polizist voneinem Reichsbürger<br />
erschossen, als dessen Waffenarsenal<br />
beschlagnahmt wurde.<br />
Im September durchsuchten Polizisten<br />
in Berlin Wohnungen der<br />
Gruppe „Geeinte deutsche Völker<br />
und Stämme“. Siesoll in Drohschreiben<br />
an den Brandenburger Justizminister<br />
versucht haben, die Freilassung<br />
des inhaftierten Holocaust-<br />
Leugners Morst Mahler zu erzwingen.<br />
Ihr werden Sachbeschädigungen,<br />
versuchte Erpressungen,<br />
Nötigungen und Freiheitsberaubung<br />
vorgeworfen. (kop.)<br />
Oberster Kontrolleur und Mahner in Finanzfragen: Christoph Weiser,der Präsident des Landesrechnungshofes von Brandenburg.<br />
Scharfe Rüge für Milliardenschulden<br />
VonJens Blankennagel, Potsdam<br />
Als der Landesrechnungshof<br />
am Montag in Potsdam<br />
seinen jährlichen Bericht<br />
vorlegte, ging dies mit einer<br />
harten Kritik an der neuen Regierung<br />
einher und einem Lob an die<br />
vorherige. Der Rechnungshof ist<br />
eine unabhängige Behörde, die das<br />
Handeln der Regierung darauf prüft,<br />
ob Geld verschwendet wird.<br />
Dieneue Kenia-Koalition in Potsdam<br />
ist noch nicht einmal zwei Wochen<br />
im Amt, da wird sie schon von<br />
Rechnungshofpräsident Christoph<br />
Weiser scharf kritisiert. Die Regierung<br />
aus SPD,CDU und Grünen will<br />
noch im Dezember einen Zukunftsfonds<br />
für zehn JahreinHöhe voneiner<br />
Milliarde Euro auflegen.<br />
Lob für die Linke<br />
Das sind Schulden, die noch schnell<br />
gemacht werden sollen, bevor am<br />
1. Januar die Schuldenbremse in<br />
Kraft tritt. Weiser stellte am Montag<br />
klar, dass dieses Vorhaben verfassungsrechtlich<br />
nicht zu beanstanden<br />
sei. Gleichzeitig hob er hervor:<br />
„Wir stellen die Frage, obSchulden<br />
in dieser Höhe nötig sind.“ Denn die<br />
Gesamtverschuldung werde sich<br />
nicht nur zum ersten Mal seit dem<br />
Jahr 2010 wieder erhöhen. „Sie erreicht<br />
zugleich einen neuen Höchststand<br />
seit der Gründung des Landes<br />
Brandenburg“, sagte er.<br />
Der Rechnungshof beklagt, dass die neue Regierung massive Mehrausgaben plant<br />
Sozialwohnungen: Der Bestand<br />
schrumpft seit Jahren<br />
–allein in Brandenburg von<br />
2012 bis 2017 um die<br />
Hälfte. Deshalb sollten von<br />
2016 bis 2019 insgesamt<br />
2000 neue gebaut werden.<br />
Nach seiner Kritik an der aktuellen<br />
Regierung lobte er die Geldpolitik<br />
der vorherigen rot-roten Landesregierung<br />
mit Finanzministern der<br />
Linkspartei. Die hätten in ihrer fast<br />
zehnjährigen Regierungszeit einerseits<br />
gespart und auch noch alte<br />
Schulden getilgt. So seien die finanziellen<br />
Rücklagen der Regierung<br />
ständig erhöht wurden und erreichten<br />
nun ein Rekordniveau von zwei<br />
Milliarden Euro. Insgesamt hat das<br />
Land Brandenburg derzeit 18 Milliarden<br />
Euro Schulden.<br />
Der Präsident hob hervor, dass<br />
der Rechnungshof die Regierung<br />
seit vielen Jahren wegen ihrer<br />
Schuldenpolitik kritisiert, die teilweise<br />
noch aus der Zeit vor Rot-Rot<br />
stammt. „Viele Geschäfte sind Spekulationsgeschäfte<br />
gewesen“, sagte<br />
Weiser, „die sollte ein Land nicht<br />
WOHNUNGSBAU<br />
Fördersumme: Um den Bau<br />
dieser Wohnungen zu fördern<br />
waren 300 Millionen Euro<br />
vorgesehen. Ein Drittel des<br />
Geldes wurden freigegeben<br />
für den Neubau von893<br />
Wohnungen.<br />
Fertigstellung: Doch bis<br />
zum Ende 2018 waren von<br />
diesen 893 Wohnungen gerade<br />
einmal 59 Wohnungen<br />
tatsächlich fertiggestellt.<br />
Das nannte der Rechnungshof<br />
„dramatisch“.<br />
DPA/RALF HIRSCHBERGER<br />
machen.“ Es handelt sich um sogenannte<br />
Derivate aus dem Jahr 2008.<br />
Solche Geschäfte mit Laufzeiten<br />
von 20oder 30 Jahre seien hochriskant<br />
und könnten statt der erhofften<br />
Gewinne auch Verluste einfahren.<br />
So muss Brandenburgineinem<br />
Fall wegen der einst festgelegten<br />
Zinsen nun 27,5 Millionen Euro<br />
mehr ausgeben.<br />
Anschließend stellten Mitglieder<br />
des Rechnungshofes einzelne Fehlentwicklungen<br />
vor. Die Einzelfälle<br />
klingen mitunter absurd. So hat die<br />
Landesregierung 2005 beschlossen,<br />
dass es eine zentrale Stelle gibt, über<br />
die möglichst alle Behörden ihren<br />
Grundbedarf vom Papier über die<br />
Möbel bis zu den Computern bezieht.<br />
Damit solle auch Personal in<br />
den Einzelbehörden reduziert werden.<br />
Heute werden aber nur 20 Prozent<br />
der Einkäufe über die Zentralstelle<br />
abgewickelt, die heute auch<br />
noch mehr Personal hat als damals.<br />
Speziell wurde auch der Einkauf<br />
im Landesbetrieb Forst kritisiert.<br />
Dort wurden 2015 und 2016 Aufträge<br />
über 55 Millionen Euro abgewickelt.<br />
Der Rechnungshof untersuchte<br />
124 Vorgänge. Das Ergebnis:<br />
Alle Verfahren waren fehlerhaft.<br />
Gründe sehen die Prüfer in der<br />
mangelnden Organisation. So wurden<br />
17 Bürostühle nicht auf einmal<br />
gekauft, sondern in 17 separaten<br />
Vorgängen.<br />
Drogen im Büro<br />
Die Prüfer kontrollierten auch, wie<br />
die Polizei die Asservaten verwaltet –<br />
also Dinge, die bei Straftaten beschlagnahm<br />
wurde; meist handelt es<br />
sich um Handys, Drogen, Waffen,<br />
Computer oder Autos von Kriminellen.<br />
Zwar lagen die Asservate meist<br />
recht gut gesichert, aber da die Polizei<br />
dafür zu wenig Platz hatte auch<br />
mal in Garagen oder auf Dachböden<br />
oder in früheren Boxen der Hunde.<br />
Oder Drogen lagen in Schränken im<br />
Büroder Polizisten.<br />
DieLagerung kann richtiggehend<br />
unrentabel werden: So stellte die Polizei<br />
drei Kinder-Squads sicher. Das<br />
sind Mini-Motorräder mit drei Rädern,<br />
die später für 1362 Euro versteigert<br />
werden konnten. Doch für<br />
die Lagerung waren bei der Polizei<br />
zuvor 20 000 Euro angefallen.<br />
Wegen Foto<br />
vor Spruch:<br />
Verfahren<br />
Ermittlung gegen neun<br />
Beamte der Polizei<br />
Wegen eines Fotos vonPolizisten<br />
vor dem Spruch „Stoppt Ende<br />
Gelände“ hat die Polizei Brandenburg<br />
Disziplinarverfahren gegen<br />
neun Beamte eingeleitet. „Wir rechnen<br />
mit einem zeitnahen Ergebnis“,<br />
sagte ein Sprecher des Brandenburger<br />
Polizeipräsidiums am Montag.<br />
Erste Gespräche seien bereits geführt<br />
worden. Die neun Bereitschaftspolizisten<br />
hatten vergangene<br />
Woche in Dienstuniformvor den Klimaprotesten<br />
in der Lausitz vor dem<br />
Spruch an einer Wand posiert, weshalb<br />
sie von dem Großeinsatz abgezogen<br />
worden waren. Siehätten laut<br />
Polizei Brandenburg gegen das<br />
Neutralitätsgebot verstoßen.<br />
„Ende Gelände“ ist eine Gruppe<br />
von Anti-Kohle-Aktivisten, die zum<br />
Protest in der Lausitz aufgerufen<br />
hatte.Das Foto,das die Polizisten vor<br />
dem Spruch zeigte,war in den sozialen<br />
Netzwerken verbreitet worden<br />
und hatte viele Reaktionen hervorgerufen.<br />
Nach Angaben des Polizeisprechers<br />
Torsten Herbst sollten die<br />
Polizisten den Spruch „Stoppt Ende<br />
Gelände“ und ein Krebs-Symbol<br />
übermalen. Es ist dem Stadtwappen<br />
vonCottbus entlehnt und wirdauch<br />
von Rechtsextremen in der Lausitz<br />
benutzt. Die gekaufte Farbe reichte<br />
jedoch nicht, sagte Herbst. Am Freitag<br />
waren der Krebs und die letzten<br />
beiden Buchstaben des Wortes<br />
„Ende“ weiter zu sehen. Beidem „E“<br />
war der Querstrich übermalt, so dass<br />
„DC“ zu sehen war. (dpa)<br />
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14 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019<br />
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Report<br />
Unruhige<br />
Wohnlage<br />
Unsere Serie „Geräumt“: Wohnungsnot, Renditedruck<br />
und überforderte Ämter in Berlin –ein System am Anschlag.<br />
Hartz-IV-Empfänger geraten besonders oft in Wohnungsnotlagen. Die Jobcenter<br />
übernehmen Mietkosten nur bis zu einem bestimmten Grenzwert. Werdarüber liegt, muss<br />
oft umziehen oder draufzahlen.<br />
VonGabriela Keller und Isabella Galanty (Grafik)<br />
Hartz IV und Zwangsräumungen<br />
hängen eng zusammen, und wer<br />
wissen will, wie soziale Verdrängung<br />
strukturell funktioniert,<br />
muss nur einen Blick auf die Zahlen werfen:<br />
DieJobcenter bezahlen in aller Regel die Mieten<br />
vonHartz-IV-Empfängern–bis zu einem<br />
Grenzwert. Steigt die Miete,kann dieser Wert<br />
schnell überschritten sein. Berlinweit erhielten<br />
im Mai dieses Jahres rund 243 000 Haushalte<br />
ihre Miete vom Jobcenter überwiesen.<br />
Davon lagen knapp 90 000 über den Grenzwerten<br />
–also in etwa zwei vonfünf.<br />
Dabei hat das Land Berlin die Richtwerte<br />
in diesem Jahr bereits angehoben; noch 2017<br />
lag fast die Hälfte der Haushalte darüber.Das<br />
Jobcenter kann die Miete in Härte- und Sonderfällen<br />
trotzdem voll bezahlen; davon profitierten<br />
unter anderem Alleinerziehende, Ältereund<br />
Schwangere, 2018 rund 21 000 Haushalte.Die<br />
übrigen müssen oft umziehen oder<br />
die Differenz selbst bezahlen –von ihrem Regelsatz,<br />
der ja das Existenzminimum abbilden<br />
soll. Dabei klafft die Scherezwischen Jobcenterleistung<br />
und Mietmarkt mitunter erheblich<br />
auf: In Neukölln lag der Fehlbetrag der betroffenen<br />
Haushalte im Schnitt bei 139 Euro,<br />
in Mitte sogar bei 147 Euro.<br />
Zahlungslücken und Mietrückstände<br />
DieSenatsverwaltung für Arbeit und Soziales<br />
verweist darauf, das nach der Anhebung der<br />
Mietzuschüsse 23 000 Bedarfsgemeinschaften<br />
mehr innerhalb der Grenzen bewegen;<br />
speziell für Alleinerziehende mit einem Kind<br />
habe sich dies positiv ausgewirkt, deren Mieten<br />
nun zu knapp 58 Prozent voll abgedeckt<br />
sind. Damit wolle das Ressort verhindern,<br />
dass Menschen mit niedrigem Einkommen<br />
ihreWohnung verlieren: „Die Lage am <strong>Berliner</strong><br />
Wohnungsmarkt ist angespannt. Daher<br />
dürfen auch die Transfergeldempfangenden<br />
dieser Stadt nicht mit steigenden Mieten allein<br />
gelassen werden.“ Aber: Die Angebotsmiete<br />
lag 2018 im Schnitt bei 10,32 Euro pro<br />
Quadratmeter. Der aktuelle Richtwert nettokalt<br />
dagegen beträgt 6,77 Euro.<br />
Hartz-IV-Empfäger,bei denen es eine Lücke<br />
zwischen den Zahlungen vomJobcenter<br />
und der tatsächlichen Miete gibt, geraten<br />
leicht in Bedrängnis und sammeln Mietschulden<br />
an. Sobald ein Mieter länger als<br />
zwei Monate mit mehr als einer Monatsmiete<br />
im Rückstand ist, kann ihm der Vermieter<br />
fristlos kündigen. Jobcenter und Bezirksämter<br />
übernehmen in manchen Fällen<br />
Mietschulden,wenn der Vermieter den Mieterdann<br />
in der Wohnung bleiben lässt.<br />
Insgesamt gingen bei den Jobcentern<br />
2018 6121 Anträge auf Mietschuldenübernahme<br />
ein; bewilligt wurde knapp die Hälfte<br />
davon. Die Anzahl ist verglichen mit dem<br />
Vorjahr um fünf Prozent gesunken, die Zahl<br />
der Hartz-IV-Haushalte ebenso. Das Aufkommen<br />
der Anträge hat sich also nicht verändert.<br />
Im Vergleich der Jobcenter zeigt sich<br />
aber, dass die Bewilligungsquoten deutlich<br />
voneinander abweichen. Hierbeistechen vor<br />
allem fünf Bezirke mit Bewilligungsquoten<br />
von 75 Prozent und mehr hervor: Mitte,<br />
Friedrichshain-Kreuzberg, Pankow, Charlottenburg-Wilmersdorf<br />
und Treptow-Köpenick.<br />
In Neukölln dagegen wurden nur 13,6<br />
Prozent der Anträge bewilligt, wobei nur 30<br />
Prozent überhaupt bearbeitet wurden. Zum<br />
Vergleich: Die Bearbeitungsquote der übrigen<br />
Bezirke liegt im Schnitt bei 80 Prozent.<br />
„Das kann angesichts der drohenden Wohnungslosigkeit,<br />
die mit Zahlungsrückständen<br />
im Mietverhältnis und anhängigen<br />
Räumungsklagen einhergeht, nicht zufriedenstellen“,<br />
teilt die Senatssozialverwaltung<br />
mit.<br />
Die Gründe für die großen Unterschiede<br />
liegen mehr im Ermessen der Jobcenter als in<br />
der Menge der Anträge; Neukölln liegt mit<br />
Lichtenberg fast gleichauf mit je rund 1400<br />
Anträgen; Lichtenbergaber hat rund 55 Pro-<br />
Beispiel Lichtenberg: Zahl der Räumungsklagen<br />
nach Postleitzahlbereich, 2015 bis mitte 2019<br />
pro 1000 Einwohner/innen<br />
Mietsteigerung<br />
13051<br />
111,7<br />
125%<br />
MALCHOW<br />
WARTENBERG<br />
13059<br />
73,5<br />
97%<br />
13057<br />
FALKENBERG<br />
Zahl der Hartz-IV-Haushalte, die nach Aufforderung des Jobcenters<br />
umziehen mussten in Berlin<br />
556<br />
293<br />
476 481<br />
303<br />
Stand<br />
Juni<br />
124<br />
NEU-HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
13053<br />
49,7<br />
110%<br />
117,0<br />
130%<br />
2014 2015 2016 2017 2018 2019<br />
Wenn die Mietkosten über den Regelsätzen liegen, kann das Jobcenter ein Verfahren zur Kostensenkung einleiten,<br />
etwadurch einen Umzug.Umdies zu vermeiden, hat das Land Berlin 2018 einen „Umzugsvermeidungszuschlag“ von<br />
zehn Prozent eingeführt.<br />
13055<br />
ALT-HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
10369<br />
57,5<br />
Jobcenter-Wechsel von März 2018 bis März 2019<br />
61,1<br />
138%<br />
Lichtenberg<br />
+645<br />
120%<br />
FENNPFUHL<br />
10367<br />
56,4<br />
121%<br />
RUMMELSBURG<br />
10317<br />
76,9<br />
130%<br />
Lichtenberg zählt zu den wenigen<br />
Bezirken, die Räumungsklagen für<br />
jeden Postleitzahlenbereich erheben.<br />
Vergleicht man die Zahl mit der<br />
Mietentwicklung,zeigt sich, dass sich<br />
erzwungene Umzüge vor allem dorthäufen,<br />
wo die Mieten besondersstarkgestiegen sind.<br />
10365<br />
46,9<br />
121%<br />
LICHTENBERG<br />
10315<br />
87,6<br />
132%<br />
FRIEDRICHSFELDE<br />
10319<br />
44,5<br />
122%<br />
KARLSHORST<br />
10318<br />
29,2<br />
111%<br />
QUELLEN: BEZIRK LICHTENBERG, SENATS-<br />
VERWALTUNG FÜR ARBEIT UND SOZIALES<br />
Spandau<br />
Marzahn-Hellersdorf<br />
Treptow-Köpenick<br />
Pankow<br />
Reinickendorf<br />
Steglitz-Zehlendorf<br />
Charlottenburg-Wilmersdorf<br />
Tempelhof-Schöneberg<br />
Friedrichshain-Kreuzberg<br />
Neukölln<br />
Mitte<br />
–562<br />
–399<br />
–266<br />
–143<br />
–166<br />
–67<br />
+20<br />
Die Zahlen zeichnen die Gentrifizierung Berlins nach: Ein Jobcenter-Wechsel ist in aller Regel Folge eines Umzugs,<br />
vereinzelt sind auch Menschen erfasst, die sich in den Jobcenternneu an- oder abgemeldet haben. Deutlich<br />
wird dennoch, wo Hartz-IV-Empfänger schwinden, vor allem in Mitte und Neukölln. Die meisten Zugänge verbuchen<br />
dagegen Bezirke außerhalb des S-Bahn-Rings wie Lichtenberg und Spandau.<br />
+215<br />
+249<br />
+242<br />
+232
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 15<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Report<br />
NEUKÖLLN<br />
STEGLITZ-ZEHLENDORF<br />
40 585<br />
TREPTOW-KÖPENICK<br />
Ineinigen Bezirkenstieg die Zahl der Haushalte,<br />
deren Mieten sich oberhalb der Grenzen des Jobcenters<br />
bewegen, in den vergangenen Jahren starkan.<br />
Zuletzt machten alle roten Linien einen Knick nach<br />
unten, weil das Land Berlin die Richtwerte angehoben hat.<br />
MITTE<br />
33 597<br />
30 574<br />
13 975<br />
zent davon bewilligt. Die Entscheidungen<br />
fallen also durchaus willkürlich aus.<br />
Die Statistiken belegen zudem, dass der<br />
Anteil derWiederholer recht hoch liegt, also<br />
derer, die schon einmal einen Antrag auf<br />
Mietschuldenübernahme gestellt haben.<br />
Berlinweit liegt der Schnitt bei 36 Prozent, in<br />
Neukölln bei drastischen 85 Prozent –offenbar<br />
alles Haushalte, die dauerhaft damit<br />
überfordert sind, ihreMieten zu bezahlen.<br />
Demnächst in Teil 4: „Der Schuldnerhat immerSchuld“ -<br />
Porträt eines <strong>Berliner</strong>Gerichtsvollziehers<br />
PANKOW<br />
FRIEDRICHSHAIN-KREUZBERG<br />
33 088<br />
41 533<br />
22 521<br />
18 263<br />
’09<br />
’19<br />
’19<br />
’09<br />
’19<br />
’09<br />
’19<br />
’09<br />
’19<br />
Berlin 2019: Gesamt244 458 Haushalte<br />
Wo Hartz-IV nicht<br />
mehr zum Wohnen reicht<br />
’09<br />
Zahl der Haushalte, die Mietzuschüsse<br />
vom Jobcenter erhalten<br />
davon Haushalte<br />
... deren Bruttokaltmieten<br />
innerhalb der Richtwerte liegen<br />
... deren Bruttokaltmieten<br />
über den Richtwerten liegen<br />
9463<br />
’19<br />
16 601<br />
’09<br />
’09<br />
’19<br />
14 117<br />
20 080<br />
18 932<br />
23 042<br />
REINICKENDORF<br />
Gabriela Keller hat den Behörden mit ihrenAnfragen<br />
nach Zahlen vielArbeit gemacht. ZumTeil<br />
sind diese Zahlen noch nie abgefragt worden.<br />
28 208<br />
21 840<br />
’09<br />
’19<br />
’09 ’19<br />
’09 ’19<br />
’09<br />
’19<br />
20 069<br />
23 104<br />
SPANDAU<br />
’09<br />
’19<br />
TEMPELHOF-SCHÖNEBERG<br />
27 341<br />
19 028<br />
27 104<br />
10 000<br />
20 000<br />
30 000<br />
20 062<br />
15 992<br />
24 688<br />
CHARLOTTENBURG-WILMERSDORF<br />
Mietschuldenübernahmen beim Jobcenter<br />
beantragte Beträge gerundetinMillionen Euro<br />
Gesamtsumme<br />
8,941 Millionen Euro<br />
MARZAHN-HELLERSDORF<br />
40 000<br />
QUELLE: SENATSVERWALTUNG<br />
FÜR ARBEIT UND SOZIALES<br />
LICHTENBERG<br />
Neukölln<br />
1,784<br />
Lichtenberg<br />
1,415<br />
Spandau<br />
1,237<br />
Mitte<br />
0,577<br />
Pankow<br />
0,366<br />
Viele arme Menschen, dazu starksteigende Mieten: In Neukölln spitzen sich die Probleme zu.<br />
Tempelhof-Schöneberg<br />
0,870<br />
Reinickendorf<br />
0,837<br />
Treptow-Köpenick<br />
0,721<br />
Marzahn-Hellersdorf<br />
0,691<br />
Friedrichshain-Kreuzberg 0,092<br />
Steglitz-Zehlendorf 0,124<br />
Charlottenburg-Wilmersdorf 0,227<br />
Übernahme von Mietschulden bei den Jobcentern (Betrag beinhaltet auch Energieschulden)<br />
Zahl der Anträge pro Jahr<br />
Zahl der Anträge nach Bezirken 2018<br />
Entwicklung in Millionen Euro<br />
10 211<br />
10 065<br />
9634<br />
8280<br />
7083<br />
6607<br />
6484 6121<br />
’11 ’12 ’13 ’14 ’15 ’16 ’17 ’18<br />
00<br />
Anträge<br />
insgesamt<br />
davon<br />
abgelehnt<br />
SPANDAU<br />
533<br />
47,1%<br />
PANKOW<br />
REINICKENDORF<br />
7,6%<br />
59,3% 275<br />
509<br />
MITTE 14,9%<br />
167<br />
STEGLITZ-ZEHLENDORF<br />
58,6%<br />
58<br />
375<br />
357<br />
LICHTENBERG<br />
1429<br />
44,7%<br />
FRIEDRICHSHAIN-<br />
KREUZBERG<br />
22,2%<br />
54<br />
CHARLOTTENBURG-<br />
WILMERSDORF<br />
4,8%<br />
TEMPELHOF-<br />
SCHÖNEBERG<br />
53,5%<br />
MARZAHN-<br />
HELLERSDORF<br />
440<br />
49,6%<br />
NEUKÖLLN<br />
TREPTOW-KÖPENICK<br />
19,1% 25,7%<br />
1390<br />
534<br />
14,13<br />
12,96<br />
12,16<br />
12,41<br />
10,20<br />
9,89<br />
9,60<br />
8,94<br />
’11 ’12 ’13 ’14 ’15 ’16 ’17 ’18<br />
QUELLE: SENATSVERWALTUNG FÜR ARBEIT UND SOZIALES<br />
Im Vergleich zu 2017 ist die Menge der Anträge um fünf Prozent gesunken.<br />
Die Zahl der Hartz-IV-Empfäger aber auch. Das Aufkommen bleibt also gleich.<br />
Die Ablehnungsquote variierterheblich –wobei nicht gesagt ist, dass der Rest bewilligt<br />
wurde. In Neukölln zum Beispiel wurden 80 Prozent der Anträge gar nicht bearbeitet.<br />
Die beantragte Höhe der Mietschulden ist in den vergangenen Jahren<br />
zurückgegangen. Im Schnitt betragen die Rückstände pro Fall 1500 Euro.
16 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019<br />
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Wissenschaft<br />
„Es ist noch alles drin“<br />
Nur ein globales Umdenken wird die Erderwärmung stoppen, sagt der britische Forscher Mike Berners-Lee. Er glaubt, dass die Zeit endlich reif dafür ist<br />
Neun Stunden Zugfahrt,<br />
ein Tag in Berlin, neun<br />
Stunden Zugfahrt zurück.<br />
Ist doch wunderbar,<br />
sagt Mike Berners-Lee, sohabe<br />
er viel Zeit zum Lesen und Arbeiten.<br />
Er ist einer der profiliertesten Denker<br />
zu der Frage, welche Veränderungen<br />
nötig sind, um den Klimawandel<br />
in den Griff zu bekommen.<br />
Unddeshalb fliegt er nicht von England<br />
nach Deutschland. Nach<br />
Deutschland ist Berners-Lee gereist,<br />
um über sein neues Buch zu sprechen:„Es<br />
gibt keinen Planet B“, heißt<br />
es,und ist genauso grundsätzlich gemeint,<br />
wie der Titel klingt.<br />
Herr Professor Berners-Lee, nachdem<br />
ich Ihr Buch gelesen hatte, war ich<br />
mir nicht sicher, obich optimistisch<br />
oder deprimiertsein soll.<br />
Keins vonbeiden. Siesollen motiviertsein.<br />
Einerseits zeigen Sie: Wir können das<br />
Ruder herumreißen. Der Mensch<br />
kann auf diesem Planeten leben,<br />
ohne auf Dauer ihn und damit seine<br />
eigenen Lebensgrundlagen zu zerstören.<br />
Die Lösungen sind sogar alle<br />
schon da. Wir müssten unsere Lebensweise<br />
allerdings grundlegend<br />
ändern. Unddas ist nicht wirklich in<br />
Sicht.<br />
Es ist klar, dass wir in große<br />
Schwierigkeiten kommen werden,<br />
wenn wir nicht sehr bald sehr viel<br />
ändern. Aber es ist noch alles drin.<br />
Wir haben auch eine große Chance,<br />
in Zukunft besser denn je zu leben.<br />
Und esgibt keinen Grund zu glauben,<br />
dass uns das nicht gelingen<br />
kann.<br />
Doch –die Tatsache, wie wenig bis<br />
jetzt passiert ist. Seit Montag beraten<br />
Tausende Experten in Madrid darüber,was<br />
die Staaten tun müssen, um<br />
das Pariser Klimaabkommen einzuhalten,<br />
also die Erderwärmung auf<br />
unter zwei Grad zu begrenzen. Im wenige<br />
Tage zuvor erschienenen UN-Bericht<br />
steht zugleich, dass die Emissionen<br />
im Jahr 2018 weiter angestiegen<br />
sind –das Gegenteil von dem, was<br />
passieren müsste.<br />
Das stimmt, die CO 2 -Emissionen<br />
gehen weiterhin in dem Maße nach<br />
oben, wie sie es täten, wenn die Erderwärmung<br />
nie festgestellt worden<br />
wäre. Aber es ist so: DieKipppunkte,<br />
die jetzt beim Klimawandel befürchtet<br />
werden, weil sie alles auf fatale<br />
Weise beschleunigen könnten –die<br />
brauchen wir auch in der Gesellschaft.<br />
Wir benötigen ein globales<br />
Übereinkommen, damit fossile<br />
Brennstoffe im Boden bleiben. Was<br />
ist nötig, damit das passiert? Es muss<br />
die richtige Politik geben. Und wie<br />
gibt es die richtige Politik? Die Menschen<br />
müssen sie fordern, die Unternehmen<br />
müssen dahingehend handeln,<br />
all das interagiert. Wenn man<br />
einen Systemwandel braucht, ist es<br />
sehr schwer zu sagen, wie nah man<br />
an dem Kipppunkt ist, an dem plötzlich<br />
alles möglich wird. Es kann sein,<br />
dass wir sehr nah dran sind. Wir haben<br />
jetzt eine Chance.Wenn wir jetzt<br />
keinen Adrenalinstoß verspüren,<br />
dann arbeiten unsere Gehirne nicht<br />
richtig. Denn die Nachrichten, die<br />
aus der Wissenschaft kommen, sagen<br />
uns, dass wir auf großen Ärger<br />
zusteuern. Aber die gute Nachricht<br />
ist, dass wir vielleicht nicht mehr<br />
weit wegsind vonder großen Veränderung,<br />
die wir brauchen.<br />
Das Gefühl, dass sich etwas verändert,<br />
hat viel mit den Demonstrationen<br />
in diesem Jahr zu tun.<br />
Und Mut machen mir nicht nur<br />
die Demonstrationen an sich, sondern<br />
auch deren Stil. In Großbritannien<br />
habe ich viele Aktionen vonExtinction<br />
Rebellion gesehen. Im besten<br />
Fall ist es ein Blick auf eine bessereWelt:<br />
Siesind freundlich, es gibt<br />
kostenloses Essen, interessante Gespräche,<br />
sie räumen ihren Müll auf<br />
und den vonanderen Leuten, sie singen<br />
den Polizisten etwas vor, die gar<br />
nicht gewohnt sind, dass Demonstranten<br />
so nett zu ihnen sind. Wir<br />
„Wir waren eine kleine Artauf einem robusten Planeten, jetzt sind wir eine große Artauf einem fragilen Planeten“. So sieht es MikeBerners-Lee.<br />
müssen zeigen, dass es eine bessere<br />
Welt ist, die wir schaffen wollen.<br />
Also ist Extinction Rebellion die Idealform<br />
eines Protests, der die von Ihnen<br />
geforderte Veränderung im Denken<br />
mit anstoßen könnte?<br />
Wenn sie sich von ihrer besten<br />
Seite zeigen, ja. Sie machen Fehler.<br />
Doch die Bewegung als Ganzes ist<br />
sehr nah an den Werten, die ich in<br />
meinem Buch als unabdingbar für<br />
den Wandel analysiert habe. Es<br />
herrscht großer Respekt, jedem gegenüber,<br />
bis hin zu den Leuten von<br />
den Unternehmen für fossile Brennstoffe,<br />
die uns Lügen erzählen –das<br />
ist eine machtvolle Botschaft. Und<br />
sie fordernWahrheit, auch wenn die<br />
ungemütlich ist.<br />
Im Moment hat man den Eindruck,<br />
dass es ein neues Bewusstsein gibt. Ist<br />
das nicht vielleicht nur eine Phase?<br />
Ich kann die Zukunft nicht voraussehen,<br />
aber ich weiß, was wir<br />
jetzt tun müssen. Wir müssen jetzt<br />
ein Momentum schaffen. Das Aufwachen<br />
muss weitergehen.<br />
Warum sind wir da so langsam?<br />
Es ist auch eine Frage vonVorstellungskraft.<br />
Wenn wir uns in diesem<br />
Raum umsehen, erzählt nichts vom<br />
Klimawandel. Wir sehen nichts, das<br />
uns davon abhalten sollte,unser Leben<br />
weiterzuführen wie bisher. Aber<br />
wenn wir unsere Vorstellung ein<br />
bisschen anstrengen und uns zum<br />
Beispiel fragen, wie wahrscheinlich<br />
es ist, dass es im nächsten Sommer<br />
einen beachtlichen Ernteausfall<br />
beim Reis gibt –nämlich ziemlich<br />
wahrscheinlich – und welche Auswirkungen<br />
das hätte,sieht die Sache<br />
schon anders aus. Es ist nicht so,<br />
dass die Menschen im gemütlichen<br />
Deutschland oder in England davon<br />
unberührtwären. Daswürde uns alle<br />
betreffen.<br />
Ihr Buch bringt unsere Vorstellungskraft<br />
durch viele Fakten in Fahrt. Wie<br />
haben Siedie zusammengetragen?<br />
Es war harte Arbeit, und viele<br />
Leute haben mir geholfen. Es gibt so<br />
viele Statistiken in dem Buch, weil<br />
sie einen zwingen, die Perspektivezu<br />
wechseln. Einige davon lassen einem<br />
die Kinnlade herunterkippen.<br />
Da ist zum Beispiel diese Zahl: Auf<br />
der Erde werden so viele Lebensmittel<br />
angebaut, dass jeder Mensch jeden<br />
Tagfast 6000 Kilokalorien zur Verfügung<br />
hätte. Also viel mehr, als jeder<br />
einzelne bräuchte. Trotzdem sind 800<br />
Millionen Menschen unterernährt.<br />
Da fragt man sich doch: Wo geht<br />
die Nahrung hin? Ein Teil wird weggeworfen,<br />
ein Teil wird für Biokraftstoff<br />
verwendet und der größte Teil<br />
wirdanTiereverfüttert. Diese Statistik<br />
gibt uns also ganz klar Aufschluss<br />
ZUR PERSON<br />
MikeBerners-Lee ist Professor am Institute for Social Futures an der britischen Lancaster<br />
University und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem CO 2 -Fußabdruck des Menschen und<br />
damit, wie man ihn verringernkann. Präzise Angaben machte der Physiker in seinem Buch<br />
„Howbad are bananas?“. Sein neues Buch „Es gibt keinen Planet B“ (Midas, 25 Euro) hat er<br />
noch grundsätzlicher angelegt, als „Handbuch für die großen Herausforderungen unserer<br />
Zeit“. MikeBerners-Lee ist der jüngere Bruder des Physikers und Informatikers TimBerners-<br />
Lee, der das Internet maßgeblich mitbegründet hat.<br />
darüber, was falsch läuft bei unserem<br />
Umgang mit dem Boden und<br />
der Nahrung, die dort wächst. Wir<br />
müssen damit aufhören, Nahrung,<br />
die Menschen ernährt, in großem<br />
Maßstab an Tierezuverfüttern. Und<br />
wir müssen Biokraftstoffe mit großer<br />
Vorsicht einsetzen.<br />
Auch dazu haben Sie eine Zahl: Der<br />
Weizen, den man braucht, um einen<br />
Toyota Corolla mit Bioethanol 1,7 Kilometer<br />
weit zu fahren, würde genügen,<br />
um einen Menschen einen Tag<br />
lang zu ernähren.<br />
Was ich hier beschreibe ist Biokraftstoff<br />
der ersten Generation, bei<br />
dem essbare Pflanzen verwendet<br />
werden. Wenn wir es schaffen, flüssige<br />
Kraftstoffe aus Zellstoff herzustellen,<br />
werden die Zahlen besser.<br />
Aber der Konflikt zwischen Nahrung<br />
und Treibstoff ist deutlich.<br />
GETTY, BENJAMIN PRITZKULEIT<br />
Dabei hatte man ja mal große Hoffnungen<br />
in Biokraftstoff als CO 2 -neutrale<br />
Lösung gesetzt. Einweiteres Beispiel<br />
dafür, wie kompliziert der Weg<br />
ist.<br />
Aber es gibt auch gute Nachrichten.<br />
Nehmen Sie die Solarenergie.<br />
Ein Stück Land, das ungefähr 370<br />
mal 370 Kilometer groß ist und vollgepackt<br />
mit Solarmodulen, könnte<br />
den Energiebedarf der ganzen Welt<br />
decken. Natürlich ist es komplexer<br />
als das: Manmuss die Energie dahin<br />
bekommen, wo sie gebraucht wird,<br />
und was macht man, wenn keine<br />
Sonne scheint? Aber diese technischen<br />
Herausforderungen lassen<br />
sich lösen. Die Technik ist nicht der<br />
Flaschenhals, wenn es darum geht,<br />
den Übergang zu einer Welt der sauberen<br />
Energien zu schaffen.<br />
DerMensch ist der Flaschenhals. Und<br />
so lange es die großen Lösungen nur<br />
in der Theorie gibt, fragt sich der Einzelne,<br />
was es nützt, wenn man zum<br />
Beispiel beschließt, nicht mehr zu<br />
fliegen.<br />
Man muss es anders sehen.<br />
Nicht zu fliegen, kann Teil einer Botschaft<br />
sein, und sie auszusenden,<br />
kann es anderen Menschen leichter<br />
machen, genauso zu handeln. Die<br />
Frage, die man sich stellen muss,<br />
heißt: Waskann ich dazu beitragen,<br />
die Bedingungen zu schaffen, unter<br />
denen der Systemwandel, den wir<br />
brauchen, möglich wird? Und da<br />
kann jeder viel tun, wir nehmen täglich<br />
Einfluss: dadurch, wie wir unser<br />
Geld ausgeben, dadurch, wie wir<br />
uns gegenüber Freunden, am Arbeitsplatz,<br />
in der Familie verhalten.<br />
So passiertVeränderung: Dinge, die<br />
sozial akzeptabel waren, sind es<br />
plötzlich nicht mehr, und andere<br />
Dinge werden es.<br />
Ihr Resümee ist, dass es am Ende von<br />
unseren Werten abhängt, ob wir in<br />
Frieden auf einem stabilen Planeten<br />
leben werden.<br />
Ich habe mit vielen Experten gesprochen<br />
und es war bemerkenswert,<br />
wie viele zu mir gesagt haben:<br />
Wissen Sie was, amEnde läuft alles<br />
auf eine Wertedebatte hinaus. Ob<br />
man die Welt ernähren oder den Klimawandel<br />
bekämpfen will, es hat alles<br />
mitWerten zu tun. Diegute Nachricht<br />
ist: Die Erfahrung zeigt, dass<br />
Menschen in der Lage sind, ihre<br />
Werte zuändern, einfach nur, weil<br />
sie es wollen. Den drei zentralen<br />
Werten, die ich definiere, liegt reiner<br />
Pragmatismus zugrunde. Ohne sie<br />
können wir die globalen Probleme<br />
nicht lösen, mit ihnen schon. Alle<br />
Menschen mit Respekt zu behandeln,<br />
ist der erste. Obman es mag<br />
oder nicht: Zum ersten Mal inder<br />
Menschheitsgeschichte befinden<br />
wir uns alle in einem Boot. Dann<br />
brauchen wir Respekt für den Planeten,<br />
für alle anderen Arten. Unddrittens:<br />
Wir brauchen dringend mehr<br />
Wahrheit. Wie unangenehm Fakten<br />
auch sind, wir können darauf bestehen,<br />
sie zu bekommen.<br />
Siedeuten an, dass Religion und Spiritualität<br />
weiterhelfen könnten.<br />
Ichfühle mich nicht sehr kompetent<br />
auf dem Gebiet, aber ich fand,<br />
dass das Buch nicht vollständig<br />
wäre, wenn ich diesen Gedanken<br />
nicht erwähnen würde. Einige der<br />
klügsten Ideen zu Klimawandel und<br />
Naturschutz finden sich in Glaubensgemeinschaften.<br />
Ich will keine<br />
bestimmte Religion hervorheben,<br />
aber ich denke, sie kann ein Werkzeug<br />
sein, um die Art zudenken zu<br />
kultivieren, die im Anthropozän nötig<br />
ist.<br />
Sie benutzen oft das Wort Anthropozän.<br />
Finden Sie, das sollte der Name<br />
für eine neue Erdepoche sein, wie es<br />
seit ein paar Jahren diskutiertwird?<br />
Ich verliere schnell die Geduld<br />
mit den sehr technischen Diskussionen<br />
darüber,was genau des Anthropozän<br />
ist und wann es aus geologischer<br />
Perspektive begonnen haben<br />
könnte. Aber dieses Wort hilft, uns<br />
darüber klar zu werden, dass wir<br />
selbst es nun sind, die den Planeten<br />
verändern. Wirwaren eine kleine Art<br />
auf einem robusten Planeten. Und<br />
jetzt sind wir eine große Art auf einem<br />
fragilen Planeten. Wirhatten einige<br />
Dekaden, in denen wir uns<br />
schon im Anthropozän befanden,<br />
aber lebten, als ob das nicht so wäre.<br />
Jetzt aber ist der Moment, in dem wir<br />
damit nicht mehr davonkommen.<br />
Vor ein paar Tagen war Ihr Bruder<br />
Tim Berners-Lee, Erfinder des World<br />
Wide Web, in Berlin, und hat auch<br />
zum dringenden Handeln aufgerufen,<br />
in einer anderen Sache: Er fordert<br />
einen globalen Gesellschaftsvertrag<br />
für das Internet, um das soziale Netzwerk,<br />
wie er es sich mal vorgestellt<br />
hatte, zu retten, wie er sagt. So einen<br />
globalen Vertrag brauchen wir doch<br />
auch für den Planeten.<br />
Ja, den bräuchten wir. Mein Bruder<br />
und ich haben verschiedene<br />
Blickwinkel, aber wir sind auf derselben<br />
Seite.Wenn Leute sagen, wir haben<br />
noch zehn Jahre, um den Planeten<br />
zu retten –das stimmt nicht. In<br />
den vergangenen zwölf Monaten ist<br />
viel Wichtiges passiert. Die Frage<br />
muss nun sein: Wie anders kann die<br />
Welt in zwölf Monaten aussehen, wie<br />
anders kann die Gesellschaft, die Politik<br />
sich anfühlen? Wir müssen das<br />
jetzt in Angriff nehmen.<br />
Ihren Bruder und Sie drängt es beide<br />
zu den globalen gesellschaftlichen<br />
Themen.<br />
Nun eine Sache haben wir gemeinsam:<br />
Wir hatten wunderbare<br />
Eltern.<br />
Washaben sie richtig gemacht?<br />
Ich würde sagen, sie haben uns<br />
zum Denken gebracht. Und sie waren<br />
auch einfach sehr nette Menschen.<br />
DasGespräch führte PetraAhne.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 17 *<br />
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Sport<br />
„Niemand<br />
darf uns<br />
stoppen“<br />
Coach Petkovic peilt mit den<br />
Füchsen das Final Four an<br />
Fünf Tage nach dem Heimsieg gegen<br />
die MT Melsungen in der<br />
Handball-Bundesliga kommt es für<br />
die Füchse Berlin zu einem schnellen<br />
Wiedersehen im Pokal. Am<br />
Dienstagabend kämpfen die <strong>Berliner</strong><br />
in Kassel im Viertelfinale um den<br />
Einzug ins Final Four (19.00 Uhr).<br />
Das ist eines der großen Saisonziele<br />
des Pokalsiegers von 2014. „Wir haben<br />
uns jetzt gefunden. Niemand<br />
darf uns stoppen“, gibt sich Trainer<br />
Velimir Petkovic optimistisch.<br />
Die Serie von zuletzt sechs<br />
Pflichtspielsiegen hintereinander<br />
soll am Dienstag keinesfalls enden.<br />
Nach der überzeugenden Vorstellung<br />
beim 28:22-Erfolg am Donnerstagabend<br />
war Petkovic deshalb sofort<br />
bemüht, den Druck aufrecht zu<br />
erhalten. „Wir brechen nicht in Euphorie<br />
aus,wir sehen die zwei Spiele<br />
zusammen“, sagte er.<br />
An Selbstbewusstsein mangelt es<br />
den Füchsen momentan aber nicht.<br />
„Wir können auf jeden Fall nun einfacher<br />
nach Melsungen fahren“,<br />
meint Nationalspieler Paul Drux. Allerdings<br />
erwarten die Füchse hinsichtlich<br />
der spieltaktischen Ausrichtung<br />
eine komplett andere Partie.„Jeder<br />
wirdversuchen, etwas anders<br />
zu machen“, so der<br />
Rückraumspieler weiter. Und auch<br />
dessen Nationalmannschaftskollege<br />
Fabian Wiede erwartet am Dienstag<br />
mehr Gegenwehr.„Siewerden es uns<br />
sicherlich nicht noch einmal so einfach<br />
machen, wie in der zweiten<br />
Halbzeit“, glaubt er.<br />
Gerade diese zweite Hälfte macht<br />
aber auch jede Menge Mut. „Somüssen<br />
wir das auch am Dienstag wieder<br />
angehen“, fordertWiede. Besonders<br />
in der Abwehr überzeugten die<br />
Füchse. Lediglich sieben Gegentore<br />
fielen nach dem Seitenwechsel. Das<br />
soll auch am Dienstag der Schlüssel<br />
sein. Petkovic sieht aber dennoch<br />
Verbesserungsbedarf. „Es gibt schon<br />
Punkte, die wir besser machen können“,<br />
sagt der Coach. (dpa)<br />
Ein paar<br />
Niederlagen<br />
zu viel für Fiel<br />
Zweitligist Dresden trennt<br />
sich von seinem Trainer<br />
S<br />
ieben Niederlagen in den vergangenen<br />
acht Spielen, Sturzans Tabellenende:<br />
Fußball-Zweitligist Dynamo<br />
Dresden hat nach einer rasanten<br />
Talfahrt die Notbremse gezogen<br />
und sich nach „intensiven und offenen<br />
Gesprächen“ von Trainer Cristian<br />
Fiel, 39, getrennt. Laut Klub-<br />
Mitteilung einvernehmlich. Co-Trainer<br />
Patrick Mölzl muss ebenfalls gehen.<br />
Wer die Mannschaft am<br />
Sonntag im Heimspiel gegen Sandhausen<br />
betreuen wird, ist noch offen.<br />
Dresden will zunächst eine Interimslösung<br />
präsentieren.<br />
„Diese Entscheidung ist uns sehr<br />
schwergefallen. Cristian und ich<br />
standen während der gesamten Zusammenarbeit<br />
immer in einem engen<br />
und vertrauensvollen Austausch.<br />
Wirhaben die Zusammenarbeit<br />
beendet, weil wir zu dem gemeinsamen<br />
Entschluss gekommen<br />
sind, dass die Mannschaft dringend<br />
einen neuen Impuls braucht, um<br />
den Klassenerhalt noch zu erreichen“,<br />
sagte Dynamos Sportgeschäftsführer<br />
Ralf Minge.<br />
Fiel war von 2010 bis 2015 Profi<br />
bei Dynamo, arbeitete im Anschluss<br />
im Nachwuchsbereich des Klubs.<br />
Nach einer Phase als Interimstrainer<br />
wurde er nach der Beurlaubung von<br />
Maik Walpurgis im Februar 2019<br />
Cheftrainer. (sid)<br />
National in dieser Saison bislang ungeschlagen: Die BR Volleys um Sergej Grankin, Benjamin Patch und Samuel Tuia (v. l.).<br />
Hallo Europa<br />
Die BR Volleys starten mit dem besten Kader,den sie je hatten, in die Champions League<br />
VonKarin Bühler<br />
Zusammensetzung: In der<br />
Champions-League-Vierergruppe<br />
mit den BR Volleys<br />
und ACHVolleys Ljubljana<br />
gelten die beiden russischen<br />
Klubs VK Kusbass Kemerowo<br />
sowie FakelNowij<br />
Urengoi als Favoriten.<br />
Wenn wir in der Champions<br />
League irgendetwas<br />
erreichen wollen,<br />
dürfen wir dieses<br />
Spiel nicht verlieren“, sagt Volleys-<br />
Trainer Cedric Enard. Nach13 Siegen<br />
in 13 nationalen Pflichtspielen steht<br />
für Berlins Volleyballer zum Auftakt<br />
der europäischen Königsklasse an<br />
diesem Dienstag (19.30 Uhr, Schmelinghalle)<br />
die Partie gegen Sloweniens<br />
Meister ACH Volleys Ljubljana<br />
an. Tatsächlich macht sich der deutsche<br />
Meister Hoffnungen, auf europäischer<br />
Ebene einen Schritt nach<br />
vorne zutun. „Wir haben vorige Saison<br />
alles gegeben, um überhaupt in<br />
der Champions League dabei zu<br />
sein. Jetzt wollen wir das Optimum<br />
herausholen“, sagt Enard.<br />
Der Kader der <strong>Berliner</strong> wirkt so,<br />
als sei er in diesem Jahr vorallem mit<br />
Blick auf die Champions League zusammengestellt:<br />
Noch nie hatten die<br />
<strong>Berliner</strong> so viel Qualität und Erfahrung<br />
im Zuspiel, wo für den russischen<br />
Olympiasieger Sergej Grankin<br />
jederzeit der französische Europameister<br />
Pierre Pujol einspringen<br />
kann, wenn es eine Strategieänderung<br />
braucht. Auf der anderen<br />
Schlüsselposition, im Diagonalangriff,<br />
punktet US-Nationalspieler<br />
Benjamin Patch seit Wochen auf hohem<br />
Niveau, im Mittelblock sind Nationalspieler<br />
aus den USA und<br />
Frankreich im Einsatz, dazu die<br />
deutschen Nationalspieler Moritz<br />
Reichertund Julian Zenger.<br />
So gut besetzt war der Kader der<br />
BR Volleys noch nie. „Das habe ich<br />
unserer Mannschaft gestern auch in<br />
einer Besprechung erklärt“, sagt Manager<br />
Niroomand.„Das gilt nicht nur<br />
für unsere erste Formation, sondern<br />
auch für die dahinter. Das sind alles<br />
hungrige Leute. Essitzt keiner draußen,<br />
der mosert.“ Wobei Niroomand<br />
betont, dass er bei der Kaderzusammenstellung<br />
in erster Linie die Verteidigung<br />
des Meistertitels im Sinn<br />
hatte. „Sich nur für die Champions<br />
League aufzustellen wäre Lotterie<br />
gewesen. All In sind wir nicht gegangen.“<br />
Denn die Auslosung entschei-<br />
MODUS IN DER CHAMPIONS LEAGUE<br />
Zusammenfassung: Ljubljanas<br />
Trainer Matija Plesko<br />
hat die Rolle der eigenen<br />
Mannschaft ebenfalls klar<br />
definiert: „Wir sind Außenseiter.Ich<br />
hoffe, die Gegner<br />
unterschätzen uns und wir<br />
können darauf reagieren.“<br />
Zusammenschnitt: Ausinsgesamt<br />
fünf Vorrundengruppen<br />
erreichen nur die Erstplatzierten<br />
sowie die drei<br />
besten Zweiten das im K.-o.-<br />
System ausgetragene Viertelfinale.<br />
Die Gruppenphase<br />
läuft bis 19. Februar 2020.<br />
det ja über dieWegstrecke in Europas<br />
Königsklasse mit. Und da wurden<br />
den <strong>Berliner</strong>n schon in der Gruppenphase<br />
in den sibirischen Klubs,<br />
Russlands Meister Kemerowo sowie<br />
Fakel Nowij Urengoi, was Spielstärke<br />
und Anreise angeht, die denkbar unangenehmsten<br />
Gegner zugelost.<br />
Als Budget, in dem Marketinggebühren,<br />
Produktions- und Reisekosten<br />
enthalten sind, nennt Niroomand<br />
allein für die Gruppenphase<br />
knapp 180 000 Euro. Bislang war die<br />
Champions League für die Klubs ein<br />
Zuschussgeschäft. Seit voriger Saison<br />
schüttet der Europäische Volleyball-Verband<br />
(CEV) 400 000 Euro für<br />
die Finalsieger, 200 000 für die -verlierer<br />
aus. „CEV-Präsident Boricic<br />
müht sich eifrig,Voraussetzungen zu<br />
Das Pokerspiel ist eröffnet<br />
schaffen, dass auch Geld zu den Vereinen<br />
kommt, die nicht in der obersten<br />
Reihe stehen, damit sie Chancen<br />
haben, hinterherzukommen“, sagt<br />
Niroomand. Damit sich Topklubs<br />
wie Perugia, Lube Civitanova oder<br />
Kasan, die zuletzt meist im Finale<br />
standen, nicht immer reicher werden<br />
und sich vomRest entfernen.<br />
Ljubljana holte zuletzt 15 Meistertitel<br />
hintereinander, ist der nationalen<br />
Konkurrenz entwachsen und<br />
spielt in der Middle EuropeanVolleyball<br />
Zonal Association. Die Gegner<br />
dort kommen aus Kroatien, Österreich<br />
und Bosnien-Herzegowina.<br />
Diese Liga, die manche K.-u.-K.-Liga<br />
nennen, führt Ljubljana ebenfalls<br />
an. Ein solches paneuropäisches<br />
Modell steht für Niroomand nicht<br />
zur Diskussion. Dafür, soglaubt er,<br />
sind die Ligen in Italien, Polen, Russland<br />
und Deutschland zu stark.<br />
Wobei er natürlich weiß, dass<br />
Gegner wie den TV Bühl, den dieVolleys<br />
am Sonnabend in der Liga mit<br />
3:0 abfertigten, und Kemerowonicht<br />
vergleichbar sind. Niroomand hofft<br />
daher, dass die Champions League<br />
sein Team auf ein höheres Niveau<br />
heben wird, „damit wir es schaffen,<br />
so nah wie möglich an Europas Spitzenteams<br />
heranzukommen.“ Sein<br />
Plan: „Ljubljana müssen wir schlagen,<br />
am besten gegen die Russen unsere<br />
Heimspiele gewinnen – und<br />
dann auf den lieben Gott hoffen.“<br />
Nach dem Saisonfinale 2019 beginnt in der Formel 1bereits die spannende Weichenstellung für das Jahr 2021<br />
VonElmar Brümmer<br />
Lewis Hamiltons Machtdemonstration<br />
zum Abschluss seines<br />
sechsten Championsjahr? Geschichte.<br />
Ferraris erneuter Pannen-<br />
Grand-Prix, haarscharf aneiner Disqualifikation<br />
vorbei? Nur noch eine<br />
Fußnote. Die Formel 1denkt nach<br />
dem Großen Preis von Abu Dhabi<br />
längst weiter. Und zwar schon an die<br />
übernächste Saison. Dasist selbst für<br />
eine Disziplin, die sich in ihrer Aufgeregtheit<br />
gelegentlich selbst überholt,<br />
erstaunlich. Aber 2021 ändern sich<br />
die Regeln gewaltig, nicht nur technisch.<br />
Dann gilt ein Budgetdeckel von<br />
175 Millionen Dollar, was die großen<br />
Rennställe einbremsen und damit<br />
das Feld ausgeglichener machen soll.<br />
Diegroßen Gewinner,vor allem finanziell,<br />
können dabei die Rennfahrer<br />
sein. Sie werden dann ein noch<br />
stärkerer Faktor für den Erfolg. Denn<br />
die Chauffeurgehälter sind von der<br />
Deckelung ausgenommen, außerdem<br />
laufen im kommenden Sommer<br />
bei den drei Top-Teams Mercedes,<br />
Ferrari und Red Bull Racing alle Verträge<br />
aus. „Wenn sich die Autos angleichen,<br />
werden die Fahrer wieder<br />
der wichtigste Faktor.Das werden sie<br />
sich bezahlen lassen“, vermutet Red-<br />
Bull-Berater Helmut Marko eine Explosion<br />
der Gehälter.<br />
Ein möglicher Ringtausch zwischen<br />
Hamilton und Sebastian Vettel<br />
würde eine Menge frischen<br />
Wind in die Szene bringen.<br />
So fantastisch, wie das momentan<br />
klingt, ist es gar<br />
nicht. Fiat-Boss John Elkann<br />
hat sich in diesem<br />
Jahr schon zweimal mit Hamilton<br />
getroffen. „Ich verstehe<br />
es, wenn ein Fahrer<br />
verschiedene Optionen<br />
evaluiert. Wir wollen mit<br />
Lewis weitermachen. Also<br />
müssen sicherstellen, dass wir das<br />
beste Auto hinstellen. Dann werden<br />
wir auch die besten Fahrer in unseren<br />
Autos haben“, gibt sich Mercedes-<br />
Teamchef TotoWolff gelassen.<br />
DieSummen, um die es geht, sind<br />
beachtlich: Lewis Hamilton wird auf<br />
50 Millionen Dollar per anno taxiert,<br />
Sebastian Vettel auf 40 Millionen. Da-<br />
gegen sind MaxVerstappen mit zwölf<br />
Millionen und Charles Leclerc mit<br />
drei Millionen noch Schnäppchen.<br />
Aber das wirdsich schnell ändern.<br />
Red-Bull-Teamchef Christian Horner<br />
zum beginnenden Poker: „Die<br />
Formel 1kann froh sein, mit Maxund<br />
Charles Leclerc zwei sohochkarätige<br />
Fahrer aus dieser Generation<br />
zu haben. Sie werden<br />
sich in Zukunft große<br />
Kämpfe liefern. Hamilton<br />
wird auch noch eine Weile<br />
dabei sein. Er ist motiviert,<br />
es den Jungen noch mal zu<br />
GETTTY IMAGES/NEL<br />
zeigen. Schreibt mir auch<br />
Sebastian nicht ab. Der<br />
Und alle Optionen: kommt zurück.“<br />
Max Verstappen Hamilton hat verkündet,<br />
dass er als Pionier in<br />
der neuen Ära mitwirken möchte,<br />
und natürlich um Michael Schumachers<br />
Rekord von sieben Titeln zu<br />
brechen. Vettel, der viel Mühe mit<br />
sich und dem Auto, aber noch mehr<br />
mit Charles Leclerc hatte, schließt<br />
auch nach der Geburtdes dritten Kindes<br />
eine weitere Karriere inder Königsklasse<br />
nicht aus.<br />
IMAGO IMAGES/BERND KÖNIG<br />
Charles Leclerc, 22, bringt mit seiner<br />
jugendlichen Respektlosigkeit<br />
und seinem Talent die Ferrari-Hierarchie<br />
über diese Saison hinaus in die<br />
Bredouille. Allein vom Alter und der<br />
Perspektive her müsste Scuderia-<br />
Chef Mattia Binotto künftig voll auf<br />
den Monegassen setzen.<br />
Am einfachsten scheint die Entscheidung<br />
für Max Verstappen zu<br />
sein, den stärksten Mann des letzten<br />
Saisondrittels.Der Niederländer profitiertvon<br />
den erstarkten Honda-Motoren,<br />
die Japaner haben sich zudem<br />
als erster Konzern über 2020 hinaus<br />
zur Formel-1-Teilnahme bekannt.<br />
Mit 22hat er noch ein Jahr lang die<br />
Chance,jüngster Weltmeister der Geschichte<br />
zu werden. Red Bull wäre<br />
dieses Kunststück dann nach Vettel<br />
erneut gelungen. Ganz sicher aber<br />
kann Christian Horner nicht sein, wie<br />
die Verstappens entscheiden. Vater<br />
Joshat immer Großes vormit seinem<br />
Sohn, und er hat schon imVorjahr,als<br />
Red Bull die richtige Motorisierung<br />
fehlte, Kontakt zu Mercedes aufgenommen.<br />
Alte Kontakte zu intensivieren,<br />
kann sich lohnen.<br />
NACHRICHTEN<br />
Mainz gewinnt 2:1 gegen<br />
Eintracht Frankfurt<br />
FUSSBALL. DerFSV Mainz 05 hat<br />
das 23. Rhein-Main-Derbyinder<br />
Bundesliga mit 2:1 (0:1) gegen Eintracht<br />
Frankfurtfür sich entschieden.<br />
Beim Heim-Debüt vonNeu-<br />
Trainer Achim Beierlorzersiegten<br />
die Mainzer am Montagabend in<br />
Überzahl vor33184 Zuschauern<br />
durch Tore vonKarim Onisiwo (50.<br />
Minute) und Adam Szalai (69.). Eintrachts<br />
Martin Hinteregger hatte die<br />
Frankfurter in der 33. Minute in Führung<br />
gebracht. Auch im zwölften Anlauf<br />
verpassten die Hessen damit einen<br />
Sieg in Mainz. Vier Tage nach<br />
dem 2:1 in der Europa League beim<br />
FC Arsenal tat sich die Mannschaft<br />
vonTrainer AdiHütter in Unterzahl<br />
sehr schwer.Nach der Roten Karte<br />
für Dominik Kohr (Notbremse/44.<br />
Minute) mussten die Gäste eine<br />
Halbzeit lang mit neun Feldspielern<br />
auskommen. DasSpiel begann mit<br />
zehnminütiger Verspätung, weil<br />
Frankfurt-Fans kurzvor dem Anpfiff<br />
einen Böller zündeten und mehrere<br />
Raketen auf den Rasen feuerten.<br />
Doncic führtMavericks zum<br />
Sieg gegen die Lakers<br />
Luka Doncic (M.) ist in der NBA der<br />
Mann der Stunde.<br />
AFP/LOTZE<br />
BASKETBALL. DieDallas Mavericks<br />
haben in der nordamerikanischen<br />
Profiliga NBA die eindrucksvolle Serieder<br />
Los Angeles Lakers um Ausnahmespieler<br />
LeBronJames gestoppt.<br />
DieMavs setzten sich gegen<br />
das Team aus Kalifornien, das zuletzt<br />
zehn Spiele in Folge gewonnen hatte,<br />
114:100 durch. Mavericks-Topscorer<br />
Luka Doncic war mit 27 Punkten,<br />
zehn Assists und neun Rebounds der<br />
überragende Akteur.<br />
Draisaitl erzielt<br />
seinen 50. Scorerpunkt<br />
EISHOCKEY. Nationalspieler Leon<br />
Draisaitl hat mit zwei Treffernseine<br />
beeindruckende Saison in der NHL<br />
fortgesetzt. Der24-Jährige war mit<br />
seinem Doppelpack der Matchwinner<br />
beim 3:2-Sieg der Edmonton Oilers<br />
bei den Vancouver Canucks.Zugleich<br />
erreichte Draisaitl damit bereits<br />
nach 29 Spieltagen die Marke<br />
von50Scorerpunkten. Dergebürtige<br />
Kölner hat in dieser Spielzeit bereits<br />
18 Tore und 32 Vorlagen auf seinem<br />
Konto.<br />
ZAHLEN<br />
Fußball<br />
Bundesliga, 13. Spieltag<br />
FSV Mainz 05 -Eintracht Frankfurt 2:1 (0:1)<br />
1. Bor.Mönchengladbach 13 28:15 28<br />
2. RB Leipzig 13 36:15 27<br />
3. FC Schalke04 13 24:16 25<br />
4. Bayern München 13 34:18 24<br />
5. Borussia Dortmund 13 28:19 23<br />
6. SC Freiburg 13 23:17 22<br />
7. BayerLeverkusen 13 20:17 22<br />
8. 1899 Hoffenheim 13 18:20 21<br />
9. VfL Wolfsburg 13 15:13 20<br />
10. Eintracht Frankfurt 13 22:20 17<br />
11. 1. FC Union 13 16:19 16<br />
12. FSV Mainz 05 13 19:32 15<br />
13. Werder Bremen 13 22:28 14<br />
14. FC Augsburg 13 18:25 14<br />
15. Fortuna Düsseldorf 13 16:24 12<br />
16. Hertha BSC 13 18:27 11<br />
17. 1. FC Köln 13 12:28 8<br />
18. SC Paderborn07 13 16:32 5
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 – S eite 18<br />
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Sport<br />
Bei Hochrisikospielen wie dem Nordderbyzwischen Werder Bremen und dem Hamburger SV braucht es eine extra Portion Polizei, gernauch hoch zu Ross.<br />
IMAGO IMAGES/MIS<br />
Zwischen allen Stühlen<br />
Bei der Frage nach der Beteiligung des deutschen Profifußballs an zusätzlichen Polizeikosten könnte sich das Novum ergeben, dass sich 35 Klubs gegen einen stellen<br />
VonFrank Hellmann, Frankfurt<br />
Auch wenn die Zeiten längst<br />
passé sind, dass die deutsche<br />
Nationalmannschaft<br />
im Kempinski Gravenbruch<br />
in Neu-Isenburg ihr Quartier<br />
bezieht, taugt das Domizil vor den<br />
Toren Frankfurt immer noch dafür,<br />
wegweisende Beschlüsse für den<br />
deutschen Fußball auf den Weg zu<br />
bringen. Am Dienstag findet in dem<br />
ehemaligen Jagdsitz die nächste Mitgliederversammlung<br />
der Deutschen<br />
Fußball Liga (DFL), auf der ein brisantes<br />
Thema besprochen werden<br />
muss: Wieist mit der Beteiligung des<br />
deutschen Profifußballs an zusätzlichen<br />
Polizeikosten bei Hochrisikospielen<br />
zu verfahren?<br />
Undhier könnte sich das Novum<br />
ergeben, dass sich 35 Klubs gegen einen<br />
stellen. Denn bislang ist in den<br />
komplexen Fall nur der SV Werder involviert,<br />
nachdem der Bremer Senat<br />
vom Leipziger Oberverwaltungsgericht<br />
Recht bekam, die Gebührenbescheide<br />
vonder DFL erstatten zu lassen.<br />
Die hat inzwischen die ersten<br />
Überweisungen für vier Partien an<br />
das Land Bremen getätigt. Insgesamt<br />
geht es um 2,3 Millionen Euro,die von<br />
der Liga-Versammlung nun zu 100<br />
Prozent dem SV Werder aufgebürdet<br />
werden sollen. Ein entsprechender<br />
Antrag ist formuliert. In den Teilversammlungen<br />
der Bundesliga und<br />
Zweiten Liga war das Votum eindeutig,<br />
diese Kosten nicht umzulegen.<br />
Hoch verschuldeter Stadtstaat<br />
Werder hat jüngst auf seiner Mitgliederversammlung<br />
eine Klage gegen<br />
den Liga-Verband angekündigt. Notfalls<br />
würde juristisch geprüft, ob die<br />
DFL nicht ein Mitveranstalter sei, der<br />
zu einer Kostenbeteiligung verpflichtet<br />
werden kann. Die aktuelle Beschlussvorlage<br />
erschüttere „das Gefüge<br />
der Ersten und Zweiten Liga als<br />
Solidargemeinschaft“, hieß es bei den<br />
Grün-Weißen, die aber wohl gegen<br />
Windmühlen kämpfen. Die DFL verweist<br />
darauf, dass das Polizei-Monopol<br />
wie bei jedem Stadtfest, Rockkonzert<br />
oder jeder Demonstration beim<br />
Staat läge.Und dafür würde der Profifußball<br />
genug zahlen: ImWirtschaftsreport<br />
2018 ist hinterlegt, dass der<br />
deutsche Profifußball bei einem Rekordumsatz<br />
von4,42 Milliarden Euro<br />
auch 1,28 Milliarden an Steuern und<br />
Abgaben entrichtet hat. Zudem<br />
würde mit den Investitionen in die<br />
Fanprojekte ja noch Präventionsarbeit<br />
verrichtet.<br />
DasMeinungsbild ist nicht mal innerhalb<br />
der Parteien einhellig: Während<br />
Niedersachsens Innenminister<br />
Boris Pistorius (SPD) die Weitergabe<br />
der Mehrkosten bei Polizeieinsätzen<br />
grundsätzlich für systemwidrig hält,<br />
hat der hoch verschuldete Stadtstaat<br />
„Wir haben zwar den juristischen Fingerzeig<br />
bekommen, dass es grundsätzlich möglich ist,<br />
eine solche Gebühr zu erheben, aber kein<br />
Richter dieser Welt hat gesagt, dass es eine<br />
gute Idee ist.“<br />
Hubertus Hess-Grunewald gibt als Werder-Präsident<br />
den Pionier.<br />
Bremen mit seinem streitlustigen Innensenator<br />
Ulrich Mäurer (SPD) einen<br />
Präzedenzfall geschaffen, bei der<br />
vor allem der Sportverein Werder als<br />
vorbildlich sozial und gesellschaftlich<br />
agierenden Leuchtturm der Hansestadt<br />
jetzt zwischen allen Stühlen zu<br />
sitzen scheint.<br />
„Wenn Werder 100 Prozent der<br />
Kosten zahlen muss,wirddas Verursacherprinzip<br />
außer Kraft gesetzt“,<br />
argumentiert Klaus Filbry, der Vorsitzende<br />
der Geschäftsführung. Sein<br />
Vorschlag: die Kosten zwischen dem<br />
SV Werder,der DFL als Mitveranstalter<br />
und dem jeweiligen Gastverein zu<br />
dritteln. Vereinspräsident Hubertus<br />
Hess-Grunewald („Wir haben zwar<br />
den juristischen Fingerzeig bekommen,<br />
dass es grundsätzlich möglich<br />
ist, eine solche Gebühr zu erheben,<br />
aber kein Richter dieser Welt hat gesagt,<br />
dass es eine gute Idee ist“)<br />
brachte ins Spiel, den Mehraufwand<br />
bei Hochrisikospielen –inder Vergangenheit<br />
die Nordderbys gegen<br />
den Hamburger SV oder Hannover<br />
96, aber auch Spiele gegen Eintracht<br />
Frankfurt oder Borussia Mönchengladbach<br />
–inZukunft zu vermeiden,<br />
indem möglicherweise das Kartenkontingent<br />
für Gästefans reduziert<br />
wird. „Das zeigt, dass es nicht ein reines<br />
Problem vonWerder ist, sondern<br />
auch andereVereine betrifft.“<br />
Diese Einschätzung trifft insofern<br />
zu, dass die Bremer bald gar nicht<br />
mehr so allein stehen könnten. Wie<br />
der Kicker berichtet, plant auch das<br />
Land Rheinland-Pfalz die Polizeimehrkosten<br />
direkt bei seinen Profiklubs<br />
zu vereinnahmen: Innenminister<br />
Roger Lewentz (SPD) will offenbar<br />
eine entsprechende Gebührenregelung<br />
erlassen. Betroffen ist<br />
damit der FSV Mainz 05, der die Erhebung<br />
von Gebühren ebenfalls kategorisch<br />
ablehnt. „In der Konsequenz<br />
könnte das bedeuten, dass<br />
dadurch unter dem Aspekt des Wettbewerbs<br />
und der Chancengleichheit<br />
einzelne Klubs benachteiligt werden“,<br />
teilte derVorstandsvorsitzende<br />
Stefan Hofmann mit.<br />
Auch für den Zweitligisten Hamburger<br />
SV könnte ein gravierender<br />
Standortnachteil entstehen, wenn<br />
die Politik der Hansestadt dem Bremer<br />
Beispiel folgt. Die Parteigenossen<br />
Lewentz und Mäurer wollen das<br />
Thema bereits am Mittwoch vor der<br />
Innenministerkonferenz (IMK) in<br />
Lübeck vorbringen und schlagen neben<br />
einem von der DFL gebildeten<br />
Fonds gleich eine Mustergebührenordnung<br />
vor. Eine Mehrheit wird<br />
sich auf dieser Ebene zwar so schnell<br />
nicht organisieren lassen, aber es<br />
zeichnet sich bereits ab,dass sich die<br />
Problematik schon bald nicht mehr<br />
als isoliertes Problem des kleinsten<br />
deutschen Bundeslandes betrachten<br />
lässt.<br />
Schleifer mit Weitsicht<br />
Herthas neuem Trainer Jürgen Klinsmann schwebt ein laufintensives Spiel vor.Nicht nur deswegen setzt er auf die Dienste von Athletik-Coach Werner Leuthard<br />
VonSebastian Schmitt<br />
Nach dem missratenen Debüt als<br />
Cheftrainer vonHertha BSC hat<br />
Jürgen Klinsmann, 55, seinem Team<br />
anstrengende Trainingseinheiten in<br />
Aussicht gestellt. „Wir haben den<br />
Spielern noch einmal deutlich gemacht,<br />
dass jetzt sehr viel mehr Arbeit<br />
auf sie zukommt“, erklärte der<br />
ehemalige Bundestrainer nach dem<br />
1:2 gegen Borussia Dortmund. Klinsmann<br />
verspricht für die heute beginnende<br />
kurze Trainingswoche, bevor<br />
am Freitagabend das Spiel bei Eintracht<br />
Frankfurt stattfindet, dass er<br />
und sein Trainerteam „die Intensität<br />
nach oben schrauben werden“. Im<br />
taktischen Bereich wirddas eine Aufgabe<br />
für Herthas neuen Co-Trainer<br />
Alexander Nouri. Für die Fitness der<br />
Profis ist seit vergangenen Mittwoch<br />
Werner Leuthardzuständig.<br />
Der 57-jährige Niederbayer, einstiger<br />
Oberleutnant in der Bundeswehr,<br />
arbeitete jahrelang unter Trainer<br />
Felix Magath, wurde beim FC<br />
Bayern „General“ getauft und genießt<br />
in der Branche inzwischen einen<br />
exzellenten Ruf. „Er ist ein sehr<br />
kompetenter Fachmann. Wir haben<br />
sehr erfolgreich zusammengearbeitet“,<br />
sagt Magath.<br />
Seit sie sich 2002 beim VfB Stuttgart<br />
kennenlernten, gab es Magath<br />
und Leuthard nur noch im Doppel-<br />
Pack: in München, in Wolfsburg, auf<br />
Schalke, wieder in Wolfsburg und<br />
beim FC Fulham. Zusammen feierten<br />
sie drei Meisterschaften und zwei<br />
Pokalsiege.Beim VfB bekam Magath<br />
damals seinen berühmten Spitznamen<br />
verpasst. Dereigentliche „Quälix“<br />
war aber Leuthard.<br />
Nach seiner sechsjährigen Zeit als<br />
Gebirgsjäger bei der Bundeswehr<br />
kam Leuthard über Umwege zum<br />
Profisport. Nach jahrelanger Arbeit<br />
mit den Tennisspielerinnen Steffi<br />
Graf und Anke Huber zogesihn zum<br />
Hat die ganze Sportwissenschaft im Blick: Fitness-Trainer Werner Leuthard.<br />
Fußball. Leuthard gilt als harter<br />
Hund, der selbst gestandene Profis<br />
zur völligen Erschöpfung bringt.<br />
Spaniens ehemaliger Nationalstürmer<br />
Raúl, der nach seinem Wechsel<br />
von Real Madrid zum FC Schalke<br />
noch mal aufblühte, sagte mal über<br />
Leuthard: „Das Medizin-Ball-Trai-<br />
CITY-PRESS<br />
ning hat mich fünf Jahre jünger gemacht.“<br />
In Frankfurt formte Leuthard<br />
unter Trainer Adi Hütter vergangene<br />
Saison die „Bullenherde“.<br />
Die mittlerweile abgewanderten<br />
Stürmer Ante Rebic, Luka Jovic und<br />
Sébastian Haller überrollten mit ihrerPhysis<br />
die halbe Liga.<br />
Bei Hertha hoffen sie, dass der<br />
neue Mann mit seiner Arbeit ähnliche<br />
Effekte erzielt. Klinsmann<br />
schwebt ja ein laufintensives Spiel<br />
vor, bei dem der Gegner im Idealfall<br />
durch ein gut funktionierendes Gegenpressing<br />
erst gar nicht zur Entfaltung<br />
kommt.<br />
Assistent vonUrs Fischer<br />
Doch Leuthard machte sich nicht<br />
nur als reiner Konditionsbolzer einen<br />
Namen, sondern auch als Muskel-Versteher.<br />
„Wir waren so erfolgreich,<br />
weil wir nicht nur konditionell<br />
spitze waren, sondern über Jahre<br />
hinweg die wenigstenVerletzten hatten.<br />
Das war sein Verdienst“, lobt<br />
Magath. Dagegen zieht sich bei den<br />
Blau-Weißen das Thema „Muskel-<br />
Verletzung“ seit Jahren wie ein roter<br />
Faden durch den Trainingsbetrieb.<br />
„Bei einer großen Mehrheit der Verletzungen<br />
im Fußball gibt es keine<br />
gegnerische Einwirkung. Man kann<br />
in diesem Bereich sehr großen Einfluss<br />
nehmen“, sagte Leuthard einst<br />
der Basler <strong>Zeitung</strong>.<br />
Magath hätte ihn liebend gerne<br />
mit nach China genommen, als er im<br />
Sommer 2016 den SD Luneng übernahm.<br />
Doch Leuthard stand beim<br />
FC Basel im Wort. Trainiert wurde<br />
der FCB damals von Urs Fischer.„Er<br />
hat ein unheimlichesWissen und die<br />
Zahlen sprechen für sich“, sagte der<br />
heutige Coach des 1. FC Union einst<br />
über Leuthard.<br />
Beim Köpenicker Stadtrivalen soll<br />
Leuthard nun die Spieler fit und robust<br />
genug machen, um möglichst<br />
schnell den Tabellenkeller zu verlassen.<br />
Richtige Veränderungen wird er<br />
aber erst in der Vorbereitung auf die<br />
Rückrunde vornehmen können.<br />
„Man kann während einer Saison<br />
nicht großartig eingreifen. Jetzt zählen<br />
andereAspekte.Man braucht Ergebnisse“,<br />
erklärt Magath vor Herthas<br />
Spiel bei der Eintracht.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 – S eite 19<br />
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Feuilleton<br />
Peter Uehling über die<br />
neue „Traviata“ an der<br />
Komischen Oper.<br />
Seite 20<br />
„Sie spielen einen präzisen wie hochenergischen Siebziger-Funk.“<br />
Markus Schneider über das aktuelle Album der Band Die Zöllner Seiten 22 und 23<br />
Handschrift<br />
Angriff der<br />
Schreibroboter<br />
Ulrich Seidler<br />
trauertumeine letzte<br />
Bastion der Individualität.<br />
Handgeschriebene Texte finden<br />
mehr Beachtung als gedruckte.<br />
Siegelten als verbindlicher.Und dies,<br />
bevor man überhaupt den Inhalt zur<br />
Kenntnis genommen hat −was bei<br />
mancher Sauklaue dann kaum möglich<br />
ist. Es wird sich schon um etwas<br />
Wichtiges handeln, denkt man, wenn<br />
sich jemand die Mühe gemacht hat,<br />
es handschriftlich aufs Papier zu bringen.<br />
Und auch der Adressat selbst<br />
darf sich wichtig genug für diese<br />
Mühe fühlen. Diese suggerierte Exklusivität<br />
und Wertschätzung ist ein<br />
hohes Gut, das eine <strong>Berliner</strong> Start-up-<br />
Firma seit 2015 für Werbebelange<br />
ausbeutet und dies laut einem aktuellem<br />
Bericht des Branchenmediums<br />
Horizont mit messbarem Erfolg.<br />
Wunderpen heißt das 2015 gegründete<br />
Unternehmen, das Schreibrobotern<br />
echte Stifte (Kulis oder Füller,<br />
je nach Wunsch) in die Kralle<br />
drückt. Die Roboter lassen die Tinte<br />
viel schneller, geduldiger und auch<br />
fehlerfreier fließen als jeder Mensch<br />
dies könnte. Sodass kleine Varianzen<br />
ins Schriftbild programmiertwurden,<br />
um noch mehr Authentizität zu suggerieren.<br />
Graphologen könnten daraus<br />
Rückschlüsse auf die Persönlichkeit<br />
und psychische Verfassung der<br />
Roboter ziehen. Am Ende hat der<br />
Kunde eine Karte imBriefkasten, die<br />
von einer handgeschriebenen nicht<br />
zu unterscheiden ist und entsprechend<br />
sein Interesse für die unterzujubelndeWerbebotschaft<br />
entfacht.<br />
Wemdas noch nicht anrüchig genug<br />
ist, der kann ein paar Zeilen in<br />
einer dem Adressaten bekannten<br />
Handschrift vorlegen, die der Roboter<br />
nachahmt. Was für Möglichkeiten!<br />
Es ließen sich fingiert-authentische<br />
Liebesbriefe, Denunziationen<br />
oder Beförderungsmitteilungen in<br />
hoher Auflage verschicken − und<br />
dramatischste Verwirrung stiften.<br />
Deshalb unser Rat: Lesen Sie lieber<br />
keine zweifelhaften Briefe −auch<br />
wenn Ihnen die Schrift noch so bekannt<br />
vorkommt, sondern die Texte<br />
Ihrergedruckten <strong>Zeitung</strong>.Wiediesen<br />
hier,der nur für Siegeschrieben und<br />
gedruckt wurde.<br />
VonArnoWidmann<br />
Nie wieder Auschwitz<br />
„Sucht nach uns“ heißt die neue Aktion des „Zentrums für Politische Schönheit“<br />
Säule mit Asche aus den Verbrennungsöfen<br />
DPA/CHRISTOPHE GATEAU<br />
Zwischen Bundestag und<br />
Bundeskanzleramt, dort<br />
wo einst die Krolloper<br />
stand, steht seit Montagmorgen<br />
eine 2,5 Meter hohe und vier<br />
Tonnen schwere Installation. In derenMitte<br />
befindet sich eine Gedenksäule.Sie<br />
enthält einen Bohrkernaus<br />
einem der nationalsozialistischen<br />
Vernichtungslager.Essind die Überreste<br />
menschlicher Asche. Errichtet<br />
wurde die Installation vomZentrum<br />
für Politische Schönheit. Die Künstler<br />
sind mehr als zwei Jahre lang einer<br />
einzigen Frage nachgegangen:<br />
Wasgeschah mit der Asche aus den<br />
Verbrennungsöfen der Vernichtungslager?<br />
Sie ist nicht verschwunden.<br />
Sie ist in jedem der ehemaligen<br />
Lager zu finden. DieÜberreste,die in<br />
die Flüsse geworfen wurden, sind an<br />
deren Biegungen angeschwemmt<br />
worden und dort zusehen. In der<br />
Asche sind kleine Knochenstücke.<br />
Diesen Relikten begegnet man überall.<br />
Das ist kein Geheimnis. Schüler<br />
und Erwachsene haben immer wieder<br />
kleine Knochenstücke aus dem<br />
Boden der Vernichtungslager als Andenken<br />
mitgenommen.<br />
Das Zentrum für Politische<br />
Schönheit hat sich jetzt erstmals systematisch<br />
um die Frage gekümmert:<br />
Wasgeschah nach der Verbrennung<br />
mit der Asche? DasErgebnis ist nicht<br />
nur das Denkmal und die es begleitende<br />
Aktion, sondern auch eine<br />
knapp siebzigseitige Broschüre, die<br />
über den Umgang mit der Asche der<br />
vernichteten Juden und anderer Naziopfer<br />
informiert. Den Umgang der<br />
Nazis damit und den heutigen Umgang:<br />
„Auf den 37 Quadratkilometern<br />
des Interessengebiets Auschwitz<br />
befinden sich bis heute die<br />
Überreste von dort ermordeten<br />
Menschen. Dabei handelt es sich um<br />
hunderte Tonnen menschlicher<br />
Überreste, auf denen die Besucher<br />
der Gedenkstätte Auschwitz täglich<br />
umherschreiten, die heutigen Anwohner<br />
auf den ehemaligen Wirtschaftshöfen<br />
des Interessengebiets<br />
spazieren gehen und in denen sie in<br />
den Flüssen Sola und Weichsel sowie<br />
in den Schwimmteichen bei Harmense<br />
baden.“<br />
DieKünstler des Zentrums haben<br />
sich als erste der Aschenreste angenommen,<br />
haben versucht aufzuklären,<br />
was nach den Verbrennungen<br />
von den Vernichteten übrig blieb,<br />
nachdem auch noch ihre Überreste<br />
zusammengestoßen worden waren.<br />
Den Nazis ging es nicht um die Ermordung<br />
der Juden. Sie wollten ihre<br />
völlige Vernichtung. Es sollte eine<br />
Welt ohne Juden geben, eine, inder<br />
nichts mehr an Juden erinnerte. Ein<br />
wahnsinniges Vorhaben, das scheiternmusste.<br />
Das Zentrum erklärt: „An 23 Orten<br />
in Deutschland, Polen und der<br />
Ukraine wurden über 200 Proben genommen.<br />
Laboruntersuchungen ergaben<br />
in über 70 Prozent Hinweise<br />
auf menschliche Überreste. Mitunter<br />
lagen Knochen direkt unter der<br />
Grasnarbe und ragten metertief in<br />
einen Abgrund. Wir fanden Knochenkohle,sedimentierte<br />
Asche und<br />
menschliche Fragmente in den<br />
Flussläufen der Weichsel, Zähne direkt<br />
auf Feldern, Knochenreste in allen<br />
erdenklichen Körnungsgrößen.<br />
Es gibt dort kein Grab, keine letzte<br />
Ruhestätte.“<br />
Der in Berlin zu besichtigende<br />
„Bohrkern“ führtuns vorAugen,was<br />
wir hätten sehen oder uns hätten<br />
denken können. Auschwitz, die systematische<br />
Vernichtung, hat Spuren<br />
hinterlassen. Oft muss nicht einmal<br />
gegraben werden. Die Asche mit<br />
Knochenüberresten darin lag und<br />
liegt vielerorts vor uns auf dem Boden.<br />
Die Nazis benutzten sie zum<br />
Dammbau, zur Düngung, als Isolierungs-<br />
und Frostschutzmittel und<br />
sie warfen sie in die Flüsse.<br />
Wir atmen die Asche der Verbrannten<br />
ein. Nein, wir in Deutschland<br />
tun das nicht. Die Verbrennungsöfen<br />
standen nicht hier. Die<br />
Nazis schafften die Asche nicht nach<br />
Berlin. Dashat jetzt das Zentrum für<br />
Politische Schönheit getan. Es konfrontiert<br />
uns mit den Taten unserer<br />
Großväter und mit unserem gar zu<br />
lässigen Umgang mit ihnen. Die<br />
Asche der Vernichteten in der Nähe<br />
des Reichstages konfrontiert die Politik<br />
und uns mit den Folgen unserer<br />
Handlungen oder den Folgen unseresNichthandelns.<br />
DieKrolloper,auf deren ehemaligem<br />
Gelände die Installation steht,<br />
war der Ort, in den das Parlament<br />
nach dem Reichstagsbrand verlegt<br />
wurde. Hier wurde der Übergang in<br />
die rassistische Diktatur vollzogen.<br />
Das Zentrum für Politische Schönheit<br />
hilft uns wie schon bei seinen<br />
früheren Aktionen mit schmerzhaften<br />
Symbolen. Als zum Beispiel die<br />
Kreuze der Mauertoten an die europäische<br />
Ostgrenze verlegt wurden,<br />
oder eine im Mittelmeer ertrunkene<br />
Mutter in Berlin beerdigt wurde,ging<br />
es darum, uns mit den Verbrechen,<br />
die wir heute begehen, zu konfrontieren.<br />
Die Künstler tun das, weil sie uns<br />
in Bewegung setzen wollen. Es geht<br />
ihnen darum, dass wir es nicht beim<br />
Nachdenken, nicht beim Gedenken<br />
belassen. Das meinen sie wohl mit<br />
„Gedenken heißt kämpfen“. Die<br />
Säule mit den Überresten der Ermordeten<br />
schockiert uns. Sie stellt uns<br />
ein Stück der Wirklichkeit der Vernichtung<br />
vordie Augen. Wirerschrecken.<br />
Wenn das Gedenken uns nicht<br />
hilft, eine Wiederholung der Verbrechen<br />
von damals zu verhindern, ist<br />
es ganz und gar sinnlos,nichts als ein<br />
überflüssiges Ritual. „Nie wieder<br />
Auschwitz“ sollte,daran erinnertuns<br />
das Zentrum für Politische Schönheit<br />
–diesmal mit der Asche der von<br />
unseren Großvätern Verbrannten –,<br />
die Maxime unseres Handelns sein.<br />
Das Denkmal ist noch bis 7. Dezember<br />
zu sehen. Danach erlischt<br />
die Genehmigung. Die Säule sollte<br />
bleiben. Wirbrauchen sie.<br />
NACHRICHTEN<br />
Externe Experten verlassen<br />
Literaturnobelpreis-Jury<br />
Zwei externe Experten des Nobelkomitees<br />
der Schwedischen Akademie<br />
räumen nach nur knapp einem Jahr<br />
ihrePosten. Diebeiden Schriftsteller<br />
Gun-Britt Sundström und Kristoffer<br />
Leandoer hätten mitgeteilt, das Komitee<br />
vorder Arbeit an der Literaturnobelpreisvergabe<br />
im kommenden<br />
Jahr zu verlassen, teilte die Akademie<br />
am Montag mit. Leandoer begründete<br />
seinen Entschluss mit unterschiedlichen<br />
Auffassungen darüber,<br />
wie schnell der Veränderungsprozess<br />
bei der Akademie nach dem<br />
Skandaljahr 2018 vonstattengehen<br />
müsse.Während ein Jahr in seinem<br />
Leben eine lange Zeit sei, sei es in der<br />
Akademie nur eine kurze. (dpa)<br />
Deutsche Welle bekommt<br />
neue Chefredakteurin<br />
DieDeutsche Welle (DW)bekommt<br />
eine neue Chefredakteurin. Manuela<br />
Kasper-Claridge,bisher Stellvertreterin,<br />
wirdimMai 2020 die Nachfolge<br />
vonInes Pohl antreten, wie der<br />
Auslandssender der Bundesrepublik<br />
am Montag in Bonn mitteilte.Pohl<br />
wechsle nach drei Jahren im Amt als<br />
Studioleiterin zurück nach Washington.<br />
Seit Oktober 2017 ist Kasper-<br />
Claridge stellvertretende Chefredakteurin<br />
der Deutschen Welle.Zudem<br />
leitet sie die Abteilung Wirtschaft,<br />
Wissenschaft und Umwelt. (dpa)<br />
Nobelpreisträgerin Olga<br />
Tokarczuk gründet Stiftung<br />
Diepolnische Literaturnobelpreisträgerin<br />
Olga Tokarczuk (57) hat mit<br />
einem Teil ihres Preisgeldes eine Stiftung<br />
zur Förderung vonKunst und<br />
Kultur gegründet. Siewerde der Stiftung<br />
umgerechnet rund 82 000 Euro<br />
zur Verfügung stellen, sagte Tokarczuk<br />
laut Nachrichtenagentur PAPam<br />
Montag in Breslau. „Wir wollen auch<br />
die Beteiligung vonFrauen am kulturellen<br />
und gesellschaftlichen Leben<br />
fördernund wissenschaftliche<br />
Untersuchungen zum Feminismus<br />
unterstützen“, so die Schriftstellerin.<br />
In den Ratihrer Stiftung habe sie bereits<br />
die polnische Filmregisseurin<br />
Agnieszka Holland sowie den Direktor<br />
des Literaturhauses in Breslau,<br />
Irek Grin, berufen. (dpa)<br />
UNTERM<br />
Strich<br />
Meine Tiere<br />
Das letzte<br />
Ringen<br />
VonHilal Sezgin<br />
Vergangene Woche musste ich zusehen,<br />
wie ein altes Schaf zusammenbrach und<br />
starb. Dass es an Leukämie litt, war bereits<br />
bekannt gewesen; dennoch hatte sich nicht<br />
absehen lassen, dass es so rasch und plötzlich<br />
sterben würde.<br />
„Es starb an Leukämie“ −das hörtsich so<br />
simpel an, wie ein überschaubarer Vorgang.<br />
Wenn man nicht oft mit dem Todzutun hat,<br />
stellt man ihn sich meist wie eine Artsukzessives<br />
Abschalten vor; etwas im Körper funktioniertnicht<br />
mehr,und irgendwann stellt er<br />
das Funktionieren ganz ein. Wenn man<br />
Glück hat,„geht es schnell“, und dieses Schaf<br />
–eskäme mir irgendwie indiskret vor, seinen<br />
Namen zu nennen – starb relativ schnell.<br />
Und doch: Fast jedes Sterben ist ein Sich-<br />
Quälen, ist ein Ringen. Es ist keine Freude,<br />
dabei zuzusehen. Kein Mensch, dessen Herz<br />
auch nur halbwegs am rechten Fleck sitzt,<br />
sieht gern, wie sich ein anderes fühlendes<br />
Wesen quält und stirbt.<br />
Doch da sind nun auch die Jäger. Heute<br />
streifen sie durch den benachbarten Wald;<br />
vom Schreibtisch aus kann –muss! −ich einen<br />
von ihnen in seiner Warnweste sehen;<br />
mit dem Gewehr steht er auf einem Holzstapel<br />
und wartet, dass ihm Hunde und Männer<br />
Tiere vor die Flinte treiben. Zigmal hat es<br />
heute schon ohrenbetäubend geknallt –jeder<br />
Schuss ein Tod, eine Verletzung, ein<br />
Streifschuss vielleicht.<br />
Auch das Erschossenwerden auf der Jagd<br />
stellen sich Uneingeweihte als schnellen<br />
Todvor, als relativ leicht. Doch selbst wenn<br />
sie „richtig“ getroffen werden, fallen Tiere<br />
nicht einfach tot um. Körper lassen sich<br />
nicht einfach so abschalten; sie taumeln<br />
HENDRIK JONAS<br />
und kreiseln und bäumen sich auf. Es wird<br />
geschätzt, dass mindestens ein Drittel aller<br />
Schüsse nicht tödlich sind. Viele Tiere<br />
schleppen sich stunden- und manche tagelang<br />
schwer verletzt davon.<br />
Ich sehe durch das Fenster diesen Mann<br />
mit der Flinte und ertappe mich bei Gedanken,<br />
die ich mir nicht erlauben möchte. Ich<br />
beschimpfe ihn im Geiste mit Wörtern, die<br />
mir nicht wirklich über die Lippen gehen.<br />
Wieso ist es überhaupt erlaubt, 50 Meter neben<br />
einem Wohnhaus zu schießen? Daswird<br />
durch das deutsche Jagdrecht geregelt; nicht<br />
einmal eine Absperrung ist nötig. Jedes Jahr<br />
treffen Kugeln aus Jagdgewehren Spaziergänger,<br />
Autos, Fensterscheiben von Wohnhäusern.<br />
Manchmal treffen sie auch einen<br />
anderen Jäger. Müsste mich das genauso<br />
traurig stimmen, wie wenn ein Unbeteiligter<br />
angeschossen wird? IstesinOrdnung, daran<br />
zu erinnern, dass dieses Jagdopfer allerdings<br />
kein Unschuldiger ist, dass er selber es als legitimes<br />
Freizeitverhalten ansieht, mit dem<br />
Gewehr zu verletzen und zu töten? Aber wem<br />
hilft es, wenn jetzt ein Jäger im Krankenhaus<br />
liegt? Ich möchte kein Mensch werden, der<br />
sich schadenfroh die Hände reibt. Ichmöchte<br />
nicht vonder Wutaufgefressen werden. Aber<br />
das Gefühl der Ohnmacht drückt mich nieder,<br />
da kann ich machen, was ich will.<br />
Eben wieder eine Explosion. Ein Jagdhund<br />
läuft vorm Haus vorbei. Wildschweine<br />
und Rehe hetzen über die Wiesen unddurch<br />
den Wald. Es ist ein Inferno für alle Tiere, die<br />
gute Ohren haben und den Willen zu leben.<br />
Wieeine KatzeanSilvester möchte ich mich<br />
am liebsten unterm Sofa verkriechen. Auf<br />
meiner Wildkamera, mit der ich die nächtlichen<br />
Besucher meines Gartens beobachte,<br />
habe ich vorein paar Tagen einen verwundeten<br />
Fuchs gesehen; ich hoffe,erhat für heute<br />
ein besseres Versteck gefunden als ich.
20 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019<br />
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Feuilleton<br />
In der herbstlichen –mithin wenigstens farbschönen –Wüstenei der szenischen Darstellung:Ivan Magrì als Alfredo<br />
IMAGO /MARTIN MÜLLER<br />
Vomvölligen Fehlen der Form<br />
Nicola Raab inszenierte eine neue „La traviata“ an der Komischen Oper –die von Hans Neuenfels musste dafür aus dem Repertoire weichen<br />
VonPeter Uehling<br />
Die neue „Traviata“ an der<br />
Komischen Oper beginnt<br />
unversehens.<br />
Noch bei brennendem<br />
Saallicht dringt elektronisch manipulierte<br />
Verdi-Musik von der Bühne<br />
und mit einem Mal steht da eine<br />
Frau, die anscheinend aus der Stadt<br />
heimkommt, die ersten Streicherakkorde<br />
erklingen, dann winkt der Generalmusikdirektor<br />
Ainars Rubikis<br />
das Orchester der Komischen Oper<br />
wieder ab.Die Frau entnimmt einem<br />
Umschlag Röntgenbilder ihrer<br />
Lunge. Die Musik geht weiter, die<br />
Frau fährt ihren Rechner hoch. Bilder<br />
werden projiziert, Bilder ihrer<br />
Lunge, Bilder ihrer Träume von<br />
Liebe, Bilder ihrer Arbeit. Um diese<br />
letzte Projektion ihres Oberkörpers<br />
in Korsage richtig zu verstehen,<br />
muss man das Programmheft gelesen<br />
haben, in dem die Regisseurin<br />
Nicola Raab erklärt, dass Violetta<br />
eine Sexarbeiterin im Internet ist.<br />
Wenn sie da auf ihrem Bürodrehstuhl<br />
sitzt, würde man das nicht unbedingt<br />
vermuten –wer zahlt Geld<br />
für den Anblick angezogener Frauen<br />
auf Bürodrehstühlen?<br />
In <strong>Berliner</strong> Opernpremieren<br />
muss man zur Zeit sehr stark sein.<br />
Nach der Uraufführung von Chaya<br />
Czernowins prätenziös leerer „Heart<br />
Chamber“ an der Deutschen Oper<br />
und dem in den Ofen geschossenen<br />
Sandalenfilm-„Samson“ an der<br />
Staatsoper kommt nun eine der<br />
weltweit meistgespielten Opern als<br />
extra-langweilige Inszenierungssimulation.<br />
DieIdee einer „Aktualisierung“<br />
der Kurtisane Violetta als Online-Stripperin<br />
ist so naheliegend<br />
und banal, dass man sie als Regisseur<br />
eigentlich sofort vom Notizblock<br />
streichen muss.Nicht nur,weil<br />
daraus keine Erkenntnis folgt. Wie<br />
Filmregisseure schon vor vielen Jahrengemerkt<br />
haben, entzieht sich die<br />
digitale Welt weitgehend der Visualisierung,<br />
und das gilt für die Bühne in<br />
noch höherem Maße als für das bewegliche<br />
Auge der Kamera.<br />
Kunstgriff als Alibi<br />
Und somuss Nicole Raab das, was<br />
dann in der Oper namens „La traviata“<br />
geschieht, als Traum Violettas<br />
ausgeben. Damit ist nun vollends gar<br />
nichts gewonnen, denn dieser<br />
Traum unterscheidet sich von der<br />
Oper praktisch nicht. Der Raabsche<br />
Kunstgriff hat nur einen Vorteil: Er<br />
rechtfertigt sich auf dem Papier als<br />
inhaltliche Deutung und fühlt sich<br />
damit von der Bewältigung der dramatischen<br />
Form entbunden, denn<br />
man bietet scheinbar Wesentlicheres.<br />
Dasaber schlägt im Ergebnis mit<br />
Spannungslosigkeit und Langeweile<br />
zurück.<br />
Wäre die „Traviata“ substanziell<br />
so öde, wie sie hier erscheint, sie<br />
hätte ihren Siegeszug durch die<br />
Opernhäuser nicht antreten können.<br />
Für das Fehlen formalen Bewusstseins<br />
musste eine Zeitlang und immer<br />
wieder eine szenische Metapher<br />
einstehen –auch diese gibt es hier<br />
nicht. Die Ziegelwand markiert einen<br />
unbestimmten Ort, ebenso die<br />
gerasterte Scheibenwand, die mal<br />
näher, mal ferner dem Bühnenrand<br />
aufgestellt wird.<br />
Fehlt Fantasie, sollte das Handwerk<br />
stimmen –doch auch davon<br />
mag man nicht sprechen. Nicola<br />
Raab hat viel in Wien inszeniert, in<br />
Finnland, in Moskau, in Chicago und<br />
Los Angeles –abgesehen von einer<br />
Produktion in ihrer Geburtsstadt Regensburg<br />
ist dies ihre erste Arbeit in<br />
Deutschland. Dass ihretwegen eine<br />
„Traviata“ von Neuenfels aus dem<br />
Repertoiregenommen wird, ist nicht<br />
leicht zu verstehen. Musikalisch ist<br />
die Aufführung nicht so schlecht.<br />
Rubikis dirigiert das Werk ohne Sen-<br />
timent, trocken im guten, knackigen<br />
Sinn. Das spiegelt die Differenzierungen<br />
der Partitur nicht immer im<br />
vollen Umfang wider, dafür klingt es<br />
allerdings auch nicht so abgespielt,<br />
wie man es oft erlebt. Auch der von<br />
David Cavelius einstudierte Chor<br />
zeigt sich in sehr guter Form, inder<br />
Tongebung wesentlich schlanker, in<br />
der Intonation sicherer als die Chöre<br />
der anderen Häuser.<br />
Dass in italienischer Sprache gesungen<br />
wird, nimmt man an der Komischen<br />
Oper schon kaum noch zur<br />
Kenntnis,und hier,wosich ein engerer<br />
Bezug zwischen Text und Inszenierung<br />
kaum erkennen lässt, ist es<br />
womöglich auch vonVorteil. Für die<br />
Titelrolle konnte man mit Natalya<br />
Pavlova eine Sängerin gewinnen, die<br />
bis 2017 am Opernstudio des Mariinsky-Theaters<br />
gelernt hat. Siebringt<br />
eine jugendliche, beinah fruchtig zu<br />
nennende Stimme mit und gibt der<br />
Aufführung vokalen Glanz, der sich<br />
von der Wüstenei der szenischen<br />
Darstellung nicht vollständig ersticken<br />
lässt.<br />
Ivan Magrì als Alfredo indes neigt<br />
zu aufgerissen-trompetenhaften Tönen,<br />
und auch mit Günter Papendell<br />
in der Rolle des Vaters wird man in<br />
dieser Produktion nicht ganz froh; er<br />
verbleibt in einer dumpfen Tongebung,<br />
aber auch darin erkennt man<br />
die Verlassenheit von einer sinnvollen<br />
Personenführung: Die Herren<br />
können die Plattheiten ihrer so verstandenen<br />
Rollen nicht durch Gestaltung<br />
wettmachen. DasPublikum<br />
feiert dennoch seine Lieblinge –<br />
während beim Auftritt der Regisseurinweder<br />
Protest noch Zustimmung<br />
laut werden und der Applaus plötzlich<br />
eigentümlich hohl klingt.<br />
Guiseppe Verdi: „Latraviata“,7., 13., 17., 20.,<br />
23.,25. und 28.Dezember, 19. 30 Uhr,KomischeOper,Behrenstr.55–57,Karten<br />
unter Telefon<br />
47 99 74 00.<br />
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Bartholdys Klavierkonzert Nr. 1g-Moll op. 25zuerleben. Des Weiteren erklingen die Sinfonie Nr. 103 Es-Dur „Mit dem Paukenwirbel“ von<br />
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 21<br />
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Feuilleton<br />
Realismus<br />
aus der<br />
Nudelküche<br />
„Skylight“ von David Hare<br />
im Schillertheater<br />
VonJanis El-Bira<br />
Wie viel symbolisches Potenzial<br />
passt in einen Topf Spaghetti<br />
Bolognese? In „Skylight“, mit dem<br />
der britische Edeldramatiker David<br />
Hare seit der Londoner Premiere<br />
1995 Erfolge feiert, lautet die Antwort:<br />
jede Menge.Bis hin zum steinharten<br />
Parmesankäse, der von den<br />
ungleichen Klassenverhältnissen<br />
zwischen Liebenden erzählen will.<br />
„Skylight“ ist ein kleiner Klassiker<br />
des jüngeren britischen Theaters<br />
und ein Spätausläufer des dort in<br />
den Fünfzigern und Sechzigern als<br />
„kitchen sink“ („Spülbecken“) bekannt<br />
gewordenen sozialen Realismus.Deshalb<br />
wirddas Pasta-Gericht<br />
–wie immer, wenn dieses Stück gespielt<br />
wird–auch bei der Premierein<br />
der Kudamm-Komödie tatsächlich<br />
live gekocht. Schwerer Zwiebel-Tomaten-Dunst<br />
wabert in der ersten<br />
Hälfte des Abends von der filmreif<br />
naturalistischen Bühne in die Reihen<br />
des Schillertheaters.<br />
Kaum Eindruck macht das auf<br />
Tom(Dominic Raacke), einen vermögenden<br />
Gastronomen, der in einer eisigen<br />
Winternacht seine frühere Geliebte<br />
Kyra (Henriette Richter-Röhl)<br />
in ihrer heruntergekommenen Wohnung<br />
im Londoner Osten besucht.<br />
Ein Wiedersehen nach Jahren, eine<br />
Kollision von Welten und Anschauungen.<br />
Längst hat Kyra sich vom Luxusleben<br />
mit Tomverabschiedet und<br />
unterrichtet nun an einer Problemschule.<br />
Es geht um Schuld (Toms<br />
Frau verstarb an Krebs) und vertane<br />
Chancen, um soziale Ungerechtigkeit,<br />
die Liebe in Zeiten des Spät-<br />
Thatcherismus und die Ideale von<br />
NewLabour,die Kyra mit rotwangiger<br />
Emphase verkörpert.<br />
Tomund Kyra (Dominic Raacke, Henriette<br />
Richter-Röhl) in der Küche. IMAGO/FREDERIC KERN<br />
So wirkt „Skylight“ ein bisschen<br />
wie ein Historienstück aus den britischen<br />
Neunzigern, dem das Altern<br />
nicht überall gut bekommen ist. Was<br />
auch daran liegt, dass David Hare<br />
seine Texte von den Theatern nicht<br />
frisch zubereiten, sondernlieber behutsam<br />
aufwärmen lässt. Regisseur<br />
Tobias Wellemeyer zeigt sich entsprechend<br />
als Vertreter einer gutbürgerlichen<br />
Literaturtheaterküche,<br />
wenn er Hares Stück bis ins vielzitierte<br />
und hoffnungslos anachronistische<br />
„Branchenverzeichnis“ folgt,<br />
aus dem Tomdas Mobiliar für sein<br />
Leben zusammenbestellt. Das fernsehgestählte<br />
Darstellerpaar hält<br />
Wellemeyer dabei an der ganz kurzenLeine<br />
–als gäbe es irgendwo eine<br />
Kamera, die stärksten Momente einzufangen.<br />
Aber der fugendichte Naturalismus<br />
dieses Kammerspiels lastet<br />
schwer,weil sich die Verhältnisse verschoben<br />
haben. Der gefallene Engel<br />
aus besseren Kreisen, der wie Kyra<br />
das Authentische der „einfachen<br />
Leute“ sucht, stünde heute unter Paternalismusverdacht.<br />
Etwas davon<br />
ahnte Hare schon 1995, wenn Tom<br />
Kyras Reinwaschungsstrategien sekundenkurzzudurchblicken<br />
scheint.<br />
Am Ende aber triumphiert die gute<br />
Tat: der ehrliche Teller Nudeln.<br />
Skylight ensuite bis 29. Dez., KomödieimSchillertheater,<br />
Karten &Termine: komoedie-berlin.de<br />
Pollocks Pate<br />
„Zwischen-Welten“ -Der französische Surrealist André Masson in den Chemnitzer Kunstsammlungen<br />
VonIngeborg Ruthe<br />
Chemnitz, in der öffentlichen<br />
Wahrnehmung seit<br />
2018 bekanntlich eine<br />
Stadt der gesellschaftspolitischen<br />
Gegensätze, mit vielen<br />
Menschen, die mutig gegen Rechtsradikalismus<br />
und Fremdenfeindlichkeit<br />
angehen, will 2025 europäische<br />
Kulturhauptstadt werden. In<br />
vorderster Reihe stehen dabei die<br />
Kunstsammlungen.<br />
Hier wird es europäisch, hier<br />
taucht man in die folgenreiche<br />
Avantgarde-Kunst gerade der Franzosen<br />
ab den Zwanzigerjahren des<br />
Jahrhunderts der Moderne ein. Damit<br />
setzt der junge Generaldirektor<br />
Frédéric Bußmann fort, was seine<br />
Vorgängerin Ingrid Mössinger erfolgreich<br />
begann. Soeben ist das Lebenswerk<br />
eines der eigensinnigsten<br />
Surrealisten ausgebreitet: André<br />
Masson (1896–1987), der es freilich<br />
bloß fünf Jahre imKreis von André<br />
Breton aushielt, dann seiner eigenen<br />
Wege ging –und doch sein Leben<br />
lang Surrealist blieb.<br />
Der Bauernsohn von der Île de<br />
France bestätigt die ketzerische Feststellung,<br />
dass große Talente nicht<br />
selten aus ländlichen Gegenden<br />
stammen. Massons Halbbruder war<br />
übrigens der Psychoanalytiker Jaques<br />
Lacan (1901–1981). Masson<br />
war Maler, Illustrator, Literat und<br />
Bühnenbildner. Erhatte an Akademien<br />
in Brüssel und Paris studiert<br />
und wurde im Ersten Weltkrieg<br />
schwer verletzt. Früh geriet er in den<br />
Kreis der Surrealisten, deren Einfluss<br />
er sich jedoch immer wieder entzog.<br />
1942 floh er mit seiner jüdischen<br />
Frau vor der deutschen Besatzung<br />
nach NewYorkund kehrte 1946 nach<br />
Pariszurück.<br />
Die soehrgeizige, lehrreiche wie<br />
sinnliche Schau beginnt mit Bildern<br />
ab 1922. Was noch wie psychedelischer<br />
Symbolismus wirkt, nimmt zusehends<br />
Formen des Kubismus auf.<br />
1924 schloss Masson sich den Surrealisten<br />
an. Ihn faszinierte die Wirkung<br />
des Psychologischen auf die<br />
Kunst: Körper, Pflanzen, Insekten,<br />
spitzebedrohliche Gegenstände versinken<br />
im Mal-Strudel. Alles sehr<br />
mythologisch. Offenbar war sein<br />
Grundthema Bewegung, Angst, Gewalt.<br />
Dann fertigte Masson Zeichnungen<br />
wie mit automatisierten Linien<br />
an. Bald darauf erfand er Bilder<br />
aus Leim und Sand. Aber schon fünf<br />
Jahre später distanzierte er sich von<br />
der surrealistischen Bewegung, in<br />
VonJohannes von Weizsäcker<br />
Viele modische junge Menschen<br />
waren am Sonntagabend in das<br />
in einem ehemaligen Krematorium<br />
angesiedelte Kulturzentrum Silent<br />
Green in Berlin-Wedding gekommen,<br />
um zum Ausklang des Wochenendes<br />
der Musik gewordenen<br />
Unsicherheit von modischen Menschen<br />
in ihren Zwanzigern zu<br />
lauschen. Zerrissen, leer, bedrohlich,<br />
schön und fragmentiert klang<br />
diese, so wie die britische Post-<br />
R’n’B-Sängerin Tirzah und ihre Begleitmusiker<br />
sie bei wenig bis gar<br />
keinem Bühnenlicht präsentierten.<br />
Tirzah, die bereits mit Erscheinen<br />
ihrer ersten EP vorsechs Jahren<br />
als Zukunftshoffnung gehandelt<br />
wurde, schien sich danach auf ein<br />
äußerst sympathisches Desinteresse<br />
an Karriere verlegt zu haben –<br />
schlussendlich erschien ihr Debütalbum<br />
„Devotion“ dann im vergangenen<br />
Jahr.<br />
Darauf singt Tirzah Lieder über<br />
Verlust und Hoffnung in die Düsternis<br />
wackeliger Klangräume hinein;<br />
die Entschleunigung und Desorientierung<br />
dieses Albums kann man<br />
„Porträt des Poeten Heinrich von Kleist“, 1939 PRIVATSAMMLUNG/ VG BILDKUNST BONN 2019<br />
Frühes Action Painting: „Massaker“, 1931 PRIVATSAMMLUNG PIETZSCH/ VG BILDKUNST BONN 2019<br />
Versüßte Hoffnungslosigkeit<br />
der fest daran geglaubt wurde, dass<br />
Kunst die Welt verändern könne.<br />
Ihmwiderstrebte auch Bretons autoritäres<br />
Gehabe. Lieber hielt sich<br />
Masson an Bataille, der die „Dissidenten“<br />
unter den Surrealisten Anfang<br />
der 30er-Jahreumsich scharte.<br />
Damals, 1931, entstand „Massaker“<br />
(Leihgabe der <strong>Berliner</strong> Sammlung<br />
Pietzsch). „Der Tod erscheint<br />
nicht mehr in Gestalt von Grabmälern,<br />
sondern inForm von Phantasmagorien“,<br />
notierte Masson, fast wie<br />
die Vorahnung der Gräuel, die bald<br />
darauf mit der Machtergreifung der<br />
Nazis in Deutschland und im Spanischen<br />
Bürgerkrieg geschahen. Sein<br />
kurzer Aufenthalt auf der iberischen<br />
Halbinsel endete 1936 abrupt. Zurück<br />
in Paris und wieder im Kontakt<br />
mit den Surrealisten, malte er die<br />
„Labyrinth“-Motive und abermals<br />
„automatische“ Bilder, auch „Augenblicksmalerei“<br />
genannt.<br />
Im Porträt des Dichters Heinrich<br />
vonKleist, 1939, kulminieren alle bis<br />
dahin ausprobierten Stilismen: Symbolismus,<br />
Fauvismus, Kubismus,<br />
Surrealismus,Automatismus.ImExil<br />
in den USA malte er 1944 die große<br />
Tafel „Résistance“, unübersehbar<br />
eine Korrespondenz mit Picassos<br />
„Guernica“. Nach dem Krieg zurück<br />
in Paris, entdeckt Masson die Kalligrafie<br />
und die fernöstliche Zen-Philosophie<br />
für sich. 1955 und 1964 lud<br />
ihn die Documenta Kassel ein.<br />
Dieser Maler der Brüche, wie die<br />
Chemnitzer Schau es belegt, blieb<br />
bis zu seinem TodSurrealist. Waser<br />
erfand, auf Leinwand setzte oder als<br />
Plastiken formte, war wie eine Vorwegnahme,<br />
zugleich Übertragung.<br />
Anders als die meisten Surrealisten<br />
benutzte Masson kein Zeichensystem,<br />
unterlag seine Bildsprache keiner<br />
Bedeutungslast. Er selbst nannte<br />
das „die Haaresbreite“ zwischen Vision<br />
und Umsetzung. Der Akt des<br />
Malens war bei ihm vomTempo bestimmt:<br />
Er spuckte Tinte auf die<br />
Leinwand, bewarf sie mit colordurchtränkten<br />
Lappen, kippte Farbe<br />
aus und ließ sie hin- und herlaufen.<br />
Er war kein „Abstrakter“, aber er<br />
wollte die „unbedingte Spontaneität“,<br />
wollte „die Materie ihrer Trägheit<br />
entreißen“. Das erklärt die Wirkung<br />
Massons im NewYorker Exil auf<br />
den jungen Amerikaner Jackson Pollock.<br />
So wurde der Franzose wohl der<br />
Pate vom Action Painting, dem Abstrakten<br />
Expressionismus.<br />
Kunstsammlungen Chemnitz Theaterplatz 1.<br />
Bis 12.1., Di, Do–So 11–18/Mi14–21 Uhr.<br />
Musik für modische junge Menschen: Die britische Musikerin Tirzah trat im Silent Green auf<br />
Drängte sich als Hauptsongautorin gar nicht in den Vordergrund: Tirzah<br />
sich als eine ArtTrip-Hop für Millenials<br />
vorstellen. Maßgeblich daran<br />
beteiligt ist die Produzentin, Tirzahs<br />
Schulfreundin Mica Levi, die bereits<br />
als Teenagerin gegen Ende der Nullerjahreals<br />
Micachu and the Shapes<br />
auf sich aufmerksam machte, unter<br />
anderem indem sie ihre klassische<br />
Gitarre extrem verzerrte, sich selbst<br />
gerne auf der Bühne mit einem<br />
Live-Staubsauger begleitete und<br />
ROLAND OWSNITZKI<br />
das alles aber in Popliedform bewahrte.<br />
Wie stets wurde Tirzah auch am<br />
Sonntagabend von Mica Levi sowie<br />
dem Musiker und Sänger Coby Sey<br />
unterstützt, letzterer sang die Zeile<br />
„Solisten to me“, die sich durch den<br />
Titelsong von Tirzahs Album zieht,<br />
beinahe noch brüchiger als auf der<br />
Aufnahme. Und Levis merkwürdig<br />
zerdehnte und durch die Effekt-<br />
mangel gedrehte Klavierarpeggien<br />
wirkten noch entrückter.Vom Basswummern<br />
und Minimalklackern<br />
der sparsamen Beats ganz zu<br />
schweigen –eines der besonderen<br />
Highlights, das Stück „Fine again“,<br />
kam sogar komplett ohne Beats aus<br />
und entfaltete zu Tirzahs durchaus<br />
hoffnungsvoll tremolierenden Ichbin-immer-für-dich-da-Bekennungen<br />
einen apokalyptischen Einsamkeitskontrast.<br />
Überhaupt toll, wie Tirzah als<br />
Hauptsongautorin gar nicht daran<br />
gelegen war,imVordergrund zu stehen,<br />
gerne ließ sie ihren beiden<br />
Freunden auf der Bühne Raum und<br />
streichelte dafür ein bisschen auf<br />
Bongos oderWindspiel herum. Zum<br />
Ende des letzten Stückes„Affection“<br />
verließ sie vorzeitig die Bühne,während<br />
Levi und Sey das vormals<br />
durch einen einzigen sich wiederholenden<br />
Klavierakkord strukturierte<br />
Stück in eine beinah versöhnlich<br />
ratternde Club-Sache fortführten,<br />
die die jungen Menschen dann<br />
allerdings doch, ohne Zugabe, in<br />
eine leicht versüßte Hoffnungslosigkeit<br />
entließ. So klingt Leben als<br />
Musik.<br />
Wieman<br />
mit Gefühl<br />
einkauft<br />
Philipp Weber zerlegt<br />
Werbung in der Ufa-Fabrik<br />
VonTorsten Wahl<br />
Nur zehn Prozent unserer Käufe<br />
dienen essentiellen Bedürfnissen,<br />
erklärt Philipp Weber –und in<br />
diesen Wochen dürften es noch viel<br />
weniger sein. Ein Kabarett-Programm<br />
über die Mechanismen des<br />
Marketings passt zur Vorweihnachtszeit<br />
besonders gut. Der aus<br />
dem Odenwald stammende Weber<br />
spielt das Thema zunächst an der eigenen<br />
Profession durch. Zwar will er<br />
als aufklärerischer Kabarettist natürlich<br />
kein „Büttel des internationalen<br />
Konsumkapitals“ sein, aber auch er<br />
muss ja Publikum locken. In Süddeutschland<br />
tritt Philipp Weber in<br />
großen Häusernauf, im Norden ist er<br />
bisher Geheimtipp geblieben.<br />
Mit dem Titel seines fünften Programms<br />
„No5–Ich liebe ihn“ bedient<br />
er sich er bei der Werbung vonChanel<br />
bis McDonald’s. Dabei hat er sich<br />
längst einen eigenen Ruf erarbeitet.<br />
Der Naturwissenschaftler,<br />
der<br />
Abschlüsse in<br />
Biologie und<br />
Chemie hat, gilt<br />
als der Verbraucherschützer<br />
unter<br />
den Kabarettisten<br />
und hatte<br />
sich zuvor Der Kabarettist<br />
ebenso lustvoll Philipp Weber<br />
wie lustig mit Essen<br />
und Trinken auseinandergesetzt.<br />
Auch in seinem aktuellen Programm<br />
reibt er sich nicht nur an besonders<br />
nervenden, hohlen oder aggressiven<br />
Werbesprüchen, sondern<br />
erklärt die neuro-anatomischen<br />
Hintergründe. Da steigt der Zuschauer<br />
in die Maslowsche Bedürfnispyramide<br />
ein und erfährt, warum<br />
die Emotionen zwar massiv den Verstand<br />
beeinflussen –aber der Verstand<br />
kaum die Gefühle.<br />
Philipp Weber, der ununterbrochen<br />
babbelnd und giggelnd über<br />
die Bühne tigert, echauffiert sich<br />
nicht nur über Paula, die rappende<br />
Pudding-Kuh von Dr. Oetker, sondernplädiertfür<br />
ein Verbot vonWerbung,<br />
die sich an unter Zwölfjährige<br />
richtet. Die Wirkung von Werbung<br />
auf Erwachsene demonstriert er<br />
gern ansich selbst. Als Küchengeräte-Fetischist<br />
zählt er auf, warum er<br />
so viele Arten von Milchschäumern<br />
und ein 45-teiliges Messerset haben<br />
muss,mit Messernzur „Lardieren“.<br />
Am Beispiel der Pharma-Industrie<br />
zeigt er auf, wie über das Marketing<br />
neue Medikamente eingeführt<br />
werden. Um „rosa Viagra“ für die<br />
Frau zu verkaufen, musste zuvor„sexuelle<br />
Unlust“ zur Krankheit gemacht<br />
werden. Dabei ist der konsumkritische<br />
Weber immer ein politischer<br />
Kopf geblieben, denn mit<br />
Verlustängsten lassen sich ja nicht<br />
nur Produkte verkaufen; und Parteien,<br />
die „Sicherheit“ anbieten, sind<br />
meist erfolgreicher als jene,die „Gerechtigkeit“<br />
versprechen. Nur wenige<br />
Kabarettisten schaffen es, nicht<br />
nur die Lachmuskeln im Bauch, sondern<br />
auch gleichermaßen das Hirn<br />
anzusprechen.<br />
INKA MEYER<br />
TOP 10<br />
Sonntag,1.Dezember<br />
1 Tatort ARD 9,14 26 %<br />
2 Tagesschau ARD 6,24 19 %<br />
3 Terra X ZDF 4,82 15 %<br />
4 Rosamunde Pilcher ZDF 4,68 13 %<br />
5 heute-journal ZDF 4,42 14 %<br />
6 RTL aktuell RTL 3,67 14 %<br />
7 Anne Will ARD 3,52 12 %<br />
8 Berlin direkt ZDF 3,42 12 %<br />
9 heute ZDF 3,31 12 %<br />
10 Formel 1 RTL 3,26 20 %<br />
ZUSCHAUER IN MIO/MARKTANTEIL IN %
22 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
BÜHNE<br />
<strong>Berliner</strong> Kriminal Theater (✆ 47 99 74 88)<br />
20.00: Passagier 23<br />
Deutsche Oper Berlin (✆ 34 38 43 43)<br />
19.30: Un ballo in maschera<br />
DT-Kammerspiele (✆ 28 44 12 25)<br />
19.30: Das Missverständnis<br />
Eschschloraque Rümschrümp (Rosenthaler Str.39)<br />
22.00: Bande áPart–Tanzbare Veranstaltung für<br />
Außenseiter:Falling in Love (Noemi VLevovnik, Kenny<br />
Stenger)<br />
HAU3(✆25 90 04 27)<br />
11.00: Der Klang der Sehenswürdigkeiten (Kulturklasse<br />
der Fritz-Karsen-Schule)<br />
Kleines Theater (✆ 821 20 21)<br />
20.00: Der Revisor<br />
Komödie am Kurfürstendamm im Schiller Theater<br />
(✆ 88 59 11 88) 20.00: Skylight<br />
Maxim Gorki Theater (✆ 20 22 11 15)<br />
19.30: Die Gerechten<br />
20.30 Studio: Oder:Duverdienst deinen Krieg (Eight<br />
Soldiers Moonsick)<br />
Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />
20.30 Glaspalast: Rapunzel /Der Teufel mit dendrei<br />
goldenen Haaren (Hexenberg Ensemble)<br />
Schaubühne (✆ 89 00 23)<br />
20.00: Die Anderen<br />
Schlosspark Theater (✆ 78 95 66 71 00)<br />
20.00: Ruhe!Wir drehen!<br />
Sophiensaele (✆ 283 52 66)<br />
19.00: Freischwimmer*innen–The Future is Female*:<br />
Angry Hour (Tiina Sööt, Dorothea Zeyringer)<br />
20.30: Freischwimmer*innen –The Future is Female*:<br />
Wild Bore (Zoë Coombs Marr, Ursula Martinez,<br />
Adrienne Truscott)<br />
Staatsoper Unter denLinden (✆ 20 35 45 55)<br />
19.00: Samson et Dalila<br />
Theater im Delphi (✆ 70 12 80 20)<br />
19.30: suiteMinimale<br />
Theater Lichterfelde (✆ 84 31 46 46)<br />
10.00: Der Weihnachtshase (Theater Vagabunt).<br />
Anm. erf.<br />
Vaganten Bühne (✆ 313 12 07)<br />
19.30: Der Untertan<br />
KABARETT/VARIETÉ<br />
<strong>Berliner</strong> Schnauze –MundArt&Comedy Theater<br />
(✆ 017 95 34 66 96) 20.00: AusJux und Dollerei<br />
(Genz &Hausmann)<br />
Chamäleon (✆ 400 05 90)<br />
20.00: Out of Chaos (Gravity &Other Myths)<br />
Distel (✆ 204 47 04)<br />
19.30 Studio: Die Zukunft istkeinPonyhof (Studio-Ensemble)<br />
20.00: Zirkus Angela<br />
Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />
19.30: Vivid<br />
Habel am Reichstag (✆ 28 09 84 84)<br />
19.00: Der Lametta-Mörder –Dinner-Krimi (Ensemble<br />
artdeshauses). Anm. erf.<br />
Kookaburra (✆ 48 62 31 86)<br />
20.00: Howtobecomea<strong>Berliner</strong> in one hour?<br />
(Karsten Kaie)<br />
Kulturbrauerei/Soda (✆ 44 31 51 55)<br />
18.00, 20.00 Salon: close-up-club: Zauberkunst,<br />
erstaunlich, anders. Anm. erf.<br />
LaLuz (✆ 45 08 92 30)<br />
19.30Theater-Restaurant: La Famiglia –Dinner-Komödie<br />
(Claudio Maniscalco, Pascale Camele,<br />
SantiagoZiesmer,Swinging Rossinis, Cara Ciutan<br />
u. a.)<br />
Palazzo (✆ 018 06 38 88 83)<br />
19.30: Family Affairs<br />
Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />
20.00: Wermit wem? (TheatersportBerlin)<br />
Quatsch Comedy Club (✆ 47 99 74 13)<br />
20.00: Strictly Stand Up –The English ComedyNight<br />
(hosted by Christian Schulte-Loh)<br />
Stachelschweine (✆ 261 47 95)<br />
20.00: Viel Tunnel am Ende des Lichts<br />
StageBluemax Theater (✆ 018 05 44 44)<br />
20.00: Blue Man Group –The Show<br />
StageTheater des Westens (✆ 018 05 44 44)<br />
19.30: MammaMia!–Das Musical mit denHits<br />
vonABBA<br />
TIPI am Kanzleramt (✆ 39 06 65 50)<br />
20.00: So, als ob du schwebtest (Ursli &Toni Pfister<br />
als Cindy&Bert)<br />
Wintergarten Varieté (✆ 58 84 33)<br />
20.00: Zauber Zauber –Nichts ist, wie es scheint<br />
Wühlmäuse (✆ 30 67 30 11)<br />
20.00: Heinz Becker:DOD –Das Leben ist das Ende<br />
(Gerd Dudenhöffer)<br />
KLASSIK<br />
Konzerthaus Berlin (✆ 203 09 21 01)<br />
20.00Gr. Saal: Bach-Chor an der Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche,<br />
Kammerorchester Capella<br />
Amadeus, Ltg.Chih-Yin Huang-Niemand, Alexander<br />
Malter (Klavier), Glinka: Ouvertüre zur Oper „Ruslan<br />
und Ludmila“; Grieg: Konzertfür Klavier und Orchester<br />
a-Moll op. 16; Bach: Magnificat für Soli, Chor und<br />
Orchester D-Dur –Benefizkonzertdes Fördervereins<br />
der Kirchlichen TelefonSeelsorgeBerlin-Brandenburg<br />
20.00 Kl. Saal: Ensemble Korea (Ensemble Nabiya,<br />
Gyeonggi Gayageum Ensemble), Ltg.Joongbae Jee,<br />
Festival für koreanische Neue Musik, Jin Han: „Soul<br />
Gate“; Bonknam Lee: „Traum des Golddrachen“ für<br />
4Gayageum; Dae-sung Kim:„Silk-fog“ fürDaegeum<br />
und Gayageum; SangukKim: Nailing Sounds; Min<br />
Hee Yu:Eine Ballade fürFrida Kahlo –„Prayerfor the<br />
Afflicted Soul“; Gui Sook Lee: GeomungoinSudeoksa<br />
Temple; Sophie Youjung Lee: The faraway, Nearby<br />
Philharmonie (✆ 25 48 83 01)<br />
13.00 Foyer: Martin Stegner (Viola), Taneli Turunen<br />
(Violoncello), EskoLaine (Kontrabass), Lunchkonzert,<br />
Johann Sebastian Bach: Goldberg-Variationen in<br />
Bearbeitung fürStreichtrio<br />
Philharmonie/Kammermusiksaal (✆ 25 48 81 32)<br />
19.15: Einführung (Avi Avital, Venice Baroque<br />
Orchestra)<br />
20.00: Avi Avital (Mandoline) und das Venice<br />
Baroque Orchestra, Vivaldi: Concerto für Streicher<br />
und Basso continuo C-Dur,Sinfonia d-Moll, Concerto<br />
für Laute, zwei Violinen und Basso continuo D-Dur,<br />
Concerto für Violine, Streicher und Basso continuo<br />
a-Moll; B. Marcello: Sinfonia Nr.3G-Dur für Streicher<br />
und Basso continuo; F. Geminiani: Concerto grosso<br />
für Streicher und Basso continuod-Moll „La Follia“<br />
nach A. Corellis Violinsonate op. 5Nr. 12 u. a.<br />
Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />
20.00: 48. Tonkünstlerkonzertmit Jingyi Cao (Flöte),<br />
Detlef Bensmann, Moyi Chen,Friedemann Graef,<br />
Michele Leisibach (Saxophon),Markus Wenz (Klavier)<br />
u. a., Kompositionen vonFriedemann Graef, Wolfgang<br />
Jacobi, Johann Sebastian Bach, RobertSchumann<br />
u. a.<br />
KINDER<br />
Atze Musiktheater (✆ 81 79 91 88)<br />
9.30, 11.30 Studio: Des Kaisers neue Kleider (ab<br />
5J.)<br />
10.30: Albirea –Nur ein Kind kann die Welt retten,<br />
Fantasy-Singspiel mit Video-Mapping,Kammerorchester<br />
und Chor (ab10J.)<br />
Bali (✆ 811 46 78)<br />
11.00: The Clown Who Lost His Circus, Platypus<br />
Theater,English Children’s Theatrezum Mitmachen<br />
(ab 3bis 9J.). Anm. erf.<br />
Cabuwazi –Zelt Kreuzberg (✆ 29 04 78 40)<br />
16.00: „Im Kiez zu Hause“ beiCABUWAZI Kreuzberg,<br />
Mitmachzirkus für die ganze Familie (ab 8J.)<br />
Dasweite Theater (✆ 991 79 27)<br />
10.00: Peter und derWolf, Gastspiel Theater des<br />
Lachens, FFO,musikalisches Märchen (ab 4J.)<br />
Lesung<br />
Lied<br />
des<br />
Landeskindes<br />
Die Vertretungen der Bundesländer<br />
in Berlin haben<br />
es auch nicht leicht. Natürlich<br />
erwartet ihr Heimatland von<br />
ihnen ein Kulturprogramm,<br />
mit dem sie die hessische oder<br />
mecklenburg-vorpommersche<br />
oder sachsen-anhaltinische<br />
Kultur der Hauptstadt ordentlich<br />
unter die Nase reiben.<br />
Andererseits tragen sie damit<br />
nicht nur sowieso Eulen nach<br />
Athen, sondernoft sogar Athener<br />
Eulen, denn die meisten<br />
Kulturschaffenden deutscher<br />
Sprache leben nun mal bereits<br />
hier, egal, woher sie kommen,<br />
zumindest eine Zeitlang und<br />
vor allem, wenn sie jung sind.<br />
Maren Kames etwa, 1984 am<br />
Bodensee geboren –„lebt als<br />
freie Autorin in Berlin“, steht<br />
auf ihrer Website. Wir würden<br />
sie also eine <strong>Berliner</strong> Autorin<br />
nennen. In der baden-württembergischen<br />
Vertretung<br />
stellt sie ihr zweites Buch, den<br />
Nachtgesang „Luna Luna“ als<br />
süddeutsches Landeskind vor.<br />
PetraKohse<br />
Maren Kames,19Uhr,Tiergartenstr. 15<br />
Erinnertmit ihrem hellen Tonfall und den entspannt jazzigen Settings an den Neo-Soul der späten Neunziger:Ari Lennox<br />
Heute eine kleine Retrokolumne,<br />
ausnahmsweise<br />
mal nicht mit Sixtiesstyles,<br />
sondern allerlei<br />
Spätfunk. Das London Afrobeat<br />
Collective arbeitet sich ebenso kurios<br />
wie fachmännisch und -fraulich<br />
an –der Name sagt’s ja schon –dem<br />
Afrobeat ab, wie er Anfang der 70er-<br />
Jahre wesentlich von der nigerianischen<br />
Ikone Fela Kuti erfunden und<br />
vertreten wurde.Das ziemlich global<br />
besetzte,neunköpfige Ensemble um<br />
die kongolesisch-argentinische Sängerin<br />
Juanita Euka poliert jedoch<br />
nicht nur treffsicher die massive<br />
Funk-, Jazz- und Highlife-Mischung<br />
Kutis auf; sie führen explizit auch<br />
dessen Protesttradition fort.<br />
Im Sound bleiben sie dabei nah<br />
am Original, nur hier und da fügen<br />
sie ein wenig Progrock hinzu oder<br />
verschärfen die Synkopen in Richtung<br />
P-Funk. Letzteren zitieren sie<br />
auch in der Coverart ihrer Alben und<br />
Singles –psychedelische Bilder des<br />
Künstlers Ben Hito (der laut Selbstbeschreibung<br />
mit Arbeiten für Funkadelic<br />
und Parliament bekannt<br />
wurde, was die Freunde des im vergangenen<br />
August verstorbenen<br />
Markus Schneider<br />
empfiehlt den authentisch lebhaften Afrobeat<br />
des London Afrobeat Collectives,<br />
den energischen Original-Discosoul der<br />
Zöllner und den naturgetreu smoothen<br />
Neunziger-R&B der US-Sängerin<br />
Ari Lennox.<br />
Funkadelic-Grafikers Pedro Bell vermutlich<br />
eher wundernwird).<br />
Schon ihr früher Minihit „Power<br />
to theWomen“ zeigt, dass die Londoner<br />
politisch näher an der westlichen<br />
Wirklichkeit entlang denken als ihr<br />
Vorbild. Der Titel feiert zwar im engeren<br />
Sinne die kongolesischen<br />
Frauen, die in den verschiedenen<br />
Kriegen und Kleinkriegen des zentralafrikanischen<br />
Staates besonders<br />
zu leiden hatten. Aber die Botschaft<br />
vonknackigen Tracks wie„Prime Minister“<br />
unterstreichen, dass die Londoner<br />
über (post-)kolonialistische<br />
Kritik hinaus denken. Es geht ihnen<br />
insgesamt ums Elend der Welt, und<br />
der engagierten Haltung steht die<br />
kämpferische und vor allem lustund<br />
tanzfreudige Musik sehr gut. Es<br />
eilt ihnen der Ruf voraus, eine vorzügliche<br />
Liveband zu sein, was ich<br />
angesichts der schweren, bläserakzentuierten<br />
Grooves gernglaube.<br />
Das gilt auch für den hochklassigen<br />
Disco- und Soulfunk, den die<br />
Zöllner auf ihrem neuen Live-im-<br />
Studio-Album„Zack! Zack!Zessions“<br />
spielen. Überraschenderweise und<br />
ausweislich einiger hier aufgefrischter<br />
älterer Nummern tun sie dies<br />
KINO<br />
CHARLOTTENBURG<br />
Cinema Paris (✆ 881 31 19) Die schönste Zeit<br />
unseres Lebens –Labelle epoque (OmU) 15.15;<br />
Französische Filmwoche: Vif-argent –Der flüssige<br />
Spiegel: Burning Ghost (OmU) 18.00; Französische<br />
Filmwoche: Die Kunst der Nächstenliebe –Les bonnes<br />
intentions (OmU) 20.30<br />
Delphi Filmpalast (✆ 312 10 26) Lara 15.00,<br />
17.30,20.00<br />
DelphiLUX (✆ 322931040) Bis dann, mein Sohn<br />
15.45,19.30; Marianne &Leonard –Words of Love<br />
(OmU) 14.15; Der Leuchtturm –The Lighthouse<br />
(OF) 16.30, 19.00, 21.30; ArethaFranklin: Amazing<br />
Grace (OmU)15.00;Parasite 17.10, 20.00; Human<br />
Nature: Die CRISPR Revolution (OmU) 13.40; Mein<br />
Ende. Dein Anfang. 16.00, 18.30; Hustlers (OmU)<br />
18.00,21.00; But Beautiful –Nichts existiert unabhängig<br />
(OmU) 13.30, 18.30;Official Secrets(OmU)<br />
16.00, 21.00; Systemsprenger 15.20; Parasite –<br />
Gisaengchung (OmU) 20.30; Joker (OmU) 21.20;<br />
Pferde stehlen 14.00;Land des Honigs–Honeyland<br />
(OmU) 16.40; DowntonAbbey (OmU) 18.40<br />
Filmkunst 66 (✆ 882 17 53) Snorri &der Baby-<br />
Schwimmclub –Dive: Rituals in Water (OmU)17.00;<br />
Aretha Franklin: Amazing Grace 18.00; The Good<br />
Liar –Das alte Böse 20.00<br />
Kant Kino (✆ 319 9866) Die Eiskönigin II15.40,<br />
18.10, 20.40; Die schönste Zeit unseres Lebens<br />
15.00, 17.45, 20.30; Official Secrets 14.40,<br />
20.00; Ich war noch niemals in New York 15.20;<br />
Nurejew –The White Crow 18.00; Porträt einer jungen<br />
Frau in Flammen 17.20; Bernadette 20.00;<br />
Das perfekte Geheimnis 14.40, 17.20, 20.30<br />
Zoo Palast (✆ 018 05/22 29 66) 3D,Atmos: Die<br />
Eiskönigin II14.10, 16.45; Atmos: Das perfekte<br />
Geheimnis 19.30; Atmos: Joker 22.30; Hauptrolle<br />
Berlin: Comedian Harmonists 20.00; Das perfekte<br />
Geheimnis 23.10; Last Christmas 14.45, 17.15;<br />
Le Mans 66: Gegen jede Chance 19.50; 3D: Die<br />
Eiskönigin II 23.15; Die Eiskönigin II14.50, 17.30;<br />
3D: Die Eiskönigin II 20.15; Stephen Kings Doctor<br />
Sleeps Erwachen 22.50; Das perfekte Geheimnis<br />
14.15, 17.00; Die schönste Zeit unseres Lebens<br />
19.40; Joker 22.30; Die schönste Zeit unseres Lebens<br />
15.10, 17.45; Last Christmas 20.30; Terminator<br />
–Dark Fate 23.00; LeMans 66: Gegen jede<br />
Chance 14.20; Joker 17.45; Stephen Kings Doctor<br />
Sleeps Erwachen 20.45<br />
FRIEDRICHSHAIN<br />
b-ware!Ladenkino (✆ 20 07 88 88)Lara (DFmenglU)<br />
11.00; The Irishman (OmU) 12.45; Shaun das<br />
Schaf: Der Film: UFO-Alarm 16.30; Systemsprenger<br />
(DFmenglU) 18.00; Parasite –Gisaengchung<br />
(OmenglU) 20.00; Midsommar (OmU) 22.15; Gott<br />
existiert, ihr Name ist Petrunya –Gospod postoi,<br />
imeto i‘ ePetrunija (OmU) 11.00; Memory Games<br />
(OmU) 12.45; Djon Africa (OmU) 14.15; Pferde<br />
stehlen 16.00; Campo (OmU) 18.00; Lara (DFmenglU)<br />
19.45; Once Upon aTime in... Hollywood<br />
(OmU) 21.20; Mishima –Director‘s Cut –Mishima:<br />
ALife In Four Chapters (OmU) 11.00; Bernadette<br />
–Where‘d You Go, Bernadette (OmU) 13.00; Marianne<br />
&Leonard –Words of Love (OmU) 15.00;<br />
But Beautiful –Nichts existiert unabhängig (OmU)<br />
16.45;Mein Ende. Dein Anfang. (DFmenglU) 18.40;<br />
Joker (OmU) 20.30; The Report (OmU) 22.40<br />
Tilsiter-Lichtspiele (✆ 426 8129) Das Kapital<br />
im 21. Jahrhundert – Capital in the Twenty-First<br />
Century (OmU) 14.00; 2040 –Wir retten die Welt!<br />
(OmU) 16.00; Deutschstunde 17.45; The Irishman<br />
(OmU) 20.00; Joker (OmU) 23.45; Verteidiger des<br />
Glaubens –Defender of the Faith 14.15; Congo<br />
Calling (OmU) 16.00; Ich bin Anastasia 17.45;<br />
Aretha Franklin: Amazing Grace (OmU) 19.45; Bitte<br />
nach Mitte! 21.30; PJ Harvey –ADog Called Money<br />
(OmU) 22.45<br />
UCI Luxe Kino Mercedes-Platz Shaun das Schaf:<br />
Der Film: UFO-Alarm 13.40; 3D: Die Eiskönigin<br />
II 13.45, 16.20; Last Christmas 13.50, 17.50,<br />
20.45; Die Eiskönigin II 14.00, 14.10, 15.10,<br />
16.50, 17.00, 17.40, 17.50, 19.15; Das perfekte<br />
Geheimnis 14.15, 17.15, 19.30, 20.00; IMAX 3D:<br />
Die Eiskönigin II14.30, 17.30, 20.15; Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 14.45; Joker 14.45, 18.00,<br />
20.30;The Good Liar –Das alte Böse 14.50,21.00;<br />
Hustlers 15.00,17.45,20.45;Dann schlaf auchDu<br />
–Chanson douce (OmU) 15.15; Le Mans66: Gegen<br />
jede Chance 16.00, 19.30; Stephen Kings Doctor<br />
Sleeps Erwachen 16.20, 20.40; Bernadette 17.40;<br />
Menschsein –Wer sind wir füreinander 20.00; Zombieland<br />
2:Doppelt hält besser 20.20; Terminator<br />
–Dark Fate 20.30<br />
Zukunft (✆ 01 76/57 861079) Systemsprenger<br />
(OmenglU) 18.00; Mein Ende. Dein Anfang.<br />
(OmenglU) 20.20; Parasite –Gisaengchung (OmU)<br />
22.30; Der Glanz der Unsichtbaren –Les invisibles<br />
(OmU) 18.00; Frau Stern 20.00; Easy Love<br />
(OmenglU) 21.45<br />
HELLERSDORF<br />
CineStar (✆ 04 51/703 0200) Hustlers 13.30,<br />
16.30, 19.50; Ich war noch niemals inNew York<br />
13.40; Everest: EinYeti will hoch hinaus 13.50; Die<br />
EisköniginII13.50,16.40, 19.30; DasperfekteGeheimnis<br />
14.00, 17.00, 20.00; Die Addams Family<br />
14.10; 3D: Die Eiskönigin II14.20, 17.15, 20.15;<br />
3D: Maleficent: Mächte der Finsternis 16.20; Last<br />
Christmas 16.45, 19.40; Joker 17.00, 20.00; Le<br />
Mans 66: Gegen jede Chance 19.20<br />
Kino Kiste (✆ 998 74 81) Der Glanz der Unsichtbaren<br />
14.00; Everest: Ein Yeti will hoch hinaus<br />
16.00; Ich war noch niemals in New York 17.45;<br />
Parasite 20.00<br />
HOHENSCHÖNHAUSEN<br />
CineMotion (✆ 038 71/211 4109) Bayala –Das<br />
magische Elfenabenteuer 14.00; Die Eiskönigin II<br />
14.20, 16.00, 17.00, 19.40; Der König der Löwen<br />
14.20; Maleficent: Mächte der Finsternis 14.30,<br />
20.15; Die Addams Family 14.40; Das perfekte Geheimnis<br />
14.45, 17.30, 19.50; Angry Birds 2: Der<br />
Film 14.50; Hustlers 15.00,17.40, 20.10; 3D: Die<br />
Eiskönigin II15.00, 17.30, 20.00; Last Christmas<br />
16.50, 19.30; Joker 17.00, 20.20; Ich war noch<br />
niemals in NewYork 17.10; Der letzte Bulle 17.15;<br />
Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen 19.40; Le<br />
Mans 66: Gegen jede Chance 19.50<br />
KREUZBERG<br />
Babylon (✆ 61 60 96 93) A Der Leuchtturm –The<br />
Lighthouse (OmU) 17.00, 19.30, 22.00; B Official<br />
Secrets (OmU) 16.00; Parasite – Gisaengchung<br />
(OmU) 18.30; Joker (OmU) 21.20<br />
fsk am Oranienplatz (✆ 614 2464) Lara (OmenglU)<br />
18.00; Angelo (OmU) 18.15; Französische<br />
Filmwoche: La verite –TheTruth (OmU) 20.00; Mein<br />
Ende. DeinAnfang.(OmenglU) 20.30<br />
Moviemento (✆ 692 47 85) Cinefete: Dilili inParis<br />
–Dililili aParis (OmU) 11.00; Der Leuchtturm –The<br />
Lighthouse (OmU) 15.00, 17.30; disappearing berlin:<br />
Marianna Simnett (OF) 20.00; Systemsprenger<br />
22.30; Fritzi –Eine Wendewundergeschichte 10.00;<br />
Mein Lotta-Leben – Alles Bingo mit Flamingo!<br />
12.00;Yung 14.15; Booksmart (OmU) 16.30; Mein<br />
Ende. Dein Anfang. 18.45; Der Leuchtturm –The<br />
Lighthouse (OmU) 21.15; Systemsprenger 11.00;<br />
Fritzi –Eine Wendewundergeschichte 14.45; Invisible<br />
Sue –Plötzlich unsichtbar 16.45; Porträt einer<br />
jungen Frau inFlammen –Portrait de la jeune fille<br />
en feu (OmU) 19.00; Yung (OmenglU) 21.45<br />
Sputnik (✆ 694 11 47) Human Nature: Die CRISPR<br />
Revolution (OmU) 16.00; Bernadette –Where‘d You<br />
Go, Bernadette (OmU) 17.45; Porträt einer jungen<br />
Frau in Flammen –Portrait delajeune fille enfeu<br />
(OmU) 20.00; Morgen sind wir frei 22.15; Booksmart<br />
16.00; Was gewesen wäre 17.45; Parasite –<br />
Gisaengchung (OmU) 19.30; Joker (OmU) 22.00<br />
Yorck (✆ 78 91 32 40) Aretha Franklin: Amazing<br />
Grace (OmU) 15.00; Parasite 17.00, 20.00; New<br />
Lara 14.50,17.10,19.30<br />
KÖPENICK<br />
Kino Spreehöfe (✆ 538 95 90) Bayala –Das magische<br />
Elfenabenteuer 14.00; Bernadette 14.45,<br />
20.00; Die Eiskönigin II 15.00, 16.00, 17.30; 3D:<br />
Die Eiskönigin II 15.30, 18.00,20.30; Die Addams<br />
Family 15.30; Das perfekte Geheimnis 17.15,<br />
20.15; Hustlers 17.45, 20.15; Last Christmas<br />
18.30, 20.45<br />
Union Filmtheater (✆ 65 01 31 41) Le Mans 66:<br />
Gegen jede Chance 13.00, 16.30, 20.00; Bernadette<br />
13.15; 3D: Die Eiskönigin II13.30, 15.45,<br />
18.00, 20.15; Marianne &Leonard –Words of Love<br />
15.45; Land des Honigs 18.00; Morgen sind wir frei<br />
20.00<br />
MARZAHN<br />
UCI Kinowelt am Eastgate (✆ 93 03 02 60) Das<br />
perfekte Geheimnis 14.00, 17.00, 20.00; 3D: Die<br />
Eiskönigin II14.10, 14.20, 16.50, 17.00, 19.30;<br />
Dora und die goldene Stadt 14.15; Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 14.30; Hustlers 14.30,<br />
17.15, 20.00; Die Eiskönigin II 14.30, 14.45,<br />
17.15, 17.20, 19.45; Stephen Kings Doctor Sleeps<br />
Erwachen 16.45; Last Christmas 17.20, 20.15; Le<br />
Mans 66: Gegen jede Chance 20.00; Joker 20.00;<br />
Sneak Preview 20.30<br />
MITTE<br />
Acud (✆ 44 35 94 98) Shaun das Schaf: Der Film:<br />
UFO-Alarm 17.00; Leid und Herrlichkeit 20.45;<br />
Bamboo Stories (OmU) 18.00; Was gewesen wäre<br />
18.45; Götter von Molenbeek: Gods of Molenbeek<br />
–Aatos ja Amine (OmU) 20.00; Pferde stehlen –Ut<br />
og stjaele hester (OmU) 21.30<br />
Babylon (✆ 242 59 69) M. C. Escher: Reise in die<br />
Unendlichkeit (OmU) 17.45; Born tobeWild: Frau<br />
Stern 17.45; Die Stadt als Beute (OmenglU) 18.15;<br />
Und der Zukunft zugewandt 19.30; Systemsprenger<br />
(OmenglU) 19.30; The Irishman (OmU) 20.00; Parasite<br />
–Gisaengchung (OmU) 21.45; Pulp Fiction<br />
(OmU) 21.45<br />
Central Hackescher Markt (✆ 28 59 99 73)<br />
Cinefete: Comme des garcons (OmU) 10.00; Der<br />
Leuchtturm –The Lighthouse (OmU) 13.45, 16.00,<br />
21.00; Cleo (OmenglU) 18.30; Cinefete: Dilili in<br />
Paris –Dililili aParis (OmU) 11.30; Joker (OmU)<br />
14.30,21.15; Fritzi –Eine Wendewundergeschichte<br />
17.00; Yung (OmenglU) 19.00<br />
CineStar CUBIX (✆ 04 51/703 02 00) Die Eiskönigin<br />
II 11.00, 14.20, 17.00, 20.10; Das perfekte<br />
Geheimnis 11.00, 13.45, 16.45, 19.50, 23.00;<br />
Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 11.10; Die<br />
Addams Family 11.10, 14.00; Everest: Ein Yeti will<br />
hoch hinaus 11.15; Dora und die goldene Stadt<br />
11.20; 3D: Die Eiskönigin II 11.40, 13.40, 16.30,<br />
19.15,22.40; Unsere Lehrerin, dieWeihnachtshexe<br />
12.10;Last Christmas13.30,17.30, 20.30, 23.15;<br />
Als ich mal groß war 13.50; Hustlers 14.00, 16.50,<br />
19.50, 23.15; 3D: Maleficent: Mächte der Finsternis<br />
14.30; Maleficent: Mächteder Finsternis 16.20;<br />
Joker 16.20,19.30,23.00; Zombieland 2:Doppelt<br />
hält besser 16.40, 20.10, 23.10; Le Mans 66:<br />
Gegen jede Chance 19.20; Stephen Kings Doctor<br />
Sleeps Erwachen 19.40, 22.45; Terminator –Dark<br />
Fate 22.15; Midway –Für die Freiheit 22.55<br />
Hackesche Höfe (✆ 283 46 03) Systemsprenger<br />
(DFmenglU) 14.15; Bernadette (OmU) 17.00,<br />
19.30;Was gewesen wäre 15.00,19.00; Land des<br />
Honigs – Honeyland (OmU) 17.00; Porträt einer<br />
jungen Frau inFlammen –Portrait de la jeune fille<br />
en feu (OmU) 14.00, 20.00; Bis dann, mein Sohn<br />
–Dijiu tian chang (OmU) 16.30; Berlin Babylon<br />
(DFmenglU) 15.00; Marianne &Leonard –Words<br />
of Love (OmU) 17.00; The Irishman (OmU) 19.30;<br />
Lara (DFmenglU) 15.15<br />
Z-inema (✆ 28 38 91 21) House –Willkommen in<br />
der Hölle 20.00<br />
Zeughauskino (✆ 20 30 47 70) Die Schwarze aus<br />
Dakar –Lanoire de... (OmU) 19.00<br />
NEUKÖLLN<br />
Cineplex Neukölln Arcaden (✆ 01 80/505 06 44)<br />
Die Eiskönigin II –Frozen 2(OF) 14.10; Das perfekte<br />
Geheimnis 14.10, 16.40, 19.50; Die Eiskönigin<br />
II 14.15, 14.45, 16.40, 17.30; Everest: Ein Yeti<br />
will hoch hinaus 14.20; DieAddams Family 14.20,<br />
17.10; Recep Ivedik VI 14.30, 17.10, 20.20; Dora<br />
und die goldene Stadt 14.30; 3D: Die Eiskönigin II<br />
14.30, 17.15, 19.40; 7. Kogustaki Mucize –Das<br />
Wunder in Zelle Sieben (OmU) 16.50, 19.40; Last<br />
Christmas 16.55; Hustlers 17.00, 20.00; Stephen<br />
Kings Doctor Sleeps Erwachen 19.30; Le Mans 66:<br />
Gegen jede Chance 19.30; Zombieland 2: Doppelt<br />
hält besser 19.45; Joker 19.50<br />
IL KINO (✆ 91 70 29 19) Systemsprenger (DFmenglU)<br />
10.00; Bis dann, mein Sohn –Dijiu tian<br />
chang (OmenglU) 12.10; Pferde stehlen –Utog<br />
stjaele hester (OmU) 15.30; Dicktatorship –Macho<br />
Made in Italy (OmU) 17.45; Parasite –Gisaengchung<br />
(OmenglU) 19.30; Porträt einer jungen Frau<br />
in Flammen –Portrait de la jeune fille enfeu (OmU)<br />
21.50<br />
Neues Off (✆ 62 70 95 50) Der Leuchtturm –The<br />
Lighthouse (OF) 16.30,19.00,21.30<br />
Passage (✆ 68 23 70 18) Die schönste Zeit unseres<br />
Lebens –Labelle epoque (OmU) 15.00,17.45,<br />
20.30; Joker (OmU) 17.00, 19.45; Sneak Preview<br />
22.30; Systemsprenger 15.40, 18.15; Parasite –<br />
Gisaengchung (OmU) 20.50; Bis dann, mein Sohn<br />
–Dijiu tian chang (OmU) 16.20, 20.00<br />
Rollberg (✆ 62 70 46 45) Parasite –Gisaengchung<br />
(OmenglU) 17.00, 20.00; Porträt einer jungen<br />
Frau in Flammen –Portrait de la jeune fille en<br />
feu (OmenglU) 17.45; Französische Filmwoche:<br />
Entre mer et mur –AWall Within (OmenglU) 20.30;<br />
Hustlers (OmU) 17.00, 19.30, 22.00; But Beautiful<br />
–Nichts existiert unabhängig (OmU) 16.30;<br />
Booksmart (OmU) 19.00; Parasite –Gisaengchung<br />
(OmenglU) 21.30;Joker (OF) 16.20, 21.30;Official<br />
Secrets (OmU) 19.00<br />
UCI Luxe Gropius Passagen (✆ 66 68 12 34)<br />
Die Eiskönigin II13.50, 14.30, 16.30, 17.15; Das<br />
perfekte Geheimnis 14.00, 16.50, 19.45; 3D: Die<br />
EisköniginII14.10, 14.50, 17.00,20.00; Dora und<br />
die goldene Stadt 14.20; Maleficent: Mächte der<br />
Finsternis 17.05; Last Christmas 17.30, 20.30; Joker<br />
19.30; Hustlers 20.00; Zombieland 2: Doppelt<br />
hält besser 20.15<br />
Wolf (✆ 921 039333) Born in Evin –Alles über<br />
Evin (OmU) 11.00; Götter von Molenbeek: Gods of<br />
Molenbeek (OmU) 12.00; Porträt einer jungen Frau<br />
in Flammen –Portrait de la jeune fille en feu (OmU)<br />
13.40; Marriage Story (OmU) 14.10,21.10; Neues<br />
von uns Kindern aus Bullerbü 16.10; Querencia –<br />
Heimkehren (OmU) 17.00; Angelo (OmU) 18.50;<br />
Auf das, was wir lieben –Anos amours (OmU)<br />
19.00; Bis dann, mein Sohn –Dijiu tian chang<br />
(OmU) 21.00<br />
PANKOW<br />
Blauer Stern Pankow (✆ 47 61 18 98) Die Eiskönigin<br />
II 15.45, 18.10, 20.20; Das perfekte Geheimnis<br />
15.00, 17.40, 20.30
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 23<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
Tagestipp<br />
KALENDER<br />
Funk ohne Grenzen<br />
Die Acts der Woche pflegen Traditionen,<br />
POP<br />
London Jazz Collective 6. 12., 21 Uhr,<br />
Yaam, An der Schillingbrücke3<br />
Die Zöllner 5. 12., 20 Uhr,Kesselhaus,<br />
Schönhauser Allee 35<br />
Ari Lennox 8. 12., 20 Uhr,Lido, Cuvrystraße<br />
7<br />
ohne sich staubig zu machen<br />
IMAGO IMAGES<br />
schon seit den letzten Tagen der<br />
DDR. 1990 erschien, gleichsam als<br />
Abschied vomStaatslabel Amiga, ihr<br />
nach der Band benanntes Debüt, das<br />
wiederum einer ziemlich legendären<br />
Live-Premierefolgte.<br />
1987 von Dirk Zöllner und dem<br />
Keyboarder AndreGensicke gegründet,<br />
versuchte sich die Band 1988<br />
beim größten Popfestival der DDR<br />
erstmals und vor 70000 Leuten als<br />
breit besetztes Funk-Ensemble, mutigerweise<br />
im Vorprogramm von<br />
James Brown. Seither hat die Band<br />
eine recht wechselhafte, teilweise<br />
turbulente Karriere hinter sich gebracht,<br />
zwischendurch hatte man<br />
sich auch verkracht und aufgelöst.<br />
Vorallem daran dürfte es liegen, dass<br />
ihr Einflussgebiet wesentlich auf den<br />
Osten Deutschlands begrenzt ist. Er<br />
sei, sagte Zöllner in einem Interview<br />
mit dem Deutschlandfunk, ein regionaler<br />
Künstler.<br />
Da ichvom ostdeutschen Popder<br />
Vorwende keine Ahnung habe, weiß<br />
ich nicht, wie tief die Soultradition<br />
insgesamt imArbeiter-und-Bauernstaat<br />
verwurzelt war –aber die Genresicherheit<br />
der aktuell elfköpfigen<br />
Zöllner ist schon erstaunlich überzeugend.<br />
Ichmusste gelegentlich an<br />
den jüngst verstorbenen westdeutschen<br />
Soul-Pionier Edo Zanki denken,<br />
der neben Leuten wie Grönemeyer<br />
und den Söhnen Mannheims<br />
1994 auch die Zöllner produzierthat.<br />
Aber „Zack! Zack!“ steht mit seinem<br />
ebenso präzisen wie hochenergischen,<br />
bläser- und Backingchor<br />
grundierten Siebziger-Funk mehr<br />
noch auf einer Linie mit den jüngerenDisco-Produktionenvon<br />
JanDelay–wenn<br />
manvon denmir etwas zu<br />
seriös gefühlten Texten absieht, die<br />
der 57-jährige Zöllner indes mit einer<br />
sehr angenehmen, soulvollen<br />
Beiläufigkeit singt.<br />
AriLennoxist knapp dreißig Jahre<br />
jünger als Zöllner und besinnt sich<br />
mit ihrem Anfang 2019 erschienenen<br />
Debüt „Shea Butter Baby“ auf<br />
den Neo-Soul der späten Neunziger.<br />
Ihr heller Tonfall, sowohl in der<br />
Stimme als auch dem warmund entspannt<br />
jazzigen Setting, erinnertmit<br />
anderen Worten an die frühe Erykah<br />
Badu, wobei ihr Produzent (und Labelchef)<br />
J.Cole das Ganze natürlich<br />
voller und moderner ausgestattet<br />
hat. Nichts Neues, aberdies sehr bezaubernd.<br />
Pop<br />
Lieder<br />
für den<br />
Winter<br />
Die britische Sängerin<br />
Kimberly Smith war sich<br />
früh der Tatsache bewusst,<br />
dass ihr Ruhm, den sie unter<br />
dem Namen Kim Wilde angehäuft<br />
hatte, nur eine Episode<br />
war. Die „Kids in America“<br />
wurden erwachsen, und der<br />
blonde Popstar verwandelte<br />
sich in den 90er-Jahren in eine<br />
Autorin, <strong>Zeitung</strong>skolumnistin<br />
und Landschaftsgärtnerin. In<br />
den verschiedenen popmusikalischen<br />
Erinnerungswellen<br />
kehrte sie jedoch auf die<br />
Bühne zurück, und dabei fiel<br />
angenehm auf, dass sie ein solides<br />
Bewusstsein von ihrer<br />
früheren Rolle ausstrahlte. Im<br />
Duett mit Nena, das von Uwe<br />
Fahrenkrog-Petersen produziert<br />
worden war, ließ Kim<br />
Wilde durchblicken, dass der<br />
britische Popeine ganz andere<br />
Hausnummer als die in die<br />
Jahregekommene Neue Deutsche<br />
Welle darstellt. Diesmal<br />
singtKim Wilde weihnachtlich<br />
und akustisch. HarryNutt<br />
Kim Wilde 20 Uhr, Heimathafen Neukölln,<br />
Karl-Marx-Straße141<br />
FEZ/Astrid-Lindgren-Bühne (✆ 53 07 12 50)<br />
10.00 Raum 302: Der Weihnachtszwulf verkürzt die<br />
Weihnachtswarterei, Zwulf, (ab 3bis 9J.)<br />
10.00 Raum 214: Brunos Abenteuer,Nicole Gospodarek,<br />
Puppentheater (ab 6bis 12 J.)<br />
Figurentheater Grashüpfer (✆ 53 69 51 50)<br />
10.00: Die Weihnachtsgans Auguste, Artisanen,<br />
Figurentheater (ab 4J.)<br />
Freizeitforum Marzahn (✆ 542 70 91)<br />
10.00: Hops &Hopsi im Spielzeugzimmer des<br />
Weihnachtsmannes, Clowns-Theater (ab 3bis 10 J.)<br />
18.00: Ein Weihnachtsmärchen für Walter,Marie<br />
Mallè und Walter Plathe<br />
Friedrichstadt-Palast (✆ 23 26 23 26)<br />
16.00: Im Labyrinth der Bücher,Young Show(ab 5J.)<br />
Grips Hansaplatz (✆ 39 74 74 77)<br />
10.00: Alle außerdas Einhorn(ab 11 J.)<br />
Grips Podewil (✆ 39 74 74 77)<br />
11.00: Das Nacktschnecken-Game (ab 12 J.)<br />
Jaro Theater (✆ 341 04 42)<br />
10.30: Wundersame Wichtelwelt, Puppenspiel (ab<br />
3bis 8J.)<br />
Pfefferberg Theater (✆ 939 35 85 55)<br />
11.00: TopCard Camilla, Platypus Theater,Englisches<br />
Kindertheater (ab 6bis 10 J.). Anm. erf.<br />
Puppentheater Berlin (✆ 342 19 50)<br />
10.00: Nikolaus vonMyra (ab 4J.)<br />
Puppentheater Felicio (✆ 44 67 35 30)<br />
10.00: Ein räuberisches Weihnachtsfest<br />
Puppentheater Firlefanz (✆ 283 35 60)<br />
10.00: Weihnachtliche Heimlichkeiten, Gastspiel<br />
Puppentheater Böhmel/Dresden, Lustiges weihnachtliches<br />
Puppenspiel (ab 4J.)<br />
Puppentheater Prenzlkasper (✆ 21 79 10 60)<br />
10.00: Kasper und das kleine Weihnachtspaket,<br />
Gastspiel FriedhartFaltin, Halle/Saale<br />
Theater an der Parkaue (✆ 55 77 52 52)<br />
10.00: Die Zertrennlichen (ab 9bis 13 J.)<br />
10.00: Die fürchterlichen Fünf (ab 5bis 9J.)<br />
Theater Mirakulum (✆ 449 08 20)<br />
10.00: Weihnachten beiPrinzessin Marzipan und<br />
König Schokolade, Thomas Mierau, Puppentheater<br />
(ab 3bis 10 J.). Anm. erf.<br />
Theater MorgensternimRathaus Friedenau<br />
(✆ 92 35 59 50) 9.00, 11.15: Am 4. Advent morgens<br />
um vier (ab 6J.)<br />
Theater Zitadelle (✆ 335 37 94)<br />
10.00: Weihnachten beim kleinen Hasen, Theater<br />
Couturier (ab 3J.)<br />
LITERATUR/VORTRAG<br />
Akademie der Künste Hanseatenweg<br />
(✆ 200 57 20 00) 19.00 Clubraum: Fünf Mann<br />
Menschen /Die Humanisten –Hörspiele vonErnst<br />
Jandl und Friederike Mayröcker,sowie Gespräch mit<br />
Hermann Bohlen und Jochen Meißner<br />
Buchhändlerkeller (✆ 55 14 93 58)<br />
20.30: Retif de la Bretonne, der erste Pariser Flaneur,<br />
vorgestellt vonFrank Arnold und Hartmut Mangold<br />
Bücherbogen am Savignyplatz (✆ 312 19 32)<br />
19.30: Bedeutsame Belanglosigkeiten, Vittorio<br />
MagnagoLampugnani, Buchpräsentation<br />
Deutsches Theater (✆ 28 44 12 25)<br />
20.00: Erinnerungen an einen Staat, mit Alexander<br />
Scheer,Corinna Harfouch, Musikalische Lesung<br />
DODO (✆ 53 09 40 72)<br />
20.00: Offene Lesebühne, Moderation: Regine &<br />
Dago<br />
exploratorium berlin (✆ 84 72 10 52)<br />
18.00: Lesezirkel Improvisationsliteratur, Lesung und<br />
Diskussion mit Reinhard Gagel. Anm. erf.<br />
Helene-Nathan-Bibliothek (✆ 902 39 43 42)<br />
18.00: LEA Leseklub<br />
Literarisches Colloquium Berlin (✆ 816 99 60)<br />
19.30: Don’t be aStranger.Britisches Casino am<br />
Wannsee, mit Glen James Brown, Michael Donkor,<br />
Irenosen Okojie und Kim Sherwood Moderation:Tom<br />
Zille<br />
Literaturforum im Brecht-Haus (✆ 282 20 03)<br />
20.00: Sarah Kirsch –Christa Wolf: „Wir haben uns<br />
wirklich an allerhand gewöhnt“. Der Briefwechsel,<br />
Buchvorstellung und Gespräch mit Sonja Hilzinger<br />
und Sabine Wolf<br />
Literaturhaus Berlin (✆ 887 28 60)<br />
18.30: Festival Jüdische Literaturen: „Verquere Verortungen“,<br />
mit Jo Frank, Janika Gelinek, EvaLezzi, Sonja<br />
Longolius, Rachel Salamander u. a.<br />
Schokoladen Mitte (✆ 282 65 27)<br />
19.00: LSD–Liebe Statt Drogen<br />
Schwartzsche Villa (✆ 902 99 22 12)<br />
10.00: Porki –Ein Schweinchen sucht dasGlück,<br />
Lissa Lehmenkühler,Lesung und Werkstattgespräch<br />
Volksbühne Berlin (✆ 24 06 57 77)<br />
20.00: Männerphantasien, Klaus Theweleit, im<br />
Gespräch mit Margarita Tsomou<br />
KONZERT<br />
Acud Macht Neu (✆ 98 35 26 13)<br />
21.00: Tamar Aphek &Band, guests: Angels<br />
AstraKulturhaus (✆ 69 56 68 40)<br />
20.30: Quantic &Band, support: Simon Houghton<br />
(aka Sneaky of Fingathing)<br />
Badenscher Hof Jazzclub (✆ 861 00 80)<br />
21.00: Maria Baptist &Jan vonKlewitz<br />
Bar jeder Vernunft (✆ 883 15 82)<br />
20.00: Bernd Begemann Solo<br />
Berghain/Kantine (Rüdersdorfer Str.70)<br />
20.00: Amilli<br />
Bi Nuu (✆ 69 56 68 40)<br />
20.00: Boris<br />
Columbiahalle (✆ 69 81 75 86)<br />
20.00: Hot Chip, Alaskalaska<br />
Columbia Theater (Columbiadamm 9-11)<br />
19.30: BuryTomorrow, special guests: Employedto<br />
Serve,Blood Youth<br />
Heimathafen Neukölln (✆ 56 82 13 33)<br />
20.00: Kim Wilde, Wilde Winter Acoustic<br />
Huxleys Neue Welt (✆ 301 06 80 88)<br />
20.00: Michael Kiwanuka, Celeste<br />
Kulturbrauerei/Kesselhaus (✆ 44 31 51 00)<br />
20.00: Beranger<br />
Kulturbrauerei/Maschinenhaus (✆ 44 31 51 00)<br />
20.00: JoeBowie &Defunkt<br />
Musik &Frieden (Falckensteinstr.48)<br />
20.00 Schwarzes Zimmer:Yuna<br />
20.00 Blaues Zimmer:Jesse Marchant, Charly<br />
Klauser<br />
PrivatClub (✆ 61 67 59 62)<br />
20.00: Highly Suspect<br />
Quasimodo (✆ 318 04 56 70)<br />
22.30: EttaScollo<br />
Rickenbacker’s (✆ 81 89 82 90)<br />
21.00: Bluesrock-Session mit Heinz Glass u. a.<br />
SO36 (✆ 61 40 13 06)<br />
20.00: Exumer,Reactory, Pripjat<br />
Tempodrom (✆ 69 53 38 85)<br />
20.00: White Lies, support: Boniface<br />
CLUB<br />
Cassiopeia (✆ 47 38 59 49)<br />
23.00: Super Tuesday, RayBang,Dick Nasty<br />
Clärchens Ballhaus (✆ 282 92 95)<br />
21.00: Clärchens Discodienstag,Clärchen &friends<br />
Crack Bellmer Bar (Revaler Str.99)<br />
20.00: Molly Joker, RockoGaroni, Luíz Sabema, See<br />
Bastian<br />
Monster Ronson’sIchiban Karaoke<br />
(✆ 89 75 13 27) 21.00: The House of Presents<br />
Soulcat Musik-Bar (Pannierstr.53)<br />
19.00: Vinylsounds<br />
Suicide Club (Revaler Str.99)<br />
23.59: Encore.Une.Fois<br />
BALLROOM<br />
Haus der Sinne (✆ 44 04 91 55)<br />
20.00: DJ Leandro y Gaia Pisauro at Haus der Sinne<br />
KINO<br />
PRENZLAUER BERG<br />
FT am Friedrichshain (✆ 42 84 51 88) Die Eiskönigin<br />
II 15.00, 16.00, 18.20, 20.50; Der Leuchtturm<br />
–The Lighthouse (OmU) 18.20, 21.00; Französische<br />
Filmwoche: Jeanne d‘Arc –Jeanne (OmU)<br />
20.30; Lara 16.40, 19.00; Joker (OmU) 21.20;<br />
Aretha Franklin: Amazing Grace (OmU) 15.00; Die<br />
schönste Zeit unseres Lebens 15.45, 17.45, 20.40;<br />
Parasite 17.10, 20.00<br />
Kino in der Kulturbrauerei (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Die schönste Zeit unseres Lebens 13.30, 16.15,<br />
19.45; Das perfekte Geheimnis 13.30, 16.30,<br />
19.30; Systemsprenger 14.00, 22.30; Die Eiskönigin<br />
II 14.00, 17.00, 19.40; Als ich mal groß<br />
war 14.15; Bernadette 14.20; Lara 14.45, 17.15,<br />
19.00; Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm<br />
14.50; Parasite 16.30; Joker (OmU) 16.50; Official<br />
Secrets 17.00;The Good Liar –Das alte Böse<br />
17.20; Sneak Preview (OmU) 20.00; Ricordi?<br />
(OmenglU) 20.00; Menschsein –Wer sind wir füreinander<br />
20.00; Der Leuchtturm 20.00; Le Mans<br />
66: Gegen jede Chance 21.45; Der Leuchtturm –<br />
The Lighthouse (OmU)22.20; Joker(OF) 22.30;The<br />
GoodLiar –Das alteBöse (OF) 22.40; Parasite –Gisaengchung(OmU)22.40;<br />
Porträteiner jungenFrau<br />
in Flammen –Portrait delajeune fille en feu (OmU)<br />
22.50; Die Eiskönigin II–Frozen 2(OmU) 23.00<br />
Krokodil (✆ 44 04 92 98) Land des Honigs –Honeyland<br />
(OmU) 17.30; Premiere: Havelland. Fontane<br />
(mit Gast) 19.00<br />
Lichtblick-Kino (✆ 44 05 81 79) Bamboo Stories<br />
(OmU) 17.00; PJ Harvey –ADog Called Money<br />
(OmU) 18.30; Corpo celeste –Für den Himmel bestimmt<br />
(OmenglU) 20.00; Porträt einer jungen Frau<br />
in Flammen –Portrait delajeune fille en feu (OmU)<br />
21.45<br />
UCI Kinowelt Colosseum (✆ 44 01 92 00) Das<br />
perfekte Geheimnis 14.10, 17.00, 19.50, 22.45;<br />
Hustlers 14.15, 17.10, 20.00, 22.45; 3D: Die Eiskönigin<br />
II 14.15, 16.50,20.00, 22.45; Die Eiskönigin<br />
II14.20, 15.00, 17.10, 17.40; Angry Birds 2:<br />
Der Film 14.25; Die Addams Family 14.35; Shaun<br />
das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 14.45; Dora und<br />
die goldene Stadt 14.45; Last Christmas 15.00,<br />
17.35, 19.50; Joker 16.45, 19.45, 22.30; Ich war<br />
noch niemals in New York 16.50; LeMans 66: Gegen<br />
jede Chance 16.55, 20.10; Bernadette 17.20;<br />
Terminator –Dark Fate 19.40; Zombieland 2: Doppelt<br />
hält besser 20.10, 22.45; Systemsprenger<br />
20.15; Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen<br />
20.15; Scary Stories to Tell in the Dark 22.45<br />
REINICKENDORF<br />
CineStar Tegel (✆ 04 51/703 0200) Last Christmas<br />
13.40, 16.30, 19.40; 3D: Die Eiskönigin<br />
II 13.45, 16.45, 19.45; Hustlers 13.50, 16.40,<br />
19.30; Das perfekte Geheimnis 13.50, 16.30,<br />
20.10; Die Addams Family 14.00; Maleficent<br />
14.05;Angry Birds 214.15; Der letzteBulle 14.20;<br />
Die Eiskönigin II14.30, 17.15, 20.15; 3D: Maleficent<br />
16.45; Joker 16.50,19.55;Terminator 17.00;<br />
Ich war noch niemals in New York 17.00; Stephen<br />
Kings Doctor Sleeps Erwachen 19.30; Le Mans 66<br />
19.40; Zombieland 220.15<br />
SCHÖNEBERG<br />
CinemaamWalther-Schreiber-Platz (✆ 852 30 04) Ich<br />
war noch niemals in NewYork 14.35;The Good Liar<br />
– Das alte Böse 17.35, 20.15<br />
Cosima (✆ 85 07 58 02)Nurejew 18.00; Deutschstunde<br />
20.15<br />
Odeon (✆ 78 70 40 19) Der Leuchtturm (OmU)<br />
15.45, 20.30; Aretha Franklin (OmU) 18.15<br />
Xenon (✆ 78 00 15 30) Spatzenkino: Weihnachtswunder<br />
10.00; Porträt einer jungen Frau in Flammen<br />
(OmU) 17.30; Yung 20.15<br />
SPANDAU<br />
Cineplex Spandau (✆ 01 80/505 02 11) Unsere<br />
Lehrerin, die Weihnachtshexe 10.00; Shaun das<br />
Schaf: UFO-Alarm 10.00, 12.00; Everest 10.00;<br />
Die Eiskönigin II10.00, 12.35, 15.10, 18.00; 3D:<br />
Die Eiskönigin II11.55, 14.25, 17.15, 20.00; Die<br />
Addams Family 12.10; Bayala 12.10; Das perfekte<br />
Geheimnis 14.00,17.00, 20.45; Maleficent14.10;<br />
Le Mans 66 16.45, 19.30; Last Christmas 16.50,<br />
19.55; Joker 20.10<br />
Kino im Kulturhaus Spandau (✆ 333 60 81)<br />
Downton Abbey 13.00; Die schönste Zeit unseres<br />
Lebens 15.30, 20.15; Ich war noch niemals in New<br />
York 17.45<br />
STEGLITZ<br />
Adria (✆ 01 80/505 07 11)Last Christmas 14.30,<br />
17.15,20.00<br />
Cineplex Titania Palast (✆ 01 80/505 05 20)<br />
Shaun das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 10.00,<br />
12.10; Mein Lotta-Leben 10.00; Dora 10.00; Die<br />
Eiskönigin II10.00, 11.45, 14.40, 15.00, 17.25,<br />
23.00; Angry Birds 210.00; 3D: Die Eiskönigin II<br />
11.00, 14.15, 17.45, 19.50; Everest 12.00; Unsere<br />
Lehrerin, die Weihnachtshexe 12.10; Maleficent<br />
12.15; Die Addams Family 12.30, 14.25; Die<br />
Eiskönigin II (OF) 14.10; Das perfekte Geheimnis<br />
14.15, 17.00, 20.10, 23.00; Bernadette 14.50;<br />
Joker 16.40, 20.30;<br />
Le Mans 66 16.50, 19.30; Die schönste Zeit unseres<br />
Lebens 17.00, 20.00; Hustlers 17.35, 20.20,<br />
22.45; Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen<br />
20.30, 22.45; Zombieland 223.00<br />
Thalia Movie Magic (✆ 774 34 40) 3D: Die Eiskönigin<br />
II 15.30, 18.00; Die Eiskönigin II15.30,<br />
18.00, 20.30; Das perfekte Geheimnis 15.30,<br />
18.00, 20.30; DieAddams Family 15.45; Dem Horizont<br />
so nah 18.00, 20.30; Last Christmas 20.30<br />
TIERGARTEN<br />
Arsenal (✆ 26 95 51 00) Gaumont: Barbara<br />
(OmenglU) 20.00; re-selected: Kurzfilmprogramm<br />
(1956-1969; m.Einführung) 19.00<br />
CinemaxX Potsdamer Platz (✆ 040/80 80 69 69)<br />
Die Eiskönigin II 12.30, 13.40, 16.00, 16.40,<br />
18.00, 19.00, 22.40; Playmobil: Der Film 13.00;<br />
3D: Die Eiskönigin II 13.00, 14.30, 15.10, 17.30,<br />
19.40; Maleficent: Mächte der Finsternis 13.30,<br />
16.30, 19.45, 20.00; Joker 13.30, 16.40, 19.40,<br />
19.50, 23.00; Der König der Löwen 13.30; Last<br />
Christmas 13.40, 16.45, 19.45; Ich war noch<br />
niemals in New York 13.45; Dora und die goldene<br />
Stadt 13.50; Die Addams Family 13.50; Hustlers<br />
14.00, 17.00, 20.00, 23.00; Everest: Ein Yeti will<br />
hoch hinaus 14.00; Die schönste Zeit unseres Lebens<br />
14.00,16.30, 19.45; DasperfekteGeheimnis<br />
14.00, 16.00, 17.00, 19.20, 20.30, 22.45; Shaun<br />
das Schaf: Der Film: UFO-Alarm 14.10; Zombieland<br />
2: Doppelt hält besser 16.30, 20.50, 22.30;<br />
The Good Liar –Das alte Böse 16.30, 19.30; Stephen<br />
Kings Doctor Sleeps Erwachen 16.40, 20.15,<br />
20.40, 22.20; Downton Abbey 16.40; Der Leuchtturm<br />
16.50, 19.30, 22.20; Bernadette 16.50; Parasite<br />
17.00, 19.30, 22.50; Menschsein –Wer sind<br />
wir füreinander 18.00; Official Secrets 19.40; Le<br />
Mans 66: Gegen jede Chance 20.15; Once Upon<br />
aTime in... Hollywood 22.30; Midway –Für die<br />
Freiheit 22.30; Black and Blue 22.40; Terminator<br />
–Dark Fate 22.50; Gemini Man 22.50; Halloween<br />
Haunt 23.00<br />
CineStar imSony Center (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Maleficent:Mächte derFinsternis –Maleficent: Mistress<br />
of Evil (OF) 13.30; Die Eiskönigin II –Frozen<br />
2(OF) 13.30, 16.20, 19.30; Bernadette –Where‘d<br />
You Go, Bernadette (OF) 13.40; Shaun das Schaf:<br />
Der Film: UFO-Alarm –Shaun the Sheep Movie:<br />
Farmageddon (OF) 13.50; 3D: Die Eiskönigin II –<br />
Frozen 2(OF) 14.00, 16.45, 22.15; Der Leuchtturm<br />
–The Lighthouse (OF) 14.15, 20.00, 23.00;<br />
Last Christmas (OF) 14.30, 17.10, 19.50; Hustlers<br />
(OF)16.20,19.20, 22.30;LeMans66: Gegen jede<br />
Chance –Ford vFerrari (OF) 16.30,19.30;<br />
Joker (OF) 16.30, 20.00, 23.00; The Good Liar –<br />
Das alte Böse (OF) 17.10; Stephen Kings Doctor<br />
Sleeps Erwachen (OF) 19.20; Parasite –Gisaengchung<br />
(OmenglU) 22.40; Zombieland 2:Doppelt<br />
hält besser – Zombieland 2: Double Trap (OF)<br />
22.45; Terminator –Dark Fate (OF) 23.00<br />
CineStar IMAX (✆ 04 51/703 02 00) 3D, IMAX:<br />
Die Eiskönigin II–Frozen 2(OF) 11.45, 14.30,<br />
17.15, 20.00; IMAX: Le Mans 66:Gegen jede Chance<br />
–Ford vFerrari (OF) 22.50<br />
Filmrauschpalast (✆ 394 43 44) Joker (OmU)<br />
17.45; Porträt einer jungen Frau inFlammen –Portrait<br />
de la jeune fille en feu (OmU) 20.00; Zombieland<br />
2: Doppelt hält besser –Zombieland2:Double<br />
Trap (OF) 22.15<br />
TREPTOW<br />
Astra (✆ 636 16 50) Unsere Lehrerin, die Weihnachtshexe<br />
14.00; Die Eiskönigin II 14.00, 14.30,<br />
16.30, 17.00, 19.00; Das perfekte Geheimnis<br />
14.30, 17.15, 20.00, 22.30; 3D: Die Eiskönigin II<br />
15.00, 17.30, 20.00, 22.30; Die Addams Family<br />
16.00; Last Christmas 18.00, 20.15; Zombieland<br />
2: Doppelt hält besser 19.15, 22.30; Stephen<br />
Kings Doctor Sleeps Erwachen 21.15; Joker 21.30<br />
Casablanca (✆ 677 57 52) Lara 16.00; Ich war<br />
noch niemals inNew York 18.00; Bohemian Rhapsody<br />
20.30<br />
CineStar –Treptower Park (✆ 04 51/703 02 00)<br />
Dora und die goldene Stadt 14.00; 3D: Die Eiskönigin<br />
II14.00, 17.20, 20.00; Angry Birds 2:Der<br />
Film 14.00; Das perfekte Geheimnis 14.10, 16.40,<br />
20.00; Last Christmas 14.20, 17.10, 20.15; Ich<br />
war noch niemals in New York 14.20; Hustlers<br />
14.25, 17.20, 19.45; Everest: EinYeti will hoch hinaus<br />
14.30; Die Eiskönigin II14.30, 16.45, 19.30;<br />
Le Mans 66: Gegen jede Chance 16.25, 19.50;<br />
Joker 17.00, 20.00; Die Addams Family 17.10;<br />
Maleficent: Mächte der Finsternis 17.20; Stephen<br />
Kings Doctor Sleeps Erwachen 19.45; Zombieland<br />
2: Doppelt hält besser 20.10<br />
WEDDING<br />
Cineplex Alhambra (✆ 01 80/505 03 11) Maleficent:<br />
Mächte der Finsternis 14.10; Die Eiskönigin<br />
II –Frozen 2(OF) 14.10; Die AddamsFamily 14.10;<br />
Recep Ivedik VI(OmU) 14.20, 17.50, 20.20; 3D:<br />
Die Eiskönigin II 14.20, 17.00, 19.50; Die Eiskönigin<br />
II 14.45, 15.00,16.30, 17.30; Hustlers 16.50,<br />
19.50; Last Christmas 17.00, 19.30; Das perfekte<br />
Geheimnis 17.00, 20.00; Stephen Kings Doctor<br />
Sleeps Erwachen 19.30; Joker 20.30<br />
CityKinoWedding (✆ 01 77/270 19 76)Französische<br />
Filmwoche: Preview: Die Kunst der Nächstenliebe–Les<br />
bonnes intentions(OmU)19.00; FranzösischeFilmwoche:Auf<br />
der Couch in Tunis –Undivan<br />
aTunis (OmU) 21.00<br />
WEISSENSEE<br />
BrotfabrikKino (✆ 471 4001) Internationaler Tag<br />
der Menschen mit Behinderung: Menschsein –Wer<br />
sind wir füreinander (OmU) 19.00; Mishima: Ein Leben<br />
in vier Kapiteln (OmU) 21.30<br />
Toni &Tonino (✆ 92 79 12 00) Die Eiskönigin II<br />
11.45, 14.15, 16.45, 19.15; Das perfekte Geheimnis<br />
12.30, 15.00, 17.30,20.00<br />
WILMERSDORF<br />
Bundesplatz-Kino (✆ 85 40 60 85) Parasite<br />
15.30; Porträt einer jungen Frau inFlammen 20.30<br />
Eva-Lichtspiele (✆ 92 25 53 05) Official Secrets<br />
15.15; Menschsein –Wer sind wir füreinander (mit<br />
Diskussion) 18.00<br />
ZEHLENDORF<br />
Bali (✆ 811 46 78) Wenn wir erst tanzen 18.00;<br />
Yoga: Die Kraft des Lebens 20.30<br />
Capitol (✆ 831 6417) Die schönste Zeit unseres<br />
Lebens 15.15, 20.30; Lara 18.00<br />
POTSDAM<br />
Filmmuseum Potsdam (✆ 03 31/271 81 12)<br />
Mahlzeiten(m. Einführung) 17.00;Film und Diskussion<br />
(m.Einführung) 19.30<br />
Thalia Potsdam (✆ 03 31/743 70 20) Das perfekte<br />
Geheimnis 13.30, 16.00, 18.30, 21.00;<br />
Bernadette 13.45, 18.15; Mein Ende. Dein Anfang.<br />
14.00; Aus Liebe zum Überleben 14.15; Die<br />
schönste Zeit unseres Lebens 16.15, 20.45; Lara<br />
16.15, 20.45; Snorri & der Baby-Schwimmclub<br />
16.30; Official Secrets 18.15; Was gewesen wäre<br />
18.45; Der Leuchtturm 20.45<br />
UCI Luxe Potsdam Center (✆ 03 31/233 70) Die<br />
Eiskönigin II 13.40, 14.00, 14.20, 16.40, 17.20;<br />
Die Addams Family 13.40; Das perfekte Geheimnis<br />
13.50, 16.50, 19.40; Shaun das Schaf: Der<br />
Film: UFO-Alarm 14.00; Last Christmas 14.00,<br />
17.10, 19.55; 3D: Die Eiskönigin II 14.10, 17.15,<br />
20.10; Joker 16.30,19.55; Maleficent: Mächte der<br />
Finsternis 16.45; Hustlers 17.00, 20.00; Stephen<br />
Kings Doctor Sleeps Erwachen 19.40; Zombieland<br />
2: Doppelt hält besser 19.50; Le Mans 66: Gegen<br />
jede Chance 19.50<br />
UMLAND<br />
ALA Falkensee (✆ 033 22/279 88 77) Die AddamsFamily15.00;Das<br />
perfekte Geheimnis17.15,<br />
20.00<br />
CapitolKönigs Wusterhausen (✆ 033 75/46 97 77)<br />
Lara 17.15; Eshätte schlimmer kommen können –<br />
Mario Adorf 20.00<br />
CineStar Wildau (✆ 04 51/703 02 00) 3D: Die<br />
Eiskönigin II 14.00, 16.50, 19.45; Das perfekte<br />
Geheimnis 14.00,17.15, 20.10; Shaun das Schaf:<br />
Der Film: UFO-Alarm 14.10; Maleficent: Mächte der<br />
Finsternis 14.15, 17.00;Die Addams Family14.15,<br />
17.30; Die Eiskönigin II14.30, 17.30, 20.15; Everest:<br />
Ein Yeti will hoch hinaus 14.40; Last Christmas<br />
14.45, 17.00, 19.50; Hustlers 14.45, 17.15,<br />
20.20; Bayala – Das magische Elfenabenteuer<br />
14.45; Stephen Kings Doctor Sleeps Erwachen<br />
16.45, 19.50; Joker 16.50, 20.15; Der letzte Bulle<br />
17.00; LeMans 66: Gegen jede Chance 19.30;<br />
Menschsein –Wer sind wir füreinander 20.00; Zombieland<br />
2: Doppelt hält besser 20.20<br />
Filmpalast Bernau (✆ 033 38/70 5454) 3D: Die<br />
Eiskönigin II15.00, 17.45, 20.30; Last Christmas<br />
15.15; Die Eiskönigin II 15.15; Dem Horizont so<br />
nah 17.45; Das perfekte Geheimnis 17.45, 20.30;<br />
Der Glanz der Unsichtbaren 20.30<br />
Filmpalast Oranienburg (✆ 033 01/70 4828) Le<br />
Mans 66: Gegen jede Chance 14.15; DieEiskönigin<br />
II 14.30, 17.00; 3D: DieEiskönigin II 15.00, 17.30,<br />
20.00; Maleficent: Mächte der Finsternis 15.15;<br />
Das perfekte Geheimnis 17.15, 19.45; Last Christmas<br />
17.45, 20.15; Hustlers 19.50; Lebens(w)<br />
ende: Im Angesicht des eigenen Todes –Testimony<br />
22.30<br />
Kino-Cafe Dahme (✆ 03 54 51/343) Die Eiskönigin<br />
II 16.30, 20.00<br />
Linden-Kino Wusterhausen (✆ 03 39 79/145 93)<br />
Die Eiskönigin II17.00, 19.00<br />
Movieland Erkner (✆ 033 62/36 68) 3D: Die<br />
Eiskönigin II 14.45, 17.15, 19.45; Bayala –Das<br />
magische Elfenabenteuer 16.00; Systemsprenger<br />
18.00; Das perfekte Geheimnis 20.30<br />
Scala Kulturpalast Werder (✆ 033 27/462 31 75)<br />
Systemsprenger 13.30; Das perfekte Geheimnis<br />
15.45; Ich war noch niemals in New York 18.00;<br />
Last Christmas 20.00<br />
Union Fürstenwalde (✆ 033 61/73 64 40) Was<br />
gewesen wäre 16.15; Deutschstunde 18.00; Lara<br />
20.15<br />
Weltspiegel Kino Finsterwalde (✆ 035 31/22 11)<br />
Maleficent: Mächte der Finsternis 14.45; Die Eiskönigin<br />
II15.00; Das perfekte Geheimnis 17.15,<br />
20.00; 3D: Die Eiskönigin II17.30, 20.00
24 <strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019<br />
·························································································································································································································································································<br />
Netzwerk<br />
CHAT<br />
„Mein Kopf ist<br />
zu Hause<br />
immer frei“<br />
Kurze Fragen, schnelle Antworten:<br />
Im Chat kommen Menschen<br />
zu Wort, die sich beruflich in<br />
der digitalen Welt bewegen: Stephan<br />
Weber ist Head of Product bei PayFit<br />
Deutschland und hat das deutsche<br />
Produkt für intuitive Lohn- und Gehaltsabrechnungen<br />
aufgebaut. 2016<br />
gegründet, hat PayFit mittlerweile<br />
rund 400 Mitarbeiter an vier Standorten<br />
in Europa.<br />
Womit beginnt Ihr Einstieg in die digitale<br />
Welt am Morgen?<br />
Früher habe ich meinen Handy-<br />
Wecker bis ins Endlose gesnoozed<br />
und damit meine Nachbarn zur<br />
Weißglut getrieben. Heute höre ich<br />
den Deutschlandfunk und starte<br />
entschleunigt in den Tag, mit ruhigen,<br />
informativen Nachrichten und<br />
Interviews.<br />
Ein großes Thema ist Künstliche Intelligenz<br />
zurzeit. Wie werden Menschen<br />
und Computer in Zukunft zusammenleben?<br />
Im Arbeitskontext definitiv in einer<br />
Symbiose –die Vorteile sind einfach<br />
zu deutlich. Im Privatleben bin<br />
ich skeptisch –zwischen den Technikverweigerern<br />
und den Liebhabern<br />
als Extreme wird eseine große<br />
Varianz geben. Ich persönlich kann<br />
keine persönliche Bindung zu Siri,<br />
Alexaund Co.aufbauen.<br />
Sind Ihre Daten eigentlich gut gesichert?<br />
Was ist Sicherheit? Sicherheit ist<br />
eine Empfindung. Ich nutze professionelle<br />
Services wie 1passwordund<br />
wurde noch nie wissentlich gehackt.<br />
Ansonsten gebe ich mich keinen Illusionen<br />
hin, nicht auch Opfer zu<br />
werden.<br />
Was geht gar nicht in der digitalen<br />
Welt, was verurteilen Sie?<br />
Shitstorms und der allgemeine<br />
Hang zur Pöbelei im Netz. Ich frage<br />
mich häufig, was die Menschen antreibt,<br />
die in Kommentarspalten<br />
grässliche Dinge hinterlassen.<br />
Welchen Science-Fiction-Film haben<br />
Sienicht nur einmal gesehen?<br />
Ganz klar „Matrix“ – das Verschwimmen<br />
zwischen Realität und<br />
Fiktion begeistert mich noch heute.<br />
Undden Stil findet man bis heute im<br />
Berghain.<br />
Lesen SieBücher in der digitalen oder<br />
gedruckten Version?<br />
Gedruckt –das schafft eine gewisse<br />
Atmosphäre. Außerdem verlangt<br />
meine Eitelkeit, das Buch im Anschluss<br />
alsTrophäe im Regal zu haben.<br />
Es gibt Menschen, die behaupten,<br />
Computer sind nur erfunden worden,<br />
damit gespielt werden kann.<br />
Spielen Sieauch?<br />
Leider nein –außer an dem realen<br />
Tischkicker im Büro –und das obwohl<br />
ich häufig verliere!<br />
Fällt es Ihnen schwer, amAbend abzuschalten?<br />
Nein, wir bei PayFit legen großen<br />
Wert auf Transparenz und direkte<br />
Kommunikation – sofern ich mal<br />
frustriert bin oder es mir schlecht<br />
geht, spreche ich das einfach an. Zuhause<br />
ist mein Kopf immer frei.<br />
StephanWeber ist Produktchef<br />
bei PayFit –Anbieter für<br />
Lohnabrechnungen.<br />
Welche Verbindungen führen ins Ausland –mit der Frage beschäftigen sich die russischen Sicherheitsdienste zurzeit.<br />
Das Netz unter Kontrolle<br />
Russlands Sicherheitsbehörden wünschen eine Abschottung wie in China, doch es gibt technische Hürden<br />
VonMichael G. Meyer<br />
Russland will sein Internet<br />
stärker in den Griff bekommen<br />
–die Rede ist immer<br />
wieder von einer Art russischen<br />
Variante der „Great Firewall“<br />
in China. Seit dem 1. November gilt<br />
ein neues Internetgesetz für ein souveränes<br />
russisches Netz, wie es<br />
heißt. Russische Offizielle teilten<br />
mit, es gehe darum, sich stärker vor<br />
Cyberangriffen aus dem Ausland zu<br />
schützen. Doch Kritiker sagen: Die<br />
russische Regierung wolle eher Kritiker<br />
mundtot machen und im Netz<br />
verhindern, dass sich Kritik viral verbreiten<br />
kann.<br />
Vom Internet-Kill-Switch ist die<br />
Rede,also der kompletten Trennung<br />
des Netzes von ausländischen Servern<br />
und Daten. In Ländern wie der<br />
Türkei, Ägypten oder dem Iran ist<br />
das schon zeitweise praktiziert worden.<br />
Doch ist das in Russland auch<br />
so einfach?<br />
Klima der Unsicherheit<br />
Klaus Landefeld, Experte für IT-Sicherheit<br />
und im Vorstand des Internetverbands<br />
Eco engagiert, bezweifelt,<br />
dass das in Russland gelingen<br />
kann: In China habe man beispielsweise<br />
von Anfang an auf dieses Modell<br />
„Great Firewall“ gesetzt, „da sind<br />
es fünf Verbindungen ins Ausland,<br />
Zentralpunkte, über die die Verbindungen<br />
laufen, Russland hat etwa<br />
3000 Verbindungen ins Ausland“.<br />
Insofern sei Russland nicht so einfach<br />
mit China zu vergleichen, außerdem,<br />
so Landefeld: „Es gibt in<br />
Russland auch nicht nur zwei große<br />
Unternehmen, die diese Verbindungen<br />
organisieren wie in China, sondernessind<br />
Dutzende vonCarriern,<br />
die auch nicht staatlich kontrolliert<br />
Gesetz: Anfang November<br />
beschloss die russische Regierung<br />
ein umstrittenes Internetgesetz.<br />
Das Ziel ist es<br />
angeblich, das Land besser<br />
vorCyberangriffen zu schützen.<br />
Kritiker sehen darin eher<br />
eine Ausweitung staatlicher<br />
Kontrolle.<br />
PUTINS HOFFNUNG<br />
Gefahr: Russland will Souveränität–<br />
auch im Netz. Der<br />
Kreml will unabhängig sein<br />
vomWorld Wide Webund<br />
sich sein eigenes Internet<br />
unter kompletter Staatskontrolle<br />
errichten. Deshalb soll<br />
eine neue Netz-Infrastruktur<br />
aufgebaut werden.<br />
Schutz: Das autonome Netz<br />
soll den Vorteil bieten, sich<br />
bei Cyberattacken abschotten<br />
zu können, ohne dass<br />
die Infrastruktur im Land<br />
komplett abgeschaltet werden<br />
muss. Attacken wie<br />
Wannacryhaben die Staaten<br />
Milliarden gekostet.<br />
werden, wo auch die Mehrheitsverhältnisse<br />
ganz andere sind.“ Insofern<br />
werde es für Russlands Zensurbehörden<br />
schwierig, das Netz komplett<br />
unter Kontrolle zu bringen.<br />
WasimWesten kaum bekannt ist:<br />
Unter dem Radar der staatlich stark<br />
kontrollierten Presse und des Fernsehens<br />
ist in Russland eine kritische Internet-Szene<br />
entstanden, die Millionen<br />
Nutzer hat. Auch bei YouTube<br />
tummeln sich Mutige und eine Reihe<br />
von Journalisten, wie etwa Juri Dud,<br />
Russlands bekanntester YouTuber.<br />
Online-Magazine wie Meduza, The<br />
Insider oder The Bell erreichen viele<br />
Millionen Menschen. Und das in einer<br />
Zeit, in der auch in Russland die<br />
Nutzung klassischer Medien abnimmt<br />
und stattdessen die von kritischen<br />
Online-Medien stark zunimmt.<br />
Die Stimmung bei den Online-Redaktionen<br />
sei aber vongroßer<br />
Unsicherheit geprägt, bestätigt Irina<br />
Malkowa. Sieist Chefredakteurin des<br />
sehr erfolgreichen Internetmagazins<br />
The Bell. Malkowa und ihr Team berichten<br />
hauptsächlich über Wirtschaftsthemen:<br />
Warum fällt der Rubel,<br />
wie steht es um die Renten, wie<br />
geht es weiter in der russischen Wirtschaft?<br />
The Bell berichtet aber auch<br />
über Korruptionsverdacht in Behörden.<br />
Dennoch sagt sie: das neue Gesetz<br />
betreffe sie und ihre Redaktion<br />
noch nicht: „Wir wissen aber nicht,<br />
wie es weitergehen wird, im Moment<br />
spüren wirnoch gar nichts.“<br />
Kurios ist, dass die Zensoren und<br />
Medienregulierer ein sehr uneinheitliches<br />
Bild abliefern, was erlaubt ist<br />
und was nicht. Ulrike Gruska, Referentin<br />
bei „Reporter ohne Grenzen“,<br />
hat einen neuen 50-seitigen Bericht<br />
über die Situation der Internetmedien<br />
in Russland verfasst. Gruska<br />
sagt, dass diese Ungenauigkeit Methode<br />
hat: „Es wird sehr selektiv entschieden.<br />
Es ist nicht so,dassder,der<br />
einen Bericht über Korruption veröffentlicht,<br />
danach sofortins Gefängnis<br />
kommt. Mancher schreibt die krassesten<br />
politischen Kommentare in<br />
seinem Blog und es passiert nichts.<br />
Genauso gibt es Medien und Journalisten,<br />
die sind dafür verhaftet worden.“<br />
Wie willkürlich die russische<br />
Zensur arbeitet, beweist das Beispiel<br />
Auf der Suche nach den Urhebern<br />
Bundeskriminalamt will gezielter gegen die Verfasser von Hasskommentaren vorgehen<br />
ziale Netzwerke wie Facebook künftig<br />
dem Bundeskriminalamt verpflichtend<br />
melden. Derzeit müssen<br />
die Anbieter solche Inhalte nur löschen.<br />
Zudem will der Bund das<br />
Strafgesetzbuch um Regelungen zur<br />
Hasskriminalität ergänzen.<br />
Nach im Juni veröffentlichten<br />
BKA-Zahlen lässt sich ein Großteil<br />
der Hasskommentare (77 Prozent)<br />
dem rechtsextremen Spektrum zuordnen,<br />
knapp 9Prozent sind linksextrem,<br />
die verbleibenden 14 Prozent<br />
sind ausländischen oder religiösen<br />
Ideologien, beziehungsweise<br />
keiner konkreten politischen Motivation<br />
zuzuordnen. Münch sagte:<br />
„Wir können wohl nicht die Einstel-<br />
ISTOCK/ANYA BERKUT<br />
des Elektrikers Andrej Bubejew, der<br />
auf Vkontakte,der russischen Version<br />
vonFacebook, einen Text mitdem Titel„Die<br />
Krim gehörtzur Ukraine“ veröffentlicht<br />
hatte.Gerade einmal zwölf<br />
Freunde hatte er auf Vkontakte, dennoch<br />
reichte das für eineVerurteilung<br />
zu zwei Jahren und drei Monaten<br />
Haft. Heute lebt Bubejew in der<br />
Ukraine.Das Beispiel belege: Es gehe<br />
darum, ein Klima der Angst und der<br />
Unsicherheit zu schaffen, sagt Ulrike<br />
Gruska.<br />
Protest mit Papierfliegern<br />
Doch noch weit mehr als nur kritische<br />
Meinungsäußerungen beschäftigt<br />
russische Zensoren und Medienregulierer<br />
derzeit dieVernetzung von<br />
Bürgern über Plattformen. In Russland<br />
steht an erster Stelle mit 42 Prozent<br />
Marktanteil Vkontakte, die<br />
Hälfte der Handybesitzer nutzen<br />
WhatsApp, etwas weniger vertrauen<br />
Viber oder dem Messengerdienst Telegram.<br />
Dennoch war vorallem Telegram<br />
den Behörden ein Dorn im<br />
Auge –denn darüber wurden eine<br />
Reihe vonDemonstrationen in Moskauorganisiert.<br />
Wie geht es nun weiter im russischen<br />
Internet? Das sei schwer zu<br />
prognostizieren, sagen Experten<br />
wie Ulrike Gruska, allerdings gibt<br />
es eine größer werdende, vor allem<br />
von jungen Leuten getragene kritische<br />
Öffentlichkeit in Russland, die<br />
sich nicht mehr alles bieten lässt.<br />
Im April des vergangenen Jahres<br />
protestieren 12 000 Menschen in<br />
Moskau gegen das Verbot vonTelegram.<br />
Sie warfen in Anspielung auf<br />
das Logo Papierflieger indie Luft.<br />
MitErfolg: Obwohl laut Gerichtsurteil<br />
offiziell immer noch verboten,<br />
ist Telegram nach wie vor frei zugänglich.<br />
Das Bundeskriminalamt will<br />
rechten HetzernimInternet das<br />
Leben deutlich schwerer machen –<br />
und damit rechtsextremistische<br />
Straftaten verhindern helfen. Die<br />
Zahl der Hasskommentare werde<br />
mit der Zeit zurückgehen, wenn die<br />
Urheber merkten, dass ihr Treiben<br />
nicht ungeahndet bleibe,sagte BKA-<br />
Präsident Holger Münch. Man<br />
müsse die rote Linie zwischen Meinungsfreiheit<br />
und Strafbarkeit klar<br />
markieren und durchsetzen.<br />
Hasskriminalität und ihre Ursachen<br />
sind bis Donnerstag das<br />
Hauptthema bei einem Treffen von<br />
Sicherheitsexperten in Wiesbaden<br />
–der BKA-Herbsttagung. Die digitale<br />
Gewalt, die Hassbotschaften<br />
sind vielfältig: Antisemitische oder<br />
rassistische Botschaften sind genauso<br />
darunter wie frauenfeindlicher,homophober<br />
und sexistischer<br />
Hass oder ganz persönliche Anfeindungen.<br />
Viele der Beispiele,die<br />
etwa das Portal „hassmelden.de“<br />
auflistet, sind menschenverachtend,<br />
darunter der Aufruf zum „Abstechen<br />
und Entsorgen“ oder<br />
„Drecksviechern von hinten in die<br />
Birneschießen“.<br />
Die Bundesregierung hatte kürzlich<br />
ein Maßnahmenpaket gegen<br />
Hetze und Rechtsextremismus im<br />
Internet beschlossen. Morddrohungen<br />
und Volksverhetzung sollen solung<br />
der Menschen ändern, die ihren<br />
Hass insNetz und auf die Straße tragen.<br />
Aber wir können daran arbeiten,<br />
ihr Verhalten zu verändern und<br />
sie daran hindern, ihren Hass und<br />
ihre verbale Gewalt weiter ungehinderteiner<br />
breiten Öffentlichkeit aufzuzwingen.“<br />
Ausgrenzung und Hass<br />
bereiteten den Boden für physische<br />
Gewalt.<br />
Das Bundeskriminalamt will außerdem<br />
bereits aktenkundige, gefährliche<br />
Rechtsextremisten künftig<br />
„noch besser beurteilen und effektiv<br />
überwachen“, sagte Münch. Vorbild<br />
ist ein standardisiertes Verfahren,<br />
das bereits bei Islamisten angewendet<br />
wird. (dpa)<br />
Apple<br />
verteidigt seine<br />
Krim-Politik<br />
Dienste sollen weltweit<br />
nutzbar bleiben<br />
Apple hat die Entscheidung verteidigt,<br />
die Schwarzmeer-Halbinsel<br />
Krim in Russland als russisches<br />
Staatsgebiet anzuzeigen. Man wolle<br />
sicherstellen, dass Kunden überall<br />
auf der Welt die Karten und andere<br />
Apple-Dienste nutzen könnten, erklärte<br />
der iPhone-Konzern amWochenende.<br />
Zugleich verwies Apple<br />
darauf, dass die veränderte Darstellung<br />
nur bei Betrachtung von Russland<br />
aus gelte,wodies gesetzlich verlangt<br />
werde.<br />
Russland hatte die völkerrechtlich<br />
zur Ukraine gehörende Halbinsel<br />
2014 gegen internationalen Protest<br />
annektiert. „Wir prüfen genauer,<br />
wie wir mit umstrittenen Grenzverläufen<br />
in unseren Diensten umgehen,<br />
und könnten als Folge in der<br />
Zukunft Änderungen vornehmen“,<br />
betonte Apple. Das Unternehmen<br />
steckt in der Klemme, weil die USA<br />
neben der EU gegen Russland wegen<br />
der Krim-Annexion Sanktionen verhängt<br />
haben. Unternehmen, die<br />
Russland in der Krim-Frage entgegenkommen,<br />
werden oft mit Sanktionen<br />
des Westensbestraft.<br />
Der ukrainische Außenminister<br />
Wadim Pristaiko hatte verärgert reagiert<br />
auf die Änderung. Per Twitter<br />
forderte er die Technologiefirma<br />
zum Umdenken auf und bezeichnete<br />
die Krim als Herzstück seines<br />
Landes. Die Firma mit dem Apfel<br />
solle bei dem bleiben, womit sie sich<br />
auskenne: Hochtechnologie und<br />
Unterhaltung. „Globale Politik ist<br />
nicht ihre starke Seite“, betonte der<br />
Diplomat. Die US-Firma ist in der<br />
Ukraine –anders als in Russland –<br />
nicht vertreten. (dpa)<br />
Frankreichs Finanzminister Bruno Le<br />
Maire will hartbleiben. AFP/PHILIPPE LOPEZ<br />
Frankreich hält<br />
an Digitalsteuer<br />
fest<br />
Finanzminister Le Maire<br />
dringt auf Fairness<br />
Frankreichs<br />
Finanzminister<br />
Bruno Le Maire hat die französische<br />
Digitalsteuer vor der Bekanntgabe<br />
möglicher Sanktionen seitens<br />
der USA verteidigt. „Wir werden den<br />
Willen, die digitalen Riesen fair zu<br />
besteuern, um ein faires Steuersystem<br />
des 21. Jahrhunderts zu haben,<br />
nie,nie,nie aufgeben“, sagte der Minister<br />
dem Sender France Inter am<br />
Montagmorgen. Die US-Handelsvertretung<br />
USTR wollte am Montag<br />
einen Bericht zu Frankreichs Digitalsteuer<br />
vorlegen. Diefranzösische Digitalsteuer<br />
soll vor allem Unternehmen<br />
wie Amazon und Facebook treffen.<br />
US-Präsident Donald Trump<br />
hatte im Sommer mit Strafzöllen auf<br />
französische Weine gedroht, sollte<br />
Frankreich den nationalen Alleingang<br />
gehen. Im August hatte Frankreichs<br />
Präsident Emmanuel Macron<br />
bekanntgegeben, dass er und Trump<br />
einAbkommen erzielt hätten, das einen<br />
direkten Konflikt verhindern<br />
soll. Man sehe nun, dass die USA einen<br />
Rückzieher machen würden, so<br />
Le Maire. (dpa)
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 25<br />
· ·<br />
·······················································································································································································································································································<br />
TV-Programm<br />
ARD<br />
5.30 (für HG) ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG)<br />
Tagesschau 9.05 (für HG) Livenach Neun 9.55<br />
(für HG) Sturmder Liebe 10.45 (für HG) Meister<br />
des Alltags 11.15 (für HG) Werweiß denn<br />
sowas? 12.00 (für HG) Tagesschau 12.15 (für<br />
HG) ARD-Buffet 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />
14.00 (für HG) Tagesschau 14.10 (für HG)<br />
Rote Rosen 15.00 (für HG) Tagesschau 15.10<br />
(für HG) Sturmder Liebe 16.00 (für HG)<br />
Tagesschau 16.10 (für HG) Verrückt nach Meer<br />
17.00 (für HG) Tagesschau 17.15 (für HG)<br />
Brisant 18.00 (für HG) Werweiß denn sowas?<br />
18.50 (für HG) Familie Dr.Kleist 19.45 (für HG)<br />
Wissen voracht –Natur 19.50 (für HG) Wetter<br />
19.55 (für HG) Börse 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Tierärztin Dr.Mertens<br />
Arztserie. Momente der Wahrheit.<br />
Susanne weiß immer noch nicht, ob sie<br />
nach Wien gehen soll. Amal drängt auf<br />
eine Entscheidung und spricht bereits mit<br />
einem potenziellen Nachfolger.<br />
21.00 (für HG) In aller Freundschaft<br />
21.45 (für HG) Report Mainz<br />
22.15 (für HG) Tagesthemen<br />
22.45 (für HG) Bauerfeind –<br />
Die Show zur Frau<br />
23.45 (für HG) Nachtmagazin<br />
0.05 (für HG) Tierärztin Dr.Mertens<br />
RTL<br />
5.00 Der Blaulicht Report 5.25 Exclusiv –Das<br />
Starmagazin 5.35 Explosiv –Das Magazin 6.00<br />
Guten Morgen Deutschland 8.30 (für HG) Gute<br />
Zeiten, schlechte Zeiten 9.00 Unter uns 9.30 (für<br />
HG) Alles was zählt 10.00 Der Blaulicht Report<br />
11.00 Der Blaulicht Report 12.00 Punkt 12 –<br />
Das RTL-Mittagsjournal 14.00 Die Superhändler<br />
–4Räume, 1Deal 15.00 Die Superhändler –4<br />
Räume, 1Deal 16.00 Mensch Papa! Väter allein<br />
zu Haus 17.00 Herz über Kopf. Telenovela 17.30<br />
Unter uns. Daily Soap 18.00 Explosiv–Das<br />
Magazin 18.30 Exclusiv –Das Starmagazin<br />
18.45 RTL Aktuell 19.03 RTL Aktuell –Das Wetter<br />
19.05 (für HG) Alles was zählt. Daily Soap 19.40<br />
(für HG) Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily Soap<br />
20.15 Bachelor in Paradise<br />
Dateshow. Mit Amelie und Ernestine<br />
ziehen zwei ganz unterschiedliche Frauen<br />
ins Paradies, die Männer können sich auf<br />
einiges gefasst machen. Die Herren<br />
dürfen die Rosen verteilen.<br />
22.15 Bauer sucht Frau –Das große<br />
Wiedersehen<br />
0.00 RTL Nachtjournal /Wetter<br />
0.30 (für HG) Bones –Die Knochenjägerin<br />
Krimiserie. Der Mann mit dem Knochen<br />
1.25 (für HG) Bones –Die Knochenjägerin<br />
Krimiserie. Kein Mann in der Leichenhalle<br />
MDR<br />
14.00 (für HG) MDR um 2 15.15 (für HG)<br />
Gefragt –Gejagt 16.00 (für HG) MDR um 4<br />
17.45 (für HG) MDR aktuell 18.05 (für HG)<br />
Wetter für 3 18.10 (für HG) Brisant 18.54 (für<br />
HG) Unser Sandmännchen 19.00 Regionales<br />
19.30 (für HG) MDR aktuell 19.50 (für HG)<br />
Einfach genial 20.15 (für HG) Umschau 21.00<br />
(für HG) Der Stausee Hohenfelden 21.45 (für<br />
HG) MDR aktuell 22.05 (für HG) Unser<br />
Deutschland 22.48 MDR aktuell 22.50 (für HG)<br />
Polizeiruf 110: Walzerbahn. Krimireihe, DDR 1979<br />
23.50 Der Proband 0.20 WaPo Bodensee<br />
Bayern<br />
15.30 Schnittgut 15.58 Sternstunden 16.00 (für<br />
HG) Rundschau 16.15 (für HG) WirinBayern<br />
17.30 Regionales 18.00 (für HG) Abendschau<br />
18.28 Sternstunden 18.30 (für HG) Rundschau<br />
19.00 (für HG) Gesundheit! 19.30 (für HG)<br />
Dahoam is Dahoam 19.58 Sternstunden 20.00<br />
(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Hindafing<br />
21.45 (für HG) Rundschau Magazin 22.00 (für<br />
HG) Capriccio 22.30 (für HG) Wolfgang Herrmann<br />
–Ein Leben für die Wissenschaft 23.15<br />
nacht:sicht 23.45 Mariss Janson dirigiert<br />
Mozart-Requiem 0.40 RundschauNacht<br />
Vox<br />
8.50 Verklag mich doch! 9.50 Verklag mich<br />
doch! 10.50 VoxNachrichten 10.55 Mein Kind,<br />
dein Kind 12.00 Shopping Queen 13.00<br />
Zwischen Tüll und Tränen 14.00 Mein Kind, dein<br />
Kind 15.00 Shopping Queen 16.00 4<br />
Hochzeiten und eine Traumreise 17.00 Zwischen<br />
Tüll und Tränen 18.00 First Dates 19.00 Das<br />
perfekte Dinner 20.00 Prominent! 20.15 herrlich<br />
ehrlich –kennstdudein kind? 21.15 herrlich<br />
ehrlich –kennstdudein kind? 22.40 Die<br />
wunderbare Welt der Kinder –Wir sind 5! 0.30<br />
VoxNachrichten 0.45 Medical Detectives<br />
Super RTL<br />
9.25 Thomas &seine Freunde 9.35 Weihnachtsmann<br />
Junior 10.10 Sammy 10.40 Grizzy &die<br />
Lemminge 11.10 Alvinnn!!! 11.40 Go Wild!<br />
12.10 Friends 12.30 Trolls 12.50 Polly Pocket<br />
13.15 Tomund Jerry 13.45 Weihnachtsmann &<br />
Co. KG 14.15 Angelo! 14.45 Dragons 15.15<br />
Ninjago 15.40 Alvinnn!!! 16.10 Sally Bollywood<br />
16.40 Barbie 17.10 Grizzy &die Lemminge<br />
17.40 Angelo! 18.10 Weihnachtsmann &Co. KG<br />
18.40 Woozle Goozle und die Weltentdecker<br />
19.10 Alvinnn!!! 19.40 Tomund Jerry 20.15<br />
Snapped 0.05 Böse Mädchen 0.35 Infomercials<br />
Sport1<br />
5.45 SportClips 6.00 Teleshopping 15.30<br />
Normal 16.00 Bondi Rescue –Die Rettungsschwimmer<br />
17.30 StorageWars –Geschäfte in<br />
Kanada. Doku-Soap. Zeit ist Geld 17.55<br />
Eishockey.Champions Hockey League.<br />
Viertelfinale, Hinspiel: Djurgarden Stockholm –<br />
EHC Red Bull München, live 20.30 Magenta<br />
Sport: Arena 21.30 Goooal! –Das internationale<br />
Fußball Magazin 22.00 3. LigaPur 22.45<br />
Scooore! –Internationales Fußball Magazin<br />
23.30 Sport1 News Live 0.00 SportClips<br />
ZDF<br />
5.25 Deutschland vonoben 5.30 (für HG)<br />
ZDF-Morgenmagazin 9.00 (für HG) heute Xpress<br />
9.05 (für HG) Volle Kanne –Service täglich<br />
10.30 (für HG) Notruf Hafenkante 11.15 (für<br />
HG) SokoWismar 12.00 heute 12.10<br />
drehscheibe 13.00 (für HG) ARD-Mittagsmagazin<br />
14.00 heute –inDeutschland 14.15 Die<br />
Küchenschlacht 15.00 (für HG) heute Xpress<br />
15.05 (für HG) Bares für Rares 16.00 (für HG)<br />
heute –inEuropa 16.10 (für HG) Die Rosenheim-Cops<br />
17.00 (für HG) heute 17.10 (für HG)<br />
hallo deutschland 17.45 (für HG) Leute heute<br />
18.00 (für HG) SokoKöln 19.00 (für HG) heute<br />
19.20 (für HG) Wetter 19.25 (für HG) Die<br />
Rosenheim-Cops. Krimiserie. Hochzeit in Gefahr<br />
20.15 (für HG) ZDFzeit<br />
Wo leben Senioren am besten? –Die<br />
große Deutschland-Studie. Mehr als 17<br />
Millionen Senioren leben in Deutschland.<br />
Aber in welchen Regionen leben sie am<br />
besten? Und wo gibt es Probleme?<br />
21.00 (für HG) Frontal 21<br />
21.45 (für HG) heute journal<br />
22.15 (für HG) 37°: Nur das Heute zählt<br />
Familienleben mit Demenz<br />
22.45 Mann,Sieber!<br />
23.15 (für HG) Markus Lanz<br />
0.30 heute+<br />
Sat.1<br />
5.00 AufStreife 5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen<br />
10.00 Im Namen der Gerechtigkeit –Wir<br />
kämpfen für Sie! 11.00 Im Namen der<br />
Gerechtigkeit –Wir kämpfen für Sie! 12.00<br />
Anwälte im Einsatz 13.00 Anwälte im Einsatz<br />
14.00 AufStreife 15.00 AufStreife –Die<br />
Spezialisten 16.00 Klinik am Südring.<br />
Doku-Soap 17.00 Klinik am Südring –Die<br />
Familienhelfer.Eine 17-Jährigekleidet sich im<br />
Hochsommer wie im kältesten Winter.Schämt<br />
sich das Mädchen, weil ihr Exfreund sich über<br />
ihre Figur lustig gemacht hat? 17.30 Klinik am<br />
Südring /oder Sat.1 Regional-Magazine 18.00<br />
Die Ruhrpottwache 19.00 Genial daneben –das<br />
Quiz 19.55 Sat.1 Nachrichten<br />
20.15 (für HG) Navy CIS<br />
Auszeit. Ein junges obdachloses Paar wird<br />
nachts aufgeschreckt.Als sie aus dem<br />
Zelt sehen, entdecken sie eine Leiche.<br />
Der ehemaligeMarine Richard Wilson<br />
wurde kaltblütig erschossen.<br />
21.15 Navy CIS: L.A.<br />
Krimiserie.Killer an Bord<br />
22.15 Hawaii Five-0<br />
Krimiserie.Zurück in die Zukunft<br />
23.10 Focus TV –Reportage<br />
Achtung Notruf!<br />
0.15 Dinner Party –Der Late-Night-Talk<br />
WDR<br />
11.55 (für HG) Nashorn, Zebra &Co. 12.45 (für<br />
HG) WDR aktuell 13.05 (für HG) Elefant, Tiger&<br />
Co. 13.55 (für HG) Und es schmecktdoch!?<br />
14.25 (für HG) Tierärztin Dr.Mertens 16.00 (für<br />
HG) WDR aktuell 16.15 Hier und heute 18.00<br />
(für HG) WDR aktuell /Lokalzeit 18.15 (für HG)<br />
Servicezeit 18.45 (für HG) Aktuelle Stunde<br />
19.30 Regionales 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Abenteuer Erde 21.45 (für HG)<br />
WDR aktuell 22.10 (für HG) Tatort: Die Frau im<br />
Zug.Krimireihe,D2000 23.35 Tatort: Der Pott.<br />
Krimireihe, D1989 1.05 Menschen hautnah<br />
NDR<br />
13.10 (für HG) In aller Freundschaft –Die jungen<br />
Ärzte 14.00 (für HG) NDR Info 14.15 (für HG)<br />
die nordstory 15.15 (für HG) Gefragt –Gejagt<br />
16.00 (für HG) NDR Info 16.20 (für HG) Mein<br />
Nachmittag 17.10 (für HG) Leopard, Seebär &<br />
Co. 18.00 Regionales 18.15 (für HG) NaturNah<br />
18.45 (für HG) DAS! 19.30 Regionales 20.00<br />
(für HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Visite 21.15<br />
(für HG) Panorama –die Reporter 21.45 (für HG)<br />
NDR Info 22.00 (für HG) Tatort: Dinge, die noch<br />
zu tun sind. Krimireihe, D2012 23.30 (für HG)<br />
Weltbilder 0.00 (für HG) Bücherjournal<br />
Kabel eins<br />
5.25 Abenteuer Leben Spezial 5.55 Blue Bloods<br />
9.25 (für HG) Navy CIS: L.A. 10.20 Navy CIS<br />
11.10 Without aTrace 12.05 Numb3rs 13.00<br />
(für HG) Castle 14.00 (für HG) The Mentalist<br />
14.55 (für HG) Navy CIS: L.A. 15.50 kabel eins<br />
news 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben<br />
täglich 17.55 Mein Lokal, Dein Lokal –Der Profi<br />
kommt 18.55 Achtung Kontrolle!Wir kümmern<br />
uns drum 20.15 (für HG) Während du schliefst.<br />
Liebeskomödie, USA 1995 22.30 (für HG) Doc<br />
Hollywood. Komödie, USA 1991 0.35 (für HG)<br />
Während du schliefst. Liebeskomödie, USA 1995<br />
RTLZWEI<br />
5.15 PrivatdetektiveimEinsatz 6.00 Die<br />
Straßencops Süd –Jugend im Visier 7.00 Die<br />
Straßencops Süd –Jugend im Visier 8.00 Frauentausch<br />
10.00 Frauentausch 12.00 Frauentausch<br />
14.00 Daniela Katzenberger –Mit Lucas im<br />
Babyglück 15.00 Die Wache Hamburg 16.00 Die<br />
Wache Hamburg 17.00 News 17.04 Wetter<br />
17.05 Krass Schule –Die jungen Lehrer 18.05<br />
Köln 50667 19.05 Berlin –Tag &Nacht 20.15<br />
Armes Deutschland –Deine Kinder 22.15 Hartz<br />
und herzlich 0.15 Autopsie –Mysteriöse<br />
Todesfälle 1.10 Die Forensiker –Profis am Tatort<br />
Eurosport 1<br />
8.30 Snooker.UKChampionship 2019 in York. 3.<br />
Runde 10.30 Ski Alpin 11.30 Ski Alpin 12.30<br />
Judo. Grand Slam in Osaka. Highlights 13.00<br />
Snooker.UKChampionship 2019 in York. 3.<br />
Runde 14.00 Snooker.UKChampionship 2019<br />
in York. 3. Runde, live 17.30 Snooker.UK<br />
Championship 2019 in York. 3. Runde 18.30<br />
Handball 19.40 Nachrichten 19.45 Snooker.UK<br />
Championship 2019 in York. 3. Runde, live 23.30<br />
Snooker.UKChampionship 2019 in York. 3.<br />
Runde 0.30 Nachrichten 0.35 Skispringen<br />
TV-Tipps<br />
ARTE, 20.15 UHR DOKUMENTATION<br />
Kuba im globalen Spiel (1+2/2)<br />
Kubas Ziel war von Anbeginn an die Weltrevolution: Fidel Castro und Che<br />
Guevarawollten das Land zum Vorreiter nationaler und antiimperialistischer<br />
Freiheitsbewegungen in Afrika und Lateinamerika machen.Doch zunächst<br />
geriet Kuba zwischen die Fronten zweier Großmächte. Es musste sich<br />
gegen die von der CIA angezettelten Angriffe der USA wehren und willigte<br />
in die Stationierung sowjetischer Mittelstreckenraketen ein, was die Welt an<br />
den Rand eines Atomkrieges brachte. Als die UdSSR die Raketen abzog, ohne<br />
Castro davon zu unterrichten, kehrte Kuba dem Ost-West-Konflikt den Rücken<br />
und fand seinen eigenen Weginder Bewegung der blockfreien Staaten.<br />
DieInsel war überall präsent. Doch als die UdSSR zusammenbrach, gerieten<br />
auch Kubas Visionen von der Weltrevolution ins Wanken.<br />
(D/2019)<br />
Foto: ARTE<br />
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9 5 7 1 4 8 3 2 6<br />
2 4 6 3 9 5 8 7 1<br />
1 8 3 6 2 7 5 9 4<br />
7 3 9 4 5 6 1 8 2<br />
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7 1 2 3 6 5 8 4 9<br />
6 9 7 8 3 4 5 1 2<br />
5 4 1 9 7 2 3 6 8<br />
2 8 3 6 5 1 4 9 7<br />
1 7 5 2 4 3 9 8 6<br />
4 2 8 1 9 6 7 5 3<br />
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Panda, Gorilla &Co. 6.20 zibb 7.20 (für HG)<br />
Brisant 8.00 (für HG) Brandenburg aktuell 8.30<br />
(für HG) Abendschau 9.00 (für HG) In aller<br />
Freundschaft 10.30 (für HG) Rote Rosen 11.20<br />
(für HG) Sturmder Liebe 12.10 (für HG) Julia<br />
–Eine ungewöhnliche Frau 13.00 rbb24 13.10<br />
(für HG) Verrückt nach Fluss 14.00 (für HG) Die<br />
göttliche Sophie. Komödie, D2009 15.30 (für<br />
HG) Tiere bis unters Dach 16.00 (für HG) rbb24<br />
16.15 (für HG) Gefragt–Gejagt 17.00 (für HG)<br />
rbb24 17.05 (für HG) Panda, Gorilla &Co.<br />
17.55 (für HG) Unser Sandmännchen 18.02 rbb<br />
UM6 18.27 zibb 19.30 (für HG) Abendschau /<br />
Brandenburg aktuell 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 (für HG) Ein Sommer in Sanssouci<br />
Das Schloss Sanssouci war schon im 18.<br />
Jahrhundertein Publikumsmagnet und ist<br />
es bis heute. Auch, weil es wie kein<br />
andererPlatz verwoben ist mit der<br />
Geschichte seinesSchöpfers.<br />
21.00 (für HG) Besser geht immer<br />
21.45 (für HG) rbb24<br />
22.00 (für HG) Urteil oder Unsinn<br />
22.45 (für HG) Nuhr im Ersten<br />
23.30 Talk aus Berlin<br />
0.00 Der Kommissar und die Alpen:<br />
Schwarze Piste Krimireihe, I2016<br />
ProSieben<br />
5.00 2BrokeGirls. Sitcom 5.40 The Middle.<br />
Comedyserie 6.20 (für HG) Twoand aHalf Men.<br />
Sitcom 7.40 (für HG) The Big Bang Theory.<br />
Sitcom 9.00 (für HG) HowIMet Your Mother.<br />
Sitcom 10.45 Fresh Off the Boat. Sitcom.<br />
Pinguinkuscheln! 11.10 Mike&Molly.Sitcom.<br />
Weihnachtsferien 11.35 2BrokeGirls. Sitcom<br />
12.30 Mom. Sitcom 13.20 (für HG) Twoand a<br />
Half Men. Sitcom 14.40 The Middle. Comedyserie.<br />
Die Zweitjobs /Der Kaffee-Alarm 15.35 (für<br />
HG) The Big Bang Theory. Sitcom. Festgehalt statt<br />
Taschengeld /Das Mississippi-Missverständnis /<br />
Es muss Liebe sein 17.00 taff 18.00 Newstime<br />
18.10 (für HG) Die Simpsons. Zeichentrickserie<br />
19.05 Galileo. Magazin<br />
20.15 Galileo Big Pictures: Genial –30<br />
Bilder zwischen Einfall und Reinfall!<br />
Moderator Aiman Abdallah präsentiert30<br />
unglaubliche, emotionale und zugleich<br />
faszinierende Bilder zu bestimmten<br />
Themen.<br />
22.15 (für HG) Uncovered: All-Inclusive<br />
DomRep: Urlaub zwischen Palmen und<br />
Prostitution.<br />
23.20 10 Fakten: Urlaub extrem<br />
Infotainment<br />
0.20 Galileo Big Pictures: Genial –30<br />
Bilder zwischen Einfall und Reinfall!<br />
Arte<br />
8.00 (für HG) Drachenrätsel 8.45 Stadt Land<br />
Kunst 9.30 (für HG) Die Inseln der Queen 12.15<br />
Re: 12.50 Arte Journal 13.00 Stadt Land Kunst<br />
13.55 Marry Me! –Aber bitte auf Indisch.<br />
Liebeskomödie, D2014 15.25 Fotografen auf<br />
Reisen 15.50 (für HG) Geheimnisvolle<br />
Wildblumen 16.45 Xenius 17.15 Amerika mit<br />
David Yetman 17.40 Shoyu 18.35 Madagaskar<br />
19.20 Arte Journal 19.40 Re: 20.15 Kuba im<br />
globalen Spiel (1+2/2) 22.15 Adios Fidel.<br />
23.10 Mord auf Malta 0.05 Venezuela –Das<br />
bittere Erbe des HugoChávez<br />
3Sat<br />
7.30 Alpenpanorama 9.00 (für HG) ZIB 9.05<br />
Kulturzeit 9.45 nano 10.15 (für HG) Hartaber<br />
fair 11.40 Natur im Garten 12.10 (für HG) Er<br />
würde sich im Grabe umdrehen 13.00 (für HG)<br />
ZIB 13.20 (für HG) TerraX:Die Macht der Vulkane<br />
14.50 Wildes Überleben 18.30 nano spezial<br />
19.00 (für HG) heute 19.20 Kulturzeit 20.00 (für<br />
HG) Tagesschau 20.15 (für HG) Schwarzach 23:<br />
Und die Jagd nach dem Mordsfinger. Kriminalfilm,<br />
D2016 21.45 kinokino 22.00 (für HG) ZIB 2<br />
22.25 Im Schatten des Glücks 23.55 Kaffee<br />
zum Glück 0.20 10 vor10<br />
Phoenix<br />
10.00 phoenix vorort 10.30 Schule im<br />
Brennpunkt 11.30 Chronik Klimagipfel 12.00<br />
phoenix vorort 12.45 Unsere Welt in Zukunft<br />
13.15 Bundeswehr am Limit 14.00 phoenix vor<br />
ort 14.45 Kinderarmut 16.00 Der neue Kalte<br />
Krieg 16.45 Alte Bündnisse, neue Bedrohungen<br />
17.30 phoenix der tag 18.00 Rotes Gold 18.30<br />
(für HG) 1918 –Aufstand der Matrosen.<br />
Doku-Drama, D2018 20.00 (für HG) Tagesschau<br />
20.15 Das Ende des erhabenen Staates 21.45<br />
(für HG) heute journal 22.15 Phoenix Runde<br />
23.00 phoenix der tag 0.00 Phoenix Runde<br />
Kika<br />
13.45 (für HG) Die Zeitfälscherin 14.10 Schloss<br />
Einstein –Erfurt 15.00 (für HG) Tinkas<br />
Weihnachtsabenteuer 15.25 (für HG) Schneewelt<br />
15.50 (für HG) Mascha und der Bär 16.05 (für<br />
HG) Lassie 16.50 Peter Pan–Neue Abenteuer<br />
17.35 (für HG) Der kleine Prinz 18.00 (für HG)<br />
Beutolomäus und der wahre Weihnachtsmann<br />
18.15 Esme &Roy 18.35 (für HG) Weißt du<br />
eigentlich, wie lieb ich dich hab? 18.47<br />
Baumhaus 18.50 Unser Sandmännchen 19.00<br />
Sherazade 19.25 pur+ 19.50 (für HG) logo!<br />
20.00 (für HG) Kika Live 20.10 My Move 2<br />
Dmax<br />
5.40 Bad Buddies 6.00 Chris &Mäx 6.50<br />
Infomercial 8.50 Hardcore Pawn 9.20 Auction<br />
Hunters 9.50 Infomercial 10.15 BaggageBattles<br />
11.15 Die Zwangsvollstrecker 12.15 Steel<br />
Buddies 13.15 Airplane Repo 14.15 Australian<br />
Gold 16.15 Outback Opal Hunters 17.15 Steel<br />
Buddies 18.15 Helden der Baustelle 19.15<br />
Deutschland 24/7 20.15 Steel Buddies<br />
Unboxing 21.15 Cash für Chrom 22.15 112:<br />
Feuerwehr im Einsatz 23.10 DMAX News 23.15<br />
Fire Brigade 0.10 DMAX News<br />
Tagesschau 24<br />
5.00 Tagesschau 5.02 Hessenschau 5.30<br />
ZDF-Morgenmagazin 9.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
9.15 Verborgene Bodenschätze in NRW–wa<br />
schlummertunter unserenFüßen? 10.00<br />
Tagesschau-Nachrichten 10.15 Super.Markt<br />
11.00 Tagesschau-Nachrichten 13.00<br />
ARD-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau-Nachrichten<br />
19.15 Verliebt, verlobt, verprügelt 20.00<br />
Tagesschau 20.15 Hartaber fair 21.30<br />
Tagesschau 21.32 Zwei Engel für ein Hallelujah<br />
22.00 Marktcheck 22.45 MDR Kultur –Das<br />
Filmmagazin 23.00 Tagesthemen 23.30 Report<br />
Mainz 0.00 Unter Beschuss –Auslösen! 0.45<br />
Tagesschau vor20Jahren 1.00 Nachtmagazin<br />
ONE<br />
5.45 Lindenstraße 6.15 Hubertund Staller 7.10<br />
Brisant 7.50 Die Landärztin –Schicksalswege.<br />
Arztreihe,D/A2011 9.15 Brisant 9.55 Hot in<br />
Cleveland 10.15 Hot in Cleveland 10.35<br />
Lindenstraße 11.05 Hubertund Staller 11.55<br />
Sturmder Liebe 12.40 Sturmder Liebe 13.30<br />
Um Himmels Willen 14.20 Die Wüstenärztin.<br />
Drama, D/A 2012 15.50 Hubertund Staller<br />
16.40 Hot in Cleveland 17.00 Hot in Cleveland<br />
17.20 Lindenstraße 17.50 Hartaber herzlich<br />
18.40 Sturmder Liebe 19.25 Sturmder Liebe<br />
20.15 Doctor Who 21.00 Doctor Who 21.45<br />
Doctor Who 22.30 Class 23.15 Class 0.00<br />
Doctor Who 0.45 Doctor Who 1.30 Doctor Who<br />
ZDF NEO<br />
6.40 (für HG) Der Wormser Wunderbau 7.20 (fü<br />
HG) MagischesDeutschland 8.05 Topfgeldjäger<br />
9.00 Lafer!Lichter!Lecker! 9.45 (für HG) Bares<br />
für Rares 10.35 (für HG) Bares für Rares 11.30<br />
Du &Ich –Unverbesserlich!? 12.15 (für HG)<br />
Monk 12.55 (für HG) Monk 13.35 Psych 14.15<br />
Psych 15.00 (für HG) Monk 15.40 (für HG)<br />
Monk 16.20 Psych 17.00 Psych 17.45 (für HG)<br />
Bares für Rares 18.35 Du &Ich –Unverbesserlich!?<br />
19.20 (für HG) Bares für Rares 20.15 (fü<br />
HG) Kommissarin Heller: Vorsehung.Krimireihe, D<br />
2018 21.45 (für HG) Die Chefin 22.45 (für HG)<br />
heute-show 23.15 Shapira Shapira 23.45 (für<br />
HG) Eichwald,MdB 0.20 (für HG) Eichwald,MdB<br />
ZDF INFO<br />
7.05 ZDF-History 7.50 ZDF-History 8.23 heute<br />
Xpress 8.25 ZDF-History 9.10 Erbarmungslos<br />
9.55 Daphne –Tod einer Journalistin 10.40<br />
Mördernauf der Spur 11.10 Serienkiller 11.55<br />
Serienkiller 12.40 WarofThrones 13.25 Warof<br />
Thrones 14.10 WarofThrones 14.55 Warof<br />
Thrones 15.45 Burgen 16.30 Burgen 17.15<br />
Burgen 18.00 Burgen 18.45 ZDF-History 19.30<br />
Lost Places 20.15 (für HG) Superbauten –Wettlauf<br />
zum Himmel 21.00 (für HG) Superbauten–<br />
Säulen für die Ewigkeit 21.40 (für HG)<br />
Superbauten –Wahnsinnund Visionen 22.25<br />
Böse Bauten 23.10 Böse Bauten 23.50 Böse<br />
Bauten 0.35 (für HG) heute journal<br />
Radio<br />
KLASSIK<br />
18.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Musikstadt Berlin Streifzügedurch das<br />
klassische Musikleben der Hauptstadt. Mit Kai<br />
Luehrs-Kaiser,ca. 56 Min.<br />
20.03 Deutschlandfunk Kultur (89.6.4 MHz)<br />
Konzert St. Georg Nürnberg: „Magnificat anima<br />
mea Dominum“ /„Bleibe bei uns“ /„Egote<br />
laudo“ /„Confitebor tibi, Domine“ /„Nunc<br />
dimittis“ /„Christus ist mein Leben“ /„Laudate<br />
Dominum omnes gentes“, ca. 117 Min.<br />
20.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Klassik-Werkstatt MieczyslawWeinberg zum<br />
100. Geburtstag.AmMikrofon: Clemens<br />
Goldberg,ca. 56 Min.<br />
HÖRSPIEL<br />
14.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Lesung Die Zuneigung ist etwas Rätselvolles –<br />
eine Ehe in Briefen (12/20). VonTheodor<br />
Fontane /Gelesenvon Jennifer Antoni und Max<br />
vonPufendorf, ca. 30 Min.<br />
19.15 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Das Feature Mexiko–Hoffnung im Narco-Land?<br />
VonErika Harzer und Wolf-DieterVogel /Regie:<br />
Nikolai vonKoslowski, ca. 45 Min.<br />
20.10 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Hörspiel Hörspiel des Monats /Hörspielpremieren<br />
im Dezember/MitHörspielenspielen–Von<br />
Martin Stengel. /Storytelling fünf Jahre nach<br />
„Serial“ –Von Esther Schelander /Karteileichen<br />
–Von Anna Panknin, ca. 50 Min.<br />
MAGAZIN<br />
18.30 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Weltzeit Gewinner und Verlierer: Kaschmir-<br />
Konflikt in Indien. VonAntje Stiebitz, ca. 30 Min.<br />
19.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Kulturtermin „Ohne Frauen ist kein Staat zu<br />
machen“ –Die Gründung des Unabhängigen<br />
Frauenverbands der DDR. VonSylviaConradt,<br />
ca. 26 Min.<br />
19.05 Deutschlandfunk Kultur (89.6 MHz)<br />
Zeitfragen Sind neue Genossenschaften die<br />
besseren Firmen? VonNorbertZeeb und Claas<br />
Christophersen, ca. 55 Min.<br />
JAZZ /BLUES<br />
19.30 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
The Voice Die Jazzsängerin Lyambiko. Mit Ortrun<br />
Schütz, ca. 30 Min.<br />
21.04 RBB KULTURRADIO (92.4 MHz)<br />
Musik der Kontinente Istanbul Groove.Mit Pete<br />
Rixen, ca. 56 Min.<br />
21.05 Deutschlandfunk (97.7 MHz)<br />
Jazz Live Eric SchaeferQuartett „Kyoto, mon<br />
amour“. Mit Anja Buchmann, ca. 55 Min.
<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 281 · D ienstag, 3. Dezember 2019 – S eite 26<br />
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Panorama<br />
LEUTE<br />
NACHRICHTEN<br />
Andrea Petkovic (32) war nie nur eine<br />
Tennisspielerin. Neben ihrer eigentlich<br />
ausfüllenden Tätigkeit als Profisportlerin<br />
studiertsie Politikwissenschaften,<br />
schreibt auf den Internetseiten<br />
der Frankfurter Allgemeinen<br />
<strong>Zeitung</strong> über ihr Leben und im Magazin<br />
der Süddeutschen <strong>Zeitung</strong> eine<br />
Kolumne über dies und das.Erst am<br />
Sonntag legte sie ihr Debüt als Moderatorin<br />
der ZDF-„Sportreportage“ mit<br />
Bravur hin. Petkovic hat, wie man in<br />
Hamburgsagt, Hummeln in die Büx.<br />
Es ist beinahe wie ein Zwang:„Ich<br />
fühle mich unwohl, wenn ich mal einen<br />
Tagnichts mache.Ich habe einmal<br />
Strandurlaub gemacht, das war<br />
nix für mich.“ Klingt super,die ehemalige<br />
Top-Ten-Spielerin aus Darmstadt<br />
befindet sich im Dauerzustand<br />
der Fleißpreisanwärterschaft.<br />
Thomas Gottschalk (69) entdeckt mit<br />
fortschreitendem Alter dieVorzüge<br />
des Kürzertretens,sie sind vorallem<br />
gesundheitlicher Natur.Eben deswegen<br />
hörtder Moderator jetzt mit seiner<br />
Radio-Showfür den Bayerischen<br />
Rundfunk auf:„Ich merke doch, dass<br />
mein Körper sein Recht fordert“,<br />
sagte er in seiner Sendung am Sonntagabend,<br />
die seine vorerst letzte gewesen<br />
sein soll.„Mein Arzt hat mir gesagt,<br />
es wärehochriskant, wenn ich<br />
weiter wie bisher einmal im Monat<br />
das Bett verlasse“, beliebte Gottschalk<br />
des weiteren zu scherzen. Oh<br />
Thommy,deineWitzelsucht –obwir<br />
sie jemals vermissen werden?<br />
Oli P.(41) springt auf den<br />
Öko-Zug auf und bekennt<br />
sich als Veganer,<br />
weshalb er wegen der<br />
tierischen Zutaten<br />
auch auf Süßigkeiten<br />
verzichtet.<br />
„Inden Süßigkeitengang<br />
im<br />
Supermarkt gehe<br />
ich dann halt einfach<br />
nicht“, erklärt<br />
uns der Sänger.<br />
Kann man die Welt<br />
am Supermarktregal<br />
retten? (schl.)<br />
Er weiß: Süßes ist<br />
nicht immer vegan.<br />
IMAGO IMAGES<br />
TIERE<br />
3.<br />
Dezember<br />
Haustiere haben in dieser Familie nie<br />
eine Rolle gespielt. Dafür dominierendie<br />
<strong>Berliner</strong> Eisbären seit nunmehr<br />
sieben Jahren Alltag, Urlaubsplanung,<br />
Freizeitgestaltung und gemeinsame<br />
Essenszeiten. Insider wissen,<br />
dass beim Vater die<br />
Eishockey-Sicherungen durchgebrannt<br />
sind. Nun, wir haben zwei<br />
entsprechende Kuscheltiere: Eisbär,<br />
der Ältere, wie die Tochter inzwischen<br />
3,5 JahreJahr alt, hat bei Aufnahme<br />
in die Familie den Titel Uwe-<br />
TommerDonnie bekommen –dabei<br />
handelt es sich um die Aneinanderstrickung<br />
vergangener <strong>Berliner</strong> Eishockey-Trainer.Eisbär,der<br />
Jüngere,<br />
der etwas später hinzukam, ist einfach<br />
da –ohne Titel. Er wirdgeduldet,<br />
mehr nicht. Benedikt Paetzholdt<br />
„Ich hatte<br />
Angst, zur<br />
Heulsuse<br />
zu werden“<br />
Der französische Schauspieler<br />
Vincent Cassel über seinen<br />
neuen Film „Alles außer<br />
gewöhnlich“ und die Arbeit mit<br />
autistischen Kindern<br />
Vincent Cassel: Mit dem Motorroller durch NewYorkgeirrt auf der Suche nach echt französischen Camembert.<br />
Schlagzeilen machte er zuletzt,<br />
weil er ein 30 Jahrejüngeres<br />
Model heiratete und<br />
mit 52 Jahren noch mal Papa<br />
wurde. Aber der französische Charakterdarsteller<br />
Vincent Cassel<br />
spricht lieber über seine Arbeit. In<br />
„Alles außer gewöhnlich“ (ab Donnerstag<br />
im Kino) sieht man ihn mal<br />
weder in Action, Thriller oder einer<br />
Komödie, sondern als Sozialarbeiter,<br />
der sich aufopfernd um<br />
Schwerbehinderte und Autisten<br />
kümmert, die durch das soziale<br />
Netz gerutscht sind und vom Staat<br />
vergessen wurden. Wir treffen Vincent<br />
Cassel in Pariszum Gespräch.<br />
Vimcent, Siestehen schon seit über 30<br />
Jahren vor der Kamera. Wird das<br />
Spielen für Sieimmer einfacher?<br />
Schauspielen ist einfach! Schwierig<br />
ist es nur, wenn man in schlechten<br />
Filmen mit schlechten Regisseuren<br />
dreht, dann muss man auch als<br />
Mime mehrere Jobs gleichzeitig machen,<br />
um das auszugleichen. Wenn<br />
man jedoch mit guten Regisseuren<br />
dreht und das Projekt kohärent ist,<br />
ist das Spielen immer leicht.<br />
Selbst, wenn Ihr Gegenüber ein autistisches<br />
Kind ist?<br />
Beim Drehen sucht ein Schauspieler<br />
unbewusst immer kleine Abweichungen<br />
oder Vorkommnisse,<br />
auf die er spontan reagieren muss –<br />
denn dann blitzt plötzlich etwas<br />
Wahrhaftiges durch. Abweichungen<br />
vom Drehbuch schaffen Authentizität.<br />
Mit den autistischen Laien zu<br />
drehen, war nicht anders als mit einem<br />
Kind zu spielen, das eine geringere<br />
Aufmerksamkeitsspanne hat<br />
und immer bei Laune gehalten werden<br />
will. Natürlich ist anfangs auch<br />
etwas Angst dabei, wie man sich am<br />
besten verhält. Ich hatte kaum Ahnung<br />
von Autismus. Höchstens ein<br />
etwas romantisiertes Bild von jemanden,<br />
der Klavier spielt, aber<br />
sonst menschenscheu ist.<br />
Also ein Kenntnisstand wie aus Hollywoods<br />
„Rain Man“.<br />
Genau. Die Kids haben mich so<br />
beeindruckt, dass ich nicht wusste,<br />
wo ich Leichtigkeit hernehmen sollte.<br />
Wasmir half, waren die „Papotins“,<br />
eine Theatergruppe von Autisten, jeder<br />
in einem anderen Alter und mit<br />
anderen Symptomen der Krankheit.<br />
Die interviewten mich. Die Fragen<br />
waren so weit her geholt oder auch in<br />
Babysprache,dass ich lachen musste.<br />
Wir befanden uns ja alle auf unbekanntem<br />
Terrain.<br />
Vincent Cassel, eigentlich<br />
Vincent Crochon, wurde<br />
1966 in Paris geboren, sein<br />
Vater war der Schauspieler<br />
Jean-Pierre Cassel, seine<br />
Mutter die Journalistin Sabine<br />
Litique. Die Elternließen<br />
sich 1980 scheiden.<br />
Mit 17 besuchte Vincent<br />
eine Zirkusschule.<br />
Hat diese Erfahrung Sie nur beeindruckt<br />
oder sogar bereichert?<br />
Gegen Drehende hatte ich Angst,<br />
am Set zur Heulsuse zu werden.<br />
Denn diese Kids haben mich sehr<br />
bewegt und wir hatten viele enge Beziehungen<br />
aufgebaut. Siehaben keinen<br />
Filter. AmAnfang habe ich viel<br />
mit ihnen abgehangen, um mich an<br />
ihreArt zu gewöhnen. Zwei-, dreimal<br />
die Woche bin ich mit ihnen zum<br />
Reiten gegangen oder zum Essen.<br />
BisSie sich sicher fühlten?<br />
Bisich nach zwei Wochen zumindest<br />
spielen konnte, dass ich selbstsicher<br />
wäre. (lacht) Einer der Jungs<br />
hat zu Ende jedes Drehtags seinen<br />
Kopf auf alle unsereSchulterngelegt,<br />
ein Zeichen, dass es ihm mit unserem<br />
Chaos aus Profis und Amateurengut<br />
ging.<br />
Sie scheinen angstfrei zu sein. Ist es<br />
Ihnen auch egal, was über Sie geschrieben<br />
wird? Lesen Sie Kritiken<br />
und Kommentare?<br />
Ichlese vieles,denn mich interessiert,<br />
was die Leute denken, was ich<br />
ZUR PERSON<br />
In New York, wo seine Mutter<br />
lebte, lernte Cassel am Actors<br />
Institute gegenden Rat<br />
des Vaters die Schauspielkunst<br />
und begann nach seinerRückkehrinFrankreich<br />
an Theaternzuspielen; es<br />
folgten erste Fernseh-und<br />
Kinorollen. Cassel versuchte<br />
sich auch als Regisseur.<br />
Bekannt wurde Cassel einem<br />
breiterenPublikum<br />
durch actionreiche Filme wie<br />
„Irreversibel“(2002) und<br />
„Oceans12“ (2004). Sein<br />
neuester Film „Alles außergewöhnlich“<br />
ist eine Komödie<br />
und handelt vonderArbeit mit<br />
autistischen jungen Menschen<br />
und ihren Betreuern.<br />
Szene aus dem Film „Alles außer gewöhnlich“: Der Sozialarbeiter Bruno (Vincent Cassel)<br />
und der autistische Joseph (Benjamin Lesieur,l.).<br />
PROKINO<br />
wohl tue und lasse. Aber es definiert<br />
mich nicht. Wenn ich eine Nacht<br />
drüber geschlafen habe,erinnereich<br />
mich nur noch an das, was für mich<br />
relevant ist.<br />
Ihr Vater Jean-Pierre Cassel, der 2007<br />
starb, war einer der berühmtesten<br />
Mimen Frankreichs. Er hatte Ihnen<br />
von dem Beruf abgeraten, weil Sie es<br />
schwer haben würden, sich aus seinem<br />
Schatten zu befreien. Hatte er<br />
recht?<br />
Es ist interessant: Wenn deine Elternsterben,<br />
hörst du auf, sich gegen<br />
sie aufzulehnen –und fängst an, so<br />
auszusehen wie sie! Mein Vater hat<br />
mir früher geraten: „Wenn du dich<br />
verliebst, schau dir die Mutter deiner<br />
Freundin gut an. Denn genau so wird<br />
sie später auch.“ Und erlag damit<br />
ganz richtig! Ich bemerke auch an<br />
mir, wie ich meinem Vater immer<br />
ähnlicher werde. Das ist wohl der<br />
Schlüssel zur Unsterblichkeit.<br />
Sie leben schon seit Jahren in Rio de<br />
Janeiro. Fühlen Sie sich nicht mehr<br />
an Frankreich gebunden?<br />
AFP/ALBERTO PIZZOLI<br />
Ich bin Pariser, aber mir gefallen<br />
auch viele andereSachen. Mein Herz<br />
schlägt zum Beispiel für die brasilianische<br />
Kampfkunst Capoeira. Ich<br />
bin 25 Jahrelang immer wieder nach<br />
Rio gereist. Irgendwann dachte ich<br />
mir,ich kann auch einfach dortbleiben.<br />
Durch das Drehen bin ich eh<br />
immer ganz schnell wieder weg und<br />
unterwegs zum nächsten Set. Ichbin<br />
schon durch meinen Beruf gezwungen,<br />
ein Vagabund zu sein.<br />
Beeinflusst es Ihre Identität, dauernd<br />
in Bewegung zu sein?<br />
Die Identität ergibt sich daraus,<br />
wie du aufwächst. Ich fühle mich<br />
auch mit NewYorksehr eng verbunden.<br />
Meine Mutter lebte dort, ich war<br />
oft bei ihr und ging dortauchauf die<br />
Schauspielschule, das Actors Institute.<br />
InNew York kam ich mit Hip-<br />
Hop inBerührung, für mich wurde<br />
damit ein Traum wahr.InFrankreich<br />
galt ich immer als Amerikaner.<br />
Sie, der Paradefranzose?<br />
Ja,ich lief in Turnschuhen herum<br />
und aß Junk Food, als die Franzosen<br />
mit dieser Kultur in den 80ern noch<br />
nicht vertraut waren. Mit New York<br />
wurdezwarmein Traum wahr.Doch<br />
dort begriff ich auch, wie typisch<br />
französisch ich doch bin.<br />
Also doch!<br />
Einmal war ich so heimwehgeplagt,<br />
dass ich auf dem Walkman<br />
Edith Piaf hörte und mit meiner<br />
Vespaquerdurch NewYorkfuhr, um<br />
irgendwo Camembert aufzutreiben!<br />
Unddabei weinte ich Rotz und Wasser…<br />
In dieser Nachtwurde mir klar,<br />
wie französisch ich bin. Vive la Revolution!<br />
Washalten Sievon derversuchten Revolution<br />
der Protestbewegung der<br />
„Gilets Jaunes“, derGelbwesten?<br />
Diese Bewegung zeigte, wie viel<br />
Zorn in der französischen Gesellschaft<br />
vorherrscht. Frankreich sitzt<br />
ganz schön in der Tinte. Ich glaube,<br />
dass ich generell den zivilen Ungehorsam<br />
gut finde. Zumindest war<br />
der Anfang dieses Protests legitim<br />
und positiv, aber wenn dann Tausend<br />
Menschen losziehen, nur um<br />
Fensterscheiben einzuwerfen und<br />
Vandalismus zu betreiben, wird ihnen<br />
das auch nicht weiterhelfen. Die<br />
Bewegung ist urfranzösisch und ich<br />
war sehr stolz darauf. Aber jetzt wird<br />
sie längst nur noch für Randale missbraucht.<br />
Interview: Mariam Schaghaghi<br />
Fünf Tote bei Unwetternin<br />
Südfrankreich<br />
Beischweren UnwetterninSüdfrankreich<br />
sind fünf Menschen ums<br />
Leben gekommen. Drei Rettungskräfte<br />
starben in der Nacht zu Montag<br />
bei einem Hubschrauber-Absturz,<br />
wie das französische Innenministerium<br />
mitteilte.Mit ihnen verliereFrankreich<br />
drei „Alltagshelden,<br />
die ihr Leben gegeben haben, um die<br />
Franzosen zu beschützen“, erklärte<br />
Innenminister Christophe Castaner.<br />
Zwei weitereMänner kamen in den<br />
Fluten ums Leben. (AFP)<br />
Dänischer Wildschweinzaun<br />
an deutscher Grenze fertig<br />
Nach zehn Monaten Bauzeit hat Dänemarkseinen<br />
umstrittenen Wildschweinzaun<br />
entlang der Grenzezu<br />
Deutschland fertiggestellt. Bauarbeiter<br />
befestigten am Montagvormittag<br />
das letzte Zaunteil nahe dem<br />
Grenzübergang Sofiedal knapp 20<br />
Kilometer nordwestlich vonFlensburg.<br />
DerWildschweinzaun ist eine<br />
vonmehreren Maßnahmen, mit denen<br />
Dänemarkseine wichtige und<br />
gewinnbringende Schweinezucht<br />
vorder Afrikanischen Schweinepest<br />
schützen will. (dpa)<br />
Melania Trump präsentiert<br />
Weihnachtsdeko<br />
Der „Geist Amerikas“ weht dekorationshalber<br />
durchs Weiße Haus. TWITTER/@FLOTUS<br />
Alle Jahrewieder:Amerikas First<br />
Lady Melania Trump hat die weihnachtliche<br />
Dekoration im Weißen<br />
Haus präsentiert. Die49Jahrealte<br />
Ehefrau vonUS-Präsident Donald<br />
Trump (73) veröffentlichte am Sonntagabend<br />
(Ortszeit) und am Montag<br />
mehrereTweets mit Fotos und einem<br />
Videoclip zu der diesjährigen Weihnachtsdeko<br />
in der US-Regierungszentrale.Der<br />
„Geist Amerikas“ erstrahle<br />
im Weißen Haus,schrieb sie<br />
dazu. (dpa)<br />
Toter Pottwal mit 100<br />
Kilogramm Müll im Magen<br />
Im Magen eines toten Pottwals haben<br />
Experten in Schottland etwa<br />
100 Kilogramm Müll entdeckt.<br />
Reste vonFischernetzen, Seile,Tüten,<br />
Verpackungsbänder und Plastikbecher<br />
hatten sich im Magen zu<br />
einem riesigen Ball geformt, wie<br />
der britische Sender BBC am Montag<br />
berichtete.Der Müll stammt<br />
demnach vomFestland und vonFischerbooten.<br />
(dpa)<br />
Australische Polizei filmt<br />
Handy-Sünder im Auto<br />
MitKameras geht die Polizei im australischen<br />
NewSouth Wales jetzt gegen<br />
die verbotene Handy-Nutzung<br />
im Straßenverkehr vor. Seit Anfang<br />
Dezember filmen die Behörden den<br />
Fahrerbereich vonAutos mit hochauflösenden<br />
Kameras,wie die Regierung<br />
in Australiens bevölkerungsreichstem<br />
Bundesstaat am Montag<br />
mitteilte.Bislang wurden Handy-<br />
Sünder nur verwarnt, demnächst<br />
sollen Strafen von344 australischen<br />
Dollar (210 Euro)gelten. (dpa)