AUTOINSIDE Ausgabe 01 – Januar 2020
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TAG DER SCHWEIZER GARAGISTEN<br />
Interview mit Jürg Röthlisberger, Direktor Bundesamt für Strassen (Astra)<br />
Mit Digitalisierung gegen Stau<br />
Jürg Röthlisberger ist Direktor des Astra und übernimmt <strong>2020</strong> den Vorsitz der Vereinigung der europäischen Strassen direktoren.<br />
Mit <strong>AUTOINSIDE</strong> spricht er unter anderem über veraltete Autobahnen, erklärt, weshalb temporäre Tempo- Reduktionen<br />
funktionieren und sagt, um was ihn die europäischen Kollegen beneiden. André Bissegger<br />
Herr Röthlisberger, Sie übernehmen <strong>2020</strong> den Vorsitz der<br />
Vereinigung der europäischen Strassendirektoren. Welche Ziele<br />
verfolgt die Vereinigung?<br />
Jürg Röthlisberger, Astra-Direktor: Die Vereinigung der Europäischen<br />
Strassendirektoren CEDR ist der Zusammenschluss der Vorsitzenden<br />
der meisten Strassenämter in Europa. Sie fördert die internationale<br />
Zusammenarbeit, die Verbesserung der Strassensysteme und<br />
den Wissenstransfer im Sinne der «Best Practice». Im Zentrum stehen<br />
dabei die Strasseninfrastrukturen als integraler Bestandteil eines nachhaltigen<br />
europäischen Transportsystems sowie die Regelungen im Bereich<br />
der Fahrzeuge und der Ausbildung von Motorfahrzeugführern.<br />
Die CEDR unterstützt die Direktorinnen und Direktoren der Strassenämter<br />
beispielsweise dabei, frühzeitig Fragestellungen zu erkennen und<br />
wo nötig länderübergreifende Standards festzulegen.<br />
Welche Ziele haben Sie sich für Ihre Amtszeit gesetzt?<br />
Es gilt, sich den Herausforderungen der Zukunft zu stellen. Entsprechend<br />
werden wir in den verschiedenen Organen der CEDR die Schwerpunkte<br />
bei der besseren Ausnutzung der bestehenden Infrastruktur, bei alternativen<br />
Antrieben für PW und LKW sowie in den Bereichen automatisiertes<br />
Fahren und Vernetzung setzen. Wir haben einen Aktionsplan für<br />
<strong>2020</strong> erstellt, der unter anderem Diskussionen über aktuelle Fragestellungen<br />
der Verkehrssicherheit, des Unterhalts und Betriebs der Strasseninfrastruktur,<br />
der Umwelt, der Innovation und Digitalisierung vorsieht.<br />
Wie unterscheiden sich die Lösungsansätze?<br />
Die Politik gibt in den einzelnen Ländern die Stossrichtung vor und definiert<br />
die Rahmenbedingungen. Je nach politischen Kräfteverhältnissen<br />
unterscheidet sich die Gewichtung in der Verkehrspolitik. Eine Rolle<br />
spielt auch, ob ein Land über eine eigene Autoindustrie verfügt oder<br />
nicht. So wollen beispielsweise Autohersteller in Deutschland auf den<br />
Autobahnen das automatisierte Fahren testen und so Erfahrungen sammeln,<br />
während unsere Bereitschaft für solche Versuche kein Echo auf<br />
Herstellerseite findet. Ähnliches gilt bei Zulassungsfragen und Signalisationskonzepten<br />
bis hin zu Fragen rund um angemessene Höchstgeschwindigkeiten.<br />
Stichwort «Höchstgeschwindigkeiten»: Sie drosseln heute stellenweise<br />
das Tempo temporär und abhängig vom Verkehr schrittweise<br />
bis auf 80 km/h <strong>–</strong> teilweise zum Unverständnis der Automobilisten.<br />
Was bringt die Temporeduktion?<br />
Die dynamische Geschwindigkeitsregelung kommt auf stark belasteten<br />
Abschnitten wie beispielsweise der A6 zwischen Muri und Thun<br />
oder auf der A14 zwischen den Verzweigungen Buchrain und Rütihof<br />
zum Einsatz. Dies wirkt: Seit die Anlagen in Betrieb sind, konn-<br />
Sie stehen durch die Vereinigung in Kontakt mit Ihren Amtskollegen<br />
aus anderen Ländern. Wie unterscheiden sich die<br />
Herausforderungen der Schweiz beispielsweise mit denjenigen<br />
von unseren Nachbarländern?<br />
In der Schweiz nimmt das Astra sowohl Aufsichtsaufgaben wie auch<br />
operative Aufgaben wahr. Das führt teilweise zu anderen Fragestellungen<br />
als in jenen Ländern, in denen die Autobahnen durch privatrechtliche<br />
Organisationen betrieben werden <strong>–</strong> wie beispielsweise<br />
in Österreich oder Italien. Zudem haben wir in der Schweiz auch in<br />
Strassenfragen einen starken Föderalismus, der seine Vorteile hat und<br />
manchmal auch hinderlich sein kann. Auf der anderen Seite ist jedoch<br />
die Strassenfinanzierung in der Schweiz dank des Nationalstrassenund<br />
Agglomerationsverkehrs-Fonds (NAF) für den Moment gesichert.<br />
Wo gibt es Gemeinsamkeiten?<br />
Gesellschaftliche Megatrends, die Digitalisierung und technische Fragen<br />
kennen keine Landesgrenzen. Die Herausforderungen im Zusammenhang<br />
mit der Mobilität der Zukunft müssen wir gemeinsam angehen.<br />
Auch bei den Infrastrukturen stehen wir in allen Ländern vor<br />
ähnlichen Fragen. Die meisten Autobahnen kommen in die Jahre und<br />
müssen für die Zukunft ertüchtigt werden. Gerade im Erhaltungsmanagement<br />
ist das Interesse anderer Länder an den Erfahrungen und an<br />
der Praxis der Schweiz besonders hoch.<br />
Jürg Röthlisberger disktutiert am «Tag der Schweizer Garagisten» auf dem Podium mit.<br />
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<strong>Januar</strong> <strong>2020</strong> | <strong>AUTOINSIDE</strong>