SJtAr "X - Institut für ökologische Wirtschaftsforschung
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Ein erster Überblick läßt vermuten, daß vor allem die Bereiche<br />
Wohnen/Bauen, Kleiden/Waschen/Kosmetik sowie Landwirtschaft/Essen<br />
und NahrungsmittelVerarbeitung weitgehend regionalisiert<br />
und auf die dezentrale Produktion und Verarbeitung naturnaher<br />
bzw. nachwachsender Rohstoffe umgestellt werden können.<br />
In diesen Bereichen existieren auch heute noch am ehesten<br />
individuelle Handlungsspielräume <strong>für</strong> Produzenten und Konsumenten.<br />
Hier wäre somit noch am ehesten ein Umstellen auf "Sanfte<br />
Chemie" und "Sanfte Biotechnik" möglich, ohne daß erst lange<br />
auf große staatliche Maßnahmen und Programme gewartet werden<br />
müßte.<br />
4. Naturverträglichkeit und Sozialverträglichkeit ?<br />
An dieser Stelle muß aber, um Mißverständnisse zu vermeiden,<br />
der hier vorgeschlagene Wiederanbau von Färbe- und Faserpflanzen<br />
in Mitteleuropa von der Zielsetzung der zur Zeit ebenfalls<br />
stattfindenden Debatte über "Nachwachsende Rohstoffe" <strong>für</strong><br />
Biosprit oder <strong>für</strong> die Chemische Industrie sowie gegen gewisse<br />
Ambitionen, die Gentechnologie zu diesen Zwecken einzusetzen,<br />
abgegrenzt werden. Die staatlichen und industriellen Programme<br />
zu diesen Themen suchen nach anderen Verwendungsmöglichkeiten<br />
<strong>für</strong> Überschüsse aus dem Anbau vorhandener Nahrungspflanzen. Sie<br />
wollen aus der Misere des EG-Agrarmarktes heraus, ohne ihre auf<br />
Agrobusiness zielende Landwirtschaftspolitik ändern zu müssen.<br />
Auch die Chemische Industrie hat mittlerweile das hohe stoffliche<br />
Niveau von Pflanzenstoffen schätzen gelernt. Sie versucht<br />
nun die stoffliche Zusammensetzung vorhandener Nahrungspflanzen<br />
auf ihre Bedürfnisse hin gentechnologisch maßzuschneidern. Bei<br />
den hier gemachten Vorschlägen geht es dagegen um eine wirkliche<br />
Erweiterung der Fruchtfolge um Pflanzen, die auch von den<br />
Standort- und Nährstoffansprüchen her nicht direkt mit Nahrungspflanzen<br />
konkurrieren. Zudem geht es dabei um Pflanzen mit<br />
einer sehr langen kultur- und landwirtschaftsgeschichtlichen<br />
Tradition. Dies mildert auf jeden Fall mögliche Probleme einer<br />
Flächenkonkurrenz zwischen Nahrungs- und Nutzpflanzen, muß sie<br />
aber nicht gänzlich aufheben. Auch die Sanfte Chemie ist kein<br />
Allheilmittel gegen die Grenzen des Wachstums. Der derzeitige<br />
Textilverbrauch von über 20 kg/Person und Jahr in der BRD wird<br />
sich wohl kaum halten lassen, wenn auf Naturfarben umgestellt<br />
wird, damit würden sonst immerhin 400.000 ha allein <strong>für</strong> Textilfarben<br />
beansprucht. Doch auch die Sozialverträglichkeit solcher<br />
Umstellungen in der Landwirtschaft und in den verarbeitenden<br />
Betrieben muß bedacht werden. Eine dezentrale Verarbeitung darf<br />
eine überhandnehmende Abhängigkeit der Bauern von industriellen<br />
Großabnehmern erst gar nicht aufkommen lassen, und sie soll<br />
auch den Rückfluß organischer Restsubstanzen auf die Äcker ermöglichen.<br />
Außerdem dürfen beim Anbau und bei der Verarbeitung<br />
solcher Faser- und Färbepflanzen keine extremen Arbeitsbedingungen<br />
entstehen. Immerhin stammt das Wort "Abrackern" aus den<br />
körperlichen Anstrengungen bei der Trennung der Fasern von den<br />
Flachspflanzen und auch die vorhergehende "Röste" zum mikrobiellen<br />
Aufschluß ist, im größeren Maßstab betrieben, ökologisch<br />
ziemlich problematisch gewesen. Nicht zuletzt stammen die<br />
von Friedrich Engels in seinen Briefen aus dem Wuppertal be-