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SJtAr "X - Institut für ökologische Wirtschaftsforschung

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schwache These zu retten, und ich will sie auch retten vor der<br />

starken These, weil man manchmal ein gutes Argument schwächt,<br />

indem man es mit einer schwachen Begründung verbindet oder auch<br />

mit einer schwachen Konklusion. Ich denke nicht, daß man diese<br />

einfache Argumentationskette von Tertiarisierung bis Umweltentlastung<br />

und Strukturpolitik gefördert werden, so akzeptieren<br />

kann. Ich denke, so einfach läuft das Ganze nicht. Aber ich<br />

möchte verhindern, daß man daraus jetzt einfach die Konsequenz<br />

zieht und sagt: Wir erleben überhaupt keinen <strong>ökologische</strong>n Wandel<br />

der Struktur. Ich denke das ist einfach eine Konsequenz,<br />

die sich aufzwingt solange man in Kategorien von Theorien argumentiert,<br />

die einfach nicht fähig sind, so eine Transformation<br />

zu beschreiben. Also marxistisch gesehen ist das unheimlich<br />

schwierig, weil da gibt es einen Kapitalismus und der ist anscheinend<br />

noch nicht am Aufhören. Und klassisch ist es halt<br />

auch ungeheuer schwierig, da ist selbst der Unterschied von Gütern<br />

und Dienstleistungen letztlich eine Äußerlichkeit <strong>für</strong> die<br />

Theorie. Was ich sagen wollte ist, mit diesem Begriff von Industrie<br />

versus Information, ja, damit wird man auch noch nicht<br />

durchkommen.<br />

Wolfgang Sachs: Was mir dauernd durch den Kopf geht, rückblickend<br />

auch auf die Geschichte der Alternativen und der Grünen,<br />

ist die Schlußfolgerung, daß möglicherweise der Irrtum der Alternativen,<br />

die das Ende der Industrie verkündet haben, darin<br />

liegt, höchstens das Ende der Schwerindustrie verkündet zu haben.<br />

Daß möglicherweise auch mit der kulturellen Kreativität,<br />

die dann kleiner ist, schöner, sanfter, im Grunde das kulturelle<br />

Schmiermittel bereit gestellt worden ist, um das Wachstum<br />

von neuen Industrien und Technologien zu ermöglichen. Also<br />

das stimmt nicht so ganz, denn das ist ja kein kausaler, sondern<br />

ein begleitender Prozeß. Es ist möglicherweise weniger<br />

wichtig, heute unter Ökologiebewegung die Schmutzentfernung zu<br />

verstehen. Ich glaube doch, daß vieles, was Martin Jänicke<br />

sagt, über Rationalisierung der Produktion durch neue Materialien,<br />

neue Werkstoffe und neue Technologien, in der Tat eine<br />

Entlastung bringt. Nicht die Tertiarisierung - das ist ja ein<br />

anderes Problem als die Rationalisierung der Produktion. So daß<br />

<strong>für</strong> mich zwei Sachen wichtig sind: 1. wie weit stimmt es mit<br />

der Rationalisierung und 2. was sind die neuen Konflikte, die<br />

wir uns damit einhandeln. Wie weit es stimmt, zum Beispiel in<br />

Bezug auf das Auto. Wenn man die Autos nimmt, wo natürlich<br />

durch Motortechnik sehr viele Effizienzmöglichkeiten heraus geholt<br />

worden sind, ist es doch ein Beispiel, das mir zeigt, daß<br />

alle Effizienzsteigerung durch neue Ökotechnik langfristig, infolge<br />

des Wachstums wieder aufgefressen wird. Das heißt, indem<br />

mehr Leute mehr Autos über längere Kilometer fahren und leistungsstärkere<br />

Autos gefahren werden, gewinnen wir höchstens<br />

einen kleinen Spielraum. Rationalisierung heiß nur einen Spielraum<br />

gewinnen. Das bringt mich vor die Frage - das Auto ist ja<br />

nur ein Beispiel - daß die Wachstumsproblematik, auch wenn sie<br />

qualitativ verbessert, uns längerfristig wieder vor die Frage<br />

der Selbstbegrenzung stellt.<br />

Ich denke, daß das <strong>für</strong> die Ökologiebewegung heißen kann: Weg<br />

vom Naturschutz - weg deswegen, weil die Schwerindustrie hat<br />

die Natur verschmutzt, die neuen Techniken werden die Kultur<br />

verschmutzen und werden die Evolution verschmutzen. Insofern

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