SJtAr "X - Institut für ökologische Wirtschaftsforschung
SJtAr "X - Institut für ökologische Wirtschaftsforschung
SJtAr "X - Institut für ökologische Wirtschaftsforschung
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Ähnliche Vorgänge lassen sich bei der Nachfrage nach mineralischen<br />
Rohstoffen absehen. Die Biotechnologie etwa verhilft<br />
dazu, einheimische Rohstoffvorkommen besser zu nutzen, weil mit<br />
den Verfahren der Bakterienauswaschung auch Vorkommen mit einem<br />
niedrigen Grad an Materialanteil ausbeutbar werden. Ebenso lassen<br />
sich in biologischen Recycling-Verfahren mehr wertvolle Materialien<br />
wiedergewinnen als mit herkömmlichen Methoden. Immer<br />
uninteressanter werden auf der anderen Seite des Materialverbrauchs<br />
konventionelle Materialien wie Kupfer, Nickel oder<br />
Stahl. So werden Autos mit Kunststoffkarosserien und Keramikmotoren<br />
fahren und selbst Altstadtlampen sind heutzutage kaum<br />
mehr aus Gußeisen, sondern aus bronzebemaltem Hartschaum. Die<br />
Substitution von Kupferdraht mit Glasfaser im Telefondienst illustriert<br />
besonders schön die gleichzeitige Ersparnis von Material<br />
und Energie: 2 5-50 Kilogramm Glasfaserkabel übertragen<br />
etwa ebensoviel Telefonimpulse wie eine Tonne Kupferdraht, während<br />
sie noch dazu bei ihrer Herstellung nur 5 % der Energie<br />
brauchen, die eine Tonne Kupferdraht, während sie noch dazu bei<br />
ihrer Herstellung nur 5 % der Energie brauchen, die eine Tonne<br />
Kupferdraht benötigt. Darüber hinaus wird auch der Anteil von<br />
Materialien in Produkten geringer: Ihr Kostenanteil in einem<br />
Mikrochip macht 1-3 % aus, während in einem Automobil 4 0 % und<br />
in Töpfen und Pfannen 60 % der Kosten <strong>für</strong> Materialien zu veranschlagen<br />
sind. Insgesamt setzt sich damit die langfristige Tendenz<br />
fort, daß sich der Industriesektor zunehmend vom Rohstoffsektor<br />
abkoppelt; die Menge von Rohmaterial, die heute in eine<br />
Einheit Industrieproduktion geht, beträgt nur mehr 2/5 der<br />
Menge, die 1900 nötig war.<br />
Für manche Agrarprodukte findet sich Ersatz<br />
Sehr viel unübersichtlicher ist der Einfluß neuer Technologien<br />
auf die Nachfrage nach Agrarexporten aus der Dritten Welt,<br />
nicht nur weil der Weltagrarmarkt sehr komplex ist, sondern<br />
auch weil die industrielle Anwendung der Biotechnologie noch<br />
weithin Zukunftsmusik darstellt. Eine generelle Tendenz biotechnischer<br />
Eingriffe liegt darin, daß die landwirtschaftliche<br />
Produktion von der Natur, das heißt von der Bodenbeschaffenheit,<br />
dem Klima und den Reifungszeiten, unabhängiger wird. Damit<br />
können bestimmte Anbaugebiete ihre komparativen Vorteile<br />
verlieren, die Agrarproduktion ist nicht mehr so sehr standortgebunden,<br />
und die Gesetze des Marktes können eher die Position<br />
eines Exportprodukts unterminieren. Wichtiger aber ist in näherer<br />
Zukunft die Ersetzbarkeit mancher Erzeugnisse, die bisher<br />
angebaut wurden, durch künstliche Produkte, die fortan in Biofabriken<br />
synthetisiert werden. Ein Beispiel wären Sojabohnen,<br />
ein Futtermittel, dessen Ersatz durch "single cell proteins"<br />
möglicherweise bald marktfähig wird, mit schweren Konsequenzen<br />
<strong>für</strong> einige Exportländer. Ansonsten steigt sicherlich die Austauschbarkeit<br />
von Basisrohstoffen, wobei dasselbe Endprodukt<br />
aus unterschiedlichen Stoffen wie Öl, Bambus, Milch oder Zuckerrohr<br />
gewonnen wird. Ein spektakulärer Fall ist hier die Substitution<br />
von Rohzucker durch Mais oder Kartoffeln, welche bereits<br />
den Preis <strong>für</strong> Zu'cker in den Keller sacken ließ.