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SJtAr "X - Institut für ökologische Wirtschaftsforschung

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Ein zweiter, wenn auch wesentlich geringerer Verdrängungseffekt<br />

beim SM-Stahl ergibt sich durch den vemehrten Einsatz von Elektrostahlwerken.<br />

Während der Anstieg der Blasstahlproduktion<br />

überwiegend durch Stillegungen im SM-Bereich zu erklären ist,<br />

konnte die Produktion der E1ektrostah1werke nicht nur relativ<br />

sondern auch absolut gesteigert werden. Deutlich wird dies auch<br />

an dem Anstieg der Zahl der Elektrolichtbogenöfen von 52 im<br />

Jahr 1974 auf 66 im Jahr 1983; wobei anzumerken ist, daß die<br />

neueren Öfen ein größeres Fassungsvermögen haben, die Produktionskapazitäten<br />

durch sie also überproportional gesteigert wurden.<br />

(vgl. Wuppermann, G.Th. 1985, S.26)<br />

Die positive Entwicklung der E1ektrostah1werke ist mit der zunehmenden<br />

Substitution des Stahls durch andere Werkstoffe zu<br />

erklären. Infolge dieser Substitution waren die Stahlhersteller<br />

gezwungen, neue Stahlqualitäten zu erzeugen, die mit den Eigenschaften<br />

der Substitute konkurrieren konnten. Der Anteil der<br />

Grundstähle an der bundesdeutschen Stahlerzeugung ist zurückgegangen.<br />

Heute machen technisch anspruchsvolle Produkte, insbesondere<br />

die nur in Elektrostahlwerken herstellbaren Edelstähle,<br />

mehr als zwei Drittel der deutschen Stahlerzeugung aus. (vgl.<br />

Vondran 1985, S.545f) Da die umweltfreundlicheren Elektrostahlwerke<br />

teilweise die SM-Werke verdrängten, hat sich ein umweltpolitischer<br />

Gratiseffekt ergeben.<br />

Bei den sich aus dem verstärkten Einsatz von Blas- und Elektrostahlwerken<br />

ergebenden Umweltgratiseffekten darf eines nicht<br />

verkannt werden: Die Umweltfreundlichkeit dieser Techniken resultiert<br />

in erster Linie aus der Tatsache, daß beide Techniken<br />

im Vergleich zu SM-Werken einfacher nachträglich entstaubt werden<br />

können. Ob diese Entstaubung aber durchgeführt wird, ist<br />

nicht Folge eines Strukturwandels, sondern Reaktion auf gesetzliche<br />

Umweltvorschriften. Insofern kann zwar die Tatsache, daß<br />

Blas- und Elektrostahlwerke eingesetzt werden, dem Strukturwandel<br />

zugeschrieben werden, nicht aber die Tatsache, daß diese<br />

Werke umweltfreundlicher sind. Letztere ergibt sich eher zufällig<br />

aus der Art der eingesetzten wirtschaftlichen Techniken<br />

bzw. aus gesetzlichen Umweltschutzvorschriften.<br />

4. Schlußbemerkungen<br />

Das Beispiel der bundesdeutschen Stahlwerke zeigt: Strukturwandel<br />

im Sinne des Rückgangs der Nachfrage nach den Produkten<br />

einzelner Sektoren bewirkt zwar den Rückgang der absoluten<br />

Emissionen dieser Sektoren. Dies kann aber solange nicht uneingeschränkt<br />

als umweltpolitischer Gratiseffekt angesehen werden,<br />

wie kein Vergleich mit bei der Produktion von Substituten freiwerdenden<br />

Emissionen stattfindet.<br />

Der Rückgang der spezifischen Emissionen eines Sektors ergibt<br />

sich aus den gesetzlichen Umweltauflagen bzw. eher zufällig aus<br />

der Art der eingesetzten wirtschaftlichen Techniken und kann<br />

nicht ursächlich mit dem Strukturwandel in Verbindung gebracht<br />

werden.

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