SJtAr "X - Institut für ökologische Wirtschaftsforschung
SJtAr "X - Institut für ökologische Wirtschaftsforschung
SJtAr "X - Institut für ökologische Wirtschaftsforschung
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Findet nun eine Bedeutungsverlagerung von den materiellen<br />
Sachgütern und vom formellen, fremdbestimmten Bereich hin zum<br />
immateriellen, informellen statt, dann wird damit derjenige<br />
Bereich aufgewertet, in dem die meisten Menschen nicht länger<br />
als Produktionsfaktor Arbeit, als Objekt also, auftreten,<br />
sondern in dem sie Subjektstatus haben, in dem sie selbst<br />
darüber entscheiden, was sie mit wem wie lange und auf welche<br />
Weise tun wollen.<br />
Dieser "paradigmen shift" wird noch an zwei weiteren<br />
empirischen Tatbeständen deutlich:<br />
1. Es gibt eine zunehmende Anzahl von selbständig Tätigen im<br />
Dienstleistungssektor, in dem vorwiegend immaterielle<br />
Leistungen statt materieller Güter erzeugt werden. Vonderach<br />
bezeichnet diese als die "neuen" Selbständigen.<br />
2. Es gibt eine zunehmende Anzahl von sogenannten alternativen<br />
Projekten. Die entsprechenden Schätzungen schwanken hier<br />
zwischen 6.000 bis 18.000 Projekten mit 30.000 bis 360.000<br />
darin tätigen Menschen. Das sind ca. 1,5 % aller Erwerbstätigen<br />
(Schätzungen nach J. Berger, Alternativen zur Lohnarbeit?<br />
Bielefeld, 1985, alle anderen Schätzungen liegen innerhalb<br />
dieser Größenordnung), wobei die dort vorfindbare<br />
Arbeit und die dort tätigen Menschen eher dem typischen<br />
Muster von selbständigen als dem von abhängig Beschäftigten<br />
entsprechen. Diese Projekte sind zu über 80 % ebenfalls im<br />
Dienstleistungssektor angesiedelt. Da sie wenig bzw. keine<br />
materiellen Ressourcen verwenden, arbeiten sie "per se"<br />
umweltfreundlich (Benoit). Dort, wo sie materielle Produkte<br />
herstellen,wollen sie es erklärtermaßen umweltschonend tun<br />
und¡umweltfreundliche Güter produzieren.<br />
Wie läßt sich nun dieser beobachtbare Strukturwandel<br />
interpretieren? Hierzu möchte ich Ihnen - mit aller gebotenen<br />
Vorsicht, weil die Datenbasis zu gering erscheint, als daß man<br />
von einer wirklichen Veränderung sprechen könnte, vielmehr sind<br />
nur Ansätze dazu zu beobachten - eine Erklärung anbieten, die<br />
vor allem die qualitativen Veränderungen aufzuklären versucht.<br />
Das <strong>für</strong> unsere industrielle Wirtsweise typische Muster von<br />
* Produktion und Konsumtion (Elias würde von einer<br />
"Konfiguration" sprechen) beruht auf dem sekundären Sektor der<br />
materiellen Güterproduktion. Dem Produktionsfaktor Kapital<br />
kommt dabei die wichtigste Funktion zu. Hierdurch wurde auch<br />
der <strong>für</strong> unsere Gesellschaft in Theorie und Praxis<br />
vorherrschende Arbeitsbegriff bestimmt. Dieses Muster besteht<br />
in einer durch Geld und den anonymen Markt doppelt<br />
vermittelten, Arbeit und Leben trennenden Wirtschaftsweise, in<br />
der das autonom wirtschaftende Subjekt über Quantität der<br />
Produktion standardisierter Güter entscheiden kann, ja sein<br />
Status, Subjekt sein zu können, definiert sich geradezu durch<br />
die ihm mögliche Verfügung über Objekte.<br />
Das <strong>für</strong> den tertiären Sektor typische Produktions- und<br />
Konsumtionsmuster, wie es sich im immateriellen<br />
Dienstleistungsprozeß zeigt, weicht allerdings erheblich von