der-Bergische-Unternehmer_01/2020
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Andreas Otto, Vorstandsvorsitzender
der Volksbank
im Bergischen Land,
rechnet auf absehbare
Zeit in der Region nicht
mit einer Immobilienblase.
ist diesbezüglich ein bisschen außen vor, hier sind
Pendler mehr auf das Auto angewiesen.
Die Situation der anhaltend hohen Immobiliennachfrage
ist in erster Linie der aktuellen
Nullzinsphase geschuldet. Wie vermeiden Sie
bei Finanzierungsanfragen, dass sich Immobilienkäufer
mit der Finanzierung übernehmen?
Wir prüfen generell, ob die potenziellen Häuslebauer
oder -käufer eine gewisse Annuität nachhaltig
bedienen können. Das haben wir immer schon
so gemacht, nicht erst, seit wir dazu gesetzlich
verpflichtet sind. Selbst wenn die Zinsen entgegen
aller Erwartungen wieder steigen sollten, müssen
die Kreditnehmer die Belastung stemmen können.
Daher ist empfehlenswert, bei den aktuell niedrigen
Zinsen eine möglichst hohe Tilgung zu vereinbaren.
Die frühere Faustregel, dass jemand das
Eigenkapital zur Deckung aller Nebenkosten plus
20 Prozent des Kaufpreises mitbringen sollte, hat
sich durch den Niedrigzins allerdings etwas gelockert.
Dass persönliche Schicksale Menschen bei
der Kreditrückzahlung in Schwierigkeiten bringen,
lässt sich natürlich nie ausschließen. Die
Zwangsversteigerungsquote in unserer Region ist
aber dennoch sehr niedrig und betrifft eher Investoren,
die sich bei Anlageobjekten verspekuliert
haben. Da kaufen Leute zum Beispiel im Ruhrgebiet
Wohnungen zu Vermietungszwecken, ohne
dass sie sich Objekt und Lage jemals angeschaut
haben. So etwas kann schief gehen.
Wie attraktiv sind zurzeit sanierungsbedürftige
Objekte? Spielt der Zustand eines Hauses
überhaupt eine Rolle oder wird gekauft, was
der Markt hergibt?
Sanierungsbedürftige Objekte werden nachgefragt,
zum Beispiel in der Wuppertaler Tallage.
Aus meiner Sicht ist hierbei aber Vorsicht geboten.
Solche Immobilien sind etwas für Profis,
etwa für Handwerker, die viele Arbeiten in Eigenleistung
erbringen können. Es gibt auch Unternehmen,
die sich erfolgreich auf die Sanierung
solcher Immobilien spezialisiert haben.
Wer die Substanz und den Sanierungsaufwand
aber nicht beurteilen kann und dafür nicht die
notwendige Expertise mitbringt, sollte davon
besser Abstand nehmen oder zumindest eine
entsprechend gute und zuverlässige Beratung
einholen.
Wie groß ist die Gefahr einer Immobilienblase
– allgemein und in unserer Region?
Da sehe ich derzeit keine große Gefahr. Es gibt sicherlich
schon kleinere Blasen in Metropolen wie
München, Berlin oder Hamburg. Die werden aber
so schnell nicht platzen.
Auch die Bundesbank beobachtet dieses Thema
permanent. Aber wenn wir auch die Steigerungsraten
der vergangenen Jahre nicht mehr haben
werden, bleiben Immobilien genauso wie Aktien
als sichere Anlage die beste Option. Denn irgendwo
muss das Geld ja hin.
der Bergische Unternehmer 01|20 25