Berliner Zeitung 24.01.2020
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<strong>Berliner</strong> <strong>Zeitung</strong> · N ummer 20 · F reitag, 24. Januar 2020 13<br />
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Berlin<br />
Alle<br />
Jahre<br />
wieder<br />
Die Grippewelle rollt an. In<br />
Berlin Hunderte erkrankt<br />
Die Grippewelle in Deutschland<br />
hat begonnen –inBerlin sind<br />
bislang Hunderte Menschen erkrankt.<br />
Allein in der vergangenen<br />
Woche wurden 238 Influenza-Fälle<br />
in der Hauptstadt gezählt, wie aus<br />
dem am Donnerstag veröffentlichtenWochenbericht<br />
des Landesamtes<br />
für Gesundheit und Soziales (Lageso)<br />
hervorgeht.<br />
Fünf bis 20 Prozent<br />
In der Woche zuvor waren es demnach<br />
173 nachgewiesene Grippepatienten<br />
gewesen.<br />
Insgesamt wurden seit Saisonbeginn<br />
im vergangenen Herbst 715 Influenza-Meldungen<br />
erfasst. Im Verhältnis<br />
zur Einwohnerzahl sind bisher<br />
Spandau, Pankow und Mitte besonders<br />
betroffen.<br />
Die gemeldeten Fälle zeigen nur<br />
einen Ausschnitt des tatsächlichen<br />
Geschehens: Nach Schätzungen des<br />
Robert-Koch-Instituts (RKI) werden<br />
im Verlauf vonGrippewellen 5bis 20<br />
Prozent der Bevölkerung angesteckt.<br />
Nach Schätzungen gingen zum Beispiel<br />
bei der schweren Grippewelle<br />
im vorletzten Winter bundesweit<br />
neun Millionen Menschen aus diesem<br />
Grund zum Arzt.<br />
Die echte, vom Influenzavirus<br />
ausgelöste Grippe beginnt in der Regel<br />
plötzlich. Zu den typischen Symptomen<br />
zählen Fieber,Husten, Halsschmerzen,<br />
Schnupfen, Gliederund<br />
Kopfschmerzensowie ein allgemeines<br />
Krankheitsgefühl. Neben<br />
milden Verläufen sind auch Komplikationen<br />
möglich, etwa eine Lungenentzündung.<br />
In jedem Fall sollte<br />
bei einem Verdacht auf echte Grippe<br />
umgehend ein Arzt konsultiert werden.<br />
(BLZ/dpa)<br />
Nicht zu verwechseln mit einer Erkältung:<br />
die echte Grippe.<br />
IMAGO IMAGES<br />
VonMelanie Reinsch<br />
Natürlich hat man den<br />
Zugals Reisemöglichkeit<br />
nach Nürnberg gewählt.<br />
Alles andere wäre den<br />
Abgeordneten der SPD-Fraktion sicherlich<br />
auf die Füße gefallen. Es<br />
muss ja auch zusammenpassen,<br />
schließlich soll es bei der traditionellen<br />
Klausurtagung der <strong>Berliner</strong> Genossen<br />
um nichts weniger als den<br />
Klima- und Katastrophenschutz gehen.<br />
Und Autos und Busse sind in<br />
diesen Tagen zu politischen Tretminen<br />
geworden.<br />
Wettbewerb um Klimaschutz<br />
Drei Tage wird es von Freitag bis<br />
Sonntag im nördlichen Bayern um<br />
Themen wie klimagerechte Mobilität<br />
der Zukunft, klimagerechtes<br />
Bauen, Wohnen und Energie gehen.<br />
Denn längst sind Klima und Umwelt<br />
kein grünes Alleinstellungsmerkmal<br />
mehr, auch wenn die Ökopartei<br />
diese Themen als erstes und lange<br />
Zeit quasi allein für sich beanspruchte<br />
– und auch durfte. Aber<br />
spätestens seit Greta Thunberg, der<br />
„Fridays for future“-Bewegung und<br />
dem strittigen Klimapaket der Bundesregierung<br />
müssen die Grünen<br />
ihreUrsprungsthemen hartverteidigen.<br />
Oder anders: Der Wettbewerb<br />
um die besten Ideen –und Leitanträge<br />
und Beschlüsse – rund um<br />
Elektromobilität, bessere Luft, City-<br />
Maut, energetische Sanierung und<br />
Autoverkehr hat in Berlin Fahrt aufgenommen.<br />
Dass die Grünen-Verkehrssenatorin<br />
Regine Günther die<br />
<strong>Berliner</strong> Innenstadt bis 2030 von<br />
Diesel- und Benzin-Fahrzeugen befreien<br />
will, kommt für die Genossen<br />
also zeitlich passend. Zumindest,<br />
was die Themensetzung angeht.<br />
Die Vereinbarkeit von Klimaschutz<br />
mit sozialer Gerechtigkeit,<br />
darum solle es an diesem Wochenende<br />
gehen, sagte der Fraktionsvorsitzende<br />
der SPD,Raed Saleh. Er wird<br />
am Freitag die Auftaktrede halten.<br />
„Beim Thema Ökologie und Nachhaltigkeit<br />
müssen wir in Berlin noch<br />
viel mutiger werden. Wir müssen<br />
neue, viel kreativere Wege gehen“,<br />
sagte er und appellierte an einen klugen<br />
Klimaschutz für die Stadt. Ökologie<br />
und Klimaschutz müsse für die<br />
Menschen bezahlbar bleiben. Dabei<br />
ginge es um Anreize –und nicht um<br />
Verbote. „Wie kann ich denn bitteschön<br />
permanent gegen das Auto<br />
sein, und mich zugleich gegen eine<br />
Verlängerung der U8 ins Märkische<br />
Viertel aussprechen? Hier sind die<br />
Angriffslustig Richtung Bayern<br />
SPD-Fraktion will in Nürnberg über Klima- und Katastrophenschutz sprechen<br />
Die Klimabewegung „Fridays for Future“ hat die Politik unter Druck gesetzt.<br />
„Wie kann ich denn bitteschön<br />
permanent gegen das Auto sein,<br />
und mich zugleich gegen eine<br />
Verlängerung der U8 ins Märkische Viertel<br />
aussprechen? Hier sind die Grünen<br />
genau das Gegenteil von grün.“<br />
Raed Saleh, Fraktionsvorsitzender der SPD<br />
PRITZKULEIT<br />
Grünen genau das Gegenteil von<br />
grün“, sagte Saleh angriffslustig und<br />
gab mit dieser Attacke schon mal<br />
den Ton für die kommenden Tage<br />
vor. Der grüne Koalitionspartner<br />
dürfte die Debatten daher mit Interesse<br />
verfolgen. Die Grünen sehen<br />
den Ausbau der U8 kritisch, weil sie<br />
der Meinung sind, dass man sich mit<br />
zu vielen Projekten verzetteln würde.<br />
Siepriorisieren stattdessen den Ausbau<br />
des Straßenbahnnetzes, weil<br />
dies schneller und günstiger sei.<br />
Daniel Buchholz, umweltpolitischer<br />
Sprecher der SPD, erklärte,<br />
dass man am Wochenende den Spagat<br />
zwischen „sozialer Gerechtigkeit<br />
und Klimaschutz“ schaffen wolle.<br />
Klimaschutz dürfen sich nicht nur<br />
Reiche leisten können. So sollen Geringverdiener<br />
mit Kompensationen<br />
rechnen können –wound wie, das<br />
ließ Buchholz noch offen.<br />
Reformdes Katastrophenschutzes<br />
Am Freitag wird auch Innensenator<br />
Andreas Geisel (SPD) in Nürnberg<br />
zum Thema Katastrophenschutz bei<br />
Umweltereignissen wie Hitze, Dürre<br />
oder Überflutung als Referent sprechen.<br />
Geisel will das Gesetz zum Katastrophenschutz<br />
überarbeiten lassen.<br />
So soll die verpflichtende Zusammenarbeit<br />
mit Kritischen Infrastrukturen<br />
(Kritis) gesetzlich<br />
festgeschrieben werden. Kritis sind<br />
alle Bereiche, die für das Wohlergehen<br />
der Gesellschaft eine bedeutende<br />
Rolle spielen –zum Beispiel<br />
Wasser, Energie oder Telekommunikation.<br />
Zudem will Geisel die Mittel<br />
für Rettungsdienste erhöhen.<br />
Auch der Oberbürgermeister von<br />
Nürnberg, Ulrich Maly, ist eingeladen.<br />
Am Sonnabend werden die<br />
SPD-Politiker das ehemalige Reichsparteitagsgelände<br />
und das Museum<br />
der Nürnberger Prozesse besuchen.<br />
Hier begann am 20. November 1945<br />
im Schwurgerichtssaal des Justizpalastes<br />
der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher<br />
im Nationalsozialismus.„Gerade<br />
in der jetzigen Situation,<br />
wo immer mehr rassistische,<br />
antisemitische, fremdenfeindliche<br />
Übergriffe geschehen, ist es wichtig,<br />
die deutsche Geschichte zu verstehen.<br />
Nürnberg kann dabei helfen“,<br />
so Saleh. DieStadt stehe für den Aufstieg<br />
und Fall des Nationalsozialismus.<br />
„Für mich als Sozialdemokrat<br />
ist klar: Nie wieder heißt nie wieder.<br />
Wir müssen an einem Berlin und einem<br />
Deutschland von morgen arbeiten,<br />
in dem Gewalt gegen anders<br />
Denkende, anders Fühlende, anders<br />
Liebende keinen Platz hat“, so Saleh.<br />
Klage von<br />
BER-Gegnern<br />
abgewiesen<br />
Erweiterungen der<br />
Kapazität sind rechtmäßig<br />
VonPeter Neumann<br />
AmMontag scheiterten vier Gemeinden<br />
aus dem BER-Umfeld.<br />
Jetzt kassierte auch ein Verband, in<br />
dem sich Gegner des Flughafenstandorts<br />
Schönefeld zusammengeschlossen<br />
haben, eine Niederlage.<br />
Am Donnerstag hat das Oberverwaltungsgericht<br />
Berlin-Brandenburgauch<br />
die zweite Klage gegen die<br />
Erweiterungen des BER abgewiesen<br />
(Aktenzeichen OVG 6A6.18). Damit<br />
sind die zusätzlichen Kapazitäten,<br />
ohne die der neue Flughafen vonAnfang<br />
an zu klein wäre, rechtmäßig.<br />
Der Bürgerverein Brandenburg-<br />
Berlin, kurz BVBB, hatte gegen zwei<br />
Änderungen des Planfeststellungsbeschlusses<br />
für den BER geklagt. Die<br />
27. Änderung ermöglichte es, Rollbahnen<br />
und ein Vorfeld anzulegen,<br />
damit am heutigen Schönefelder<br />
Flughafen bis Ende 2023 weiterhin<br />
Passagiere abgefertigt werden können.<br />
Anders als vom Verein betont,<br />
war keine Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
erforderlich, weil „keine erheblichen<br />
nachteiligen Umweltauswirkungen<br />
zu erwarten sind“, urteilte<br />
der Sechste Senat des Gerichts.<br />
Schönefeld darfbis 2023 bleiben<br />
Es gebe nicht mehr Starts und Landungen,<br />
die Rollverkehrewürden lediglich<br />
auf dem Flughafenareal verlagert.<br />
Der Straßenverkehr nähme<br />
nicht zu, weil die Fluggäste zunehmend<br />
den öffentlichen Verkehr nutzen.<br />
Eine einseitige Verlängerungsoption<br />
werde nicht eingeräumt, ein<br />
Weiterbetrieb Schönefelds über 2023<br />
hinaus erfordereaber eine neue Planungsentscheidung,<br />
hieß es.<br />
Die31. Änderung, die den bereits<br />
begonnenen Bau des Terminals T2<br />
ermöglicht, sei ebenfalls nicht zu beanstanden.<br />
Auch hier war es nicht erforderlich,<br />
ein neues Planfeststellungsverfahren<br />
mit Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
durchzuführen, so<br />
die Richter. Die Befürchtung der<br />
Bürger, dass die Flughafengesellschaft<br />
nach dem Masterplan BER<br />
2040 im Wege einer „Salamitaktik“<br />
die Kapazität über das zugelassene<br />
Maßhinaus erweitert, sei unbegründet.<br />
In diesem Fall hätten die Betroffenen<br />
einen„einklagbaren Anspruch<br />
auf eine ermessensfehlerfreie Entscheidung<br />
über weitergehende<br />
Schutzmaßnahmen“, so das Gericht.<br />
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