Berliner Kurier 06.02.2020
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*<br />
BERLIN<br />
Schäbige Trickserei<br />
Vorm Mietendeckel<br />
wird noch abgesahnt<br />
SEITE 8<br />
DER<br />
ROTE<br />
TEPPICH<br />
Ehre, wemEhregebührt!<br />
Karen-<br />
Susan<br />
Fessel (55)<br />
erhielt das<br />
Bundesverdienstkreuz.<br />
Fragen?<br />
Wünsche?<br />
Tipps?<br />
Redaktion: Tel. 030/63 33 11 456<br />
(Mo.–Fr. 10–18 Uhr)<br />
10969 Berlin, Alte Jakobstraße 105<br />
E-Mail: leser-bk@berlinerverlag.com<br />
Abo-Service: Tel. 030/232777<br />
Foto: Privat<br />
Sie schreibt einfühlsam.<br />
über sozialkritische<br />
Themen, die die Gesellschaft<br />
bewegen. Für ihre<br />
Werke über Gewalt, Armut,<br />
Angst und Tod wurde Karen-Susan<br />
Fessel jetzt mit<br />
dem Bundesverdienstkreuz<br />
ausgezeichnet. Bundespräsident<br />
Frank-Walter Steinmeier<br />
überreichte es der<br />
Autorin gestern persönlich.<br />
„Diese Auszeichnung würdigt<br />
Frau Fessels literarischen<br />
Verdienste und ihr<br />
hohes Engagement für Humanismus<br />
und die kulturelle<br />
und soziale Vielfalt unserer<br />
Gesellschaft“, sagt Kulturstaatssekretär<br />
Torsten<br />
Wöhlert. Fessels Zielgruppe<br />
sind Erwachsene, Kinder<br />
und Jugendliche. Ihre<br />
Romane wurden in mehrere<br />
Sprachen übersetzt und<br />
mehrfach mit Preisen gewürdigt.<br />
Der Durchbruch<br />
gelang ihr 1999 mit ihrem<br />
ersten Kinderbuch „Ein<br />
Stern namens Mama“. Das<br />
vielfach ausgezeichnete<br />
Buch gilt bis heute als wichtigste<br />
Literatur über Tod<br />
und Trauer. Die gebürtige<br />
Lübeckerin engagiert sich<br />
gegen Diskriminierung,<br />
thematisiert den Umgang<br />
mit Homosexualität und<br />
Transsexuellen und setzt<br />
sich für Menschen mit HIV<br />
ein. Sie nimmt am Förderprogramm<br />
des Senats „<strong>Berliner</strong><br />
Autorenlesefonds“<br />
teil.<br />
Gefährliche<br />
Röhren<br />
Von<br />
NORBERT KOCH-KLAUCKE<br />
Berlin – Es rumort heftig.<br />
Unter den Betreibern, die in<br />
Berlin etwa 110 Sonnenstudios<br />
haben. Denn die Deutsche<br />
Krebshilfe fordert jetzt<br />
ein Verbot der bundesweit<br />
über 2500 Solarien. Der Verband<br />
behauptet in einer Erklärung,<br />
dass durch die<br />
künstliche UV-Strahlung der<br />
Sonnenbank-Röhren jährlich<br />
3400 Menschen europaweit<br />
den gefährlichen schwarzen<br />
Hautkrebs bekommen<br />
würden. In etwa 800 Fäl-<br />
len führe das zum Tod.<br />
Andreas Retzlaff (54)<br />
hat in Berlin vier „Sun<br />
World“-Sonnenstudios.<br />
Für ihn ist die<br />
Verbotsforderung Panikmache.<br />
„Es gibt harte<br />
Vorgaben, die wir<br />
einhalten“, sagt er. Und:<br />
„Die Zeiten sind vorbei,<br />
in denen sich Menschen<br />
dreimal in der Woche auf<br />
die Sonnenbank legten, um<br />
knackig braun wie Superstars<br />
zu werden. Heute setzen<br />
Kun-<br />
den auf Wellness, nutzen nur<br />
Sonnenbänke verursachen<br />
Hautkrebs, sagt die Deutsche<br />
Krebshilfe. Der Verband fordert<br />
nun ein Verbot der Solarien.<br />
Betreiber in Berlin sind empört<br />
wenige Minuten das Solarium,<br />
Hautarzt<br />
t<br />
um sich einfach wohl zu fühlen.<br />
Einige Kunden mit Hautproblemen<br />
kommen sogar auf Anraten<br />
ihres Arztes zu uns.“<br />
Die Krebshilfe stützt sich bei<br />
ihrer Verbotsforderung dagegen<br />
auf Aussagen der Weltgesundheitsorganisation.<br />
Sie stufte<br />
die UV-Strahlen der Sonne<br />
als auch die künstlich in Solarien<br />
erzeugten in die höchste Risikogruppe<br />
der krebsauslösenden<br />
Faktoren ein. „Gebräunte<br />
Haut ist nicht gesund, kann<br />
Vorstufen zum Krebs entwickeln“,<br />
sagt<br />
Eckhard Breitbart, Chef der Arbeitsgemeinschaft<br />
Dermatologische<br />
Prävention, die das Verbot<br />
unterstützt. „Jede Solariennutzung<br />
führt zu gesundheitlichen<br />
Schäden.“<br />
In Deutschland sind laut Ro-<br />
Retzlaff<br />
zeigt eine<br />
Sonnenbank,die<br />
sich sogar auf den<br />
Hauttyp der Kunden<br />
einstellt.<br />
Ein<br />
solcher schwarzer<br />
Fleck auf der<br />
Haut ist in vielen<br />
Fällen ein Zeichen<br />
für Hautkrebs.<br />
bert-Koch-Institut etwa 25000<br />
Menschen an schwarzem<br />
Hautkrebs erkrankt. Nach Angaben<br />
der Amtlichen Todesursachenstatistik<br />
sterben in Berlin<br />
jährlich 100 Menschen daran.<br />
„Die Behauptung der<br />
Krebshilfe, Solarienbesuche<br />
würden die Fälle verursachen,<br />
ist wissenschaftlich nicht beunseriös“,<br />
sagt Hol-<br />
legt, daher<br />
ger Ziegert, Sprecher des<br />
Branchenverbandes<br />
Be-<br />
„Wir haben<br />
sonnung.<br />
nunn juristische Maß-<br />
ergriffen,<br />
nahmen<br />
fordern die Krebshilfe<br />
zur Abgabe<br />
einer Unterlassungserklärung<br />
auf.“ Dass ein wissenschaftlicher<br />
Nachweis fehle,<br />
stellten auch<br />
Forscher<br />
der Uniklinik<br />
Homburg<br />
fest.<br />
Unstrittig<br />
ist, das<br />
UV-Strahlen<br />
gefährlich sind.<br />
Daher gelten seit 2009 verschärfte<br />
gesetzliche Vorgaben<br />
für Solarien. So dürfen Kinder<br />
und Jugendliche unter 18 Jahren<br />
nicht ins Sonnenstudio.<br />
Doch die Krebshilfe erklärt anhand<br />
einer Studie, dass allein<br />
2018 über 140000 Minderjährige<br />
Zugang zu Solarien bekommen<br />
hätten. Der Gesundheitsexperte<br />
der SPD im Bundestag,<br />
Karl Lauterbach, forderte daher:<br />
Ein Verbot für Erwachsene<br />
müsse überlegt werden, wenn<br />
es nicht gelinge, die Jugendlichen<br />
besser zu schützen.<br />
Gesundheitssenatorin Dilek<br />
Kalayci (SPD) möchte keinem<br />
Erwachsenen „die Nutzung von<br />
Solarien untersagen“, sagt<br />
Sprecherin Lena Högemann<br />
dem KURIER. „Gleichzeitig<br />
muss man aber wissen, dass es<br />
ernstzunehmende Studien gibt,<br />
nach denen mit der regelmäßigen<br />
Nutzung von Solarien ein<br />
erhöhtes Hautkrebsrisiko einhergeht.<br />
Auf diesen Zusammenhang<br />
muss hingewiesen<br />
werden.“<br />
Laut Gesetz muss seit 2009 in<br />
Solarien Fachpersonal die Kunden<br />
beraten, sie auf Risiken hinweisen.<br />
Es dürfen auch nur<br />
Röhren mit geringer Wattzahl<br />
eingesetzt werden. Die Einhaltung<br />
prüft in Berlin das Landesamt<br />
für Arbeits-, Gesundheitsschutz<br />
und technische Sicherheit.<br />
2019 gab es 20 Kontrollen.<br />
In den Studios fand man kaum<br />
Verstöße. Anders in Sportstudios<br />
mit Solarien: „Da wurden<br />
falsche Röhren und fehlerhafte<br />
Gerätebücher festgestellt, das<br />
Personal hatte kaum Fachkenntnisse“,<br />
so ein Sprecher.