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Ausgabe 04-2012

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Recht so?<br />

Teil 3: Die geglückte Transaktion<br />

Unternehmensverkauf? Wenn schon, dann richtig!<br />

Ausgeträumt – der Traum vom generationenübergreifenden<br />

Geschäft? Wenn eine Unternehmensveräußerung ansteht,<br />

weil kein Erbe übernehmen will, sind Vorbereitungen und Bewertung<br />

zwei Grundpfeiler für den gewinnbringenden Verkauf.<br />

Damit schließlich auch die Transaktion glückt, sind ebenfalls<br />

gewisse Faktoren zu berücksichtigen.<br />

Ein kleiner Schritt für das Unternehmen, ein großer Schritt für<br />

den Unternehmer? „Das Gefühl, die eigene Firma in gute<br />

Hände abzugeben, ist bei vielen ein sehr wichtiger Aspekt<br />

beim Verkauf“, sagt Christian Weibrecht, Transaktionsexperte<br />

bei der seneca Corporate Finance GmbH. Von der Wahl des<br />

passenden Käufers und einer klugen Verhandlungsstrategie<br />

hängt nicht allein ein akzeptabler Preis ab, sondern die Zukunft<br />

eines gesamten Betriebes.<br />

Drum prüfe, wer sich ewig bindet – das besagt schon ein altes<br />

Sprichwort. Im Geschäftsleben ist es nicht viel anders; die Beziehung<br />

zwischen Firmenleitung und Mitarbeitern kann im Idealfall<br />

fruchtbar sein – oder eben auch zum Rosenkrieg führen.<br />

Wie also erkennt man den geeigneten Käufer, dem man die<br />

Zukunftssicherung des Unternehmens zutraut? Welche Motivation<br />

treibt den Transaktionspartner an? Und was sind seine<br />

tatsächlichen Pläne nach der Übernahme?<br />

Um sein Gegenüber richtig einzuschätzen, braucht es weder<br />

hellseherische Fähigkeiten noch Voodoo. Denn potenzielle<br />

Nachfolger in der Rolle als Firmenchef lassen sich kategorisieren<br />

und dadurch die unterschiedlichen Interessen durchleuchten.<br />

Insgesamt gibt es drei Käufergruppen, mit deren Charakterisierung<br />

auch die letzten Zweifel oder Fragen ausgeräumt<br />

werden dürften.<br />

A) Strategische Investoren<br />

Wer Marktteilnehmer aus derselben (oder zumindest einer artverwandten)<br />

Branche ist und sich für die Firmenübernahme<br />

interessiert, wird von sehr klaren Motiven angetrieben: Erschließung<br />

neuer Kundengruppen, Erwerb von Marktanteilen,<br />

Erweiterung des technologischen Know-hows.<br />

Da er die oftmals komplexen Zusammenhänge im Wettbewerb<br />

kennt, ist dieser Käufer in der Regel zu einem so genannten<br />

strategischen Kaufpreis zu bewegen – sobald nämlich<br />

der Zusammenschluss der Unternehmen einen besonderen<br />

Nutzen bringt. Voraussetzung dafür allerdings sind auch außergewöhnliche<br />

Mehrwerte wie beispielsweise eine exponierte<br />

Position im Markt oder herausragende Produkte.<br />

Dank ausreichender Kapitalressourcen, mit denen einerseits<br />

der Kaufpreis verlässlich gezahlt und andererseits die Firma<br />

fortentwickelt werden kann, ist dieser Käufer ein absoluter<br />

Wunschkandidat. Doch Vorsicht: „Gefahr besteht für den<br />

Veräußerer dann, wenn ein Konkurrent erst potenzieller Interessent<br />

und schließlich doch nicht der Käufer ist. Durch die<br />

Teilnahme am Veräußerungsprozess gewinnt er tiefe Einblicke<br />

in und detaillierte Kenntnisse über den Betrieb. Diese werden<br />

später möglicherweise zielgerichtet gegen den Mitbewerber<br />

und zum eigenen Vorteil genutzt“, erklärt Weibrecht. Also: Augen<br />

auf bei der Käuferwahl! Wer die Transaktion geschickt<br />

und professionell steuert, kann diese Risiken minimieren.<br />

Leben bedeutet Veränderung – und das bekommt ein Betrieb<br />

nach einer Veräußerung aller Wahrscheinlichkeit nach auch<br />

verschiedentlich zu spüren. Häufig bleibt nämlich ein Unternehmen<br />

in der bisherigen Form nicht erhalten. Der Käufer<br />

wird die Firma nach eigenen strategischen Zielen ausrichten<br />

– dafür hat er oftmals auch eine eigene Unternehmenskultur<br />

und -philosophie mit im Gepäck. Nicht zwangsläufig müssen<br />

derartige Veränderungen nur Nachteile bringen, im Gegenteil.<br />

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht bringt eine Firmenzusammenführung<br />

sogar viele positive Synergieeffekte mit sich<br />

– beispielsweise durch die Zusammenlegung von Standorten<br />

und Produktionsstätten, den gemeinsamen Einkauf von Rohmaterialien<br />

und externen Leistungen oder die Einsparung von<br />

administrativen Aufwendungen.<br />

B) Finanzinvestoren<br />

Ein erfahrenes Management – darauf zielen diese Käufer ab.<br />

Dahinter stecken in der Regel Fondsgesellschaften, die durch<br />

erfahrene Beteiligungsberater geführt werden und selbst nur<br />

begrenzt Managementbeiträge leisten können. Bei den für Finanzinvestoren<br />

interessanten und zum Verkauf zur Verfügung<br />

stehenden mittleren bis größeren Unternehmen zählen vor<br />

allem etablierter Marktauftritt, konstanter und nachhaltiger Ertrag<br />

sowie eine entsprechende Wachstumsperspektive.<br />

Erfahrungsgemäß zielen Fondsgesellschaften darauf ab, das<br />

Unternehmen nach durchschnittlich fünf bis sieben Jahren<br />

weiter zu veräußern – mit Gewinn, versteht sich. Zunehmend<br />

üblich wird es, dass sich die Käufer eher wie eine Industrieholding<br />

gebärden und eine zeitlich unbegrenzte Haltung der Beteiligungen<br />

anstreben – was gerade im Mittelstand attraktiv ist.<br />

Wer die Wahl hat, hat die Qual. Dass ein Finanzinvestor<br />

in aller Regel den Erhalt des Unternehmens und dessen Finanzstärke<br />

anstrebt, ist ein deutlicher Pluspunkt. Ebenso das<br />

wertzuschätzende Netzwerk, das sich aus dem Kreis anderer<br />

Beteiligungsunternehmen ergibt. Hinzu kommt die Tatsache,<br />

dass es der Verkäufer mit versierten Vertragspartnern zu tun<br />

hat – was die unkomplizierte und rasche Abwicklung einer<br />

Transaktion begünstigt.<br />

C) Management Buy In (MBI) bzw. Management<br />

Buy Out (MBO)<br />

Ein bisschen ist es dann doch so, als ob alles in der Familie<br />

bleibt: Wenn leitende Angestellte ein Unternehmen übernehmen,<br />

gibt es verschiedene Wege und Varianten. So können<br />

Manager im Rahmen einer aktiven Teilhaberschaft ihre<br />

Selbstständigkeit umsetzen (MBI) oder sich durch den Erwerb<br />

von Anteilen eine ökonomische Perspektive innerhalb der<br />

Firma schaffen (MBO). Je nach Größenordnung sind derartige<br />

Transaktionen mit oder ohne Finanzinvestor bzw. strategischem<br />

Investor möglich.<br />

RO-KA-TECH Journal <strong>04</strong> / <strong>2012</strong> | 57

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