Ausgabe 04-2012
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Recht so?<br />
Mit Fingerspitzengefühl ist dieser Verkaufsprozess insofern anzufassen,<br />
als dass dem eigenen Management die Stärken der<br />
Firma ebenso bewusst sind wie die Schwachstellen. Um den<br />
Kaufpreis möglichst niedrig anzusiedeln, könnten negative Aspekte<br />
bewusst angeführt werden. Um hier Interessenkonflikte<br />
oder weitreichende atmosphärische Störungen zu vermeiden,<br />
sollten bereits im Vorfeld die nötigen Absicherungen und Kontrollen<br />
vertraglich festgezurrt werden.<br />
Externe MBI-Kandidaten bringen neben Erfahrungen im Bereich<br />
der Unternehmensführung idealerweise auch Branchenerfahrung<br />
mit. Da sie eher selten über ausreichend Eigenmittel<br />
für den Unternehmenserwerb verfügen, kommen<br />
Banken mit an den Verhandlungstisch. Bei Transaktionen kleiner<br />
oder mittlerer Größenordnung sind dies häufig die Hausbanken<br />
des Unternehmens; sie kennen die Ausgangslage und<br />
unterstützen die Finanzierung auch im Interesse einer Fortführung<br />
der Kundenbeziehung.<br />
Ganz gleich, um welchen Käufer es sich handelt: eine gründliche<br />
Recherche über potenzielle Nachfolger gehört ebenso<br />
auf die To-Do-Liste wie eine Einschätzung der aktuellen Marktgegebenheiten<br />
und breitgefächerte Kenntnisse über bevorstehende<br />
Transaktionen in der Branche. Wissen ist nicht nur<br />
Macht, sondern schützt bei einer Unternehmensveräußerung<br />
auch vor bösen Überraschungen. Je mehr Informationen zur<br />
Hand sind, desto zielgerichteter und souveräner ist ein Transaktionsprozess<br />
zu bewältigen. Der Blick in nationale/ internationale<br />
Fachmedien und Datenbanken ist dabei nützlich und<br />
hilft bei der Ergänzung eigener Marktkenntnisse sowie bei der<br />
Analyse der Wettbewerbssituation. Gespräche mit Verbänden,<br />
Marktteilnehmern, aktiven Käufern und Verkäufern sowie professionellen<br />
Transaktionsberatern sind ebenfalls empfehlenswert.<br />
Schritt für Schritt dem Ziel entgegen: Die erste Kontaktaufnahme<br />
mit potenziellen Investoren sollte niemals ohne eine<br />
unterzeichnete Vertraulichkeitsvereinbarung enden. Auf dieser<br />
Basis werden sensible Informationen (Memorandum, Beschreibungen<br />
zum Unternehmen, Definition der Tätigkeitsfelder,<br />
Geschäftszahlen) ausgehändigt. Mit der fundierten Unternehmensbewertung<br />
geht es in die konkreten Verhandlungen, in<br />
deren Zentrum die Kaufpreisfindung steht. Der ernsthafte Käuferkreis<br />
gibt dann ein unverbindliches Angebot ab. Im nächsten<br />
Schritt schließlich wird mit nur einem Interessenten eine<br />
Absichtserklärung unterzeichnet.<br />
Lügen haben kurze Beine – und im wirtschaftlichen Dauerlauf<br />
kommt man mit ihnen auch eher schlecht voran. Kaum verwunderlich<br />
also, dass beim Unternehmenserwerb großer Wert<br />
auf die Due Diligence gelegt wird. Bei dieser Sonderprüfung<br />
verifiziert der Erwerber sämtliche Informationen und identifiziert<br />
mögliche Risiken. Ob Finanzdaten, Unternehmensplanung<br />
oder Liquiditätsentwicklung; ob Marktstudien, Kundenstruktur<br />
oder betriebliche Analyse – alles wird strengstens unter<br />
die Lupe genommen. Die hierfür zuständigen externen Berater<br />
(Rechtsanwälte, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer) untersuchen<br />
dabei auch die steuerlichen und rechtlichen Verhältnisse (Betriebsgenehmigungen,<br />
Patente, Lizenzen, Arbeitsverträge) der<br />
Firma.<br />
Ende gut, alles gut: in der finalen Phase der Transaktion wird<br />
der Kaufvertrag (inklusive Kaufpreis, Übergangsstichtag, Gewährleistungen,<br />
Zahlungsweise) fixiert. Bevor der Abschluss<br />
allerdings seine volle Wirkung entfaltet, müssen sämtliche<br />
Rahmenbedingungen (kartellrechtliche Einschränkungen, Informationspflichten<br />
an Mitarbeiter oder Geschäftspartner)<br />
überprüft worden sein. „Unsere Erfahrungen zeigen, dass eine<br />
Transaktion in einem Zeitraum von neun bis zwölf Monaten<br />
abgewickelt werden kann – vorausgesetzt, es existieren ein<br />
straffer Projektplan und erfahrene Partner. Tatsächlich gilt es,<br />
eine Vielzahl von gleichzeitigen Aktivitäten und Ansprechpartnern<br />
zu koordinieren“, sagt Christian Weibrecht.<br />
Dass Verhandlungsgeschick beim Thema Firmenveräußerung<br />
das A und O ist, liegt auf der Hand. Nur wer die richtigen<br />
Schalter betätigt, kann sich am Ende auch monetär in Sicherheit<br />
wiegen. Wie verhandelt man also richtig? Mit Hilfe folgender<br />
Punkte kommt man dem Wunschergebnis näher:<br />
• Keine Transaktion ohne professionelle Vorbereitung! Wer<br />
bereits im Vorfeld mit umfassenden Informationen (Memorandum,<br />
Due Diligence) glänzt, muss sich später nicht den<br />
Vorwurf gefallen lassen, er habe etwas verschwiegen oder<br />
beschönigt.<br />
• Mühe wird belohnt: wer mindestens den ersten Entwurf<br />
von Vor- oder Kaufvertrag selbst entwirft, ist klar im Vorteil.<br />
Schwerpunkte und Finessen sind in den Vereinbarungen dadurch<br />
gut platziert und können nur schwer wieder entfernt<br />
werden. Hier lohnt es, sich den Rechtsanwalt zu leisten.<br />
• Mit Details siegen: je intensiver ein Vorvertrag ausgestaltet<br />
wird, desto weniger Diskussionen gibt es bei der Verhandlung<br />
des finalen Kaufvertrags.<br />
• Plan B parat halten: wenn Verhandlungen mit dem bevorzugten<br />
Interessenten scheitern, ist der zweitbeste Käufer eine<br />
echte Option.<br />
• Menschenkenntnisse und das Wissen um regionale Gepflogenheiten<br />
sind goldwert: Wie ist der Transaktionspartner<br />
einzuschätzen? Wie viel Verhandlungsspielraum ist zulässig?<br />
Während beispielsweise in Süddeutschland eine Veränderung<br />
des Kaufpreises um 10 bis 20 Prozent noch akzeptabel<br />
ist, führt das andernorts bereits zum Verhandlungsabbruch.<br />
• Vertrauen als wertvollstes Gut: eine gelungene Transaktion<br />
basiert auf Diskretion. Wer Angebote quer über den Markt<br />
streut oder streuen lässt, muss sich über kontraproduktive<br />
Ergebnisse nicht wundern.<br />
• Wirklichkeit statt Traum: nur wer als Veräußerer mit realistischen<br />
Kaufpreisvorstellungen arbeitet oder sich auf eine<br />
professionelle Unternehmensbewertung stützt, wird keinen<br />
traurigen Kassensturz erleben.<br />
• Der Blick ins Portemonnaie: das beste Angebot ist wertlos,<br />
wenn dem Kaufinteressenten die finanziellen Mittel fehlen.<br />
Wer die Bonität des Käufers und Finanzierbarkeit der Transaktion<br />
im Vorfeld prüft, ist vor unliebsamen Überraschungen<br />
sicher.<br />
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58 | RO-KA-TECH Journal <strong>04</strong> / <strong>2012</strong>