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51. Kunst ist Opium fürs Volk
ROT: Soviel Kunst wie heute war nie.
WEISS: Stimmt: Egal was man in die Hand nimmt, stets hat ein Designer
seine Finger mit im Spiel gehabt. Wir sind umgeben von schnöder
Gebrauchskunst.
ROT: Ach ja? Was ist schlecht an schönen nützlichen Dingen?
WEISS: Nichts – nur dass die höhere Kunst keine Dinge, sondern Ideen
designed.
ROT: Damit ist Kunst am Ende nichts weiter als Propaganda?
WEISS: Richtig. Und nicht nur totalitäre Regime pflegen Künstler für sich
zu vereinnahmen. In Deutschland geriert sich der künstlerische
Mainstream aller Kunstgattungen gegenwärtig gerne links.
ROT: Und heraus kommt gesellschaftspolitische Gebrauchskunst.
WEISS: Ihre letzte Steigerung findet Kunst dort, wo sie selbst zur Religion
wird. Im Mittelalter war Kunst Gottesdienst, wobei der Künstler in und
hinter dem Werk verschwand. Erst mit der Renaissance löste sich die
Kunst vom Religiösen – und wurde zusehends weltlich.
ROT: Damit ist Kunst doch gerade nicht Religion?
WEISS: Mit fortschreitender Entmachtung von Kirche und Priesterschaft
entstand eine Lücke, in der die Kunst Stellung bezogen hat. Die frühere
Heiligenverehrung hat sich in einen Kult um den Künstler transformiert.
Kunstwerke werden heute wie Reliquien gesammelt und zu astronomischen
Preisen gehandelt. Kathedralen und Monstranzen haben sich in
Museen und Galerien verwandelt, in denen Besucher andächtig Erbauung
suchen – und oft verstört zurück bleiben.
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