Borlinghaus-Pommesrotweiss-Yumpu
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42. Da guckst du – Mann, bin ich stolz
ROT: Guck mal!
WEISS: Tolle Uhr – wo hast du die denn gefunden?
ROT: Weder gefunden noch geschenkt noch geklaut – das Geschmeide
hab ich mir verdient!
WEISS: Und darauf bist Du jetzt stolz?
ROT: Und wie! Ist das etwa verboten?
WEISS: Ja nun – die Kirchenväter haben weiland im Stolz die erste der
sieben Todsünden erkannt.
ROT: Das Leben lang in Sack und Asche gehen – das hätten die Herrschaften
wohl gerne. Leistung muss sich lohnen – und am Zahltag ist das dazu
gehörige Gefühl: Stolz! Den lasse ich mir nicht nehmen.
WEISS: Einverstanden: Stolz ist ein starkes positives Gefühl vom Wert der
eigenen Person. Insofern wäre Stolz für ein gesundes Selbstbewusstsein,
das auf eigenen Füßen steht, konstituierend.
ROT: Ah – darum hat die Kirche mit dem Stolz per se ein Problem: Der
Stolze spürt das Bedürfnis nach Erlösung nicht zuallererst – wodurch das
transzendentale Geschäftsmodell infrage gestellt ist.
WEISS: Allerdings läuft der Stolze in Gefahr, dass bei seinem positiven
Selbstbild Selbst- und Fremdwahrnehmung auseinander klaffen. Zudem
geht die Hochstimmung gern mit der Geringschätzung des Gegenübers
einher. Zwischen gesundem Stolz und abstoßendem Hochmut verläuft
keine klare Grenze.
ROT: Ja, ja – der Hochmut kommt vor dem Fall.
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