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23. Das kannst du dir schenken
ROT: Kein Tag, an dem mir nicht irgendein Geschenkgutschein ins Emailpostfach
flattert. Die schenken mir doch nur etwas, weil sie eigentlich etwas
von mir wollen. Ich will aber nichts geschenkt.
WEISS: Das Leben mit allem drum und dran doch schon – oder nicht?
ROT: Stimmt – und bis jetzt habe ich auch noch keinen Muttertag verpasst.
Aber das ist lange her.
WEISS: Du meinst, heutzutage ist ein Geschenk eher ein Störfall und im
Grunde etwas für die Compliance-Abteilung?
ROT: Schenken ist doch ein einziger Krampf. Die Leute dürfen nichts nehmen,
oder sie haben schon alles, oder sie können den Hals nicht vollkriegen.
Und von dem ganzen Kommerz rund um Valentin & Co ganz zu
schweigen. Ein Geschenk ist doch nichts anderes als ein Gleitmittel für
Zwischenmenschliches...
WEISS: ...und hat dabei die Wunderkraft – wie dazumal Lessings Ring –
vor Gott und den Menschen angenehm zu machen.
ROT: Das heiß, man gibt etwas ohne, zumindest unmittelbar, etwas dafür
zu bekommen – außer Dank und warme Worte.
WEISS: Und was macht ein Geschenk wertvoll?
ROT: Für den Beschenkten doch wohl seine Brauchbarkeit. Unbrauchbare
Geschenke werden gerne zu Wanderpokalen.
WEISS: Stimmt, bei nüchterner Betrachtung ist das so. Der Geber seinerseits
verschenkt in der Regel schmerzfrei aus seinem Überfluss heraus.
Ein Geschenk bleibt dabei so lange billig, wie es nicht weh tut. Es wird
dagegen umso teurer, je mehr es für den Schenkenden selbst Entbehrung
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