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34. Ich weiß, dass ich nicht weise
ROT: Mir graut vor dem Alter.
WEISS: Man graut mit dem Alter! – Wo ist Dein Problem?
ROT: Nie war Alter so wertlos wie heute. Wissen ist alles – Weisheit gilt
nichts. Früher musste man die Alten fragen, um die Welt zu verstehen.
Heute erklären die Jungen den abgehängten Alten die neue Zeit.
WEISS: Was ist denn der Unterschied zwischen Wissen und Weisheit?
ROT: Ein Professor kann viel wissen, ist aber nicht notwendigerweise weise.
Meine Oma war definitiv weise, obwohl sie nur die Volksschule besucht
hatte. Weisheit ist Lebenserfahrung.
WEISS: Dann wären ja alle alten Leute weise. Viele Alte sind doch einfach
nur engstirnig und borniert. Sie leben von ihren Vorurteilen und dem
Glauben, dass früher alles besser war.
Aber zur Weisheit braucht es schon ein wenig mehr.
ROT: Wie wäre es mit Weisheit als reflektierte Lebenserfahrung?
WEISS: Aus Erfahrung wird man klug, nicht weise.
ROT: Ist denn Weisheit überhaupt an das Alter und die Erfahrung gebunden?
Denn es heißt doch auch: Kindermund tut Weisheit kund.
WEISS: Jetzt kommen wir der Sache schon näher. Was haben Kinder und
Alte gemeinsam?
ROT: Kinder stehen noch nicht, Alte nicht mehr mitten im Leben.
WEISS: Weisheit bedeutet die Dinge aus einem gewissen Abstand zu betrachten,
mit der Gelassenheit des Unbeteiligten. Ganz so wie Brecht in
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