Schülerzeitung ARGUS 2. Ausgabe Schuljahr 2019/20
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Körperbilder
Schönheit auf der anderen Seite der Welt
Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Über Schönheitsideale auch. Die Definition
von Schönheit kann auf der anderen Seite der Welt eine ganz andere sein als bei
uns. Ein Blick nach Ostasien
In meinem Umfeld bin ich eine der wenigen, die
sich für Schönheitsideale aus dem Osten interessiert.
Die meisten meiner Mitmenschen wissen
weder etwas über Asien noch über die dortigen
Trends. Das ist kein Weltuntergang, aber irgendwie
verwunderlich in unserer globalisierten Welt.
Es schadet nicht, andere Kulturen kennenzulernen
und sich mit ihren Schönheitsidealen vertraut zu
machen. Denn Schönheitsideale verraten uns einiges
über die Mentalität dieser Kulturen – und über
ihre Geschichte.
© sasint, Pixabay
Kimonos sind das traditionelle Abendgewand in Asien
Im alten China etwa waren lange Nägel ansehnlich.
Sie waren ein Zeichen für Reichtum,
welches sich arme Bauern, die tagtäglich auf dem
Land Hand anlegen mussten, nicht leisten konnten.
Außerdem sollten Frauen unnatürlich kleine Füße
haben. Nachdem die Geliebte eines Kaisers im 10.
Jahrhundert mit zusammengebundenen Füßen auf
einer lotusförmigen Bühne besonders anmutig getanzt
hatte, kamen solche „Lotusfüße“ in Mode. Dafür
wurden die Füße von Mädchen mit Bandagen
so eng zusammengeschnürt, dass sie sich zu einem
Klumpfuß entwickelten. Das Verfahren, bei dem bis
auf den großen Zeh alle Zehen gebrochen wurden,
führte zu einer schmerzhaften Verkrümmung der
Füße. Dieses Ideal ist (zum Glück) Schnee von gestern.
Allerdings: Erst 1949 wurde es offiziell verboten.
Das Schönheitsmerkmal Nummer eins im alten
China war weiße Haut. Sie galt als edel, denn nur
Wohlhabende konnten es sich leisten, mit ihrem
hellen Teint zu prahlen, während die ländliche Bevölkerungsschicht
beim Arbeiten ständig der Sonne
ausgesetzt war.
K-Beauty
Auch noch heute streben Asiaten eine helle
Hautfarbe an, weil sie im Allgemeinen als schön
gilt, aber auch, weil UV-Strahlung zur vorzeitigen
Alterung der Haut beiträgt. Auch Falten oder Pickel,
die die Haut überziehen, sind im asiatischen Raum
ein absolutes No-Go. Eine makellose Haut ist die
Voraussetzung für Schönheit. Aus diesem Grund
nehmen es die Asiaten mit der Gesichtspflege sehr
ernst. Morgens und abends wird die Haut gereinigt,
mit Feuchtigkeit versorgt und eingecremt (natürlich
auch mit Sonnencreme). Dieser „Korean Beauty“-
Trend, der sich in Südkorea entwickelt hat, ist zwar
aufwendig, aber äußerst effizient, weshalb er auch
im Westen immer bekannter wird. Seine Beliebtheit
ist sicherlich auch dem kreativen und niedlichen
Design der Produkte zu verdanken. In ihm wird der
asiatische Sinn für Ästhetik deutlich. Das Aussehen
eines Produktes, auch das eines Menschen, spielt in
der Gesellschaft eine enorm wichtige Rolle – und
setzt die Menschen unter Druck.
Die südkoreanische Hauptstadt Seoul wird bereits
jetzt das „Mekka der Schönheitschirurgie“ genannt.
Neben koreanischen Kunden kommen auch
viele aus dem Ausland in die zahlreichen Kliniken,
vorwiegend aus dem asiatischen Raum. Verständlich,
denn die Eingriffe, für die spezialisierte Ärzte
berühmt sind, passen die Gesichter der Patienten
an asiatische Schönheitsideale an. Am beliebtesten
sind Operationen an den Augenlidern, um ein
doppeltes Lid zu kreieren, Laser- oder Ultraschallbehandlungen,
um die Haut zu straffen, und Botox,
um Falten verschwinden zu lassen. Auch im Angebot:
das Abschleifen des Kinns. Wer schön sein
will, muss leiden. Aber warum so sehr? Nicht nur,
um beim Daten zu punkten oder um Prominenten
ähnlich zu sehen. Tatsächlich steigert ein besseres
Aussehen sogar die Jobchancen. Diese Gleichung
spiegelt die allgemeine Einstellung wider: Schönheit
= Erfolg.
argus
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