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Schülerzeitung ARGUS 2. Ausgabe Schuljahr 2019/20

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Umwelt

auferlegten Geldstrafen winzig klein im Vergleich

zu den Profiten, die der Konzern am Ende eines

Jahres einstreicht.

Es fühlt sich an wie ein schlechter Witz, wenn

dann uns Konsumenten ein schlechtes Gewissen

eingeredet wird. Artikel wie „Kakerlaken sind die

nachhaltige Eiweiß-Quelle der Zukunft“ oder „Man

sollte keine Kinder kriegen, um die Welt zu retten“

sind keine Seltenheit.

Ja, wenn ich dem Klima nicht schaden wollen

würde, müsste ich mich wohl in meinem Keller

ohne Heizung von der Welt abschotten und für den

Rest meines Lebens Dosenbohnen essen, aber das

will ich halt nicht! Wenn wir das Klima retten wollen

würden, müssten wir alle kollektiv Suizid begehen.

Oder, natürlich, etwas noch viel Drastischeres

tun, nämlich das Schicksal unseres Planeten nicht

in Geld aufwiegen. Aber das wäre ja ein unverschämter

Vorschlag.

Vielleicht sollten wir weniger von unserem freitäglichen

Zorn auf unsere Mitmenschen und stattdessen

auf den ekelhaften Kapitalismus richten, der

solche Praktiken möglich gemacht hat. Monsantos

Geschäftsführung war über die Gefährlichkeit von

PCB informiert und unterschlug die Information –

denn Geldmachen war wichtiger als das Leiden und

Sterben Tausender. Bereits in den 1980ern haben

Forscher vor dem Klimawandel gewarnt, und bereits

damals haben Ölmagnaten es geschafft, diese

Stimmen aus der Öffentlichkeit zu vertreiben, um

ihren Profit nicht einzubüßen. Und heute sieht es

nicht viel besser aus: Lobbyisten aller möglichen

Industrien kaufen die Politik und schreiben ihre

eigenen Gesetze. Und jetzt brennen der Amazon,

Sibirien, Australien und gefühlt die ganze Welt. Ist

das meine Schuld, weil ich einmal meine Mutter gefragt

habe, ob sie mich ins Nachbardorf kutschiert?

Da gäbe es einige Vorschläge für journalistische

Beiträge von meiner Seite, wie etwa „Die Fischerei

ist für 46% des Plastikmülls im Meer verantwortlich“

oder „Das US-Militär ist ein größerer Umweltverschmutzer

als 140 Länder“ oder alternativ auch

„Die 100 größten Unternehmen sind für 71% aller

Emissionen weltweit verantwortlich“.

Solange Geld im Spiel ist, wird es unmöglich

sein, eine ethisch korrekte Gesellschaft aufzubauen,

denn Geld ist so unethisch, wie es nur sein

kann. Konzernen wie Nestlé und Pepsico gehören

Hunderte von Marken, also macht es keinen Unterschied,

ob ich deren Dosencola um 30 Cent oder deren

Biobananen um 3,43 Euro kaufe – am

Ende geht das Geld an ein Großunternehmen,

das sich um Bio nur kümmert, weil es

die Produkte um den doppelten Preis verkaufen

kann.

Trotzdem muss etwas auf persönlicher Ebene

gemacht werden – was zugegebenermaßen schwierig

ist. Denn wer rettet die Welt, wenn nicht wir?

Die Megareichen sicher nicht, sonst hätten sie es

bereits getan. Ich glaube, am Ende geht es nicht darum,

vollkommen ethisch korrekt zu leben und zu

konsumieren – das ist schlicht und einfach nicht

möglich. Vielleicht geht es einfach nur darum, es zu

versuchen. Die Baumwolltasche einpacken und die

Wasserflasche auch. Man muss nicht sofort vegan

werden, vielleicht nur ab und an auf Fleisch verzichten.

Und einfach den blöden Bus nehmen.

© grafic-vision, Pixabay

Weg damit!

Vor allem kann man optimistisch bleiben und

darauf vertrauen, dass jeder kleine Akt, der unser

Leben erschwert und unser Gewissen erleichtert,

am Ende doch etwas Gutes nach sich zieht. Und

vielleicht gehört zum Optimismus einfach dazu,

dass man an die Tonnen von Chemikalien denkt, die

ins Meer gekippt werden, oder die Tausenden von

männlichen Küken, die täglich geschreddert werden,

oder die Schildkröte, die in diesem Moment

wahrscheinlich an einer Plastiktüte erstickt – und

gerade deswegen die zehn Schritte macht, um die

Bananenschale in den Biomüll zu werfen.

Sophia Stoll, 5bS

argus

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