Dat Letzt - Quickborn. Vereinigung für niederdeutsche Sprache und ...
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Das Hamburgische Wörterbuch – SCHRÖDER<br />
(1) Kulturelles Gedächtnis<br />
Was leisten Wörterbücher? Wörterbücher werden als Übersetzungshilfe<br />
genutzt, als Instrument zur Verständnissicherung, als Nachschlagewerk<br />
<strong>für</strong> den korrekten Gebrauch eines Wortes, als Hilfsmittel bei<br />
der Textherstellung. Natürlich bietet alles dies auch das Hamburgische<br />
Wörterbuch, das den <strong>niederdeutsche</strong>n Wortschatz in Hamburg<br />
dokumentiert, <strong>und</strong> zwar in seiner historischen Entwicklung seit dem<br />
17. Jahrh<strong>und</strong>ert. Die einzelnen Wörter werden mit ihren Bedeutungen<br />
<strong>und</strong> deren Nuancen erklärt, ihr Gebrauch wird durch Satzbeispiele<br />
erläutert. Informationen zur Aussprache, zur Grammatik <strong>und</strong> bisweilen<br />
auch zur Herkunft der Wörter sind selbstverständlich. Darüber hinaus<br />
werden zum Verwendungsbereich, beispielsweise in einem bestimmten<br />
Fach oder Beruf, oder zur stilistischen Zuordnung Angaben gemacht.<br />
Da es sich um ein Regionalwörterbuch handelt, das eine nichtstandardisierte<br />
<strong>und</strong> damit eine heterogene <strong>Sprache</strong> abbildet, sind<br />
räumliche Differenzen im Gebrauch der Wörter wie in der Aussprache<br />
angegeben, Unterschiede, die auch noch heute in den einzelnen<br />
Stadtteilen hörbar sind.<br />
Das Hamburgische Wörterbuch ist aber mehr als dies: Es ist vielmehr<br />
ein Gedächtnis der Stadt, das weit über die Erfahrungen der individuellen<br />
Biographie hinausweist. Es bewahrt die städtische Kultur der Neuzeit<br />
in ihrer Entwicklung. Durch seinen Dokumentationszeitraum hat<br />
es Teil am kommunikativen Gedächtnis wie am kulturellen Gedächtnis<br />
der Stadt – wie Jan Assmann vor einigen Jahren einmal die polaren<br />
Modi des Erinnerns bezeichnet hat. 1 Das kommunikative Gedächtnis<br />
umfasst das Wissen aus eigener Erfahrung, die Zeitzeugenschaft der<br />
eigenen Generation. Das kulturelle Gedächtnis hingegen richtet sich<br />
auf die Vergangenheit <strong>und</strong> auf die Erinnerungsfiguren, in denen diese<br />
Vergangenheit aufbewahrt wird. In seinen mannigfachen Ausprägungen<br />
bezieht es sich auf die identitätsstiftenden Symbole, wie sie vor<br />
allem in Mythos, Wissenschaft, Kunst <strong>und</strong> eben auch <strong>Sprache</strong>, begegnen.<br />
Kurz: Es manifestiert sich in den symbolischen Formen unserer<br />
Kultur. 2<br />
Sich seiner Geschichte vergewissern, der eigenen Gewordenheit nachspüren,<br />
die besondere Kultur einer Stadt begreifen <strong>und</strong> die Gr<strong>und</strong>la-<br />
1. J. Assmann: Das kulturelle Gedächtnis 2. Aufl. München 1997, S. 48 ff.<br />
2 . Vgl. E. Cassirer: Philosophie der symbolischen Formen. T. 1-4. Berlin 1923-1929.<br />
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