Dat Letzt - Quickborn. Vereinigung für niederdeutsche Sprache und ...
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Rezensionen<br />
ok vandag faaken stellt, wenn dat um<br />
Kinnermisshandlungen geiht. Meest<br />
warn de Fragen aver erst stellt, wenn<br />
dat al tolaat is, so to ‘n Bispill bi de lüttje<br />
Kevin ut Bremen oder bi de Fro ut<br />
Brandenburg, de tüschen 1988 un 1999<br />
neegen Kinner to Welt brocht un denn<br />
glieks doodmaakt un in Bloomenkübels<br />
verschaart hett. Wu könen in ne<br />
düütsche Stadt lüttje Kinner unbemarkt<br />
to Welt kaamen un denn weer unbemarkt<br />
verschwinnen? De Fraag achterlett<br />
een Unbehaagen.<br />
<strong>Dat</strong> Bühnenbild van Ines Nagel grippt<br />
disse Fraage weer up: in de Midde de<br />
Späälfläche (mit de ”Spucksteen”), een<br />
paar Stöhl, dat weer ‘t. Van all Sieden<br />
sünd de Giftmorde van Geesche Gottfried<br />
to sehn, se sünd ”apensichtlich”,<br />
will dat seggen. Man harr wat sehn<br />
kunnt, wenn man dat wullt harr.<br />
Michael Uhl stellt mit siene erste plattdüütsche<br />
Regiearbeid unbequeme<br />
Fragen, Fragen, de uns all wat angaht,<br />
wor sik keeneen vör drücken kann.<br />
Wegkieken is letztlich ok ne Förm van<br />
”unterlassene Hilfeleistung”.<br />
<strong>Dat</strong> Ensemble van de August Hinrichs<br />
Bühne, allen vöran Manuela Willberger<br />
as Geesche Gottfried, hett bi de Premiere<br />
an’n 16. Dezember 2006 een<br />
Schauspääl up de Bühne brocht, dat an<br />
de Nieren geiht. As na dat letzt Bild dat<br />
Lucht up de Bühne utgeiht, is dat erstmal<br />
still in ‘t Saal, man verharrt noch<br />
ünner dat Unbehaagen, dat dit Stück<br />
achterlaten hett, aver denn givt dat<br />
keen Hollen mehr: dat Publikum fiert<br />
de Schauspäälers van de ”August Hinrichs<br />
Bühne”. Torecht, denn dat weer<br />
plattdüütsch Theader up allerhöchst<br />
Niveau.<br />
Theo Gerdes<br />
78<br />
”Ünner ”Ünner ”Ünner den den Melkwoold”<br />
Melkwoold”<br />
Radio Bremen <strong>und</strong> der NDR Hamburg<br />
boten Ende November 2006 das ”wohl<br />
berühmteste Hörspiel” der Welt an –<br />
<strong>und</strong> das auf Plattdeutsch. Es handelte<br />
sich um das Hörspiel ”Under Milk<br />
Wood” des walisischen Autors Dylan<br />
Thomas, welches 1954 mit der Stimme<br />
keines Geringeren als Richard Burton<br />
zum ersten Mal ausgestrahlt wurde.<br />
Hartmut Cyriacks <strong>und</strong> Peter Nissen<br />
haben nun eine beeindruckende, plattdeutsche<br />
Hörfassung geschaffen, die<br />
im Oktober 2006 im NDR-Hörspielstudio<br />
in Hamburg mit 23 Schauspielern<br />
realisiert wurde, unter der Regie von<br />
Hans Helge Ott.<br />
Eine Vielzahl von Monologen, Gesprächsfetzen,<br />
Traumgedanken <strong>und</strong><br />
Stimmen aus dem Jenseits werden von<br />
einer walisischen in eine norddeutsche,<br />
<strong>niederdeutsche</strong> Kleinstadt transferiert<br />
<strong>und</strong> von einer ”First Voice” eingeleitet,<br />
kommentiert <strong>und</strong> zusammengefügt –<br />
<strong>und</strong> das im Verlauf eines einzigen Tages,<br />
wobei der Anklang an die epische<br />
Breite des wohl berühmtesten Romans<br />
der Welt unverkennbar ist, nämlich an<br />
James Joyce ”Ulysses” aus Dublin.<br />
Der R<strong>und</strong>gang durch die 24stündige<br />
kleine Wirklichkeits-Welt <strong>und</strong> die große<br />
Gedanke-Welt der Menschen in ihrer<br />
kleinen Stadt beginnt in einer<br />
mondlosen Nacht. Die Bewohner schlafen<br />
noch <strong>und</strong> werden allmählich von<br />
der ”Ersten Stimme” vorgestellt, charakterisiert<br />
<strong>und</strong> erweckt. Der Tagesbeginn,<br />
das Frühstück, die ersten Tätigkeiten,<br />
aber auch schon Gedanken,<br />
Sehnsüchte, heimliche Wünsche der<br />
Menschen werden hörbar gemacht,<br />
sparsam <strong>und</strong> sehr dezent <strong>und</strong> passend