Dat Letzt - Quickborn. Vereinigung für niederdeutsche Sprache und ...
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Laudatio auf Pastor Karl-Emil Schade – SCHMITZ<br />
Dieses ”Staatsprachenprinzip” 7 wird aber dann doch ansatzweise schon<br />
um 1900 <strong>und</strong> dann vor allem nach dem Ersten <strong>und</strong> Zweiten Weltkrieg,<br />
d. h. den Katastrophen des Nationalstaats alter Prägung, immer stärker<br />
problematisiert <strong>und</strong> abgeschwächt, <strong>und</strong> zwar gerade im Hinblick<br />
auf das Niederdeutsche, genauer: im Interesse seiner Sprecher, gerade<br />
auch wieder im Bereich der Kirche.<br />
Dank des unermüdlichen Engagements, des unbeirrbaren Sprachwillens<br />
vieler Einzelner <strong>und</strong> Gruppen kam es im Lauf des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />
tatsächlich zu einem Wiederaufleben <strong>und</strong> dann sogar einer immer<br />
reicheren Entfaltung der plattdeutschen Kirchensprache, in Gestalt von<br />
Predigten, Andachten, Gottesdienst- <strong>und</strong> Messordnungen, Gebeten,<br />
Liedern <strong>und</strong> – schließlich auch von neuen Bibelübersetzungen; 8 <strong>und</strong><br />
damit beginnt nun die jüngere Tradition, in der Pastor Schades Werk<br />
steht: 1885 war zunächst eine Neubearbeitung der Bugenhagenbibel,<br />
doch nur des Neuen Testaments <strong>und</strong> der Psalmen, vorgenommen worden.<br />
Dann hatten im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrh<strong>und</strong>erts Pfarrer Heinrich<br />
Hansen aus Pellworm <strong>und</strong> Friedrich Jensen aus Kirchnüchel eine<br />
Neuübersetzung einzelner Bibelabschnitte vorgelegt; <strong>und</strong> schließlich<br />
erschienen 1915, 1929 <strong>und</strong> 1933 gleich drei Neuübersetzungen des<br />
Neuen Testaments, die erste in ostfriesischem Platt durch den Logaer<br />
Pastor Oldig Boekhoff (1861-1920), die nächste in mecklenburgischem<br />
Platt von dem Basedower Pfarrer Ernst Voß (1886-1936) <strong>und</strong> die dritte<br />
in holsteinischem Platt durch den Kieler Pfarrer Johannes Jessen (1880-<br />
1945), wobei Voß <strong>und</strong> vor allem Jessen (der 1937 auch noch eine Übersetzung<br />
ausgewählter Bücher des Alten Testaments vorlegte) sich<br />
keineswegs eng-wörtlich ans Original anschlossen, sondern verhältnismäßig<br />
frei, im Sinne einer Nachgestaltung übersetzten. 9<br />
Nach dem 2. Weltkrieg erschienen dann noch zwei wesentlich gründlichere,<br />
näher am Urtext ausgerichtete Übersetzungen des Neuen Testament,<br />
eine von dem Stedesander Pastor <strong>und</strong> Publizisten Rudolf Muuß<br />
(1892-1972), posthum 1975 erschienen, die andere 1983/84 in ostfriesischem<br />
Platt von dem Leerer Pastor Gerrit Herlyn (1909-1992), der<br />
auch noch eine Anzahl Psalmen übersetzte. Schließlich entstand 1955-<br />
7. Vgl. dazu Cl. Schuppenhauer: Sind wir auf dem Wege zu einem ,anderen’ Niederdeutsch.<br />
In: <strong>Dat</strong>’s ditmal allens [...]. 100 Jahre <strong>Quickborn</strong> [...]. Hrsg. v. F. W. Michelsen<br />
u. a. Hamburg 344-386.<br />
8. Vgl. hierzu <strong>und</strong> zum Folgenden im einzelnen die in Anm 4 genannte umfassende<br />
Darstellung von H. Kröger, bes. Bd. 2. Das 20. Jahrh<strong>und</strong>ert. Hermannsburg 2001.<br />
9. Vor allem Jessens vielbew<strong>und</strong>erte, geradezu dichterische Neuschöpfung erschien<br />
eben darum <strong>für</strong> den Gottesdienst nicht so sehr geeignet.<br />
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