packaging journal 4-5_2020
Themenschwerpunkte der Ausgabe: Special Verpackungsdruck und Veredelung, Digitaldruck, Farben, Lacke, Verpackungsmaschinen und Verpackungstechnik, Green Packaging, Pharma und Kosmetik, Etikettieren und Kennzeichnen, Metallverpackungen, Marketing und Design, if Design Award 2020, Unternehmensporträt FLUX-Geräte
Themenschwerpunkte der Ausgabe:
Special Verpackungsdruck und Veredelung, Digitaldruck, Farben, Lacke, Verpackungsmaschinen und Verpackungstechnik, Green Packaging, Pharma und Kosmetik, Etikettieren und Kennzeichnen, Metallverpackungen, Marketing und Design, if Design Award 2020, Unternehmensporträt FLUX-Geräte
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VERPACKUNGSMASCHINEN, VERPACKUNGSTECHNIK<br />
Die neue Maschine in<br />
der Gesamtansicht.<br />
Kurze Entscheidungswege bei Kraus<br />
ermöglichten ein Abweichen von den gewohnten Prozessen,<br />
um die Lieferfähigkeit des Kunden zu beschleunigen.<br />
schnelle Auslieferung. Dementsprechend straff war der Zeitplan, auf<br />
den wir uns verständigten, bevor uns der Auftrag für eine Maschine zum<br />
Verpacken von Testkassetten erteilt wurde.<br />
Beim Design Review der Maschine ergab sich weiteres Potenzial für<br />
die Zusammenarbeit: das maßgenaue Zuschneiden der Teststreifen,<br />
die Übergabe des Abschnitts und das Einsetzen des Zuschnitts in die<br />
Testkassette. Bei einer Größe zwischen 3,5 und fünf Millimeter erwies<br />
sich das Handling der Zuschnitte als Herausforderung. Nach dem Motto:<br />
„Geht nicht, gibts nicht!“ Das Produkt wird also nicht nur von einer<br />
Maschine von Kraus Maschinenbau verpackt werden, sondern auch das<br />
Vorprodukt auf einer unserer Applikationen hergestellt.<br />
Wie arbeiten die Maschinen?<br />
Joachim Kraus Die Vorprodukte zur Herstellung<br />
der Teststreifen werden von unserem<br />
Reibanleger JoKer auf die Linie zugeführt. Die<br />
etwa 500 Millimeter langen Zuschnitte des<br />
Ausgangsmaterials werden prozesssicher vereinzelt,<br />
positioniert und anschließend in einer<br />
Servolineareinheit abgelegt. Über das HMI an<br />
der Maschine kann das Schnittmaß für verschiedene<br />
Arten von Covid-19-Tests definiert<br />
werden. Durch einen exakten Vorschub wird<br />
das Produkt unter dem Schnittmesser positioniert<br />
und der Streifen passgenau geschnitten.<br />
Ein ausgeklügeltes Übernahmesystem positioniert den Abschnitt zur<br />
Übernahme durch einen Roboter. Dieser setzt den Zuschnitt dann in die<br />
Testkassette ein. Beim Kunden erfolgen weitere Prozessschritte, um<br />
aus den von der Kraus-Applikation zugeschnittenen Vorprodukten den<br />
funktionsfähigen Antikörper-Schnelltest zu machen.<br />
Die Maschine zum Verpacken der Antikörper-Schnelltests übernimmt<br />
anschließend die Testkassetten. Die vorkonfektionierten Beutel<br />
werden über einen JoKer vereinzelt und in die Verpackungsmaschine gespendet.<br />
Im Durchlauf werden Etiketten mit den produktrelevanten Daten<br />
produziert und auf den Pouch appliziert, der dann über Vakuumsauger<br />
geöffnet und in Position gebracht wird. Ein Roboter übernimmt<br />
die Testkassette von der Vormaschine und übergibt sie in eine Kunststoffform.<br />
Diese wird in den Pouch eingeschoben. Die Komplexität der<br />
Kunststoffform hatte zur Folge, dass auf ein 3-D-Druckverfahren zurückgegriffen<br />
werden musste. An der letzten Station der Verpackungsmaschine<br />
wird der Beutel durch thermisches Schweißen verschlossen.<br />
Wie viele Test können pro Minute/pro Stunde verpackt werden?<br />
Jenaer Wissenschaftler haben in einem<br />
internationalen Forscherteam einen<br />
Antikörper-Schnelltest auf das Corona-Virus<br />
entwickelt. Wie das Jenaer<br />
Leibniz-Institut für Photonische Technologien<br />
mitteilt, zeigt der Test anhand<br />
einer Blutprobe innerhalb von zehn<br />
Minuten an, ob der Proband noch mit<br />
dem Virus infiziert oder bereits immun<br />
dagegen (oder mit dem Virus noch nicht<br />
in Berührung gekommen, die Red.) ist.<br />
Joachim Kraus Die Maschine stellt 30 Verpackungen pro Minute her.<br />
Diese Taktung resultiert aus der Verknüpfung mit der Vormaschine und<br />
der Übergabe an den Roboter. Im Bereich der Beutelzuführung haben<br />
wir mit unserem Reibanleger JoKer bereits Anwendungen installiert,<br />
mit denen bis zu 300 Takten pro Minute realisiert werden. Welche Leistung<br />
möglich/nötig ist, hängt immer von den Kundenspezifikationen ab.<br />
Wie lange hat die Entwicklung bzw. Anpassung gedauert?<br />
Joachim Kraus Die ersten Gespräche mit dem Kunden fanden Mitte<br />
März statt. Der Weg von der Konzeptionierung bis hin zur Bestellung<br />
durch den Kunden war von einem straffen Terminplan und hohen Projektanforderungen<br />
geprägt. Wir hatten am 18.<br />
März das Angebot eingereicht, das dann am<br />
23. März beauftragt wurde. In einem dreiwöchigen<br />
Kraftakt war es gelungen, die Anlage<br />
zu entwickeln. Zwei Entwicklerteams haben in<br />
Schichten an dem Projekt gearbeitet und die<br />
einzelnen Schritte jeweils mit dem Kunden abgestimmt.<br />
Um Zeit zu sparen, wurde nicht abgewartet,<br />
bis alles entwickelt war. Sobald eine Baugruppe<br />
fertig konstruiert war, wurde der Einkauf<br />
mit der Beschaffung aktiv. Dies entspricht<br />
nicht unserer üblichen Arbeitsweise, da das Risiko,<br />
falsche Komponenten zu ordern, hoch ist.<br />
Ich glaube, ich gehe nicht zu weit, wenn ich behaupte, dass ein gesellschaftliches<br />
Interesse an den Corona-Schnelltests besteht, weshalb es<br />
richtig ist, dieses Risiko einzugehen.<br />
Die Verzahnung, Kommunikation und Zusammenarbeit von Konstruktion,<br />
Einkauf und Montage verkürzte nicht nur den Liefertermin, sondern<br />
stellte auch eine hohe Qualität sicher. Klar ist, dass die Corona-Schnelltests<br />
dringend gebraucht werden.<br />
Welche Arbeitsschritte waren besonders anspruchsvoll?<br />
Joachim Kraus Die Herausforderungen liegen meist bei der Integration<br />
unserer Maschinen in die gesamte Produktionslinie. Bei den Schnittstellen<br />
müssen wir uns an die Vorgaben des Kunden halten. Die Abstimmung<br />
mit Herrn Söffing, dem Geschäftsführer von Senova, war sehr<br />
professionell und unkompliziert, und notwendige Entscheidungen wurden<br />
in Rekordzeit getroffen.<br />
Für das thermische Verschweißen des Verbundmaterials kommen<br />
spezielle Komponenten zum Einsatz. Dafür mussten wir einen leistungs-<br />
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04-05 | <strong>2020</strong>