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Leo Juli / August 2020

Leo – queeres Stadtmagazin für München

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20 POLITIK<br />

KOLUMNE VON<br />

FELIX MÜLLER<br />

QUEERES<br />

MUSEUM<br />

FOTO: TIBOR BOZI<br />

In seiner kommunalpolitischen<br />

Kolumne schreibt<br />

AZ-Lokalchef Felix Müller über den<br />

Ärger um Freischankflächen auf<br />

Parkplätzen, die Sorgen eines legendären<br />

Szene-Wirts – und das Queere<br />

Museum für München, das schon<br />

bald Gestalt annehmen könnte.<br />

Wenn jetzt noch das Wetter mitspielt<br />

(und die Infektionszahlen niedrig bleiben)<br />

dann könnte es doch noch was werden<br />

mit diesem Münchner Sommer. Die Leute<br />

zieht es raus, klar. Und sie haben in diesem<br />

Jahr sogar mehr Platz als früher. Denn der<br />

neue Stadtrat hat als Soforthilfe für die<br />

Gastronomen beschlossen, dass unter<br />

bestimmten Umständen Parkplätze zu<br />

Freischankflächen umgewandelt werden<br />

können. An manchen Ecken der Stadt sah<br />

das an den ersten warmen Abenden schon<br />

ganz wunderbar aus, am La Kaz im Westend<br />

etwa, vor dem Sappralott in Neuhausen<br />

oder dem Café Fortuna in Haidhausen.<br />

Doch wie das so ist wenn sich München<br />

locker machen will, gibt es natürlich auch<br />

in diesem Fall von Anfang an Ärger. Viele<br />

Cafés gelten nicht offiziell als Schank- oder<br />

Speisewirtschaft, die Neuregelung hatte der<br />

Stadtrat aber versehentlich nur für diese<br />

geschaffen. Im Kreisverwaltungsreferat<br />

legte man die Regel penibel aus – und nun<br />

sind viele Cafés gegenüber anderen Gastronomen<br />

benachteiligt. Im Gärtnerplatzviertel<br />

protestierte etwa der Trachtenvogl<br />

lautstark, dass er zunächst keine Parkplätze<br />

nutzen durfte. Bei einer Szene-Legende<br />

erreichte der aktuelle Ärger um die<br />

Freischankflächen sogar den Landtag. Das<br />

Café Nil in der Hans-Sachs-Straße muss<br />

nach Angaben von Wirt Manfred Krischer<br />

ums Überleben kämpfen. Auch er bekam<br />

von der Stadt nach den harten<br />

Wochen der Schließung<br />

keine Genehmigung,<br />

Parkplätze nutzen zu<br />

dürfen. Der queerpolitische<br />

Sprecher<br />

der Landtags-FDP<br />

Sebastian Körber<br />

schaltete sich<br />

ein – unter anderem<br />

mit einem offenen<br />

Brief an OB Dieter Reiter<br />

(SPD). Der ist tatsächlich<br />

offiziell zuständig und wird sich<br />

letztlich daran messen lassen müssen, ob<br />

die Parkplatz-Cafés ein Erfolg geworden<br />

sind – oder viele mit dem Konzept verbinden,<br />

dass genau ihr Lieblings-Café nicht<br />

mitmachen durfte und vielleicht am Ende<br />

gar zusperren musste.<br />

Geprägt werden dürfte Reiters zweite<br />

Amtszeit von den knapper werdenden<br />

öffentlichen Kassen – und von der Frage,<br />

wie der knappe Platz in der wachsenden<br />

Stadt genutzt wird. Dabei wird es immer<br />

wieder ums Auto gehen. Und um die<br />

Frage, ob man es nicht besser fernhält,<br />

so wie mit den neuen Café-Tischen statt<br />

Parkplätzen. Noch der alte Stadtrat hatte<br />

eine Aktion beschlossen, um den Verkehr<br />

zu beschränken, die in diesen Wochen<br />

viel Aufmerksamkeit bekommt. Denn<br />

Ampeln auf der Prinzregentenstraße<br />

bleiben nun besonders lange rot. Die Stadt<br />

argumentiert, diese Maßnahme habe man<br />

nicht verhindern können. Sie sei nötig,<br />

um die hohe Schadstoffbelastung an den<br />

Messstellen zu senken – und um so<br />

letztlich Fahrverbote zu verhindern.<br />

Das überzeugt nicht alle. FDP<br />

und CSU protestierten<br />

umgehend.<br />

Rosa-Liste-Stadtrat<br />

Thomas Niederbühl<br />

hingegen setzte in den<br />

ersten Wochen der neuen<br />

Amtszeit gleich einen<br />

anderen, ersten Akzent. Im<br />

Koalitionsvertrag steht ganz<br />

offiziell, dass Grün-Rot-Rosa ein<br />

Queeres Museum will – und Niederbühl<br />

trommelt öffentlich für die Umsetzung.<br />

„In einem ersten Zwischenschritt könnten<br />

wir neue Räume für das queere Archiv<br />

zur Verfügung stellen, die platzen aus<br />

allen Nähten“, sagte Niederbühl in einem<br />

Abendzeitung-Interview. „Dort könnten<br />

auch kleine Ausstellungsräume sein als<br />

eine erste Keimzelle, für das, was kommen<br />

mag“. Und dann, eines Tages ein echtes<br />

eigenes schwules Museum? Niederbühl<br />

würde gerne noch weiter gehen. „Wenn ich<br />

träumen darf“, sagte er in dem Interview,<br />

„würde ich mir wünschen, dass wir ein<br />

queeres Kulturhaus bekommen – mit dem<br />

Museum, aber auch Räumen für Vereine<br />

und Initiativen.“<br />

FOTO: PRIVAT

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