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20 POLITIK<br />
KOLUMNE VON<br />
FELIX MÜLLER<br />
QUEERES<br />
MUSEUM<br />
FOTO: TIBOR BOZI<br />
In seiner kommunalpolitischen<br />
Kolumne schreibt<br />
AZ-Lokalchef Felix Müller über den<br />
Ärger um Freischankflächen auf<br />
Parkplätzen, die Sorgen eines legendären<br />
Szene-Wirts – und das Queere<br />
Museum für München, das schon<br />
bald Gestalt annehmen könnte.<br />
Wenn jetzt noch das Wetter mitspielt<br />
(und die Infektionszahlen niedrig bleiben)<br />
dann könnte es doch noch was werden<br />
mit diesem Münchner Sommer. Die Leute<br />
zieht es raus, klar. Und sie haben in diesem<br />
Jahr sogar mehr Platz als früher. Denn der<br />
neue Stadtrat hat als Soforthilfe für die<br />
Gastronomen beschlossen, dass unter<br />
bestimmten Umständen Parkplätze zu<br />
Freischankflächen umgewandelt werden<br />
können. An manchen Ecken der Stadt sah<br />
das an den ersten warmen Abenden schon<br />
ganz wunderbar aus, am La Kaz im Westend<br />
etwa, vor dem Sappralott in Neuhausen<br />
oder dem Café Fortuna in Haidhausen.<br />
Doch wie das so ist wenn sich München<br />
locker machen will, gibt es natürlich auch<br />
in diesem Fall von Anfang an Ärger. Viele<br />
Cafés gelten nicht offiziell als Schank- oder<br />
Speisewirtschaft, die Neuregelung hatte der<br />
Stadtrat aber versehentlich nur für diese<br />
geschaffen. Im Kreisverwaltungsreferat<br />
legte man die Regel penibel aus – und nun<br />
sind viele Cafés gegenüber anderen Gastronomen<br />
benachteiligt. Im Gärtnerplatzviertel<br />
protestierte etwa der Trachtenvogl<br />
lautstark, dass er zunächst keine Parkplätze<br />
nutzen durfte. Bei einer Szene-Legende<br />
erreichte der aktuelle Ärger um die<br />
Freischankflächen sogar den Landtag. Das<br />
Café Nil in der Hans-Sachs-Straße muss<br />
nach Angaben von Wirt Manfred Krischer<br />
ums Überleben kämpfen. Auch er bekam<br />
von der Stadt nach den harten<br />
Wochen der Schließung<br />
keine Genehmigung,<br />
Parkplätze nutzen zu<br />
dürfen. Der queerpolitische<br />
Sprecher<br />
der Landtags-FDP<br />
Sebastian Körber<br />
schaltete sich<br />
ein – unter anderem<br />
mit einem offenen<br />
Brief an OB Dieter Reiter<br />
(SPD). Der ist tatsächlich<br />
offiziell zuständig und wird sich<br />
letztlich daran messen lassen müssen, ob<br />
die Parkplatz-Cafés ein Erfolg geworden<br />
sind – oder viele mit dem Konzept verbinden,<br />
dass genau ihr Lieblings-Café nicht<br />
mitmachen durfte und vielleicht am Ende<br />
gar zusperren musste.<br />
Geprägt werden dürfte Reiters zweite<br />
Amtszeit von den knapper werdenden<br />
öffentlichen Kassen – und von der Frage,<br />
wie der knappe Platz in der wachsenden<br />
Stadt genutzt wird. Dabei wird es immer<br />
wieder ums Auto gehen. Und um die<br />
Frage, ob man es nicht besser fernhält,<br />
so wie mit den neuen Café-Tischen statt<br />
Parkplätzen. Noch der alte Stadtrat hatte<br />
eine Aktion beschlossen, um den Verkehr<br />
zu beschränken, die in diesen Wochen<br />
viel Aufmerksamkeit bekommt. Denn<br />
Ampeln auf der Prinzregentenstraße<br />
bleiben nun besonders lange rot. Die Stadt<br />
argumentiert, diese Maßnahme habe man<br />
nicht verhindern können. Sie sei nötig,<br />
um die hohe Schadstoffbelastung an den<br />
Messstellen zu senken – und um so<br />
letztlich Fahrverbote zu verhindern.<br />
Das überzeugt nicht alle. FDP<br />
und CSU protestierten<br />
umgehend.<br />
Rosa-Liste-Stadtrat<br />
Thomas Niederbühl<br />
hingegen setzte in den<br />
ersten Wochen der neuen<br />
Amtszeit gleich einen<br />
anderen, ersten Akzent. Im<br />
Koalitionsvertrag steht ganz<br />
offiziell, dass Grün-Rot-Rosa ein<br />
Queeres Museum will – und Niederbühl<br />
trommelt öffentlich für die Umsetzung.<br />
„In einem ersten Zwischenschritt könnten<br />
wir neue Räume für das queere Archiv<br />
zur Verfügung stellen, die platzen aus<br />
allen Nähten“, sagte Niederbühl in einem<br />
Abendzeitung-Interview. „Dort könnten<br />
auch kleine Ausstellungsräume sein als<br />
eine erste Keimzelle, für das, was kommen<br />
mag“. Und dann, eines Tages ein echtes<br />
eigenes schwules Museum? Niederbühl<br />
würde gerne noch weiter gehen. „Wenn ich<br />
träumen darf“, sagte er in dem Interview,<br />
„würde ich mir wünschen, dass wir ein<br />
queeres Kulturhaus bekommen – mit dem<br />
Museum, aber auch Räumen für Vereine<br />
und Initiativen.“<br />
FOTO: PRIVAT